Opferwerdung, selbstberichtete Delinquenz, Erziehungsstile, Konfliktverhalten, Kriminalitätseinstellungen, Lebens-, Freizeit- und Konsumstile.
Themen: Zukunftsperspektive; Stunden pro Woche für Jobben; jobbe nicht; Freundesgruppe: Cliquenzugehörigkeit; Kontakthäufigkeit mit dieser Clique; Zusammensetzung der Clique nach Geschlecht und Nationalität; Freizeitaktivitäten und Einstellungen der Freundesgruppe (gemeinsamer Besuch von Kneipen, Diskotheken, Konzerten, verfeindete Gruppen, Gefühl der Akzeptanz nur innerhalb der Gruppe, Gewaltanwendung zur Durchsetzung von Interessen, gemeinsam Theater, Musik oder Zeitung, Prügelei mit anderen Gruppen, Lernen für die Schule, Respekt anderer Leute, Rumhängen, Alkoholkonsum, aus Spaß Verbotenes tun); Einstellung zu Ausländern (Skala).
Freizeitaktivitäten und Lebensstile: Bevorzugung bestimmter Jugendgruppen wie z.B. Rapper bzw. keine bevorzugte Gruppe; Musikgeschmack: präferierte Musikrichtung bzw. keine präferierte Musikrichtung; Lieblingsband oder Lieblingsmusiker bzw. keine Lieblingsband; Freizeitstile: Fernsehkonsum bzw. Videokonsum pro Tag; kein Fernseh- bzw. Videokonsum; Lieblingssendungen (Filmgenre); Lieblingsfilm; Lesedauer pro Tag (Bücher und Zeitschriften); Lieblingsbuch; Lieblingszeitschriften; lese keine Bücher oder Zeitschriften; präferierte Kleidungsstücke oder Marken; Kleidung unwichtig; präferierter Laden für Kleidung; Spieldauer Computer und Konsole; Lieblingsspiele; spiele weder Computer noch Konsole; sonstige Freizeitaktivitäten.
Lebenseinstellungen: Lebensstile (Drang nach neuen Erlebnissen, Freizeit wichtiger als Schule, keine Drecksarbeit für andere, Spaß und Konsum, tun wozu man Lust hat, irgendwie kommt man immer klar, Bildung sichert nicht mehr berufliche Zukunft, religiöse Vorstellungen spielen keine Rolle, Kunst und Kultur, Jobben, Chancen auf Wohlstand, Lebensziel erreichen durch Pflichterfüllung, politische und soziale Selbstverwirklichung im Beruf, Probleme in der Familie nicht nach außen tragen, Unterrichtsausfall egal, eigener Freundeskreis beider Partner in einer Beziehung, in der Schule nichts zu Schulden kommen lassen, stehe voll und ganz hinter dem Staat, gute Noten unwichtig, aufregendes Leben statt Sicherheit, Aussteigen aus der Gesellschaft, Unzufriedenheit aufgrund eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten, Bereitschaft zu Einschränkungen, nicht arbeiten mit genügend Geld, Verlassen auf eigenes Können, Arbeit nicht mehr als Geld verdienen, genießen und angenehm leben, alles hinschmeißen und abhauen, Spaß an Computern und anderen modernen Geräten, Einkaufen ohne Gedanken an finanzielle Möglichkeiten, technischer Fortschritt zerstört Leben, egal ob mich andere leiden können, Geld allein macht nicht glücklich, große persönliche Bedeutung alter Werte, lebe hier und jetzt, Frau findet Erfüllung in der Familie, Faule und Arbeitsscheue reden von Leistungsdruck, neue Technologien nützen wenn richtig eingesetzt, politischer Einsatz gegen Unterdrückung und Ausbeutung, alte Tugenden Disziplin und Pflichtbewusstsein ein Gräuel, größeres Mitspracherecht für Arbeiter und Gewerkschaften, sozialer Aufstieg durch Anstrengung, daneben, wenn sich jemand alles leistet, technischer Fortschritt macht Leben schön, in der Schule eigene Ideen einbringen, ständig dazu lernen, Familienehre, etc.).
Einstellung zu Kriminalität: Kriminalitätsfurcht in bestimmten Situationen: Sicherheitsgefühl bei Dunkelheit im Wohnviertel hinsichtlich verschiedener Kriminalitätsformen (Verletzung im Straßenverkehr, Anpöbeln durch andere Jugendliche, Schläge, Einbruch in das Wohnhaus bzw. die Wohnung, Überfall und Raub, Tötung, sexuelle Belästigung bzw. Übergriffe sowie Vergewaltigung); Kriminalitätsfurcht an bestimmten Orten: Sicherheitsgefühl an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten (z.B. Schulweg, Bushaltestellen, tagsüber bzw. nach Einbruch der Dunkelheit im Bus, etc.); persönliches Vorsorgeverhalten zum Schutz vor Kriminalität (von Erwachsenen zur Schule bringen lassen, Waffe, zu bestimmten Zeiten nicht mit Bus oder Bahn fahren, Tränengas oder Gaspistole, Meiden bestimmter Straßen, Plätze oder Parks, bestimmten Menschen aus dem Weg gehen, Geld oder wertvolle Sachen zu Hause lassen, Schule schwänzen aufgrund Bedrohung, Meiden bestimmter Stadtteile, zu Hause bleiben, Handy um Hilfe zu holen).
Viktimisierung: Persönlich erlebte Viktimisierung in den letzten fünf Jahren bzw. in den letzten 12 Monaten; Häufigkeit der Opferwerdung seit Januar 1999 (2000/2001/2002) (Opferinzidenz); Angaben zur jeweiligen Kriminalitätsform (Raub, Körperverletzung mit bzw. ohne Waffe, sexuelle Belästigung); Anzeigehäufigkeit der jeweiligen Straftat; Angaben zum jeweiligen Tatort (zu Hause, in der Schule, anderswo in der Stadt, nicht in Münster) und den Tätern (Familienmitglied bzw. Verwandter, Bekannte, Freunde, Mitschüler, anderer Täter, Einzeltäter oder Tätergruppe, Geschlecht und Nationalität des Täters bzw. der Täter).
Devianz und Delinquenz: Selbstberichtete Delinquenz: jemals Graffitis; Alter beim ersten Graffiti; Graffitis in den letzten 12 Monaten; Häufigkeit von Graffitis seit Januar 1999 (2000/2001/2002) (Täterinzidenz); Graffitis alleine oder in einer Gruppe; Tatort in Münster beim letzten Mal; Anzahl der Taten, von denen ein Lehrer bzw. die Polizei Kenntnis haben; Lehrer bzw. Polizei wissen von keiner der Taten; Anzeigender bei der Polizei beim letzten Mal; entsprechende Abfragen für weitere Kriminalitätsformen (Sachbeschädigung, Knacken von Automaten oder Münztelefon, Ladendiebstahl, Fahrraddiebstahl, Diebstahl eines Kfz, Aufbruch eines Kfz, Einbruch, Hehlerei, Körperverletzung mit bzw. ohne Waffe, Drogenkonsum, Drogenhandel); zusätzliche Angaben zur Person des Betroffenen (Geschlecht; Nationalität, Alter, Mitschüler) für Handtaschenraub, Raub, Einbruchdiebstahl (ab Welle 2: Gebäudeart) und sonstige Diebstähle; Drogenkonsum: zusätzliche Angaben zum Einstiegsalter, zur Art der konsumierten Drogen, zum Anlass für den Drogenkonsum sowie zum Dealer (Geschlecht, Nationalität, Alter, Mitschüler); Drogenhandel (Dealen): zusätzliche Angaben zur Art der verkauften Drogen und zum Anlass für den Drogenhandel.
Alkoholkonsum: Alter des Befragten, als dieser zum ersten Mal betrunken war; Häufigkeit von übermäßigem Alkoholkonsum; Anlass für übermäßigen Alkoholkonsum; Alkoholkonsum überwiegend alleine oder in einer Gruppe.
Medikamentenkonsum: Art der konsumierten Medikamente; Alter beim ersten Medikamentenkonsum; Konsumhäufigkeit; Anlass für den Medikamentenkonsum; Medikamentenkonsum überwiegend alleine oder in einer Gruppe.
weitere Taten ab Welle 3: Scratching, Hacken eines fremden Computersystems, Raubkopien, Internetversand; Unrechtsbewusstsein für jede selbstberichtete Delinquenz.
Ladendiebstahl: in Welle 1: zusätzlich Angaben zum Diebesgut; ab Welle 3: zusätzliche Angaben zum Wert der gestohlenen Waren und den Folgen des Ladendiebstahls bezogen auf die letzte Tat (wurde nicht erwischt, wurde ermahnt, Eltern wurden benachrichtigt, Hausverbot, Strafe/ Bearbeitungsgebühr, Anzeige).
Ladendiebstahleinstellungen (ab Welle 2): Einstellung zum Thema Ladendiebstahl; persönliche Gründe für Ladendiebstahl (z.B. Kick, Erfolgserlebnis, Mutprobe, etc.); Gründe gegen Ladendiebstahl (z.B. Hausdetektiv, Videokameras, schlechtes Gewissen, etc.); vermutete Einstellung von Eltern, Freunden, Lehrern und Mitschülern zu Ladendiebstahl; Wichtigkeit der Meinung der vorgenannten Personen zum Thema Ladendiebstahl; Einschätzung der Wahrscheinlichkeit beim Ladendiebstahl nicht erwischt zu werden (allgemein und persönlich); Wahrscheinlichkeit Ladendiebstahl in den nächsten 12 Monaten.
Einstellungen zu Gewalt: Bereitschaft zu verschiedenen strafbaren Handlungen; hypothetische Gewaltbereitschaft: Einstellung zu Gewalt (Skala); Selbstcharakterisierung hinsichtlich Problemlösungsverhalten.
Streitkultur, Konfliktverhalten: Konfliktverhalten bei Streit mit anderen Jugendlichen (z.B. Empathie, Vermeiden von Provokation, Hinzuziehen von Erwachsenen, Ausrasten, usw.); Konfliktverhalten bei Streit zwischen Klassenkameraden/innen (Raushalten, mit anderen reden, Aufforderung aufzuhören, alleine oder mit anderen dazwischen gehen, Lehrer benachrichtigen).
Soziales Umfeld: Kontakthäufigkeit mit Vater/ Stiefvater, Mutter/ Stiefmutter, festem Freund/ fester Freundin, Geschwistern, Opa/ Oma, anderen Verwandten, Freunden, Bekannten, Nachbarn, Clique, Schulkameraden, Verein, politischer bzw. kirchlicher Gruppe (ab Welle 3: Freund/ Freundin,, Familie, Sportverein, Musik,- Theater-, Kunst- und Hobbygruppen, kirchliche/religiöse Jugendgruppen, helfende Gruppen (z.B. DLRG, Feuerwehr), politisch-gesellschaftliche Gruppen (z.B. Parteien, Greenpeace) sowie international-kulturelle Gruppen).
Aufwachsen: Person(en), bei denen der Befragte überwiegend aufgewachsen ist (bzw. im Heim oder anderswo); Betreuung zu Hause: Betreuungspersonen nachmittags nach der Schule; Erziehungsstile im Elternhaus (Lob, in den Arm nehmen, beruhigen, erklären bei Fehlern, längeres Aufbleiben als Belohnung, Unterstützung bei Ärger mit anderen, Geschenke als Belohnung, Trösten, Unzufriedenheit mit Schulleistungen, Streit über Erziehung, Fernsehverbot, Hausarrest bzw. Taschengeldkürzung als Strafe, Schimpfen, Kommunikationsentzug als Strafe, mit Gegenstand geworfen, hartes Anpacken oder Stoßen, Ohrfeige, Schläge mit Gegenstand, Prügel bzw. Zusammenschlagen, Schläge mit Faust oder Tritte, Würgen, Körperverletzung mit Waffe, ab Welle 3 zusätzlich: Kümmern bzw. nicht gekümmert, Gleichgültigkeit, kann tun und lassen was ich will, Verhalten ist immer falsch, Erziehung mal so, mal anders).
Wohnumfeld: Stadtteil; Probleme im Stadtteil (heruntergekommene, leer stehende Gebäude, Abfall und Sperrmüll, Betrunkene, Drogensüchtige, zerstörte Telefonzellen usw., besprühte Hauswände, Jugendliche, die andere bedrohen etc., zu viele Ausländer/ Asylbewerber, undisziplinierte Autofahrer, lärmende Nachbarn, sich langweilende Jugendliche, lautstarker Streit zwischen Erwachsenen).
Bewertung des Stadtteils in Bezug auf Treffpunkte für Jugendliche, Gelegenheiten, etwas zu unternehmen, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, Freizeitheime und Diskotheken fest in der Hand bestimmter Gruppen oder Gangs, zu wenige Sozialarbeiter); Zustimmung zu ausgewählten Argumenten gegen Kriminalität (z.B. Ergreifungsrisiko, tut man einfach nicht, usw.); Bewertung der Polizeiarbeit in Münster (Schulnote); Forderung nach ausgewählten Polizeimaßnahmen zur Sicherheit der Bürger (z.B. motorisierte Streifen, etc.).
Schule: Einstellung zur Schule und Charakterisierung der Schule, der Klasse und der Lehrer; Schulverweise: Erfahrung mit verschiedenen Disziplinarmaßnahmen der Schulleitung (schriftlicher Verweis, Versetzung in eine andere Klasse, Unterrichtsausschluss, Androhung Schulverweis, Schulverweis); Zeitpunkt der Maßnahmen (Klassenstufe); Notendurchschnitt (nur Welle 1: in ausgewählten Fächern) im letzten Zeugnis; Klasse wiederholt (nur Welle 1); Häufigkeit von Schule schwänzen im letzten Schulhalbjahr; nur Welle 1: Begleitung auf dem Schulweg und genutztes Verkehrsmittel für den Schulweg (zu Fuß, Fahrrad, Schulbus, ÖPNV, Mofa, Auto); Angebote der Schule: von der Schule angebotene Aktivitäten, Projekte oder Arbeitsgruppen (Schülerpatenschaften, Klassengespräche Selbstbehauptungstraining, Seminar zum Thema Verhalten in Bedrohungssituationen, Drogenseminar außerhalb der Schule, Seminare zu den Themen Soziale Kompetenz und Sexualität, Gestaltungsmöglichkeiten für Klassenzimmer oder Schulhof (Lebensraum Schule), Förderkurse, Klassengespräche über Kriminalität, Drogen und Alkohol mit einem Lehrer bzw. mit einem Polizisten, Ausbildung zum Streitschlichter, Gespräche über das Verhältnis von Deutschen und Nichtdeutschen, Schüleraustausch, mehrtätige Klassenfahrten, Nachmittagsbetreuung, Hausaufgabenhilfe, zusätzliche Sportangebote, Kurse Deutsch für Ausländer, sonstige Gruppe, z.B. Musik, Theater, Naturwissenschaften); Teilnahme an diesen Angeboten der Schule; Bewertung der Angebote; Bewertung der vorgenannten Angebote als Präventionsvorschläge für des Leben in der Schule, ab Welle 2: Mitspracherecht der Schüler, kleinere Schulen und Klassen, kein Unterrichtsausfall, mehr Vermittlung von Sachwissen); Teilnahme an diesen Angeboten; Angaben zur Schule: seit wann an dieser Schule, Jahrgang, Schulform, Klasse.
In Welle 3 wurde zusätzlich erfragt: Selbsteinschätzung der Risikofreude in Bezug auf die Gesundheit und auf rechtliche sowie finanzielle Dinge; Bereitschaft zu verschiedenen riskanten Taten (z.B. S-Bahn-Surfen, Steine auf fahrende Autos werfen, Bungee-Jumping, usw.).
In Wellen 3 und 4 wurde zusätzlich erfragt: Sport: Sport außerhalb des Schulsports; Sporthäufigkeit; Hauptsportarten; Ausüben des Hauptsports im Sportverein, im Freundeskreis, im Fitness-Studio oder alleine; Einstellungen: Selbstcharakterisierung (akzeptiere andere Meinungen, schon einmal jemanden ausgenutzt, zögere nicht, jemandem in Notlage beizustehen, halte Versprechen ein, schon einmal geliehene Sachen nicht zurückgegeben, helfe nur wegen erwarteter Gegenleistung); Probleme von Jugendlichen (z.B. mit schulischen Leistungsanforderungen, Lehrern, Eltern, Freund, Polizei, Zukunftsperspektive, usw.); Selbstcharakterisierung hinsichtlich Problemlösungskompetenz; Selbstcharakterisierung (weichherzig, respekteinflößend, gründlich, feinfühlig, sachlich, verteidige eigene Meinung, empfindsam, unerschrocken, geschickt, herzlich, scharfsinnig, achte auf äußere Erscheinung, gewissenhaft);
In Welle 4 wurde zusätzlich erfragt: Schule: Teilnahme an der Befragung im letzten Jahr, Schulwechsel bzw. Sitzengeblieben im letzten Jahr; Häufigkeit schriftlicher Verwarnungen im Klassenbuch im letzten Schulhalbjahr.
Einstellungen zu Kriminalität: Einschätzung des persönlichen Entdeckungsrisikos bei verschiedenen Straftaten; Straffälligkeit: Einstellung zu verschiedenen Straftaten (z.B. Diebstahl einer CD, Körperverletzung, Marihuana oder Haschisch rauchen, Fahrraddiebstahl, etc.): Einschätzung als schlimm oder eher harmlos; vermutete Einstellung (Normen) der Eltern und Freunde bei Straffälligkeit des Befragten in Bezug auf die vorgenannten Straftaten.
Demographie: Alter; Geschlecht; in Deutschland geboren; Alter bei Einreise nach Deutschland; Staatsangehörigkeit nach der Geburt; derzeitige Staatsangehörigkeiten; Herkunftsregion der Eltern (Urbanisierungsgrad); emotionale Identität; zu Hause gesprochene Sprachen; Wohnung: Gebäudetyp; eigenes Zimmer; Familiensituation bzw. Wohnsituation; Anzahl der (Stief)Geschwister; Herkunftsland und Staatsangehörigkeit der Eltern (Migrationshintergrund); berufliche Stellung von Vater und Mutter; Wohlstandsniveau: Einschätzung des finanziellen Status der Familie; zur Verfügung stehender Geldbetrag pro Monat; Taschengeld pro Monat; Hauptausgaben pro Monat; Geld reicht aus.
Zustätzlich verkodet wurde: Fragebogennummer; Wellenteilnahme; Art der Befragung (Regelschule Hauptbefragung, Regelschule Nachbefragung, Sonderschule); Fallausschluss; Gewichtungsfaktoren.
