Einstellung zur Demokratie und zum politischen System. Veränderungen durch die Vereinigung.
Themen: Freundschaftskontakte in der DDR vor Wende; neue Freundschaften seit der Wende; eigene Vorstellung über die Zukunft der DDR nach der Wende zum Zeitpunkt der Maueröffnung; persönliche Beurteilung der Wiedervereinigung zum Befragungszeitpunkt; Wichtigkeit der Verbesserung der wirtschaftlichen und politischen Situation in Ostdeutschland; Wichtigkeit des Zusammenlebens der Deutschen aus Ost und West in einem Staat; Verbundenheit mit der eigenen Stadt, mit dem eigenen Bundesland, mit der BRD, vor der Vereinigung mit Deutschland als ganzem, mit der Europäischen Gemeinschaft, mit den alten Bundesländern bzw. mit den neuen Bundesländern und ihren Bürgern; Betonung staatlicher Eigenständigkeit oder vermehrter Zusammenschlüsse als bevorzugte zukünftige politische Welt; Einstellung zur Idee der Demokratie; Demokratiezufriedenheit (Skalometer); Demokratieverständnis; Wichtigkeit der Presse- und Meinungsfreiheit, der Religionsfreiheit, der uneingeschränkten Reisefreiheit, der freien und geheimen Wahl, der Parteienkonkurrenz, einer starken Opposition, der Möglichkeit von Volksabstimmungen, der Demonstrationsfreiheit, unabhängiger Gerichte und des Föderalismusprinzips; Bedeutung der sozialen Gleichheit und der Privatwirtschaft für das Demokratieideal; politisches Interesse; soziales Vertrauen; tatsächliche Meinungsfreiheit in Deutschland; Einstellung zu ausgewählten Bürgerpflichten und Formen politischer Partizipation wie: sich ständig zu informieren, regelmäßige Wahlbeteiligung, den Politikern zu vertrauen, wachsam und mißtrauisch die Politik zu verfolgen, sich an Gesetze zu halten, sich gegen ungerechte Gesetze öffentlich zu wehren, Regierungsloyalität bzw. Regierungskritik zu üben, sich aktiv in politischen Gruppen, Parteien und Bürgerinitiativen einzusetzen, Kritik an der Demokratie zuzulassen, die Demokratie gegen ihre Gegner zu verteidigen, sich sozialpolitisch einzusetzen, Respekt vor dem eigenen Land und Verteidigungsbereitschaft im Falle von Bedrohung; persönliches Verantwortungsbewußtsein; Bewertung der Einflußmöglichkeiten des Bürgers auf die Politik; Unsicherheit bei politischen Diskussionen; Beurteilung des Interesses der Politiker an den Wünschen und Sorgen der Bürger; Politikverständnis; Beurteilung der Einflußmöglichkeiten auf die Politik zwischen den Wahlen; Einstufung der Parteien als Vertreter der Wählerinteressen; Nationalstolz; Einstellung zur Idee des Sozialismus; Einstellung zu dem Sozialismus, wie er in der DDR umgesetzt wurde; frühere Einstellung des Befragten zum Sozialismus; allgemeine Beurteilung der Ergebnisse der Politik in der DDR und vermutete Ursachen für dieses Ergebnis wie Sozialismus, Politiker, SED oder Bürger; Vereinbarkeit von Sozialismus und Demokratie; Scheitern des Sozialismus am falschen Menschenbild, am ökonomischen Ansatz, an den führenden Politikern; Entwicklung eines politischen Verantwortungsbewußtseins im Sozialismus; Sozialismus und soziale Gerechtigkeit; Beurteilung der BRD-Politikerergebnisse bis zur Wiedervereinigung; des Demokratieverständnisses, der Art der Umsetzung, der Politiker und Parteien sowie der Bürger der BRD für die Ergebnisse der Politik in den alten Bundesländern; Beurteilung der Leistung der gegenwärtigen Bundesregierung, der gegenwärtigen Landesregierung und der Parteien; Beurteilung gesellschaftlicher Werte wie Selbstverwirklichung, Fleiß und Leistung, Mitverantwortung, sich an Regeln halten, Selbstbewußtsein und Kritikfähigkeit des Einzelnen, Hedonismus, Wohlstand und politisches Engagement; Ausmaß der allgemeinen Unterschiede zwischen den Menschen in Ost- und Westdeutschland; Sympathie gegenüber den Ostdeutschen bzw. Westdeutschen; Beurteilung der Bürger der ehemaligen DDR als gute Demokraten; Zustimmung zu der moralischen Verpflichtung der Westdeutschen zur finanziellen Unterstützung Ostdeutschlands; Beurteilung der Wiedervereinigung als Vereinnahmung der DDR durch die Bundesrepublik; Einschätzung der finanziellen Westhilfe als Notwendigkeit zur Stabilisierung der gesamtdeutschen Lage; Überrumpelung der Westdeutschen durch den Vereinigungswunsch der Ostdeutschen; persönliche Veränderung durch die Vereinigung; Beurteilung der wirtschaftlichen Situation in Ostdeutschland; Forderung nach einem verstärkten Einsatz der Westdeutschen oder der Ostdeutschen für eine Verbesserung der Verständigung, der Wirtschaftsentwicklung und der Demokratieentwicklung; Postmaterialismus-Skala nach Inglehart; Selbsteinstufung auf einem Links-Rechts-Kontinuum; Wohlfühlen in Deutschland; Beurteilung des politischen Klimas in Deutschland und des politischen Verantwortungsbewußtseins der Deutschen; Beurteilung der Deutschen als gute Demokraten; Vertrauen in politische Zukunft des Landes; Demokratie als beste Staatsform; Notwendigkeit der grundlegenden Einschränkung demokratischer Rechte und Freiheiten zur Lösung zukünftiger Probleme; Beurteilung der Funktionsfähigkeit des politischen Systems in Deutschland; Verwirklichung der demokratischen Grundsätze in Deutschland; Beurteilung der Demokratie in Hinblick auf die Lösung zukünftiger Probleme; Beurteilung der Parteien und Politiker als unterstützungwürdig; Stolz auf Politiker und Parteien; Beurteilung der Politiker als schlechte Demokraten; Vertrauenswürdigkeit der Politiker; Beurteilung der Qualität der Politik; Beurteilung der Fähigkeiten der Politiker und Parteien; Einstellung zu staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft; Beurteilung des Einflusses der Wirtschaft auf die Politik; Beurteilung der derzeitigen und weiteren Entwicklung der wirtschaftlichen Lage; Präferenz für soziale Sicherung im Wohlfahrtsstaat oder für mehr Eigenverantwortung; Beurteilung der Realität der sozialen Sicherung in Deutschland; Dogmatismus, Autoritarismus, Anomie (Skalen); Konformismus: Anpassung an Freunde, Zustimmung zu Mehrheiten und Opportunismus; Geschlech; Geburtsmonat; Geburtsjahr; Erwerbstätigkeit; beruflicher Status; Gründe für Nichterwerbstätigkeit; soziale Herkunft; Kirchenverbundenheit; Lebenszufriedenheit; Selbstwertgefühl (Skala): Kontaktfreude, Erfolglosigkeit, Anerkennung, moralische Minderwertigkeit, soziale Unsicherheit, stolz auf eigene Person; Parteineigung und Parteipräferenz (Sonntagsfrage); Selbsteinstufung der Schichtzugehörigkeit (Oben-Unten-Skala); Haushaltsgröße; Haushaltsnettoeinkommen; Anzahl der eigenen Kinder; Anzahl der eigenen Kinder in unterschiedlichen Altersstufen; Mitgliedschaft in Gewerkschaften, Angestellten-, Beamten- und Arbeitnehmerorganisationen; Mitgliedschaft in Berufsverbänden; Parteimitgliedschaft; Teilnahme an Bürgerinitiativen.
Fragen an ostdeutsche Befragte: Politikinteresse vor der Wende; SED-Mitgliedschaft; Mitglied der CDU, der NDPD, der LDPD, der DBD; Teilnahme an Wendedemonstrationen; Identifikation mit den westdeutschen Parteien vor der Wende; Zeitpunkt des Beginns der Parteizuneigung; Ortsgröße; Kreiskennziffer; Intervieweridentifikation; Interviewdatum.
Charakterisierung der Arbeitssituation. Drogen- und Genußmittelkonsum. Ernährungsverhalten und Gesundheitszustand.
Themen: 1.) Arbeit: Detallierte Angaben über Ausbildung und berufliche Tätigkeit; Wochenarbeitszeit; Überstunden; Nebentätigkeiten; Arbeitsorientierung; Art der körperlichen und physischen Belastungen am Arbeitsplatz; Häufigkeit eigener Arbeitsunfälle mit starken Verletzungen; Arbeitsplatzwechsel und Arbeitgeberwechsel aus gesundheitlichen Gründen; Häufigkeit und Dauer eigener Arbeitslosigkeit in den letzten 10 Jahren; Charakterisierung der psychischen und gesundheitlichen Belastungen am Arbeitsplatz; Auswirkungen der Arbeitsbelastung auf das Privatleben; Zeitdruck und Schwierigkeiten mit den Vorgesetzten; Rauchen und Alkoholkonsum am Arbeitsplatz.
2.) Hausarbeit: Umfang der Hausarbeit an Wochentagen, Samstagen und an Sonntagen; pflegebedürftige oder behinderte Personen im Haushalt; Stellung der Frau in Familie und Berufsleben (Skala); Einstellung zur Hausarbeit (Skala).
3.) Familie und Freizeit: Beurteilung des eigenen Familienlebens (Skala); Kontakte zu Beratungsstellen; wichtigste Belastungen und Probleme (Skala); Zufriedenheit mit der Freizeit; persönlicher Freund oder Vertrauensperson.
4.) Ernährung: Essen unter Zeitdruck oder in Ruhe; gesundheitsbewußtes Ernährungsverhalten; Diät; Teilnahme an Kursen mit dem Ziel der Gewichtsreduktion; kurzfristiger oder dauerhafter Erfolg der Gewichtsregulierung; Körpergewicht und Schuhgröße.
5.) Tabakwarenkonsum: Rauchgewohnheiten; Eintrittsalter beim Konsum von Tabakwaren; täglicher Zigarettenkonsum; Zigarettenstärke und Präferenz von Filterzigaretten; situativ bedingter Rauchkonsum bzw. Angabe von Gelegenheiten des Verzichts; Anzahl der Versuche, das Rauchen zu beenden oder zu reduzieren; Dauer und Häufigkeit solcher Verzichtsversuche; aktueller Wunsch, das Rauchen zu beenden; Interesse an Raucherentwöhnungskursen; Anzahl der Raucher im Haushalt; Aufenthalte in verräucherten Räumen; empfundene Belästigung durch starken Tabakkonsum.
Bei Personen, die sich das Rauchen erfolgreich abgewöhnt hatten, wurde zusätzlich gefragt: Zeitraum seit Beendigung des Rauchens; Art und Weise der Beendigung des Rauchens; wichtigste Gründe für die Beendigung des Tabakkonsums; durchschnittlicher Zigarettenkonsum als Raucher; Versuche, andere zum Tabakverzicht zu bewegen; Personen, die zum Rauchverzicht aufgefordert wurden, und Art der Reaktionen bzw. Art des dann erfolgten Verzichts.
6.) Alkoholkonsum: Häufigkeit und Umfang von Alkoholkonsum, unterschieden nach Konsum von Bier, Sekt oder Wein sowie nach Spirituosen; Wirkungen des Alkohols (Skala).
7.) Drogenkonsum: Kenntnis ausgewählter Drogen und Wissen über die allgemeine Verwendungshäufigkeit dieser Drogen; Einschätzung der Verbreitung von Drogen am eigenen Wohnort und Einschätzung der zukünftigen Entwicklung; Drogenabhängige im Bekanntenkreis; befürchteter Drogenkontakt bei nahestehenden Personen; Befürchtungen, bezogen auf die eigenen Kinder; empfundene Beunruhigungen, daß nahestehende Personen Drogenkontakt haben könnten; Einschätzung der körperlichen und seelischen Gefahren beim Konsum von Haschisch, Heroin und Kokain; Informationsverhalten bezüglich der Drogenwirkungen; Selbsteinschätzung der Informiertheit über die Auswirkungen von Drogenkonsum; gestützte und ungestützte Bekanntheit der Informationsschrift ´Drogen´; Bekanntheitsgrad des Werbeslogans ´Keine Macht den Drogen´ und Angabe des Werbemediums, über das dieser Spruch zur Kenntnis genommen wurde; Gesprächspartner über Auswirkungen des Drogenkonsums.
In Form eines Selbstausfüllbogens wurden ermittelt: Angaben über den Haschisch- und Kokainkonsum der drei besten Freunde; Art der selbst konsumierten Drogen; letzter Drogenkonsum; Interesse am Ausprobieren von Drogen.
8.) Gesundheit: Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands; empfundene Belastung durch Streß oder Beruf; detaillierte Erfassung von ausgewählten Krankheiten und Beschwerden im Verlauf der letzten drei Monate (Selbstausfüllbogen); Selbstcharakterisierung von Eigenverantwortungsgefühlen und Selbstbestimmung sowie latente Angst und Depressionen (Skalen im Selbstausfüllbogen); Häufigkeit von Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten in den letzten Monaten; Präferenz für Selbstdiagnose oder Konsultation von medizinischen Fachleuten; allgemeine Beurteilung der Kompetenz der heutigen Medizin, die gesundheitlichen Probleme zu lösen; Einstellung zu Vorsorgeuntersuchungen und zum eigenen Körpergewicht; Übergewicht als selbstverschuldet von den Betroffenen; Benutzung von Beruhigungsmitteln; Einschätzung der Gefährlichkeit des Rauchens; Nutzung von Arzneimitteln zur Steigerung der Leistungsfähigkeit; Selbstmedikation oder Einnahme von Medikamenten auf Verordnung des Arztes; empfundene Gesundheitsgefährdung durch Umweltverschmutzung und Gefahren aus den Nahrungsmitteln.
9.) Ermittlung durch Selbstausfüllbogen bei Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren: Empfundene Sicherheit beim Schutz gegen Aids; Sorge um eigene Ansteckung oder Ansteckung im Verwandten-oder Bekanntenkreis; Verhaltensänderungen durch Aids; Einstufung von Situationen bezüglich ihrer Gefahr einer Aidsansteckung; Erwartung eines Intimpartners in den nächsten Monaten; mehrere Intimpartner im letzten Jahr; individuelle Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit Aids durch Geschlechtsverkehr; verwendete Empfängnisverhütungsmethode beim Befragten oder Partner; Interviewerrating, ob das Interview zu diesem Zeitpunkt alleine durchgeführt wird oder in Anwesenheit anderer Personen mit eventuellen Eingriffen in das Interview.
10.) Teilnahme an Krebsvorsorgeuntersuchungen; Art der gesundheitsfördernden sportlichen und ernährungsbezogenen Betätigungen; detaillierte Angabe der in den letzten drei Monaten verwendeten Medikamente; Anzahl der gleichzeitig eingenommenen Medikamente; während und vor der Arbeitszeit eingenommene Schmerzmittel, Antidepressiva, Beruhigungsmittel oder Anregungsmittel.
11.) Demographie: Geburtsmonat; Geburtsjahr; Schulbildung; Berufsausbildung; Kinderzahl; Alter und finanzielle Abhängigkeit der Kinder; Zusammenleben mit einem Partner; Eheschließungsjahr; Schulbildung, Berufsausbildung, derzeitige Tätigkeit, berufliche Stellung, wöchentliche Arbeitszeit und Arbeitslosigkeitszeiten des Ehepartners; Jahr des Todes des Ehepartners bzw. Scheidungsjahr; Angaben über Zusammensetzung, Altersstruktur, Staatsangehörigkeit, Erwerbstätigkeit und Einkommensverhältnisse im Haushalt; Telefonbesitz.
Bei Nichtberufstätigen wurde zusätzlich gefragt: Beabsichtigte Aufnahme einer Berufstätigkeit.
AbstractThe province of Minho in the north west of Portugal has long been regarded as a differentiated cultural region of Portugal. This paper begins with a brief presentation of the evidence on household composition in this region published so far, which offers new arguments about the identification of this province's characteristics. The existence of significant proportions of complex family households is related to patterns of post‐marital residence, to demographic features and to strategies of patrimony devolution. The pattern of household composition allows a degree of variation both within each community and across the region. These differences do not imply, however, that different social processes are at work., It is argued that residence should not be given too much importance, but rather be considered as one process among others. The process of household formation is then analysed in a broader social context and related to factors such as forms of labour and patterns of female employment. The authors suggest that some features of rural society in Minho raise substantial problems as far as the use of the 'classic peasantry' as a theoretical reference in studies of an historical nature is concerned, and point to new avenues that may help to foster our knowledge and understanding of historical rural societies in Europe.RésuméLa province du Minho, au nord‐ouest du Portugal, est depuis longtemps considérée commeune région culturellement différenciée. L'article commence par rappeler brièvement les traits caractéristiques des families dans cette région, ce qui caractérìse par le fait même la région elle‐même. L'importance quantitative des ménages complexes est liée à des modèles de résidence post‐maritale, à des faits démographiques et à des stratégies de transmission du patrimoine. Ce modèle de composition des ménages permet une grande variabilityé tant dans les collectivités qu'au plan de la région, mais cette différenciation n'implique pas que des processus différents soient àľoeuvre. Car le fait de la résidence n'est pas un fait fundamental: le processus de formation des ménages est en effet inscrit dans un contexte social plus large oùjouent aussi les formes de travail et ľempioi féminin. Les auteurs suggèrent alors que ces caractéristiques de la société rurale du Minho posent des problèmes de fond dès qu'on fait théoríquement référence à une 'paysannerie classique' dans une étude historique; ils indiquent de nouvelles pistes qui pourraient alimenter la connaissance des sociétés rurales européennes.KurzfassungDie Provinz Minho im Nordwesten Portugals ist lange als eine Region angesehen worden, die sich kulturell unterschiedlich entwickelt hat. Der Beitrag beginnt mit einer kurzen Vorstellung des bisher veröffentlichten Materials über die Zusammensetzung der Haushalte in dieser Region. Damit werden neue Belege zur Bestimmung der besonderen Kennzeichen dieser Provinz vorgelegt. Das Vorhandensein bedeutender Anteile von Groβfamilien‐Haus‐halten hängt zusammen mit den Mustern der Wohnstandortwahl nach der Eheschlieβung, demographischen Merkmalen und Strategien der Erbfolge.Das Muster der Haushaltszusammensetzung erlaubt eine gewisse Variation, sowohl innerhalb einer jeden Gemeinde, als auch zwischen den Regionen. Diese Unterschiede implizieren jedoch nicht, daβ unterschiedliche soziale Prozesse wirksam sind. Es wird behauptet, daβ die Wohnsitzwahl nicht von so groβer Bedeutung ist, sondern als ein Prozess unter anderen anzusehen ist. Es wird dann der Prozess der Haushaltsbildung in einem breiteren sozialen Kontext analysiert und in Beziehung gesetzt zu Faktoren wie Arbeitsfor‐men und Muster der Erwerbstätigkeit von Frauen. Die Autoren weisen darauf hin, daβ einige Merkmale der ländlichen Gesellschaft des Minho, was die Benutzung des klassischen Bauerntums als theoretisches Bezugssystem bei historischen Studien anbetrifft, erhebliche Probleme aufwerfen. Sie zeigen neue Wegen auf, die helfen können, unser Wissen und unsere Kenntnis über historische ländliche Gesellschaften zu verbessern.
