Politische Ethik im Zeichen einer neuen Verantwortlichkeit
In: Neue politische Literatur: Berichte aus Geschichts- und Politikwissenschaft ; (NPL), Band 32, Heft 1, S. 112-123
ISSN: 0028-3320
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In: Neue politische Literatur: Berichte aus Geschichts- und Politikwissenschaft ; (NPL), Band 32, Heft 1, S. 112-123
ISSN: 0028-3320
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 39, Heft 1, S. 59-85
ISSN: 0023-2653
In diesem Artikel wird ein multidimensionales Modell der Klassenformation genutzt, um einige Konsequenzen aus dem sozialen Wandel der westdeutschen Gesellschaft zu rekonstruieren. Anzeichen aus einer Vielzahl von Quellen zeigen, daß sowohl Tendenzen der Klassenstrukturierung als auch Tendenzen der Klassendestrukturierung und die wachsende Bedeutung von Zuschreibung empirisch sinnvolle Interpretationen des Wandels in der westdeutschen Sozialstruktur des 20. Jahrhunderts sind. Eine wachsende Sphäre von "Unübersichtlichkeit" und "Unbestimmtheit" im sozialen Raum hat die Bedingungen für die Bildung von Handlungskollektiven auf Klassenbasis geändert. Seit die Strukturen der sozialen Ungleichheit der Interpretation und der Klassifikation durch individuell und kollektiv Handelnde bedürfen, um "soziale Realität" zu werden, und seit der soziale Wandel insbesondere die Arbeiterbewegung, als kollektiver Akteur zur Interpretation dieser Realität, geschwächt hat, gibt es eine "doppelte De-Strukturierung" der sozialen Ungleichheit. Daher sollten soziologische Theorien und empirische Studien mit den Regeln und dem Modus der Klassifikation und der Interpretation sozialer Ungleichheiten im Alltagsleben vorsichtiger sein. (RWÜbers.)
In: Neue soziale Bewegungen - und ihre gesellschaftlichen Wirkungen, S. 59-70
Paul Roman untersucht in dem Beitrag die Frage, wie etablierte gesellschaftliche Kräfte auf die gegen Verkehrsplanungen gerichteten Bürgerproteste reagieren. Grundlage diesbezüglicher Überlegungen sind drei konkrete, die Einwohner der Stadt Zürich betreffende Fallbeispiele. Beispiel eins, das der Züricher Westtangente, wird bei Roman ausführlich geschildert. Unter Heranziehung zahlreicher Abbildungen wird die Geschichte der Weststangente chronologisch von der Planung 1965, über den sich 1972 formierenden Widerstand, die Konstituierung der gegen das Projekt gerichteten Bürgerinitiativen bis hin zu den Reaktionen maßgeblicher Instanzen nachgezeichnet. Der Fall der Westtangente sowie die Ereignisse der kurzbeschriebenen Folgebeispiele des "Limmatquais" und der "Nationalstrasse 4" führen Roman zu dem Ergebnis, daß die politischen Akteure erst dann reagieren, wenn die Bürgerproteste ein bedrohliches Ausmaß erreichen; die Reaktionen und Handlungen der politischen Entscheidungsträger sieht er dahingehend bestimmt, den offensichtlichen Protest, nicht aber die mit dem Verkehr generell verbundenen Probleme aus dem Wege zu räumen. (TR)
In: Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning, Band 44, Heft 1, S. 14-24
ISSN: 1869-4179
Die räumlich weitermaschig werdenden Netze der öffentlichen und kommerziellen Infrastruktur beeinflussen die Eignung ländlicher Räume als Wohnstandort privater Haushalte. Zur Beurteilung von Standorteinflüssen auf die Lebensverhältnisse ist zunächst die Wahl eines angemessenen Indikators der Lebensverhältnisse erforderlich, um dann auf dieser Grundlage einen Standortvergleich der betreffenden empirischen Werte vornehmen zu können.Die Lebensverhältnisse privater Haushalte finden weitgehend ihren Niederschlag in der "Lebenshaltung" der Haushalte, d. h. im Erwerb und Verzehr materieller und immaterieller Güter durch die Haushaltsmitglieder.Die Lebenshaltung wird vielfach am Verbrauch gemessen. Der vorliegende Beitrag schildert einen ersten Versuch, einen Standortvergleich der Lebenshaltung durch die Ermittlung des Umfangs und der Zusammensetzung des "Realverbrauchs" von Haushalten an Standorten mit siedlungsstrukturell unterschiedlichen Merkmalen anzustellen. Der "Realverbrauch" umfaßt neben dem Verbrauch von marktentnommenen Gütern auch den Verbrauch aufgrund anderweitiger Mitteleinsätze der Haushaltsmitglieder. Dabei wird von der Substituierbarkeit von marktentnommenen und nicht-markt-entnommenen Gütern ausgegangen.