Das vorliegende Buch ist die erste architekturhistorische Gesamtdarstellung der Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich, einer Periode bedeutender geschichtlicher Umwälzungen in den österreichischen Ländern und zugleich Übergangszeit von der Baukunst der Romanik zur Gotik. Das Buch ist Ergebnis einer über 35jährigen Forschungstätigkeit des Autors auf diesem Gebiet. Ausgehend von den Erkenntnissen, die er 1975 in seiner Dissertation dargelegt hat, ist es dem Verfasser gelungen, die Entwicklung der Baukunst durch Auswertung laufender bauhistorischer Forschungen, Einzeluntersuchungen und neu ausgewerteter historischer Quellen in ein völlig neues Gesamtbild zu bringen. Eine Reihe wichtiger Erkenntnisse wurden im Rahmen von FWF-Projekten unter der Leitung des Autors erarbeitet (Rekonstruktion der Capella Speciosa, Forschungen zur Wiener Hofburg). Die Ergebnisse korrespondieren überzeugend mit den Forschungen in den österreichischen Nachbarländern (Tschechien, Ungarn, Slowenien, Deutschland), indem sie die aktuellen überregionalen Kulturbeziehungen im Mittelalter bestätigen, die in früheren Theorien von einem stilgeschichtlichen Entwicklungsrückstand in Österreich negiert worden waren. Eine wichtige Erkenntnis der Forschungen des Verfassers ist, dass sich die Gleichzeitigkeit avancierter und rückständiger Stilformen nachweisen lässt, wobei die jeweilige Stilwahl von der Auftraggeberschaft abhängig war. Eingeleitet wird das Buch mit einem Überblick über die Entwicklung der Forschungslage, daran schließen drei Kapitel an, die die Voraussetzungen im 12. Jahrhundert behandeln, wobei der Überblick sowohl geographisch differenziert wird (Alpenländer, Donauraum) als auch hinsichtlich der Auftraggeber (Landesfürsten, Bischöfe von Salzburg und Passau). Dabei werden wichtige Leitlinien aufgezeigt, die die weitere Entwicklung nachhaltig bestimmten (Zisterzienserarchitektur in Heiligenkreuz und Zwettl, Passauer Bautätigkeit in Göttweig, Kremsmünster, Wien, St.Pölten und Tulln, Salzburger Bautätigkeit am Dom Konrads III. in Salzburg, in Gurk, Seckau, Hartberg). Im folgenden ersten Hauptabschnitt wird für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in den Donauländern und der Steiermark die Rolle der Landesfürsten (Leopold VI. und Friedrich II. von Babenberg) als Stifter bedeutender Sakralbauten hervorgehoben. Mit diesen Werken gelangten hochaktuelle Errungenschaften der französischen Gotik nach Österreich (Capella Speciosa in Klosterneuburg, Klosteranlagen Lilienfeld, Heiligenkreuz). Der kirchenpolitische Machtkampf der Babenberger gegen das Bistum Passau um die Errichtung eines eigenen Landesbistums in Österreich führte zu einem baulichen Wettstreit, wobei die Passauer Bischöfe ihre Eigenkirchen in Österreich durch aufwändige Umbauten aktualisierten (St.Pölten, Kremsmünster, Ardagger). Im Schatten dieser stilgeschichtlich avancierten Baukunst bestand daneben noch eine nicht geringe Bautätigkeit, die von Adeligen und landesfürstlichen Ministerialen getragen wurde und in deren Klosterstiftungen und Patronatskirchen Ausdruck fand. Diese Werke wurden allerdings von lokalen Baugruppen errichtet, die noch länger an den traditionellen spätromanischen Stilformen festhielten (Baumgartenberg, Wilhering, Bad Deutsch Altenburg, Petronell). Am Ende der Babenbergerherrschaft kommt es zu einer politischen Intervention Kaiser Friedrichs II. in Österreich, auf die nach neuesten Forschungen sowohl die Initiative zum Umbau der Wiener Stephanskirche mit dem "normannischen" Riesentor als auch der Bau der Wiener Hofburg nach dem Vorbild einer staufisch-sizilianischen Kastellburg zurückgehen. Trotz der politischen Unruhen kommt es vor der Jahrhundertmitte zu bemerkenswerten Architekturschöpfungen (Umbau der Burg Starhemberg, Grenzbefestigungen, Wienertor in Hainburg, Virgilkapelle in Wien, Karner in Tulln), in denen sich unterschiedlichste stilistische und architekturikonologische Motive ("normannische" Bauplastik, Jerusalem-Bezüge) ausdrücken. In der zweiten Jahrhunderthälfte erfolgt unter dem seit 1251 in Österreich regierenden Přemyslidenfürsten Ottokar II. zu einer Neuorientierung sowohl in der Politik wie in der Baukunst nach Vorbildern Böhmens, die sich in Bauten im Raum von Krems (Dominikanerkirche Krems, Minoritenkirche Stein, Dominikanerinnenkloster Imbach, Gozzoburg Krems), in Marchegg und Leoben erkennen lassen. Ottokar tritt als Städtegründer auf, setzt aber gleichzeitig aus Gründen seiner Machtpolitik die Traditionen aus der Babenbergerzeit fort, was sich in der Vollendung der Klosterbauten in Lilienfeld und Heiligenkreuz ausdrückt. Jüngste Forschungen haben gezeigt, dass die Entwurfsphase bedeutender Sakralbauten, dis bisher in die Regierungszeit der ersten Habsburger datiert wurden, bereits in die Herrschaftsperiode Ottokars fällt (Hallenchor Heiligenkreuz, Leechkirche Graz, Umbauten an der Liebfrauenkirche Wiener Neustadt). Auch nach dem Machtwechsel unter Rudolf I. von Habsburg werden die von Ottokar geprägten Leitlinien, wie die Förderung der Bettelordensarchitektur (Tulln, Retz, Wels, Imbach, Dürnstein, Krems, Wiener Neustadt), die Kontinuität der Traditionen aus der Babenbergerzeit (Brunnenhaus Heiligenkreuz, Kreuzgang Klosterneuburg) aber auch die Aufnahme neuer Raumkonzepte (Hallenkirchen in Tulln und Imbach) ungebrochen fortgesetzt, daneben kommen vereinzelt auch ganz ungewöhnliche Gestaltungslösungen zur Ausführung (Klosterkirche Stams). Das reich bebilderte Buch enthält neben Photos zahlreiche Planzeichnungen, zeichnerische und computergraphische Rekonstruktionen des Verfassers. ; This book is the first complete description of 13th century architecture in Austria. This period was significant for ist political and historical events and upheavels in the provinces of Austria, but at the same time for the transition from romanic to gothic style. The book is the result of the author's continuous studies in this field of architectural history for more than 35 years. Basing on his doctoral thesis of 1975 the author is outlining a completely new panorama of the development in 13th century architecture by using the results of recent investigations, reconstructions and newly interpreted historical sources. Some important results were achieved on behalf of FWF-projects under the author's direction (reconstruction of the Capella Speciosa at Klosterneuburg, research on the history of the Imperial Palace di Vienna). The results are corresponding in perfect way with the scientifical researches in neighbouring countries as Czech Republic, Hungary, Slovenia and Germany, in regard of the long range cultural communications during the Middle Ages, which in former theories were denied by presupposing a distinct stylistic retard in Austrian architecture. Highly important was the author's proof that in the 13th century in Austria existed a contemporaneity between advanced and retarded stylistic forms. The choice of the stylistic attitude mainly depended on the client. The introduction of the book gives a survey of the actual state of research, followed by three chapters, which explicate the conditions in the 12th century, differentiated geographically (alpine regions, Danube valley) and concerning the clientage (dukes, archbishops and bishops of Salzburg and Passau) as well. By this way the general tendencies and motives (Cistercian architecture of Heiligenkreuz and Zwettl; Patavian architecture at Göttweig, Kremsmünster, Vienna, St.Pölten, Tulln; architecture at Salzburg - cathedral of archbisphop Konrad III - Gurk, Seckau, Hartberg) are outlined, which dominated the further development. In the following first main part, which is describing the first half of 13th century, the important role of the Austrian sovereigns (duke Leopold VI and duke Friedrich II) as founders and benefactors of eminent church architecture is emphasized. With these works of art most actual influences of french gothic architecture came to Austria (Capella Speciosa at Klosterneuburg, cloisters at Lilienfeld and Heiligenkreuz). The quarrel in ecclesiastical policy between the Babenberg dukes of Austria and the bishops of Passau, concerning the plan to establich a further diocesy in Austria, caused a competition in the field of architecture between the two powers. Thus the bishops of Passau reconstructed their patronage churches (St.Pölten, Kremsmünster, Ardagger) in Austria in a sumptuous way. Besides this stylistically advanced architecture there existed also a building acitivity not to be neglected, which was supported by the lower aristocracy and the duke's officials, who also founded some monasteries and churches. These buildings were constructed by local workmen, who were following the traditional patterns of late romanic style (Baumgartenberg, Wilhering, Bad Deutsch Altenburg, Petronell). At the dawn of the Babenberg dynasty an important political intervention of emperor Friedrich II. von Hohenstaufen took place. Recent researches indicate that the reconstruction of St.Stephen's church in Vienna with the famous "Riesentor" with sculptural decorations in Norman Style was initiated by the emperor, even as the foundation of the castle at the place of the later Imperial Palace, which obviously followed the type of the emperor's fortresses in Sicily. In spite of the political agitations and upheavals in the middle of the century some remarkable works of architecture were created, as the castle of Starhemberg, the fortresses at the border to Hungary (Wienertor at Hainburg), St.Virgil's chapel at Vienna and the charnel house at Tulln), where different inconological motives (links to Jerusalem) and stylistic approaches (Norman Style) can be registered. In the second half of the century under the reign of prince Ottokar Přemysl (since 1251) a new cultural direction in policies as well as in the arts was achieved. Motives, created in Bohemia, were taken over in church buildings (Dominikanerkirche, Minoritenkirche Stein, Dominikanerinnenkirche Imbach) and private houses (Gozzoburg) in and near Krems, at Marchegg and Leoben. Ottokar founded new cities but also continued the Babenberg traditions in regard of his internal policy; so he finished the monasteries at Lilienfeld and Heiligenkreuz. Recent investigations indicated that some of the most important architectural projects, which were supposed to date from the time of the early Habsburgs, already have been conceived under the reign of Ottokar (choir of Heiligenkreuz, Leechkirche at Graz, reconstrucion of the main church of Wiener Neustadt). Even after the takeover of power under Rudolph I. of Habsburg, the main lines, pronounced under Ottokar, as the promotion of mendicant architecture (Tulln, Retz, Wels, Imbach, Dürnstein, Krems, Wiener Neustadt), the maintenance of Babenberg traditions (fountain chapel at Heiligenkreuz, cloister Klosterneuburg), but also the introduction of new ideas in space structure (hall-churches at Tulln, Imbach) were continued. Nevertheless also uncommon solutions occured, as the monastery church of Stams. The sumptuously illustrated book contains many plans, graphic and computer-aided virtual reconstructions by the author.
This book is the first complete description of 13th century architecture in Austria. This period was significant for ist political and historical events and upheavels in the provinces of Austria, but at the same time for the transition from romanic to gothic style. The book is the result of the author's continuous studies in this field of architectural history for more than 35 years. Basing on his doctoral thesis of 1975 the author is outlining a completely new panorama of the development in 13th century architecture by using the results of recent investigations, reconstructions and newly interpreted historical sources. Some important results were achieved on behalf of FWF-projects under the author's direction (reconstruction of the Capella Speciosa at Klosterneuburg, research on the history of the Imperial Palace di Vienna). The results are corresponding in perfect way with the scientifical researches in neighbouring countries as Czech Republic, Hungary, Slovenia and Germany, in regard of the long range cultural communications during the Middle Ages, which in former theories were denied by presupposing a distinct stylistic retard in Austrian architecture. Highly important was the author's proof that in the 13th century in Austria existed a contemporaneity between advanced and retarded stylistic forms. The choice of the stylistic attitude mainly depended on the client. The introduction of the book gives a survey of the actual state of research, followed by three chapters, which explicate the conditions in the 12th century, differentiated geographically (alpine regions, Danube valley) and concerning the clientage (dukes, archbishops and bishops of Salzburg and Passau) as well. By this way the general tendencies and motives (Cistercian architecture of Heiligenkreuz and Zwettl; Patavian architecture at Göttweig, Kremsmünster, Vienna, St.Pölten, Tulln; architecture at Salzburg - cathedral of archbisphop Konrad III - Gurk, Seckau, Hartberg) are outlined, which dominated the further development. In the following first main part, which is describing the first half of 13th century, the important role of the Austrian sovereigns (duke Leopold VI and duke Friedrich II) as founders and benefactors of eminent church architecture is emphasized. With these works of art most actual influences of french gothic architecture came to Austria (Capella Speciosa at Klosterneuburg, cloisters at Lilienfeld and Heiligenkreuz). The quarrel in ecclesiastical policy between the Babenberg dukes of Austria and the bishops of Passau, concerning the plan to establich a further diocesy in Austria, caused a competition in the field of architecture between the two powers. Thus the bishops of Passau reconstructed their patronage churches (St.Pölten, Kremsmünster, Ardagger) in Austria in a sumptuous way. Besides this stylistically advanced architecture there existed also a building acitivity not to be neglected, which was supported by the lower aristocracy and the duke's officials, who also founded some monasteries and churches. These buildings were constructed by local workmen, who were following the traditional patterns of late romanic style (Baumgartenberg, Wilhering, Bad Deutsch Altenburg, Petronell). At the dawn of the Babenberg dynasty an important political intervention of emperor Friedrich II. von Hohenstaufen took place. Recent researches indicate that the reconstruction of St.Stephen's church in Vienna with the famous "Riesentor" with sculptural decorations in Norman Style was initiated by the emperor, even as the foundation of the castle at the place of the later Imperial Palace, which obviously followed the type of the emperor's fortresses in Sicily. In spite of the political agitations and upheavals in the middle of the century some remarkable works of architecture were created, as the castle of Starhemberg, the fortresses at the border to Hungary (Wienertor at Hainburg), St.Virgil's chapel at Vienna and the charnel house at Tulln), where different inconological motives (links to Jerusalem) and stylistic approaches (Norman Style) can be registered. In the second half of the century under the reign of prince Ottokar Přemysl (since 1251) a new cultural direction in policies as well as in the arts was achieved. Motives, created in Bohemia, were taken over in church buildings (Dominikanerkirche, Minoritenkirche Stein, Dominikanerinnenkirche Imbach) and private houses (Gozzoburg) in and near Krems, at Marchegg and Leoben. Ottokar founded new cities but also continued the Babenberg traditions in regard of his internal policy; so he finished the monasteries at Lilienfeld and Heiligenkreuz. Recent investigations indicated that some of the most important architectural projects, which were supposed to date from the time of the early Habsburgs, already have been conceived under the reign of Ottokar (choir of Heiligenkreuz, Leechkirche at Graz, reconstrucion of the main church of Wiener Neustadt). Even after the takeover of power under Rudolph I. of Habsburg, the main lines, pronounced under Ottokar, as the promotion of mendicant architecture (Tulln, Retz, Wels, Imbach, Dürnstein, Krems, Wiener Neustadt), the maintenance of Babenberg traditions (fountain chapel at Heiligenkreuz, cloister Klosterneuburg), but also the introduction of new ideas in space structure (hall-churches at Tulln, Imbach) were continued. Nevertheless also uncommon solutions occured, as the monastery church of Stams. The sumptuously illustrated book contains many plans, graphic and computer-aided virtual reconstructions by the author. Das vorliegende Buch ist die erste architekturhistorische Gesamtdarstellung der Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich, einer Periode bedeutender geschichtlicher Umwälzungen in den österreichischen Ländern und zugleich Übergangszeit von der Baukunst der Romanik zur Gotik. Das Buch ist Ergebnis einer über 35jährigen Forschungstätigkeit des Autors auf diesem Gebiet. Ausgehend von den Erkenntnissen, die er 1975 in seiner Dissertation dargelegt hat, ist es dem Verfasser gelungen, die Entwicklung der Baukunst durch Auswertung laufender bauhistorischer Forschungen, Einzeluntersuchungen und neu ausgewerteter historischer Quellen in ein völlig neues Gesamtbild zu bringen. Eine Reihe wichtiger Erkenntnisse wurden im Rahmen von FWF-Projekten unter der Leitung des Autors erarbeitet (Rekonstruktion der Capella Speciosa, Forschungen zur Wiener Hofburg). Die Ergebnisse korrespondieren überzeugend mit den Forschungen in den österreichischen Nachbarländern (Tschechien, Ungarn, Slowenien, Deutschland), indem sie die aktuellen überregionalen Kulturbeziehungen im Mittelalter bestätigen, die in früheren Theorien von einem stilgeschichtlichen Entwicklungsrückstand in Österreich negiert worden waren. Eine wichtige Erkenntnis der Forschungen des Verfassers ist, dass sich die Gleichzeitigkeit avancierter und rückständiger Stilformen nachweisen lässt, wobei die jeweilige Stilwahl von der Auftraggeberschaft abhängig war. Eingeleitet wird das Buch mit einem Überblick über die Entwicklung der Forschungslage, daran schließen drei Kapitel an, die die Voraussetzungen im 12. Jahrhundert behandeln, wobei der Überblick sowohl geographisch differenziert wird (Alpenländer, Donauraum) als auch hinsichtlich der Auftraggeber (Landesfürsten, Bischöfe von Salzburg und Passau). Dabei werden wichtige Leitlinien aufgezeigt, die die weitere Entwicklung nachhaltig bestimmten (Zisterzienserarchitektur in Heiligenkreuz und Zwettl, Passauer Bautätigkeit in Göttweig, Kremsmünster, Wien, St.Pölten und Tulln, Salzburger Bautätigkeit am Dom Konrads III. in Salzburg, in Gurk, Seckau, Hartberg). Im folgenden ersten Hauptabschnitt wird für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in den Donauländern und der Steiermark die Rolle der Landesfürsten (Leopold VI. und Friedrich II. von Babenberg) als Stifter bedeutender Sakralbauten hervorgehoben. Mit diesen Werken gelangten hochaktuelle Errungenschaften der französischen Gotik nach Österreich (Capella Speciosa in Klosterneuburg, Klosteranlagen Lilienfeld, Heiligenkreuz). Der kirchenpolitische Machtkampf der Babenberger gegen das Bistum Passau um die Errichtung eines eigenen Landesbistums in Österreich führte zu einem baulichen Wettstreit, wobei die Passauer Bischöfe ihre Eigenkirchen in Österreich durch aufwändige Umbauten aktualisierten (St.Pölten, Kremsmünster, Ardagger). Im Schatten dieser stilgeschichtlich avancierten Baukunst bestand daneben noch eine nicht geringe Bautätigkeit, die von Adeligen und landesfürstlichen Ministerialen getragen wurde und in deren Klosterstiftungen und Patronatskirchen Ausdruck fand. Diese Werke wurden allerdings von lokalen Baugruppen errichtet, die noch länger an den traditionellen spätromanischen Stilformen festhielten (Baumgartenberg, Wilhering, Bad Deutsch Altenburg, Petronell). Am Ende der Babenbergerherrschaft kommt es zu einer politischen Intervention Kaiser Friedrichs II. in Österreich, auf die nach neuesten Forschungen sowohl die Initiative zum Umbau der Wiener Stephanskirche mit dem "normannischen" Riesentor als auch der Bau der Wiener Hofburg nach dem Vorbild einer staufisch-sizilianischen Kastellburg zurückgehen. Trotz der politischen Unruhen kommt es vor der Jahrhundertmitte zu bemerkenswerten Architekturschöpfungen (Umbau der Burg Starhemberg, Grenzbefestigungen, Wienertor in Hainburg, Virgilkapelle in Wien, Karner in Tulln), in denen sich unterschiedlichste stilistische und architekturikonologische Motive ("normannische" Bauplastik, Jerusalem-Bezüge) ausdrücken. In der zweiten Jahrhunderthälfte erfolgt unter dem seit 1251 in Österreich regierenden Přemyslidenfürsten Ottokar II. zu einer Neuorientierung sowohl in der Politik wie in der Baukunst nach Vorbildern Böhmens, die sich in Bauten im Raum von Krems (Dominikanerkirche Krems, Minoritenkirche Stein, Dominikanerinnenkloster Imbach, Gozzoburg Krems), in Marchegg und Leoben erkennen lassen. Ottokar tritt als Städtegründer auf, setzt aber gleichzeitig aus Gründen seiner Machtpolitik die Traditionen aus der Babenbergerzeit fort, was sich in der Vollendung der Klosterbauten in Lilienfeld und Heiligenkreuz ausdrückt. Jüngste Forschungen haben gezeigt, dass die Entwurfsphase bedeutender Sakralbauten, dis bisher in die Regierungszeit der ersten Habsburger datiert wurden, bereits in die Herrschaftsperiode Ottokars fällt (Hallenchor Heiligenkreuz, Leechkirche Graz, Umbauten an der Liebfrauenkirche Wiener Neustadt). Auch nach dem Machtwechsel unter Rudolf I. von Habsburg werden die von Ottokar geprägten Leitlinien, wie die Förderung der Bettelordensarchitektur (Tulln, Retz, Wels, Imbach, Dürnstein, Krems, Wiener Neustadt), die Kontinuität der Traditionen aus der Babenbergerzeit (Brunnenhaus Heiligenkreuz, Kreuzgang Klosterneuburg) aber auch die Aufnahme neuer Raumkonzepte (Hallenkirchen in Tulln und Imbach) ungebrochen fortgesetzt, daneben kommen vereinzelt auch ganz ungewöhnliche Gestaltungslösungen zur Ausführung (Klosterkirche Stams). Das reich bebilderte Buch enthält neben Photos zahlreiche Planzeichnungen, zeichnerische und computergraphische Rekonstruktionen des Verfassers.