SUMMARYThe paper summarizes a decade of experience with problems of export orientated horticulture in developing countries. This sector of the economy is only suitable as an instrument of development if its competitiveness on the international market is guaranteed and maintained. How such efforts are to be assessed as contributions to development policy depends over and above this on how they contribute towards the most important goals of development. Both aspects, which influence the organisational form of export projects, are closely connected.After a brief survey of the most important factors and weaknesses of the vertical integration and marketing systems determining efficiency, the paper looks at the problems of goals of development. It then links up with the idea of basic needs. A final section establishes the connection between the organisational form of export production and the expected contributions to the aims. The various possibilities of designing export orientated horticultural projects and the differences both in the points of departure and the framework of conditions in each case provide no definite answer to the question asked in the theme. However, it becomes clear that efficiency and competitiveness are indeed necessary but not adequate criteria for their assessment from the viewpoint of development policy.RÉSUMÉL'article est fondé sur une dizaine d'années d'expérience ayant trait aux problèmes de l'horticulture tournée vers l'exportation dans les pays en voie de développement. Ce secteur économique ne convient comme moyen de développement que si sa compétitivité sur le marché international est garantie et maintenue. Pour savoir si de tels efforts contribuent effectivement aux politiques de développement, il faut avant tout se demander comment ils permettent d'atteindre les objectifs les plus importants du développement. Ces deux aspects, qui ont un impact sur l'organisation de ces projets tournés vers l'exportation, sont étroitement liés.Après un bref survol des plus importantes forces et faiblesses de Pintégration verticale et des systèmes de commercialisation, l'article détaille le problème des objectifs de développement, ce qui l'amène à la question des besoins de base. La dernière partie a trait à la relation entre l'organisation des productions et les effets attendus du point de vue des objectifs. Les différents modèles possibles d'horticulture tournée vers l'exportation, et les différences tant au point de départ que dans le cadre de réalisation, tout cela ne permet pas une réponse définitive à la question posée. Toutefois il apparaît clairement que si l'efficacité et la compétitivité sont des conditions nécessaires, elles ne sont pas des critères adéquats pour évaluer ces projets du point de vue d'une politique de développement.ZUSAMMENFASSUNGDie Arbeit zieht Resumee aus einem Jahrzehnt Erfahrungen mit Problemen des exportorientierten Gartenbaues in Entwicklungsländern. Als Instrument der Entwicklung ist dieser Sektor nur gceignet, wenn seine Wettbewerbsfähigkeit am internationalen Markt gewährleistet und erhalten wird. Wie die entwicklungspolitischen Beiträge derartiger Bemühungen zu beurteilen sind, hängt darüber hinaus von den Zielbeiträgen ab, die sie zu den wichtigsten Zielen der Entwicklung leisten. Beide Aspekte stehen in engem Zusammenhang, die die Organisationsformen von Exportprojekten sowohl hinsichtlich ihrer Effizienz als auch ihrer Zielbeiträge beeinflussen.Nach einem kurzen Überblick über die wichtigsten effizienzbe‐stimmenden Faktoren und Schwachstellen von vertikalen Produktions‐und Absatzsystemen geht die Arbeit auf die Zielproblematik der Entwicklung ein. Sie knüpft dabei an das Konzept der Basic Needs an. In einem letzten Abschnitt stellt sie die Verbindung zwischen Organisationsformen der Exporterzeugung und den zu erwartenden ‐ positiven und negativen ‐ Zielbeiträgen her. Die vielfältigen Gestal‐tungsmöglichkeiten für exportorientierte Gartenbauprojekte und die Unterschiede der jeweiligen. Ausgangssituationen und Rahmen‐bedingungen lassen keine eindeutige Antwort auf die im Thema gestellte Frage zu; es wird jedoch deutlich, daß Effizienz und Wettbewerbsfahigkeit zwar notwendig, aber keine hinreichenden Kriterien für deren Beurteilung aus entwicklungspolitischer Sicht sind.
Die Themen 'Alter', 'Bildung', 'Zivilgesellschaft' sind jeweils zentrale Themen des wissen-schaftlichen und politischen Diskurses. Dies trifft für die Altenbildung und für ihr Verhältnis zur Zivilgesellschaft nicht oder nur sehr bedingt zu. Entsprechend hat die Wissenschaft der Altersbildung, die Geragogik, sich noch nicht zu einer eigenen allgemein anerkannten Wis-senschaftsdisziplin etabliert. Allerdings setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Bil-dung im Alter eine Investition ist, die positive psychische, soziale und ökonomische Effekte hat. Bildung ist darüber hinaus einer der wichtigsten Prädiktoren für zivilgesellschaftliches Engagement auch im Alter. Hinzu kommt, dass der Altersstrukturwandel zu ansteigenden (politischen) Aktivitäten von Senioren und zu einer Ausweitung des Berufsfeldes der Arbeit mit älteren Menschen führt. All diese sozialen Prozesse berühren Themen der Altenbildung. Allerdings findet dies kaum eine angemessene Entsprechung in Form der wissenschaftlich beglei-tenden Implementierung, Evaluation von Modellprojekten der Altenbildung, der beruflichen Fort- und Weiterbildung, der Entwicklung von Curricula etc. Aus diesem Grund ist die Gera-gogik wissenschaftshistorisch die adäquate Antwort auf den komplexer werdenden Alters-strukturwandel. So wie sich die soziale Gerontologie ebenfalls im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung des demographischen Wandels herausgebildet hat. Während die Altenbildung wenigstens in Ansätzen in unterschiedlichen Feldern vorhanden ist, so ist das Thema politische Weiterbildung mit älteren Gewerkschaftsmitgliedern ein Desi-derat. Bisherige Altenbildungsansätze bleiben oft auf die individuelle Bewältigung des Über-gangs vom Erwerbsleben zum 'Ruhestand' und der Erschließung individueller Aktivitäten begrenzt. In der vorliegenden Arbeit wird besonders die Frage untersucht, wie eine Altenbil-dung in Theorie und Praxis zu gestalten ist, damit sie sowohl die Identitätsentfaltung als auch gesellschaftspolitische Partizipationsprozesse fördert. Es existiert eine große Forschungslücke im Hinblick auf Bedingungen, Voraussetzungen und Chancen für eine gewerkschaftlich ausgerichtete Altenbildung, die emanzipatorische Po-tentiale im Alter freilegt. Daraus ergibt sich die zentrale Leithypothese dieser Arbeit: Syste-matisch organisierte lebensbe-gleitende Weiterbildung, die sich der Aufklärung verpflichtet fühlt, ist eine wesentliche Voraussetzung, im Alter ein mündiger Bürger zu sein und die Per-sönlichkeitsentfaltung zu stärken. Hieraus leiteten sich zunächst vier erkenntnisleitende Fragestellungen ab:1. Kann kritische Altenbildung einen Beitrag zur Demokratisierung der Gesellschaft leisten?2. Kann kritische Altenbildung einen Beitrag zur Stabilisierung der Per-sönlichkeit leisten?3. Welche praxeologischen Konklusionen ergeben sich aus der Analyse der empirischen Ergebnisse einer gewerkschaftlich orientierten Al-tenbildung am Beispiel der Bil-dungsstätte 'neues alter' in Hat-tingen? 4. Welche konzeptionellen Schlussfolgerungen sind für eine gewerkschaftlich orientierte kritische Altenbildung zu ziehen? Im Zuge des wissenschaftlichen Forschens stellte sich die dringliche Frage, wie Altenbil-dung und - umfassender - Geragogik nicht nur durch alterstheoretische Überlegungen fun-diert, sondern auch meta- bzw. wissenschaftstheoretisch begründet werden kann. Nach wie vor gibt es keine allgemeingültige Alterstheorie, denn Alter gilt als normativ und instrumen-tell unter-bestimmt. Von daher hat die Darlegung der wissenschaftstheoretischen Begründung und des eigenen theoretischen Standpunktes, von dem aus zusätzliche ergänzende Aspekte für eine moderne Alterstheorie entfaltet werden, einen größeren Stellenwert erhalten als ur-sprünglich geplant. Das Anliegen dieser Arbeit besteht dann auch darin, Geragogik stärker theoretisch aus kritischer Perspektive zu untermauern. Die Untersuchung gliedert sich in fünf Haupteile, sowie die Einleitung und den Schlussteil. Nach den einleitenden Ausführungen beschreibe ich im zweiten Teil auf der Phänomenebene die gesellschaftlichen Voraussetzungen einer kritischen Geragogik. Arbeiterbewegung und demographischer Wandel werden in den Kontext ge-sellschaftlicher Umbrüche gestellt, um von hieraus erste Konklusionen für eine kritische Ge-ragogik zu beschreiben.Zunächst verdeutliche ich die Schwierigkeiten der Soziologie bei der Suche nach den Struk-turmerkmalen einer Gesellschaft, die sich in einer epochalen Umbruchsituation befindet. Zwischen den Polen der Individualisierung und Globalisierung gelten alte Orientierungen nicht mehr, ohne dass sie aber bereits von neuen abgelöst wären. Nach neuen Antworten wird allerdings intensiv gesucht: Stichworte sind 'Risikogesellschaft', 'Erlebnisgesellschaft', 'Dienstleistungsgesellschaft', 'Bildungsgesellschaft' etc. Sicher ist, dass im Zuge des gesellschaftlichen Strukturwandels proletarische Milieus erodie-ren und damit weitreichende individuelle Unsicherheiten, aber auch Entfaltungspotentiale verbunden sind. Bildung wird dabei zentrale Ressource individueller und gesell-schaftlicher Entwicklung. In diesem Kontext wird auch über die Diffusion des gesellschaft-lichen Zusammenhalts diskutiert. Die 'Zivilgesellschaft' soll dem entgegenwirken. Eine An-nahme dabei ist, dass sich die Erwerbsarbeitsgesellschaft in die Tätigkeitsgesellschaft wan-delt. Relevant ist nicht mehr die Unterscheidung zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Bedeut-sam ist eine neue Zeitstruktur. Danach befindet sich der Einzelne in den unterschiedlichen Zeitzonen der Erwerbszeit, Bildungszeit, Bürgerzeit, Familienzeit und Eigenzeit. Unabhängig von der Richtigkeit der dieser Vorstellung zugrunde liegenden Annahme, dass Vollbeschäfti-gung nicht mehr erreichbar ist, verbergen sich hinter der Debatte um die Bürgergesellschaft Ambivalenzen: Da sind zum einen durchaus Chancen im Sinne der Ausweitung demokra-tischer Beteiligung, der Wohlfahrtsökonomie und der Linderung von Arbeitslosigkeit. Zum anderen besteht aber die Gefahr des Missbrauchs, indem ehrenamtliches Engagement zum Auffangbecken für den Abbau sozialer Leistungen des Staates wird.Für die Arbeiterbewegung und ihre Organisationen sind mit diesem Wandel weitreichende Schwierigkeiten verbunden: Mit dem Wegbrechen der Montanindustrie verliert sie auch die industrielle Arbeiterschaft, die immer den Kern der Arbeiterbewegung bildete. Im Zuge der Individualisierung und der Technisierung der Arbeitswelt ändern sich kollektive Denk- und Handlungsmuster. Es steigen ebenso die Ansprüche an die eigene Organisationen im Hinblick auf Transparenz und Mitgestaltungs-möglichkeiten. Schließlich ist mit dem Scheitern der staatssozia-listischen Länder Osteuropas jede grundlegende Alternative zum Kapitalismus diskreditiert. Neoliberales Gedankengut, dass die betriebswirtschaftliche Sichtweise als Blau-pause für alle gesellschaftlichen Felder nutzen will, ist vorherrschend. Die Gewerkschaften befin-den sich in einer existentiellen Krise. Eine erneuerte Gewerkschaftsbewegung muss sich die Frage nach ihren unabgegoltenen emanzipatorischen Potentialen stellen. Dazu gehören Werte wie zum Beispiel die freie Entwicklung des Einzelnen als Voraussetzung für die Frei-heit aller, die Entfaltung der Demokratie und die allseitige Entwicklung der Persönlichkeit. Gleichzeitig erzeugt der Kapitalismus als einzig vorherrschendes Weltsystem seit der histo-rischen Wende aus sich heraus Widersprüche und Probleme, die die Forderung nach einer sozialeren und demokratischen Regulierung von Wirtschaftsprozessen immer wieder auf die Tagesordnung stellen. Die Gewerkschaften haben sich in ihrem Erneuerungsprozess an einem Paradigmen-wechsel von der Betriebsorientiertheit auf ein politisches Mandat zu orientieren und müssen als Beteili-gungsgewerkschaften eine eigene Vorstellung von gesellschaftspoli-tischer Vernunft ent-wickeln. Die Vorstellung der Dichotomie von Kapitalismus und Sozialis-mus ist nicht mehr aufrecht zu halten. In Zukunft wird es um eine Mischung des Verhältnis-ses zwischen Gesellschaft, Markt und Staat gehen. Zur Bewältigung gesellschaftlicher Um-brüche ist auch der demographische Wandel zu zählen, dem sich die Gewerkschaften eben-falls stel-len müssen.Zentrales Merkmal des Altersstrukturwandels ist nach Naegele und anderen die Differenz des Alters, die sich in der Singularisierung, Entberuflichung, Hochaltrigkeit, Feminisierung etc. ausdrückt. Hierauf sind entsprechend differenzierte sozialpolitikwissenschaftliche Antworten zu finden. In einer erwerbszentrierten Gesellschaft kann es bei dem Übertritt in den 'Ruhe-stand' zu individuellen Krisen kommen. Entscheidend für das Verhalten in der nachberuf-lichen Lebensphase ist die vorangegangene Lebensbiographie. Danach kommt es im 'Ruhestand' lediglich zu einer Ausweitung von Tätigkeiten, die bisher im bisherigen Le-ben in der Freizeit praktiziert wurden (Kontinuitätsthese). Gleichzeitig vollzieht sich ein para-digmatischer Wandel des Alterbildes von der Fürsorge zur Selbstinitiative. Dies kommt in der steigenden Anzahl von Selbsthilfegruppen im Alter und stärkerem politischen Engagement Älterer zum Ausdruck. Senioren sind allerdings eher nach wie vor eine 'latente' Altenmacht. Dazu trägt ihre Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit bei, die die Entfaltung gemeinsamer Akti-vitäten erschwert. Außerdem ist im Alter eine deutliche Präferenz für konservative Ein-stellungen festzuhalten. Der medial oft beschworene 'Generationenkrieg' ist em-pirisch nicht nachweisbar. Eher kommt es zu einer 'Verflüssigung' des Generationenverhält-nisses. Das Verhältnis von Jung und Alt wird für den Zusammenhalt der Gesellschaft in der Zukunft zentrale Bedeutung erhalten. Von besonderem Interesse ist das 'ehrenamtliche' Engagement von Älteren. Vermutet man hier doch enorme - auch ökonomische - Potentiale für die Gesellschaft. Allerdings gilt hier die gleiche Ambivalenz, wie sie grundsätzlich für zivilgesellschaftliche Aktivitäten be-schrieben ist: Chancen und Risiken des Missbrauchs bis hin zu einer erneuten Verpflichtung von Älteren liegen hier dicht zusammen. Besonders bei den 'jungen Alten' werden große Ressourcen vor allem für personale Dienstleistungen vermutet.Die Gewerkschaften hat der demographische Wandel eingeholt, ohne dass sie hierauf zum Beispiel innergewerkschaftlich angemessen reagiert hätten. Die 1,5 Millionen 'Ruheständler' im DGB werden eher negativ im Sinne von 'Überalterung' diskutiert. Die Ressourcen bleiben ungenutzt. Es verdichtet sich die wissenschaftliche Erkenntnis, dass mit der 'Altersfrage' die Handlungsfähigkeit der Gewerkschaften zukünftig berührt ist. Dieser erste Teil schließt mit der Erkenntnis, dass Geragogik ein Erfordernis ist, um die Transferprozesse des sich wechselseitig beeinflussenden Bedingungsgefüges von Gesell-schaft, Kultur und Individuum zu organisieren. Geragogik ist Teil eines neuen Lernzyklus, der sich aus den beschriebenen gesellschaftlichen Umbrüchen ergibt. Dabei sind die Chancen für eine kritische Altenbildung mit älteren Gewerkschaftsmitgliedern günstig, denn erstens sind sie oft politisch interessiert und zweitens durch ihr früheres Engagement eher bereit, weitere Aktivitäten zu entfalten. Bildungsarbeit könnte besonders für Personen in der Übergangsphase zur nachberuflichen Lebensphase bedeutsam sein, um zum Beispiel dem Verlust von Mitglie-dern vor-zubeugen. Gleichzeitig eröffnen sich für den Einzelnen Chancen der Identitäts-entfal-tung im Alter durch einen voranschreitenden tertiären Sozialisationsprozess, der zielge-richtet verläuft. Nach der Beschreibung der gesellschaftlichen Bedingungen einer kritischen Gerago-gik wende ich mich im Folgenden ihren theoretischen Voraussetzungen zu.Im dritten Teil lege ich in Abgrenzung zu gängigen soziologischen Modellen meinen eigenen Theorieansatz dar. Dies begründet die An-lage der gesamten Untersuchung und ist die Grundlage für den rationalen Diskurs. In der Metatheorie wird die Wissenschaft selbst zum Ge-genstand der Wissenschaft. Wissenschaftstheorie befasst sich mit dem wissenschaftlichen Erkenntnisprozess: Danach gilt ein Aussagesystem als wissenschaftlich, wenn es empirisch gestützt ist, soziale Prozesse erklärt und weitere Entwicklungen prognostiziert. In der Analyse des Theorie-Praxis-Verhältnisses wird herausgearbeitet, dass sich die Diesseitigkeit einer Theorie an ihrer praktischen und problemlösenden Kompetenz erweist. Des Weiteren wird Wissenschaft metatheoretisch als soziales System betrachtet. Sie hat die soziale Funktion, die Existenz und die Fortentwicklung der Gesellschaft zu gewährleisten. Damit ist Wissenschaft als Teil von Wissenschaftsgeschichte zu betrachten. Im Unterschied zur Kunst, in der große Werke nicht veralten, ist es das 'Schicksal' der Wissenschaft, dass ihre Erkenntnisse im Laufe der Zeit anachronistisch werden. Ausgenommen sind hiervon die Methoden der Wissenschaften. Diese Bezogenheit der Wissenschaft auf Gesellschaft und Geschichte führt zum Werturteils-streit in der Soziologie, der auf Weber zurückgeht, aber noch heute wiederzufinden ist. So vertritt zum Beispiel Habermas einen normativen Universalismus, wonach sich Aufklärung an der besseren Gesellschaft zu orientieren hat. Dagegen steht für Luhmann die Frage nach der Funktion von Gesellschaft angesichts der Vielfalt von Problemen im Vordergrund. Für ihn geht es um gesellschaftliche Selbstbeobachtung. Letztlich wird hier der Meinungsstreit über das Selbstverständnis der Soziologie ausgetragen: Sieht sie sich als Ordnungswissenschaft oder als kritische Gesellschaftstheorie mit der Anmaßung des Ganzen? Eine methodologische Schlussfolgerung