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Ein Foto, das bei der Ausweisung von Jüdinnen und Juden polnischer Staatsangehörigkeit in Nürnberg am 28. Oktober 1938 aufgenommen wurde. Bild: Bundesarchiv, Bild 146-1982-174-27 / Großberger, H. / CC-BY-SA 3.0 "L. Papa. Ich habe garnichts. Bin ausgewiesen nach Polen ganz allein ohne alles. Fahr wenn m[ö]glich zu Tante Berta. Wilna Wielka 49 Friedel"Diese Postkarte schrieb die damals 16-jährige Friedel Bendkower aus der Frankfurter Battonnstraße an ihren Vater David, als sie anlässlich der sogenannten "Polenaktion" am 28. Oktober 1938 ausgewiesen wurde. Sie verfasste die Zeilen während ihrer Verschleppung noch im Zug.[1] Am 27. Oktober zwischen 14 und 18 Uhr hatten im ganzen Zuständigkeitsbereich des polnischen Generalkonsulats Frankfurt Juden polnischer Staatsangehörigkeit von den Polizeiorganen ihren Ausweisungsbefehl erhalten. So wie Friedel mussten Tausende Jüdinnen und Juden, welche schon lange in Deutschland lebten, von heute auf morgen ihr Zuhause verlassen. Sie hatten zwar nach der Gründung der Zweiten Polnischen Republik 1918 die polnische Staatsangehörigkeit erhalten, aber oft sprachen sie nicht einmal Polnisch und hatten wenige, manchmal gar keine Verbindungen nach Polen. Familien wurden getrennt, der Zugang zu ihren Netzwerken und Ressourcen plötzlich abgeschnitten. Der konkrete Anstoß für diesen radikalen Schritt der Nationalsozialisten zu diesem Zeitpunkt war ein Erlass der polnischen Regierung, der besagte, dass ab dem 30. Oktober 1938 die Pässe von polnischen Staatsbürgern jüdischen Glaubens, die länger als fünf Jahre im Ausland lebten, nicht mehr gültig sein sollten. Mit dieser Regelung wollte die polnische Regierung der schon länger von ihr befürchteten massenhaften Ausreise oder Ausweisung von polnischen Jüdinnen und Juden aus NS-Deutschland nach Polen zuvorkommen. Das Gegenteil trat ein. Die deutschen Behörden fingen hastig an, ihre bereits von langer Hand geplante erste größere Deportationsaktion umzusetzen.[2]Die erste große Deportationsaktion der Nationalsozialisten – regional unterschiedlich umgesetztDie Methoden der deutschen Polizeiorgane vor Ort unterschieden sich dabei in ihrer Brutalität erheblich. Teilweise wurden Ausreisebefehle zunächst übergeben, in den meisten Fällen aber die Menschen direkt verhaftet und wie Friedel Bendkower ohne Gepäck, fallweise sogar ohne vollständige Bekleidung, abtransportiert. Auch waren unterschiedlich zusammengesetzte Gruppen betroffen: In manchen deutschen Städten wurden etwa nur männliche Jugendliche und Männer über 18 Jahren (z. T. bis ins hochbetagte Alter, aus den Altenheimen heraus) deportiert, in anderen ganze Familien inklusive der Kleinkinder.[3]Die Anordnung zur Zwangsausweisung der polnischen Juden, die aus Berlin kam, erreichte nicht alle Reichsteile gleichzeitig, und so variierte das Abschiebedatum je nach Wohnort zwischen dem 27. und dem 29. Oktober. Am Ende wurden schätzungsweise 17.000 Menschen verschleppt und unter schlimmsten Bedingungen an die deutsch-polnische Grenze transportiert. Ziel waren drei Grenzorte mit Bahnanschluss: Bentschen (Zbąszyń) in Großpolen, Konitz (Chojnice) in Pommern und Beuthen (Bytom) in Oberschlesien. Vom Frankfurter Hauptbahnhof mussten die Zwangsausgewiesenen ab dem 28. Oktober um 8 Uhr morgens mit Sonderzügen Richtung polnische Grenze fahren.Die polnischen diplomatischen Vertretungen und die Grenzbehörden vor Ort verhielten sich ebenfalls unterschiedlich. In Frankfurt hatte das Generalkonsulat ab dem Nachmittag des 27. Oktobers von Betroffenen erste Nachrichten über die bis dahin unbekannte Aktion erhalten. Schließlich hatten es in Frankfurt 200 Menschen, die nicht sofort verhaftet worden waren, ins Generalkonsulat geschafft – mit der Bitte um Erklärungen und Intervention. Doch der Konsul schickte sie mit Hinweis auf die Zwecklosigkeit des Unterfangens davon, während an anderen Standorten wie Leipzig Unterstützung organisiert wurde. Beginnend am Abend des 28. Oktobers 1938 trieb die deutsche Polizei die Menschen über die Landstraßen oder entlang der Eisenbahngleise bis zur Grenze nach Zbąszyń. Im Grenzstreifen, auf dem Bahngelände, in der nahe gelegenen Stadt oder einfach der unbewohnten Umgebung irrten letztlich mehrere tausend Menschen umher und versuchten, irgendwo unterzukommen. Die polnischen Behörden hatten aus Warschau keinerlei Vorwarnung erhalten und reagierten völlig überfordert. Schließlich bemühten sich die Wachen an der polnischen Grenze in Zbąszyń darum, die Papiere der Ausgewiesenen zu kontrollieren und sie zu registrieren, an den anderen Übergängen konnten sie ohne Erfassung weiterreisen. Wer in Zbąszyń kein Ziel bei einem Bekannten oder einer Verwandten oder ähnliches angeben konnte, dem wurde die weitere Einreise verweigert; es folgte die Internierung in Zbąszyń in einer alten Kaserne und deren Ställen. Neben der Abreise zu einer bekannten Person in Polen gab es für viele auch die Möglichkeit, kurzzeitig auf eigene Kosten ins Deutsche Reich zurückzukehren und dort den Haushalt aufzulösen; sofort im Anschluss erfolgte dann meist die erneute Ausweisung.[4] Mehrere hundert Menschen wurden in den Tagen der Verschleppung schwer verletzt, etwa 50 Menschen starben.[5]Auch die Eltern und Geschwister des 17-jährigen, bereits nach Paris emigrierten Herschel Grynszpan aus Hannover, der die Rabbinische Lehranstalt Jeschiwa im Frankfurter Ostend besucht hatte, waren Opfer der Aktion. Dies war seine Motivation für das am 7. November 1938 verübte letztlich tödliche Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst vom Rath. Diese Episode diente den Nationalsozialisten als Vorwand für die gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland gerichteten Novemberpogrome 1938.Das Schicksal der allermeisten Opfer dieser ersten massenhaften Zwangsausweisung von Juden aus Deutschland lässt sich nur schwer ermitteln. Wem es gelang, aus unterschiedlichen Gründen ins Deutsche Reich zurückzukehren, in Polen Anschluss zu finden oder in andere europäische Länder zu emigrieren, wurde oftmals von den weiteren Entwicklungen wieder eingeholt und später deportiert und ermordet. Erforschung von Lebenszeichen, die an die in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden polnischer Staatsangehörigkeit erinnernDenkmale oder Erinnerungszeichen an die Deportation der polnischen Juden 1938 gibt es nur wenige. Das Projekt "Lebenszeichen ⋮ Znaki Życia. Polen und der Zweite Weltkrieg – Erinnerungsorte in Deutschland" des Deutschen Polen-Instituts erforscht die Erinnerung an Polinnen und Polen, die sich während des Zweiten Weltkriegs sowie in den Jahren unmittelbar davor und danach in Deutschland befanden. So wird auch nach Spuren gesucht, die an die Deportationen von 1938 erinnern.[6] In Zbąszyń selbst wird das Gedenken im öffentlichen Raum gepflegt, etwa durch einen Informationsweg entlang der ehemaligen Grenze. Seit 1987 erinnert ein Gedenkstein in Altona an die Vertreibung von über 800 polnischen Jüdinnen und Juden aus Altona. In vielen Gemeinden wurden Stolpersteine verlegt, die an individuelle Opfer erinnern, etwa in Hamburg, Berlin, Frankfurt, Hannover, Dinslaken, Essen, Karlsruhe, Zaberfeld, Ludwigshafen, Kaiserslautern u. a.Eine gesonderte Erwähnung findet die "Polenaktion" auch im öffentlichen Gedenken der rheinland-pfälzischen Stadt Pirmasens. Am Bahnhofsvorplatz wurde vom Trierer Künstler Clas Steinmann eine Gedenkstätte für alle Pirmasenser Opfer des Nationalsozialismus entworfen. Das zentrale Denkmal, bestehend aus Bronze-Stelen, funktioniert inhaltlich als Ensemble mit dezentralen Tafeln, die stetig erweitert werden. Diese wurden an den letzten Wohnorten der Opfer angebracht; sie informieren in Kurzform über die biografischen Grunddaten der Menschen und verweisen mit einem QR-Code auf die städtische Homepage für mehr historischen Kontext.[7]Am Amtsgericht, in der Bahnhofstraße 22–26 informiert seit 2018 eine sogenannte Sachtafel zur "Polenaktion", der Zwangsausweisung polnischer Juden 1938. Sachtafel am Amtsgericht in Pirmasens, angebracht am Gebäude in der Bahnhofstraße 22–26, mit Verweis auf die Internetseite https://www.pirmasens.de/leben-in-ps/kultur/gedenkprojekt/dezentrale-gedenkorte/bahnhofstrasse-22-26/. Bild: StArchiv PS Der damals zehnjährige Emanuel Baumöhl wurde am Amtsgericht Pirmasens am 27. Oktober 1938 als einer von 40 Jüdinnen und Juden polnischer Herkunft und ihrer Familienangehörigen festgesetzt."Auf dem Gerichtsgebäude teilte man uns mit, dass alle Verhafteten polnische Staatsangehörige seien und infolgedessen als staatenlose Ostjuden abgeschoben würden. Wir verbrachten die Nacht im Gerichtsgebäude und wurden am nächsten Morgen [...] auf Lastwagen nach Kaiserslautern ins Gefängnis gebracht. Meine Eltern und die übrigen Juden mussten hier alle Wertgegenstände, die sie bei sich trugen, abgeben. Anschließend ging es vom Gericht zum Hauptbahnhof, wo wir unter Polizeischutz in Personenwaggons verladen wurden. [...] [Wir erreichten] an der damaligen deutsch-polnischen Grenze Neu-Bentschin. Bei strömendem Regen und furchtbarer Kälte mussten wir die Waggons verlassen. Entlang der Gleise wurden wir über das sogenannte Niemandsland auf die polnische Seite getrieben. Doch die Polen ließen die Menschen nicht in ihr Land, so dass wir einige Tage unter freiem Himmel auf Gleisen verbringen mussten. Nach drei Tagen wurden wir von den Polen in eine nahegelegene leerstehende Mühle verfrachtet, die wir nicht verlassen durften. In dieser Mühle, die eine Ruine ohne jegliches Mobiliar war, verbrachten wir fast ein Jahr. Wir schliefen auf Stroh. Einmal täglich erhielten wir vom polnischen Roten Kreuz unsere Verpflegung."[8]Der 1928 in Pirmasens geborene Emanuel Baumöhl hatte einen aus Polen stammenden jüdischen Vater, Berich Süsser. Die Mutter war die zweite Frau seines Vaters, eine aus Kleinhausen stammende Katholikin, die bei der Heirat zum Judentum konvertierte. Aus der ersten Ehe des Vaters hatte Emanuel vier Geschwister. Zur erzwungenen Namensänderung der Familie in Baumöhl kam es, weil die Nationalsozialisten die in Polen von einem Rabbiner vorgenommene Eheschließung von Berichs Eltern nicht anerkannten.[9]Im Oktober 1938 wurden auch die Baumöhls, da alle die polnische Staatsangehörigkeit besaßen, Opfer der ersten großen Vertreibung von Juden aus Deutschland. Im Juni 1941, nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, richteten die Nationalsozialisten in Berichs Geburtsstadt Rawa-Ruska, wo sich die Familie zu der Zeit befand, ein jüdisches Ghetto ein. Helmut Sittinger, der die Geschichte von Emanuel Baumöhl untersucht hat, schreibt dazu: "Zu diesem Zeitpunkt überließ man Berichs 'arischer' Ehefrau die Entscheidung, sich von ihrer Familie zu trennen, was sie klar ablehnte. So mussten sie und ihr Sohn Emanuel bei der letzten 'Judenaktion' im Ghetto in Rawa Ruska mit ansehen, wie im Dezember 1942 ein 18-jähriger SS-Mann den Familienvater und seinen Sohn Obed erschoss."[10] Flucht zurück nach Deutschland und in die USAEmanuel und seiner Mutter gelang mithilfe eines Polizeihauptmanns aus Bayreuth die Flucht vor der vorrückenden Roten Armee, in vier Monaten, bis über die Karpaten und nach Deutschland. Dort fuhren sie zur Schwester von Anna Baumöhl nach Ixheim. Nach drei Tagen wurden sie von SA-Männern festgenommen und zur Zwangsarbeit herangezogen. Anna Baumöhl musste im nahegelegenen Althornbach arbeiten und durfte weiterhin bei ihrer Schwester leben, Emanuel kam zu einem Landwirt nach Zweibrücken. Er wurde dort gut behandelt, obwohl er keinen Lohn bekam, und fühlte sich einigermaßen sicher; so blieb er noch einige Monate nach Kriegsende dort, bevor er im nahen Dorndorf Arbeit fand. 1946 lernte Emanuel Isolde Jost kennen, Tochter eines bekennenden Nationalsozialisten. Sie verliebten sich, und er schaffte es mit ihrer Hilfe seine Schulbildung nachzuholen, die er 1938 abrupt hatte abbrechen müssen. Emanuel Baumöhl arbeitete weiter, besuchte zugleich eine Handelsschule, machte eine Lehre und fing bei Elektrofirma an. Erst 1952 konnten Emanuel und Isolde heiraten: Obwohl Emanuel ursprünglich die polnische Staatsbürgerschaft hatte, wurde er nach dem Krieg als staatenlose displaced person geführt. Eine Heirat hätte dazu geführt, dass Isolde ihre deutsche Staatsbürgerschaft verloren hätte. So warteten die beiden mit ihrer Hochzeit, bis Emanuel die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Sie bekamen zwei Töchter.[11]Friedel Bendkower und auch ihr jüngerer Bruder hingegen konnten nach ihrer vorläufigen Rückkehr von der deutsch-polnischen Grenze in die USA flüchten, wohin der von der Mutter geschiedene Vater David schon früh ins Exil gegangen war. Die Mutter, Regina Bendkower, wurde am 12. November 1941 bei der zweiten großen Massendeportation aus Frankfurt in das Ghetto in der von den Deutschen besetzten belarusischen Stadt Minsk verschleppt und ermordet.[12] Stolperstein Battonnstraße 7 Regina Bendkower. Bild: Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main [1] Aus dem Nachlass von Friedel Mayer, geb. Bendkower, Jüdisches Museums Frankfurt.
[2] Zur Einführung Monika Stefanek: "Polenaktion" 1938, in: Porta Polonica – https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/polenaktion-1938 (27.10.2022); Grundlegend Alina Bothe, Gertrud Pickhan: Ausgewiesen! Berlin, 28.10.1938. Die Geschichte der "Polenaktion", Berlin 2018. Die Ausstellung "Ausgewiesen! Die Geschichte der Polenaktion 1938" ist vom 28.10. bis 27.11.2022 in der Marienkirche in Frankfurt (Oder) zu sehen.
[3] Für einen Abschiebungsbescheid aus Berlin s. https://www.jmberlin.de/thema-polenaktion-1938#media-7723 (27.10.2022).
[4] https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/zwangsausweisung.html.de?page=1 (23.01.2019); Jerzy Tomaszewski: Auftakt zur Vernichtung: Die Vertreibung polnischer Juden aus Deutschland im Jahre 1938. Osnabrück 2002, S. 113–195.
[5] Alina Bothe, Vortrag anlässlich des 84. Jahrestags der "Polenaktion" für das Projekt #LastSeen der Arolsen Archives, 27.10.2022.
[8] Dunja Maurer, Bernhard Kukatzki, Heike Wittmer (Hrsg.): Juden in Pirmasens. Spuren ihrer Geschichte, Pirmasens 2004, S. 444 f.
[9] Und zum folgenden: Helmut Sittinger: Emanuel Baumöhl: Ein gebürtiger Pirmasenser als polnischer Zwangsarbeiter in Zweibrücken, in: Gertrud Schanne-Raab (Hrsg.): Für jeden sichtbar und doch vergessen. Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Zweibrücken 1940–1945, St. Ingbert 2021, S. 280–282, hier S. 280. Vgl. Otmar Weber: Nur drei haben überlebt. Das Schicksal der Familie Süsser/Baumöhl während der NS-Zeit, in: Maurer, Kukatzki, Wittmer (Hrsg.): Juden in Pirmasens, S. 438–449.
[10] Sittinger, Emanuel Baumöhl, S. 280 f.
[11] Ebenda, S. 281–283.
[12] Die Abschnitte allgemein zur "Polenaktion" und zur Familie Bendkower wurden weitgehend übernommen aus: Julia Röttjer, Raus aus Deutschland! Die Ausweisung von Jüdinnen und Juden 1938 im Rhein-Main-Gebiet ("Polenaktion"), in: Peter Oliver Loew (Hrsg.), Lebenspfade / Śćieżki życia. Polnische Spuren in RheinMain. Ein historisches Mosaik, Darmstadt 2019, S. 79-81.