Als Christoph Schlingensief am 21. August 2010 mit 50 Jahren starb, ging – wie Elfriede Jelinek feststellte – das Leben eines "der größten Künstler, die je gelebt haben" zu Ende. Nicht nur sein Tod wurde von der Öffentlichkeit wahrgenommen und betrauert, auch an seinem Sterben ließ der Filmemacher, Theater- und Opernregisseur und nicht zuletzt bildende Künstler die Öffentlichkeit teilnehmen: Die Inszenierung Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir (Oberhausen 2008) oder sein Buch So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein! Tagebuch einer Krebserkrankung (Köln 2009), geben tiefen Einblick in die Welt und Denkweise des Christoph Schlingensief, getreu dem Motto: Wer seine Wunde zeigt, der wird geheilt werden. Mit dieser Haltung stellte er sich nicht nur in eine Linie mit dem von ihm hochgeschätzten Joseph Beuys, der eine wichtige Rolle in Schlingensiefs Werk spielt, sondern führte dessen Maxime, nicht zwischen dem Leben und der Kunst zu unterscheiden, konsequent weiter. Dass bereits ein Jahr nach Schlingensiefs Tod eine erste umfassende, kritische Würdigung des Künstlers und seines Wirkens vorliegt, geht auf den Umstand zurück, dass bereits zu seinen Lebzeiten ein Symposium zur Ästhetik und Arbeitsweise des Künstlers von dem Wiener Elfriede Jelinek-Forschungszentrum geplant war. Dieses Symposium, das unter dem Titel "Der Gesamtkünstler. Christoph Schlingensief" in Wien (6.–10. April 2011) stattfand, hatte durch die zeitliche Nähe zum Tod des Künstlers nun auch die Frage zu klären, inwieweit dessen Projekte, "die sich immer durch eine spezifische Prozesshaftigkeit ausgezeichnet hatten, mit seinem Tod 'zu Ende' geschrieben worden waren und ob seine Arbeiten auch über seinen Tod hinaus weiterwirken könnten" (S. 9), wie die Herausgeberinnen im Vorwort vermerken. Dies spiegelt sich in der Struktur des Buches wider. So sind der Tod des Künstlers und das Fortleben seiner Arbeit nicht nur Themen des ersten Teils, in dem die posthumeAusstellung der letzten Werke im Deutschen Pavillon bei der Biennale von Venedig kontrovers diskutiert wird, – diese Aspekte durchziehen leitmotivisch den ganzen Band. Neben renommierten Kunsttheoretikern (Diedrich Diederichsen, Georg Seeßlen) kommen vor allem langjährige Arbeitskolleg_innen Schlingensiefs (etwa die Dramaturgen Carl Hegemann und Philipp Lilienthal) oder Mitglieder der so genannten 'Schauspielerfamilie' (Irm Herrmann, Diedrich Kuhlbrodt) zu Wort. Thematisch gliedert sich das Buch in sieben Teile, wovon der erste wie bereits erwähnt das künstlerische Erbe Schlingensiefs und dessen etwaige Wirksamkeit diskutiert. Im zweiten Teil ("Ästhetik")gibt zunächst Teresa Kovacs einen Überblick über Schlingensiefs Werk, bevor Diedrich Diederichsen unter dem Gesichtspunkt der Musikalität und Georg Seeßlen unter dem Aspekt der Öffnung der Kunstdisziplinen Schlingensiefs Schaffen untersuchen. Dabei wird vor allem auch der Frage nachgegangen, inwiefern bei Schlingensief von einem Gesamtkunstwerk gesprochen werden kann. Wenn überhaupt, so Diederichsen in seinem Beitrag "Diskursverknappungsbekämpfung und negatives Gesamtkunstwerk: Christoph Schlingensief und seine Musik", lassen sich die Arbeiten als "negatives Gesamtkunstwerk" verstehen (S. 67). Hier herrsche nicht Harmonie; stattdessen kämen vor allem die Unversöhnlichkeiten der Künste untereinander und im Verhältnis zu ihrer Umwelt ans Licht. Die Künste würden solchermaßen gleichsam als Dissonanzen alle auf ein Mal sichtbar. Diese Kunst-Kakophonie begreift Seeßlen in seinem Text "Radikale Kunst" als eine 'Ästhetik der Öffnung' der Kunstdisziplinen. Insofern Schlingensiefs Filme weder konventionelle Narrationen anbieten noch klassische Dokumentationen darstellen, lassen sie sich vor allem als "Dokumente von Menschen ansehen, die Kunstbeziehungen untereinander und zur Welt verwirklichen" (S. 81). Diese Filme, so Seeßlen, seien weder Filme mit "Kunst drin" noch Filme, "die das Kino in den Rang einer Kunst erheben wollen, sondern Kunst als Film" (ebd.). Diese Vielstimmigkeit der Kunstsprachen weist Monika Meister mit ihrem Text "Zirkulationen des Schmerzes" auch für die Inszenierung Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir nach. Sie erkennt in dieser Technik die besondere Qualität, "Lebendiges und Unbelebtes [in] Fluss zu bringen" (S. 110). Gleichzeitig schlägt sie vor, das bildopulente Chaos im künstlerischen Werk Schlingensiefs als politisches Markierungssystem zu begreifen. Es gehe Schlingensief darum, die Welt dort merkwürdig zu machen, wo diese noch nicht merkwürdig genug sei (vgl. S. 110). Die nächsten drei Teile des Buches diskutieren unter den Stichworten "Vernetzungen", "Der Animatograph" und "Theatralität" vor allem die Theaterarbeit des Künstlers. Dabei fällt auf, dass diesem einerseits eine große Kontinuität in Themen- und Formenwahl zugesprochen wird, andererseits aber eine gewisse Unschlüssigkeit darüber herrscht, welchem Kunstgenre Schlingensief zuzuordnen sei. Ist er nun Theater- oder Filmregisseur, "Gesamtkünstler" (Kovacs), "Opernkomponist" (Thomas Wördehoff), eher ein "bildender Künstler", wie Elfriede Jelinek behauptet (vgl. S. 353) oder einfach ein "Vermischungskünstler" (Bärbel Lücke)? Die unterschiedlichen Einschätzungen der Referent_innen widersprechen sich nicht, sondern verweisen wiederum auf die Vielseitigkeit Schlingensiefs und auf die mannigfachen Wahrnehmungsmöglichkeiten seiner Arbeit. Dass es bei ihm letztlich auch immer darum ging, Ambivalenzen zu erzeugen und sich klaren Zuordnungen wie auch eindeutigen Aussagen zu entziehen, machen dabei die Aufsätze von Franziska Schößler ("Intermedialität und das Fremde in mir"), Teresa Kovacs ("Schlingensief – Ein Gesamtkünstler?"), Mirjam Schaub ("Sich in den Weltzusammenhang hineindrehen") und Jörg van der Horst ("Auf dass die kreisenden Gedanken einen Grund finden") deutlich. Diese These erfährt auch zusätzliche Unterstützung durch die dokumentierten Gesprächsrunden mit den Schlingensief-Schauspieler_innen Dietrich Kuhlbrodt, Michael Gempart, Irm Hermann und Peter Kern sowie dem Dramaturgen Carl Hegemann. Dabei wird auch ein Licht auf den 'Bilderstörer' Schlingensief geworfen, der der Gefahr des Perfekten zu entkommen suchte, indem er angelegte Szenarien, Absprachen oder Texte immer wieder durch Striche, spontane Auftritte oder andere 'Störungen' sprengte. Den Fragen wie stark und in welcher Form Schlingensiefs Inszenierungen durch seine Auftritte und Interventionen geprägt waren, widmet der mit "(Selbst-)Inszenierungen" überschriebene Abschnitt verstärktes Interesse. Evelyn Annuß richtet ihren Blick auf Schlingensiefs "Autobiographische Inszenierungen": Bereits seine frühen Arbeiten, so die These Annuß', seien von autobiographischen Zügen geprägt; dabei gehe es im Kern allerdings nicht um autobiographische Festschreibungen der (Künstler-)Figurationen, sondern um das Überleben der Figur(en) in dynamischen Wandlungsprozessen. Schlingensiefs Werk sei charakterisiert durch das "Prinzip Fortfahren" (S. 291). Sowohl Selbstkommentare als auch die Übernahme von Zitaten – etwa die Worte Jesu beim Abendmahl – würden in der Inszenierung Eine Kirche der Angst umgedeutet und neu interpretiert. Allerdings gehe es auch hier weniger um letzte Erkenntnisse als um größtmögliche Offenheit. Diese wird auch dem Publikum als Haltung vorgeschlagen – wie Annuß wiederum anhand der Abendmahl-Szene verdeutlicht, in der Schlingensief den Kelch erhebt und sagt: "Nehmet und trinket euer eigenes Blut –vor und nach der Diagnose. Bleibt Autonom" (S. 299). Die Theaterwissenschaftlerin Sarah Ralfs schließt sich in ihrem Aufsatz "'Wir sind eins' –Total Total" dieser These an. Insofern müsse das Bestreben, Schlingensiefs Oeuvre in seiner Gesamtheit auszudeuten, zwangsläufig verfehlt werden. Durch das paradoxe Verfahren, im leibhaftigen Auftreten des Künstlers im Rahmen seiner Aktionen immer auch ein "Nicht-identisch-Sein-mit-sich" (S. 307) zu verhandeln, zeigten sich Schlingensiefs Arbeiten nicht nur auf der Höhe "gegenwärtiger Diskurse zur Existenzanalyse". In ihnen lösten sich gleichermaßen tradierte "Genre- und Gattungsgrenzen sowie die Grenzen zwischen 'Kunst' und 'Nicht-Kunst', zwischen 'Kunst' und 'Leben'" (ebd.) auf. Freilich sind diese Erkenntnisse nicht ganz neu; die genauen Analysen seines Darstellungs-Verhaltens machen den Aufsatz dennoch lesenswert. Die detaillierte Betrachtung der Auftritte und des Verhaltens Schlingensiefs –wenn man so will: sein 'Acting' – gehen über die allgemeinen Beobachtungen und Aussagen über diesen "Bilderstörer" hinaus und erinnern an Geertz'sche "dichte Beschreibungen". Sie bieten in diesem Sinne einen interessanten Zugang zum Werk, der allerdings noch weiter zu vertiefen wäre. Schlingensiefs Auseinandersetzung mit dem Tod widmet sich dessen langjähriger Freund und Dramaturg Carl Hegemann. Dabei setzt er nicht, wie man erwarten könnte, bei den sogenannten autobiographischen Inszenierungen an, sondern interpretiert den Tod als roten Faden im gesamten Werk des Künstlers. Der Tod sei als zerstörerisches Prinzip in Form von Verfall, Zerstörung oder auch als prinzipielle Gefahr gewissermaßen permanent anwesend. Die Gründung und Entwicklung der Partei "Chance 2000" wird so exemplarisch zu einer Geschichte des Verfalls; das 1984 bei den Hofer Filmtagen gezeigte Kinodebut Tunguska – Die Kisten sind da, wird in dieser Perspektive gar zu einer sich selbst erfüllenden Voraussage. Der Film, so Hegemann, habe bei seiner Vorführung in Hof just an der Stelle zu brennen begonnen, an der auch auf der Leinwand ein brennender Film gezeigt wurde. "Das kreatürliche Leiden, das Leben in Extremsituationen, Verletzlichkeit, Todesangst und Todessehnsucht, waren […] schon immer seine Themen" (S. 333), so Hegemann. Diese Aussicht sei aber für Schlingensief schlechterdings kein Grund zum Pessimismus gewesen. Besonders die letzte Inszenierung Herr Andersen stirbt in 60 Minuten sei exemplarisch für eine künstlerisch-offensive Auseinandersetzung mit dem Tod. Diese, so Hegemann resümierend, sei weniger ein "Lernversuch" den richtigen Umgang mit dem Tod zu finden, sondern Ausdruck puren Lebens und "Theaterglücks" (S. 340). Der vorletzte Abschnitt "Jelinek und Schlingensief" widmet sich der gut zehnjährigen Zusammenarbeit dieser beiden Ausnahmekünstler, die sich – so der allgemeine Tenor – über die Jahre immer mehr von einander entfernt hätten, ohne den Anderen zu verlieren. Das Verhältnis der beiden, so die Deutung des Dramaturgen Joachim Lux, sei allerdings von Anfang an ein gegenseitiges Missverständnis gewesen, wenn auch ein produktives (vgl. S. 400). So sei Jelinek bei der Uraufführung ihres Textes Bambiland offensichtlich irritiert gewesen, nichts von dem zu finden, was sie geschrieben habe, so Lux' Eindruck. Andererseits habe Schlingensief das "Jelinek-Verfahren [der zitativen Montage] angenommen und aufgegriffen, allerdings und naturgemäß auf Kosten der Autorin und Übermalungskünstlerin Jelinek, die nun ihrerseits übermalt wurde" (S. 396). Zumindest im Nachhinein scheint es Jelinek eingeleuchtet zu haben, dass sie gleichsam mit ihren eigenen Mitteln zum Verschwinden gebracht wurde. So bezeichnet sie Schlingensief in ihrem Text "Schlingensief", der nicht nur im Buch, sondern auch auf ihrer Homepage zu finden ist als ihren "Assistent[en] des Verschwindens" (S. 358), der ihr durch seine schamlose 'Ausnutzung' der Texte (im positiven Sinne) helfe, sie von sich selbst wegzubringen. Schlingensief und Jelinek erscheinen in dieser Perspektive als negativ-reziproke Mäeutiker, deren künstlerisches Aufeinandertreffen auf Kosten des Anderen zu neuen Arbeiten in ihren jeweiligen Betätigungsfeldern führt. Denn Schlingensief hat nicht nur die Texte Jelineks als wichtige Inspirationsquellen bezeichnet, auch sind aus der Begegnung der Autorin mit den Aktionen Schlingensiefs neue Texte entstanden, wie Bärbel Lücke in ihrem Text "Zwei 'Vermischungskünstler'" ausführt. So sei die Kasperle-Montage Ich liebe Österreich ein unmittelbares Ergebnis der Begegnung Jelineks mit den Container-Bewohnern von Bitte liebt Österreich – eine in Lückes Augen grausig-gespenstische Selbstvorführung des rassistischen Österreich (vgl. S. 381). Nicht nur in diesem Fall, so Lücke, erwiesen sich die 'Sprachen' der beiden Künstler als (aneinander) anschlussfähig. Schlussendlich wäre Schlingensief etwa in der Inszenierung Attabambi-Pornoland. Eine Reise durchs Schwein (Zürich 2004), in der nur wenige Textfragmente von Jelinek verblieben seien, ohne ihre Texte nicht zu einem solchen szenischen Ergebnis gekommen (vgl S. 387). Im letzten Abschnitt "Medien-Öffentlichkeit"wird schließlich Schlingensief als öffentliche Medienfigur besprochen. Thomas Antonic verhandelt unter den Aspekten 'Authentizität' und 'Meta-Täuschungen' Christoph Schlingensiefs Talkshowformate, mit denen er die "'Kampfzone' seiner Kunst in den Bereich des Fernsehens hinein ausgeweitet" habe (S. 431). Antonic beschreibt die einzelnen Sendungen nicht als Fernsehen, sondern als aktuelle Auseinandersetzungen mit dem Wesen und der Kultur des Fernsehens. Die programmatischen Mottos: "Jeder kann in Deutschland Talkmaster werden!" (Talk 2000) oder "Eine Sendung, die nie ausgestrahlt wird!" (Die Piloten), seien jeweils als spezifisches Forschungsprojekt zur Situation des Fernsehens und des Künstlers in der Bundesrepublik interpretierbar. So beschreibe Schlingensief die in den Jahren 2000 und 2001 auf MTV ausgestrahlte Sendung U3000 unter anderem als Untersuchung über den eigenen Zustand und den der Gesellschaft. Inwiefern Schlingensief als skandalumwitterte Medienfigur sich sowohl künstlerischer wie auch politischer Strategien bediente, ist das Thema von Susanne Hochreiters Text "Den Skandal erzeugen immer die anderen". Der Skandal im Modus der Kunst, den Hochreiter als öffentliches und absichtsvolles Handeln, "das eine Aufregung provozieren mag", definiert, ermögliche "(potentiell) Raum für eine kritische Öffentlichkeit"; Skandalierung hingegen verhindere diesen (S. 436). Die von ihr exemplarisch verhandelten Beispiele Bitte liebt Österreich! (Wiener Festwochen 2000) und Hamlet (Schauspielhaus Zürich 2001) seien als realisierte Gedankenspiele bestimmter politischer Statements und Forderungen zu verstehen. Der solchermaßen inszenierte Skandal provoziere, so der Schluss Hochreiters, kreatives Denken und sei dazu angetan, die herkömmliche 'Felsenlogik' (DeBono) aufzusprengen. Das Handeln Schlingensiefs erinnere an das alte römische Recht der 'provocatio ad populum', welches es dem Bürger erlaube, das Urteil der Volksversammlung anzurufen. Dieses grundsätzliche, "nicht notwendiger Weise institutionalisierte[] Recht auf Provokation […] auf ein Veto gegen institutionalisiertes Denken und regulierte Rede" reklamiere Schlingensief "für sich und für jene […], die in der normalisierenden Diskurslogik nicht gehört" würden" (S. 450). Der umfangreiche Sammelband versammelt nicht nur eine Vielzahl gut lesbarer und erhellender Analysen über den Werdegang und die Ästhetik Schlingensiefs; die Leserschaft findet zudem eine gute Werkübersicht des Künstlers, interessantes Bildmaterial und prägnante Selbst- und Fremdaussagen von und über Schlingensief. Das sich bei der Vielzahl der Beiträge auch einige Redundanzen eingeschlichen haben, mag einen Hinweis auf die konsequente Arbeitsweise Schlingensiefs geben. Gleichwohl hätten die Gespräche und Gesprächsrunden, die sich beim Symposion an die Vorträge angeschlossen haben und die offensichtliche vollständig in dem Buch abgedruckt sind, an der einen oder anderen Stelle etwas gekürzt werden können, da die Referent_innen dort ihre bereits im Vortrag geäußerten Ansichten vielfach wiederholten. Dennoch kann sich der Band den Verdienst anrechnen, die unglaubliche Vielseitigkeit und Energie Schlingensiefs anschaulich zu machen.
Aus der Einleitung: 'Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten', verkündete Walter Ulbricht im Juni 1961 - zwei Monate vor Beginn des Mauerbaus. 'Niemand hat die Absicht protektionistische Maßnahmen zu ergreifen,' hätte das gemeinsame Lippenbekenntnis der Regierungen der G-20 auf dem Weltwirtschaftsforum Ende Januar dieses Jahres in Davos lauten können – und wäre damit ebenso glaubwürdig. Zwei Monate später stellte die Weltbank in der Tat zahlreiche protektionistische Maßnahmen in 17 der G-20-Staaten fest. Ihr Ziel ist der Schutz der heimischen Branchen vor den Folgen der Wirtschaftskrise, etwa durch Zölle, Subventionen oder milliardenschwere Konjunkturpakete, die inländische Unternehmen gegenüber ausländischen bevorzugen. Damit nehmen die Regierungen jedoch eine Verstärkung der Krise in Kauf. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist der konstant zunehmende Welthandel der Motor globalen Wachstums. Die gegenwärtige Welle des Protektionismus hingegen führt zu einem massiven Handelseinbruch, vor dem die internationalen Finanz- und Handelsorganisationen warnen (WTO 2009: xi, IMF 2009: xiv, World Bank 2009: 2f., UNCTAD 2009: i). Besonders Entwicklungsländer sind von einem Rückgang der Weltnachfrage negativ betroffen, ihre Exporterlöse sanken bereits um durchschnittlich 14 %, in den Industrieländern lediglich um die Hälfte. Die derzeitige Situation illustriert die immense Sensibilität der Entwicklungsländer gegenüber konjunkturellen Schwankungen der Weltwirtschaft und des Welthandels. Sie soll daher als Anlass genommen werden, die Rolle des Außenhandels für die wirtschaftliche Entwicklung der 49 ärmsten Entwicklungsländer, den Least Developed Countries genauer zu untersuchen. Problemstellung: Mit diesem Vorhaben begibt man sich zwangsläufig auf ein sowohl wissenschaftlich als auch politisch besonders umstrittenes Gebiet. Denn schon immer stellte Handelspolitik in der politischen Diskussion ein emotional sehr aufgeladenes Thema dar, was sich auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung niederschlägt. Laut der klassischen und neoklassischen Handelstheorie profitieren Staaten gesamtwirtschaftlich immer von Handel, dieser verursacht jedoch auch eine starke Umverteilung innerhalb der Gesellschaft, die neben Gewinnern auch Verlierer produziert. Potentielle Verlierergruppen opponieren daher einer Handelsöffnung und prangern negative Auswirkungen von Freihandel an, um so ihre Partikularinteressen zu wahren. Selbst wenn gesamtwirtschaftlich ein Land durch eine Handelsliberalisierung wächst, kann in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, die Globalisierung verliefe nicht im Interesse der Bevölkerung. Während klassische und neoklassische Außenhandelstheorien die Argumentationsgrundlage für Freihandelsbefürworter darstellen, bedienen sich Freihandelsgegner meist empirischer Evidenz von Verlierergruppen um ihren Standpunkt zu unterstützen. Neuere Modelle und Theorien zeigen jedoch auch mögliche adverse Effekte von bestimmten Handelsmustern. Sie basieren meist auf Annahmen älterer Theorien, die jedoch im wissenschaftlichen Mainstream in den Hintergrund geraten sind. Die stark in den Welthandel integrierten Least Developed Countries machen oberflächlich betrachtet den Eindruck, weder gesamtwirtschaftlich besonders stark von Handel zu profitieren, noch Verlierergruppen ausreichend zu schützen. Im Gegenteil: Hunger und Armut herrschen in der breiten Bevölkerung der meisten LDCs, gleichzeitig werden sie im Welthandel marginalisiert und wirtschaftlicher Wohlstand scheint ihnen verwehrt zu bleiben. In den letzten Jahren jedoch wachsen diese Länder seit langem wieder. Daher ergibt sich die Fragestellung dieser Arbeit, ob Handel zu einem nachhaltigen Wachstum in den LDCs beitragen kann. Um den Umfang dieser Arbeit einzuschränken, werden folgende Variablen festgelegt: Als unabhängige Variable sollen Umfang und Struktur des Außenhandels (Exporte und Importe) der LDCs gewählt werden. Abhängige Variable sei die wirtschaftliche Entwicklung der Länder, also ihr Wachstum. Da in den LDCs das Bevölkerungswachstum teilweise sehr hoch ist, muss das Wirtschaftswachstum höher sein, damit sich der durchschnittliche Lebensstandard nicht verringert. Daher soll nicht das einfache Wachstum der Wirtschaftsleistung betrachtet werden, sondern das Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens. Als Hypothese nehme ich an, dass Handel in LDCs erst ab einem gewissen Grad an Entwicklung zugute kommt. Statistisch ist es nahezu unmöglich, den Faktor Handel als Wachstumsfaktor zu isolieren. Zu viele institutionelle, strukturelle, politische, geografische und historische Faktoren spielen mit hinein. Hingegen ist es zielführend, die bekanntesten Handels- und Wachstumstheorien einmal näher zu betrachten und ihre Annahmen anhand der real existierenden LDCs zu überprüfen. Ziel dieser Arbeit ist daher eine umfassende und differenzierte Betrachtung der wissenschaftlichen Literatur über die handelsinduzierten Wachstumskanäle und der notwendigen Voraussetzungen für tatsächliches Wachstum. Das bekannte Problem der extremen Armut in den Least Developed Countries soll anhand der bekanntesten Handels- und Wachstumstheorien analysiert werden, ohne dabei die kritische Hinterfragung der Modellannahmen zu vernachlässigen. Dabei sollen die hermetischen volkswirtschaftlichen Modelle auch mit politischen und politökonomischen Prozessen konfrontiert werden, um somit einen Bogen über beide Fächer zu schlagen. Die Auswahl der Handels- und Wachstumstheorien orientiert sich dabei an der Bekanntheit der Modelle. Sowohl die besprochenen Handeltheorien, als auch die wissenschaftliche Literatur zu Wachstumseffekten stellen die Grundlage für jedes volkswirtschaftliche Studium dar und prägen damit das Verhalten der volkswirtschaftlichen Experten maßgeblich. Eine differenzierte Beantwortung der Frage nach der optimalen Handelspolitik für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der LDCs wird den Schlussteil der Arbeit bilden. Gang der Untersuchung: Die Volkswirtschaft untersucht die optimale Nutzung knapper Ressourcen und sucht nach den notwendigen politischen Maßnahmen für deren Erreichung. Beides wird durch technische und informationelle Grenzen erschwert, zum Beispiel durch Messschwierigkeiten oder Datenmangel. Ist die optimale Politik jedoch einmal gefunden oder berechnet, wird angenommen, dass die Politiker als Maximierer der öffentlichen Wohlfahrt diese auch durchsetzen. Die politische Ökonomie stellt daher zunächst heraus, dass optimale und tatsächliche Politik nicht viel gemein haben. Tatsächliche Politik unterliegt vielmehr politischen Beschränkungen, nämlich der Notwendigkeit kollektive Entscheidungen trotz konfligierender Interessen zu treffen. Daher fragt die positive politische Ökonomie danach, wie politische Entscheidungen und ihre ökonomischen Konsequenzen durch politische Beschränkungen erklärt werden können. So kann man Erkenntnisse darüber gewinnen, warum Entscheidungsmechanismen oft andere Ergebnissen hervorbringen, als ein wohlwollender Ökonom sie gewählt hätte. Die normative politische Ökonomie fragt daraufhin, wie angesichts der politischen Beschränkungen bestimmte ökonomische Ziele erreicht werden können und wie konfligierende Interessen gewichtet werden sollen. Die politikwissenschaftliche Untersuchung soll sich im Rahmen dieser Arbeit vor allem auf handelpolitische Entscheidungen beschränken. Eine Untersuchung der Außenpolitik, der Sozial- und Wirtschaftspolitik, der Bildungspolitik, sowie der politischen Institutionen und der Regimeform sind zwar durchaus interessant und beeinflussen den Wachstumsprozess selbstverständlich stark, doch würde eine solch umfassende Untersuchung zu weit führen und den Rahmen einer Diplomarbeit sprengen.