besteht in dieser Untersuchung darin, dass Werturteile nicht in den unmit-telbaren Forschungsprozess einfließen dürfen: Es existiert eine Dichotomie zwischen Wert-urteilen und Erkenntnissen von Zusammenhängen. Allerdings kommt der Wissenschaftler angesichts der Vielzahl der Probleme ohne Wertbeziehungen nicht aus (Dezisionismus): Wertfragen des Forschers sind bei der Auswahl des Forschungsgegenstandes und der Inter-pretation von Daten bedeutsam. Nach diesen metatheoretischen Überlegungen gehe ich über zur Beschreibung soziologischer Sozialisationsforschung, da meiner Untersuchung die These von Veelken zu Grunde liegt, dass Entfaltungsmöglichkeiten im Alter im Rahmen von 'tertiären Sozialisationsprozessen' zu betrachten sind. Es werden grundsätzliche Überlegungen zur interdisziplinären Anlage der Sozialisationsforschung dargelegt. Deutlich wird: Leistungsfähige Sozialisationstheorien haben das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft als Prozess der Individuation und Vergesellschaftung zu betrachten. Der Sozialisationsforschung liegen wiederum unterschiedliche soziologische Theoriemodelle zu Grunde: In der Systemtheorie nach Parsons und fortentwickelt durch Luhmann interessiert die Frage, unter welchen Bedingungen Gesellschaft und soziale Pro-zesse zu einem gleichgewichtsregulierenden Wirkungszusammenhang kommen. Das Ganze besteht aus gleichrangig angeordneten Subsystemen, die sich im Prozess der Autopoiesis selbsterhalten. Sie bleiben autonom und müssen gleichzeitig ihre Anschlussfähigkeit zu ande-ren Systemen herstellen. Systemisches Denken bedeutet Reduktion von Komplexität ange-sichts einer zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft. Subsysteme befinden sich in einem dauernden Austauschprozess. Dadurch wird die Dynamik des gesellschaftlichen Wan-dels erklärt. Ein Vorwurf an diesem Ansatz ist, dass das Individuum vernachlässigt wird. Hier hilft der handlungstheoretische Ansatz des 'symbolischen Interaktionismus' nach Mead weiter, der besonders die individuellen Handlungsoptionen betont. Allerdings besteht hier das Problem, dass der Realität keine eigene Seinsqualität mehr zukommt und nur noch qua sub-jektiver Interpretationen besteht. Im Ansatz der Gesellschaftstheorie, der sich auf den Theo-rietypus Marx bezieht, wird herausgearbeitet, dass 'Arbeit' als bewusste soziale Tätigkeit das Gattungswesen des Menschen ausmacht. Die Verknüpfung von Individuum und Gesellschaft erfolgt über die Tätigkeit, die durch historische Gesellschaftsformationen bestimmt ist. Der historische Prozess wird als voranschreitende Entwicklung der Vernunft begriffen. Im Abgleich der verschiedenen soziologischen Ansätze und ihrer Konsequenzen für die So-zialisationsforschung kritisiere ich, dass das Verhältnis Individuum und Gesellschaft zwischen den Polen der Nach- und Vorrangigkeit des Einzelnen betrachtet wird. Positiv ist hervorzuheben, dass eine sozialisationstheoretische Herangehensweise das Individuum in seinen Entfaltungsmöglichkeiten und seiner permanenten Lernfähigkeit sieht. Für den eigenen Theorieansatz versuche ich diese vorwärtsweisenden Aspekte der Sozialisationstheorie aufzu-nehmen und sie mit einem gesellschaftstheoretischen Gedankengebäude zu verknüpfen. Gesellschaftstheoretisch wird von folgenden Eckpunkten ausgegangen:· Wissenschaft durchdringt die Erscheinungsform eines Phänomens auf sein Wesen.· Die Dialektik ermöglicht die Analyse der Gesellschaft in ihrer Widersprüchlichkeit und Totalität. Das gesellschaftliche Ganze wird durch die Arbeit erzeugt. Somit sind ökonomische Prozesse und Interessen sowie ihre Auseinandersetzungen wesentlich für die Explikation sozialer Vorgänge. · Anthropologisch ist die teleologische, bewusste und soziale Tätigkeit das Gattungsmä-ßige des Menschen.· Geschichte ist ein Prozess menschlicher Selbstverwirklichung auf immer höheren Stu-fen. Mit Bourdieu begründe ich den emanzipatorischen Charakter meines Theorieansatzes. Für ihn ist Soziologie politisch und historisch und hat einen Beitrag zu mehr Demokratie zu leisten, damit sozial Ausgegrenzte zu politischen Akteuren ihrer Interessen werden. Er überwindet die Dichotomie zwischen Individuum und Gesellschaft durch ein relationales Denken. Das heißt: Gegenstand der Soziologie ist nicht der Einzelne oder die soziale Gruppe, sondern sind ihre Bezüge untereinander, ihre Relationen. Er fordert, dass kritische Intellektuelle gegen den vor-herrschenden Neoliberalismus 'wissenschaftliche Gegenautorität' erzeugen. Eine 'neutrale' Wissenschaft hält er für eine interessengeleitete Fiktion. Dazu will er einen 'Generalstand sozialer Bewegungen' formieren, der auch die zu erneuernden Gewerkschaften einschließt. Metatheoretisch versucht er die Antinomien in den Sozialwissenschaften zu überwinden. So geht er von einem praexeologischen Theorieverständnis aus, nach dem Theorie und Praxis sich wechselseitig durchdringen. Aus der Selbstreflexivität der Soziologie erschließt sich ihr emanzipatorischer Charakter: Der Soziologe gewinnt ein Teil Freiheit, indem er Gesetzmä-ßigkeiten sozialer Felder erkennt und sie als veränderbar begreift. Die Analyse sozialer Felder praktiziert er mit seinen theoretischen Werkzeugen 'Kapital', 'Habitus' und 'Feld'. In sozialen Feldern finden Kämpfe um Macht und Einfluss statt. Die Positionen der sozialen Akteure sind in diesem 'Spiel' durch ihre Verfügungsmacht über Kapital bestimmt. Zustimmung zu Herrschaftsstrukturen erklärt er durch den Habitus. Er ist ein inneres Regulativ, das soziale Feldbedingungen inkorporiert, soziale Vorgehen bewertet und interpretiert und soziale Praxis generiert. Der Habitus ist sozial bestimmt und begründet die Relation zwischen Lebensstil und sozialer Position. Die Unterscheidung zwischen sozi-alen Gruppen drücken sich in Distinktionsbeziehungen aus. Gesellschaft besteht aus der Summe sozialer Felder, die relativ autonom sind. Bourdieus politische Soziologie zielt auf eine universell intellektuelle Freiheit, die zu einer rationalen und humanen Veränderung der Gesellschaft führt.Meinen eigenen gesellschaftstheoretischen Ansatz wende ich im vierten Teil auf das Phäno-men 'Alter' an. Zunächst beschreibe ich verschiedene Alterstheorien und arbeite den Para-digmenwechsel von der Theorie des Disengagement zur Aktivitätstheorie heraus. Eine zen-trale Argumentationslinie ist dabei der Ansatz der tertiären Sozialisation. Er impliziert die Möglichkeit für den Einzelnen, seine Identität auch im Alter durch tätige Auseinandersetzung mit der Umwelt fortzuentwickeln. Gleichzeitig sind Ältere als eine sehr differenzierte Grup-pierung zu beschreiben. Die Theorien über das Alter haben sich allerdings noch nicht zu einer allgemein gültig anerkannten Alterstheorie verdichtet.Gemäß meines eigenen dialektischen Ansatzes versuche ich unter soziologischer Perspektive das Verhältnis von Alter und Gesellschaft in seiner Widersprüchlichkeit zu erfassen. Dies impliziert auch eine relationale Betrachtung, die Alter nur im gesellschaftlichen Kontext erfasst. Danach ist die negative Konnotation von Alter vor dem Hinter-grund des wachsenden Widerspruchs zwischen Alter und Gesellschaft zu betrachten, wie dies Backes erläutert. Grund hierfür ist ein Vergesellschaftungsmodell 'Alter', das mit seinen zwei Komponenten der materiellen Abgesichertheit und des 'Ruhestands' hinter den wachsenden Anforderungen Älterer an ihr Leben zurückbleibt. Gemäß des eigenen materialistischen Ansatzes erläutere ich die Zusammenhänge zwischen Alter und Ökonomie, sowie der im Kapitalismus spezifischen Interessen. Ich lege am Beispiel der Analyse der letzten Rentenreform dar, warum eine Politik des Neoliberalis-mus den Wi-derspruch zwischen Alter und Gesellschaft verschärft und hier eine tendenzielle Erosion des Generationenvertrages droht. Schließlich ordne ich die Ausweitung der berufsfreien Lebens-phase in der Jugend und im Alter historisch ein und zeige, dass aufgrund der fortschreitenden Pro-duktivkraftentwicklung in langfristiger Perspektive die Le-bensarbeitszeit potentiell weiter verkürzt werden kann. Hier eröffnen sich Chancen für eine 'Kulturgesellschaft' , in welcher der Einzelne jenseits der Erwerbsarbeit in zunehmender Weise seine Persönlichkeit all-seitig entwickeln kann. Damit wird das Phänomen 'Alter' in den historischen Kontext der wachsenden Selbstverwirklichung des Menschen gestellt.Mithilfe von Bourdieu gehe ich der Frage nach, wer die vordringliche Zielgruppe einer kri-tischen Geragogik sein kann. Hier wird die Verbindung zu den sozialen Bewegungen im all-gemei-nen und den sich zu erneuernden Gewerkschaften im besonderen hergestellt (Bourdieu 2001a). Durch den Bezug auf ältere Gewerkschaftsmitglieder wird auch der Problematik der sozialen Differenz im Alter für gemeinsame politische Aktivitäten Rechnung getragen. Da-durch wird natürlich nicht die Vielfältigkeit im Alter aufgehoben, aber durch den gemeinsa-men gewerkschaftlichen Bezug überdacht. Danach wende ich Bourdieus Kapital- und Habi-tustheorie auf das 'Alter' an, um zu zeigen, unter welchen Voraussetzungen, Senioren sich von einer latenten zu einer realen Macht entwickeln können. Bedeutsam ist hier die These der Herausbildung eines Altershabitus, der durch die Widersprüchlichkeit von Befreiungspoten-tialen und Ausgrenzungstendenzen gekennzeichnet ist und sozial bedingt ist.Zur Beantwortung der Frage, was denn das Sinnvolle im Alter ist, greife ich auf Koflers Tä-tigkeitskonzept zurück und begründe anthropologisch, dass Arbeit im umfassenden Sinn als zielbewusstes Tätigsein das Gattungsmä-ßige des Menschen ausmacht und sich im histo-rischen Prozess als wachsende Selbstverwirklichung realisiert. Daraus entwickle ich ein neues Vergesellschaftungsmodell, das die bisherigen Elemente der sozialen Absiche-rung und der Entpflichtung von Erwerbsarbeit in modifizierter Form enthält und um ein drittes Element zu er-gänzen ist: Dies besteht in der teleolo-gischen, sozialen und be-wussten Tätig-keit, die auch im Alter die Vermittlungsebene zwischen Indi-viduum und Gesellschaft gewährleistet. Diesen Teil beende ich mit Veelkens Ansatz der tertiären Sozialisation. Dieser schließt die Lücke der bisherigen Betrachtungen, die das Individuum eher vernachlässigen. Hiermit wird gezeigt, wie der Einzelne seine Identität im Dreiecksverhältnis zwischen Individuum, Kultur und Gesellschaft entfalten kann. Gleichzeitig eröffnet diese Be-trachtung des Alters den Weg zur Altenbildung. Im folgenden fünften Teil wird der Bogen von der Alterstheorie zur kri-tischen Geragogik gespannt. Dazu werden die sozialisations- und habitustheoretischen Überlegungen auf die Altenbildung übertragen. Altenbildung ist eine zentrale Voraussetzung, damit der Ältere über andere soziale Gruppen seine An-schlussfähigkeit an andere Subsysteme erhält. Kritische Altenbildung knüpft an einem Alters-habitus an, in dem sich lebensbiographische Prozesse mit Einstellungen aus sozialen Her-künften miteinander verbinden. Die Position im sozialen Feld 'Alter' bestimmt sich für den einzelnen Älteren über das Ausmaß der Verfügung über öko-nomisches, kulturelles, soziales und symbolisches Kapital. Entsprechend zielt kritische Gera-gogik darauf ab, die individuelle und gesellschaftliche Handlungskompetenz älterer Gewerk-schaftsmitglieder zu stärken, in-dem sie sich vor allem kulturelles Kapital aneignen. Dieser Aneignungsprozess von kultu-rellem Kapital zielt allerdings nicht auf die Anhäufung abstrak-ten Wissens, sondern ist als Erfahrungslernen zu organisieren. Mit der Reflexion der eigenen Lebensbiographie ist eine visionäre Lebensführung verbunden, die auch im Alter individuelle und gesellschaftliche Zu-kunftsentwürfe erlauben. Dabei kommt älteren Gewerkschaftsmit-gliedern eine besondere Be-deutung zu: Die Gewerkschaften haben aus ihrem Selbstverständ-nis und der Interessenslage ihrer Mitglieder heraus Potentiale für eine Politik gegen den Neoliberalismus. Zudem be-sitzen ältere Gewerkschaftsmitglieder wichtige Lebenserfahrun-gen, die es aufzuheben gilt. Ihre relativ stark ausgeprägten Interessen an politischen Vorgän-gen sind darüber hinaus gute Voraussetzungen für eine politische Weiterbildung im Alter. Anschließend erfolgt die Beschreibung der konkreten historischen Sozialisationserfahrungen der Jahrgänge von etwa 1920 bis ca. 1940. Da bei der vorliegenden Untersuchung Möglich-keiten einer kritischen und politischen Altenbildung ausgelotet werden, be-schreibe ich die kritische Dimension von Bildung und die Bedingungen von politischer und gewerkschaft-licher Weiterbildung im Alter. Daran schließt sich die Schilderung von Eckpunkten einer kri-tischen Geragogik an. Aus der wis-senschaftshistorischen Sicht wird die Herausbildung der Geragogik zu einer eige-nen Wissenschaftsdisziplin als Erfordernis einer zunehmenden Diffe-renzierung des Alters-strukturwandels, der im Kontext gesellschaft-licher Umbrüche zu sehen ist, gesehen. Gerago-gik wird nach Veelken definiert als die Umsetzung der Lehre vom Lebenslauf und Lebensziel in die Praxis des Lehrens und Lernens. Sie befasst sich mit Altenbildung, gerontologischer Aus-, Fort- und Weiterbildung und der Forschung in Theorie und Praxis. Im Zuge der Her-ausbildung der Zivilgesellschaft besteht eine ihre wichtigen Herausforderungen darin, Ältere zu Tätigkeiten zu befähigen, die selbstbestimmt und emanzipatorisch angelegt sind. Damit werden Anforderungen der tertiären Sozialisation mit dem neuen Vergesellschaftungsmodell verknüpft. Insofern ist Geragogik ein wesentliches Element zur Überwindung des Wi-der-spruchs von Alter und Gesellschaft. Weiter werden die Zusammenhänge zwischen Identitätsent-faltung und gesellschaftspolitischer Partizipation ex-pliziert, die zentraler Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind. Ab-schließend werden in diesem Teil die methodisch-didak-tischen Besonder-heiten des Lernens im Alter herausgestellt. Schließlich werden Aussagen zu den Themen der politischen Altenbildung, zur Zielgruppe und zum Verhält-nis von Dozenten und Teilnehmern, die auch die Beziehung von Jung und Alt betrifft, getroffen. Im sechsten Teil werden anhand einer Sekundärbetrachtung empirischer Ergebnisse über ge-werkschaftlich orientierte Altenbildung am Beispiel der Arbeit in der Bildungsstätte 'neues alter' praxeologische Konklusionen ge-zogen, die sich aus dem Kontext des übergeordneten theoretischen Zusam-menhangs ergeben. Dazu werden zunächst die Sozialdaten der Teilneh-mer und ihre politischen Präferenzen erfasst. Die empirischen Daten beantwor-ten die Frage, ob es gelingen kann, bei bildungsungewohnten Personen (Stahlarbeiter), die in der Regel ge-werkschaftlich organisiert sind, über Weiterbildung im Alter die Identitätsentfaltung durch neue Tätigkeiten zu festigen und zu verbessern und zu einem stärkeren politischen En-gage-ment zu kommen. Anhand der Beschreibung unter anderem zweier Projekte zur Ge-schichte und zum Naturschutz werden Handlungsorientierungen für eine kritische Al-tenbildung darge-stellt. Darüber hinaus werden Voraussetzungen für eine erfolg-reiche Altenbildung skizziert. Es wird deut-lich, dass Lernen im Alter erfahrungsbezogen und handlungsorientiert anzulegen ist. Dies kann durchaus dazu beitragen, im Alter neue Hand-lungsfelder zu erschließen, die in der bisherigen Lebensbiographie unerschlossen geblieben sind. Die empirischen Ergebnisse verdeutlichen darüber hinaus, dass das Bildungsprogramm durch eine große Nähe zu den Teilnehmern, die die direkte Beteiligung an der Planung des Bildungsprogramms impliziert, eine starke Akzeptanz erfährt. Es wird der Lebenslagean-satz bestätigt und die Notwendigkeit einer großen Partizipation im Binnenverhältnis betont. Ebenso ist die Ganzheitlichkeit des Bildungsangebotes, das kognitives, emotionales und so-ziales Lernen beinhaltet, wichtig für die Akzeptanz des Bildungsprogramms. Der empirische Teil weist nach, dass praktische Al-tenbildung, wie sie theoretisch begründet ist, sowohl per-sönlichkeitsstabilisierend als auch demokratiefördernd wirksam sein kann. Im Schlussteil bündele ich die Erkenntnisse der Untersuchung, verknüpfe die Geragogik mit der Alterstheorie in nuce und beschreibe Bausteine für eine kritische gewerkschaftlich ausge-richtete Altenbildung. Wichtige davon sind:1. Alter in seiner neuen historischen Qualität ist Ergebnis eines Sozials