Familiensoziologische Forschung vernachlässigt bislang die Bedeutung des Kindesalters als Erklärung dafür, wie sich Eltern die Erwerbsarbeit, die Hausarbeit und die Kinderbetreuung aufteilen. Dabei ist es offenkundig, dass sich mit einem jugendlichen Kind andere Ausgestaltungsspielräume für die Eltern ergeben als mit einem Säugling. Gleichzeitig werden durch die Arbeitsteilung unmittelbar nach der Geburt eines Kindes Weichen gestellt, die die Arbeitsteilung in den nachfolgenden Jahren prägen können. Im Fokus dieser Dissertation stehen daher Forschungsfragen, die sich darauf beziehen, welche Rolle das Kindesalter für die Arbeitsteilung der Eltern spielt. Des Weiteren interessiert die Frage danach, welche Rolle Einflussfaktoren wie z.B. relative Ressourcen oder Geschlechterrolleneinstellungen für die Arbeitsteilung spielen und ob sich deren Bedeutung in Abhängigkeit vom Alter des Kindes verändert. Einen Theoriestrang stellen dabei ökonomische Theorien wie die familienökonomische Theorie und die Verhandlungstheorie dar; einen weiteren Theoriestrang bilden die geschlechterrollen-, normen- und identitätsbasierten Ansätze. Bei beiden Theoriesträngen wird in dieser Dissertation herausgearbeitet, welche Bedeutung dem Alter des Kindes jeweils zugeschrieben werden kann. Doch zusätzlich spielen auch in Deutschland gegebene institutionelle und kulturelle Rahmenbedingungen wie etwa familienpolitische Maßnahmen (wie z.B. Geldpolitiken, Zeitpolitiken und infrastrukturelle Regelungen) und Familienleitbilder eine wichtige Rolle. Daher werden Hypothesen abgeleitet, die Annahmen darüber machen, welche Rolle die Einflussfaktoren in verschiedenen Altersstufen des Kindes und unter den jeweiligen Rahmenbedingungen spielen. Es wird angenommen, dass die Einflussfaktoren bei unter 1- jährigen Kindern aufgrund von institutionellen Rahmenbedingungen noch keine Rolle spielen, aber dass die Bedeutung der Einflussfaktoren mit zunehmendem Alter des Kindes größer wird. Als Datengrundlage zur Beantwortung der Forschungsfragen dient der DJI-Survey "Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten" (kurz: "AID:A") von 2013/14. Anhand von diversen, multivariaten Analysen wird herausgearbeitet, welche Rolle das Alter des Kindes für die Arbeitsteilung der Eltern spielt und inwiefern sich die Bedeutung weiterer Einflussfaktoren in Abhängigkeit vom Alter des Kindes verändert. Die Ergebnisse zeigen, dass das Kindesalter von zentraler Bedeutung für die Aufteilung der Erwerbsarbeit ist, während es für die Aufteilung der Hausarbeit und der Kinderbetreuung nur eine geringere Rolle spielt. Während die Aufteilung der Erwerbsarbeit mit zunehmendem Alter des Kindes deutlich egalitärer wird, sind die Aufteilung der Hausarbeit und der Kinderbetreuung über das Kindesalter hinweg relativ traditionell. Mütter können mit dem Älterwerden des Kindes somit größere Erwerbsoptionen realisieren, aber offenbar nicht, weil die Väter stärker in die Kinderbetreuung einsteigen, sondern eventuell, weil die Kinder weniger betreuungsintensiv sind oder die institutionellen und kulturellen Rahmenbedingungen dies besser ermöglichen. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass niedrigere Ressourcen der Mütter (im Vergleich zu den Ressourcen der Väter) einen negativen Effekt auf den Erwerbsanteil der Mütter haben, aber höhere Ressourcen der Mütter zeigen dagegen keinen positiven Effekt auf den Erwerbsanteil der Mütter. Die relativen Ressourcen haben somit keinen symmetrischen, geschlechtsunabhängigen Effekt. Gleiches trifft auch für die Aufteilung der unbezahlten Arbeit zu: Hier zeigt sich, dass Mütter mehr Hausarbeit und mehr Kinderbetreuung übernehmen, wenn sie niedrigere Ressourcen haben; aber sie übernehmen umgekehrt nicht weniger Hausarbeit und nicht weniger Kinderbetreuung, wenn sie höhere Ressourcen als die Väter haben. Die altersspezifischen Hypothesen hierzu, d.h. dass die Bedeutung der relativen Ressourcen bei kleineren Kindern geringer ist als bei älteren Kindern, können in den meisten Fällen nicht bestätigt werden. Insgesamt kommt den relativen Ressourcen aber nur eine geringe Bedeutung zu. Bei den Geschlechterrolleneinstellungen zeigt sich, dass egalitäre Einstellungen mit einer egalitäreren Aufteilung der Erwerbsarbeit, der Hausarbeit und der Kinderbetreuung einhergehen. Die altersspezifischen Annahmen, dass die Geschlechterrolleneinstellungen bei kleineren Kindern einen geringeren Effekt und bei älteren Kindern einen stärkeren Effekt haben, können für alle drei Dimensionen der Arbeitsteilung dagegen größtenteils nicht bestätigt werden. In vertiefenden Analysen werden die Geschlechterrolleneinstellungen darüber hinaus anhand einer latenten Klassenanalyse multidimensional abgebildet: Hieraus gehen die drei latenten Klassen "intensive mothering/parenting", "egalitärer Essentialismus" und "egalitär" hervor. Auch diese Klassen haben signifikante Effekte auf die Arbeitsteilung: In der Klasse des "intensive mothering/parenting" sind Erwerbsarbeit, Hausarbeit und Kinderbetreuung am traditionellsten aufgeteilt, in der "egalitären" Klasse am egalitärsten und die Klasse des "egalitären Essentialismus" befindet sich zwischen diesen beiden Extremen. Allerdings gibt es auch hier in der Regel keine signifikante Veränderung in Abhängigkeit vom Alter des Kindes, d.h. die Einstellungen spielen für die Arbeitsteilung der Eltern in den meisten Altersstufen des Kindes eine gleich große Rolle. Zusammenfassend lassen sich die Ergebnisse wie folgt interpretieren: Dass die meisten Einflussfaktoren bei einem geringen Kindesalter noch keine große Rolle spielen, kann auf ungünstige institutionelle und kulturelle Rahmenbedingungen zurückgeführt werden. Die Tatsache, dass die Einflussfaktoren bei älteren Kindern jedoch entgegen den Erwartungen nicht bedeutend an Stärke gewinnen, kann möglicherweise darauf zurückgeführt werden, dass bereits im sehr jungen Kindesalter Weichen für die Arbeitsteilung gestellt wurden und so bisherige Arbeitsteilungsmuster (insbesondere bei der Aufteilung der Hausarbeit und der Kinderbetreuung) beibehalten werden. Die vorliegende Dissertation liefert hiermit neue und detaillierte Einblicke darüber, wie sich Eltern die Erwerbsarbeit und die Familienarbeit in Abhängigkeit vom Alter des Kindes aufteilen und bildet dabei alle Altersstufen des Kindes ab – angefangen vom Kleinkind- und Kindergartenalter bis hin zum Grundschul- und Jugendalter. ; Family sociological research has so far neglected the importance of child age as an explanation of how parents divide up gainful employment, housework and childcare. It is obvious, however, that an adolescent child offers parents a different scope of arrangement than an infant. At the same time, the division of labor immediately after the birth of a child sets a course that can shape the division of labor in subsequent years. Therefore, this dissertation focuses on research questions related to the role that the child age plays in parents' division of labor. Furthermore, this dissertation is interested in the role of influencing factors such as relative resources or gender role attitudes for the division of labor and whether their importance changes depending on the age of the child. One strand of theory is represented by economic theories such as family economic theory and bargaining theory; another strand of theory is represented by gender role-, norm- and identity-based approaches. In both theoretical strands, this dissertation elaborates on the significance that can be attributed to the age of the child in each case. But in addition, given institutional and cultural conditions in Germany, such as family policies (e.g., monetary policies, time policies, and infrastructural regulations) and family models (in German "Familienleitbilder"), play an important role. Therefore, hypotheses are derived that make assumptions about what role the influencing factors play at different ages of the child and under the respective framework conditions. It is assumed that the influencing factors do not yet play a role for children under 1 year of age due to institutional frameworks, but that the importance of the influencing factors increases as the child grows older. The Survey of the German Youth Institute "Growing Up in Germany: Everyday Worlds" (in German "AID:A" for short) from 2013/14 serves as the data basis for answering the research questions. Using diverse, multivariate analyses, it is worked out which role the age of the child plays for the division of labor of the parents and to what extent the importance of further influencing factors changes depending on the age of the child. The results show that the age of the child is of central importance for the division of gainful employment, while it plays only a minor role for the division of housework and childcare. While the division of paid work becomes much more egalitarian as the child ages, the division of housework and childcare are relatively traditional across child ages. Mothers are thus able to realize greater gainful employment options as the child grows older, but apparently not because fathers are more involved in childcare, but possibly because children are less care-intensive or institutional and cultural settings make this more feasible. From the results, lower maternal resources (relative to fathers' resources) have a negative effect on mothers' labor force participation, but higher maternal resources, in contrast, show no positive effect on mothers' labor force participation. Thus, relative resources do not have a symmetric, gender-independent effect. The same is true for the division of unpaid work: Here we find that mothers take on more housework and more childcare if they have lower resources, but conversely, they do not take on less housework and not less childcare if they have higher resources than fathers. The age-specific hypotheses on this, i.e., that the importance of relative resources is lower for younger children than for older children, cannot be confirmed in most cases. Overall, relative resources are only of minor importance. In terms of gender role attitudes, egalitarian attitudes are found to be associated with a more egalitarian division of paid work, housework, and childcare. In contrast, the age-specific assumptions that gender role attitudes have a smaller effect for younger children and a stronger effect for older children cannot be confirmed for the most part for all three dimensions of the division of labor. In more in-depth analyses, gender role attitudes are further mapped multidimensionally using a latent class analysis: From this, the three latent classes "intensive mothering/parenting", "egalitarian essentialism" and "egalitarian" emerge. These classes also have significant effects on the division of labor: In the "intensive mothering/parenting" class, gainful employment, housework, and childcare are most traditionally divided; in the "egalitarian" class, they are most egalitarian; and the "egalitarian essentialism" class is between these two extremes. However, even here there is generally no significant change as a function of the child's age, i.e., attitudes play an equal role in parental division of labor at most ages of the child. In summary, the results can be interpreted as follows: The fact that most of the influencing factors do not yet play a major role at a young age can be attributed to unfavourable institutional and cultural framework conditions. The fact that, contrary to expectations, the influencing factors do not become significantly stronger with older children can possibly be attributed to the fact that the course for the division of labour was already set at a very young child age and thus previous patterns of division of labor (especially in the division of housework and childcare) are maintained. This dissertation hereby provides new and detailed insights into how parents divide paid work and family work as a function of the child's age, mapping all ages of the child - starting from toddler and kindergarten age to elementary school and adolescent age. ; 2021-12-17
Der vorliegende Artikel reflektiertmöglicheUrsachen gewalttätiger Schießereien und Diagnosen daran beteiligter Personen. Die Strategien zur Prävention solcher gesellschaftlichen Tragödien bleiben einigermaßen kontrovers und in ihrer Zielrichtung ungenau, zumal es ihnen an Aufmerksamkeit in der theoretischen Auseinandersetzung fehlt (Rocque & Duwe, 2018). Der Fachliteratur zufolge ist eine der häufigsten Diagnosen in jenen Fällen die Schizoide Persönlichkeitsstörung (SPD) mit Symptomen der Bindungslosigkeit, Isolation und Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen (DSM-5, 2013). Der Verlust der Fähigkeit, soziale Beziehungen und Nähe herzustellen, kann gelegentlich eine Psychotherapie erschweren, die gerade auf Entwicklung von Bindungsmöglichkeiten setzt. Die Statistiken der letzten 50 Jahre weisen einen dramatischen Anstieg der Gewalt Jugendlicher auf. Eine frühzeitige Diagnose ist daher von zentraler Bedeutung für die Prävention und Behandlung dieser Fälle. Gleichzeitig besteht ein dringender Bedarf an weiterer Forschung und Fallstudien (Rocque, 2017). Für diagnostizierte SPD-Patienten1 zeichnet sich die Bioenergetische Analyse durch einen therapeutischen Rahmen aus, in dem Annäherung und Kontakt Vorrang haben; sie wird ebenfalls geschätzt als ein Ansatz, der offen ist für neue Untersuchungsmethoden und Behandlungstechniken, die Menschen helfen sollen, ihr Herz dem Leben und der Liebe zu öffnen. Wird dieses Ziel nicht erreicht, sind laut Lowen (1991) die Folgen tragisch. ; This article proposes a reflection on the possible causes and diagnosis of people involved in violent shootings. The policies for prevention of those social tragedies remain somewhat controversial and vaguely addressed, lacking theoretical attention (Rocque & Duwe, 2018). One of the main diagnoses involved in those cases, according to literature, is Schizoid Personality Disorder-SPD with characteristics of detachment, isolation and difficulties of contact with other human beings (DSM-5, 2013). The loss of capacity to establish social relationships and intimacy hamper and may sometimes impede a psychological treatment based on connection possibilities. Juvenile violence statistics increased dramatically in the last 50 years and because of this, early diagnosis is important for the prevention and treatment of these cases. At the same time, further research and case studies are a pressing need (Rocque, 2017). For diagnosed SPD patients, Bioenergetics Analysis stands out in a scenario in which rapprochement and contact are a priority, also as an approach that is open to new care techniques and alternatives investigations in helping people to open their hearts to life and love. If this objective is not achieved, the outcome, according to Lowen (1991) is tragic. ; Este artículo propone la reflexión sobre las posibles causas y diagnósticos de personas involucradas en violentos tiroteos. Las políticas de prevención de aquellas tragedias sociales se mantienen algo polémicas, y con una atención teorética débil (Rocque & Duwe, 2018). Uno de los principales diagnósticos en esos casos, de acuerdo a la literatura es Transtorno de personalidad esquizoide (SPD) con características de desconexión, aislamiento y dificultades de contacto con otros seres humanos (DSM-V, 2013). La pérdida de la capacidad de establecer relaciones sociales e intimidad, estorba y puede impedir un tratamiento psicológico basado en la posibilidad de conexiones. Las estadísticas de violencia juvenil subieron dramáticamente en los últimos 50 años, y por causa de este diagnóstico temprano es tan importante para la prevención y tratamiento de estos casos. Al mismo tiempo, futuras investigaciones y estudios de casos son una presión necesaria (Rocqe, 2017). Todo lo arriba considerado, el análisis bioenergético para pacientes diagnosticados SPD se sitúa en un escenario en el cual reaproximación y contacto son la prioridad, también como un abordaje que se abre a nuevas técnicas de cuidado e investigaciones alternativas para ayudar a las personas a abrir sus corazones para la vida y el amor. Si este objetivo no es alcanzado, el resultado, de acuerdo a Lowen (1991) es trágico: «ir a través de la vida con el corazón cerrado, es como atravesar el mar encerrado en la bodega de un buque." ; Cet article propose une réflexion sur les causes possibles et le diagnostique des personnes impliquées dans des fusillades violentes. Les politiques de prévention pour ces tragédies sociales restent quelque peu controversées, abordées vaguement et manquent d'attention théorique (Rocque & Duwe, 2018). Un des diagnostiques principaux impliqués dans ces cas est, selon la littérature, le Désordre de Personnalité Schizoïde (DPS) avec des caractéristiques de détachement, d'isolement et des difficultés à établir des contacts avec d'autres êtres humains (DSM-V, 2013). La perte de capacité à établir des relations sociales et l'intimité entrave et parfois empêche un traitement psychologique basé sur la possibilité de connexion. Les statistiques de violence juvénile ont augmenté dramatiquement ces 50 dernières années et, pour cette raison, le diagnostique précoce est essentiel pour la prévention et le traitement de ces cas. Parallèlement, davantage de recherches et d'études de cas sont nécessaires (Rocque, 2017). Tout ceci considéré, l'analyse bioénergétique sort du lot et a un rôle à jouer pour aider les patients diagnostiqués DPS lorsque le rapprochement et le contact sont une priorité dans le traitement et lorsqu'il s'agit de s'ouvrir à de nouvelles techniques de soin et à des recherches alternatives pour aider les gens à ouvrir leur cœur à la vie et à l'amour). D'après Lowen (1991), si cet objectif ne s'accomplit pas, le résultat est tragique: «traverser la vie avec un cœur fermé, c'est comme traverser la mer emprisonné dans une cale de navire." ; Questo articolo propone una riflessione sulle possibili cause e diagnosi delle persone coinvolte in sparatorie violente. Le politiche per la prevenzione di quelle tragedie sociali rimangono in qualche modo controverse e vagamente affrontate, prive di attenzione teorica (Rocque & Duwe, 2018). Una delle diagnosi principali in questi casi, secondo la letteratura, è Disturbo Schizoide di Personalità (DSP) con caratteristiche di distacco, isolamento e difficoltà di contatto con altri esseri umani (DSM-V, 2013). La perdita della capacità di stabilire relazioni sociali e intimità ostacola e a volte può impedire un trattamento psicologico basato sulla possibilità di contatto. Sono aumentate drammaticamente negli ultimi 50 anni le statistiche sulla violenza giovanile e per questo la diagnosi precoce è così importante per la prevenzione e il trattamento di questi casi. Allo stesso tempo sono una necessità urgente, ulteriori ricerche e lo studio di casi (Rocque, 2017). Considerato quanto sopra, l'Analisi Bioenergetica per i pazienti con diagnosi DSP è un approccio di elezione perché considera il riavvicinamento e il contatto una priorità ed è un approccio aperto a nuove cure e indagini tecniche e alternative per aiutare le persone ad aprire i loro cuori alla vita e all'amore. Se questo obiettivo non viene raggiunto, il risultato, secondo Lowen (1991) è tragico: «Passare attraverso la vita con il cuore chiuso è come attraversare il mare chiusi nella stiva di una nave." ; O artigo propõe uma reflexão sobre possíveis causas e diagnósticos de pessoas envolvidas em tiroteios violentos. As políticas de prevenção dessas tragédias sociais permanecem polêmicas e vagamente dirigidas, necessitando de maior atenção teórica. Um dos principais diagnósticos utilizados nesses casos, de acordo com a literatura, é o da Desordem de Personalidade Esquizoide (SPD), caracterizada por alheamento, isolamento e dificuldade de contato com outros seres humanos (DSM-V). A perda da capacidade de estabelecer relações sociais e intimidade dificulta – e às vezes impede um tratamento psicológico, baseado em possibilidades relacionais. Desse modo, a Análise Bioenergética para pacientes com SPD destaca-se em um cenário no qual aproximação e contato são uma prioridade. Estatísticas de violência juvenil aumentaram dramaticamente nos últimos cinquenta anos e, por essa razão, o diagnóstico precoce é muito importante para a prevenção e tratamento desses casos. ; В данной статье предлагается поразмышлять о возможных причинах и диагнозе людей, которые оказались замешаны в случаи стрельбы. Политика по предотвращению таких трагедий в социуме по-прежнему вызывает споры и слабо реализуется из-за недостаточного внимания со стороны теоретиков (Рок и Дюи, 2018). Одним из основных диагнозов людей, замешанных в таких случаях, согласно публикациям, является шизоидное расстройство личности с элементами отчуждения, изоляции и трудностей в установлении контакта с другими людьми (Руководство по диагностике и статистическому учету психических заболеваний, V пересмотр (DSM-V, 2013). Утрата способности устанавливать социальные связи и близкие отношения может порой затруднять оказание психологической помощи из-за невозможности контакта. За последние 50 лет резко увеличилось количество случаев совершения актов насилия несовершеннолетними, и именно поэтому в целях предотвращения таких случаев важна постановка диагноза на ранней стадии. В то же самое время существует острая необходимость в проведении дальнейших исследований и изучении конкретных случаев (Рок, 2017). Учитывая все вышесказанное, биоэнергетический анализ для пациентов, которым поставлен диагноз шизоидного расстройства личности, ярко выделяется как метод, когда первостепенной задачей является сближение и контакт, а также как метод открытый новым техникам заботы о пациентах и альтернативным исследованиям, посвященным тому, как помочь людям открыть свои сердца для жизни и любви. Если этого не достичь, то результат по мнению Лоуэна будет весьма трагичным: «Прожить жизнь с закрытым сердцем – это как пересечь море запертым в трюме корабля."