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Abkürzungsverzeichnisi 1.Einleitung1 1.1Relevanz1 1.2Fragestellung und Variablen2 1.3Methodik4 2.Stylized Facts: Die Least Developed Countries5 2.1Klassifikationskriterien und geografische Lage der LDCs5 2.2Wirtschaftstruktur und wirtschaftliche Entwicklung der LDCs7 2.3Handelsstruktur und Bedeutung des Handels in den LDCs12 Zusammenfassung: Die hohe Abhängigkeit der LDCs vom Welthandel20 3.1Statische Gewinne aus Handel22 3.1.1Absolute Kostenvorteile und effiziente Ressourcenallokation23 3.1.2Theorem der komparativen Kosten25 3.1.3Modell spezifischer Faktoren28 3.1.4Faktorproportionentheorem29 3.1.5Neofaktorproportionentheorem33 Zusammenfassung: Die (neo-)klassischen Außenhandelstheorien in den LDCs35 3.2Dynamische Gewinne und Wachstum37 3.2.1Kapitalakkumulation und Investitionen als Wachstumskanal38 3.2.1.1Kapitalakkumulation durch die heimische Sparquote40 3.2.1.2Kapitalakkumulation durch Exportgewinne42 3.2.1.3Ausländische Direktinvestitionen45 3.2.2Produktivitätssteigerung als Wachstumskanal47 3.2.2.1Technologietransfer49 3.2.2.2Skaleneffekte: Wissens-Spillover und Learning-by-Doing50 Zusammenfassung: Dynamische Handelsgewinne in den LDCs52 4.Binding Constraints für Handelsgewinne und Wachstum55 4.1Institutionelle Hindernisse und der Einfluss von Interessensgruppen56 4.2Nachhaltigkeit von Wachstum durch Rohstoffexporte58 4.3Finanzmarktimperfektionen60 4.4Erziehungszoll und infant-industry-Argument61 4.5Steigende Skalenerträge62 4.6Transportkosten65 4.6Schädliche Spezialisierung66 4.6.1Prebisch-Singer-These66 4.6.2Dutch-Disease-Modelle67 4.6.3Fallende Skalenerträge in Landwirtschaft und Rohstoffabbau68 Zusammenfassung: Institutionelle Wachstumshindernisse und Marktversagen70 5.Synopsis und Ausblick73 Literatur77 Internetquellen85 Anhang87Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.1, Statische Gewinne aus Handel: Die folgenden klassischen und neoklassischen Außenhandelstheorien erarbeiten das Argument, dass Länder grundsätzlich gesamtwirtschaftlich betrachtet von Außenhandel profitieren, auch wenn innerhalb der Gesellschaft bestimmte Gruppen als Verlierer der Handelsliberalisierung hervorgehen könnten. Während die Theorien von Adam Smith und David Ricardo die Verteilungseffekte noch nicht miteinbeziehen, kann man anhand des Modells der spezifischen Faktoren und des (Neo-)Faktorproportionentheorem schon erste Aussagen über die Gewinner- und Verlierergruppen in den LDCs treffen. Der ökonomischen Logik zufolge sind gesamtwirtschaftliche Gewinne ausreichend für eine breite wirtschaftliche Entwicklung, da die Möglichkeit besteht, potentielle Verlierer zu kompensieren. Solange eine solche Umverteilung möglich ist und trotzdem noch Gewinne übrig wären, ist eine Handelsliberalisierung ökonomisch sinnvoll. Dies nennt man das Kaldor-Hicks-Kriterium. Es trifft jedoch keine Aussage darüber, ob diese Umverteilung tatsächlich passieren muss, dies ist eine rein politische Frage, keine ökonomische. Ein anderer bekannter Ansatz der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik ist die trickle-down-Theorie. Sie besagt, dass zunehmender Wohlstand den reicheren Gesellschaftsschichten auch für die ärmeren Schichten gut ist, da der Wohlstand durch die Schichten 'heruntertröpfelt'. Dies wird durch die Verfügbarkeit günstigerer Kredite, durch höhere Löhne und neue Jobs und vor allem günstigere Preise für die Konsumenten begründet, die durch die Gewinne der höheren Gesellschaftsschichten und deren Wirtschaftsaktivitäten möglich werden. Solange eine Volkswirtschaft also gesamtwirtschaftlich von Handel profitiert, stellt der Handel eine 'potenziellen Quelle des Gewinns für alle' dar. Im vierten Teil dieser Arbeit wird jedoch die tatsächliche politische Durchsetzbarkeit von Umverteilungsmaßnahmen diskutiert, die in diesem Teil ausgespart wird. 3.1.1, Absolute Kostenvorteile und effiziente Ressourcenallokation: 'It is a maxim of every prudent master of a family never to attempt to make at home what it will cost him more to make than to buy. (...) [They] find it for their interest to employ their whole industry in a way in which they have some advantage over their neighbors, and to purchase with a part of ist produce, (...) whatever else they have occasion for'. Adam Smith beschreibt hier die Vorteile von Arbeitsteilung und Tausch durch Unterschiede der absoluten Produktionskosten. Im nächsten Kapitel wird beschrieben, wie Ricardo diese Idee zur Theorie des komparativen Vorteils weiterentwickelt. Die Idee des absoluten (Kosten-)Vorteils ist simpel: Sie bedeutet nichts anderes, als dass ein Produzent – sei es ein Mensch, ein Unternehmen oder ein Land – effizienter und damit preisgünstiger produziert, als ein anderer. Wenn jeder Bürger hingegen seine Konsumgüter selbst herstellt, nimmt er sehr niedrige Produktivitäten in Kauf, da er zwar alle Tätigkeiten beherrscht, jedoch in keiner richtig gut ist. Für die Herstellung der meisten Dinge benötigt man gewissen Fertigkeiten oder Vorbedingungen, so dass sich die Hersteller in ihrer Produktivität unterscheiden. Durch Spezialisierung auf ein oder wenige Güter steigt die Produktivität, weil man die Tätigkeit z.B. schneller oder elaborierter ausführen kann. Das hergestellte Gut kann man nun gegen andere Güter eintauschen, welche andere wiederum produktiver hergestellt haben. Durch die gesteigerte Produktivität sind nun mehr Güter auf dem Markt und die Preise sinken, was allen Konsumenten nützt. Da jeder Konsument möglichst viel ertauschen will, tauscht er mit demjenigen, der in einem bestimmten Zeitraum am meisten produziert und daher am günstigsten ist. Anders formuliert: Der erste Markt entspricht einem Produzenten und einem Konsumenten, die dieselbe Person sind. Durch Tausch kann man den Markt um beliebig viele Marktteilnehmer erweitern. Umso größer der Markt, desto effizienter die Ressourcenallokation, also die effiziente Nutzung der eingesetzten Ressourcen. Die leitende 'unsichtbare Hand' des Marktes, die gerne im Zusammenhang mit Adam Smith zitiert wird, ist nichts anders als die Intention jedes Marktteilnehmers für sein hergestelltes Gut möglichst viel von den Gütern der anderen zu erhalten. Demnach sei der Markt besser als der Staat geeignet, die Ressourcenallokation produktiv durchzuführen. Folglich ist es aus volkswirtschaftlicher Sicht nur logisch, dass auch die begrenzten nationalen Märkte weniger effizient sind, als ein großer internationaler Markt. Die logische Konsequenz ist daher der Abbau jeglicher Handelshemmnisse und die Integration der Märkte durch die Einführung von Freihandel und weltweite Arbeitsteilung. Diese Theorie sagt jedoch nicht aus, dass alle Länder vom Handel profitieren müssen: Die Marktteilnehmer, die in keiner Tätigkeit besser sind, als die anderen, werden ihre Güter nicht los und können sie daher auch nicht gegen andere Güter austauschen. Betrachtet man die vielen Produktionsnachteile der LDCs, etwa ungünstige Klimabedingungen und periphere Lage, mangelnde Infrastruktur und geringe Bildung, sowie Kapitalmangel, könnte sich durchaus eine Marginalisierung der Länder im Welthandel ergeben. Zwar sind auch die Löhne der Arbeitnehmer in den LDCs sehr niedrig, wie man am durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen erkennt, die ungünstigen Produktionsbedingungen könnten jedoch die übrigen Produktionskosten in die Höhe treiben. Lediglich der Abbau der reichlichen Rohstoffvorkommen scheint vor allem für afrikanische LDCs mit geringeren Kosten verbunden zu sein, als in anderen Ländern mit geringeren Rohstoffvorkommen. Umso mehr Rohstoffe vorhanden sind, desto einfacher und effizienter ist ihr Abbau. Diese Exporte dürften daher sehr wettbewerbsfähig gegenüber Industrieländern sein, welche Rohstoffe kaum oder nur sehr teuer abbauen können. Letztendlich ist es jedoch sehr schwierig zu untersuchen, welche Produkte die LDCs absolut betrachtet effizienter herstellen können, als ihre Konkurrenz auf dem Weltmarkt, da Wechselkurse die Preise verzerren können. Im nächsten Kapitel wird die Vermutung des geringen absoluten Kostenvorteils der LDCs jedoch theoretisch widerlegt und gezeigt, warum alle Länder von Handel profitieren müssten.
SALZKAMMERGUT-FAMILIEN-KALENDER 1931 Salzkammergut-Familien-Kalender (-) Salzkammergut-Familien-Kalender 1931 (1931) ( - ) Einband ( - ) Abbildung ( - ) Werbung ( - ) Titelseite ([1]) Das Jahr 1931 ist ein Gemeinjahr von 365 Tagen. ([3]) Von den Finsternissen. (4) I. Totale Mondfinsternis am 2. April. II. Partielle Sonnenfinsternis am 17. und 18. April. III. Partielle Sonnenfinsternis am 12. September. IV. Totale Mondfinsternis am 26. September. V. Partielle Sonnenfinsternis am 11. Oktober. (4) Himmelszeichen. (4) Abkürzungen im Kalendarium. Beginn der vier astronomischen Jahreszeiten. Bewegliche Feste. Die abgeschafften Feiertage. Normatage. (5) Wetterberechnung für das Jahr 1931. Nach der Methode von Dr. John, Altmünster, Oberöst. (6) [Werbung]: (7) [Kalender 1931]: ([8]) Das Kind des Wechselwärters. (32) [Abb.]: Das neue Friedhofkreuz in St. Georgen i. A. (33) [Abb.]: Neubau einer Holzriese in der Bernerau (Steyrling) gegen den Meisenberg. 8 Meter lange Joche und 7 Meter hohe Ständer tragen diese Holzriese. Selbe wurde ausgeführt von der Riesenbaupartie Stephan Höflinger, Josef Fischeneder, Otto Pernkopf und Ferdinand Schmied. (35) [Abb.]: Winteraufnahme der Bienenzuchtanstalt in Braunau am Inn des Herrn F. Prägartbauer. Waldbienenstand Stachelhausen im Winterkleid. 30 Meter langes Bienenhaus mit angebautem Schleuderraum im Weilhart-Forst nächst der Salzach-Inn-Mündung. (37) [Abb.]: Pfarrkirche Oberthalheim. Die ehemals gotische Kirche des im Jahre 1497 erbauten Paulanerklosters wurde später in Barock umgebaut. (40) [Abb.]: Aus der Pfarrkirche zu Oberthalheim. Denkmal des Wolfgang Freiherrn von Pollheim und seiner Gemahlin. (41) [Abb.]: Eine gemütliche Gesellschaft in alter oberösterreichischer Bauerntracht in Greifeneders Gasthaus in Lambach. (43) [Abb.]: Die "Brunnmacher-Mirz" eine originelle Persönlichkeit in Wimsbach, ist im Vorjahre gestorben. (45) Alte Geschichten vom Almsee. (46) [Abb.]: Der Almsee bei Grünau. (47) [Abb.]: Die Kasbergalm bei Grünau. (49) [Abb.]: Das Jagdhaus in der Hetzau bei Grünau. (51) [Abb.]: Heimatabend in Regau 1930. (52) Der Gamsfeiertag. (53) Sepp, der Holzknecht von Grünau. (53) [Abb.]: Theatergruppe des Kath.-deutschen Burschenvereines "Treue" in Puchheim bei Aufführung des Stückes "Du sollst kein falsches Zeugnis geben". (55) [Abb.]: Prinzessin Ira Fürstenberg geb. Wien, 10. November 1912, gest. Strobl, 26. Juli 1930. (57) Die Pioniere im Almtal. (58) [Abb.]: Missionär Franz Altmann in Kamerun, Westafrika, ein gebürtiger Frankenburger. (59) [Abb.]: Österreichische Jesuitenmissionäre in Tientsin in China. Von links nach rechts: P. Josef Hofbauer (chinesisch Pao) aus Mattighofen; Fr. Josef Marx (chinesisch Ma) aus Wies, Stiermark; P. Leopold Brellinger (chin. Ling) aus Ebelsberg bei Linz; Fr. Matthias Leitenbauer (chin. Lai) aus Niederkappel im Mühlviertel. (60) [Abb.]: Handelshochschule der Jesuiten in Tientsin, China. (61) Andere Wilderer- und Geistergeschichten. (61) Éin alter Schmugglerweg. (63) Abt Jakob I. der 26. Abt des Stiftes Lambach. Von 1410-1422. (63) [Abb.]: Aus dem Missionsgebiete in China des Pater Eisl aus Strobl. Ernte in China: Beim Hirseschneiden. Alles wird mit der Sichel geschnitten. Die Hirse trägt dort tausendfältige Frucht. (64) [Abb.]: Aus dem Missionsgebiete in China des Pater Eisl aus Strobl. Nach überstandener großer Ueberschwemmung am Hoang-Ho richten sich die Leute im Dorfe wieder provisorisch ein. (65) [Abb.]: Freiwillige Feuerwehr Parschallen-Aich bei Nußdorf am Attersee. (67) [Werbung]: (69) [Abb.]: Zahme Rehe. (71) Puchheimer Fischdiebe in alter Zeit und ihre Bestrafung. (72) Fischkalter in alter Zeit. (72) [Abb.]: Der Katholische Burschenverein Pettenbach mit seinem ehemaligen Präses Hochw. Herrn Pater Philibert Gschwendtner, welcher zuletzt Pfarrer in Weißkirchen an der Traun am 20. Februar 1930 im 46. Lebensjahre unerwartet schnell gestorben ist. (73) [Abb.]: Herr Franz Gerstberger, Vizebürgermeister in St. Wolfgang. (74) [Abb.]: Herr Johann Neubacher, Oberförster i.P. in Oberhofen starb am 1. November 1929 im 78. Lebensjahre. Derselbe war im ganzen Salzkammergut bestens bekannt und beliebt. (75) Fischdiebstähle im Frühjahr 1763. (75) Die wahren Fischräuber. (76) [Abb.]: Schloß Cumberland in Gmunden wurde seit 24. Mai 1930 zur öffentlichen Besichtigung allgemein zugänglich gemacht. (77) [Abb.]: Herr Michael Scheibelhuber Kaufmann in Schlag bei Thomasroith feierte im Jahre 1930 sein 50-jähriges Geschäftsjubiläum. Der 80jährige Jubilar erfreut sich allseits großen Ansehens und Beliebtheit und zeichnete sich in seinen jüngeren Jahren durch rege Anteilnahme in den verschiedensten humanitären und wohltätigen Vereinen besonders aus. (78) [Abb.]: Das siebeneinhalbjährige Söhnchen Rudi des Briefträgers Karl Hobl von Altmünster welches am 18. November 1929 in Ebenzweier von einem Auto überfahren und getötet wurde. (79) Die Diebe geht das Grausen an. (80) [Abb.]: Diamantene Hochzeit in Altmünster. Alois und Johanna Leitner, Mühlbach Nr. 4, Altmünster, feierten am 1. Mai 1930 ihre diamantene Hochzeit. Der Jubelbräutigam ist 88, die Jubelbraut 78 Jahre alt. Rückwärts stehend Hochwürden Herr Pfarrer Treml von Sierning, den das Jubelpaar seinerzeit "aus der Tauf" gehoben und der jetzt die Jubeltrauung vornahm. Neben ihm die beiden Schwiegersöhne Herr Josef Weiermayr, Dampfsägewerksbesitzer in Altmünster (rechts), Herr Fritz Schattleitner, Oberjäger in Kallwang (links). (81) Annamirl, die falsche Schwester. (82) Verhöre und Geständnisse. (82) [Werbung]: (83) Faule Ausrede auf einen Geistlichen. (84) [Abb.]: Herr Franz Bockner Oberlehrer i.R. in Grünau, langjähr. Leiter der "Phönix", "Donau" und "Providentia", Gründer und Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr, des Schützenvereines, des Gesangvereines und verschiedener anderer Vereine ist am 27. Jänner 1930 um halb 10 Uhr vormittags nach langem, schmerzvollem Leiden und Empfang der heiligen Sterbesakramente im 79. Lebensjahre gestorben. R.I.P. (85) [Werbung]: (86) Die "Fische ohne Gräten". (86) Heiteres. (88) Der Ring. (90) [Gedicht]: Maria in der Wiese. (91) Die Giftindustrie der Indianer. (92) Das wertvolle Gift Curare. - Die Herkunft des Giftes.- Handel. - "Fabriken" im Urwald. - Besuch in der Gifthütte. - Hohe Preise. - Die Wirkung der Pfeile. (92) [Abb.]: Herr Matthias Pöll in Föding 3, Gemeinde Ohlsdorf Gastwirt, Viehhändler und Hausbesitzer starb am 18. Juni 1929 im 59. Lebensjahre. (93) [Abb.]: Herr Altbürgermeister Johann Schinwald Gastwirt, Realitätenbesitzer und Fleischhauer in Straßwalchen starb am 25. Oktober 1929 im 49. Lebensjahre. (95) [Abb.]: Bundesrat Dr. Steidle der frühere Führer der österreichischen Heimwehren. (96) Im Atelier des ersten Flugzeugmeisters. (97) [Abb.]: Bundesführer Fürst Rüdiger Starhemberg der alleinige Führer der österreichischen Heimwehren. (97) [Abb.]: Die schwergeprüfte Familie Hummelbrunner in Frankenmarkt. am 4. Jänner 1930 wurde der Familie die Mutter Frau Katharina Hummelbrunner in ihrem 61. Lebensjahre und kaum 14 Tage später den bedauernswerten Kindern auch der Vater Herr Franz Hummelbrunner, Schuhmachermeister und Hausbesitzer, im 57. Lebensjahre durch den Tod entrissen. Am 5. Juni 1929 starb Herr Anton Hummelbrunner, Tischlermeister, Hausbesitzer und Ehrenbürger in Steinbach a. A. im 51. Lebensjahre. Diese beiden Hummelbrunner waren Brüder und stammten aus Pabigen in Weissenkirchen. (99) "Stille Nacht, heilige Nacht." (100) "Die Geburt Christi" ein im Jahre 1424 entstandenes Gemälde des Hamburger Meisters Francke. (100) [Werbung]: (101) [Abb.]: Die neue Bergfahne des Bad Ischler Salzberges. (102) [Werbung]: (103) [Abb.]: "Die Anbetung der Heiligen Drei Könige". Das bekannte Gemälde Albrecht Dürers. (104) [Abb.]: Das Kriegerdenkmal in Attnang. (106) [Abb.]: Johann Klima Bürgerschulkatechet in Ebensee ist am 28. Juni 1930 beim Baden in der Traun ertrunken. (108) [Abb.]: Karl Rauch Oberlehrer in Langwies-Ebensee ist am 28. Juni beim Rettungsversuch seines Freundes Klima in der Traun ertrunken. (109) [Werbung]: (110) [Abb.]: Die Krönung Napoleons I. zum Kaiser der Franzosen (2. Dezember 1804) in der Notre-Dame-Kirche in Paris. Die Salbung vollzog Papst Pius VII., die eigentliche Krönung dagegen Napoleon selbst, der sich und seiner Gemahlin Josefine mit eigener Hand die Krone aufs Haupt setzte. - Diesen Augenblick hat der Maler Louis David in dem hier gezeigten Gemälde festgehalten. (112) [Werbung]: (113) [Abb.]: Oberbaurat Ingenieur Dr. h.c. Josef Stern. Am 28. September 1930 wurde am Arkadenhaus in Gmunden im Beisein des Herrn Landeshauptmannes Dr. Schlegel unter großer Beteiligung der Behörden und der Bevölkerung eine Gedenktafel enthüllt, welche das Bildnis des Schöpfers der oberösterreichischen Elektrizitätswirtschaft zeigt. (114) [Abb.]: Aus dem Dekanate Gmunden. Von links nach rechts: Geistl. Rat Johann Aschenberger, Pfarrer in Wimsbach; sein Bruder Georg Aschenberger, Pfarrer in Roitham; Geistlicher Rat Anton Peham, Dechant und Stadtpfarrer in Gmunden. (116) Humoristisches. (117) [2 Abb.]: (1)Ein guter Zahler. (2)Im Standesamt. (117) [3 Abb.]: (1)Fatale Verwechslung am Badestrand. (2)Modern. (3)Kunststück. (118) [4 Abb.]: (1)Einfach. (2)"Einst" und "Jetzt" am Meeresstrand. (3)Immer aktuell. (4)Humor des Auslandes. (119) Die wirklich Schuldigen am Kriege. (120) Ein interessanter Beitrag zu Englands Kriegsschuld. Eduards Einkreisungspolitik gegen Deutschland. (120) Das Bündnis Frankreich-Rußland-England. (120) Schon Anfang 1914 wußte England von einem Attentatsplan gegen den österreichischen Thronfolger. (121) [Werbung]: (121) Eine amtliche englische Verschwörerzentrale. (122) Die Opfer derselben. (122) [Abb.]: Valentin Zeileis der weltberühmte Heilkünstler von Gallspach. (122) [Abb.]: Medizinalrat Dr. John in Altmünster. Der verdiente Arzt und bekannte Wetterprognostiker. (123) [Abb.]: Frau Therese Weinberger in Pettenbach wurde am 11. Juni 1930 vom Bundespräsidenten mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet. (125) Tatsache ist, daß der Kronprinz von Serbien, Alexander, die Mörder des österreichischen Thronfolgers kannte. (126) Kriegsvorbereitungen Englands schon im Frühjahr 1914. (126) [Werbung]: (127) Greuelberichte gegen Deutschland. Northcliffes "silberne Kugeln". (128) Die Schlangenfarm in Brasilien. (129) [Abb.]: Schlangenzucht zur Gewinnung von Serum gegen Schlangenbisse. Einziges diesbezügliches Unternehmen der Welt "Institut Butantan" in Brasilien. In den kleinen Käfigen mit den freien Oeffnungen halten sich die eingefangenen Giftschlangen auf. Die ganze Anlage ist mit einem mit Wasser gefüllten Graben umgeben, damit die Schlangen nicht entweichen können. (130) Der Frosch als Insektenvertilger. (131) Santo Bambino. Erinnerungen aus Rom. (131) [Abb.]: Pater Florian Neuwirth durch drei Jahre Kapuziner-Guardian zu Gmunden, erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Nach Ablauf seiner Amtszeit wurde er jetzt nach Klagenfurt versetzt. (132) [Abb.]: Herr Franz Scheidleder in Gmunden feierte im September 1930 sein 25 jähriges Jubiläum als Vorstand der Handelsgenossenschaft des Gerichtsbezirkes Gmunden. Als Achtundsiebzigjähriger ist er noch immer eifrig tätig in der Genossenschaft. Herr Scheidleder ist Bürger der Stadt Gmunden und betreibt den Gemischtwaren-Handel in seinem Hause in Gmunden, Pfarrhofgasse 10. (133) [Abb.]: Die Stätte der Oberammergauer Passionsspiele. Das Passionstheater, das - mit allen Errungenschaften modernster Bühnentechnik ausgestattet - im Jahre 1930 wieder zur Aufführung gelangte und eine Besucherzahl von 400.000 Personen aufwies. (134) [Abb.]: "Christus vor Pilatus." Szene aus den Oberammergauer Passionsspielen. (135) Die beste Erbschaft. (136) Ferdl. (136) [Werbung]: (137) [Abb.]: Der Sarkophag des seligen Kapuzinerbruders Konrad von Parzham in Altötting. (138) Wie das Lied "Stabat mater" entstand. (139) [Werbung]: (139) [Abb.]: Das Salzburger Heldendenkmal. (140) Taktfest und schlagfertig. Musiker-Anekdoten. (141) Geschäftsnachrichten. (143) Der erste Patient. (144) Werbung (145) Humoristisches. (146) [Abb.]: Begründete Angst. (147) Werbung (149) Inhaltsverzeichnis. ( - ) [Bestellkarte]: ( - ) Werbung ( - ) Einband ( - )
BACKGROUND: Although guidelines exist for advanced and variant bladder cancer management, evidence is limited/conflicting in some areas and the optimal approach remains controversial. OBJECTIVE: To bring together a large multidisciplinary group of experts to develop consensus statements on controversial topics in bladder cancer management. DESIGN: A steering committee compiled proposed statements regarding advanced and variant bladder cancer management which were assessed by 113 experts in a Delphi survey. Statements not reaching consensus were reviewed; those prioritised were revised by a panel of 45 experts prior to voting during a consensus conference. SETTING: Online Delphi survey and consensus conference. PARTICIPANTS: The European Association of Urology (EAU), the European Society for Medical Oncology (ESMO), experts in bladder cancer management. OUTCOME MEASUREMENTS AND STATISTICAL ANALYSIS: Statements were ranked by experts according to their level of agreement: 1-3 (disagree), 4-6 (equivocal), and 7-9 (agree). A priori (level 1) consensus was defined as ≥70% agreement and ≤15% disagreement, or vice versa. In the Delphi survey, a second analysis was restricted to stakeholder group(s) considered to have adequate expertise relating to each statement (to achieve level 2 consensus). RESULTS AND LIMITATIONS: Overall, 116 statements were included in the Delphi survey. Of these statements, 33 (28%) achieved level 1 consensus and 49 (42%) achieved level 1 or 2 consensus. At the consensus conference, 22 of 27 (81%) statements achieved consensus. These consensus statements provide further guidance across a broad range of topics, including the management of variant histologies, the role/limitations of prognostic biomarkers in clinical decision making, bladder preservation strategies, modern radiotherapy techniques, the management of oligometastatic disease, and the evolving role of checkpoint inhibitor therapy in metastatic disease. CONCLUSIONS: These consensus statements provide further guidance on controversial topics in advanced and variant bladder cancer management until a time when further evidence is available to guide our approach. PATIENT SUMMARY: This report summarises findings from an international, multistakeholder project organised by the EAU and ESMO. In this project, a steering committee identified areas of bladder cancer management where there is currently no good-quality evidence to guide treatment decisions. From this, they developed a series of proposed statements, 71 of which achieved consensus by a large group of experts in the field of bladder cancer. It is anticipated that these statements will provide further guidance to health care professionals and could help improve patient outcomes until a time when good-quality evidence is available.