Ein Army Colonel empfindet Mitleid mit einem Roboter, der versuchsweise Landminen entschärft und deklariert den Test als inhuman (Garreau, 2007). Roboter bekommen militärische Beförderungen, Beerdigungen und Ehrenmedaillen (Garreau, 2007; Carpenter, 2013). Ein Schildkrötenroboter wird entwickelt, um Kindern beizubringen, Roboter gut zu behandeln (Ackermann, 2018). Der humanoide Roboter Sophia wurde erst kürzlich Saudi-Arabischer Staatsbürger und es gibt bereits Debatten, ob Roboter Rechte bekommen sollen (Delcker, 2018). Diese und ähnliche Entwicklungen zeigen schon jetzt die Bedeutsamkeit von Robotern und die emotionale Wirkung die diese auslösen. Dennoch scheinen sich diese emotionalen Reaktionen auf einer anderen Ebene abzuspielen, gemessen an Kommentaren in Internetforen. Dort ist oftmals die Rede davon, wieso jemand überhaupt emotional auf einen Roboter reagieren kann. Tatsächlich ist es, rein rational gesehen, schwierig zu erklären, warum Menschen mit einer leblosen ('mindless') Maschine mitfühlen sollten. Und dennoch zeugen nicht nur oben genannte Berichte, sondern auch erste wissenschaftliche Studien (z.B. Rosenthal- von der Pütten et al., 2013) von dem emotionalen Einfluss den Roboter auf Menschen haben können. Trotz der Bedeutsamkeit der Erforschung emotionaler Reaktionen auf Roboter existieren bislang wenige wissenschaftliche Studien hierzu. Tatsächlich identifizierten Kappas, Krumhuber und Küster (2013) die systematische Analyse und Evaluation sozialer Reaktionen auf Roboter als eine der größten Herausforderungen der affektiven Mensch-Roboter Interaktion. Nach Scherer (2001; 2005) bestehen Emotionen aus der Koordination und Synchronisation verschiedener Komponenten, die miteinander verknüpft sind. Motorischer Ausdruck (Mimik), subjektives Erleben, Handlungstendenzen, physiologische und kognitive Komponenten gehören hierzu. Um eine Emotion vollständig zu erfassen, müssten all diese Komponenten gemessen werden, jedoch wurde eine solch umfassende Analyse bisher noch nie durchgeführt (Scherer, 2005). Hauptsächlich werden Fragebögen eingesetzt (vgl. Bethel & Murphy, 2010), die allerdings meist nur das subjektive Erleben abfragen. Bakeman und Gottman (1997) geben sogar an, dass nur etwa 8% der psychologischen Forschung auf Verhaltensdaten basiert, obwohl die Psychologie traditionell als das 'Studium von Psyche und Verhalten' (American Psychological Association, 2018) definiert wird. Die Messung anderer Emotionskomponenten ist selten. Zudem sind Fragebögen mit einer Reihe von Nachteilen behaftet (Austin, Deary, Gibson, McGregor, Dent, 1998; Fan et al., 2006; Wilcox, 2011). Bethel und Murphy (2010) als auch Arkin und Moshkina (2015) plädieren für einen Multi-Methodenansatz um ein umfassenderes Verständnis von affektiven Prozessen in der Mensch-Roboter Interaktion zu erlangen. Das Hauptziel der vorliegenden Dissertation ist es daher, mithilfe eines Multi-Methodenansatzes verschiedene Komponenten von Emotionen (motorischer Ausdruck, subjektive Gefühlskomponente, Handlungstendenzen) zu erfassen und so zu einem vollständigeren und tiefgreifenderem Bild emotionaler Prozesse auf Roboter beizutragen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden drei experimentelle Studien mit insgesamt 491 Teilnehmern durchgeführt. Mit unterschiedlichen Ebenen der "apparent reality" (Frijda, 2007) sowie Macht / Kontrolle über die Situation (vgl. Scherer & Ellgring, 2007) wurde untersucht, inwiefern sich Intensität und Qualität emotionaler Reaktionen auf Roboter ändern und welche weiteren Faktoren (Aussehen des Roboters, emotionale Expressivität des Roboters, Behandlung des Roboters, Autoritätsstatus des Roboters) Einfluss ausüben. Experiment 1 basierte auf Videos, die verschiedene Arten von Robotern (tierähnlich, anthropomorph, maschinenartig), die entweder emotional expressiv waren oder nicht (an / aus) in verschiedenen Situationen (freundliche Behandlung des Roboters vs. Misshandlung) zeigten. Fragebögen über selbstberichtete Gefühle und die motorisch-expressive Komponente von Emotionen: Mimik (vgl. Scherer, 2005) wurden analysiert. Das Facial Action Coding System (Ekman, Friesen, & Hager, 2002), die umfassendste und am weitesten verbreitete Methode zur objektiven Untersuchung von Mimik, wurde hierfür verwendet. Die Ergebnisse zeigten, dass die Probanden Gesichtsausdrücke (Action Unit [AU] 12 und AUs, die mit positiven Emotionen assoziiert sind, sowie AU 4 und AUs, die mit negativen Emotionen assoziiert sind) sowie selbstberichtete Gefühle in Übereinstimmung mit der Valenz der in den Videos gezeigten Behandlung zeigten. Bei emotional expressiven Robotern konnten stärkere emotionale Reaktionen beobachtet werden als bei nicht-expressiven Robotern. Der tierähnliche Roboter Pleo erfuhr in der Misshandlungs-Bedingung am meisten Mitleid, Empathie, negative Gefühle und Traurigkeit, gefolgt vom anthropomorphen Roboter Reeti und am wenigsten für den maschinenartigen Roboter Roomba. Roomba wurde am meisten Antipathie zugeschrieben. Die Ergebnisse knüpfen an frühere Forschungen an (z.B. Krach et al., 2008; Menne & Schwab, 2018; Riek et al., 2009; Rosenthal-von der Pütten et al., 2013) und zeigen das Potenzial der Mimik für eine natürliche Mensch-Roboter Interaktion. Experiment 2 und Experiment 3 übertrugen die klassischen Experimente von Milgram (1963; 1974) zum Thema Gehorsam in den Kontext der Mensch-Roboter Interaktion. Die Gehorsamkeitsstudien von Milgram wurden als sehr geeignet erachtet, um das Ausmaß der Empathie gegenüber einem Roboter im Verhältnis zum Gehorsam gegenüber einem Roboter zu untersuchen. Experiment 2 unterschied sich von Experiment 3 in der Ebene der "apparent reality" (Frijda, 2007): in Anlehnung an Milgram (1963) wurde eine rein text-basierte Studie (Experiment 2) einer live Mensch-Roboter Interaktion (Experiment 3) gegenübergestellt. Während die abhängigen Variablen von Experiment 2 aus den Selbstberichten emotionaler Gefühle sowie Einschätzungen des hypothetischen Verhaltens bestand, erfasste Experiment 3 subjektive Gefühle sowie reales Verhalten (Reaktionszeit: Dauer des Zögerns; Gehorsamkeitsrate; Anzahl der Proteste; Mimik) der Teilnehmer. Beide Experimente untersuchten den Einfluss der Faktoren "Autoritätsstatus" (hoch / niedrig) des Roboters, der die Befehle erteilt (Nao) und die emotionale Expressivität (an / aus) des Roboters, der die Strafen erhält (Pleo). Die subjektiven Gefühle der Teilnehmer aus Experiment 2 unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Darüber hinaus gaben nur wenige Teilnehmer (20.2%) an, dass sie den "Opfer"-Roboter definitiv bestrafen würden. Ein ähnliches Ergebnis fand auch Milgram (1963). Das reale Verhalten von Versuchsteilnehmern in Milgrams' Labor-Experiment unterschied sich jedoch von Einschätzungen hypothetischen Verhaltens von Teilnehmern, denen Milgram das Experiment nur beschrieben hatte. Ebenso lassen Kommentare von Teilnehmern aus Experiment 2 darauf schließen, dass das beschriebene Szenario möglicherweise als fiktiv eingestuft wurde und Einschätzungen von hypothetischem Verhalten daher kein realistisches Bild realen Verhaltens gegenüber Roboter in einer live Interaktion zeichnen können. Daher wurde ein weiteres Experiment (Experiment 3) mit einer Live Interaktion mit einem Roboter als Autoritätsfigur (hoher Autoritätsstatus vs. niedriger) und einem weiteren Roboter als "Opfer" (emotional expressiv vs. nicht expressiv) durchgeführt. Es wurden Gruppenunterschiede in Fragebögen über emotionale Reaktionen gefunden. Dem emotional expressiven Roboter wurde mehr Empathie entgegengebracht und es wurde mehr Freude und weniger Antipathie berichtet als gegenüber einem nicht-expressiven Roboter. Außerdem konnten Gesichtsausdrücke beobachtet werden, die mit negativen Emotionen assoziiert sind während Probanden Nao's Befehl ausführten und Pleo bestraften. Obwohl Probanden tendenziell länger zögerten, wenn sie einen emotional expressiven Roboter bestrafen sollten und der Befehl von einem Roboter mit niedrigem Autoritätsstatus kam, wurde dieser Unterschied nicht signifikant. Zudem waren alle bis auf einen Probanden gehorsam und bestraften Pleo, wie vom Nao Roboter befohlen. Dieses Ergebnis steht in starkem Gegensatz zu dem selbstberichteten hypothetischen Verhalten der Teilnehmer aus Experiment 2 und unterstützt die Annahme, dass die Einschätzungen von hypothetischem Verhalten in einem Mensch-Roboter-Gehorsamkeitsszenario nicht zuverlässig sind für echtes Verhalten in einer live Mensch-Roboter Interaktion. Situative Variablen, wie z.B. der Gehorsam gegenüber Autoritäten, sogar gegenüber einem Roboter, scheinen stärker zu sein als Empathie für einen Roboter. Dieser Befund knüpft an andere Studien an (z.B. Bartneck & Hu, 2008; Geiskkovitch et al., 2016; Menne, 2017; Slater et al., 2006), eröffnet neue Erkenntnisse zum Einfluss von Robotern, zeigt aber auch auf, dass die Wahl einer Methode um Empathie für einen Roboter zu evozieren eine nicht triviale Angelegenheit ist (vgl. Geiskkovitch et al., 2016; vgl. Milgram, 1965). Insgesamt stützen die Ergebnisse die Annahme, dass die emotionalen Reaktionen auf Roboter tiefgreifend sind und sich sowohl auf der subjektiven Ebene als auch in der motorischen Komponente zeigen. Menschen reagieren emotional auf einen Roboter, der emotional expressiv ist und eher weniger wie eine Maschine aussieht. Sie empfinden Empathie und negative Gefühle, wenn ein Roboter misshandelt wird und diese emotionalen Reaktionen spiegeln sich in der Mimik. Darüber hinaus unterscheiden sich die Einschätzungen von Menschen über ihr eigenes hypothetisches Verhalten von ihrem tatsächlichen Verhalten, weshalb videobasierte oder live Interaktionen zur Analyse realer Verhaltensreaktionen empfohlen wird. Die Ankunft sozialer Roboter in der Gesellschaft führt zu nie dagewesenen Fragen und diese Dissertation liefert einen ersten Schritt zum Verständnis dieser neuen Herausforderungen. ; An Army Colonel feels sorry for a robot that defuses landmines on a trial basis and declares the test inhumane (Garreau, 2007). Robots receive military promotions, funerals and medals of honor (Garreau, 2007; Carpenter, 2013). A turtle robot is being developed to teach children to treat robots well (Ackermann, 2018). The humanoid robot Sophia recently became a Saudi Arabian citizen and there are now debates whether robots should have rights (Delcker, 2018). These and similar developments already show the importance of robots and the emotional impact they have. Nevertheless, these emotional reactions seem to take place on a different level, judging by comments in internet forums alone: Most often, emotional reactions towards robots are questioned if not denied at all. In fact, from a purely rational point of view, it is difficult to explain why people should empathize with a mindless machine. However, not only the reports mentioned above but also first scientific studies (e.g. Rosenthal- von der Pütten et al., 2013) bear witness to the emotional influence of robots on humans. Despite the importance of researching emotional reactions towards robots, there are few scientific studies on this subject. In fact, Kappas, Krumhuber and Küster (2013) identified effective testing and evaluation of social reactions towards robots as one of the major challenges of affective Human-Robot Interaction (HRI). According to Scherer (2001; 2005), emotions consist of the coordination and synchronization of different components that are linked to each other. These include motor expression (facial expressions), subjective experience, action tendencies, physiological and cognitive components. To fully capture an emotion, all these components would have to be measured, but such a comprehensive analysis has never been performed (Scherer, 2005). Primarily, questionnaires are used (cf. Bethel & Murphy, 2010) but most of them only capture subjective experiences. Bakeman and Gottman (1997) even state that only about 8% of psychological research is based on behavioral data, although psychology is traditionally defined as the 'study of the mind and behavior' (American Psychological Association, 2018). The measurement of other emotional components is rare. In addition, questionnaires have a number of disadvantages (Austin, Deary, Gibson, McGregor, Dent, 1998; Fan et al., 2006; Wilcox, 2011). Bethel and Murphy (2010) as well as Arkin and Moshkina (2015) argue for a multi-method approach to achieve a more comprehensive understanding of affective processes in HRI. The main goal of this dissertation is therefore to use a multi-method approach to capture different components of emotions (motor expression, subjective feeling component, action tendencies) and thus contribute to a more complete and profound picture of emotional processes towards robots. To achieve this goal, three experimental studies were conducted with a total of 491 participants. With different levels of 'apparent reality' (Frijda, 2007) and power/control over the situation (cf. Scherer & Ellgring, 2007), the extent to which the intensity and quality of emotional responses to robots change were investigated as well as the influence of other factors (appearance of the robot, emotional expressivity of the robot, treatment of the robot, authority status of the robot). Experiment 1 was based on videos showing different types of robots (animal-like, anthropomorphic, machine-like) in different situations (friendly treatment of the robot vs. torture treatment) while being either emotionally expressive or not. Self-reports of feelings as well as the motoric-expressive component of emotion: facial expressions (cf. Scherer, 2005) were analyzed. The Facial Action Coding System (Ekman, Friesen, & Hager, 2002), the most comprehensive and most widely used method for objectively assessing facial expressions, was utilized for this purpose. Results showed that participants displayed facial expressions (Action Unit [AU] 12 and AUs associated with positive emotions as well as AU 4 and AUs associated with negative emotions) as well as self-reported feelings in line with the valence of the treatment shown in the videos. Stronger emotional reactions could be observed for emotionally expressive robots than non-expressive robots. Most pity, empathy, negative feelings and sadness were reported for the animal-like robot Pleo while watching it being tortured, followed by the anthropomorphic robot Reeti and least for the machine-like robot Roomba. Most antipathy was attributed to Roomba. The findings are in line with previous research (e.g., Krach et al., 2008; Menne & Schwab, 2018; Riek et al., 2009; Rosenthal-von der Pütten et al., 2013) and show facial expressions' potential for a natural HRI. Experiment 2 and Experiment 3 transferred Milgram's classic experiments (1963; 1974) on obedience into the context of HRI. Milgram's obedience studies were deemed highly suitable to study the extent of empathy towards a robot in relation to obedience to a robot. Experiment 2 differed from Experiment 3 in the level of 'apparent reality' (Frijda, 2007): based on Milgram (1963), a purely text-based study (Experiment 2) was compared with a live HRI (Experiment 3). While the dependent variables of Experiment 2 consisted of self-reports of emotional feelings and assessments of hypothetical behavior, Experiment 3 measured subjective feelings and real behavior (reaction time: duration of hesitation; obedience rate; number of protests; facial expressions) of the participants. Both experiments examined the influence of the factors "authority status" (high / low) of the robot giving the orders (Nao) and the emotional expressivity (on / off) of the robot receiving the punishments (Pleo). The subjective feelings of the participants from Experiment 2 did not differ between the groups. In addition, only few participants (20.2%) stated that they would definitely punish the "victim" robot. Milgram (1963) found a similar result. However, the real behavior of participants in Milgram's laboratory experiment differed from the estimates of hypothetical behavior of participants to whom Milgram had only described the experiment. Similarly, comments from participants in Experiment 2 suggest that the scenario described may have been considered fictitious and that assessments of hypothetical behavior may not provide a realistic picture of real behavior towards robots in a live interaction. Therefore, another experiment (Experiment 3) was performed with a live interaction with a robot as authority figure (high authority status vs. low) and another robot as "victim" (emotional expressive vs. non-expressive). Group differences were found in questionnaires on emotional responses. More empathy was shown for the emotionally expressive robot and more joy and less antipathy was reported than for a non-expressive robot. In addition, facial expressions associated with negative emotions could be observed while subjects executed Nao's command and punished Pleo. Although subjects tended to hesitate longer when punishing an emotionally expressive robot and the order came from a robot with low authority status, this difference did not reach significance. Furthermore, all but one subject were obedient and punished Pleo as commanded by the Nao robot. This result stands in stark contrast to the self-reported hypothetical behavior of the participants from Experiment 2 and supports the assumption that the assessments of hypothetical behavior in a Human-Robot obedience scenario are not reliable for real behavior in a live HRI. Situational variables, such as obedience to authorities, even to a robot, seem to be stronger than empathy for a robot. This finding is in line with previous studies (e.g. Bartneck & Hu, 2008; Geiskkovitch et al., 2016; Menne, 2017; Slater et al., 2006), opens up new insights into the influence of robots, but also shows that the choice of a method to evoke empathy for a robot is not a trivial matter (cf. Geiskkovitch et al., 2016; cf. Milgram, 1965). Overall, the results support the assumption that emotional reactions to robots are profound and manifest both at the subjective level and in the motor component. Humans react emotionally to a robot that is emotionally expressive and looks less like a machine. They feel empathy and negative feelings when a robot is abused and these emotional reactions are reflected in facial expressions. In addition, people's assessments of their own hypothetical behavior differ from their actual behavior, which is why video-based or live interactions are recommended for analyzing real behavioral responses. The arrival of social robots in society leads to unprecedented questions and this dissertation provides a first step towards understanding these new challenges. ; Are there emotional reactions towards social robots? Could you love a robot? Or, put the other way round: Could you mistreat a robot, tear it apart and sell it? Media reports people honoring military robots with funerals, mourning the "death" of a robotic dog, and granting the humanoid robot Sophia citizenship. But how profound are these reactions? Three experiments take a closer look on emotional reactions towards social robots by investigating the subjective experience of people as well as the motor expressive level. Contexts of varying degrees of Human-Robot Interaction (HRI) sketch a nuanced picture of emotions towards social robots that encompass conscious as well as unconscious reactions. The findings advance the understanding of affective experiences in HRI. It also turns the initial question into: Can emotional reactions towards social robots even be avoided?