Der vorliegende Artikel reflektiertmöglicheUrsachen gewalttätiger Schießereien und Diagnosen daran beteiligter Personen. Die Strategien zur Prävention solcher gesellschaftlichen Tragödien bleiben einigermaßen kontrovers und in ihrer Zielrichtung ungenau, zumal es ihnen an Aufmerksamkeit in der theoretischen Auseinandersetzung fehlt (Rocque & Duwe, 2018). Der Fachliteratur zufolge ist eine der häufigsten Diagnosen in jenen Fällen die Schizoide Persönlichkeitsstörung (SPD) mit Symptomen der Bindungslosigkeit, Isolation und Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen (DSM-5, 2013). Der Verlust der Fähigkeit, soziale Beziehungen und Nähe herzustellen, kann gelegentlich eine Psychotherapie erschweren, die gerade auf Entwicklung von Bindungsmöglichkeiten setzt. Die Statistiken der letzten 50 Jahre weisen einen dramatischen Anstieg der Gewalt Jugendlicher auf. Eine frühzeitige Diagnose ist daher von zentraler Bedeutung für die Prävention und Behandlung dieser Fälle. Gleichzeitig besteht ein dringender Bedarf an weiterer Forschung und Fallstudien (Rocque, 2017). Für diagnostizierte SPD-Patienten1 zeichnet sich die Bioenergetische Analyse durch einen therapeutischen Rahmen aus, in dem Annäherung und Kontakt Vorrang haben; sie wird ebenfalls geschätzt als ein Ansatz, der offen ist für neue Untersuchungsmethoden und Behandlungstechniken, die Menschen helfen sollen, ihr Herz dem Leben und der Liebe zu öffnen. Wird dieses Ziel nicht erreicht, sind laut Lowen (1991) die Folgen tragisch. ; This article proposes a reflection on the possible causes and diagnosis of people involved in violent shootings. The policies for prevention of those social tragedies remain somewhat controversial and vaguely addressed, lacking theoretical attention (Rocque & Duwe, 2018). One of the main diagnoses involved in those cases, according to literature, is Schizoid Personality Disorder-SPD with characteristics of detachment, isolation and difficulties of contact with other human beings (DSM-5, 2013). The loss of capacity to establish social relationships and intimacy hamper and may sometimes impede a psychological treatment based on connection possibilities. Juvenile violence statistics increased dramatically in the last 50 years and because of this, early diagnosis is important for the prevention and treatment of these cases. At the same time, further research and case studies are a pressing need (Rocque, 2017). For diagnosed SPD patients, Bioenergetics Analysis stands out in a scenario in which rapprochement and contact are a priority, also as an approach that is open to new care techniques and alternatives investigations in helping people to open their hearts to life and love. If this objective is not achieved, the outcome, according to Lowen (1991) is tragic. ; Este artículo propone la reflexión sobre las posibles causas y diagnósticos de personas involucradas en violentos tiroteos. Las políticas de prevención de aquellas tragedias sociales se mantienen algo polémicas, y con una atención teorética débil (Rocque & Duwe, 2018). Uno de los principales diagnósticos en esos casos, de acuerdo a la literatura es Transtorno de personalidad esquizoide (SPD) con características de desconexión, aislamiento y dificultades de contacto con otros seres humanos (DSM-V, 2013). La pérdida de la capacidad de establecer relaciones sociales e intimidad, estorba y puede impedir un tratamiento psicológico basado en la posibilidad de conexiones. Las estadísticas de violencia juvenil subieron dramáticamente en los últimos 50 años, y por causa de este diagnóstico temprano es tan importante para la prevención y tratamiento de estos casos. Al mismo tiempo, futuras investigaciones y estudios de casos son una presión necesaria (Rocqe, 2017). Todo lo arriba considerado, el análisis bioenergético para pacientes diagnosticados SPD se sitúa en un escenario en el cual reaproximación y contacto son la prioridad, también como un abordaje que se abre a nuevas técnicas de cuidado e investigaciones alternativas para ayudar a las personas a abrir sus corazones para la vida y el amor. Si este objetivo no es alcanzado, el resultado, de acuerdo a Lowen (1991) es trágico: «ir a través de la vida con el corazón cerrado, es como atravesar el mar encerrado en la bodega de un buque." ; Cet article propose une réflexion sur les causes possibles et le diagnostique des personnes impliquées dans des fusillades violentes. Les politiques de prévention pour ces tragédies sociales restent quelque peu controversées, abordées vaguement et manquent d'attention théorique (Rocque & Duwe, 2018). Un des diagnostiques principaux impliqués dans ces cas est, selon la littérature, le Désordre de Personnalité Schizoïde (DPS) avec des caractéristiques de détachement, d'isolement et des difficultés à établir des contacts avec d'autres êtres humains (DSM-V, 2013). La perte de capacité à établir des relations sociales et l'intimité entrave et parfois empêche un traitement psychologique basé sur la possibilité de connexion. Les statistiques de violence juvénile ont augmenté dramatiquement ces 50 dernières années et, pour cette raison, le diagnostique précoce est essentiel pour la prévention et le traitement de ces cas. Parallèlement, davantage de recherches et d'études de cas sont nécessaires (Rocque, 2017). Tout ceci considéré, l'analyse bioénergétique sort du lot et a un rôle à jouer pour aider les patients diagnostiqués DPS lorsque le rapprochement et le contact sont une priorité dans le traitement et lorsqu'il s'agit de s'ouvrir à de nouvelles techniques de soin et à des recherches alternatives pour aider les gens à ouvrir leur cœur à la vie et à l'amour). D'après Lowen (1991), si cet objectif ne s'accomplit pas, le résultat est tragique: «traverser la vie avec un cœur fermé, c'est comme traverser la mer emprisonné dans une cale de navire." ; Questo articolo propone una riflessione sulle possibili cause e diagnosi delle persone coinvolte in sparatorie violente. Le politiche per la prevenzione di quelle tragedie sociali rimangono in qualche modo controverse e vagamente affrontate, prive di attenzione teorica (Rocque & Duwe, 2018). Una delle diagnosi principali in questi casi, secondo la letteratura, è Disturbo Schizoide di Personalità (DSP) con caratteristiche di distacco, isolamento e difficoltà di contatto con altri esseri umani (DSM-V, 2013). La perdita della capacità di stabilire relazioni sociali e intimità ostacola e a volte può impedire un trattamento psicologico basato sulla possibilità di contatto. Sono aumentate drammaticamente negli ultimi 50 anni le statistiche sulla violenza giovanile e per questo la diagnosi precoce è così importante per la prevenzione e il trattamento di questi casi. Allo stesso tempo sono una necessità urgente, ulteriori ricerche e lo studio di casi (Rocque, 2017). Considerato quanto sopra, l'Analisi Bioenergetica per i pazienti con diagnosi DSP è un approccio di elezione perché considera il riavvicinamento e il contatto una priorità ed è un approccio aperto a nuove cure e indagini tecniche e alternative per aiutare le persone ad aprire i loro cuori alla vita e all'amore. Se questo obiettivo non viene raggiunto, il risultato, secondo Lowen (1991) è tragico: «Passare attraverso la vita con il cuore chiuso è come attraversare il mare chiusi nella stiva di una nave." ; O artigo propõe uma reflexão sobre possíveis causas e diagnósticos de pessoas envolvidas em tiroteios violentos. As políticas de prevenção dessas tragédias sociais permanecem polêmicas e vagamente dirigidas, necessitando de maior atenção teórica. Um dos principais diagnósticos utilizados nesses casos, de acordo com a literatura, é o da Desordem de Personalidade Esquizoide (SPD), caracterizada por alheamento, isolamento e dificuldade de contato com outros seres humanos (DSM-V). A perda da capacidade de estabelecer relações sociais e intimidade dificulta – e às vezes impede um tratamento psicológico, baseado em possibilidades relacionais. Desse modo, a Análise Bioenergética para pacientes com SPD destaca-se em um cenário no qual aproximação e contato são uma prioridade. Estatísticas de violência juvenil aumentaram dramaticamente nos últimos cinquenta anos e, por essa razão, o diagnóstico precoce é muito importante para a prevenção e tratamento desses casos. ; В данной статье предлагается поразмышлять о возможных причинах и диагнозе людей, которые оказались замешаны в случаи стрельбы. Политика по предотвращению таких трагедий в социуме по-прежнему вызывает споры и слабо реализуется из-за недостаточного внимания со стороны теоретиков (Рок и Дюи, 2018). Одним из основных диагнозов людей, замешанных в таких случаях, согласно публикациям, является шизоидное расстройство личности с элементами отчуждения, изоляции и трудностей в установлении контакта с другими людьми (Руководство по диагностике и статистическому учету психических заболеваний, V пересмотр (DSM-V, 2013). Утрата способности устанавливать социальные связи и близкие отношения может порой затруднять оказание психологической помощи из-за невозможности контакта. За последние 50 лет резко увеличилось количество случаев совершения актов насилия несовершеннолетними, и именно поэтому в целях предотвращения таких случаев важна постановка диагноза на ранней стадии. В то же самое время существует острая необходимость в проведении дальнейших исследований и изучении конкретных случаев (Рок, 2017). Учитывая все вышесказанное, биоэнергетический анализ для пациентов, которым поставлен диагноз шизоидного расстройства личности, ярко выделяется как метод, когда первостепенной задачей является сближение и контакт, а также как метод открытый новым техникам заботы о пациентах и альтернативным исследованиям, посвященным тому, как помочь людям открыть свои сердца для жизни и любви. Если этого не достичь, то результат по мнению Лоуэна будет весьма трагичным: «Прожить жизнь с закрытым сердцем – это как пересечь море запертым в трюме корабля."
MusicWorksist eine gemeinnützige Organisationmit Sitz in Kapstadt, Südafrikaund bietetJugendlichen ausRandbezirkenpsychosoziale Unterstützung durch Musik. In Südafrika ebneten300Jahre Kolonialismus den Weg für die Apartheid,welche ein zweifelhaftes Erbe ausVerschwendung, Vetternwirtschaft, Korruption undderUnterdrückung der Mehrheit der Bürger unseres Landeshinterließ. Ihre Auswirkungen sind heute noch sichtbar und die Folgen vergangener und aktueller politischer, sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen haben zu einer sich selbst aufrecht erhaltenden Struktur ausArmut,Gangsterismus1, Arbeitslosigkeit undhäuslicherGewalt geführt, die inGemeindenwieLavenderHill, wo sichdasMusicWorks-Projekt befindet,typischsind. DieFörderungund Stärkungvon Resilienz vonJugendlichen dieser Gemeindekann sienicht nur dazu befähigendiesen Kreislauf zu durchbrechen, sondern auch Teil der Lösung zu sein,indemsie zu Mitgliedern ihrerGemeindeund der Gesellschaft insgesamt werden.Ebersöhns(2012)generative Theorie derdurchBeziehungenentstehendenResilienzschlägt vor, dasswennIndividuen, Beziehungen alsMittelnutzen, umsichRessourcen zu erschließen,siezu verknüpfen und zu mobilisieren, einförderndes Umfeld geschaffen werden kann, welches eine positive Anpassung an eine gefährdende Umwelt fördert.Ausgehend von diesem Verständnisvon Resilienz skizziert dieser Artikeldas ProjektMusicWorksinLavenderHill und diskutiert Fallvignettenzu musikbasierter ArbeitmiteinzelnenJugendlichen undgrößeren Gruppen im Schulkontext.Ziel dieses Projektes ist es gemeinsam musikalische Räume zu schaffen, in denen Jugendliche und ihre Umgebung Zugang zudurchBeziehungenentstehenderResilienzhaben. (Übersetzung: Josephine Geipel) ; MusicWorksè un'organizzazione senza scopo di lucro con sede a Città del Capo, in Sudafrica, e offre supporto psicosociale attraverso la musica ai giovani che crescono in comunità emarginate.In Sudafrica trecento anni di colonialismo hanno aperto la strada all'Apartheid,la qualeha lasciato un'eredità di rifiuti, nepotismo, corruzione e oppressionenella maggioranza dei cittadini del nostroPaese.Oggi il suo impatto ètuttoravisibile e le conseguenze delle passate e attuali sfide politiche, sociali ed economiche,hanno portato a modelli perpetuati di povertà, gangsterismo, disoccupazione e violenza familiare, i quali sonoendemicia comunità comeLavenderHill, dove si trova questo progettoMusicWorks.Incoraggiare e rafforzare laresilienzadei giovani all'interno di questa comunità può consentir loro non solo di rompere questo ciclo, ma anche di essere parte della soluzione in quanto diventano membri contribuenti della loro comunità, nonchédella società in generale.LaTeoria Generativadella resilienzabasata su relazioniformulata daEbersöhn(2012),propone che quando gli individui usano le relazioni come modo per accedere, collegare e mobilitare risorse, si forma un'ecologia abilitante che possa favorire un aggiustamento positivo in un ambiente a rischio.Attingendo a questa comprensione socio-ecologica della resilienza, questoarticolodelinea il progettoMusicWorksinLavenderHill e discute lecasistichedel lavoro musicalesiacoi giovanicheconla comunità scolastica più ampia.Lo scopo del progetto è quello di co-creare spazi musicali in cui i giovani e coloro che li circondano possano accedere a relazioni con risorse.(Traduzione di Claudio Cominardi) ; MusicWorks is a non-profit organisation based in Cape Town, South Africa, and offers psycho-social support through music to young people growing up in marginalised communities. In South Africa three hundred years of colonialism paved the way for Apartheid which left a legacy of waste, nepotism, corruption and the oppression of the majority of our country's citizens. Its impact is still visible today and the consequences of past and current political, social and economic challenges has led to perpetuated patterns of poverty, gangsterism[1], unemployment, and family violence that are endemic to communities such as Lavender Hill where this MusicWorks project is situated. Encouraging and strengthening the resilience of young people within this community can empower them to not only break this cycle but also be part of the solution as they become contributing members of their community and society at large. Ebersöhn's (2012) generative theory of relationship resourced resilience proposes that when individuals use relationships as a way to access, link, and mobilise resources, an enabling ecology is shaped that can foster positive adjustment in a largely at-risk environment. Drawing on this social-ecological understanding of resilience, this paper outlines the MusicWorks project in Lavender Hill and discusses case vignettes of music work with young people and the broader school community. The aim of the project is to co-create musical spaces where young people and those around them can access resourced relationships. For the purpose of this paper the use of the term "gangsterism" is located firmly within the South African context, were terminology around "gangs" and "gangsterism" refers to a specific grouping of people who are involved in highly structured gangs whose criminal activity revolve mainly around illicit drug trade, with links to local and international organized crime networks ( Chetty, 2015; Goga, 2014; Shaw and Skywalker, 2016; Goga, 2014; Wegner et al., 2018). Several authors have linked the proliferation of gangs, specifically in Cape Town, to the forced removals of people during 1960 to 1980 as part of the Apartheid government's Group Areas Act ( Chetty, 2015; Goga, 2014; Kinnes, 2017; Steinberg, 2004). ; ミュージックワークスは南アフリカ、ケープタウンに拠点を置くNPO法人で、阻害されたコミュニティで育つ若者に音楽を通じた社会心理的支援を提供している。南アフリカでは、300年に渡る植民地主義によって、国民の大多数に浪費、ネポティズム(縁故主義)、腐敗、抑圧といった遺産が残され、アパルトヘイトへの道が開かれた。その影響は今もなお目に見える形で残り、現在および過去の政治的、社会的、経済的困難の結果、このミュージックワークスのプロジェクトが行われるラベンダーヒルのようなコミュニティに特有の、貧困、暴力団化、失業、家庭内暴力というパターンが延々と引き起こされた。こうしたコミュニティの若者のレジリエンスを促進し強化することは、この連鎖を打破するためだけでなく、コミュニティや社会全体に貢献するメンバーになり解決の一翼を担うようになるという意味でも、彼らを力づける。Ebersöhn's (2012)のレジリエンスを資源とするレジリエンス生成理論によれば、個人が資源にアクセスし、つながり、集める方法として関係性を利用する時、リスクにさらされている状況の中でも有益な適応を促す可能性を持った環境(エコロジー)が形成される。 レジリエンスの社会生態学的(ソーシャル・エコロジカル)知見に基づき、本稿はラベンダーヒルでのミュージックワークスプロジェクトを概観し、若者や広範囲のスクールコミュニティーとの音楽活動の事例について考察する。このプロジェクトは、若者と彼らを取り巻く人々が、資源となる関係性を利用できるような音楽スペースを共同で創ることを目的としている。 ; MusicWorks est une organisation à but non lucratif basée à Cape Town, en Afrique du Sud, qui offre un soutien psychosocial par le biais de la musique aux jeunes qui grandissent dans des communautés marginalisées. En Afrique du Sud, trois siècles de colonialisme ont ouvert la voie à l'apartheid qui a laissé un héritage de gaspillage, de népotisme, de corruption et d'oppression de la majorité des citoyens de notre pays. Son impact est encore visible aujourd'hui et les conséquences des défis politiques, sociaux et économiques passés et actuels ont conduit à la persistance de schémas de pauvreté, de gangstérisme, de chômage et de violence familiale endémiques dans des communautés telles que Lavender Hill, où se situe ce projet MusicWorks. Encourager et renforcer la résilience des jeunes au sein de cette communauté peut leur permettre non seulement de briser ce cycle, mais également de faire partie de la solution à mesure qu'ils deviennent des membres actifs de leur communauté et de la société en général. La théorie générative de Ebersöhn (2012) sur la résilience fondée sur les ressources des relations propose que, lorsque les individus utilisent les relations comme un moyen d'accéder aux ressources, de les lier et de les mobiliser, une écologie propice se dessine de manière à favoriser un ajustement positif dans un environnement largement exposé. S'appuyant sur cette compréhension socio-écologique de la résilience, cet article décrit le projet MusicWorks à Lavender Hill et examine des cas concrets de travail musical avec les jeunes et la communauté scolaire en général. L'objectif du projet est de co-créer des espaces musicaux où les jeunes et leur entourage peuvent accéder à des relations privilégiées.