BACKGROUND: Although guidelines exist for advanced and variant bladder cancer management, evidence is limited/conflicting in some areas and the optimal approach remains controversial. OBJECTIVE: To bring together a large multidisciplinary group of experts to develop consensus statements on controversial topics in bladder cancer management. DESIGN: A steering committee compiled proposed statements regarding advanced and variant bladder cancer management which were assessed by 113 experts in a Delphi survey. Statements not reaching consensus were reviewed; those prioritised were revised by a panel of 45 experts before voting during a consensus conference. SETTING: Online Delphi survey and consensus conference. PARTICIPANTS: The European Association of Urology (EAU), the European Society for Medical Oncology (ESMO), experts in bladder cancer management. OUTCOME MEASUREMENTS AND STATISTICAL ANALYSIS: Statements were ranked by experts according to their level of agreement: 1-3 (disagree), 4-6 (equivocal), 7-9 (agree). A priori (level 1) consensus was defined as ≥70% agreement and ≤15% disagreement, or vice versa. In the Delphi survey, a second analysis was restricted to stakeholder group(s) considered to have adequate expertise relating to each statement (to achieve level 2 consensus). RESULTS AND LIMITATIONS: Overall, 116 statements were included in the Delphi survey. Of these, 33 (28%) statements achieved level 1 consensus and 49 (42%) statements achieved level 1 or 2 consensus. At the consensus conference, 22 of 27 (81%) statements achieved consensus. These consensus statements provide further guidance across a broad range of topics, including the management of variant histologies, the role/limitations of prognostic biomarkers in clinical decision making, bladder preservation strategies, modern radiotherapy techniques, the management of oligometastatic disease and the evolving role of checkpoint inhibitor therapy in metastatic disease. CONCLUSIONS: These consensus statements provide further guidance on controversial topics in advanced and variant bladder cancer management until a time where further evidence is available to guide our approach.
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Sommer, Sonne, Strand - Zypern ist eine Ferieninsel geworden, auf der viele Touristen Urlaub machen. In Nikosia können Tourist*innen in hippen Läden shoppen gehen, die schöne Altstadt genießen und lecker Essen gehen. Aber aufgepasst! Mitten in der Hauptstadt stehen Friedenstruppen der Vereinten Nationen und überwachen die grüne Linie. Der schöne Schein trügt und erinnert an die vergangenen blutigen Ereignisse zwischen den beiden Volkstruppen. Eine Reise nach Nikosia ist nicht nur mit Urlaub verbunden, sondern auch eine lebendige Geschichtsstunde, denn die Insel ist bis heute geteilt. Dennoch ist die Lage entspannter geworden, die Grenzen sind geöffnet und EU-Bürger*innen können mit ihrem Personalausweis problemlos den Südteil hin zum Nordteil überqueren. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Friedenssicherung durch die Vereinten Nationen. Die Friedenssicherung hat sich zu einem zentralen Auftrag der Vereinten Nationen entwickelt und soll am Fallbeispiel Zypern erläutert werden. Dabei gliedert sich die Arbeit in fünf Teile. Zu Beginn wird auf den Kontext der UN-Friedenssicherung im allgemeinen eingegangen. Anschließend wird Bezug auf die Charta der Vereinten Nationen genommen und der Prozess und die Verantwortlichkeit der Friedensmissionen geklärt. Im Folgenden werden die ersten Friedensmissionen beleuchtet und reflektiert. Dabei wird der Zypernkonflikt historisch eingeordnet. Ob die Vereinten Nationen im Fall Zypern richtig gehandelt oder den Konflikt nur auf Eis gelegt haben, ist eine Kontroverse. Um diese zu verstehen, müssen die Hintergründe des Konfliktes beleuchtet werden, welches im nächsten Kapitel geschieht. Weiter wird auf die Mitwirkung der UNO an einer Lösung des Konfliktes eingegangen. Hier sollen die Schwierigkeiten und Erfolge beleuchtet werden. Zum Schluss wird anhand von ausgewählten Praxisbeispielen der UNFICYP gezeigt, wie die Friedensmission vor Ort ablief. Die Probleme und Erfolge der Friedenstruppen werden betrachtet, ebenso werden die Konzepte der Vereinten Nationen, die in die Praxis umgesetzt wurden, auf ihre Standhaftigkeit überprüft. Friedenssicherung durch die Vereinten NationenIm folgenden Abschnitt wird das Konzept der Friedenssicherung vorgestellt und in seinen einzelnen Stufen dargestellt. Die Friedenssicherung ist, zusammen mit der Durchsetzung der Menschenrechte, ein zentraler Auftrag der Vereinten Nationen. Diese Ziele hängen direkt miteinander zusammen (vgl. Mathis, 2013). Es gibt festgeschriebene Grundsätze, die von den Mitgliedern beachten werden sollten; die folgenden stehen in unmittelbarem Zusammenhang der Friedenssicherung der Vereinten Nationen: Die Pflicht zur friedlichen Streitbeilegung, das allgemeine Verbot der Androhung und Anwendung von Gewalt und das Interventionsverbot. Ausnahme beim Gewaltverbot ist die Selbstverteidigung und die vom Sicherheitsrat erlassenen militärischen Zwangsmaßnahmen. Der UN-Sicherheitsrat nimmt hier das Gewaltmonopol ein. Durch das Interventionsverbot dürfen souveräne Staaten sich nicht in innere Angelegenheiten einmischen. Der UN-Sicherheitsrat kann deshalb nicht in innerstaatliche Konflikte und Menschenrechtsverletzungen eingreifen (Ebbing 2012, vgl. S. 3f). Dabei trägt der UN-Sicherheitsrat die Verantwortung für die internationale Sicherheit und den Weltfrieden; dieser kann bindende Entscheidungen für Mitgliedsstaaten treffen (vgl. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V.). Alle UNO-Missionen zur Friedenssicherung und die Entsendung von UN-Soldaten gingen auf die Entscheidung des Sicherheitsrates zurück. Zu betrachten ist, dass durch Menschenrechtsverletzungen Konflikte gestärkt werden und diese in bewaffneten Konflikten und Kriegen enden können. Außerdem kommt es in Kriegen zu Menschenrechtsverletzungen wie z.B. durch Folter, Ermordung von Zivilisten oder sogar Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie Völkermord (vgl. Mathis, 2013). Ein zentrales Gremium für das UN- Konfliktmanagement, welches anhand der UN-Charta entscheidet, ob es sich um einen Friedensbruch oder um einen Bruch der internationalen Sicherheit handelt, ist etabliert. Hier werden Maßnahmen beschlossen, um die internationale Sicherheit und den Weltfrieden wieder herzustellen (vgl. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V.). Mathis zeigt auf, dass die Friedenssicherung eine signifikante Anzahl an Aspekten aufweist und durch das Grundprinzip nicht direkt in bewaffnete Konflikte eingegriffen wird. Zu aller erst gibt es die Prävention, wirtschaftliche Hilfe, Sicherung von Menschenrechten, Verhandlung in Konflikten, Sanktionen gegen Staaten, die völkerrechtswidrig handeln oder völkerrechtliche Vereinbarungen nicht einhalten, wie die Ablehnung von ABC-Waffen. Der Sicherheitsrat kann hierbei Empfehlungen zur friedlichen Streitbeilegung nach Kapitel VI der Charta aussprechen. Darüber hinaus kann es zu Zwangsmaßnahmen nach Kapitel VII kommen. Dabei kann es sich um nicht-militärische, aber auch um militärische Maßnahmen handeln (Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V.). Hinzu kommt, dass der UN-Sicherheitsrat einen Krieg völkerrechtlich legitimieren kann (vgl. Mathis, 2013). Während eines Krieges werden Verhandlungen für einen Waffenstillstand geführt, es wird humanitäre Hilfe geleistet, und die Zivilbevölkerung wird durch UN-Soldaten zu schützen versucht. Selbst nach einem Krieg sorgen die UN-Soldaten für die Sicherung des Waffenstillstandes und die Einhaltung von Friedensvereinbarungen. Dabei steht der Schutz der Zivilbevölkerung permanent im Vordergrund. Ein Wiederaufbau, eine Entwaffnung und Abrüstung wird gefördert und schwere Kriegsverbrechen werden geahndet (vgl. ebd.). In einer Resolution wird vom Sicherheitsrat über die Größe und das Mandat einer Friedensmission entschieden, und anhand regelmäßiger Berichte durch den Generalsekretär kann das Mandat verlängert oder geändert werden (vgl. ebd.). Nun soll geklärt werden, wie genau eine Friedensmission abläuft und wer die Verantwortung trägt. Für die Friedensmissionen ist das Department of Peacekeeping Operations (DPKO) zuständig; dieses plant die Mission und führt diese durch. Dabei werden sie vom Department of Political Affairs (DPA) unterstützt, dieses beteiligt sich vor allem bei diplomatischen Bemühungen. Eine Einsatzleitung (Force Commander) vor Ort wird vom Generalsekretär bestimmt. Dieser verfügt ebenso auch über die ausführende Leitung der Friedensmission (vgl. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V). Aus Kapitel VII der Charta geht eine starke Anteilnahme der Mitgliedstaaten hervor. Diese Staaten sollen auf Grundlage von Sonderabkommen Streitkräfte zu Verfügung stellen. Dabei sollte erwähnt werden, dass noch kein Sonderabkommen zustande gekommen ist. Festzustellen ist, dass die Anforderungen von den Vereinten Nationen zu hoch und den praktischen Möglichkeiten voraus sind (Gareis/Varwick 2014, vgl. S.117). Gareis analysiert, dass das kollektive Interesse der VN-Mitgliedstaaten oft zu gering ist, um ihre Streitkräfte aus der Hand zu geben und das Leben der Soldaten zu riskieren (vgl. ebd.). Daraus folgt, dass die Vereinten Nationen kein schnelles und effektives Sicherheitssystem besitzt. Die Vereinten Nationen sind "eine unvollkommene, reformbedürftige, aber doch in vielen Bereichen eminent wichtige internationale Organisation" (ebd. S. 356). Voraussetzung für den Erfolg der Vereinten Nationen ist, dass die Staaten multilaterale Strategien zur Problemlösung bevorzugen. Nur dann können die Vereinten Nationen eine Rolle in der internationalen Politik spielen. Die Mitgliedstaaten sind in der Praxis selten bereit, ihre Außenpolitik in die Hände der Vereinten Nationen zu legen. Die großen und mächtigen Staaten neigen dazu, unilateral vorzugehen. Staaten wollen alleine und, wenn notwendig, gegen andere Staaten handeln, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen und zu maximieren. Auch wenn nur im Einzelfall unilateral gehandelt wird, entsteht dadurch trotzdem ein Bruch und gegenseitiges Vertrauen wird schwierig (vgl. ebd.). Aufgrund dessen haben sich alternative Formen der Friedenssicherung entwickelt. Diese müssen einerseits dem veränderten Kriegs- und Konfliktgeschehen standhalten und den Souveränitätsansprüchen der Mitgliedsstaaten. Eine eigene UN-Friedenssicherung sind beispielsweise die Blauhelme, welche durch Auslegung von Kapitel VII der Charta vom Sicherheitsrat seit den 1950er Jahren entsendet werden. Dabei bestehen die Blauhelme in der Regel aus unbewaffneten bis leicht bewaffneten Truppen und Beobachtern. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem die Überwachung der Einhaltung von Waffenstillständen oder dem Friedensvertrag. Die Neutralität steht dabei an oberster Stelle (vgl. Gareis 2015). Die ersten Friedensmissionen der Vereinten Nationen Im Mittelpunkt dieses Abschnittes stehen die Anfänge der Friedenssicherung. Dabei wird die Entwicklung beleuchtet und reflektiert. Weiterhin findet eine Einordnung der Friedenssicherung auf Zypern statt. Die Überwachung des Waffenstillstandes nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg 1948 war der erste große Einsatz in der Entstehungsphase der Friedenssicherungen. Die nächste größere Mission bestand aus der Überprüfung des Waffenstillstandes zwischen Indien und Pakistan. Gareis stellt fest, dass es sich ebenfalls um eine zwischenstaatliche Auseinandersetzung handelte. Diese Mission wurde vom VN-Haushalt bezahlt und dauert bis heute an. Daraus entwickelte sich eine zweite Phase der Friedenssicherung, die Behauptungsphase von 1956-1967 mit neun Einsätzen (Gareis/Varwick 2014, vgl. S.127f). In die Behauptungsphase zählte der Einsatz der Friedenstruppen in Zypern, auf den im späteren Abschnitt des Blogbeitrages eingegangen wird. "Erstmals übernahmen die UN zeitweilige Autorität über ein Territorium auf dem Weg zur Unabhängigkeit, ergänzte zivile Polizei zu einer Friedensoperation, wurde in einen Bürgerkrieg verwickelt, führte einen Einsatz im größeren Ausmaß durch und erlaubte den Blauhelmen das Tragen von Waffen." (Jett 2000, S.23f), neue Aufgaben wurden erkannt. Die Vereinten Nationen bekamen zudem immer mehr Macht, aber hatten damals schon mit ersten Problemen zu kämpfen. Das klassische peacekeeping entstand durch die erste Notstandsgruppe der Vereinten Nationen, der United Nations Emergency Force (UNEFI) beim Einsatz in Ägypten. Hier kam es zu Schwierigkeiten, es konnte im Sicherheitsrat keine einstimme Verurteilung der israelischen Aggression und der ägyptischen Verstaatlichung erreicht werden. Durch das Veto von Großbritannien und Frankreich wurde der Sicherheitsrat lahmgelegt. Die Uniting for Peace-Resolution schaltete die Generalversammlung ein, welche auf den Einsatz von Friedenstruppen drängte. Eigentlich wäre laut Kapitel VII Artikel 24 Abs. 1 der UN-Charta der Sicherheitsrat zuständig gewesen, jedoch waren die Konfliktpartien freiwillig mit einem Einsatz einverstanden. Neben Frankreich und der UdSSR verweigerten einige Staaten die finanzielle Unterstützung. Dieses Problem vertiefte sich nochmal beim Einsatz im Kongo; hier wurde die Verantwortung für die Friedenserhaltung beim Sicherheitsrat gesehen. Folglich wurde der Internationale Gerichtshof eingeschaltet, welcher sowohl dem Sicherheitsrat als auch der Generalversammlung eine Zuständigkeit zusprach (vgl. Sucharipa-Behrmann 1999). Die Autoren stellten fest, dass sich aus der Kongo-Krise ein "akzeptiertes Miteinander dieser beiden Organe" (Gareis/Varwick 2014, S.129) entwickelte, wobei "der Sicherheitsrat die Initiative und Entscheidungsbefugnis stärker an sich gezogen hatte"(Gareis/Varwick 2014, S.129). Zu erkennen war außerdem eine zunehmende Bedeutung des Generalsekretärs, welcher über mehr Spielraum verfügte. Die UNEF-Mission ging durch wichtige Grundprinzipen der Notstandsgruppe durch den Generalsekretär in die Geschichte der internationalen Friedenssicherung ein. Hinzu kam der Konsens der Konfliktparteien, welcher beschlossen wurde und besagt, dass klassische Blauhelm-Soldaten nicht gegen den Willen eines Staates eingesetzt werden dürfen. Dadurch wurde eine Toleranz der Truppen gefördert und eine Bereitschaft für eine Zurverfügungstellung der Truppen, durch die Mitgliedstaaten, geschaffen. Dies waren die Grundlagen für das Modell des klassischen peacekeeping vom Generalsekretär Hammarskjöld (vgl. ebd.). Zu diesem Zeitpunkt wurde zudem die Verantwortlichkeit durch die Leitung des Generalsekretärs beschlossen. Aufgrund dessen entstand die DPKO im VN-Sekretariat. Außerdem wurde ein Budget für jede Friedensmission festgelegt, welches durch die Mitgliedstaaten gefüllt wird. Besonders wichtig ist die Unparteilichkeit der eingesetzten Truppen, welche mit dem Konsensprinzip einhergeht. Aus diesem Grund sollten die Truppen eine ausgewogene regionale Zusammenstellung haben (vgl. Auswärtiges Amt). Darüberhinaus wurde der Einsatz von Waffen zur Selbstverteidigung und zur Durchsetzung der Mission erlaubt. Hier besteht eine Problematik, die am folgenden Beispiel gezeigt werden soll: Bei der Kongo-Operation (1960-1964) sollte für den Rückzug belgischer Truppen aus der Republik Kongo gesorgt werden. Es kam zu einer Ausweitung des Mandats, wodurch ein Bürgerkrieg verhindert und die Regierung beim Aufbau ihres Amtes unterstützt werden sollte. Dafür gab es zum ersten Mal die Legitimation der Waffengewalt im Bezug auf das auszuführende Mandat (Gareis/Varwick 2014, vgl. S.131). Das führte dazu, dass die UNEF dadurch selbst zu Konfliktpartei wurde und sich in die innerstaatlichen Konflikte verwickelte. Der Einsatz wurde im Sommer 1964 beendet, aufgrund dessen, dass die Regierung Kongos einer Mandatsverlängerung nicht zustimmte. Dabei sollte man nicht außer Acht lassen, dass die Vereinten Nationen aus diesem Einsatz ihre Konsequenzen zogen. Zum einen wurden keine großen und komplexen Missionen die nächsten drei Jahrzehnte durchgeführt (vgl. ebd.). Zum anderen waren die Ziele der Friedenssicherung fortan bescheidener. Zudem kehrte man zu den Prinzipien von Hammarskjöld zurück und sicherte sich die Zustimmung der Konfliktparteien vor einem Einsatz. Zusätzlich wurden die Friedensmissionen vom Sicherheitsrat nun beobachtet (vgl. ebd.). An dieser Stelle wird nur kurz auf den Zypern-Einsatz eingegangen, um ihn in die Geschichte der Friedenssicherung der Vereinten Nationen einzuordnen. Der Zypern Einsatz gilt als klassisches