Es sind viele Schritte unternommen worden, um das Wesen der Kapitalmärkte zu durchleuchten und zu verstehen, so dass mit Hilfe dieses Wissens finanzieller Reichtum angehäuft werden kann. Mittels unterschiedlicher Bewertungs- und Analyseverfahren wird versucht, die ungewisse Zukunft vorweg zu nehmen und anhand dieser Methoden wird dem Anleger/Investor/(Aktien)Händler/Trader eine gewisse Sicherheit bei der zu treffenden Investmententscheidung suggeriert, die es nicht gibt. Die Zukunft kann nicht vorausgesagt werden. Es handelt sich lediglich – wenn überhaupt – um ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten. Und doch gibt es Personen, die mit diesen Tätigkeiten und Vorgehensweisen an den Finanzmärkten sehr erfolgreich sind. Eine Möglichkeit, um von zukünftigen Kursbewegungen zu profitieren, bietet die Technische Analyse. Diese Methode legt das Hauptaugenmerk auf vergangene Kursbewegungen, die über einen größeren Zeitraum betrachtet, als richtungsweisende gehandhabt werden. Es gibt spezielle Kursmuster, die als Chartformationen bezeichnet werden. Bei erneutem Auftreten dieser Chartformationen wird daraus eine Handelsentscheidung generiert, sowie ein Kursziel abgeleitet. Doch der Ursprung, das Unternehmen, welches durch die eigene Performance die Erwartungshaltung der Anleger und somit den Aktienkurs aufgrund von Angebot und Nachfrage beeinflusst, wird komplett vernachlässigt. Aufgrund dieses Sachverhaltes, dass sozusagen das 'Herz' des Kurses komplett außen vor gelassen wird, liegt die Aufgabe dieser Bachelor-Arbeit darin, die Sinnhaftigkeit von Kauf- und Verkaufsentscheidungen, basierend auf Methoden der Technischen Analyse, sowie die daraus resultierenden Erfolgs- bzw. Misserfolgschancen aufzuzeigen und den Ergebnissen der Fundamentalanalyse gegenüberzustellen. Bei einer Investition am Aktienmarkt gibt es zwei sehr unterschiedliche Arten, die anstehende Kauf- und Verkaufsentscheidung zu begründen. Es handelt sich hierbei zum einen um die Fundamentalanalyse und zum anderen um die Technische Analyse. Die Frage ist, auf welche Analysemethode ein privater Anleger seine Kauf- oder Verkaufsentscheidungen stützen soll, bzw. welche der angewandten Methoden erfolgsversprechender ist. Für eine Entscheidung, die auf fundamentalen Kriterien basiert, muss sehr viel Arbeitsaufwand betrieben werden, um die benötigen Unternehmensdaten wie auch Kennzahlen zu erhalten. Diese sind unter anderem, sobald diese vom Unternehmen veröffentlich werden, als nicht mehr aktuell zu bewerten. Eine zeitliche Verzögerung von Unternehmensdaten (z. B. Quartalszahlen) ist bei der Schnelllebigkeit heutzutage einem Wissensdefizit gleichzusetzen und aufgrund dessen als ein Nachteil für am Finanzmarkt agierende Personen zu werten. Die Technische Analyse scheint wesentlich komfortabler zu sein, denn anhand eines Bildes, dem sogenannten Chart, sind vergangene Kursbewegungen per Knopfdruck nahezu in Echtzeit ersichtlich. Bei Untersuchung dieser Kursverläufe, wird jedoch auf das zugrunde liegende Unternehmen 'vergessen' – einzig und allein ist die aus dem Kurs abgeleitete Information ausschlaggebend für die Richtung des Engagements am Finanzmarkt. Durch diese Art von Abkoppelung kann es zu einem Fehlverhalten durch Fehlinterpretation, was die Kauf- oder Verkaufsentscheidung betrifft, kommen. Ungeachtet dem Wissensstand über die zugrunde liegende Analyse Methode ist im Vorfeld zu klären, welche denn diejenige mit den höchsten Renditen ist. Etliche Studien sind zu dieser und ähnlicher Fragestellung durchgeführt worden. Die Untersuchungsergebnisse geben jedoch keinen eindeutigen Aufschluss darüber, was ein Privatanleger nun für eine Strategie verfolgen soll. Bei einer durchgeführten Studie zur Technischen Analyse in Indien, kamen die Verfasser zum Ergebnis, dass die Technische Analyse keinen Vorteil gegenüber einer simplen Buy-and-Hold Strategie liefert. Eine bzgl. der Prognose Qualität der Technischen Analyse durchgeführte Studie für den deutschen Markt ergab ein identisches Ergebnis, nämlich dass die Technische Analyse nicht vermag, den Markt zu schlagen. Hingegen kommt die Studie aus dem Jahr 1999 zu einem Ergebnis, welches für die Technische Analyse spricht, da diese um mehr als das Vierfache bessere Resultate als eine simple Buy-and-Hold Strategie liefert. Auch spricht das Ergebnis einer für den chinesischen Markt durchgeführte Studie nicht eindeutig für oder gegen die Technische Analyse. In einer weiteren Arbeit, welche sich konsequent dem Ergebnis der Fundamentalanalyse widmet, ist das Ergebnis wieder ein anderes. Es wurden die Vorteile der Investition nach der Fundamentalanalyse aufgezeigt, welche sich in den erzielten Renditen widerspiegeln. Die Untersuchungen, die für den britischen Markt durchgeführt wurden, zeigten im Gegensatz dazu, dass die Technische Analyse hier den Vorzug erhalten muss. Diese unterschiedlichen Untersuchungsergebnisse stellen einen ausreichend großen Beweggrund für eine erneute Untersuchung und Auseinandersetzung dar. Wie eingangs erwähnt, wird von Unternehmen, wie auch Banken, spezielle Analysesoftware für die Unterstützung der Anleger im Bereich der Technischen Analyse zur Verfügung gestellt. Die veranstalteten Börsen-Spiele werden ebenfalls nach den Kriterien der Technischen Analyse durchgeführt. Die Studienergebnisse liefern hingegen keinen eindeutigen Beweis der Überlegenheit der Technischen Analyse. So ist auch hier die Motivation für eine weitere Untersuchung gegeben. Ziel ist es herauszufinden, ob beim Investieren an den Finanzmärkten es mit Hilfe der Technischen Analyse möglich ist, eine höhere Rendite zu erzielen als durch Investitionstätigkeiten, welche auf Kriterien der Fundamentalanalyse basieren. Ein interessierter Investor soll mit Hilfe dieser Arbeit einen Überblick erhalten, unter welchen Bedingungen die Rendite-Ergebnisse der jeweilig eingesetzten Analysemethode zu erwarten sind. Ebenfalls soll eine nachvollziehbare Herangehensweise für noch unerfahrene Personen im Bereich Finanzanlage offeriert werden. Es sollen die Schwierigkeiten der Datenbeschaffung aufgezeigt und auf die Unsicherheit der zukünftigen Entwicklung der jeweiligen Unternehmen hierbei hingewiesen werden. Um diese Ziele zu erreichen, wurde wie folgt vorgegangen: Es wurden unterschiedliche Kaufzeitpunkte bei Aktien, während unterschiedlichen Marktphasen wie Hausse , Baisse bei einer maximalen Haltedauer von 12 Monaten verglichen, um ein aussagekräftiges Ergebnis für die unterschiedlichen Perioden zu erhalten. Die Ergebnisse sind mit Kommentaren versehen unter dem Punkt – Vergleich der Ergebnisse – aufgelistet. Damit eine Gegenüberstellung möglich ist, werden weitere Selektionskriterien für die Auswahl der Aktien der zugrunde liegenden Unternehmen berücksichtigt. Anhand der somit ausgewählten Aktien sind Kauf- und Verkaufsentscheidungen, basierend auf Kriterien der Fundamentalanalyse und Technische Analyse, zu treffen. Eine genauere Umschreibung findet im nachfolgenden Punkt – Rahmenbedingungen – wie in den jeweiligen Punkten –Anwendung der Fundamentalanalyse, Anwendung der Technischen Analyse – statt. Damit die Ergebnisse der unterschiedlichen Methoden vergleichbar sind, müssen Untersuchungskriterien aufgestellt und entsprechend ein- bzw. abgegrenzt werden. Darunter fallen folgende Einschränkungen: Die ausgewählten Aktien sind auf jene Unternehmen beschränkt, die an der deutschen Börse notiert sind. Das jeweils getätigte Investment wird zum Ende des aktuellen Jahres glattgestellt. Für das kommende Jahr wird der innere Wert neu errechnet, bzw. werden neue Kauf- Verkaufssignale der sich kreuzenden Gleitenden Durchschnitte herangezogen. Für jede Transaktion, sei dies Kauf oder Verkauf, ist 1% an Spesen berücksichtigt. Für den Kauf- bzw. Verkauf nach Fundamentalanalyse muss der Aktienkurs am Untersuchungstag jeweils unter dem inneren Wert notieren, ansonsten findet kein Kauf statt. Es ist hierfür eine vereinfachte Version zur indirekten Cashflow Berechnung angewandt worden. Der Kauf wird zum jeweiligen Eröffnungskurs des aktuellen Tages durchgeführt, der Verkauf erfolgt jeweils auf Schlusskursbasis. Die Errechnung des inneren Wertes erfolgt unabhängig vom Kurs des zugrunde liegenden Wertpapiers. Dieser wird lediglich für den Vergleich und der daraus resultierenden Handelsaktivität benötigt. Bei der Technischen Analyse ist dies über sich kreuzende Gleitende Durchschnitte realisiert. Ein Kauf wird erst am nächsten Tag, nach Auftreten des Signals, durchgeführt. Dieser erfolgt auf Eröffnungskursbasis. Dies liegt daran, dass ein Signal erst nach Abschluss des laufenden Tages generiert wird und der Kauf somit erst am darauf folgenden Tag durchgeführt werden kann. Aufgrund der Subjektivität, welche bei der Formationsanalyse vorherrscht, ist nur die Anwendung von Gleitenden Durchschnitten in Frage gekommen, da diese duplizierbar sind. Um Verzerrungen der Ergebnisse weitestgehend zu vermeiden, ist als Stichtag jeweils der 25. März gewählt worden. Da die Geschäftsberichte zum Teil nicht früher veröffentlich werden, die Fundamentalanalyse diese jedoch zur Errechnung des inneren Wertes benötigt, hätte ein Investor der Technischen Analyse einen zeitlichen Vorteil, da dieser 2,5 Monate länger die Möglichkeit hat, an den Finanzmärkten zu investieren. Dies wird somit unterbunden. Schwankungen von bis zu 5% werden als normal angesehen, bzw. gelten als Konsolidierung. Kursverluste bis zu 15% gelten als Korrektur einer vorangegangenen Bewegung. Erst bei einem Preisrutsch der Kurse in kurzer Zeit von mehr als 20% ist von einem Crash die Rede. Die auf Kursgewinne anfallenden Steuern finden in dieser Arbeit keine Berücksichtigung. Ebenfalls wird die Auswirkung der Inflation für den Untersuchungszeitraum nicht berücksichtigt. Verwendete Software und Datenherkunft: Jene dargestellten Abbildungen die mit 'Quelle: eigene Ausarbeitung' angegeben sind, wurden mit der Software MetaStock 11 EOD erzeugt. Bei den restlichen Darstellungen ist der Quellenverweis zur Originaldatei unten angeführt. Für die Berechnung des Beta-Koeffizienten sind die Daten von der Webseite Yahoofinance.com übernommen worden. Etwaige Fehler bei der übernommenen Datenbasis wurden nicht korrigiert. Money Management: Da es sich hier um ein sehr komplexes Thema handelt, welches eine selbständige Arbeit füllen kann, ist für diese Arbeit nur ein Teil angewandt. Für die Fundamentalanalyse ist ein Verlustbegrenzungslimit von 20% ab dem Kaufkurs (exkl. Spesen) gewählt. Bei der Technischen Analyse muss ein Verlust von 8% (exkl. Spesen) eintreten, um das aktuell getätigte Investment wieder zu veräußern. Auf weitere Punkte, wie Positionsgröße, ein Nachziehen des Stop-Limits, bzw. Stopsetzung, angepasst an die Markttechnik, wird hier nicht umgesetzt. Hierfür gibt es genügend Fachliteratur, die sehr genau auf dieses Thema, speziell für die Anwendung in der Praxis, eingeht. Allgemeiner Hinweis: Wird in der Arbeit von einem Investment, einer Anlage oder Trade gesprochen, so ist der einzige Unterschied, zwischen einem Investor und Trader, im Anlagehorizont begründet. Geschlechtergerechte Sprache: Um den Lesefluss nicht zu stören, ist in dieser Arbeit die männliche Form verwendet worden. Das soll jedoch keine Diskriminierung des weiblichen Geschlechts darstellen. Für die Bezeichnungen Investor, Anleger und Trader ist natürlich die Benennung einer Investorin, Anlegerin und Traderin ohne weiteres korrekt. Die Struktur der Arbeit ist wie folgt: Im ersten Teil werden allgemeine Grundlagen zur Aktienanalyse besprochen. Die nächsten Abschnitte widmen sich der Fundamentalanalyse und ihren Kennzahlen und der Technischen Analyse, worunter Chartformationen sowie die technischen Indikatoren fallen. Als letzter Punkt wird der Vollständigkeit halber auf das Prinzip der Elliott-Wellen eingegangen, welches jedoch nicht genauer untersucht wird. Es sind als Abschluss jeden Abschnittes die wichtigsten Informationen zusammengefasst aufgeführt und einer kritischen Betrachtung unterzogen worden. Die Theorie ist damit beendet und es werden die Ergebnisse der untersuchten Aktien im nächsten Abschnitt behandelt. Die erzielten Ergebnisse sind jeweils kommentiert, sodass ein Nachvollziehen, wie jedes Ergebnis zu Stande kam, gegeben ist. Kritische Äußerungen zur jeweilig angewandten Methode sind anschließend aufgeführt. In der Abschluss-Gegenüberstellung ist die Performance der jeweiligen Investitionsmethode ersichtlich und die wichtigsten Erkenntnisse sind aufgelistet. Im Schlussteil sind die aus der Arbeit erhaltenen Informationen kurz zusammengefasst und es wird ein Ausblick für weitere Untersuchungen gegeben.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: DarstellungsverzeichnisVIII TabellenverzeichnisX FormelverzeichnisXI AbkürzungsverzeichnisXII 1.Einleitung1 1.1Problemstellung2 1.2Zielsetzung3 1.3Rahmenbedingungen4 1.4Aufbau der Arbeit6 2.Grundlagen der Aktienanalyse6 2.1Informationseffizienz des Kapitalmarkts7 2.2Allgemeine Marktsituation8 2.2.1Hausse9 2.2.2Baisse9 2.2.3Konsolidierung10 3.Fundamentalanalyse10 3.1Externe Faktoren11 3.2Interne Faktoren11 3.3Innerer Wert12 3.4Top-down-Ansatz13 3.4.1Globalanalyse13 3.4.2Branchenanalyse14 3.4.3Unternehmensanalyse14 3.4.3.1Informationsbeschaffung15 3.4.3.2Kennzahlenanalyse16 3.5Beurteilung der Fundamentalanalyse26 4.Technische Analyse (TA)27 4.1Dow-Theorie29 4.2Trendkonzept, Trendanalyse29 4.2.1Primärtrend30 4.2.2Sekundärtrend30 4.2.3Teritärtrend30 4.2.4Aufwärtstrend30 4.2.5Abwärtstrend31 4.2.6Seitwärtstrend31 4.3Charttypisierung, Darstellungsformen32 4.3.1Linienchart32 4.3.2Balkenchart32 4.3.3Kerzenchart33 4.3.4Point Figure Chart33 4.4Chartformationen, Formationsanalyse34 4.4.1Trendbestätigungsformationen35 4.4.1.1Flaggen35 4.4.1.2Wimpel36 4.4.1.3Steigende Dreiecke36 4.4.1.4Fallende Dreiecke36 4.4.1.5Symmetrische Dreiecke37 4.4.1.6Rechtecke37 4.4.2Trendumkehrformationen38 4.4.2.1Top-Umkehrformationen38 4.4.2.2Bottom-Umkehrformationen40 4.4.3Trendkanäle42 4.4.4Kurszielbestimmung bei Chartformationen43 4.4.4.1Rechteck44 4.4.4.2Flagge44 4.4.4.3Wimpel44 4.4.4.4Dreiecke (steigend, fallend)45 4.4.4.5Symmetrisches Dreieck45 4.4.4.6Schulter-Kopf-Schulter46 4.4.5Trendlinien46 4.5Widerstand und Unterstützung47 4.6Kurslücken47 4.7Indikatoren48 4.7.1Trendfolgeindikatoren48 4.7.1.1Gleitender Durchschnitt (GD)49 4.7.1.2Moving Average Convergence Divergence (MACD)49 4.7.2Oszillatoren51 4.7.2.1Relative Stärke Index (RSI)51 4.7.2.2Momentum (MOM)52 4.7.2.3Williams' Percent Range (%R)53 4.7.3Volatilitäts-Indikatoren54 4.7.3.1Chaikin's Volatility (CVO)54 4.7.3.2Dynamic Momentum Index (DMI)54 4.7.4Trendstärke-Bestimmung-Indikatoren55 4.7.4.1AROON - Indikator55 4.7.4.2Directional Movement Index (DMI)56 4.8Elliott-Wellen-Prinzip57 4.8.1Geschichtlicher Hintergrund57 4.8.2Ursache für diese Musterbildung58 4.8.3Grundkonzept des Wellen-Prinzips58 4.8.4Anmerkung zum Elliott-Wellen-Prinzips58 4.9Beurteilung der Technischen Analyse59 5.Praxisbezogene Anwendung61 5.1Methodik der Analyse-Verfahren62 5.2Anwendung Fundamentalanalyse63 5.2.1Anwendung des DCF-Verfahren63 5.2.2Kritik am DCF-Verfahren65 5.2.3Resultate des DCF-Verfahrens67 5.3Anwendung Technische Analyse68 5.3.1Anwendung des Gleitenden Durchschnitts69 5.3.2Kritik zum Gleitenden Durchschnitt70 