In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft: ZfG, Band 34, Heft 12, S. 1059-1079
ISSN: 0044-2828
"Der Übergang von der Feudalität in die bürgerliche Moderne umfasse mehr als 300 Jahre; die Zeit vom Beginn der 16. bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts präsentiere sich als Epoche einer sozialen Revolution. Die (ungeteilte) bürgerliche Hegemonie in der Revolution von 1789 verwirkliche sich auf der ökonomischen, der sozialen, der ideologischen und der politisch-institutionellen Ebene. Einen Kraftquell habe die Revolution aber auch in der bäuerlich-agrarischen und städtisch-plebejischen Volksbewegung gehabt. Für den globalen Revolutionsverlauf ergebe sich eine Periodisierung in fünf Wellen, und zwar 1789-1815, 1815-1830, 1830-1848, 1848/49 und schließlich die sechziger Jahre des 19. Jahrunderts. Für die Fortsetzung der Forschungen zur Französischen Revolution auch über den Bicentenaire hinaus ergäben sich folgende Arbeitsfelder: Untersuchungen zur Geschichte der Volksbewegung im agrarischen wie urbanen Raum, zum Konstituierungsprozeß der Bourgeoisie, Reaction feodole und Konterrevolution, Folgewirkungen der Französischen Revolution in Frankreich, Historiographiegeschichte zur Französischen Revolution." (IGW-Referatedienst)
In: Bürger & Staat, Band 36, Heft 4, S. 267-274
ISSN: 0007-3121
Die neuere Diskussion um das Süd-Nord-Gefälle innerhalb der Bundesrepublik Deutschland weist auf eine Grunderfahrung seit der Industrialisierung hin: Ökonomische Entwicklung vollzieht sich nicht nur in einem Auf und Ab von Branchen und Sektoren, sondern auch von verschiedenen wirtschaftlichen Regionen. Im vorindustriellen Deutschland gibt die unterschiedliche gewerbliche Verdichtung den Ausschlag für regionale Disparitäten. Das Ergebnis des Industrialisierungsprozesses war am Ende des 19. Jahrhunderts die Diskrepanz zwischen Industrie- und Agrarregionen. Schlüsselindustrien im deutschen Westen fanden ihren Widerpart in den Agrarlandschaften Ostelbiens. Zwischen den Weltkriegen dominieren der Berliner Raum, Sachsen und das Ruhrgebiet, der deutsche Südwesten wird zur führenden Wachstumszone. Ein Blick auf die ersten beiden Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg verrät, daß sich in der Bundesrepublik im tertiären wie auch in anderen Sektoren eine interregionale Annäherung vollzogen hat. Trotz des bisherigen Fehlens einer in sich geschlossenen regionsbezogenen Wirtschaftspolitik ist die Rolle des Staates bei der Verfestigung bzw. beim Aufbrechen regionaler Disparitäten nicht gering zu schätzen. (WEI)
In: Bürger & Staat, Band 36, Heft 4, S. 283-287
ISSN: 0007-3121
Die Richtung und Intensität eines aufzuzeigenden wirtschaftlichen Gefälles hängt davon ab, ob man Zustands- oder Veränderungsindikatoren wählt. Bei der Arbeitslosigkeit gibt es ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Ähnlich sieht es bei der Zahl der Arbeitsplätze aus. Differenzierter ist das Bild beispielsweise hinsichtlich des Wirtschaftswachstums. Generell ergibt sich jedoch im süddeutschen Raum der günstigere Eindruck. Traditionelle Argumentationsmuster erklären den Tatbestand nur unzureichend. Infrastrukturaufbau, Agglomerationsvorteile, die Frage der Rohstoffbindung sind zwar wichtige Erklärungsansätze, doch bleibt ihre Überzeugungskraft hinter der Evidenz wirtschaftshistorischer Begründungsversuche zurück: Die Süddeutschen gingen zwar als industrielle Nachzügler ins 20. Jahrhundert, doch bleiben sie aufgrund dessen von vornherein anziehend für junge Unternehmen. Das Vorhandensein junger Unternehmen und junger Produkte hat die süddeutschen Gunsträume - zumindest bislang - in eine ausgeprägte Aufschwungphase geführt. Standortvorsorge, Infrastrukturpolitik und Standortwerbung erweisen sich als die kommunalen Aufgabenfelder zur Verbesserung der örtlichen Rahmenbedingungen für die benachteiligten Regionen. (WEI)