peacekeeping und hält bis heute an. Nach Bellamy und Williams versteht sich unter klassischem peacekeeping die Phase zwischen einem Waffenstillstand und dem Abschluss einer politischen Konfliktlösung. Hier gibt es eine Unterstützung der zwischenstaatlichen Friedenssicherung (vgl. ebd. S. 127). Durch eine Resolution des Sicherheitsrats wurde im März 1964 die UNFICYP-Mission eingerichtet. Eine Kampfhandlung zwischen der griechisch-zypriotischen und der türkisch-zypriotischen Volksgruppe sollte verhindert werden. Trotz der Friedensmission kam es zur Teilung der Insel, es gab einen Waffenstillstand und zahlreiche Bemühungen zur Vermittlung durch den Generalsekretär. Seit 1974 wird die Pufferzone von der UNFICYP überwacht und das Mandat ab 1964 jedes halbe Jahr verlängert. Kritik an dem Einsatz gibt es durch die permanente Anwesenheit der Soldaten, wodurch der Eindruck erweckt wird, dass es keine Notwendigkeit einer Friedenslösung gibt.Durch den Einsatz der Bewachung des Waffenstillstandes zwischen dem Irak und Iran (UNIIMOG) und dem Abzug der UdSSR Truppen aus Afghanistan (UNGOMAP), wurde "eine Renaissance des peacekeeping eingeleitet" (vgl. ebd. S.132). Gareis verweist darauf, dass diese "Gute-Dienst-Missionen" vom Sicherheitsrat nur gebilligt und nicht mandatiert wurden. Alles in allem zeigt sich ein durchwachsenes Bild der Friedensmissionen in den ersten vier Jahrzehnten. Festzuhalten ist, dass jede Mission ein Einzelfall ist und separat betrachtet werden sollte. Hinzu kommen die Vorstellungen der UN-Charta, welche in der Realität nahezu utopisch umzusetzen sind. Die Blauhelme wurden zum innovativen Instrument. Ihre Aufgabe ist die Konfliktberuhigung und nicht die Konfliktlösung. Diese Aufgabe konnte in vielen Missionen erreicht werden. Bedenklich ist, dass diese häufig nur mit einer dauerpräsenten Lösung, wie in Zypern erreicht wurden (vgl. Mathis). Durch den Brahimi- Bericht von 2000 gab es neue Perspektiven in der Friedenssicherung der Vereinten Nationen. Diese beinhalten die folgenden drei Kategorien: die Konfliktvermeidung, Konfliktmanagement und die Konfliktnachsorge. Dabei gibt es erstens eine Neuorientierung für die politischen und strategischen Rahmenbedingungen. Zweitens muss das DPKO für eine personelle und strukturelle Voraussetzung der Friedensmission sorgen. Zudem gibt es für die Mitgliedstaaten konkrete geforderte Leistungen (vgl. Gareis/Varwick 2014, vgl. S.146). Hintergründe des ZypernkonfliktsUm den Zypernkonflikt verständlicher zu gestalten, werden zunächst die politischen Hintergründe beleuchtet. Der Zypernkonflikt ist die Folge der britischen Kolonialpolitik, denn bis 1960 war Zypern eine britische Kolonie (vgl. Gürbey 2014). Der Wunsch nach "Enosis", die Vereinigung mit Griechenland, wuchs unter den griechischen Zyprioten seit dem 19. Jahrhundert. Auf Grundlage der Tatsache, dass Großbritannien die Ionischen Inseln an Griechenland zurückgab, hofften die griechischen Zyprioten auf einen ähnlichen Ausgang. Dieser Wunsch wurde jedoch nicht erfüllt und deshalb gab es schon seit 1931 größere Unruhen, welche die diktatorische Führung unterdrückte (vgl. ebd.). Großbritannien nutzte Zypern geostrategisch. Zypern wurde zum Royal-Air-Force-Stützpunkt für Atombomber und Ansatzpunkt für Spionageflüge im Kalten Krieg (vgl. ebd.). Auf Grund dieser Entwicklung war Zypern für Großbritannien unverzichtbar. Deshalb begann der Unabhängigkeitskampf, bei dem die orthodoxe Kirche eine bedeutende Rolle einnahm. Der Erzbischof Makarios III. nötigte die griechische Regierung, den Zypern-Fall vor die UNO zu bringen (Gorgé 1986, vgl. S. 130). Der britische Premierminister Eden versuchte "die griechische Ambition [...] durch türkische zu neutralisieren" (Richter 2010), also die Türkei miteinzubeziehen und damit beide Länder gegeneinander auszuspielen (vgl. Gürbey 2014). Die türkische Position war glasklar; falls sich beim Status Zypern etwas ändern würde, wäre der Friedensvertrag von Lausanne ungültig und Zypern würde wieder der Türkei gehören. 1922 wurde Frieden mit den Briten geschlossen und sie erhielten die formelle Anerkennung ihrer Herrschaft über Zypern (vgl. Gründer). Richter beschrieb, dass das taktische Manöver Londons aufging und ein neuer griechisch-türkischer Konflikt ausgelöst wurde. Es kam dazu, dass die "divide et impera" Politik Großbritanniens auf die Volksgruppe ausgeweitet wurde. Daraus folge 1956 der griechisch-türkische Minoritäten Konflikt, wobei die Opfer die Istanbuler Griechen waren. Gleichzeitig misslang das Suez-Abenteuer der Briten und Zypern verlor für sie an strategischem Wert. Des Weiteren kam Druck aus den USA, welche die NATO durch die griechisch-türkischen Streitereien gefährdet sahen. Folglich einigten sich Griechenland und die Türkei 1959 zu einer "Scheinlösung" in Zürich. Gleichzeitig wurde der Konflikt nur zwischen den NATO-Verbündeten beigelegt. Wie schon erwähnt, gelang Zypern 1960 die Unabhängigkeit; der innerzypriotische Konflikt blieb jedoch bestehen und verschärfte sich in den nächsten Jahren noch mehr (vgl. Richter 2009). Im Folgenden wird die Position der Bevölkerung verdeutlicht. Die griechischen Zyprioten fordern "Enosis" und die türkischen Zyprioten "Taksim", die Teilung der Insel. Mit der Unabhängigkeit der Insel begann der griechische und türkische Nationalismus auf Zypern (vgl. ebd.). Problematisch waren die Mütterländer, welche den Zypern-Konflikt als nationale Frage ansahen und deshalb enormen Einfluss hatten. Dieser Einfluss wurde durch den Schutz der eigenen Volksgruppe legitimiert (Gorgé 1986, vgl. S. 130f). Zum einen gab es die Strategie von Griechenland; diese war eine Internationalisierung des Konfliktes, um den Druck gegen die Türkei aufzubauen. Dem gegenüber wollte die Türkei den Teilungsprozess forcieren und in seinem Bestand sichern. Ab 1963 gab es blutige Unruhen, weil die griechisch-zypriotische Führung die Verfassungsrechte der türkischen Zyprioten einschränken ließ. An diesem Punkt griffen die USA und die Vereinten Nationen ein und verhinderten eine Eskalation (vgl. Gürbey 2014). Mitwirkung der Vereinten Nationen an einer Lösung des KonfliktesAb 1964 gab es ein Friedensmandat der Vereinten Nationen, durch das eine Sicherung des Burgfriedens gewährleistet werden sollte. Das Wiederaufflammen von Kämpfen sollte verhindert werden, um die Kommunikation der beiden Volksgruppen zu ermöglichen. Die Friedenstruppe UNFICYP wurde vom Sicherheitsrat gesendet und sollte "nach besten Kräften eine Wiederaufnahme von Kämpfen zu verhindern und, soweit notwendig, zur Erhaltung und Wiederherstellung von Recht und Ordnung und zur Rückkehr normaler Lebensbedingungen [in Zypern] beizutragen" (Menning 1974, S.172). Dabei wurde für die Friedenstruppen die zypriotische Nationalgarde und die reguläre türkische Armee zum Konfliktpartner, nicht die bewaffneten Volksgruppen. Außerdem musste die UNFICYP aufpassen, dass lokale Befreiungsversuche nicht als Einmischungsversuche oder Provokation aufgefasst wurden.Festzuhalten ist, dass von 1964 bis Juni 1974 die UNFICYP ein erfolgreicher Vermittler der beiden Volksgruppen war, sodass 1973 eine Kürzung des Mandats stattfand. Auch weil Griechenland und die Türkei einwilligten, dass sie schlichtend auf ihre Volksgruppe einwirken (Menning 1974, vgl. S.172). Der Konflikt spitze sich jedoch wieder zu, im Halbjahresbericht von 1974 erklärte der Generalsekretär, dass weiterhin Misstrauen und Kampfbereitschaft herrscht. Ein Klima von trügerischer Sicherheit war entstanden, die Friedenstruppen wurden als Friedensersatz wahrgenommen, obwohl das Problem ungelöst blieb (Menning 1974, vgl. S.173). Dabei hatte Waldheim in seinem Jahresbericht 1973/74 darauf hingewiesen, dass Friedenseinsätze nicht als Selbstzweck der Vereinten Nationen dienen sollten und "daß eine Friedenssicherungsaktion nicht zu einem Nachlassen der Bemühungen, eine Lösung zu finden, führen dürfe, denn wenn die Konfliktursachen nicht beseitigt werden, könnten sie schließlich das Fundament, auf dem sich die Friedenssicherung aufbaue, zerstören." (Menning 1974, S.173). So kam es 1974 zu einem Putschversuch der Griechen, um die Insel an Griechenland anzubinden. Dieser wurde von dem griechischen Militär ausgelöst und richtete sich gegen die Regierung unter Präsident Makarios. Es gab Differenzen zwischen ihm und der Militärjunta, weil Makarios linksgerichtet war und einen individuellen Kurs mit Zypern vorhatte. Dabei reagierte die Türkei mit einer Invasion. Die Situation eskalierte und die Türkei eroberte fast 40 Prozent der Insel. Die UNFICYP konnte die Angriffe der türkischen Truppen nicht abwehren. Dennoch konnten einige lokale Angriffe auf die Bevölkerung verhindert werden. Außerdem blieb die "Green Line" bestehen und die Kontrolle der Hauptstadt aufrechterhalten. Zudem wurde auf die Forderung von Waldheim eingegangen, welcher in seinem halbjährlichen Bericht Verstärkung angefordert hatte. Im Jahr 1974 stockte die UNFICYP die Zahl der Soldaten von 2.188 auf 4.400 auf. Die Minimierung seit 1971 bis Mitte 1974 war im Nachhinein ein sicherheitspolitischer Fehler der Vereinten Nationen. Nach dem Krieg legte die UNFICYP zwei separate Waffenstillstandslinien fest. Eine UN-Pufferzone wurde von Morphou bis nach Famagusta eingerichtet (vgl. Lugert 2018). Aufgrund dieser Tatsachen war eine Konsolidierung einer Teilung der Inseln der einzige Ausweg. Von nun an gab es einen griechisch-zypriotischen Süden und einen türkisch-zypriotischen Norden. Die Türkei rief 1983 die Unabhängigkeit Nordzyperns aus, dieser Teil wird immer noch nur von der Türkei als Staat anerkannt und wirtschaftlich und politisch gefördert. Der UN-Sicherheitsrat erklärte die Unabhängigkeitserklärung für ungültig und rief andere Staaten dazu auf, dasselbe zu tun (vgl. Gürbey 2014). Faustmann brachte zum Ausdruck, dass Zypern der Ruf als "Friedhof der Diplomatie" (vgl. Faustmann 2009) zusteht. Wie er zu dieser Aussage kam, wird im Weiteren erklärt. Schon im November 1974 forderte die Vereinten Nationen eine Resolution, welche zunächst einen Rückzug der auswärtigen Truppen und die Rückkehr von Flüchtlingen beinhaltete. Darüber hinaus forderten beide Volksgruppen eine Verhandlung unter dem Schutz der Vereinten Nationen. Faustmann wies darauf hin, dass eine Rückkehr zur Verfassungsordnung von 1960 unmöglich für beide Parteien war (vgl. ebd.). Beide Parteien hatten klare Vorstellungen, so forderten die türkischen Zyprioten eine politische Gleichheit als Grundprinzip, allerdings wollte die griechische Seite auch eine Berücksichtigung ihrer prozentualen Bevölkerungsmehrheit von 82% Prozent (vgl. ebd.). In drei Verhandlungsrunden trafen sich die Konfliktparteien unter der Schutzherrschaft der Vereinten Nationen in New York. Nach zähen Verhandlungen kam es 1977 zu einem Abkommen und 1979 zur Erweiterung des Dokuments (vgl. Gürbey 2014). Das Abkommen umfasst die Grundprinzipien einer Wiedervereinigung, die High Level Agreements. Darin wird postuliert, das Zypern als bizonale, bikommunale Föderation wiedervereinigt und entmilitarisiert werden sollte. Außerdem wurden Grundfreiheiten, wie Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit und ein Recht auf Eigentum bestimmt. Das Abkommen gestand den türkischen Zyprioten dabei ein einheitliches Territorium zu, wobei die Größe strittig blieb (vgl. Faustmann 2009). Die Ergebnisse der Abkommen zusammengefasst, wird deutlich, dass eine Vereinigung mit Griechenland und eine Teilung ausgeschlossen wurde. Trotz der Unterzeichnung des High Level Agreements kam es zum Stillstand der Verhandlungen. Erst durch die Bemühungen der Vereinten Nationen fanden erneute Verhandlungen statt.Der griechisch-zypriotische Präsident Kyprianoú setzte auf die eigene Internationalisierungskampagne und die Vereinten Nationen. Denktaş forderte die Unabhängigkeit Nordzyperns, sein Streben wurde bestärkt, als eine Resolution der Vereinten Nationen zugunsten der griechischen Seite entschied (vgl. ebd.). Erkennbar wird, wie schwer es für die Vereinten Nationen ist, neutral zu bleiben und beiden Seiten gerecht zu werden. Denktaş führte die türkische Lira als Währung ein und errichtete eine Zentralbank, weiterhin blieb er bei seiner Forderung von einer Unabhängigkeit Nordzyperns. Es kam dazu, dass er am 15. November 1983 die Türkische Republik Nordzypern ausrief. Erst als sich die Beziehung zwischen Griechenland und der Türkei verbesserte, konnten 1988 neue Verhandlungen auf Basis der High Level Agreements beginnen (vgl. ebd.). Man erkannte die wichtige Rolle der beiden Mutterländer, die enormen Einfluss auf die Verhandlungen und die Situation nahmen. Außerdem ließ man eine zu große Einmischung der Vereinten Nationen auch nicht zu, mit den "Set of Ideas" von Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali war Denktaş nicht einverstanden. Er forderte Verhandlungen ohne die Vereinten Nationen, weil diese kein Recht für solch umfassende Lösungsvorschläge hätten. Jedoch kam es nie zu Verhandlungen ohne die Vereinten Nationen. Erneute Gespräche endeten 1990, weil die Republik Zypern der EU betreten wollte. Denktaş und die Türkei glaubten, dass die EU keine Konfrontation mit Ankara wollte und der Beitrittsantrag kein Erfolg haben würde, dennoch drohten sie mit einer Annexion des Nordens. Als klar war, die EU würde Zypern auch ohne Lösung des Konflikts aufnehmen, fanden 2002 erneute Verhandlungen unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen statt. Zugunsten kam diesen die neue AKP-Regierung unter dem linken Oppositionspolitiker Mehmet Ali Talat, welche von der status-quo-Politik abwich und auch Denktaş und seine Nachfolger verschwanden mehr und mehr. Auf türkischer-zypriotischer Seite entstand erstmalig eine moderate Politik. Die griechische Seite wählte mit Tassos Papadopoulos einen Hardliner zum Präsidenten (vgl. ebd.). Dennoch wurden erstmals umfassende Kernpunkte eines politischen Lösungsplans erarbeitet, welcher Anfang 2004 freigestellt wurden, der sogenannte Annan-Plan. Dieser beinhaltete folgendes: "Vom Parlament gewählte Regierung, bestehend aus vier griechischen und zwei türkischen Zyprioten; kollektive Führung mit Vetorechten für beide Volksgruppen; Zwei-Kammern-Parlament nach 1978er Modell; 27 Prozent des Territorium für den Norden; Ambivalenz: Gründung eines neuen Staates durch zwei gleichberechtigte Staaten (wie von der türkischen Seite gefordert, von der griechischen Seite aber als möglichen Ausgangspunkt für eine spätere Abspaltung abgelehnt) oder Umwandlung der bestehenden Republik Zypern in einen neuen Staat (wie von der griechischen Seite gefordert); Ambivalenz: Föderation oder Konföderation; Rückkehr von mehr als der Hälfte der Flüchtlinge unter griechisch-zypriotischer Verwaltung und Umsiedelung von mehreren zehntausend türkischen Zyprioten; Staatsangehörigkeit für mehr als 45 000 türkische Einwanderer, erhebliche und dauerhafte Beschränkungen bei der Rückkehr der griechischen Flüchtlinge und der Niederlassungsfreiheit im Norden; Dauerhafte griechische und türkische Militärpräsenz; Griechenland und die Türkei bleiben zusammen mit Großbritannien Garantiemächte mit Interventionsrecht." (ebd.). Im April 2004 stimmten beide Volksgruppen über den Wiedervereinigungsplan ab. Diese Gelegenheit wurde verpasst, denn 76 Prozent der griechischen Zyprioten stimmten dagegen, weil einige von ihnen hofften, durch den Beitritt in die EU ein besseres Abkommen zu erhalten (vgl. Gürbey 2014). Demgegenüber stand allerdings das türkisch zypriotische Ergebnis des Referendums, welches mit 65 Prozent für eine Wiedervereinigung stimmte. Die Vereinigung Zyperns scheiterte und damit auch der Annan-Plan. Trotzdem trat am 1.Mai 2004 der griechisch Zypriotische Teil der EU bei. Allerdings stellt völkerrechtlich gesehen ganz Zypern EU-Territorium dar, wobei der nördliche Teil ausgegrenzt ist (vgl. ebd.). Seitdem werden immer noch Verhandlungsprozesse unter Aufsicht der Vereinten Nationen geführt. Espen Barth Eide ist seit 2014 der Sonderbeauftragten für den Zypernkonflikt,. Durch ihn gab es eine Einigung, dass eine dritte entscheidende Verhandlungsphase geführt werden soll. Dennoch ging die letzte Verhandlungsrunde für eine Lösung des Zypernkonflikts am 07.07.2017 ohne Ergebnis zu Ende. Hier waren auch die Repräsentanten der sogenannten Garantiemächte Griechenland, Großbritanniens und der Türkei mit dabei. Nun sollen auf Empfehlung von VN-Generalskretär Guterres erstmals eigene Vorstellungen betreffend einer Fortführung des Verhandlungsprozesses gebildet werden (vgl. Auswärtiges Amt 2018). UNFICYP- Praxisbeispiel für die Leistungen und Probleme der Friedenssicherung Zypern wird durch eine 180 Kilometer lange grüne Line geteilt, welche auch durch die Hauptstadt Nikosia verläuft. Diese Pufferzone wird von den Friedenstruppen der UNFICYP überwacht. Die Waffenstillstandslinie wurde hart umkämpft, sodass sie vor allem in Nikosia nicht gerade verläuft, sondern vor- und zurückspringt. Dadurch ist die Überwachung des Status quo für die UN-Soldaten noch mehr erschwert (Ehrenberg 1991, vgl. S. 1). Seit dem Bürgerkrieg von 1963/64 gab es auf Zypern lange keinen dauerhaften Frieden. Wie schon beschrieben, haben die Sonderbeauftragten des UN-Generalsekretärs schon seit 1964 viele Verhandlungen gestartet, aber immer noch keinen dauerhaften Frieden erreicht. Dabei kam immer wieder der Vorwurf auf, die Vereinten Nationen würden den Kern des Problems nur auf Eis legen und damit könne kein Frieden entstehen (vgl. Gürbey 2014). Unter diesen Umständen versuchen die Friedenstruppen, der Bevölkerung so viel Normalität wie möglich zu gewährleisten. Die Hoffnung, dass durch einen Generationenwechsel sich das Problem von selbst lösen würde, trat nicht ein. Das zeigte sich gerade auf der griechisch-zypriotischen Seite; hier waren die Jugendlichen ernüchtert, weil sich der politische Stillstand nicht überwinden ließ (Ehrenberg 1991, vgl. S.1f). Ein Beispiel hierfür war die Versammlung von 3000 Schülern im November 1988 an der Pufferzone. Sie wollten gegen die türkischen Truppen demonstrieren. Dabei durchbrachen einige von ihnen die grüne Linie, konnten dann aber von UN-Truppen gestoppt werden, bevor sie die türkisch-zypriotischen Truppen erreichten (vgl. ebd. S. 2). Die Jugendlichen bewarfen die UN-Soldaten dabei mit Steinen, Flaschen, Holzstücken und Dachziegeln. Die griechisch-zypriotische Polizei griff erst nach Kommando der UNFICYP-Oberkommandanten ein und räumte mit den UN-Truppen den Platz. Hier ist kritisch anzumerken, dass in der Presse nicht die UN-Soldaten die Helden waren, sondern die Schüler, welche ihr Land zurückerobern wollten. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass auch die türkisch-zypriotische Seite der UNFICYP die Schuld gab; diese hätten nicht rechtzeitig reagiert (vgl. ebd. S. 2). Demonstrationen wie diese waren kein Einzelfall zu dieser Zeit, ein halbes Jahr später kam es zu einer Frauendemonstration, bei der die UNFICYP noch machtloser war. Auch hier verhielt sich die griechisch-zypriotische Polizei sehr passiv. Die UN-Soldaten wurden von Männern, die am Rand standen, angegriffen. Zudem hatten sich griechisch-orthodoxe Kirchenmänner unter die Frauen gemischt (vgl. ebd. S. 2). Insgesamt zeigt sich, wie schwierig es die Friedenstruppen hatten. Sie mussten sowohl Blutvergießen verhindern und die Konfliktparteien auseinander halten als auch ihre eigene Akzeptanz aufrechterhalten. An diesem Beispiel wird auch deutlich, dass die Friedenstruppen ungerechtfertigte Kritik einstecken mussten. Im folgenden Beispiel wird auf den Waffengebrauch eingegangen. Wie kritisch dieser ist, zeigte sich anhand der Todesschüsse in Athienou Ende Mai 1988. Die Waffen dürfen nur zur Selbstverteidigung gebraucht werden, zum Schutz für das Leben anderer UN-Angehöriger oder Personen, die zu verteidigen sind. Dafür ist immer die Zustimmung des ranghöchsten Soldaten vor Ort nötig (Gareis/Varwick 2014, vgl. S. 117). Athienou gehörte zur griechisch-zypriotischen Seite, war zur damaligen Zeit aber ein umstrittenes Gebiet. Ein türkischer Soldat nahm eine Familie in ihrem Haus als Geiseln. Bevor die UN-Soldaten überhaupt eintrafen, bewegten sich zwei Nationalgardisten auf das Haus zu. Der Geiselnehmer schoss auf die beiden, sodass einer schwer verletzt liegen blieb. Die Nationalgardisten forderten Verstärkung an, ohne Rücksprache mit der UNFICYP. Währenddessen bargen die UN-Soldaten den Verletzten. Die türkischen Streitkräfte wurden nicht über die Geiselnahme informiert. Die UN-Soldaten räumten das Feld, als die griechisch-zypriotische Anti-Terror-Einheit eintraf. Diese stürmte das Haus und tötete den türkischen Soldaten gezielt, obwohl die Geiseln zu diesem Zeitpunkt schon geflohen und in Sicherheit waren (Ehrenberg 1991, vgl. S.3). Ehrenberg erklärte, die UNFICYP hätte eingreifen können. Ob es so klug gewesen wäre, die griechischen Zyprioten mit Androhung von Waffengewalt an der Verletzung der Pufferzone zu hindern, stellt er in Frage. Hieraus ergab sich die Konsequenz, dass die Erwartungen an die UNFICYP viel zu hoch waren, nur aufgrund der Tatsache, dass sie bewaffnet waren. Hier stellt sich die Frage, ob der Waffengebrauch die Sicherheit erhöht und dadurch die Funktion der UN-Soldaten entlastet. Außerdem konnte man beobachten, dass die UN-Friedenstruppen oftmals mindestens einer Konfliktpartei unterlegen waren. Dabei sollte kritisch hinterfragt werden, inwiefern militärische Überlegenheit die politischen und diplomatischen Absichten von Friedenstruppen fördern würde. Dies scheint fraglich, denn würde militärische Übermacht diese nicht eher zerstören (vgl. ebd. S.3ff)? FazitFestzuhalten bleibt, dass die Friedenssicherung als zentraler Auftrag der Vereinten Nationen gesehen werden kann. In direktem Zusammenhang mit der Durchsetzung der Menschenrechte, weil diese Ziele untrennbar sind und einander beeinflussen. Durch das Interventionsverbot wird eine Einmischung in innere Konflikte durch die Charta ausgeschlossen. Der Sicherheitsrat kann deshalb nicht in innerstaatliche Konflikte und Menschenrechtsverletzungen eingreifen. Daraus folgt, dass es zu aller erst zu Präventionsmaßnahmen kommt; daneben kann der Sicherheitsrat Empfehlungen zur friedlichen Streitbeilegung nach Kapitel VI der Charta geben. Es kann aber auch zu Zwangsmaßnahmen nach Kapitel VII kommen. Dementsprechend steht der Schutz der Zivilbevölkerung permanent im Vordergrund. Allgemein und in Bezug auf die Friedenssicherung gilt für die Vereinte Nationen, dass das Verhalten der Mitgliedstaaten entscheidend ist. Die Vereinten Nationen bieten zwar einen Rahmen, bei dem sich Staaten und ihre Interessen annähern können, aber die Staaten müssen diesen nutzen, um durch Lernprozesse Fortschritte zu machen. Darüber hinaus dürfen die Vereinten Nationen nicht zu viel versprechen; dies gilt gerade im Punkt der Friedenssicherung. Ihre Ankündigung ist oftmals höher als die Möglichkeiten und Aspiration der Mitgliedsstaaten. Andersherum dürfen die Erwartungen an die Vereinten Nationen nicht abwegig sein, sie sind keine Weltregierung. Dennoch bilden sie einen Rahmen für gemeinsame Lösungsansätze. Ziel der vorliegenden Arbeit war es ebenfalls zu erklären, wer für die Friedenssicherung zuständig ist. Dabei wurde festgestellt, dies geschieht durch das Department of Peacekeeping Operations (DPKO), welches die Missionen plant und durchführt. Unterstützt werden sie vom Department of Political Affairs (DPA), welches sich vor allem um diplomatische Bemühungen kümmert. Durch eine Einsatzleitung (Force Commander) vor Ort gibt es noch eine ausführende Leitung der Friedensmission. Deutlich wird die Problematik, dass die Vereinten Nationen keine eigenen Streitkräfte haben. Es kam noch nie zu einem Sonderabkommen in Bezug auf die Streitkräfte. Hier wird deutlich, dass die Anforderungen der Vereinten Nationen an ihre Mitgliedsstaaten zu hoch und den praktischen Möglichkeiten voraus sind. Dafür entwickelten die Vereinten Nationen alternative Formen, wie z.B. die Blauhelme. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es eine Entwicklung bei der Friedenssicherung der Vereinten Nationen gab. Eine Zuständigkeit für die Friedenserhaltung wurde durch den Internationalen Gerichtshof dem Sicherheitsrat und der Generalversammlung zugesprochen. Durch die vergangenen Einsätze wurde außerdem beschlossen, dass die Friedensmissionen vom Sicherheitsrat beobachtet werden. Und die Bedeutung und Verantwortung des Generalsekretärs nahm immer mehr zu. Durch Generalsekretär Hammarskjöld sind wichtige Grundprinzipen der Notstandsgruppe in die Friedenssicherung eingegangen. Daraus folgt der Konsens der Konfliktparteien, wodurch klassische Blauhelm-Soldaten nicht gegen den Willen eines Staates eingesetzt werden dürfen. Dieser Konsens führt dazu, dass die Mitgliedstaaten ihre Truppen eher bereitstellen und die Toleranz der Blauhelme gestärkt wird. Festgestellt wurde außerdem die Wichtigkeit von einer ausgewogenen regionalen Zusammenstellung der Truppen, damit die Unparteilichkeit gewahrt werden kann. Zielsetzung der vorliegenden Arbeit war es, die Friedenssicherung anhand vom Zypern-Konflikt zu schildern, dafür wurden die die politischen Hintergründe beleuchtet. Hier kann man festhalten, es gab unheimlich viele beteiligte Parteien. Zum einen Großbritannien, weil Zypern bis 1960 eine britische Kolonie war und geostrategisch genutzt wurde. Dann Griechenland, die Türkei und die griechischen und türkischen Zyprioten. Es ist zu erkennen, dass Großbritannien die beiden Mütterländer gegeneinander ausspielte. Sie sahen den Zypern-Konflikt als nationale Frage und übten deshalb enormen Einfluss aus, dieser wurde durch den Schutz der eigenen Volksgruppe legitimiert. Durch die Unabhängigkeit Zyperns ab 1960 wurde der innerzypriotische Konflikt nicht gelöst, sondern noch mehr verschärft; dieser endete in blutigen Unruhen. Seit 1964 gibt es ein Friedensmandat der Vereinten Nationen, wodurch das Wiederaufflammen von Kämpfen verhindert werden soll. Wie dieser Blogbeitrag gezeigt hat, musste die UNFICYP darauf achten, dass lokale Befreiungsversuche nicht als Einmischungsversuche oder Provokation aufgefasst wurden. Von 1964 bis Juni 1974 war die UNFICYP ein erfolgreicher Vermittler der beiden Volksgruppen, sodass es 1973 eine Kürzung des Mandats gab. Diese Kürzung erzeugte aber ein Klima von trügerischer Sicherheit, wobei die Friedenstruppen als Friedensersatz wahrgenommen wurden, obwohl das Problem ungelöst blieb. Hier wirft man den Vereinten Nationen vor, dass es zu einem Nachlass der Friedensbemühungen kam und die Friedenseinsätze als Selbstzweck genutzt wurden. Deshalb kam es für viele überraschend, als die Griechen 1974 durch einen Putschversuch die Insel an Griechenland anbinden wollten. Man stellte fest, dass die Minimierung der Blauhelme seit 1971 bis Mitte 1974 als sicherheitspolitischer Fehler der Vereinten Nationen gesehen werden kann. Offen bleibt die Frage, ob die Vereinten Nationen den Krieg 1974 hätten verhindern können. Nach dem Krieg war eine Konsolidierung, eine Teilung der Insel der einzige Ausweg.Von Faustmann bekommt Zypern den Titel "Friedhof der Diplomatie". Festhalten lässt sich, dass es etliche Verhandlungen durch die Vereinten Nationen gab und der Konflikt bis heute nicht gelöst wurde. Auch ein Grund dafür sind die klaren Vorstellungen der beiden Parteien, so forderten die türkischen Zyprioten eine politische Gleichheit als Grundprinzip und die griechische Seite eine Berücksichtigung ihrer prozentualen Bevölkerungsmehrheit. Ein Abkommen konnte im Jahre 1977 erreicht werden und eine Erweiterung 1979, hier wurden die Grundprinzipien einer Wiedervereinigung, die High Level Agreements festgehalten. Es kam immer wieder zum Stillstand der Verhandlungen, welcher meistens erst durch die Bemühungen der Vereinten Nationen unterbrochen wurde. Die Regierungen der beiden Volksgruppen trugen auch dazu bei, dass sich die Verhandlungen so schwierig gestalteten. Erkennbar wird, wie schwer es für die Vereinten Nationen war, neutral zu bleiben und beiden Seiten gerecht zu werden. Erneute Gespräche brachen 1990 ab, weil die Republik Zypern der EU beitreten wollte. Als klar war, die EU würde Zypern auch ohne Lösung des Konflikts aufnehmen, fanden 2002 erneute Verhandlung unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen statt. Es gab einen Erfolg, denn es wurden erstmals umfassende Kernpunkte eines politischen Lösungsplans erarbeitet, welcher Anfang 2004 fertiggestellt wurde, der sogenannte Annan-Plan. Im April 2004 wurde in den beiden Volksgruppen über den Wiedervereinigungsplan abgestimmt. Diese Gelegenheit verpasste man, weil die griechischen Zyprioten dagegen stimmten. Die Vereinigung Zyperns scheiterte und damit auch der Annan-Plan. Die stille Hoffnung, dass durch ein Generationenwechsel sich das Problem von selbst lösen würde, trat nicht ein. Festzuhalten ist, dass die Friedenstruppen den Zivilisten soviel Normalität wie möglich gewährleisten wollen. Die UN-Soldaten mussten in der Vergangenheit viel einstecken, sie wurden z.B. bei Demonstrationen attackiert oder in der Presse schlecht dargestellt. Insgesamt zeigt sich, wie schwierig es die Friedenstruppen haben. Sie müssen sowohl Blutvergießen verhindern als auch die Konfliktparteien auseinander halten und zum anderen ihre eigene Akzeptanz aufrechterhalten. Ebenso im Zypern-Konflikt wurde die Erlaubnis zum Gebrauch von Waffen zur Selbstverteidigung kontrovers diskutiert. Dadurch waren die Erwartungen an die UNFICYP teilweise zu hoch. Umstritten bleibt, ob der Waffengebrauch die Sicherheit erhöht und dadurch die Funktion der UN-Soldaten entlastet. Hinzu kam die Tatsache, dass die UN-Friedenstruppen oftmals mindestens einer Konfliktpartei unterlegen waren. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern militärische Überlegenheit die politischen und diplomatischen Absichten von Friedenstruppen fördert. Die Vereinten Nationen geben den Konflikt nicht auf und führen immer noch Gespräche, nun auch mit der Beteiligung von den sogenannten Garantiemächten Griechenland, Großbritannien und der Türkei. Wünschenswert wäre eine Lösung des Konfliktes, hierfür reicht nicht allein das Engagement der Vereinten Nationen, sondern der Wille und ein Einsatz auf beiden Seiten ist notwendig. Dennoch gibt es eine Freizügigkeit trotz der Trennung. Die Trennungslinie ist keine Außengrenze, sondern hier wird die Freizügigkeit der Bürger*innen gewährleistet. Dadurch können EU-Bürger*innen und somit auch griechische und türkische Zyprioten*innen diese Linie an sieben Übergängen mit dem Personalausweis passieren. Literaturverzeichnis:Textquellen:Auswärtiges Amt: ABC der Vereinten Nationen. Edition Diplomatie, hg. Von Günther Unser, 7. Auflage, Berlin 2011, S. 57.Ehrenberg, Eckhart (1991): Die UNFICYP: Praxisbeispiel für Leistungen und Probleme der Eriedenssicherung vor Ort, In: Vereinte Nationen 1/1991, vgl. S.1-6.Gareis, Sven Bernhard/ Warwick, Johannes (2014): Die Vereinten Nationen, hg. Verlag Barbara Budrich Opladen & Toronto, 5.Auflage, vgl. S.111-148.Gorge, Remy (1986): Zypern und die Mutterländer, In: Vereinte Nationen 4/86, vgl. S.130-134.Jett, Dennis C. (2000): Why Peacekeeping Fails, In: New York, vol. S.23f.Menning, Gerhard (1974): Zypern-Mitwirkung der UNO an einer Lösung des Konflikts, In: Vereinte Nationen 6/74, vgl. S.172-176.Sucharipa-Behrmann, Lilly (1999): Die friedenserhaltende Operation der Vereinten Nationen, In: Cede/Sucharipa-Behrmann 1999, vgl. S. 232-239.Internetquellen:Auswärtiges Amt (2018): Aktuelle Lage im Zypernkonflikt, unter: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/zypern-node/-/210292 (eingesehen am 26.09.2020).Auswärtiges Amt (2020): UN-Friedensmissionen und deutsches Engagement, unter: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/internationale-organisationen/uno/04-friedensmissionen-un/205586 (eingesehen am 26.09.2020).Deutsche Gesellschaft für die Vereinte Nationen: Organe der UN-Friedenssicherung, unter: https://frieden-sichern.dgvn.de/friedenssicherung/organe/ (eingesehen am 26.09.2020).Faustmann, Hubert (2009): Die Verhandlungen zur Wiedervereinigung Zyperns: 1974 - 2008, unter: https://www.bpb.de/apuz/32118/die-verhandlungen-zur-wiedervereinigung-zyperns-1974-2008 (eingesehen am 26.09.2020).Gareis, Sven Bernhard (2015): UNO – Stärken und Schwächen einer Weltorganisation, unter: https://www.bpb.de/izpb/209686/uno-staerken-und-schwaechen-einer-weltorganisation?p=1 (eingesehen am 26.09.2020).Gürbey, Dr. Gülistan (2014): Der Zypernkonflikt, unter: https://www.bpb.de/internationales/europa/tuerkei/185876/der-zypernkonflikt (eingesehen am 26.09.2020).Lugert, Alfred (2018): Der Fall Zypern - Teil 3, unter: https://www.truppendienst.com/themen/beitraege/artikel/der-fall-zypern-teil-3/#page-1 (eingesehen am 26.09.2020).Mathis, Edeltraud: Friedenssicherung als zentraler UN Auftrag, unter: https://www.brgdomath.com/politik-wirtschaft/gerechtfertigter-krieg-tk19/uno-und-un-weltsicherheitsrat/ ( eingesehen am 26.09.2020).Mehr zu den Wiedervereinigungs-Verhandlungen (2010), unter: http://friedensbildung.de/inhalt-der-ausstellung/zypern/verhandlungen/ (eingesehen am 26.09.2020).Richter, Heinz (2009): Historische Hintergründe des Zypernkonflikts, unter: https://www.bpb.de/apuz/32116/historische-hintergruende-des-zypernkonflikts?p=all (eingesehen am 26.09.2020).