5.3.3Resultate der Gleitender Durchschnitt-Methode72 5.4Vergleich der Performance75 5.4.1Gegenüberstellung der Ergebnisse je Marktphase77 5.4.2Fazit zu den Ergebnissen79 6.Schlussteil und Ausblick82 Literaturverzeichnis83 Filmographie95 AnhangITextprobe:Textprobe: Kapitel, Adjusted Present Value (APV): Dieser Ansatz legt als Ausgangspunkt der Berechnung fest, dass es sich bei dem Untersuchungsobjekt um ein Unternehmen handelt, welches zu einhundert Prozent mit Eigenkapital finanziert, somit nicht verschuldet ist. Die Diskontierung wird ausschließlich auf das Eigenkapital angewendet, um so die freien Cashflows zu ermitteln. Im so ermittelten Marktwert sind jene Steuervorteile, über welche ein verschuldetes Unternehmen verfügt, jedoch noch nicht berücksichtigt. Aufgrund dessen werden diese separat für jede Periode berechnet und abgezinst. Es wird der Einfachheit halber so vorgegangen, dass jene Fremdkapitalkosten entsprechend so groß sind, wie jene des risikolosen Zinsfußes, mit welchem der sogenannte Tax Shield als 1. Schritt diskontiert wird. Im 2. Schritt wird aus dem entsprechenden Steuervorteil der dazugehörige Marktwert ermittelt. Der Adjusted Present Value entspricht der Summe der beiden berechneten Werte. APV = diskontierter Marktwert vom Unternehmen + diskontierter Marktwert des Steuervorteils. Weighted Average Cost of Capital (WACC): Die Vorgehensweise beim WACC entspricht jener, dass im ersten Schritt der Wert für das Gesamtkapital ermittelt wird (Annahme: Unternehmen schuldenfrei), und im zweiten Schritt ist von diesem der Marktwert des Fremdkapitals zu subtrahieren. Für diese Berechnung des Marktwertes vom Fremdkapital wird auf einen sich im Risikopotential widerspiegelnden Zinssatz zurückgegriffen und über das CAPM diskontiert. Darin liegt auch der Unterschied zum APV-Ansatz, bei welchem die Kosten des Eigenkapitals bei Eigenfinanzierung abgezinst werden. WACC verwendet zur Diskontierung einen anderen Kapitalkostensatz, als jenen des Eigenkapitals. Es werden darin die steuerlichen Vorteile bei der Fremdfinanzierung berücksichtigt. Die geforderten Renditen werden wie bereits erwähnt, durch Rückgriff auf CAPM, von den Eigenkapitalgebern festgelegt. Ebenfalls fließen die Kapitalkostensätze für das EK und FK über den jeweiligen (Marktwert-)Anteil entsprechend ein. Equity-Ansatz: Beim Equity-Ansatz wird jener Zahlungsstrom diskontiert, der nach Abzug folgender Zahlungen als Ergebnis über bleibt. Die abzuziehende Zahlungen sind: Steuern, Investitionen, Zins- und Tilgungszahlungen. Es handelt sich bei dieser Größe (Ergebnis) um den Free-Cash-Flow-to-Equity (FCFE). Der Diskontierungssatz hierfür resultiert einzig und allein aus den Renditeforderungen von den jeweiligen Eigenkapitalgebern, auch hier wird von einem unverschuldeten Unternehmen ausgegangen. Dieses Prinzip bei der Ermittlung der relevanten Zahlungsströme entspricht jenem des Ertragswertverfahrens. Der Unterschied zischen diesen beiden liegt in der Vorgehensweise, wie der Kalkulationszinsfuß ermittelt wird. Beim Ertragswertverfahren ist jener vom Anleger selbst zu ermitteln, welcher sich aus einer möglichen Alternativanlage ergeben würde. Beim Equity-Ansatz wird dieser über das kapitalmarkttheoretische Modell bestimmt. Überschlagsrechnungen: Diese Bewertungsmethode ist recht einfach zu handhaben. Dabei handelt es sich um Multiplikatormodelle, welche für den fairen Wert des Unternehmens eine Kennzahl z. B. KGV mit dem Gewinn je Aktie multipliziert. Es wird der Wert des Unternehmens durch die Marktbewertung beeinflusst (da KGV abhängig). Das Ergebnis unterliegt somit zum Teil relativen Bewertungsmaßstäben, aber auch konkreten Bewertungen, denn es schließt den Vergleich mit anderen Unternehmen und deren erzielten Ergebnissen (Gewinn pro Aktie) mit ein. Basis dafür ist die Annahme, dass Unternehmen, die in einer ähnlichen Branche tätig sind, auch ähnliche Transaktionswerte erzielen. So ist davon auszugehen, dass ein ähnliches Unternehmen – am Finanzmarkt – einen annähernd gleichen Preis beim Verkauf erzielt. Der faire Aktienkurs wird über das KGV wie folgt ermittelt: Fairer Aktienkurs = Gewinn je Aktie x KGV des Unternehmens. Aktienkurs des Unternehmens im Vergl. zur Branche: Fairer Aktienkurs = Gewinn je Aktie x KGV der Branche. Bei dieser Art der Preisermittlung ist festzuhalten, dass dies speziell in der Praxis Anwendung findet. Aufgrund unzureichender konzeptioneller Fundierung gilt dies jedoch als umstritten, speziell in der theoretischen Annäherung dieser Methode. Das ermittelte Ergebnis bzw. der Unternehmenswert kann als Art Richtwert zur Orientierung angesehen werden. Für eine Kaufpreisermittlung ist es ebenfalls gängig, diesen ermittelten Wert als Plausibilitätserklärung heranzuziehen. 3.5, Beurteilung der Fundamentalanalyse: Die Vorgehensweise des Top-Down Ansatzes für die Selektion eines vielversprechenden Unternehmens bzw. dessen Aktien, stellt ein gutes Konzept dar. Durch Einbeziehen der unterschiedlichsten Faktoren, welche auf jeder Ebene (Global, Branche und Unternehmensvergleich) andere Auswirkungen und Einflüsse haben, sind äußerst hilfreich, um unterbewerteten Aktien und in Folge dessen ertragreiche Investitionschancen zu erkennen. Mit Hilfe der Bilanzdaten bzw. den daraus errechneten aktienbezogenen Kennzahlen, ist ein schneller Überblick und weitere Vergleich zwischen den verschiedenen Unternehmen rasch zu bewerkstelligen. Es ist eine Einschätzung für jedes Unternehmen, basierend auf den jeweiligen Unternehmenskennzahlen, möglich. Festzuhalten ist auch, dass bei der Fundamentalanalyse es sich um ein Verfahren handelt, welches auf einen mittel- bis langfristigen Zeithorizont ausgerichtet ist. Unternehmensdaten werden z. B. quartalsweise veröffentlicht, gewisse Einschätzungen mittels Vergleich von mehreren Perioden werden für etliche Monate/Jahre getroffen. So stellt dieses Vorgehen eine gute Basis für den Kauf eines speziell selektierten Wertes dar, doch das exakte Timing wird außen vor gelassen und gerät ins Hintertreffen. Dies kann sich negativ auf Renditeerwartungen bzw. Ergebnisse auswirken, bzw. ist der Aufwand des nötigen Researchs sehr hoch, wohl zu hoch für ein unter Umständen bewusst kurzfristig einzugehendes Investment. Aufgrund einer subjektiven Betrachtungsweise bei der Berechnung des inneren Wertes sollte die Fundamentalanalyse nicht als einziges Kriterium für die Aktienauswahl zu Rate gezogen werden. Für ein gutes Timing kann die Technische Analyse unterstützend herangezogen werden. Auf diese wird im nächsten Abschnitt eingegangen.
Das vorliegende Datenhandbuch soll der Forschung zu den Aspekten internationaler Migration das adäquate Datenmaterial an die Hand geben. Anregung für diese Datensammlung wurde 1924 durch das Komitee zu den wissenschaftlichen Aspekten menschlicher Wanderung des Social Science Research Council gegeben. Die Durchführung der statistischen Studie wurde dem National Bureau of Economic Research (NBER) in New York (Prof. Dr. Willcox) anvertraut, welches unterstützt wurde von der Abteilung Migration des International Labour Office (ILO bzw. Internationale Arbeitsorganisation (IAO), Prof. Dr. Ferenczi) in Genf (Schweiz). Das vorliegende Datenhandbuch geht über die Zusammenstellung bekannter, vorliegender Statistiken der einzelnen Länder hinaus. Viele Materialien wurden neben den schon publizierten öffentlichen Statistiken in den Archiven zusätzlich gesichtet und aufbereitet.
Die Forscher sammelten nationale Statistiken und stellten sie in internationalen Tabellen zusammen, soweit es die Datenlage erlaubte. Die besondere Herausforderung dieser Arbeit lag in der Tatsache, dass die Unvollständigkeit der nationalen Migrationsstatistiken steigt, je weiter die Daten in die Vergangenheit zurückreichen. Für jedes Land wurde die Anzahl der Auswanderer nach dem von ihnen angegebenen Zielland bzw. Einwanderungsland erhoben. Weiterhin wurden im Gegenzug für jedes Land die Einwanderer nach dem Land ihrer Abfahrt erfasst. Damit sollte für jedes Land ein Überblick der dieses Land betreffenden Migrationsflüsse erstellt werden. Interkontinentale Wanderungsbewegungen stellen den Schwerpunkt dieser Studie dar. Die kontinentale Wanderung innerhalb Europas und anderen Teilen der Welt wurde jedoch ebenfalls erfasst.
Das Material für die Statistiken wurde beschafft durch die Korrespondenz mit dem ILO und seinen Mitglieds-Staaten (Vereinte Nationen), durch die Zusammenarbeit mit den statistischen Ämtern der jeweiligen Länder und durch Sichtung der Archive.
In den nationalen Datentabellen werden die Migranten zum Zeitpunkt ihrer Abreise aus dem Land ihres gegenwärtigen Aufenthalts bzw. zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in dem Land ihres zukünftigen Aufenthaltes erfasst. Bevölkerungsstatistiken oder Arbeitsmarktstatistiken, in denen auch die ausländische Bevölkerung erfasst wird und die daher eine indirekte Schlussfolgerung auf Wanderungsbewegungen zulassen, sind von den Autoren nicht berücksichtigt worden. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 67) Dort, wo Migrationsstatistiken auf der Basis von unterschiedlichen Methoden erhoben wurden, wie z.B. Hafen-Statistiken, Reisepass-Statistiken, oder Grenz-Statistiken, sind die entsprechenden Werte berücksichtigt worden und in den Tabellen wurde auf die Quelle hingewiesen. Dort, wo in den nationalen Migrationsstatistiken Auswanderer nach dem Zielland oder Einwanderer nach ihrem Herkunftsland klassifiziert wurden, wird sich in der Statistik indirekt auf ein anderes Land bezogen. Für die jeweiligen anderen Länder, welche in diesen nationalen Datentabellen erwähnt werden, stellen diese Statistiken eine Art 'indirekte Wanderungsstatistik' dar. Indirekte Statistiken beziehen sich normalerweise auf die Nennung von Ländern (z.B. Herkunftsland). Dort, wo diese Nennungen fehlen, wurde die Nationalität oder die Volkszugehörigkeit der Migranten herangezogen. Weiterhin wird in den Daten zwischen Bürgern des Landes (Dänen, d.h. in Dänemark geborene Bürger) und Ausländern unterschieden. Hierbei wurde immer die Definition des jeweiligen Landes für Staatsbürger und für Ausländer bei der Datenerhebung herangezogen. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 67) Ebenfalls wurde zwischen kontinentalen und interkontinentalen Migrationsbewegungen unterschieden. Eine Migration wird als kontinental bezeichnet, wenn sie zwischen den Territorien verschiedener Länder des gleichen Kontinents stattfindet. Sie wird als interkontinental bezeichnet, wenn Länder unterschiedlicher Kontinente betroffen sind. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 68) Als Regel geben die Autoren folgende persönliche Charakteristiken der Migranten an: Geschlecht, Alter, Nationalität, Beruf, Land des letzten ständigen Aufenthaltsortes und das Land des zukünftigen ständigen Aufenthaltsortes. Diese Eigenschaften wurden auf der Basis der 'International Labour Conference' von 1922, Empfehlung Nr. 19, gewählt. Für Migrations-Statistiken sind die staatlichen Territorien von besonderer Bedeutung. Historische Grenzverläufe und ihre Veränderungen über die Zeit sind von besonderer Bedeutung. So ist es z.B. irreführend, den heutigen Begriff des 'Vereinten Königreichs von England' (United Kingdom) zu verwenden, da seine heutige Bedeutung durch die Etablierung des Freien Irischen Staates sich verändert hat. Daher wird der Begriff 'Britische Inseln' von den Autoren verwendet. Dort, wo sich historische Territorien über die Zeit verändert haben, wurde das neue Territorium in der Hauptüberschrift und das ältere Territorium unterhalb der Hauptüberschrift genannt (z.B.: Ungarn – vor dem Krieg und nach dem Krieg; Irish Free State – Ireland, etc.) (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 68) Wo frühere Territorien aufgehört haben, ein selbständiges politisches oder administratives Gebiet zu sein, wurde es unter dem früheren vorherrschenden Gebiet klassifiziert (z.B. wurden Bosnien und Herzegovina unter Österreich platziert). In allen Tabellen werden die Migranten in 12-Monats-Perioden dargestellt, soweit es möglich war. Rechnungsjahre wurden meistens von Kalenderjahren getrennt dargestellt, wobei eine Information über die exakte Periode des Rechnungsjahres in den Anmerkungen gegeben wurde. Wo Statistiken nur für Fünfjahres- oder Zehnjahres-Zeiträume vorlagen, wurde in den Originalquellen nach den jeweiligen Jahresdaten recherchiert. Es kamen für die Studie nur Statistiken offizieller Quellen zur Anwendung. Nur in seltenen Fällen wurde auf sekundäre Quellen zurückgegriffen (Briefe, offizielle Korrespondenzen). Der Vorzug wurde den offiziellen Statistiken mit dem spätesten Datum gegeben. Die Nationalen Statistiken des vorliegenden Datenhandbuches berichten die Berufe in der Klassifikation, die in den Quellen verwendet wurde. Wo möglich, wurde die Untergliederung mit den sechs Klassen 'Landwirtschaft', 'Industrie und Bergbau', 'Transport und Handel bzw. Kommunikation', 'Hausdienstleistungen und Handwerk', 'freie Berufe und öffentliche Dienstleistungen', sowie 'andere Berufe, keinen Beruf, Beruf unbekannt' gewählt. Familienmitglieder, die nicht berufstätig waren, wurden in Kategorie 6 (andere Berufe, keinen Beruf, Beruf unbekannt) eingeordnet. (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 70) In den nationalen Datentabellen, in denen die Einwanderer nach dem Land des letzten ständigen Aufenthaltsortes oder nach ihrer Nationalität aufgeführt werden, wurde meistens die Klassifikation der genutzten offiziellen Quelle des jeweiligen Landes beibehalten, wobei die genutzte Klassifikation der USA als Arbeitsgrundlage für eine Vereinheitlichung der Kategorien diente. Wenn die jeweiligen nationalen Untergliederungen sehr viel mehr Klassifikationen hatten als jene der USA, wurden diese Untergliederungen den größeren Gruppen der US-Klassifikation angepasst. Wo es schwierig war, ein Territorium einem Land zuzuordnen, wurde die Klassifikation des 'International Statistical Institute' (ISI) herangezogen. In anderen Fällen wurde die Nationalität oder die Volkszugehörigkeit nach geographischen oder politischen Gesichtspunkten gewählt (z.B.: Juden (nicht spezifiziert) wurden unter den Gruppen 'andere Europäer' aufgeführt. Juden (polnisch) wurden unter 'Polen' aufgeführt. Türken (nicht spezifiziert) wurden unter 'Türken in Asien' aufgeführt, etc.). (Ferenczi und Willcox, 1969, S. 70)
Italien
Vor 1876 wurde die seit mindestens einem halben Jahrhundert bestehende und ab 1860 an Bedeutung gewinnende interkontinentale Auswanderungsbewegung aus Italien nicht durch detaillierte Statistiken einer zentralen Stelle erfasst. Von alters her gab es Wanderungen aus Italien in den Balkan, zur östliche Mittelmeerküste (also in das Gebiet der heutigen Staaten Syrien, Libanon, Israel, Jordanien, was auch als die Levante bezeichnet wird), Nordafrika, Ägypten, Korsika, aber auch in die europäischen Nachbarstaaten, Frankreich, Schweiz, Österreich, etc. Im neunzehnten Jahrhundert erlebte diese Kurzstreckenemigration eine enorme Entwicklung und übertraf bis 1885 bis 1890 die Auswanderung nach Übersee bei weitem. Bei der italienischen Volkszählung von 1861 wurde der erste Versuch unternommen, den Umfang der vorübergehenden Auswanderung in andere Teile Europas zu bestimmen.