Kumulierter Datensatz der Politbarometer des Jahres 2005. Beurteilung von Parteien und Politikern vor und nach der Bundestagswahl. Einstellung zu aktuellen politischen Fragen.
Themen: 1. Folgende Themen wurden zu jedem Erhebungszeitpunkt wiederholt identisch gefragt: Wichtigste politische Probleme in Deutschland; Wahlbeteiligungsabsicht bei der nächsten Bundestagswahl (Sonntagsfrage, Rangordnung); Parteipräferenz; Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl; Koalitionspräferenz; Sympathie-Skalometer für die SPD, CDU, CSU, FDP, die Grünen und die PDS; Rangplatz der Parteien (Split); Sympathie-Skalometer für ausgewählte Spitzenpolitiker (Joschka Fischer, Angela Merkel, Gerhard Schröder, Edmund Stoiber, Guido Westerwelle und Christian Wulff); Beurteilung der derzeitigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland; kompetenteste Partei zur Lösung der derzeitigen wirtschaftlichen Probleme; Beurteilung der derzeitigen und zukünftigen eigenen wirtschaftlichen Lage; Beurteilung eines Aufwärtstrends in der deutschen Wirtschaft (Konjunkturerwartung); kompetenteste Partei zur Schaffung von Arbeitsplätzen; Selbsteinschätzung auf einem Links-Rechts-Kontinuum.
2. Mindestens in einem oder in mehreren Befragungsmonaten wurde gefragt: Briefwahl; Erst- und Zweitstimme; wählbare und nicht wählbare Parteien; Sicherheit der eigenen Wahlentscheidung; Beurteilung einer großen Koalition von CDU/CSU und SPD sowie verschiedener Koalitionen aus den Parteien im Bundestag; Einstellung zu einer Alleinregierung der CDU/CSU; Einstellung zu einer SPD-Regierung mit der PDS als Mehrheitsbeschaffer; Wahl einer anderen Partei, falls Wahlausgang bekannt gewesen wäre; Zufriedenheit mit dem Ausgang der Bundestagswahl; Beurteilung einer Regierungsbeteiligung von FDP und PDS; kompetenteste Regierungskoalition zur Lösung der Probleme in Deutschland; Erreichbarkeit einer Mehrheit von SPD und den Grünen; Präferenz für die SPD in der Regierung oder in der Opposition; Bundeskanzlerpräferenz für Angela Merkel oder Gerhard Schröder allgemein sowie bei einer großen Koalition; weitere Bundeskanzlerpräferenzen; Klärung der Kanzlerfrage oder des Regierungsprogramms an erster Stelle bei den Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD; Einstellung zu einer Minderheitenregierung; präferierte Minderheitenregierung; Beurteilung des Wahlausgangs hinsichtlich der Lösungsmöglichkeit der wichtigsten Probleme in Deutschland; Erwartung einer großen Koalition aus CDU/CSU und SPD; empfundene Aufbruchstimmung in Deutschland nach der Regierungsbildung; wichtiger Beitrag der großen Koalition bei der Lösung der Probleme in Deutschland, bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, zur Lösung der Rentenprobleme, der Finanzprobleme, der Probleme im Gesundheitswesen, zur Ankurbelung der Wirtschaft sowie zur Familienförderung; Einstellung zur Wahl von Angela Merkel als Bundeskanzlerin; Präferenz für Gerhard Schröder als Bundeskanzler einer großen Koalition; erwartete Durchsetzungskompetenz von Angela Merkel in wichtigen politischen Fragen; Beurteilung der Kompetenz von Angela Merkel bei der Vertretung Deutschlands im Ausland; Zufriedenheit mit der neuen Regierungsmannschaft; erwartete Unterstützung Merkels durch die CDU/CSU-Fraktion sowie die SPD-Fraktion im Bundestag; erwarteter Bestand der großen Koalition über die volle Legislaturperiode; Einstellung zu Ostdeutschen als Parteivorsitzende (von CDU und SPD); Einstellung zu einer Frau als Kanzlerin; Frau als Wahlgrund für die Wählbarkeit der CDU/CSU; Zufriedenheit mit den Leistungen der Bundesregierung sowie mit den einzelnen Parteien SPD, Grüne, CDU/CSU, FDP sowie der Linkspartei.PDS (Skalometer); derzeit wichtigste Politiker bzw. Politikerinnen in Deutschland; Sympathie-Skalometer für ausgewählte Spitzenpolitiker (zusätzlich zu den oben genannten, erweitert um: Wolfgang Clement, Hans Eichel, Gregor Gysi, Roland Koch, Horst Köhler, Oskar Lafontaine, Friedrich Merz, Franz Müntefering, Matthias Platzeck, Otto Schily, Ulla Schmidt, Horst Seehofer, Peer Steinbrück und George W. Bush); Zerstrittenheit der SPD, CDU, CSU, der Grünen, der FDP und der PDS sowie von CDU und CSU untereinander; Beurteilung des Verhältnisses zwischen den Regierungsparteien SPD und Grünen und des Verhältnisses der CDU zur CSU; Kanzlerkandidat der CDU/CSU mit den größten Chancen auf einen Wahlsieg bei der nächsten Bundestagswahl; Einschätzung des geeignetsten Zeitpunkts für die Entscheidung der Kanzlerkandidatenfrage bei der CDU/CSU; Einschätzung der Unterstützung von Gerhard Schröder durch die SPD, von Angela Merkel durch die CDU und die CSU, von Edmund Stoiber durch die CSU und von Guido Westerwelle durch die FDP; Vergleich von Angela Merkel mit Gerhard Schröder hinsichtlich Glaubwürdigkeit, Tatkraft, Sympathie, Durchsetzungsfähigkeit, Sachverstand und Siegertyp sowie bei der Führung einer Regierung, bei der Lösung zukünftiger Probleme in Deutschland und hinsichtlich der besseren Regierungsmannschaft; Gerhard Schröder oder Angela Merkel als erwarteter Nutznießer des beabsichtigten TV-Duells; TV-Duell zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel gesehen; besseres Abschneiden von Schröder oder Merkel beim TV-Duell; Veränderung der eigenen Einstellung zu den Kandidaten durch das TV-Duell; kompetentester Kanzlerkandidat bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze; Angela Merkel als Interessenvertreterin der Frauen und der Ostdeutschen; erwarteter Wahlerfolg der CDU mit und ohne Merkel; Kanzlerpräferenz; Zuordnung der Eigenschaften ´fortschrittlich´, ´glaubwürdig´ und ´sozial´ zu den großen Parteien; Demokratiezufriedenheit; Stärke des Politikinteresses; richtige Leute in den führenden Positionen (allgemein, in der Politik und in der Wirtschaft); Beurteilung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland in einem Jahr; Zustand der Gesellschaft in Deutschland und im Vergleich zu den westeuropäischen Nachbarn; Vergleich der wirtschaftlichen Lage Deutschlands mit der in den westeuropäischen Nachbarstaaten; Europa, USA oder China als erfolgreichste Wirtschaftsregion; vermutlich stärkste Wirtschaftsregion in 10 Jahren: Europa, USA oder China; Konfliktstärke zwischen Arm und Reich, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Jung und Alt, Ausländern und Deutschen, Ostdeutschen und Westdeutschen sowie zwischen Männern und Frauen; erwartete und präferierte Entwicklungsrichtung der SPD (nach links oder rechts); Einstellung zur beabsichtigten Aufgabe des SPD-Parteivorsitzes durch Franz Müntefering; Beurteilung von Matthias Platzeck als Nachfolger für den SPD-Parteivorsitz sowie erwartete Stärkung des Zusammenhalts in der SPD durch Platzeck; Richtigkeit und Ausreichen der bisherigen Reformen; persönliche Bedeutung von Hartz IV; Beurteilung des Arbeitslosengeldes II und der Kürzungen für Langzeitarbeitslose; Einstellung zu einer verpflichtenden Arbeitsaufnahme auf geringerem Lohnniveau; Einschätzung des Erfolgs der Reformen um Hartz IV bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze; Beurteilung der Abwicklung der Einführung von Hartz IV; Einstellung zum Tariflohn als Mindestlohn; Einstellung zu einer stärkeren Besteuerung hoher Einkommen sowie zu einem einheitlichen Steuersatz von 25 %; präferierte Maßnahmen des Staates zur Senkung des Haushaltsdefizits: Steuererhöhungen, Ausgabenkürzungen oder zusätzliche Schulden; Einstellung zur Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre; Präferenz für eine Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge oder für die Zahlung der Leistungen aus eigener Tasche; Einstellung zum vorgeschlagenen Krankenversicherungsbeitrag für nicht berufstätige Ehepartner; erwartete Reformbereitschaft einer großen Koalition; Bundesregierung, Unternehmen oder Weltwirtschaftslage als Verantwortliche für die Arbeitslosigkeit in Deutschland; Einschätzung des Anteils von Unternehmen, die trotz hoher Gewinne Arbeitsplätze abbauen; Meinung zur SPD-Debatte: Profitgier der Unternehmen führt zur Gefährdung der Demokratie; Einstellung zur Gegenmeinung der CDU: SPD-Debatte als Ablenkungsmanöver von Arbeitslosenzahlen; Einschätzung der Lösbarkeit des Arbeitslosenproblems in den nächsten Jahren; vermutete Einigung zwischen der Regierung und der CDU/CSU-Opposition hinsichtlich der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit; ausreichende Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Vergleich mit einer CDU/CSU geführten Regierung sowie mit einer großen Koalition aus SPD und CDU/CSU; Auswirkung ausgewählter Maßnahmen auf die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit (Steuersenkung für Unternehmen, Lockerung des Kündigungsschutzes, Arbeitszeitverlängerung, Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung; erwarteter Bestand der Regierungskoalition bis zur nächsten Bundestagswahl 2006; vermutete derzeitige Mehrheit für Gerhard Schröder im Bundestag; Erwartung vorgezogener Neuwahlen nach der Vertrauensfrage; Beurteilung einer vorgezogenen Neuwahl; Einstellung zu einem Rücktritt Gerhard Schröders; Einstellung zu einer Änderung des Grundgesetzes zur Selbstauflösung des Bundestages; erwartete Mehrwertsteuererhöhung, weitere Einschnitte im Gesundheitssystem, die Abschaffung der Eigenheimzulage, Kürzungen von Sozialleistungen sowie das Beibehalten der Ökosteuer durch die CDU/CSU bzw. die SPD nach einem Wahlsieg; Beurteilung der wirtschaftlichen und sozialen Problemlösungskompetenz des geplanten Linksbündnisses von PDS und WASG; Kenntnis der Bedeutung der Zweitstimme; vermutete Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung auf das Arbeitsplatzangebot; Überwiegen von Unterschieden oder Gemeinsamkeiten zwischen dem Osten und Westen sowie dem Norden und Süden Deutschlands; Einstellung zu Ostdeutschen als Bürger zweiter Klasse; vermutete fehlende Anerkennung der Leistungen der Westdeutschen beim Aufbau Ost; Interesse für ostdeutsche Probleme; Einstellung zur Übernahme eines Ministeramtes durch Edmund Stoiber; vermutete Unterstützung von Angela Merkel durch Edmund Stoiber; Auswirkungen der Kritik Edmund Stoibers an bestimmten Wählergruppen im Osten auf die CDU/CSU bei der Bundestagswahl; Äußerungen als Gefahr für den Wahlsieg der CDU/CSU; Einstellung zum Verzicht von Edmund Stoiber auf ein Ministeramt; Auswirkung dieses Verzichts für Angela Merkel; Bekanntheit der Visa-Affäre; persönliche Schuld Joschka Fischers in der Visa-Affäre; Einstellung zu dem geforderten Rücktritt Joschka Fischers als Außenminister; Ansehen von Joschka Fischer nach dessen Aussage vor dem Untersuchungsausschuss zur Visa-Affäre; negative Auswirkung der Visa-Affäre für die Grünen; kompetenteste Partei zur Sicherung der Renten, zur Bekämpfung der Kriminalität, in der Umweltpolitik, Steuerpolitik, Bildungspolitik, Familienpolitik, Gesundheitspolitik, Außenpolitik und Ausländerpolitik, zur Angleichung der Lebensverhältnisse des Ostens an den Westen sowie zur Lösung der zukünftigen Probleme Deutschlands; Beurteilung der geeignetsten Parteiprogramme hinsichtlich der Senkung der Arbeitslosigkeit, sozialer Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Familienfreundlichkeit sowie zur Lösung der Probleme in den Bereichen Rente, Gesundheit und Pflege; Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf; Partei, die sich am ehesten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzt; präferierte Politiker für die Übernahme eines wichtigen Ministeramtes in einer großen Koalition; Einstellung zu erneuten Neuwahlen; Interesse an Meinungsumfragen; Einfluss von Meinungsumfragen auf die eigene Wahlentscheidung; Hauptverantwortlicher für die hohen Benzinpreise (die Bundesregierung, die Konzerne oder der Hurrikan in den USA); Kriminalitätsfurcht; präferierte Maßnahmen des Staates zur Ankurbelung der Wirtschaft: Streichung der Eigenheimzulage, Abschaffung der Entfernungspauschale, Mehrwertsteuererhöhung; erwartete Mehrwertsteuererhöhung; präferierte Mehrwertsteuerverwendung; Einstellung zu weiteren Kürzungen im Sozialsystem; Einstellung zu einer Kürzung des Steuerfreibetrages für Nacht-, Sonntags- und Feiertagszuschläge sowie der Steinkohlesubventionen; perzipiertes Einverständnis der Bevölkerung mit weiteren Kürzungen im Sozialsystem; erwartete stärkere Kürzungen im Sozialsystem unter einer CDU/CSU- oder unter einer SPD-geführten Regierung; Einstellung zu einer Rentenerhöhung; Präferenz für eine Erhöhung der Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zur gesetzlichen Rentenversicherung oder für zusätzliche Steuermittel; vermutetes Ausmaß des Missbrauchs von Sozialleistungen; Einstellung zur Wiedervereinigung und zu einer Rückführung in eine Zwei-Staaten-Teilung in Deutschland; Ostdeutsche oder Westdeutsche als Hauptnutznießer der Wiedervereinigung; Einstellung zu einem Verbot der NPD; NPD als Gefahr für die Demokratie; Einstellung zu einer gesetzlichen Einschränkung der Demonstrationsfreiheit an bestimmten Orten; Einstellung zur Erhebung von Studiengebühren an Hochschulen (Studiengebühren für die gesamte Studiendauer bzw. erst nach Überschreiten einer Regelstudiendauer, keine Studiengebühren); Bundeswehr hat sich bewährt; Bundeswehr der Zukunft (Wehrpflichtige oder Berufssoldaten); Einstellung zur Anordnung von DNA-Tests bei weniger schweren Straftaten; Wählbarkeit der neuen Links-Partei ´Arbeit und soziale Gerechtigkeit - die Wahlalternative´; Wählbarkeit einer NPD/DVU-Liste; persönliche Auswirkung des Wahlsiegs einer bestimmten Partei; Vorteilhaftigkeit einer EU-Mitgliedschaft; Beurteilung des Fortschritts der europäischen Einigung und des Einflusses der Europäischen Union in Deutschland; Kenntnis von nicht geklärter zukünftiger Finanzierung der EU; Hauptverantwortlicher für fehlende Einigung; vermutetes Anhalten der EU-Krise; präferierte Entwicklungsrichtung der EU (Beschränkung auf wirtschaftliche Zusammenarbeit oder politische Einigung); erwartete Entwicklung des deutschen Einflusses auf die EU; Erwartung von Vor- oder Nachteilen durch die EU-Erweiterung um osteuropäische Staaten; Einstellung zur Aufnahme Rumäniens, Bulgariens und der Türkei in die Europäische Union; EU-Erweiterung um die Türkei von Vor- oder Nachteil für die BRD; Beurteilung der Einführung des Euros in Deutschland; erwarteter langfristiger Erfolg des Euros; erwartete Einhaltung des Euro-Stabilitätspaktes im Jahr 2007; wichtigster Partner Deutschlands in der Europäischen Union; zukünftige Zusammenarbeit der BRD mit den großen oder den kleinen europäischen Staaten; USA oder europäische Union wichtiger für Deutschland; Beurteilung der deutschen Beziehungen zu Frankreich, Großbritannien, Russland, Polen sowie den USA; Wunsch nach engerer Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA; USA oder Frankreich wichtigster Partner Deutschlands; Entwicklung der Beziehungen zwischen Deutschland und den USA unter Bundeskanzlerin Merkel; Wichtigkeit der Diskussion über die CIA-Flüge mit Gefangenen; erwarteter zeitnaher Militäreinsatz der USA gegen den Iran; Beurteilung von Bundespräsident Horst Köhler; Bewertung der Arbeit der Bundesregierung; bessere Regierungsarbeit im Falle einer CDU/CSU-Regierung bzw. SPD-Grünen-Regierung; vermutetes Feststehen des Siegers der Bundestagswahl; erwarteter Wahlsieger; Koalitionszusammensetzung oder Bundeskanzler bzw. -kanzlerin wichtiger für Regierungsarbeit; eigene Wechselwählerschaft; Einfluss der Linkspartei.PDS in der WASG; Erfolge der Linkspartei.PDS durch Protestwähler; Wählbarkeit des Linksbündnisses aus PDS und WASG; Partei mit dem größten Stimmenverlust bei der nächsten Bundestagswahl zugunsten der Linkspartei.PDS; Präferenz für Regierungswechsel; Beurteilung der Arbeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie des Starts der neuen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD; Einstellung zu einer Offenlegung der Nebeneinkünfte der Bundestagsabgeordneten; Einstellung zu einer Neuregelung des Vaterschaftstests ohne Einwilligung der Mutter; Einstellung zur Einführung einer Pkw-Maut bei gleichzeitiger Mineralölsteuersenkung; ausreichende Maßnahmen der Bundesregierung für die deutschen Opfer der Flutkatastrophe in Asien; Bewertung der Aufbauhilfe in Höhe von 500 Mio. Euro für die betroffenen Länder der Flutkatastrophe; Einstellung zu Waffenlieferungen an China; Einstellung zu einem Fahrverbot für Diesel-Pkw und –Lkw ohne Rußfilter und zu einer steuerlichen Förderung von Diesel-Fahrzeugen mit Rußfilter; Präferenz für Religion oder "Ethik und Werte" als Pflichtfach in Schulen; Interesse an der Papstwahl; präferiertes Herkunftsland des neuen Papstes; Deutsche stehen in gesellschaftlichen Fragen hinter dem Papst; vermutete Häufigkeit von Gammelfleisch in Lebensmittelgeschäften; persönlich empfundene Gesundheitsgefährdung durch Gammelfleisch; Bereitschaft zur Zahlung höherer Preise für hochwertiges Fleisch; persönlich empfundene Gesundheitsgefährdung durch die Vogelgrippe; Bewertung des Umfangs der getroffenen Maßnahmen gegen die Vogelgrippe in Deutschland; Befürchtung von Terroranschlägen in Deutschland; Erwartung eines dauerhaften Friedens im Irak; Erwartung von Ausschreitungen ausländischer Jugendlicher in Deutschland wie in Frankreich; Interesse an der Fußball-Weltmeisterschaft 2006; geplanter Besuch eines WM-Spiels; Deutschland als erwarteter Fußball-Weltmeister; Einschätzung der Parteien SPD, CDU, CSU, die Grünen, FDP und der Linkspartei.PDS auf einem Links-Rechts-Kontinuum; Rückblick auf das Jahr 2005; Ausblick auf das Jahr 2006.