In: Sozialer Fortschritt: unabhängige Zeitschrift für Sozialpolitik = German review of social policy, Band 35, Heft 12, S. 275-283
ISSN: 0038-609X
Der Aufsatz berichtet über ein Projekt, in dem Ansätze für eine Wirkungsanalyse bereits laufender Programme "Hilfe zur Arbeit" von arbeitslosen Sozialhilfeempfängern entwickelt werden sollen. Von diesem Erkenntnisinteresse her ergaben sich unterschiedliche Untersuchungsschwerpunkte: - Im Vergleich zu der in der Literatur bereits vorliegenden z.T. gut dokumentierten Evaluierung der Projekte in Hamburg und Nordrhein-Westfalen wird die Umfrage bei den Kommunen in Niedersachsen (Osnabrück), Hessen (Wiesbaden, Kassel), Schleswig-Holstein (Kiel, Lübeck), Baden-Württemberg (Freiburg, Mannheim) und Nordrhein-Westfalen (Essen) ausgewertet. Darüber hinaus wird eine Analyse der Maßnahmen in Südostniedersachsen auf der Basis der Sozialamtsberichte an die Sozialausschüsse und Befragungen der Sachbearbeiter vorgenommen. - Eine vergleichende Analyse der sozialen und beruflichen Struktur der in Maßnahmen Einbezogenen und der arbeitslosen Sozialhilfeempfänger wurde im Braunschweiger Raum durchgeführt. - Leitfadenstrukturierte Interviews wurden mit Betroffenen in Braunschweig, Salzgitter und im Landkreis Wolfenbüttel geführt und ausgewertet. (IAB2)
In: Die Arbeiter: Lebensformen, Alltag und Kultur von der Frühindustrialisierung bis zum "Wirtschaftswunder", S. 117-126
Im vorliegenden Aufsatz wird ein Überblick über proletarische Wohnverhältnisse in der Großstadt und staatliche und private Reformversuche von 1871 bis heute gegeben. Aus der Beschreibung der Entwicklung seit dem Kaiserreich geht hervor, daß sich die Lebens- und Wohnbedingungen der Mehrheit der Arbeiter, die durch eine ausgeprägte Instabilität gekennzeichnet waren, besonders mit Hilfe des sozialen Wohnungsbaus zunächst in der Weimarer Republik und dann nach 1945 allmählich grundlegend verbessert haben. Der Verfasser gelangt zu dem Befund, daß zwar von Wohnungsnot im klassischen Sinn bei Arbeitern nicht mehr gesprochen werden kann, daß es aber gemessen an heutigen Kriterien (jedes Familienmitglied benötigt einen Raum) einerseits weiterhin große Gruppen in der Bevölkerung gibt, deren Wohnverhältnisse weit unter dem Durchschnitt liegen, wie die "Nichtseßhaften" und die Ausländer. Andererseits wird gerade am Arbeiterwohnungsbau deutlich, daß die Begrenzung des Blicks auf qm-Zahl und räumliche Ausstattung bestehende familiäre und nachbarschaftliche Beziehungen sowie andere informelle soziale Netze zuwenig berücksichtigt hat. (SK)
In: Forschungs- und Technologiepolitik in der Bundesrepublik Deutschland, S. 349-390
In diesem Beitrag wird die Diskussion um die Technologiefolgenabschätzung (technology assessment) in den letzten Jahren dargestellt und eine eigene Perspektive entwickelt. Nach einer einleitenden Darstellung von grundsätzlichen Zielen (Rationalisierung von politisch-administrativen Entscheidungsprozessen) und Inhalten von Technologiefolgenabschätzung sowie der Instrumente zur Identifikation, Analyse und Bewertung der Folgen bzw. Nebenwirkungen von Technologien, wird die politische Relevanz solcher Systeme diskutiert, die im wesentlichen im Abbau von Legitimierungsproblemen politischer Entscheidungsträger hinsichtlich technologiebezogener Entscheidungen