Die "angebotspolitische" Wende in der Tarifpolitik: Kritik der aktuellen Lohnpolitik der Gewerkschaften
In: Prokla: Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Band 27, Heft 1, S. 97-111
ISSN: 2700-0311
Der Autor macht deutlich, daß die Tarifpolitik der Gewerkschaften in doppelter Weise unter Druck geraten ist: Zum einen sind auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene die Zuwachsraten des Nominallohns so niedrig gewesen, daß sie in der Regel unter dem Anstieg der Arbeitsproduktivität blieben; zum anderen verstärkt sich der Erosionsprozeß der Flächentarifverträge. Die innergewerkschaftliche Verarbeitung dieser tarifpolitischen Umbrüche, so wird weiter gezeigt, erfolgt in zwei kontroversen Debatten. Die erste dreht sich um die von Klaus Zwickel initiierte Idee eines "Bündnis für Arbeit", die zweite um die Frage der Öffnung der Flächentarifverträge für spezielle Anwendungen. Hinter beiden Prozessen wird die elementare Frage gesehen, ob unter dem Druck der Globalisierung und des verschärften Standortwettbewerbs demokratische Verfahren zur Festsetzung der nationalen Arbeitskosten aufrechterhalten werden können. Zusammenfassend stellt der Autor fest, daß die Gewerkschaften gegenwärtig nicht in der Lage sind, "auf die Strukturveränderungen innerhalb des modernen Kapitalismus mit einer Änderung ihres Strategischen Verhaltens zu reagieren." (ICD)