Rezension zu: Caroline Arni: Pränatale Zeiten. Das Ungeborene und die Humanwissenschaften (1800-1950). Basel, Berlin: Schwabe Verlag 2018. ; Review of: Caroline Arni: Pränatale Zeiten. Das Ungeborene und die Humanwissenschaften (1800-1950). Basel, Berlin: Schwabe Verlag 2018
Die Basler Historikerin Caroline Arni legt eine inspirierende und materialreiche Studie dazu vor, wie die Wissenschaften vom Menschen im 19. Jahrhundert das Ungeborene als Wissensgegenstand erschlossen. Sie arbeitet die Beiträge der Fötalphysiologie, Embryologie, Psychiatrie, Psychologie und Psychoanalyse heraus und rekonstruiert, welchen historischen Konjunkturen die Vorstellung eines mütterlichen Einflusses auf die Entwicklung des Ungeborenen unterlag. Überzeugend zeigt sie auf, wie das Konzept der biologischen Entwicklung unlösbare Fragen danach aufwarf, was ein menschliches Subjekt ausmacht. Die höchst lesenswerte wissenschaftshistorische Studie bietet auch für die geschlechtertheoretische Erforschung von Schwangerschaft und Geburt in der Gegenwart eine Vielzahl von Anregungen. ; The Basel historian Caroline Arni presents an inspiring and material-rich study of how human science tapped the unborn child as a knowledge object in the 19th century. She elaborates on the contributions of fetal physiology, embryology, psychiatry, psychology and psychoanalysis and reconstructs which historical cycles were subject to the idea of a maternal influence on the development of the unborn child. Convincingly she shows how the concept of biological development raised unsolvable questions about what makes a human subject. This most readable scientific-historical study also offers a large number of suggestions for the gender-theoretical research into pregnancy and childbirth in the present.