liegen dürfte. Einen breiten Raum nimmt hierauf aufbauend die Diskussion der Frage nach konkreten Steuerungschancen, aber auch Steuerungsgrenzen von Technologiefolgenabschätzung ein, wobei diese grundsätzliche Diskussion vor dem Hintergrund der bisherigen Erfahrungen in der Bundesrepublik konkretisiert wird. Dabei zeigt sich der ambivalente Charakter solcher Legitimationsbeschaffungssysteme: Technologiefolgenabschätzung kann mit ihren instrumentellen Ressourcen nur wirksam sein, wenn gleichzeitig im Steuerungsbereich eine hochlegitimierte Institution fungiert; wird dies nicht erreicht, bleibt sie in ihren konkreten Wirkungsmustern weitgehend beliebig. (GF2)
In: Blätter für deutsche und internationale Politik: Monatszeitschrift, Band 31, Heft 4, S. 494-498
ISSN: 0006-4416
"Bundesregierung, Unternehmer und die entsprechenden Massenmedien versuchen, die gegenwärtige Aufwärtsentwicklung der Konjunktur bereits als 'Wende', d.h. als gelungene Überwindung der anhaltenden Wachstumsschwäche der 70er und beginnenden 80er Jahre darzustellen. Ein Blick auf die überzyklischen Entwicklungstendenzen zeigt aber, daß davon nicht die Rede sein kann. Bei Einbeziehung der Prognosen für das Wachstum im laufenden Jahr ergibt sich für den Zyklus 1982 bis 1986 ein jahresdurchschnittlicher Zuwachs des realen BSP um 1,7%. Dies liegt noch unter dem Zuwachs im Zyklus 1975 bis 1981 - damals errechnete sich ein jahresdurchschnittliches Wachstum von 2,2%. Nach wie vor handelt es sich also um den schwächsten Kojunkturaufschwung in der Geschichte der Bundesrepublik." Der Autor untermauert seinen Befund mit Daten zur Entwicklung der Güterproduktion, der Löhne und Gehälter, der Einkommensverteilung und der Preise, ferner der Beschäftigung und der Arbeitsproduktivität. Einen breiten Raum nimmt hierbei die Diskussion der Beschäftigungseffekte der Arbeitszeitverkürzung unter Berücksichtigung der Entwicklung der Arbeitsproduktivität ein. Dabei wird auf Berechnungen des IAB Bezug genommen. (IAB2)
In: Selbstinteresse und Gemeinwohl: Beiträge zur Ordnung der Wirtschaftsgesellschaft, S. 279-318
In diesem Beitrag wird das Verhältnis zwischen katholischer Soziallehre und liberaler Wirtschaftsauffassung untersucht. Einleitend wird die Kritik am Liberalismus in der päpstlichen Enzyklika "Laborem exercens" von 1981 dargestellt. Anschließend wird der Wandlungsprozeß im liberalen Denken vom Paläo-Liberalismus zum Neoliberalismus dargestellt und die Kritik am Wirtschaftsliberalismus von christlicher Seite dargelegt. Danach wird gezeigt, wie christlich-soziale Kräfte dazu beigetragen haben, daß in der Bundesrepublik eine soziale Marktwirtschaft entstanden ist. Als Reibungspunkte zwischen katholischer Soziallehre und liberaler Wirtschaftsauffassung werden die Mitbestimmung, die berufsständische Ordnung und die Sozialpolitik ausgemacht. In den 60er Jahren wurden antiliberale Konjunkturen im kirchlichen Raum festgestellt, die auch grundsätzliche Angriffe auf die Marktwirtschaft beinhalteten. Die Frage nach den Grenzen des Sozialstaates wurde zu einer Frage nach der Reichweite des Solidaritäts- und Subsidiaritätsprinzips. Insgesamt stellt der Autor fest, daß die Sicht der katholischen Soziallehre, was die Ordnung des freien Wettbewerbs betrifft, nicht wesentlich anders ist als die Auffassung derer, die im Ordoliberalismus beheimatet sind. (GF)
In: Militärwesen: Zeitschrift für Sicherheit, Streitkräfte, Abrüstung, Heft 6, S. 59-64
ISSN: 0323-4894
