L'espace impossible de Bramante: Étude sur le cycle des Hommes d'armes
In: Actes de la recherche en sciences sociales, Band 23, Heft 1, S. 37-50
ISSN: 1955-2564
Der Unmögliche Raum Bramantes.
Anlässlich einer 1977 in der Pinakothek von Brera organisierten Ausstellung wurde von einer Gruppe von Kunstsachverständigen der reale Raum des Saales rekonstruiert, in dem ursprünglich die Fresken Bramantes, bekannt als die Fresken «Männer mit Waffen», gezeigt worden waren.
Die Verbindung einer von Germano Mulazzani durchgeführten ikonologischen Lektüre mit der von Marisa Dalaï geleiteten Analyse des Gebrauchs der Perspektive durch Bramante lässt eine unerwartete Problematik offenbar werden : Es hat ailes den Anschein, als ob der Maler, gegenüber der politischen Macht seine neuartige intellektuelle Macht dokumentierend, dem Empfänger seines Werkes kraft eines letzten illusionistischen Effekts die Möglichkeit verwehrt haben wollte, dieses sich real anzueignen. Bramante begnügt sich nicht damit, jenendem Rätsel der vier Elemente und der vier Tugenden -dessen Lösung fur jeden Platon-Leser Mässigung und Gerechtigkeit heisst -zu unterwerfen und, sich selbst mit den Zügen Demokrit darstellend, ihn mit der Herausforderung. seines subtilen Lachens zu konfrontieren ; vielmehr appelliert er an und verweigert er zugleich die Teilnahme des Betrachters an der Perzeption und Dechiffrierung der ihm dargebotenen Repräsentation, offeriert und verweigert er ihm zugleich die vollständige Vision und die Dechiffrierung der repräsentierten Bedeutungen. Einerseits lädt er den Betrachter ein, sich ins Werk selbst praktisch zu versenken, an dessen «Funktionsweise», wie man heute sagen würde, teilzunehmen dadurch, dass er sich ins Zentrum des Werkes versetzt, jenen geometrischen Ort an dem sich die Wahrheit jeglicher politischen Allegorie des vollkommenen Staates - Mässigung und Gerechtigkeit - enthüllt und realisiert ; andrerseits schliesst er ihn von diesem unmöglichen Ort, von diesem uneinnehmbaren und unhaltbaren Platz gerade aus, indem er den zentralen Fluchtpunkt der Komposition auf eine Höhe verlegt, die auch einem Fürstenkopf unerreichbar ist. Das Lachen Demokrit-Bramantes wird auf einmal verständlich ...