Demographie: Geschlecht; Alter (kategorisiert); Familienstand; Zusammenleben mit einem Partner; Vorhandensein von Kindern im Haushalt; Anzahl der Kinder unter 13 Jahren und Alter dieser Kinder; höchster Schulabschluss; Fachschulstudium als Abschluss anerkannt; abgeschlossene Berufsausbildung; Berufstätigkeit; Einschätzung der eigenen Arbeitsplatzsicherheit; Berufsgruppe; Haushaltsgröße und Anzahl der Personen ab 18 Jahren; Befragter ist Haushaltsvorstand; Charakteristika des Haushaltsvorstands; Gewerkschaftsmitglied im Haushalt; Konfession; Kirchgangshäufigkeit; Arbeitsplatzgefährdung bzw. Arbeitslosigkeit im sozialen Umfeld; Parteineigung und Parteiidentifikation; Ortsgröße; Bundesland der Wahlberechtigung.
Zusätzlich verkodet wurden: Erhebungsmonat; Erhebungswoche; Tag der Befragung; Bundesland; Gewichtungsfaktor.
Die islamische Partei Ennahda stellt 69 Abgeordnete im tunesischen Parlament, zu denen Sayida Ounissi und Nafouel Ejammali gehören. Sie erläutern, wie ihre Partei nach Jahrzehnten im Untergrund zu einer politischen Kraft wurde, die den demokratischen Übergang mitgestaltet - jedoch nicht unter Bezugnahme auf den Koran, sondern durch Kompromissfähigkeit. (IP)
Dieses Skalenhandbuch dient der Dokumentation der Fragebögen, welche im Rahmen der Hauptstudie von PISA 2009 (Programme for International Student Assessment) in Deutschland eingesetzt wurden. Die Darstellung umfasst die internationalen Fragebögen sowie die national ergänzten Fragen und Instrumente. In PISA 2009 wurden Schülerinnen und Schüler, Eltern der Schülerinnen und Schüler, Schulleiterinnen und Schulleiter sowie Lehrerinnen und Lehrer des Fachkollegiums Deutsch befragt. In dem vorliegenden Skalenhandbuch werden die Wortlaute und die statistischen Kennwerte für die international eingesetzten sowie für die national ergänzten Fragen berichtet. Um die schulischen Rahmenbedingungen und Lerngelegenheiten im Deutschunterricht spezifischer erfassen zu können, wurden zusätzlich zur Entwicklung ergänzender Fragebögen zwei Erweiterungen des Designs vorgenommen: (1) Die Stichprobe der Schülerinnen und Schüler wurde an den an PISA 2009 teilnehmenden Schulen auf zwei vollständige Klassen der 9. Jahrgangsstufe erweitert (nicht an beruflichen Schulen sowie an Sonder- und Förderschulen) und (2) es wurde ein Fragebogen für Lehrerinnen und Lehrer des Fachkollegiums Deutsch entwickelt und eingesetzt. Die berichteten Analysen beziehen sich auf die Stichproben von 9461 Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufe, 9461 Eltern der Schülerinnen und Schüler, 226 Schulleiterinnen und Schulleitern sowie 2201 Lehrerinnen und Lehrern aus den Fachkollegien für das Fach Deutsch (inklusive berufliche Schulen sowie Sonder- und Förderschulen). Die Skalenbildung erfolgte auf Grundlage der Klassischen Testtheorie (KTT). In den internationalen Abschnitten der Instrumente orientierte sich die Skalenbildung an den internationalen Vorgaben. (DIPF/Orig.)
Rezension von: Sara Fürstenau / Mechtild Gomolla (Hrsg.): Migration und schulischer Wandel: Elternbeteiligung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009 (182 S.; ISBN 978-3-531-15378-0; 16,90 EUR).
Rezension von: Kristin Westphal (Hrsg.): Orte des Lernens. Beiträge zu einer Pädaogik des Raumes. (Koblenzer Schriften zur Pädaogik; hrsg. von Nicole Hoffmann, Norbert Neumann und Christian Schrapper). Weinheim: Juventa 2007 (264 S.; ISBN 978-3-7799-1618-5; 22,50 EUR).
Ist die Demokratie in Deutschland in Gefahr? Welchen Beitrag kann Bildung leisten, um sie zu stärken? Eine demokratische Gesellschaft setzt voraus, dass ihre Bürgerinnen und Bürger von klein auf lernen, andere Meinungen zu respektieren, Konflikte konstruktiv zu lösen und sich aktiv in gemeinschaftliche Willensbildungsprozesse einzubringen. Der Aktionsrat Bildung widmet sich in seinem neuen Gutachten der Frage, wie Demokratiebildung in Deutschland weiterentwickelt werden kann. In einem einleitenden Kapitel werden die Ursachen und Auswirkungen der weltweiten Zunahme antidemokratischer Tendenzen aus einer interdisziplinären Perspektive beleuchtet. Anschließend wird für alle Bildungsphasen der Status quo abgebildet: Welchen Stellenwert hat Demokratiebildung in den Bildungsplänen und in der Ausbildung des pädagogischen Personals? Wie steht es um die demokratischen Kompetenzen der Teilnehmenden im Bildungssystem? Der Aktionsrat Bildung leitet aus dieser Bestandsaufnahme konkrete Handlungsempfehlungen ab und richtet diese an die politischen Entscheidungsträger. (DIPF/Orig.)
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Anders Hellberg, Greta Thunberg 4, CC BY-SA 4.0 Ironischerweise ist es der 3. März 2023, ein Freitag, an dem ich beginne, diese Arbeit zu schreiben. Fridays for Future hat zum globalen Klimastreik aufgerufen. Wieder einmal gehen in ganz Deutschland und auf der ganzen Welt Menschen für gerechte Klimapolitik auf die Straße. Bundesweit kamen an mehr als 250 Orten über 220.000 Menschen zusammen (vgl. Tagesschau 2023). Mit dem Beginn der Fridays for Future-Bewegung brach sowohl in Deutschland als auch auf der ganzen Welt eine neue Ära der Klimabewegung an. Die von Schüler:innen ausgehende Bewegung traf und trifft auf breite gesellschaftliche Akzeptanz. In kürzester Zeit entstanden nicht nur in Ballungszentren Ortsgruppen von Fridays for Future.Allgemein ist es üblich, groß angelegte Demonstrationen und Proteste auf Landeshauptstädte und andere große Städte zu bündeln. Dies hat mehrere Vorteile. Es kommen mehr Menschen zusammen aufgrund der Tatsache, dass große Städte viele Einwohner*innen haben. Diese Städte sind aus den umliegenden Regionen gut erreichbar, sie bieten den nötigen Platz, die Infrastruktur und der Protest wird stärker wahrgenommen. Doch schon lange wird nicht mehr nur in den großen Städten demonstriert, mittlerweile gibt es deutschlandweit über 500 Ortsgruppen von Fridays for Future (Fridays for Future o.J. a), viele davon auch in kleineren Gemeinden. Klimaprotest hat also seinen Weg in ländliche Regionen gefunden. Hiermit stellt sich nun die Frage, welche Chancen diese neue Form des Protests bietet und vor welchen Herausforderung die Fridays for Future-Ortsgruppen in ländlichen Regionen stehen?Die folgende Arbeit ist in drei Abschnitte unterteilt, im ersten Abschnitt wird die Fridays for Future-Bewegung beleuchtet, auf die daraus entstandene Bewegung in Deutschland und auf die Fridays for Future-Ortsgruppe Weil der Stadt eingegangen. Im zweiten Abschnitt wird die Methodik, ein Interview, welches der Arbeit zu Grunde liegt, präsentiert, eingeordnet und die Vermutungen, auf denen das Interview basiert, aufgezeigt. Im dritten Abschnitt werden die Erkenntnisse hinsichtlich der Frage nach den Herausforderungen und Chancen präsentiert.Fridays for FutureAm Montag, den 20. August 2018, setzt sich die Schülerin Greta Thunberg vor das schwedische Parlamentsgebäude und streikt für gerechte Klimapolitik und weltweiten Klimaschutz (vgl. Fopp 2021, S. 7). In den darauffolgenden drei Wochen bis zu den schwedischen Wahlen sitzt sie jeden Tag vor dem Parlamentsgebäude und streikt. Ausgestattet mit ihrem heute weltbekannten Schild mit der Aufschrift 'SKOLSTREJK FÖR KLIMATET' (Schulstreik für das Klima) und einem A4-Blatt, voll mit wissenschaftlichen Fakten über die Auswirkungen menschlichen Handelns in den letzten fünfzig Jahren auf unsere Umwelt und das Klima (vgl. Fopp 2021, S. 27-28).Nach und nach beteiligten sich auch andere Jugendliche an dem Protest. Es entstand eine Bewegung und am 7. September, dem Tag vor der schwedischen Wahl, gaben Greta Thunberg und die mitstreikenden Jugendlichen Morrigan, Edit und Mina gemeinsam in einem Park bekannt, ab sofort jeden Freitag zu streiken, bis die Regierung auf Linie mit dem Pariser Klimaabkommen sei. Sie riefen andere dazu auf, dasselbe zu tun. Kurz darauf postete Greta Thunberg ihren Aufruf unter dem Hashtag #FridaysForFuture im Internet (vgl. Fopp 2021, S. 31-32). Am 13. September 2018 kam es so zum weltweit ersten offiziellen Freitagsstreik unter dem Motto Fridays for Future (vgl. Fopp 2021, S. 7).Fridays for Future (FFF) ist keine Organisation und auch kein Verein, sondern eine weltweite Basisbewegung, die sich aus dem Aufruf von Greta Thunberg und dem Hashtag #FridaysForFuture entwickelte. Die Forderungen von FFF sind im Kern sehr bescheiden, jedoch gleichzeitig auch sehr ehrgeizig (vgl. Sommer et al. 2019, S. 2). Denn grundsätzlich fordern sie nichts weiter als"die auf dem Pariser Klimagipfel Ende 2015 [selbst] gesetzten Ziele zur weltweiten Reduktion von CO2-Emmissionen einzuhalten, um die damit verbundene Erderwärmung auf einen Anstieg von maximal 1,5 Grad zu begrenzen" (Sommer et al. 2019, S. 2).Bescheiden ist dieses Ziel deshalb, weil sich die Regierungen der Welt sowieso schon dazu bekannt haben (vgl. Sommer et al. 2019, S. 2). Eigentlich sollte also schon alles für die Erreichung dieses Ziels getan werden und es sollten keine Proteste erforderlich sein. Ehrgeizig ist es, weil die Umsetzung mit tiefen Einschnitten in Industrie, Energiewirtschaft, Gebäudesektor und Landwirtschaft verbunden ist. Zusätzlich verlangt die Erreichung von der Gesamtbevölkerung einen mit erheblichen Einschränkungen verbundenen ökologisch verträglichen Lebens- und Konsumstil (vgl. ebd. S. 2).Aufmerksam auf die Forderungen machte und macht FFF durch eine simple, aber raffinierte Idee - den Klimastreik. Diese Klimastreiks sind nämlich nicht nur eine normale Form von Demonstrationen, sondern, wie der Name schon sagt, ein Streik fürs Klima. Bestreikt wird dabei die Schule - und zwar jeden Freitag. Dies zog rasch die gewünschte mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf sich, führte jedoch auch dazu, dass in der öffentlichen Debatte schnell über Schulschwänzen fürs Klima gesprochen wurde (vgl. Deutschlandfunk 2019). Heutzutage finden die Streiks zwar noch immer freitags, jedoch nicht mehr nur während der Schulzeit statt. Beispielsweise begann der Globale Klimastreik vom 3. März 2023 in vielen Orten Deutschlands weit nach 13:00 Uhr (vgl. Fridays for Future o.J. b).Am 15. März 2019 kam es zum ersten globalen Klimastreik von FFF, koordiniert durch ein internationales Team, an dem sich laut Angaben der Organisator*innen weltweit 1.789.235 Menschen beteiligten (vgl. Sommer et al. 2019, S. 3), wobei die Berichte über die genauen Zahlen stark variieren. Fridays for Future Deutschland veröffentlichte am Tag danach einen Kurzbericht, in dem von über einer Million junger Menschen weltweit und mehr als 2000 Orten und Städten in 125 Ländern gesprochen wird (vgl. Fridays for Future 2019 a), während die Kennzahlen in einer späteren Veröffentlichung des Statista Research Departments bei weltweit knapp 2,3 Millionen Menschen in rund 2.400 Städten und über 130 Staaten liegen (vgl. Statista 2022).Fridays for Future Deutschland Leonhard Lenz, Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut, Berlin, 25.01.2019 (cropped), CC0 1.0 Der Startschuss der FFF Bewegung in Deutschland wurde im Dezember 2018 durch einzelne kleine Demonstrationen in Berlin, Freiburg, Göttingen, Flensburg und Kiel gesetzt. Frühe, aber zu Beginn voneinander unabhängige Initiator*innen waren der damals 19-jährige Kieler Gymnasiast Jakob Blasel und die damals 22-jährige Studentin Luisa Neubauer (vgl. Sommer et al. 2019, S. 2). Beide sind heute noch bekannte Klimaaktivisti, wobei Luisa Neubauer wohl die bekanntere von beiden ist. Sie ist noch heute eine der Hauptorganisator*innen und das wohl bekannteste Gesicht von FFF Deutschland. Gerne wird sie als das deutsche Pendant zu Greta Thunberg betitelt (vgl. Merkur.de 2019).Rückblickend kann der 18. Januar 2019 als eigentlicher Auftakt der FFF Bewegung in Deutschland gesehen werden. Laut FFF beteiligten sich an diesem Tag 25.000 Menschen an 50 Orten in Deutschland an den Klimastreiks, darunter allein 4.000 in Freiburg. Die Zahl der Ortsgruppen wuchs schnell, so konnten 2019 schon Mitte Februar 155 Ortsgruppen von Fridays for Future in Deutschland gelistet werden (vgl. Sommer et al. 2019, S. 2).Am ersten globalen Klimastreik am 15. März 2019 nahmen in Deutschland laut FFF an 230 Orten und Städten mehr als 300.000 Menschen teil (vgl. Fridays for Future 2019 a). Dieser große Erfolg konnte nicht durchgängig gehalten werden und die Zahlen der Teilnehmenden schwankten stark. Vor allem während der Schul- und Semesterferien schrumpften diese, was in Anbetracht dessen, dass es sich bei den Protestierenden größtenteils um Schüler*innen und Studierende handelte, nicht verwunderlich ist (vgl. Sommer et al. 2019, S. 3).Das gesellschaftliche Interesse an den Protesten von FFF flachte jedoch nicht ab und auch verhältnismäßig kleinere Aktionen schafften es in den Fokus der medialen Berichterstattung (vgl. ebd. S. 3). Ihren Höhepunkt erreichte die deutsche FFF-Bewegung zum dritten globalen Klimastreik am 20. September 2019. Deutschlandweit gingen an diesem Tag in 575 Orten und Städten unter dem Motto #AlleFürsKlima 1,4 Millionen Menschen auf die Straße (vgl. Fridays for Future 2019 b).Eine Vielzahl dieser Proteste ist nur dank der vielen Ortsgruppen, welche man auch als Basis von FFF bezeichnen kann, möglich (vgl. Sommer et al. 2019, S. 5). Sie tragen dazu bei, auch in kleinen Städten und Dörfern ein Zeichen für Klimaschutz zu setzen. So auch die Fridays for Future Ortsgruppe Weil der Stadt, zentraler Gegenstand dieser Arbeit.Fridays for Future Weil der StadtWeil der Stadt liegt im Würmtal am Übergang zwischen Heckengäu und Schwarzwald. Mit ca. 19.200 Einwohner*innen, die sich auf die fünf Stadtteile Weil der Stadt, Merklingen, Schafhausen, Münklingen und Hausen verteilen, gehört Weil der Stadt zu den größeren Gemeinden im Landkreis Böblingen. Bekannt ist die ehemalige freie Reichsstadt vor allem als Geburtsort des berühmten Astronomen und Mathematikers Johannes Kepler. Trotz der Nähe zur baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart und der guten Anbindung ist Weil der Stadt eher ländlich geprägt (vgl. Stadt Weil der Stadt o.J.).Seit November 2019 bringt die FFF Ortsgruppe Weil der Stadt Klimaprotest auf die Straßen der Keplerstadt. Die Ortsgruppe ging aus einer Diskussionsgruppe an einer örtlichen Schule hervor. Dort fragte man sich, warum es so etwas wie Fridays for Future nicht auch in Weil der Stadt gebe. Dadurch angestoßen entwickelte sich ein Organisationsteam von elf Schüler*innen im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Diese elf Schüler*innen organisieren seitdem regelmäßig Klimaproteste in Weil der Stadt (vgl. Leonberger Kreiszeitung 2020).Die FFF Ortsgruppe Weil der Stadt betreibt mehrere Social Media Kanäle, über die sie erreichbar ist, Informationen teilt und Beiträge zu Veranstaltungen und Aktionen postet. Sie sind auf WhatsApp, Instagram, Facebook, Twitter und YouTube vertreten (vgl. Fridays for Future WdS o.J.). Neben der altbekannten Form von Klimaprotesten, bei denen mit Megafon und Transparenten auf die Straße gegangen wird, hat sich die Ortsgruppe diverse andere Ideen einfallen lassen, um auf die Themen Klimaschutz und Klimagerechtigkeit in Weil der Stadt aufmerksam zu machen.Zur baden-württembergischen Landtagswahl 2021 organisierte FFF Weil der Stadt gemeinsam mit FFF Herrenberg eine digitale Podiumsdiskussion und stellte die Landtagskandidat*innen im Wahlkreis 6 von SPD, FDP, CDU, Grüne und Linke auf die Probe (vgl. Leonberger Kreiszeitung 2021). Im Juli 2021 übergaben die Weil der Städter Klimaaktivisti der Stadtverwaltung einen Forderungskatalog, welcher Weil der Stadt zu mehr Klimagerechtigkeit verhelfen solle.Auf 15 Seiten formulierten sie unter dem Motto 'Klimagerechtigkeit muss oberste Priorität werden!' 