Es wird dargelegt, daß in der politisch-strategischen Orientierung der USA und der NATO-Verbündeten zur Beseitigung des sozialistischen Weltsystems Europa als Schlüsselregion angesehen wird. Als militärstrategisches Konzept der NATO für diese Region gilt die Strategie der "flexiblen Reaktion", die den Rüstungsplanungen und Streitkräfteplanungen bis Mitte der 90er Jahre zugrunde gelegt ist. In diesen Planungen hat laut Autor die Vorbereitung auf einen Kernwaffenkrieg eine weitere Aufwertung erfahren. Dies kommt besonders im "AirLand Battle"-Konzept zum Ausdruck, bei dem die bisher getrennte Behandlung von Operationen ohne und solcher mit Kernwaffen beseitigt wurde. Als weitere Bedrohung wird das Streben der NATO nach qualitativer Übermacht im konventionellen Bereich durch technische Neuentwicklungen genannt, auf die sich der "Rogers Plan" (FOFA-Konzept) durch massierte Schläge gegen Ziele in der Tiefe des Raumes der Streitkräfte des Warschauer Pakts stützt. Zur Abwendung dieser Gefahr muß sich der Warschauer Pakt politisch-ideologisch wie militärisch einstellen und vorbereiten. (BIOst-BwD/Bal)
World Affairs Online
In: Historical social research: HSR-Retrospective (HSR-Retro) = Historische Sozialforschung, Band 10, Heft 3, S. 19-30
ISSN: 2366-6846
Obwohl die eindimensionale Guttman-Skala eine relativ primitive statistische Technik ist, verglichen mit solch vielsichtigen Methoden wie der Faktorenanalyse, hat sie ihre Anwendungsmöglichkeiten. Ihre Einfachheit ist ein Vorzug, denn ihre Aussage ist leicht zu verstehen. Sie besteht lediglich darin aufzuzeigen, wer auf welche Weise auf eine Reihe von Fragen geantwortet hat, unter der Voraussetzung eines skalaren Wahlsystems. Beispiel ist die Wahl nach Aufruf bzw. Anwesenheitsabstimmung im Frankfurter Parlament, die eine bemerkenswert große ideologische Skala zwischen links und rechts aufweist. Da sich viele der skalaren Stimmen eindeutig mit bedeutenden konstitutionellen Fragen befassen, werden acht recht unterschiedliche ideologische Positionen unterschieden und jedem Abgeordneten entsprechend klassifiziert. Der Vergleich dieser Kategorien auf der Punkteskala mit der Parteizugehörigkeit deckt auch die ideologischen Standpunkte der Parteien auf. Natürlich gibt es aber immer noch genügend Raum für eine fortschrittlichere Analyse der Abstimmungen im Frankfurter Parlament, vor allem, weil diese Studie nur einen Teil der Daten benutzt. (KWübers.)
In: Kernenergie und Dritte Welt, S. 155-192
Der Autor untersucht die Rolle, die die Kernenergie in dem Energieversorgungssystem der Dritten Welt spielen kann. Dazu werden zunächst die bisherigen Leitlinien offizieller Entwicklungspolitik dargestellt. Die dabei vorgenommene Bewertung zeigt, daß die einseitige Förderung der Industrialisierung nach westlichem Vorbild und die weitgehende Vernachlässigung der Produktion von Grundnahrungsmitteln zugunsten devisenbringender Agrarexporte die Not nicht gelindert, sondern eher verstärkt hat. Hieraus wird die Schlußfolgerung gezogen, daß die Entwicklungspolitik mit Nachdruck darauf abzielen muß, Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten für die ärmsten Bevölkerungsschichten zu schaffen und dieses vor allem im ländlichen Raum. Die für einen solchen Entwicklungsweg auszuwählenden Technologien müssen vor allem billig sein und die Nutzung verfügbarer Ressourcen gestatten. Die Kernenergie erfüllt weitgehend diese Bedingungen nicht bzw. erweist sich sogar als Verstärker sozialer Ungleichgewichte. Der Autor beschreibt daher einige Alternativen zum Einsatz der kapitalintensiven Kerntechnik. Die dabei erläuterten Beispiele alternativer Energieträger und Energieversorgungssysteme beziehen sich größtenteils auf Länder Asiens. (NG)