In den letzten Jahren hat sich innerhalb der PR eine neue Form der Öffentlichkeitsarbeit manifestiert, die im Bereich der Prozessberichterstattung zunehmend an Bedeutung gewinnt und für viele Diskussionen sorgt. Der folgende Medienspiegel der letzten fünf Jahre soll die Aktualität dieses neuen Charakters der PR skizzieren. 'Das ist ein Werkzeug mit dem man unbeschadet oder zumindest glimpflich bei einem Prozess davonkommt. (...) In Deutschland gehen Unternehmen noch sehr schamhaft mit der Litigation-PR um'. 'Wenn sich ein Prozess schon nicht vermeiden lässt, muss man ihn mit der richtigen Kommunikationsstrategie begleiten'. 'Immer mehr Unternehmen messen ihren Erfolg nicht nur am Ausgang eines Prozesses, sondern daran, wie sie im Prozessverlauf in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden'. 'Was tut ein Rechtsanwalt für seine Mandanten? Beinahe alles. Wenn es hilft, lässt sich manch einer sogar auf PR ein'. Der PR-Experte James F. Haggerty formulierte in seinem Buch 'In the Court of Public Opinion' treffend die Auswirkungen der Medienberichterstattung über Gerichtsverfahren: 'There is no way around this simple fact: In the information age, lawsuits and other legal disputes are fair game for the media coverage. This coverage can make or break a case and, ultimately, a business or organization's reputation.' Dieses Zitat reflektiert, die gegenwärtige Situation der Medienberichterstattung, in der sich Journalisten und PR-Schaffende immer stärker auf die Thematisierung von rechtlichen Auseinandersetzungen fokussieren. Aber auch in der Öffentlichkeit erhält die Gerichtsberichterstattung einen immer größeren Stellenwert. Unter anderem dient sie den Menschen als Unterhaltung, insbesondere wenn die Medien über rechtliche Auseinandersetzungen berichten, die außergewöhnliche oder sensationelle Züge aufweisen oder es sich um ein menschlich sehr ergreifendes Gerichtsverfahren handelt. Die qualitative Inhaltsanalyse von Bob Roshier, auf der Grundlage der Nachrichtenforschung ergab, dass bei den folgenden vier Nachrichtenwertfaktoren von 'crime news' - Prominenz, Sensationalismus, das Ausmaß der Kriminalität und Sex - die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit am Stärksten ist. Wenn in einem Bericht nicht nur eines dieser Kriterien, sondern gleich zwei, drei oder gar alle vier Nachrichtenfaktoren enthalten sind, ist die Medienaufmerksamkeit dementsprechend höher und das Interesse der Öffentlichkeit am Größten. Besonders die Personalisierung von Gerichtsprozessen entwickelte sich zu einem Trend in der Medienberichterstattung und wird von den Menschen mit großem Interesse verfolgt. Konflikte zwischen zwei unterschiedlichen Parteien, Kriminalität, Krisen oder Schadensfälle können für die Medien aus diesem Grund prädestinierte Ereignisse sein, um daraus eine schlagkräftige Story zu machen. 'Noch nie wurden Topmanager so häufig vor politische Gremien zitiert, mussten auf der Anklagebank Platz nehmen oder füllten die Schlagzeilen der Massenblätter.' Aber nicht nur Berichte, die auf wahren Gegebenheiten beruhen, sondern auch fiktionale Darstellungsformen von Gerichtsverfahren finden beim Publikum großen Anklang und sind ein wahrer Quotenhit. Darunter befinden sich Fernsehgerichtshows, Anwaltsserien oder Fernsehkrimis. Die Faszination dieser Formate geht von den Emotionen der beteiligten Personen im Verfahren aus. Gerichtliche Auseinandersetzungen können die unterschiedlichsten Gefühle, wie zum Beispiel Wut, Mitleid, Unverständnis, Angst, Neid oder Abscheu hervorrufen. Und genau darin liegt die Attraktivität der Gerichtsberichterstattung. Es geht um das Drama, das sich hinter den Prozessen verbirgt und dem Wunsch nach dem 'Sieg der Gerechtigkeit', verbunden mit dem Urvertrauen in die Justiz uns und unsere Familie vor Ungerechtigkeiten zu beschützen. Vor allem der Faktor Prominenz macht Gerichtsverfahren für die Öffentlichkeit, aufgrund der Beteiligung einer 'absoluten Person der Zeitgeschichte' interessant, da sie durch ihren Status oder ihre Bedeutung allgemein öffentliche Aufmerksamkeit findet und ihr eine große Bekanntheit zugeschrieben wird. Anders ausgedrückt: 'A celebrity is a person who is known for his well-knowness.' Gerichtsverfahren, in denen bekannte Persönlichkeiten verwickelt sind, wie zum Beispiel der beliebte Fernsehmoderator Andreas Türck, die 'No Angels'-Sängerin Nadja Benaissa. der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel oder der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss, sind in der Medienberichterstattung sehr beliebt. In solchen Fällen behandeln die Journalisten nicht immer ausschließlich die juristischen Fakten über das Verfahren, sondern distanzieren sich gelegentlich auch nicht davor, in ihrer Medienberichterstattung über intime Details aus dem Privatleben des prominenten Angeklagten zu unterrichten, ohne dabei Rücksicht auf die Verletzung von Persönlichkeitsrechten zu nehmen. Besonders innerhalb des Verfahrens gegen die Sängerin Nadja Benaissa, wurde das Privat- und Intimleben der Angeklagten in keiner Weise geschützt. Im zweiten Kapitel wird auf diesen Prozess und die damit verbundenen Persönlichkeitsrechtverletzungen näher eingegangen. Ein sehr bekanntes deutsches Gerichtsverfahren, welches zwar keine Persönlichkeitsrechtverletzungen, jedoch hohe Reputationsschäden, durch die überdurchschnittlich negative Berichterstattung in den Leitmedien zu verzeichnen hatte, war der Mannesmann-Prozess im Jahr 2004. Der Skandal an dieser Rechtsstreitigkeit ereignete sich noch vor der ersten Anhörung am 21. Januar. Der angeklagte Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, präsentierte sich an diesem Tag lachend und die Finger zum Victory-Zeichen gespreizt, den Journalisten und Fotografen. Für Ackermann war dies nur eine unbedachte Geste, doch für die Journalisten füllte dieses Bild die Lücke in der Berichterstattung, um die 'grenzenlose Gier der Manager' zu belegen. Das Victory-Zeichen war einmal mehr ein Beweis der Verantwortungslosigkeit der Deutschen Bank, welche bereits 1994 durch die Schneider-Affäre in Verruf geriet, als der damalige Vorstandssprecher Hilmar Kopper die Millionen hohen offenen Handwerkerrechnungen des Immobilienunternehmers Jürgen Schneider als 'Peanuts' bezeichnete. Noch Jahre später haftete dieser Fauxpas am Image des Unternehmens und dessen Vorstandssprecher. Ebenso lieferte die stichprobenartige Befragung der Autorin im privaten Umfeld das Ergebnis, dass die Deutsche Bank noch heute von vielen Menschen mit der Schneider-Affäre und dem Mannesmann-Prozess in Verbindung gebracht wird. Dieser Gerichtsprozess zeigt die Notwendigkeit der Einführung einer neuen Form der Öffentlichkeitsarbeit auf, da der Wert eines Imageschadens oft höher ist, als der eigentliche Streitwert eines juristischen Verfahrens. Litigation PR, die umschrieben strategische öffentliche Kommunikation im Zusammenhang mit rechtlichen Verfahren bedeutet, soll dazu dienen, dass sich das Gerichtsverfahren durch den Einsatz gezielter Medienarbeit positiv für das Urteil und den Ruf des Mandanten auswirkt. Dabei ist zu beachten, dass es heutzutage nicht mehr ausreicht einen Prozess vor Gericht zu gewinnen, sondern man auch im Gerichtshof der Öffentlichkeit ein positives Urteil erhalten muss. Da die Bevölkerung sich eine unabhängige Meinung über Schuld oder Unschuld des Angeklagten macht, hat sie die Macht die Reputation einer Person zu stärken oder zu zerstören. Demzufolge ist es wichtig durch geeignete Instrumente der Medienarbeit die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen, um somit über diesen Umweg die richterliche Entscheidung zu beeinflussen. Ohne den Einsatz von Litigation PR, kann es sich, wie der Mannesmann-Prozess zeigt, ereignen dass sich die Öffentlichkeit, aufgrund der mangelnden Kenntnis des richtigen Umgangs mit den Medien, ein negatives Bild von dem Angeklagten bildet und dieses sich durch die fehlende oder schlechte Medienarbeit des Angeklagten verfestigt. In diesem Fall hatte der mediale Druck keinen erheblichen nachweisbaren Einfluss auf das Gericht, da das Verfahren in der Revision eingestellt wurde, und die Angeklagten ein verhältnismäßig geringes Bußgeld zahlen mussten. Allerdings sorgte der Ausgang des Verfahrens dafür, dass die Öffentlichkeit eine noch negativere Einstellung zu der Deutschen Bank und dessen Chef Josef Ackermann einnahm, was sich ebenfalls auf die Reputation und den Umsatz auswirkte.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Bibliografische BeschreibungI KurzreferatI InhaltsverzeichnisII AbkürzungsverzeichnisIV AbbildungsverzeichnisVI A.Einleitung3 B.Hauptteil11 1.Litigation PR als eine neue Spezialisierungsform der PR bei Gerichtsverfahren11 1.1Ursprung12 1.2Definition15 1.3Litigation PR als eigenständige Teildisziplin16 1.4Anspruch von Litigation PR17 1.4.1Der Faktor 'Prominenz'19 1.4.2Der Fall 'Emmely'20 1.4.3Der Fall 'Andreas Türck'21 1.5Instrumente der Litigation PR23 1.5.1Voraussetzung einer erfolgreichen Litigation PR23 1.5.2Einsatzgebiet24 1.5.3Aufgaben25 1.5.4Message Developement27 1.5.5Media Brief27 1.5.6Litigation-Website29 1.5.7Inszenierung des öffentlichen Auftrittes30 1.5.8klassische PR-Instrumente32 1.6Strategien der Litigation PR33 1.6.1CIR-System33 1.6.2Offensive und defensive Kommunikationsstrategie36 2.Gefahren der Medialisierung von Gerichtsverfahren39 2.1Gerichtsberichterstattung40 2.1.1Kommunikationsgrundrechte41 2.1.2Allgemeine Persönlichkeitsrecht42 2.1.3Der Fall 'Nadja Benaissa'43 2.1.4Gerichtsöffentlichkeit44 2.1.5Richtlinien des Deutschen Presserates45 2.1.6Strafrechtliche Folgen47 2.2Pressearbeit der Justiz49 2.2.1Gefahr von PR der Staatsanwaltschaft50 2.2.2Der Fall 'Klaus Zumwinkel'51 2.2.3Informationspolitik der Staatsanwaltschaft52 2.2.4Der Fall 'Jörg Tauss'53 2.3Beeinflussung der Richter durch die Medienberichterstattung55 3.Die Litigation PR im Strafprozess gegen Jörg Kachelmann57 3.1Der Anklagevorwurf58 3.2Der medialisierte Prozess58 3.2.1Die Strategie der Nebenklagevertretung59 3.2.2Die LPR der Verteidigung60 3.2.3Die Justiz-PR63 3.2.4Die Medienberichterstattung65 3.3Diskrepanzen während des Verfahrens67 3.3.1Verhalten der Justiz67 3.3.2Unterfangen der Medien70 3.4Evaluierung des 'Fall Kachelmann'73 C.Schluss76 LiteraturverzeichnisVII AnlagenverzeichnisXXTextprobe:Textprobe: Kapitel 2.1, Gerichtsberichterstattung: Die Medienberichterstattung wird von der Öffentlichkeit unterschiedlich wahrgenommen. Bildet sich aus der Berichterstattung ein bestimmtes Urteil in der Mehrheit der Öffentlichkeiten heraus, spricht man von 'öffentlicher Meinung'. Diese entsteht, wenn sich eine bestimmte Meinung in den Medien und in großen Teilen der Bevölkerung verfestigt und sich daraufhin immer mehr Teilöffentlichkeiten nach dem Prinzip der Schweigespirale dieser Meinung anschließen und somit öffentlichen Druck erzeugen. Folgerichtig kann selbst nach einem Freispruch, aufgrund der zuvor gebildeten öffentlichen Meinung noch etwas von dem Tatvorwurf in Erinnerung bleiben. Der deutsche Rechtsanwalt und Journalist Butz Peters verweist daher in seiner Publikation 'Kriminalberichterstattung in den Medien' auf das Zitat des Philosophen Francis Bacon '(...) semper aliquid haeret', zu deutsch: 'Etwas bleibt immer hängen'. Der Medienwissenschaftler Jochen Hörsch behauptet hingegen, dass das Recht langweilig sei. Aus diesem Grund würden Journalisten nach dem Unrecht und dem Skandal in einem Verfahren suchen und sich weniger für den rechtlichen Aspekt interessieren. Charakteristisch für diese Art der Berichterstattung sind subjektive Kommentare des Journalisten, Vorabveröffentlichungen von Beweisen und Zeugenaussagen, sowie die Recherche nach Auffälligkeiten im Leben des Beschuldigten und dessen persönlichen Beziehungen ohne Rücksicht auf die Privats- und Intimsphäre. Auf Basis dieser Aussage des Wissenschaftlers Hörsch lässt sich somit vermuten, dass die Medien eigenständig Informationen zu einem Gerichtsverfahren recherchieren, um für ihre Berichterstattung spannende Erkenntnisse zu gewinnen. Inwieweit die Medienberichterstattung über ein Gerichtsverfahren mit den Kommunikationsgrundrechten des Grundgesetzes vereinbar ist wird nun das folgende Kapitel aufzeigen. 2.1.1, Kommunikationsgrundrechte: Wie bereits in der Einführung dieses Kapitels erwähnt, haben Journalisten die Aufgabe das Geschehen vor Gericht für die Öffentlichkeit festzuhalten und dieses für die Bevölkerung in einer verständlichen Art und Weise aufzubereiten. Diese Rolle als Vermittler zwischen Justiz und Gesellschaft ist mit den Kommunikationsgrundrechten des Grundgesetztes verankert, welche den Informationsanspruch, unter Vorbehalt einiger Schranken, legitimieren. Für die freie Kommunikation, die als Voraussetzung der Demokratie und der Rechtstaatlichkeit gilt, hat das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland drei Kommunikationsgrundrechte festgelegt, in denen die freie, individuelle und öffentliche Meinungsbildung gewährleistet wird. Die öffentliche Kommunikation wird durch Art. 5 Abs. 1 GG garantiert und setzt sich u.a. aus der Meinungs-, der Informations- und der Pressefreiheit zusammen. 'Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt'. Die Meinungsfreiheit gehört laut dem Bundesverfassungsgericht zum Kernbestand der demokratischen Ordnung der Bundesrepublik. 'Soll der Bürger politische Entscheidungen treffen, muss er umfassend informiert sein, aber auch Meinungen kennen und gegeneinander abwägen können, die andere sich gebildet haben.' Allerdings weist die freie Meinungsäußerung nach Art. 5 Abs. 2 GG Schranken in den allgemeinen Gesetzen und dem Recht der persönlichen Ehre auf: 'Die allgemeinen Gesetze sind so auszulegen und anzuwenden, dass die besondere Bedeutung der Meinungsfreiheit als unmittelbarster Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit und konstitutive Voraussetzung des freiheitlichen demokratischen Staates zur Geltung kommt.' 2.1.2, Allgemeines Persönlichkeitsrecht: Das allgemeine Persönlichkeitsrecht beschränkt gem. Art. 5 Abs. 2 GG die Medienfreiheit und erschließt sich aus der Garantie der Menschenwürde nach Art. 1 Abs.1 GG: 'Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.', sowie der allgemeinen Handlungsfreiheit der Menschen nach Art. 2 Abs.1 GG: 'Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.' Aus diesem Grund muss bei jeder Veröffentlichung geprüft werden, wann das Informationsinteresse der Öffentlichkeit endet und der Schutz der Persönlichkeitsrechte beginnt. Aufgrund des Wettkampfes um die beste Story, geschieht es trotz der rechtlichen Schranken häufig, dass Rechtsbrüche in der Berichterstattung begangen werden. Eine Kontrolle der Veröffentlichungen ist allerdings nicht zulässig, da sie der Medienfreiheit widerspricht. Somit kann sich die Person, die sich in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt sieht, meist erst nach einer Veröffentlichung gegen die dort publizierten Unwahrheiten wehren. Erschwerend kommt hinzu, dass in diesem Fall zwischen Persönlichkeitsrechtverletzung und zulässiger Meinungsäußerung unterschieden werden muss. Handelt es sich bei der Medienberichterstattung tatsächlich um eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte, kann der Betroffene einen Anspruch auf Unterlassung, eine Gegendarstellung oder eine Richtigstellung einfordern. Diese Maßnahmen können aber einer möglichen entstandenen Vorverurteilung nichts entgegen bringen. Zwar kann in juristischer Hinsicht die falsche Darstellung der Sachlage dadurch korrigiert werden, eine Richtigstellung oder Gegendarstellung wird aber selten von der Öffentlichkeit wahrgenommen, da meistens die erste Berichterstattung über einen Sachverhalt für die Bevölkerung meinungsbildend ist. Ein Beispiel für die Verletzung von Persönlichkeitsrechten liefert der Fall der ehemaligen 'No Angels'-Sängerin Nadja Benaissa, die durch den Prozess um ihre Person zur bekanntesten HIV-Infizierten Deutschlands wurde. 2.1.3, Der Fall 'Nadja Benaissa': Im Jahr 2010 stand die frühere 'No Angels'-Sängerin Nadja Benaissa in Darmstadt vor Gericht. Sie wurde beschuldigt 2004 ungeschützten sexuellen Verkehr mit einem Mann gehabt zu haben, ohne ihm zuvor ihre HIV-Infektion zu gestehen und habe ihn dabei mit dem Virus angesteckt. Der Staatsanwalt wirft ihr weiterhin vor, von 2000 bis 2004 trotz ungeschütztem Verkehr ihre Infektion verschwiegen zu haben. Der Nebenkläger, ein 34-jähriger Mann, gab an, er habe mit Benaissa 'fünf- bis siebenmal' Sex gehabt. Von seiner Infektion hat er erst 2007 durch seinen Arzt erfahren. Nachdem sie ein Teilgeständnis ablegte, indem sie unter anderem zugab, dass sie 1999 von ihrer HIV-Infektion erfahren habe und die Zahl ihrer anschließenden Sexkontakte nicht benennen könne, wurde Benaissa zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit, sowie der Absolvierung einer Therapie verurteilt. Innerhalb des Gerichtsverfahrens wurden die Persönlichkeitsrechte von Nadja Benaissa durch die Medien und die Staatsanwaltschaft schwer verletzt, mit der Folge dass die Infektion der Sängerin seitdem in ganz Deutschland bekannt ist. 'Nadja Benaissa wurde medienwirksam inhaftiert, fremdgeoutet und vorverurteilt.' Sie musste es erdulden, dass im Gerichtssaal Kameras auf sie gerichtet, ihr Privatleben öffentlich gemacht und intime Details über ihre sexuellen Aktivitäten recherchiert wurden. Nadja Benaissa handelte zwar fahrlässig und musste sich zu ihrer Schuld und den damit verbundenen Konsequenzen bekennen, doch hat in diesem Verfahren auch die Justizbehörde versagt, die es zuließ, dass die Sängerin vor dem Prozess in U-Haft gebracht wurde und bereits 2009 ihre Infektion öffentlich machte. Aber auch die Medien hätten sich in diesem Fall verantworten müssen, da sie ebenfalls nicht auf die Persönlichkeitsrechte der Angeklagten Rücksicht nahmen und bereits 2001 die Vermutung einer HIV-Infektion von Benaissa publik machten. Dieser medialisierte Prozess zerstörte durch die Indiskretion und die Verletzung von Persönlichkeitsrechten das Leben der Sängerin sowohl beruflich, als auch privat. Sie ist nun in der Bevölkerung als HIV-Positive gebrandmarkt, die regelmäßig ihre Sexualpartner wechselt und diese bewusst in Gefahr bringt, sich mit dem Virus zu infizieren. In den folgenden Unterkapiteln wird auf die Vorgehensweise bei der Recherche von Inhalten für die Berichterstattung der Journalisten eingegangen und auf die Richtlinien, die es dabei zu beachten gilt Bezug genommen. Außerdem werden die strafrechtlichen Folgen aufgezeigt, die bei einer Nichteinhaltung der rechtlichen und juristischen Vorgaben greifen.
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Yes, I went back to the East Side Gallery my firstweekend, as it was not closed on Sunday most shopping is closed) I have been in Berlin for one week thus far, with nearly three months to go. It has been a very busy week, and it did not just involve getting situated. But, yes, that took some effort and time as well. So, what have been up to in the shadow of the TV tower that is featured in any movie that wants to depict Berlin as a destination? First, yes, getting situated. I am staying near the Hertie School's Center for International Security, which is just off of Alexanderplatz. The apartment has much of what I need, but I had to go out and get a pillow (made in Canada!), a printer, groceries, and a residence permit. Yes, the country of Max Weber is very bureaucratic. Because there is much demand these days for all kinds of paperwork, I was lucky to snare an appointment on the farthest southern edge of Berlin. I got my paperwork stamped, so I can reside in Berlin officially. woot! President of Hertie, the Chinese former VM, and Tobias BundeSecond, it turns out that my timing is good and the Hertie School is a happening place. Tobias Bunde, one of the researchers here, is also a/the organizer of the Munich Security Conference which happened the weekend I arrived. So, he brought a former Chinese Vice Minister of Foreign Affairs to a packed room (the Hertie students are from all over and they are keeners) where she presented her take on what happened at Munich and what are the major trends in international relations. I found her to be the best representative of the Chinese government: her English was great, she was not overly polemical, she knew her audience, and so forth. She definitely presented a biased point of view, but a clear one that was well asserted. She noted for instance that only four panels out of a hundred at the conference were on Gaza. She pointed that the discussions on that and on Ukraine were focused on problems, not solutions. But she was not pressed to offer any solutions. She contrasted the threat to freedom of the seas--that it is a problem for commercial shipping in the Red Seas but only a threat to American warships in the South China Sea. Hmmmm. She talked about Asia's long peace, she seems to be omitting the occasional Indo-Pakistan conflict. Speaking of omissions, she argued that occupation never works, and that this something the Americans should have known in 2003 and the Russians should have known two years ago. I was tempted to ask about Tibet or perhaps Chinese intentions towards Taiwan, but the event was for students. It was a great way to jump into things and meet a bunch of folks.No pics of Peter K, but of other important thinkersAnother event was a session with Peter Katztenstein--one of the most important scholars in both International Relations and Comparative Politics for the past fifty years. Required reading, indeed. He was presented his latest book project (no retirement yet) that is pretty complex, raising meta questions about our thinking and about our need to think about uncertainty. It was similar to Debbi Avant's presidential address at the ISA a couple of years ago. He gave us a few chapters, the crowded room had read it, and so it was mostly Q&A. After the talk, he sat near me and we chatted a bit. That he has written books comparing Germany and Japan was not lost on me given my latest projects. Next week, there will be a conference I am crashing at Hertie on the state of Zeitenwende and whether other countries are experiencing it as well. Huh? Oh, this refers to a speech by Germany's Chancellor Olaf Scholz shortly after Russia's 2022 invasion of Ukraine, that we live in a watershed moment, that we need to have a revolution in foreign and defense policy. He committed to a lot more defense spending and ending German dependence on Russian energy. The big questions are: how much of this has and is happening and whether other countries are rethinking their place in the world. I hope to find out next week.Third, I have been getting some work done. I have started arranging interviews for the German case, finalizing the details for a trip to Finland in April to do that case study, doing the same for a research presentation at Central European University in Vienna in a few weeks (and, yes, nailing down the details for an Alps ski trip). I also revised three chapters of the Steve/Dave/Phil book before Dave tries to find some interest at the ISA in April. I hope to do my turn on the rest of the book in the next week. Fourth, I have, of course, been touristing. I spent last weekend and today walking around this part of Berlin. I am far more familiar with west Berlin, as I have been largely based at hotels in west Berlin. My first walks were more targeted as I was looking for grocery stores (and google maps kept lying about where they were). Some observations, which may be due to change over time or may be due to East Berlin being a bit different than West Berlin:Less adherence to the guidance of the little green/red Ampelmännchen, as I saw more people walking despite the red signs. Is this a sign that German society is breaking down?Or is that the walk signals in East Berlin are too damned short? I can't tell you on how many streets I have been stuck in the middle (mostly where the trams go) as the light turns red very quickly.I don't remember this much graffiti all over the place last time. On the bright side, when a store or something has nice wall art, the vandals or artists paint elsewhere.Lots of reconstruction and renovations going on.Lots more Five Guys burger places than I can recall. I haven't tried them yet, as I am mostly doing my own modest cooking (this apartment's kitchen is not well equipped, so no baking and only basic dinners). I did start off my time here with currywurst and chips, but I think my go-to cheap food will be kebabs/shawarma stuff. I did happen to walk past an Indonesian place, so I will be returning to that neighborhood when I am tired of my own cooking.Today's walk was more random, as I would head in one direction and then find something interesting on the map. Which took me to a memorial for those who the East German government killed at the Berlin Wall, which, yes, has been down longer than it has been up. I learned a great deal:I should have realized how dynamic the interplay between Communist government and those seeking to escape would be. The wall such as it was kept evolving as the government learned via the escapes and attempts.Part of the memorial showingwhere the house got built over by the wallIncluding tunneling! 57 people got out through one tunnel--amazing.The wall itself caused more people to want to leave as it signaled more repression.The evolution of the barrier included destruction of a church (one dedicated to Reconciliation!) and the movement of dead bodies from a graveyard, it involved boarding up and then destroying houses. There were a fair amount of German tour groups going through this area, so yes, still much interest even as it recedes in our memories. The other new experience for me is a 21st century gym. I have mostly exercised on ultimate fields, bike rides through neighborhoods, the treadmill in our basement, and the occasional hotel fitness center. There is a spiffy, reasonable place near me that has the stuff I need (treadmills, space to stretch to try to fix my balky knee) and far more stuff. The denizens are in much, much better shape than I am, doing all kinds of exercises that I would not attempt, so that has been a funky distraction while I sweat out the pastries I have been buying. The bakeries here are good, and, yes, they like their donuts. I have resisted mightily but not entirely. Next week, I will report what I learned at zeintenwende-fest. Some random pics from my walks: Vegetarian butcher? Funky signs, not sure there is an actual cafe here.