I Hafenstatistik von Genua
Die Auswanderung nach Ländern in Übersee begann nach den Napoleonischen Kriegen und beschränkte sich bis in die sechziger Jahre auf die Bewohner Norditaliens. Die frühesten Angaben zur italienischen Auswanderung, sowohl genehmigte als auch nicht genehmigte Auswanderungen, sind für 1819 und spätere Jahre in den Provinzen Lombardei und Venedig - damals unter österreichischer Herrschaft - zu finden. Es ist jedoch unmöglich, die Überseegebiete von der kontinentalen Auswanderung zu unterscheiden, vor allem von Wanderungen in andere Teile Italiens. Nach den Einwanderungsstatistiken der südamerikanischen Länder und der Vereinigten Staaten nahm die Auswanderungsbewegung aus dem nördlichen Teil Italiens im Zeitraum 1840-60 größere Ausmaße an. Die Auswanderer, reisten über Genua aus, auch wenn sie aus Süditalien kamen. Da diese Tatsache seit langem bekannt war, schien es wichtig, genaue Statistiken für diesen Hafen zu erstellen. Die erste Übersee-Reederei wurde 1840 in Genua gegründet. Im Jahre 1846 gab es einen regelmäßigen Schiffs-Verkehr über Marseille und Spanien nach La Plata und Brasilien. Bis 1869 repräsentierte die Hafen-Statistik von Genua die Migration für ganz Italien. Eine rechtliche Grundlage für die Erstellung regelmäßiger Passagierlisten und damit für die Erstellung von Auswanderungsstatistiken bildete die Verordnung Nr. 3251 des Königreichs Sardinien über die Regelung des Personenverkehrs auf Überseestrecken im Jahre 1859. In Genua bemühten sich die Autoren vergeblich, die Original-Listen zu finden, auf denen die Statistiken beruhen, und sie suchten die Unterlagen zusätzlich im Marinebüro des Hafens und im Polizeipräsidium Genuas. Die Passagierlisten sind einmal durch ein Feuer, und später durch Entsorgung vernichtet worden. Die Genauigkeit, mit der die Zahlen von Genua die tatsächlichen Übersee-Emigranten aus ganz Italien beziffern, lässt sich an den Angaben in den Publikationen von Carpi (Carpi, L. (1874): Delle Colonie e della Emigrazione italiana all'Estero. Milan.) und Florenzano (Florenzano, G. (1874): Della Emigrazione italiana in America. Maples.) zur Auswanderung über andere italienische Häfen für 1870, 1872 und 1873 bewerten. Folgende Einschränkungen hat die Hafen-Statistik Genuas: 1. Die Auswanderungsstatistik von Genua umfasst nicht die illegalen Auswanderer, die sich auf ausländischen Schiffen außerhalb der italienischen Häfen einschifften. 2. Viele Auswanderer aus Übersee haben die kontinentalen Grenzen als temporäre Auswanderer oder ohne Pass überquert und sind somit nicht in der Hafen-Statistik erfasst. 3. Schließlich reisten immer mehr Italiener mit der Bahn zu ausländischen Auswanderungshäfen, und tauche damit ebenfalls nicht in der Hafen-Statistik Genuas auf. 4. Es sind – wie schon erwähnt – die frühen Aufzeichnungen durch Feuer und durch behördliche Entsorgungsmaßnahmen vernichtet worden. Für italienische Auswanderer, die über französische Häfen nach Nord- oder Südamerika reisen, sind nach 1856 Angaben verfügbar. Diese Angaben ermöglichten es den Autoren, die Zahlen von Genua zu vervollständigen.
II Die Statistik von L. Carpi (wiss. Publikation)
L. Carpi hat 1869 den ersten Versuch unternommen, die wachsende italienische kontinentale und interkontinentale Auswanderung zu untersuchen und eine Zusammenarbeit der italienischen Präfekten zu erlangen. Die Tabellen bieten einen allgemeinen Überblick über die Auswanderung – sowohl temporäre als auch illegale bzw. nicht genehmigte Auswanderungen – in den Jahren 1869-1875. Den Angaben von Carpi´s Reisepass-Statistik für das Jahr 1869 folgend unterscheidet sich die genehmigte Auswanderung (vorwiegend in nichteuropäische Länder) nur wenig von den Statistiken des Hafens von Genua. Von den 14040 illegalen Emigranten, die Capri erwähnt und die offiziell registriert wurden und damit nicht vollständig sind, muss ein kleiner Teil über italienische Häfen ausgewandert sein, aber der größte Teil sollte der Auswanderung durch ausländische Häfen oder in andere Teile Europas zugeschrieben werden. Aus verschiedenen Gründen, insbesondere wegen der zunehmenden Auswanderung über andere Häfen, weichen seine Zahlen für den Zeitraum 1871 bis 1873 stärker von denen Genuas ab.
III Statistiken des Nationalen Statistischen Amtes
Von 1876 bis 1920 veröffentlichte das Statistische Amt jährlich offizielle Berichte. Bis 1904 basierte die Statistik auf kommunalen Bescheinigungen, die Anträge auf Auswanderung genehmigten. Personen, denen Pässe ausgestellt wurden, wurden nicht unbedingt als Auswanderer erfasst. Ein Auswanderer ist eine Person, für die die folgende Definition für Auswanderer gemäß des Auswanderungsgesetzes vom November 1919 gilt: Es gilt jeder Staatsbürger als Auswanderer … , der das Land ausschließlich zum Zwecke der Arbeit oder zur Ausübung einer geringfügigen Tätigkeit verlässt oder der sich wieder mit Ehefrau oder Ehemann, Eltern oder anderen Vorfahren, mit Kindern oder anderen Nachkommen, mit Geschwistern und anderen Verwandten zusammenschließt, die zuvor zum Zwecke der Arbeit ausgewandert sind. Des Weiteren gilt jeder als Auswanderer, der an einen ausländischen Bestimmungsort zurückkehrt, den er zuvor unter den in diesem Abschnitt genannten Bedingungen als Auswanderer verlassen hat, um in Italien sich anzusiedeln. Bis 1903 unterschied die italienische Statistik periodische bzw. saisonale Auswanderung von der dauerhaften Auswanderung, aber es war nicht immer möglich, sich auf diese Unterscheidungen zu verlassen, die auf den Angaben des Auswanderers basierten. 1915 wurde die Erhebungsmethode verändert, indem die vierteljährliche Überprüfung der Reisepässe ersetzt wurde durch den Einsatz von Formularen, mit deren Einsatz die örtlichen Polizeibehörden Informationen von den Auswanderern erhoben. Hierdurch konnten exaktere, umfangreichere Informationen erhoben werden. Die Publikation dieser erhobenen Daten in 'Statistica della emigrazione italiana per l'estero' gibt die Daten hinsichtlich der räumlichen Verteilung der Auswanderer (d.h. nach ihren Wohnorten in Italien), nach Orten in Europa oder nach Orten in Übersee wieder. Statistiken über zurückkehrende Auswanderer basieren auf Passagierlisten, die von den Betreibern der Schifffahrts-Gesellschaften an italienische Behörden weitergeleitet wurden.
IV Statistiken der Auswanderer-Behörde
Die Statistik der Auswanderer-Behörde wurde zunächst mit Hilfe von Passagierlisten der Schifffahrtsgesellschaften geführt. Sie beziehen sich auf italienische Übersee-Migranten, die sich an Seehäfen Englands ein- oder ausgeschifft (also dort an Bord oder von Bord eines Schiffes gegangen sind) haben oder die das Land verlassen haben, um sich in einem ausländischen Hafen einzuschiffen. Auswanderer, die als Zielland ein mediterranes Land – inkl. Marokko – angegeben haben, wurden als kontinentale Migranten erfasste. Die Auswanderungsstatistik enthält nicht die Angaben der Italiener für die ersten sechs Monate des Jahres 1920, die in ausländischen Häfen an Bord eines Schiffes gegangen sind. Bis 1920 wurden die Informationen bezüglich überseeischer Auswanderung erfaßt; erst danach sind auch Angaben zur kontinentalen Emigration aufgenommen worden. Die Einführung neuer Reisepässe, in denen festgehalten wurde, ob jemand auswandert oder wieder zurückkehrt, führte zu einer differenzierteren Erfassung der Wanderungsbewegung. Bezüglich der Statistik zu den Berufen der Auswanderer merkt der Autor an, das bis 1903 nur Personen über 14 Jahre erfasst wurden, während in den nachfolgenden Jahren von 1904 bis 1915 der Beruf von Personen über 15 Jahren erhoben wurde. Spätere wurde wiederum die Definition für die Erwachsenen geändert: 1916 bis 1920 wurde als erwachsen erfasst, der bis 15 Jahre und älter war, 1921 bis 1924 wurden Personen über 15 Jahre zu den Erwachsenen gezählt.
Tabellen
A. Hafenstatistik Genua A.01 Auswanderung nach Amerika, 1856-1873
B. Wissenschaftliche Publikation: Auswanderungsstatistik von L.Capri
B.01 Auswanderung italienischer Bürger, 1869-1876 B.02 Verteilung italienischer Auswanderer nach Geschlecht, 1871-1876 B.03 Verteilung italienischer Auswanderer nach Alter, 1872-1876 B.04 Verteilung italienischer Auswanderer nach Beruf, 1869-1876 B.05 Italienische Auswanderer nach Zielland ihrer Auswanderung, 1869-1876
C. Statistisches Amt Italien
C.01 Italienische Auswanderer nach außer-europäischen und mediterranen Ländern, 1876-1920 C.02 Italienische Auswanderer – Kinder bis 14 Jahre und Erwachsene ab 15 Jahre – nach Geschlecht und Alter, 1876-1914 C.02a Italienische Auswanderer nach Geschlecht und Altersgruppen, 1915 – 1920 C.03 Italienische Auswanderer ( – dauerhafte Auswanderung und saisonale Auswanderung – ) nach Geschlecht, 1876 – 1903 C.03a Italienische Auswanderer ( - dauerhafte Auswanderung und saisonale Auswanderung - ) nach Geschlecht und Altersgruppen, 1876 – 1903 C.04 Italienische Auswanderer nach Beruf, 1903 – 1915 C.04a Italienische Auswanderer im Alter über 15 Jahre nach Beruf, 1916 – 1920 C.05 Italienische Auswanderer nach Zielland ihrer Ausreise, 1876-1920 C.06 Verteilung der Auswanderer nach Beruf und Zielland ihrer Ausreise, 1915 - 1920 C.07 Interkontinentale Einwanderung von italienischen Bürgern und Ausländern nach gebuchter Passagierklasse (1. und 2. Klasse), 1884 – 1920 C.08 Interkontinentale Einwanderung nach Land des letzten Aufenthalts (Passagiere der 3. Klasse), 1884 – 1924
D. Statistik der Auswanderungs-Behörde Italiens
D.01 Interkontinentale Auswanderung italienischer Bürger nach Zielland, 1902 – 1924 D.02 Verteilung der italienischen Auswanderer in ausser-europäische Länder nach Geschlecht und Alter, 1921 – 1924 D.03 Verteilung der italienischen Auswanderer im Alter über 15 Jahre und mit Ziel eines ausser-europäischen Landes nach Beruf, 1921-1924 D.04 Italienischen Auswanderer mit Ziel eines europäischen Landes nach Geschlecht und im Alter bis 15 Jahre und über 15 Jahre (also Kinder und Erwachsene), 1921 – 1924 D.04a Italienische Auswanderer mit Ziel eines europäischen Landes nach Beruf und im Alter von über 15 Jahren, 1921 – 1924 D.05a Kontinentale Auswanderung der Italiener nach Zielland der Auswanderung (Reisepass-Daten), 1921-1924 D.05b Kontinentale Auswanderung nach Zielland (korrigierte Tabelle D.5 unter Verwendung zusätzlicher statistischer Informationen), 1921-1924 D.06 Einwanderung (Rückwanderung) von Italienern aus interkontinentalen Ländern nach Geschlecht und Alter, 1921 – 1924 D.07 Einwanderung (Rückwanderung) italienischer Bürger aus kontinentalen Ländern nach Geschlecht, 1921 – 1924
Aus der Einleitung: Problemstellung: Durch die Einführung des EURO zum 01.01.1999 in 11 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verwirklichte sich in dem durch zwei Weltkriege zerrüttetem Kontinent nach über 50jährigen (politischen) Einigungsbestrebungen der Europäer das 'kühne Experiment' einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Obwohl zum damaligen Zeitpunkt 8 der insgesamt 11 EURO-Länder die im Vertrag von Maastricht ausgehandelten Budgetdefizitgrenze von 60% des BIP überschritten, hielten es die politischen Entscheidungsträger für angemessen, die Verwirklichung nicht zu gefährden, worin die primär politische Zielsetzung der europäischen Einheitswährung deutlich wird. Durch den Beitritt Griechenlands zur EWU, das den EURO zum 01.01.2001 einführte, umfasst die Europäische Währungsunion heute bereits 12 Mitglieder und bildet damit einen Währungsraum, der mit über 300 Mio. Verbrauchern die Bevölkerungszahl der USA um über 10% übertrifft. In ihrer bisher größten Erweiterungsrunde traten zum 01. Mai 2004 die acht mittel- und osteuropäischen Staaten Lettland, Estland, Litauen, Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien und die Slowakei sowie die zwei südeuropäischen (Insel-)Staaten Zypern und Malta der Europäischen Union bei, so dass die 'Eurozone' in Zukunft bis zu 25 Mitglieder umfassen könnte. Durch den Beitritt der 10 neuen Mitgliedsländer zur EU erhöhte sich die Einwohnerzahl um rund 20% auf heute 450 Mio. Menschen. Im Vorfeld zur Errichtung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, insbesondere in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts, kam es zu einer 'Renaissance' der durch Mundell (1961), McKinnon (1963) und Kenen (1969) entwickelten Theorie optimaler Währungsräume, '[.] die vor allem in den 60er und 70er Jahren vor dem Hintergrund der Kontroverse um feste und flexible Wechselkurse im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Diskussion stand.' Während die Theorie optimaler Währungsräume in den 1970ern und frühen 1980er Jahren wieder in eine Phase relativer Vergessenheit geriet, führten neuere Erkenntnisse auf dem Gebiet der makroökonomischen Theorie und bedeutende weltwirtschaftliche Ereignisse wie der Zusammenbruch der Sowjetunion zu einem 'Wiederaufleben'. Die Theorie optimaler Währungsräume entwickelt insbesondere in ihren ursprünglichen Ansätzen Kriterien, unter welchen es für Staaten als sinnvoll erachtet wird, auf das Wechselkursinstrument (d.h. eine autonome Geldpolitik) im Falle exogener Störungen zu verzichten. Jüngere Ansätze der Theorie optimaler Währungsräume arbeiten insbesondere an der empirischen Umsetzung der Theorie und versuchen in Kosten-Nutzen-Analysen eine Aussage über die Optimalität eines Währungsgebietes zu treffen. Auch kann sich nach jüngsten empirischen Untersuchungen einiger Autoren die Optimalität eines Währungsraumes ex post einstellen, sofern ex ante keine Optimalität gegeben war – auch eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung erscheint einigen Autoren als möglich. Während insbesondere die Debatte über die Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion teils in Form populistisch gesellschaftspolitischer Meinungen geführt wurde, mangelte es doch an fundierten ökonomischen Analysen, ob die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank einem solch heterogenen Währungsraum wie der Eurozone überhaupt gerecht werden kann und eine objektiv geführte Debatte fand nicht statt. Die Optimalität der Eurozone (EU 12) wurde in vielen Studien diskutiert und meist ablehnend beurteilt – inwieweit eine mögliche EU 25 jedoch als 'optimal' im Sinne der Theorie angesehen werden kann, ist noch nicht geklärt. Abgrenzung des Themas: Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit einer kritischen Diskussion der Theorie optimaler Währungsräume und versucht in einer Übertragung der Theorie auf die EWU eine Antwort auf die Fragestellung zu finden, ob das 'jetzige' Europa der EU 12 (die 'Eurozone') bzw. die EU 15 (die EU 12 incl. der 3 sog. 