21 Forderungen zu den Themen Verkehr und Mobilität, Öffentliches Leben, Energie, Naturschutz, Bürger*innennähe und Kapital (vgl. Fridays for Future WdS 2021). Außerdem traten sie mit der örtlichen Kirchengemeinde in Kontakt und führten am 22. Oktober 2021 einen Live-Talk mit dem Klimaschutzmanager der Diözese Rottenburg-Stuttgart und Vertreter*innen der katholischen Kirchengemeinde St. Peter & Paul Weil der Stadt unter dem Motto 'Die Erde ist schön, es liebt sie der Herr – Glaube und der Klimawandel' durch (vgl. Kath. Kirchengemeinde St. Peter & Paul Weil der Stadt 2021).Interview mit Fridays for Future Weil der StadtDa sich die Literatur zum Thema auf die großen Veranstaltungen und Aktionen durch FFF beschränkt und Informationen zu kleineren FFF Ortsgruppen eher spärlich ausfallen, beruht das folgende Kapitel auf einem Fragebogen, beantwortet durch zwei Klimaaktivisti der FFF Ortsgruppe Weil der Stadt. Der Fragebogen wurde der FFF Ortsgruppe übergeben und von zwei der Aktivisti im Namen von FFF Weil der Stadt schriftlich beantwortet.Dabei geht es natürlich nicht um Repräsentativität. Es liegt auf der Hand, dass die Befragung einer einzelnen FFF Ortsgruppe keine Übersicht und auch kein Handbuch für Klimaprotest auf dem Land hervorbringt. Das ist aber auch nicht das Ziel dieser Arbeit. Denn im Folgenden geht es darum, die Leistung und das Wirken kleinerer Aktivist*innengruppen in ländlichen Regionen zu beleuchten und nicht immer nur von München und Berlin zu sprechen. Klimagerechtigkeit muss in allen Teilen der Welt geschehen und ländliche Gemeinden dürfen dabei nicht vergessen werden.Schaut man auf die Wahlergebnisse der Bundestagswahlen, so zeigt sich, dass die Unionsparteien auf dem Land besser abschneiden, in den Städten liegen SPD und Grüne vorn. In Westdeutschland zeigen sich für Bündnis 90/Die Grünen keine Stadt-Land-Unterschiede mehr (vgl. Pokorny 2020, S. 3). Auch wenn sie eher gering ausfallen, zeigen sich doch Einstellungsunterschiede zwischen Stadt und Land (vgl. ebd. S. 3). Tendenziell gibt es auf dem Land einen höheren Anteil an Pessimist*innen und mehr rechtspopulistische Einstellungen als in Städten. Großstädter*innen sind zufriedener mit der Demokratie als die Landbevölkerung, außerdem ist diese weniger politisch interessiert (vgl. ebd. S. 3).Diese Tendenzen lassen vermuten, dass es FFF Ortsgruppen in ländlichen Regionen schwerer haben, Mitstreiter*innen zu finden und auf positiven Anklang in der Bevölkerung zu stoßen. Der höhere Anteil an Pessimist*innen lässt vermuten, dass das Thema Klimawandel auf eine 'Was sollen wir daran schon ändern können'-Mentalität stößt. Die vermehrten rechtspopulistischen Einstellungen führen vermutlich dazu, dass der Klimawandel an sich bezweifelt wird. Die Unzufriedenheit mit der Demokratie und das geringere politische Interesse der Landbevölkerung unterstreicht diese Vermutungen.Da es sich um eine Umfrage unter Wähler*innen handelt, kann man natürlich nicht auf die Schüler*innen, welche einen Großteil der Demonstrant*innen ausmachen, schließen, aber auf deren Eltern. Die Vermutung liegt nahe, dass aus diesen Gründen Eltern auf dem Land eher ein Problem in Schuleschwänzen für Klimastreiks sehen, als es in Großstädten der Fall ist.Eine weitere Herausforderung lässt sich in den Strukturen und Möglichkeiten, die zur Organisation auf dem Land vorliegen, vermuten. Diese beschränken sich vor allem auf die Schulen der Gemeinde und eventuell auf ein paar wenige Vereine, während sich in Großstädten durch Hochschulen und Universitäten ganz andere Möglichkeiten eröffnen.Das Thema Klimaschutz ist somit wohl eher nicht im Fokus von Gemeinden in ländlichen Regionen. Vermutlich liegt aber genau hier eine der größten Chancen für FFF Ortsgruppen, nämlich das Thema Klimaschutz und Klimagerechtigkeit in ländlichen Regionen in die Köpfe und Gespräche der Bevölkerung zu bringen. Im Folgenden wird auf die neun Fragen des Interviews einzeln eingegangen, die Antworten von FFF Weil der Stadt vorgestellt und eingeordnet.Frage 1: Warum habt ihr in Weil der Stadt einen FFF-Ortsverband gegründet?"Weil wir auch in einer so kleinen Stadt wie Weil der Stadt eine FFF-Gruppe haben wollten, damit Klimagerechtigkeit an vielen Stellen Gehör bekommt. Zudem gab es viele motivierte Menschen und wir wollten auch Schüler*innen aus Weil der Stadt ermöglichen, an Demos teilzunehmen, ohne dafür die Schule schwänzen zu müssen" (FFF Weil der Stadt, Interview, 10.03.2023, siehe Anhang).Klimaprotest war zu der Zeit der Gründung der Ortsgruppe noch etwas, das man in Weil der Stadt nur aus den Nachrichten und den umliegenden Universitäts- und Großstädten kannte. Mit Sicherheit schlossen sich auch damals ein paar wenige Schüler*innen aus Weil der Stadt den Protesten in Stuttgart an, jedoch war dies für viele wohl ein zu großes Hindernis oder auf lange Sicht auch nicht zweckmäßig, wenn man dieses Thema auch auf die Straßen vor der eigenen Haustüre bringen konnte. Zu Anfang fanden die Klimastreiks in Stuttgart am früheren Vormittag statt, sodass die Teilnahme Schulschwänzen voraussetzte. Sobald sich also die Frage nach Klimaprotest in Weil der Stadt ergab und bei einigen Schüler*innen auf Anklang stieß, gab es wohl keine Gründe mehr, nicht wenigstens den Versuch zu wagen.Frage 2: Hättet ihr euch nicht auch einem bereits existierenden Ortsverband in einer größeren Stadtanschließen können?"Es gab zwar bereits eine Gruppe in Stuttgart, allerdings war der Besuch deren Demos für viele aus Weil der Stadt nur schwer machbar, da der Weg und die damit verbundenen Fehlzeiten im Unterricht von den Lehrkräften oft nicht gebilligt wurden. Auch wollten wir vor Ort für Klimagerechtigkeit auf die Straße gehen, um auch hier Druck auf die Politik auszuüben" (ebd. siehe Anhang).Obwohl es ein paar größere Städte im Umkreis von Weil der Stadt gibt (Leonberg, Böblingen), gab es noch keine Klimastreiks durch FFF Gruppen in der Nähe. Als nächstbeste Möglichkeit gab es also nur die FFF Gruppe in Stuttgart. Zwar ist Weil der Stadt dank der S-Bahn gut an die Landeshauptstadt angebunden, jedoch dauert eine einfache Fahrt bis zum Hauptbahnhof gut 40 Minuten. Gerade für Schüler*innen ist dies eine größere Hürde, vor allem in den jüngeren Klassenstufen. Selbst wenn die Klimastreiks in Stuttgart damals erst nach Schulschluss (meist ca. 13 Uhr) begonnen hätten, so wäre die Teilnahme für Schüler*innen aus Weil der Stadt trotzdem nur mit Fehlzeiten im Unterricht möglich gewesen. Da diese jedoch nicht von allen Lehrkräften – langfristig - gebilligt wurden, war das für viele wohl keine Option. Hinzu kommt, dass Klimagerechtigkeit dann noch immer nicht in Weil der Stadt zum Thema geworden wäre.Frage 3: Wie habt ihr zu Beginn Mitglieder generiert?"Wir bestanden maßgeblich aus Interessierten, die sich bei einer Schulveranstaltung gesammelt haben und den dazugehörigen Freundesgruppen. Teilweise kamen noch weitere Interessierte hinzu, die über Aufrufe auf Instagram oder bei Demos zu uns kamen" (ebd. siehe Anhang).Wie vermutet, beschränkt sich (zumindest zu Anfang) die Organisation auf die wenigen vorhandenen Strukturen, die auf dem Land gegeben sind. Nur die Institution Schule und die privaten Freundeskreise konnten hier anfangs genutzt werden. Alles weitere musste sich die Weil der Städter Ortsgruppe selbst aufbauen. Dazu war es nötig, im Kleinen anzufangen und sich über Social Media und regelmäßige Aktionen eine Bekanntheit in der Gemeinde aufzubauen.Frage 4: Wie tut ihr es jetzt? (Mitglieder generieren)"Gar nicht, da wir im Moment eher inaktiv sind" (ebd. siehe Anhang).Hier stellt sich die Frage warum eine eigentlich erfolgreiche FFF Ortsgruppe inaktiv wird.Frage 5: Wie beständig ist die Arbeit im Ortsverband in Weil der Stadt?"Im Moment leider eher weniger beständig, da ein Großteil der ursprünglichen Mitglieder nun studieren und aus diesem Grund weniger Zeit haben. Dennoch versuchen wir, immer wieder Demonstrationen zu veranstalten" (ebd. siehe Anhang).Hiermit wird auch die aufgeworfene Frage zur Inaktivität der Ortsgruppe beantwortet. Gleichzeitig zeigt sich ein weiteres Problem, mit dem ländliche FFF Ortsgruppen gezwungenermaßen konfrontiert werden. Wenn in einer Großstadt mit vorhandener Hochschule oder Universität die aktiven FFF Mitglieder ihren Abschluss machen und studieren gehen, so geschieht dies oftmals in derselben Stadt und der Klimaprotest kann vor Ort weitergeführt und zusätzlich die neuen Strukturen genutzt werden. Für viele auf dem Land ist ein Studium entweder mit einem hohen zeitlichen Aufwand durch Pendeln verbunden oder nur durch einen Umzug in die jeweilige Stadt realisierbar. Also ist es ganz logisch, dass es auf dem Land mit der Zeit schwieriger wird, Klimaprotest zu organisieren, zumindest wenn die Hauptorganisator*innen als treibende Kräfte für das Studium wegziehen und nur wenige neue Leute nachrücken.Frage 6: Wie sind die Reaktionen der Weil der Städter:innen? Viele kennen euch ja bestimmt auch privat und sehen euch nun als Aktivisti."Ich würde sagen, dass von den meisten Respekt kommt, dass man den Mut hat und das Ziel, etwas zu verändern. Es gibt natürlich auch Leute, die es eher als negativ empfinden, aber das ist in meinem Umfeld eher die Minderheit" (ebd. siehe Anhang).Wie erwartet stößt eine solche Bewegung bei einigen auf Unverständnis, im näheren privaten Umfeld der Aktivisti scheint dies jedoch kein größeres Problem zu sein. Das lässt sich aber vermutlich auf die Bubble, die man sich sucht und aufbaut, zurückführen, warum sollte man auch engere Beziehungen zu Menschen pflegen, die die eigenen Werte nicht vertreten. Ganz besonders wenn man, wie der Großteil der FFF Aktivisti, noch sehr jung ist, grenzt man sich doch eher von Andersdenkenden ab. Erfreulicherweise kommt aus dem näheren Umfeld und aus dem Teil der Bevölkerung, der sich die Proteste anschaut oder sich ihnen sogar anschließt, Unterstützung und Respekt für das, was die Ortsgruppe leistet.Frage 7: Wie schätzt ihr eure eigene Wirksamkeit ein? (Was habt ihr bereits erreicht? Was könnt ihrlangfristig erreichen?)"Sowohl auf persönlicher Ebene haben uns viele angesprochen, dass sie durch uns weiter auf das Thema gekommen sind und ein Umdenken in ihrem (Konsum)verhalten begonnen hat. Auf der städtischen Ebene hatten wir schon mehrere Gespräche mit der Stadt und den Fraktionen und haben mit diesen über unsere erarbeiteten Forderungen gesprochen, die wir in Kooperation mit Wissenschaftler*innen erstellt haben. Leider hat die Stadt Weil der Stadt sehr hohe Schulden, weswegen wir oft mit der Aussage, dass dafür kein Geld da sei, vertröstet wurden. Auch haben wir generell Aufmerksamkeit für das Thema Klimagerechtigkeit generiert. Dementsprechend haben wir jetzt nicht alleine durch Weil der Stadt die Welt gerettet, aber wir haben etwas bewirkt" (ebd. siehe Anhang).Die Aktionen führten also nicht nur dazu, dass die Themen Klimaschutz und Klimagerechtigkeit in den gesellschaftlichen Diskurs der Bürger*innen geraten, sondern bewirkten sogar ein aktives Umdenken hin zu einem klimagerechteren Verhalten in den Köpfen einiger Weil der Städter Bürger*innen. Auch direkt die Verwaltungsebene der Stadt, in der man wohnt, mit Klimagerechtigkeit zu konfrontieren, ist der FFF Ortsgruppe durch ihren Forderungskatalog, welchen sie der Stadt Weil der Stadt übergeben hat, gelungen. Beeindruckend ist auch, welche Mühe in den ausgearbeiteten Forderungen stecken muss. Allein dass sich Schüler*innen die Mühe machen, ein 15-seitiges Dokument zu erstellen und das in Kooperation mit Wissenschaftler*innen, ist bemerkenswert. Das zeigt, auch wenn es von Beginn an klar war, dass die meisten der Forderungen für die Stadt Weil der Stadt in der aktuellen Situation nahezu unmöglich zu erreichen sind, welche Leistung teilweise von FFF Ortsgruppen ausgeht und ausgehen kann. Es geht bei all dem wohl nicht darum, eine Lösung parat zu legen, die so auch direkt umgesetzt werden kann, sondern viel mehr darum, etwas zu bewirken, auch wenn es noch so klein ist.Frage 8: Was sind speziell in Weil der Stadt eure Ziele?"Die erarbeiteten Forderungen zielen auf verschiedene Bereiche ab. Sei dies unter anderem Tempobegrenzung, Begrünung, Ausweitung und Sicherung der Naturschutzgebiete, die Erstellung eines CO2-Budgets für Weil der Stadt oder die Einführung eines Klimarats. Generell möchten wir aber vor allem Gehör für das Thema schaffen und zeigen, dass der Druck auf die Politik nicht nur von den großen Städten kommt, sondern überall in Deutschland (und auch weltweit) für Klimagerechtigkeit kämpfen" (ebd. siehe Anhang).Auch den Aktivisti ist klar, dass ihre Forderungen keine Lösung für das große Ganze sind und sie ihre Gemeinde dadurch auch nicht zu einer klimagerechten Oase machen. Jedoch sind die Forderungen gut ausgearbeitet und zumindest in Teilen realisierbar und dazu auch vollkommen zeitgemäß. Zumindest scheint es, als hätte FFF Weil der Stadt dadurch schon die ersten anfänglichen Hürden überwunden und einen klimapolitischen Anstoß in der Gemeinde gesetzt. Auch wenn nicht alle oder auch keine der Forderungen umgesetzt werden, so haben sie ihr Hauptziel, Aufmerksamkeit zu generieren und den Druck auf die Politik zu erhöhen, auf kommunaler Ebene umsetzen können. Was insofern wichtig ist, weil Politik schließlich nicht nur auf Landes- oder Bundesebene stattfindet, sondern tagtäglich auf kommunaler Ebene.Frage 9: Wie kann man euch als Nicht-Mitglied unterstützen?"Mit anderen Menschen über Klimagerechtigkeit sprechen, auf Demonstrationen gehen, laut sein und so aktiv Demokratie mitgestalten, Wählen gehen, damit auch in den Parlamenten endlich Klimagerechtigkeit umgesetzt wird, sich informieren und für Aktionen werben, damit möglichst viele Menschen etwas davon mitbekommen" (ebd. siehe Anhang).Zum Schluss war es noch interessant zu erfahren, was sich die Aktivisti an Unterstützung aus der Bevölkerung wünschen. Auch diese Frage wurde sehr sachlich und geerdet beantwortet. Eigentlich wird nur erwartet, dass die Anstöße, welche sie durch ihre Aktionen geben, weiter durchdacht und im besten Fall verbreitet werden, ob im Privaten oder auch über den politisch-demokratischen Weg. Der größte Gewinn für die FFF Ortsgruppe scheint es zu sein, wenn angestoßen durch eine ihrer Aktionen das Thema Klimagerechtigkeit innerhalb der Bevölkerung weitergetragen wird, bis auch in den Parlamenten Klimagerechtigkeit umgesetzt wird.ErgebnisseDie zuvor angestellten Vermutungen haben sich nicht alle bewahrheitet oder zumindest nicht gänzlich. Mitstreiter*innen zu finden, fiel der FFF Ortsgruppe Weil der Stadt zu Anfang ziemlich leicht, beschränkte sich aber auf das schulische und private Umfeld der Aktivisti. Schwieriger war es, für Kontinuität zu sorgen und ein nachrückendes Organisationsteam zu bilden, welches den Klimaprotest im Ort heutzutage und in Zukunft sichert.Demokratieverdrossenheit oder pessimistische und etwas vermehrte rechtspopulistische Einstellungen auf dem Land haben zumindest auf die Arbeit der Weil der Städter Ortsgruppe keine Auswirkung gezeigt. Das Thema Schuleschwänzen stellte zwar nicht von Seiten der Eltern, jedoch von Seiten der Schulen ein Problem für die Klimaaktivisti dar. Dort wurde es nicht gern gesehen, dass für Klimaprotest Unterricht geschwänzt wird. Vor allem war dies dadurch ein Problem, weil es im näheren Umkreis keine Möglichkeit für die Schüler*innen gab, sich Klimaprotesten anzuschließen. Hierin sahen die Weil der Städter Klimaaktivisti ihre Chance und gründeten eine eigene Ortsgruppe und ermöglichten so den Weil der Städter Schüler*innen Klimaprotest ohne Schulschwänzen.Die vermutete Herausforderung durch geringe organisatorische Möglichkeiten hat sich zumindest insoweit bewahrheitet, als es in Weil der Stadt nicht zu Massenprotesten kam, wie es in Großstädten der Fall war. Dies ist nicht weiter verwunderlich. Für groß angelegte Proteste fehlen einfach die Strukturen wie Hochschulen und Universitäten. Gerade diese fehlenden Einrichtungen stellen ländlich gelegene FFF Ortsgruppen vor eine große Herausforderung. Schaffen diese es nicht, in den jüngeren Klassenstufen genügend Mitstreiter*innen zu akquirieren, die später einmal die Organisation übernehmen, so wird es spätestens nach dem Abschlussjahr und mit Beginn von Ausbildung oder Studium der Hauptorganisator*innen zu einer Lücke kommen. Gerade in ländlichen Regionen ist es nicht unüblich, für eine Ausbildung oder ein Studium wegzuziehen oder weite Strecken zu pendeln. Dadurch fehlt es an Leuten und an Zeit, um weitere Aktionen planen und umsetzen zu können.Auch bewahrheitet hat sich, dass die größte Chance für FFF Ortsverbände in ländlichen Regionen in der Aufmerksamkeitsgenerierung für das Thema Klimaschutz und Klimagerechtigkeit liegt. Am Beispiel FFF Weil der Stadt hat sich gezeigt, dass dies sogar noch weiter geht. Sie haben Rückmeldungen von Bürger*innen bekommen, dass diese aufgrund der Aktionen der Ortsgruppe angefangen haben, ihr Verhalten und ihren Konsum in Richtung Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu ändern. FFF Weil der Stadt hat also bewirken können, dass sich Menschen vor Ort mit dem Thema auseinandersetzen.Auch hat FFF Weil der Stadt durch einen Forderungskatalog erreichen können, dass das Thema in der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat eine höhere Präsenz aufweist. Weil der Stadt hat hohe Schulden, was die Umsetzung der Forderungen verkompliziert. Selbst ohne dieses Problem wäre noch lange nicht sicher, dass die Forderungen von Seiten der Stadt umgesetzt werden, aber zumindest kann in Weil der Stadt niemand mehr sagen, dass die Schüler*innen nur auf die Straße gehen, Schule schwänzen, jedoch keine Lösungen für ihre Forderung, das 1,5 Grad Zeil einzuhalten, bereitstellen, denn genau das hat die Ortsgruppe gemacht.Die Ortsgruppe hat außerdem die damals anstehenden demokratischen Wahlen genutzt, um ihr Anliegen in den Vordergrund zu rücken, indem sie beispielsweise eine Podiumsdiskussion mit den Landtagskandidat*innen aus dem Wahlkreis durchgeführt haben. Dies eröffnete ihnen die Chance, weit über die Grenzen von Weil der Stadt hinaus Menschen zu erreichen und Klimaschutz im Wahlkreis 6 eine bedeutendere Rolle zuzuweisen. Eine weitere Chance, die FFF Weil der Stadt ergriffen hat, war es, in einer traditionell katholisch geprägten Stadt wie Weil der Stadt die Kirchengemeinde mit einzubeziehen und dadurch eine ganz neue Gruppe Bürger*innen auf das Thema Klimagerechtigkeit aufmerksam zu machen.Natürlich ist klar, dass nicht jede FFF Ortsgruppe die Herausforderungen, vor die sie gestellt wird, überwinden kann. Man kann auch nicht erwarten, dass jede Ortsgruppe so viel Energie und Arbeit aufwendet, um Klimagerechtigkeit Gehör zu verschaffen. Am Beispiel der FFF Ortsgruppe Weil der Stadt kann man jedoch sehen, welche Chancen man auch in ländlichen Regionen und kleineren Gemeinden ergreifen kann. Es bieten sich jede Menge Möglichkeiten für Aktionen gemeinsam mit Vereinen, Kirchen und Glaubensgemeinschaften, im Zuge einer anstehenden Wahl oder indem man direkt auf die Stadtverwaltung und ihre Gremien zugeht.Die Ortsgruppe hat außerdem gezeigt, dass sich auch aus Herausforderungen Chancen ergeben können, beispielsweise indem man es anderen Schüler*innen ermöglicht, an Klimaprotesten teilzunehmen, ohne dass sie dafür Schule schwänzen müssen und Sanktionen zu erwarten haben. Auf alle Fälle haben sie bewiesen, dass man auch im Kleinen viel erreichen und große Aufmerksamkeit für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit generieren kann.Diese Arbeit zeigt beispielhaft und schlaglichtartig, dass zusätzlich zu den großen Klimastreiks die ganzen kleineren Ortsgruppen eine wichtige Rolle im Kampf für eine klimagerechte Welt einnehmen. Sie bringen dieses brisante Thema auch in abgelegenere Gegenden, in die Nähe der Bürger*innen und auf die kommunale Ebene.Man kann nur hoffen, dass sich die Ortsgruppe auch ihrer aktuell größten Herausforderung stellen und diese überwinden kann und dass sie die Arbeit, so wie sie die letzten Jahre geleistet wurde, wieder aufnehmen kann. Dabei wünsche ich Fridays for Future Weil der Stadt und allen anderen Fridays for Future Ortsgruppen, die vor einer Herausforderung stehen, viel Erfolg! Ihr seid es, die etwas bewirken können. Lasst euch nicht unterkriegen und gebt nicht auf, denn ihr habt schon viel erreicht und könnt das noch immer. LiteraturDeutschlandfunk (2019): Fridays for Future. Schule schwänzen fürs Klima – wie lange noch? [online] https://www.deutschlandfunk.de/fridays-for-future-schule-schwaenzen-fuers-klima-wie-lange-100.html [07.03.2023].Fopp, Daniel (2021): Gemeinsam für die Zukunft – Fridays For Future und Scientists For Future. Vom Stockholmer Schulstreik zur weltweiten Klimabewegung, Bielefeld: transcript Verlag.Fridays for Future (o.J.) a: Mitmachen [Online] https://fridaysforfuture.de/mitmachen/ [04.03.2023].Fridays for Future (o.J.) b: Globaler Klimastreik – 3. März 2023 [online] https://fridaysforfuture.de/globaler-klimastreik/ [07.03.2023].Fridays for Future (2019) a: Internationaler Streik am 15.3. [online] https://fridaysforfuture.de/internationaler-streik-am-15-3/ [08.03.2023].Fridays for Future (2019) b: Der grösste Klimastreik der Geschichte – und das war erst der Anfang! [online] https://fridaysforfuture.de/ruckblick-allefuersklima1/ [09.03.2023].Fridays for Future WdS (o.J.): Weil der Stadt [online] https://fridaysforfuture.de/ortsgruppen/weil-der-stadt/ [14.03.2023].Fridays for Future WdS (2021): Forderungen. Fridays for Future Weil der Stadt [online] https://cloud.fridaysforfuture.is/s/Hcpks7NAL7ixfiB [14.03.2023].Kath. Kirchengemeinde St. Peter & Paul Weil der Stadt (2021): WDSTV.de Die Erde ist schön es liebt sie der Herr – Glaube und der Klimawandel. [online] https://www.youtube.com/watch?v=2IkPkzuL2OU [14.03.2023].Leonberger Kreiszeitung (2020): Fridays for Future-Demo in Weil der Stadt. Auch kleinere Städte können Druck machen [online] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.fri-days-for-future-demo-in-weil-der-stadt-auch-kleinere-staedte-koennen-druck-machen.484cfe11-2a15-4b15-bd6a-4fc2d0d284f9.html [14.03.2023].Leonberger Kreiszeitung (2021): Kreis Böblingen. Fridays for future fühlt Landtagskandidaten auf den Zahn [online] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kreis-boeblingen-fridays-for-future-fuehlt-landtagskandidaten-auf-den-zahn.6c515e59-bb4f-406e-8ee6-c8f29dd15b2e.html [14.03.2023].Merkur.de (2019): "Fridays for Future": Luisa Neubauer (22) ist die deutsche Greta Thunberg [online] https://www.merkur.de/politik/fridays-for-future-luisa-neubauer-22-ist-deutsche-greta-thunberg-zr-11839805.html [08.03.2023].Pokorny, Sabine (2020): Ticken Städter anders?. Politische Einstellungen in urbanen und ländlichen Regionen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.Sommer, Moritz/ Rucht, Dieter/ Haunss, Sebastian/ Zajak, Sabrina (2019): Fridays for Future. Profil, Entstehung und Perspektiven der Protestbewegung in Deutschland. Ipb working paper 2/2019. Berlin: Institut für Protest- und Bewegungsforschung.Stadt Weil der Stadt (o.J.): Keplerstadt. Stadtportrait [online] https://www.weil-der-stadt.de/de/Keplerstadt/Stadtportrait [12.03.2023].Statista (2022): Kennzahlen zum 1. Globalen Klima-Streik am 15. März 2019 [online] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1064670/umfrage/kennzahlen-zum-1-globalen-klima-streik/ [08.03.2023].Tagesschau (2023): Zehntausende demonstrieren für Verkehrswende [Online] https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/fridays-for-future-klimastreik-107.html [04.03.2023].----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------AnhangFragen an die Fridays for Future Ortsgruppe Weil der Stadt1. Warum habt ihr in Weil der Stadt einen FFF-Ortsverband gegründet?Weil wir auch in einer so kleinen Stadt wie Weil der Stadt eine FFF-Gruppe haben wollten, damit Klimagerechtigkeit an vielen Stellen Gehör bekommt. Zudem gab es viele motivierte Menschen und wir wollten auch Schüler*innen aus Weil der Stadt ermöglichen an Demos teilzunehmen ohne dafür die Schule schwänzen zu müssen.2. Hättet ihr euch nicht auch einem bereits existierenden Ortsverband in einer größeren Stadt anschließen können?Es gab zwar bereits eine Gruppe in Stuttgart, allerdings war der Besuch deren Demos für viele aus Weil der Stadt nur schwer machbar, da der Weg und die damit verbundenen Fehlzeiten im Unterricht von den Lehrkräften oft nicht gebilligt wurden. Auch wollten wir Vorort für Klimagerechtigkeit auf die Straße gehen, um auch hier Druck auf die Politik auszuüben.3. Wie habt ihr zu Beginn Mitglieder generiert?Wir bestanden maßgeblich aus Interessierten, die sich bei einer Schulveranstaltung gesammelt haben und den dazugehörigen Freundesgruppen. Teilweise kamen noch weitere interessierte hinzu, die über Aufrufe auf Instagram oder bei Demos zu uns kamen.4. Wie tut ihr es jetzt?Gar nicht, da wir im Moment eher inaktiv sind.5. Wie beständig ist die Arbeit im Ortsverband in Weil der Stadt?Im Moment leider eher weniger beständig, da ein Großteil der ursprünglichen Mitglieder nun studieren und aus diesem Grund weniger Zeit haben. Dennoch versuchen wir, immer wiederDemonstrationen zu veranstalten.6. Wie sind die Reaktionen der Weil der Städter? Viele kennen euch ja bestimmt auch privat und sehen euch nun als Aktivisti.Ich würde sagen, dass von den meisten Respekt kommt, dass man den Mut hat und das Ziel etwas zu verändern. Es gibt natürlich auch Leute, die es eher als negativ empfinden, aber das ist in meinen Umfeld eher die Minderheit.7. Wie schätzt ihr eure eigene Wirksamkeit ein? (Was habt ihr bereits erreicht? Was könnt ihr langfristig erreichen?)Sowohl auf persönlicher Ebene haben uns viele angesprochen, dass sie durch uns weiter auf das Thema gekommen sind und ein Umdenken in Ihrem (Konsum)verhalten begonnen hat. Auf der städtischen Ebene hatten wir schon mehrere Gespräche mit der Stadt und den Fraktionen und haben diesen unsere erarbeiteten Forderungen gesprochen, die wir in Kooperation mit Wissenschaftler*innen erstellt haben. Leider hat die Stadt Weil der Stadt sehr hohe Schulden, weswegen wir oft mit der Aussage, dass dafür kein Geld da sei, vertröstet wurden. Auch haben wir generell Aufmerksamkeit für das Thema Klimagerechtigkeit generiert. Dementsprechend haben wir jetzt nicht alleine durch Weil der Stadt die Welt gerettet, aber wir haben etwas bewirkt.8. Was sind speziell in Weil der Stadt eure Ziele?Die erarbeiteten Forderungen zielen auf verschiedene Bereiche ab. Sei dies unter anderem Tempobegrenzung, Begrünung, Ausweitung und Sicherung der Naturschutzgebiete, die Erstellung eines CO2-Budgets für Weil der Stadt oder die Einführung eines Klimarats. Generell möchten wir aber vor allem Gehör für das Thema schaffen und zeigen, dass der Druck auf die Politik nicht nur von den großen Städten kommt, sondern überall in Deutschland (und auch weltweit) für Klimagerechtigkeit kämpfen.9. Wie kann man euch als Nicht-Mitglied unterstützen?Mit anderen Menschen über Klimagerechtigkeit sprechen, auf Demonstrationen gehen, laut sein und so aktiv Demokratie mitgestalten, Wählen gehen, damit auch in den Parlamenten endlich Klimagerechtigkeit umgesetzt wird, sich informieren und für Aktionen werben, damit möglichst viele Menschen etwas davon mitbekommen.
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In Rekordzeit verändert KI den Schulunterricht, aber wer behält den Überblick? Ein Gespräch über wahre Durchbrüche, zweifelhafte Narrative – und Lehrerkollegien, die auf sich allein gestellt sind.
Herr Chammon, Herr Seitz, hätten Sie sich im Sommer 2022 vorstellen können, welche Fortschritte die Künstliche Intelligenz (KI) innerhalb eines Jahres machen würde?
Jacob Chammon: Das Thema war natürlich auch im Sommer 2022 schon da, aber irgendwie abstrakt. ChatGPT hat es auf einen Schlag greifbar gemacht. Was uns, glaube ich, dann alle überrascht hat, war das Tempo, mit der KI-Anwendungen auch in den Schulen Einzug gehalten haben. Wie überaus positiv die Lehrkräfte reagiert – und wie begeistert sich die Schüler die neue Technik angeeignet haben. ChatGPT war der Gamechanger, eindeutig.
Jacob Chammon ist Geschäftsführer der Telekom-Stiftung. Am heutigen Mittwoch veröffentlicht die Stiftung eine neue Studie zu "Schule und KI", erarbeitet vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und dem mmb-Institut. Die Studie soll "ein praxisorientierter Leitfaden" sein für den Umgang mit den neuen Technologien. Foto: Norbert Ittermann, Deutsche Telekom Stiftung.
Jürgen Seitz: Das konnte keiner vorhersehen, selbst die Entwickler von ChatGPT nicht. Vorher bestanden hohe Einstiegshürden in die Nutzung von Künstlicher Intelligenz, gerade in Europa, ausgelöst schon durch Datenschutz-Vorgaben, die selbst Forschungsprojekte fast zu einem Ding der Unmöglichkeit machten. Und dann war da plötzlich ein Tool, ein neuartiges Modell der KI-Sprachverarbeitung, das keine Eingabe persönlicher Daten erforderte, das einfach zur Verfügung stand, noch dazu gratis. Darum liegt für mich der eigentliche Durchbruch von ChatGPT in der erstmals massenhaften Verbreitung einer KI-Anwendung. Ein vermeintliches Nischenangebot entwickelte sich zum am schnellsten wachsenden Technologieprodukt der Welt.
Womit die Erforschung von KI-Anwendungen im Schulalltag erst jetzt wirklich Sinn ergibt, Herr Seitz?
Jürgen Seitz forscht und lehrt zu Marketing, Medien und Digitaler Wirtschaft an der Hochschule der Medien Stuttgart. Mit Kollegen hat er im Rahmen des Forschungsprojekts AI Education (AIEDN) die Nutzung eines neuartigen KI-Assistenten im Schulunterricht getestet. Der gerade veröffentlichte Forschungsbericht fragt: "KI als Tutor der Zukunft? Foto: Serdar Dogan.
Seitz: Bis vergangenes Jahr haben wir hauptsächlich dazu geforscht, wie KI zum Gegenstand von Schulbildung werden kann. Was müssen Schülerinnen und Schüler wissen, um die Bedeutung dieser neuen Technologien einschätzen und verstehen zu können? Wie führen wir sie an KI-Anwendungen heran? Das hat sich komplett gedreht. Eine Umfrage unter unseren Studierenden hat ergeben, dass 100 Prozent von ihnen ChatGPT nutzen, hier müssen wir niemanden mehr an KI-Technologien heranführen. Auch die breite Öffentlichkeit ist nun einfacher zu begeistern. Schon das Ausprobieren von ChatGPT kann bei vielen Menschen diese Faszination wecken
und vertiefen. Dieses Momentum ist ein großes Geschenk, plötzlich fordern Schüler, Studierende und Lehrkräfte die Nutzung ein, und wir können im Unterrichtsalltag erforschen, was wie gut funktioniert und was nicht.
Die Telekom-Stiftung veröffentlicht heute einen Leitfaden zu "Schule und KI". Warum braucht es den, Herr Chammon?
Chammon: Tatsächlich ist es unsere zweite Publikation zu dem Thema. 2021 haben wir schon eine Studie bei denselben Partnern in Auftrag gegeben, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und dem mmb Institut – Gesellschaft für Medien- und Kompetenzforschung. Wir hatten aber jetzt das dringende Gefühl, dass es ein Update braucht. Es geht um die Klärung ganz grundsätzlicher Fragen: Was für Formen von KI gibt es eigentlich? Das ist ein so schwammiger Sammelbegriff, dass wir immer aufpassen müssen, worüber wir gerade reden. Welchen Nutzen haben die unterschiedlichen Anwendungen? Wo liegen die Herausforderungen, die Gefahren? Was sind die Systeme und Technologien, deren Einsatz in den Schulen Sinn ergeben könnte? Wir halten es für total wichtig, dass Lehrkräfte und Schulleitungen hier den Überblick behalten. Oder ihn überhaupt erst bekommen. Immer anhand von konkreten Anwendungsbeispielen für den Unterricht und für die Schulverwaltung. Die Wahrheit ist doch: Momentan sind die Schulkollegien wieder mal auf sich allein gestellt. Es gibt bislang keinen bundesweiten rechtssicheren Rahmen. Den müsste die Politik stecken.
Seitz: Genau an der Stelle setzt auch unser Forschungsprojekt an. Wir wollen herausfinden, wo die Potenziale von KI im Unterricht liegen. Es existiert dieses starke Narrativ, dass der Einsatz generativer KI-Anwendungen zu einem Kompetenzverlust bei den Lernenden führt. Die Lehrkräfte beschweren sich, dass ihre Schüler und Studierenden plötzlich Texte vorlegen, die frei sind von jedem Rechtschreibfehler. Weil diese Texte nicht mehr von ihnen selbst stammen, sondern von einer KI. Genau wie plötzlich angeblich überall die perfekten Mathelösungen auftauchen.
Nach dem Motto: Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz macht nicht schlauer, sondern dümmer?
Seitz: Wofür es keine empirische, dafür aber viel anekdotische Evidenz gibt. Darum haben wir uns mit dem Unternehmen thingsTHINKING und dem Mathe-Youtuber Daniel Jung zusammengetan und den KI-Lernassistenten AIEDN kreiert, der Schüler bei der Lösung von Matheaufgaben unterstützt. Indem es anhand einer semantischen Suche sämtliche Videotutorials von Daniel Jung analysiert und den Schülern die jeweils passende Stelle präsentiert. Und nicht nur präsentiert, sondern die wesentlichen Lerninhalte aus dem Video zusammenfasst und ergänzende Lerninhalte empfiehlt. Die Schüler stellen der KI also per Texteingabe eine Frage, beschreiben das Problem, das sie haben, und die KI bietet ihnen genau die Hilfestellung an, die sie brauchen. Es gibt keine Einstiegshürde, das Tool stellen wir Schülern und Lehrern im Netz kostenlos zur Verfügung.
Und das funktioniert?
Seitz: Technisch ja. Aber wir wollten ja wissen: Haben die Schüler langfristig etwas davon? Wir sind also an mehrere Schulen gegangen, Gymnasien und Realschulen, und haben die teilnehmenden 275 Schüler unterschiedlicher Altersstufen in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe durfte die Youtube-Videos von Daniel Jung nutzen, aber ohne KI, musste sie also selbst durchschauen. Die andere Gruppe hatte die Unterstützung durch den KI-Lernassistenten.
"Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen,
wir nähmen durch den Einsatz von KI
den Menschen aus dem Loop."
Das ist aber ja nun wenig überraschend, wenn die Schüler mit KI-Unterstützung die Matheaufgaben besser lösen.
Seitz: Genau! Entscheidend war aber, dass wir nach zwei Wochen nochmal in die gleichen Schulen gegangen sind zu den gleichen Schülern und ihnen erneut Aufgaben gestellt haben. Diesmal mussten alle sie ohne Hilfsmittel lösen. Und siehe da: Wir konnten einen anhaltend positiven Lerneffekt bei den Schülern nachweisen, die vorher die KI-Unterstützung hatten. Gerade in der aktuellen Debatte finde ich das ein sehr schönes Ergebnis. Weil es zeigt, dass KI nicht nur ein Effizienztreiber ist, also das Bearbeiten von Problemen beschleunigt, sondern auch beim Lernen selbst helfen kann.
Chammon: Das halte ich in dieser Erprobungsphase, in der wir uns gerade befinden, für besonders wichtig: dass wir Evidenz schaffen in der Zusammenarbeit zwischen der Schulpraxis und der Wissenschaft. Allerdings: So spannend das Ergebnis von Herrn Seitz ist, so erwartbar ist, dass es für Kinder und Jugendliche motivierender ist, eine Lern- oder Prüfungssituation mithilfe einer Technologie zu bewältigen als allein mit einem Buch. Die Frage, die sich mir stellt: Wie schaffen wir es, beim Einsatz neuer Technologien die Lehrkräfte mitzudenken, ihre Rolle und Professionalität? Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, wir nähmen durch den Einsatz von KI den Menschen aus dem Loop, als bräuchte es die Lehrkräfte nicht mehr. Im Gegenteil: Die Lehrkräfte müssen die Hoheit über die Didaktik behalten. Der Einsatz von KI in der Schule wird langfristig nur erfolgreich sein, wenn die Lehrkräfte sie als Partner sehen. In die Richtung zielt unser Leitfaden ab.
Seitz: In der Hinsicht kann ich Ihnen auch Positives berichten. Uns ist bei unserem Untersuchungsdesign nämlich ein Fehler unterlaufen: Die Matheaufgaben, die wir für die unteren Altersstufen ausgewählt hatten, waren zu schwer. Mit dem Ergebnis, dass der Lerneffekt durch die KI in diesen Klassen deutlich geringer ausfiel – einfach, weil die Schüler überfordert waren. Wer hat das gemerkt und korrigiert? Die Lehrkräfte. Sie waren in der Hinsicht viel besser als wir mit unserem System. Zugegeben, das war damals nur ein innerhalb von drei Monaten gebauter Prototyp, inzwischen funktioniert die Technologie besser. Aber das Beispiel zeigt, was passiert, wenn wir die Lehrkräfte, wie Sie sagen, aus dem Loop nehmen würden. An den Schulen, mit denen wir zusammengearbeitet haben, waren sie außerordentlich motiviert, zugewandt und kritisch. Sie wollen das Potenzial von KI nutzen und maximieren, sie machen Verbesserungsvorschläge, sie behaupten aber zugleich selbstbewusst ihre Rolle, sorgen für die didaktische Einbindung.
"Es ist die Aufgabe der Wissenschaft,
für die Lehrkräfte hilfreich zu sein."
Chammon: Darum ist es so wichtig, dass wir überall explizite Experimentierräume für neue Lerntechnologien schaffen. Wissenschaft und Praxis im Dialog, das ist auch der Claim der "Kompetenzzentren lernen:digital", die vergangene Woche gestartet sind. Solche Experimentierräume eröffnen einen klar definierten Rahmen, um Neues auszuprobieren, auf freiwilliger Basis, auch wenn manches scheitern wird. Und scheitern muss. Wenn die Lehrkräfte aber bei der Entwicklung neuer KI-Lerntechnologien mitgenommen werden, haben sie weniger Ängste. Und wenn Eltern das Gefühl haben, ihre Kinder helfen mit bei der Erprobung künftiger Unterrichtstechnologien, kommt gar nicht das Gerede von Versuchskaninchen auf. Dann sind Lehrkräfte und Schüler gleichermaßen Lernende, ein pädagogischer Doppeldecker sozusagen.
Seitz: Es ist die Aufgabe der Wissenschaft, für die Lehrkräfte hilfreich zu sein. Wenn Studien mit Schulen durchgeführt werden und dabei am Ende nur ein Papier herauskommt, das drei Jahre später veröffentlicht wird, braucht man sich nicht zu wundern über die aufkommende Skepsis und die Fragen nach der Relevanz. Wir haben gegenüber den Schulen von Anfang an kommuniziert: Wir entwickeln mit eurer Hilfe ein Tool für die Praxis. Und am Ende könnt ihr es behalten und damit weiterarbeiten. Die Lehrkräfte wollen der Wissenschaft ja helfen, sie wollen einen Mehrwert für die Forschung. Vor allem aber wollen sie das Beste für ihre Schüler, das steht an erster Stelle, daran messen sie den Erfolg. Darum muss sich die Wissenschaft selbst radikal verändern, sich an den unmittelbaren Bedürfnissen in den Schulen orientieren, sonst wird sie nicht den Zugang bekommen, den sie gerade jetzt braucht.
Was bedeutet das praktisch?
Seitz: Das bedeutet zum Beispiel, dass neue KI-Anwendungen einfach und selbsterklärend sein müssen. Das ist eine große Herausforderung. Sonst lassen sie sich aber nicht in den Schulbetrieb integrieren, und dann können sie noch so tolle Funktionen enthalten, dann werden sie nicht funktionieren. Weil die Lehrkräfte nicht jedes Mal die Zeit haben für aufwändige Schulungen. ChatGPT und Co haben das hervorragend vorgemacht. Wir sprechen also von wirklicher "Consumer Level Quality".
Chammon: Alles richtig. Und doch halte ich es für zentral, dass die Lehrkräfte die Anwendungen nicht nur sofort einsetzen können – sondern dass sie zugleich verstehen, welche Technologie dahintersteckt. Darum gehört zu den Handlungsempfehlungen, mit der wir als Stiftung den neuen Leitfaden begleiten, ein unbedingtes Plädoyer für eine kontinuierliche Fortbildung des gesamten Schulpersonals. Nicht nur der Lehrkräfte, sondern auch der Kolleginnen und Kollegen aus dem Ganztagsbereich und auf der Leitungsebene. Sie müssen nicht nur mit KI unterrichten können, sondern auch über KI. Das könnte auch ein Pflichtfach Informatik, das jetzt überall gefordert wird, nicht allein abdecken, das geht nur über die Breite aller Fächer und Fachkräfte. Aber natürlich können wir mit dem KI-Einsatz nicht warten, bis alle erstmal fortgebildet sind. Darum müssen wir den Lehrkräften jetzt den Mut zum Ausprobieren zusprechen. Damit sie ihre eigenen Erfahrungen machen. Und wie Herr Seitz sagt: Die Wissenschaft muss die Schulpraxis unterstützen in diesem disruptiven Veränderungsprozess.
Müssen wir an der Stelle auch über Geld reden?
Chammon: Unbedingt! Die Fortsetzung des Digitalpakts Schule muss kommen. Die Kommunen als Schulträger brauchen jetzt Planungssicherheit. Nur mit einer guten technologischen Infrastruktur kann das Lernen mit und über KI stattfinden. Mit einer Erklärfolie auf dem Overheadprojektor lernt man nichts über das Wesen von Künstlicher Intelligenz. Aber sehen Sie, ich bin von Haus aus Optimist, und auch wenn ich zugebe, dass ich angesichts der Haushaltskrise im Bund Anfang vergangener Woche erstmal geschockt war: Der Digitalpakt wird kommen. Bund und Länder sind sich seiner Bedeutung vollkommen bewusst. Das liegt auch an den vielen Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen, die in den neuen "Kompetenzzentren lernen:digital" in 180 Teilprojekten zusammenwirken, viele davon zu KI-Anwendungen, und die eine unmissverständliche Botschaft Richtung Politik senden: Da muss mehr kommen.
"Datenschützer von Bund und Ländern
müssen sich zusammensetzen und einen klaren Handlungsspielraum für die Schulen definieren."
Nur mehr Geld?
Chammon: Nein, auch ein klares Commitment zugunsten der Schulen. Ich habe es vorhin gesagt: Die Lehrkräfte und Schulleitungen werden beim Thema KI weitgehend alleingelassen. Die Datenschützer von Bund und Ländern müssen sich zusammensetzen und einen klaren Handlungsspielraum für die Schulen definieren. Einen einzigen, einheitlichen Rahmen und nicht 16 unterschiedliche. Und die Kultusministerien müssen den Lehrkräften Rechtssicherheit in ihrem Handeln schaffen. Das sage ich seit Jahren. Ich finde es irritierend, dass die Politik das nicht schon längst getan hat.
Seitz: Und wenn jetzt auf europäischer Ebene der KI Act kommt, wird es noch kritischer, weil die Anforderungen, die er stellt, überhaupt nicht vom Ende, von den Anwendern her gedacht wurden. Wie soll denn eine Schule bewerten, welchem Risiko sie sich durch welche KI-Anwendung aussetzt? Am Ende besteht die Gefahr, dass es mit dem KI Act wie mit dem Datenschutz wird: Es gibt ganz viele Regeln, ganz viel Prozessverlangsamung, aber kaum einen realen Schutz.
Chammon: Herzlich willkommen in Deutschland, kann ich da nur sagen. Wo die Bildungspolitik schulterzuckend sagt: Wir haben es probiert, aber der Datenschutz wollte nicht. Dieses Verantwortungsgeschiebe darf auf keinen Fall auch bei der KI passieren. Die Politik muss sich ihrer Verantwortung stellen. Die Schulen tun es ja auch.
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