'EMU-Outs' Dänemark, Schweden und Großbritannien) oder ein Teil des durch die Erweiterung auf 25 Mitgliedsstaaten größer gewordenen EU 25 als 'optimal' im Sinne der Theorie angesehen werden kann, oder ob die EWU auf dem Wege ist, sich zu einem 'Mundellianischen Albtraum' zu entwickeln. Der Begriff 'Europa' bezeichnet in folgender Arbeit stets den ganzen Kontinent und bezieht sich (sofern nicht anders erwähnt) stets auf das gesamte Gebiet der neu geschaffenen EU 25. Werden die neuen mittel-, ost- bzw. südeuropäischen Staaten separat untersucht, gebraucht diese Arbeit auch den Begriff MOE-Staaten (mittel- und osteuropäische Länder bzw. MOEL) oder EU 8 (bzw. EU 10 incl. Zypern und Malta). Aus währungspolitischer Sicht mag es sinnvoll erscheinen, bestehende Nationalstaaten in immer kleinere Einheiten aufzuteilen – allerdings bildet, wie in den meisten Ansätzen die sich auf die Operationalisierung der Theorie beziehen, im empirischen Teil dieser Arbeit stets die jeweilige Volkswirtschaft die Untergrenze eines Währungsgebietes. Auch vernachlässigt diese Arbeit politökonomische bzw. politische Aspekte der Einführung des EURO und beschränkt sich auf eine rein ökonomische Analyse. Werden Abgrenzungen und Zusammenschlüsse von Volkswirtschaften vorgenommen und diskutiert, so ist dies nicht politisch, sondern ökonomisch im Sinne eines 'optimalen Währungsraumes' zu verstehen. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, zu einer Aussage über die Optimalität gemäß der ökonomischen Theorie der EU 12/15 bzw. der EU 25 zu gelangen. Gang der Untersuchung: In Kapitel 2 erfolgt die Darstellung der klassischen Theorie optimaler Währungsräume, wie sie insbesondere durch die Ansätze von Robert Mundell, Ronald McKinnon und Peter Kenen entwickelt wurde, die partialanalytisch bei mikroökonomischen Störungen Kriterien entwickelt, unter denen es für Staaten von Vorteil sein kann, die Kontrolle über eine autonome Geldpolitik aufzugeben. Kapitel 3 widmet sich makroökonomischen Aspekten der Theorie optimaler Währungsräume, die in Vielzahl nach oben genannten 3 'klassischen' Ansätzen mit in die Diskussion eingebracht wurden: Hier werden makroökonomische Abgrenzungsaspekte veranschaulicht, unter denen ein Zusammenschluss der betrachteten Volkswirtschaften von Vorteil sein könnte. In Kapitel 4 erfolgt die Darstellung des integrativen Ansatzes zur Bestimmung eines optimalen Währungsraumes in Europa: In Form eines Kosten-Nutzen-Kalküls werden hier vielschichtige Vor- und Nachteile der gemeinsamen europäischen Währung aufgezeigt und analysiert. Anschließend wird der Unterschied zwischen nationalem und gesamteuropäischem Kosten-Nutzen-Ansatz aufgezeigt, bevor sich eine kurze Darstellung der beiden sich konträren Hypothesen in Bezug auf die Entwicklung eines Währungssystems nach Einführung einer gemeinsamen Währung anschließt: der Endogenitätshypothese und der Krugman´schen Spezialisierungshypothese. Im Hauptteil der Arbeit in Kapitel 5 wird die EU 25 im Licht der Theorie optimaler Währungsräume analysiert und in einer, teils empirischen Analyse ausgewählter Kriterien eine Aussage über die Optimalität Europas getroffen. Kapitel 6 schließt mit einer Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse und einem kurzen Fazit.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Verzeichnis der AbbildungenIX Verzeichnis der TabellenX Abkürzungs- und SymbolverzeichnisXI AbstractXV 1. EINLEITUNG1 1.1 Problemstellung1 1.2 Abgrenzung des Themas2 1.3 Gang der Untersuchung3 2. KLASSISCHE ANSÄTZE ZUR ABGRENZUNG DES OPTIMALEN WÄHRUNGRAUMES BEI MIKROÖKONOMISCHEN STÖRUNGEN4 2.1 Zum Begriff und Umfang des optimalen Währungsraumes4 2.2 Zur Definition asymmetrischer Schocks6 2.3 Das Kriterium von Mundell: Faktormobilität7 2.3.1 Vorbemerkungen7 2.3.2 Darstellung des Mundell´schen Kriteriums8 2.3.3 Kritische Würdigung des Mundell´schen Ansatzes10 2.4 Der Ansatz von McKinnon: Offenheit der Volkswirtschaft12 2.4.1 Der Fall der kleinen, offenen Volkswirtschaft12 2.4.2 Anpassung in der großen, geschlossenen Volkswirtschaft14 2.4.3 Kritische Würdigung des McKinnon´schen Ansatzes14 2.5 Der Ansatz von Kenen: Diversifikation16 2.5.1 Darstellung des Konzeptes16 2.5.2 Kritische Würdigung des Kenen´schen Ansatzes17 2.6 Der Ansatz von Vaubel: Variabilität des realen Wechselkurses18 3. MAKROÖKONOMISCHE ASPEKTE DER THEORIE OPTIMALER WÄHRUNGRÄUME19 3.1 Vorbemerkungen19 3.2 Kapitalmobilität21 3.2.1 Darstellung des Konzeptes21 3.2.2 Kritische Anmerkungen22 3.3 Die Ähnlichkeit der Inflationsraten23 3.3.1 Darstellung des Konzeptes23 3.3.2 Kritische Anmerkungen24 3.4 Koordination der Fiskal-, Steuer- und Wirtschaftspolitik25 3.5 Gleichgerichtete konjunkturelle Entwicklung und Schocksymmetrie26 4. KOSTEN UND NUTZEN DER EUROPÄISCHEN WÄH- RUNGSUNION28 4.1 Vorbemerkungen28 4.2 Wesentliche Kostenaspekte der EWU29 4.2.1 Kosten auf der Mikroebene29 4.2.1.1 Kosten der Währungsumstellung29 4.2.2 Kosten auf der Makroebene29 4.2.2.1 Verlust des Wechselkurses als Anpassungsinstrument IV nach exogenen Schocks29 4.2.2.2 Verzicht auf autonome Geldpolitik30 4.2.2.3 Verzicht auf Philipps-Kurven trade-off30 4.2.2.4 Verzicht auf Seignorageeinnahmen31 4.2.2.5 Verringerung der finanzpolitischen Autonomie32 4.2.2.6 Kosten in Zusammenhang mit dem Balassa-Samuelson-Effekt33 4.3 Wesentliche Nutzenaspekte der EWU33 4.3.1 Nutzen auf der Mikroebene33 4.3.1.1 Reduktion von Transaktions- und Informationskosten33 4.3.1.2 Positive Handels- und Wachstumseffekte durch Verringerung der Unsicherheit35 4.3.2 Nutzen auf der Makroebene36 4.3.2.1 Erhöhung der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik36 4.3.2.2 Verbesserung der Effizienz der Geldpolitik36 4.3.2.3 Verbesserung der Kapitalallokation und der verschiedenen Funktionen des Geldes37 4.3.2.4 Erhöhte Transparenz38 4.3.2.5 Senkung des Bedarfes an Devisenreserven38 4.4 Kosten und Nutzen im Vergleich39 4.4.1 Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse39 4.4.2 Kosten und Nutzen aus nationaler Sicht40 4.4.3 Kosten und Nutzen aus gesamteuropäischer Sicht41 4.5 Endogenität oder Spezialisierung?41 4.5.1 Die Endogenitätshypothese41 4.5.2 Die Krugman´sche Spezialisierungshypothese42 5. DIE EUROPÄISCHE WÄHRUNGSUNION IM LICHTE DER THEORIE OPTIMALER WÄHRUNGSRÄUME43 5.1 Marktbasierte Absorptionsmechanismen43 5.1.1 Analyse der Arbeitsmobilität43 5.1.2 Kapitalmobilität in der Eurozone46 5.1.2.1 Wie mobil ist das Kapital in der EU?46 5.1.2.2 Einige stilisierte Fakten zum Kapitalverkehr der Eurozone47 5.1.3 Faktorpreisflexibilität48 5.1.3.1 Lohnflexibilität48 5.1.3.2 Preisflexibilität50 5.1.3.3 Flexibilität der Arbeits- und Produktmärkte51 5.2 "Größe", "Offenheit" und Handelsverflechtung51 5.3 Diversifikation in der Eurozone54 5.3.1 Diversifikation der Produktionsstruktur54 5.3.2 Diversifikation der Exportstruktur56 5.4 Die EWU bezüglich makroökonomischer Variablen57 5.4.1 Gleichheit der Inflationsraten57 5.4.2 Gleichgerichtete konjunkturelle Entwicklung59 5.4.2.1 Statische Analyse59 5.4.2.2 Dynamische Betrachtung60 5.5 Institutionelle Absorptionsmechanismen64 5.5.1 Instrumente der nationalen Fiskalpolitik64 5.5.2 Automatische Stabilisatoren64 5.5.3 Transfers aus dem EU Budget65 5.6 Die Eurozone im Licht der "neuen" Theorie66 5.6.1 Ein optimaler DM-Währungsraum?66 5.6.2 Ein zweistufiger Optimierungsprozess zur Bestimmung eines optimalen Währungsraumes in der EWU67 5.6.3 Korrelation von Angebots- und Nachfrageschocks69 5.7 Weitere Problemfelder einer optimalen europäischen Geldpolitik74 5.7.1 Inhomogenitäten in Bezug auf BIP-Verteilung und Wohlstand74 5.7.2 Öffentliche Verschuldung74 5.7.3 Unterschiede in den Transmissionsmechanismen75 6. ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT76 6.1 Zusammenfassung76 6.2 Ist die Eurozone ein optimaler Währungsraum (oder wird sie einer?)79 7. ANHANG82 7.1 Entwicklungslinien der europäischen monetären Integration82 7.1.1 Von der Europäschen Gemeinschaft für Kohle und Stahl bis zum Werner Plan82 7.1.2 Von der Währungsschlage zum EWS83 7.1.3 Die Einheitliche Europäische Akte und der Delors-Bericht97 7.1.4 Der Vertrag über die Europäische Union (Vertrag von Maastricht, EU Vertrag88 7.1.4.1 Vertrag über die Europäische Union (Vertrag von Maastricht)88 7.1.4.2 Die Konvergenzkriterien von Maastricht in einer kritischen Betrachtung89 7.1.4.3 Institutionelle Voraussetzungen eines Beitritts zur EWU und VII jüngste Entwicklungen in der EWU91 7.2 Heterogenität Europas95 7.3 Faktormobilität in der Eurozone97 7.3.1 Arbeitslosenraten und durchschnittliche Abweichung EU 15/EU 2597 7.3.2 Kapitalmobilität in Europa98 7.3.3 Reallohnflexibilität106 7.3.3.1 Elastizität des Reallohns106 7.3.3.2 Organisationsgrad der Arbeitnehmer107 7.4 Offenheit in Europa108 7.4.1 Export- und Importquoten in der EU108 7.4.2 Exportquoten im EU Vergleich109 7.4.3 Summe der Export- und Importquoten110 7.4.4 Handel der EU 10 mit der EU 15111 7.4.5 Intra-EU-Handel der EU 15112 7.5 Produktdiversifikation in Europa114 7.5.1 Diversifikation der Produktionsstruktur: Anteil der Sektoren an der Wertschöpfung (2004)114 7.5.2 Exportdiversifikation (2004)118 7.6 Inflation im Euroraum119 7.6.1 Inflationsraten 1999 – 2005119 7.6.2 Streuung der Inflationsraten121 7.7 Bruttoinlandsprodukt der EU 15 und der EU 25 (in KKP)122 7.8 Einkommensumlaufgeschwindigkeit von M3123 7.9 Empirische Bestimmung der Integrationskosten eines optimalen DM- Währungsraumes124 7.10 Synchronisierung der Konjunkturzyklen125 7.10.1 Korrelation der Konjunkturzyklen126 7.10.2 Leads und Lags128 7.10.3 Volatilität der Konjunkturzyklen130 7.10.4 "Persistence"131 7.10.5 Die Schockverarbeitung (impulse-response)132 7.10.6 Ergebnisse und Zusammenfassung133 7.11 Preisdifferenzen in der EWU137 7.12 Problemfeld Öffentliche Verschuldung138 7.13 Reale Wachstumsrate des BIP in der Eurozone139 7.14 Strukturmittel aus dem Kohäsionsfonds141 7.15 Korrelationsmatrizen der gesamtwirschaftlichen Angebots- und Nachfrageschocks142 8. LITERATURVERZEICHNIS144Textprobe:Textprobe: Kapitel 5.1.2, Kapitalmobilität in der Eurozone: Wie mobil ist das Kapital in der EU? Im Gegensatz zum Faktor Arbeit ist in der Europäischen Union ist die Kapitalmobilität und die Integration und Liberalisierung der Finanzmärkte schon nach der ersten Stufe des Delors-Plans gesichert und vollkommen unrestringiert, so dass dieses Kriterium als nahezu perfekt erfüllt angesehen werden kann. Aufbauend auf der berühmten Studie von Feldstein und Horoika, die im Zeitraum 1960 – 1974 für 16 OECD Länder eine eher geringe Kapitalmobilität feststellten, analysiert Obstfeld in seiner Studie die Kapitalmobilität in Europa: Zwischen 1974 und 1980 erreicht der Korrelationskoeffizient den Wert 0,87, im Zeitraum 1981 – 1990 sinkt dieser auf 0,64, woraus auf eine Zunahme der Kapitalmobilität geschlossen werden kann. Vergleichbar hohe Regressionskoeffizienten (und damit eine eher niedrigere Kapitalmobilität) weisen Belgien (0,637), Dänemark (0,727), Frankreich (0,909), Griechenland (0,845), Österreich (0,825), Portugal (0,736) und Schweden auf, Deutschland (0,327), Großbritannien (0,113), Italien (0,214), Irland (-0,037) und Luxemburg (-0,135) verzeichnen mit niedrigen Korrelationskoeffizienten eine eher hohe Kapitalmobilität. Wie die Zeitreihe in Anhang 7.3.2. zeigt, steigt der Kapitalverkehr in den 80er und 90er Jahren stark an und ist bereits in den 90er Jahren hoch, was auf die Liberalisierungen im Kapitalverkehr zurückzuführen ist – die Divergenzen im Zeitraum 1992/1993 deuten auf Instabilitäten im EWS zu diesem Zeitpunkt hin. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts tendiert der Kapitalverkehr des Euroraums Richtung Null, was ein Hinweis auf perfekte Preiselastizität ist. Allerdings ist das Phänomen eines zunehmenden Kapitalverkehrs nicht nur in den EWU-Ländern zu verzeichnen: So weisen auch Nicht-EWU-Staaten in den letzten 15 Jahren einen stark ansteigenden Kapitalverkehr auf. Betrachtet man die Korrelation der 'investments', so zeigt sich insbesondere seit 1993 unter allen europäischen Volkswirtschaften ein Trend in Richtung größerer Synchronisierung, unter den mittel- und osteuropäischen Ländern zeigen nur Polen und Ungarn einen erhöhten Gleichlauf. Insgesamt ist die Kapitalmobilität in der Eurozone hoch, allerdings stellt die Fragmentierung der Finanzmärkte, welche aus Unterschieden in der Besteuerung, Auflagen, Zulassungsvorschriften, Verbraucherschutznormen und Aufsichtsmechanismen resultiert, ein Hindernis dar. Eine Abgrenzung von Staaten, die einen optimalen Währungsraum bilden würden, erscheint mit dem monokausalen Kriterium 'Kapitalmobilität' nicht möglich, da eine hohe Kapitalmobilität nicht automatisch Störimpulse kompensieren kann, falls sowohl kurz- als auch langfristige Kapitaltransfers berücksichtigt werden. So kann es gerade wegen einer hohen Kapitalmobilität zu einer Zunahme regionaler Disparitäten kommen. Nach Remsperger sind die Finanzmärkte in den Beitrittsländern von erheblichem Rückstand sowohl in Größe als auch Struktur gegenüber der EWU gekennzeichnet: so sind die Finanzmärkte wesentlich von Banken dominiert, Aktien- und Anleihenmärkte spielen (außer in Polen) in den MOE Staaten noch keine bedeutende Rolle. Der Anteil der Bankeinlagen am BIP liegt zwischen 20% in Litauen und knapp unter 70% in Tschechien und somit deutlich hinter dem Wert des Euroraums von ca. 85%, lediglich Malta und Zypern haben nach Remsperger ähnliche Strukturen. Kredite an den privaten Sektor betragen in Litauen unter 20%, in Slowenien knapp 40%, Malta und Zypern weisen Werte auf, die in etwa denen des Euroraums (deutlich über 100%) entsprechen. Allerdings konnte in den letzten Jahren v.a. im Zusammenhang mit der Privatisierung und verstärkten ausländischen Einlagen die Effizienz der Banken gesteigert werden: So ist der Spread zwischen Kredit- und Einlagezins meist rückläufig und nur noch in wenigen Ländern über EWU-Niveau. Nach Remsperger zeigen diese Werte den Aufholprozess der mittel- und osteuropäischen Länder und sind somit keineswegs ungewöhnlich (zitiert nach Remsperger). Einige stilisierte Fakten zum Kapitalverkehr der Eurozone: Eine Betrachtung der Nettokapitalströme ergibt, dass im Durchschnitt 2 Mrd. EUR – pro Quartal (saldiert) – aus dem Euroraum abgeflossen sind, der tatsächliche Kapitalzufluss schwankte zwischen einem Kapitalexport von 115 Mrd. EUR und einem Kapitalimport von 90 Mrd. EUR (Standardabweichung 60 Mrd. EUR). Eine Unterscheidung in Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen ergibt, dass im Beobachtungszeitraum durchschnittlich 110 Mrd. EUR aus Direktinvestitionen zwischen dem Euroraum und dem Rest der Welt geflossen sind. Seit dem Höhepunkt 2000/2001 (Kapitalströme von bis zu 300 Mrd. EUR) hat sich der Kapitalfluss auf 36% des vorigen Niveaus verringert, was auf einen Rückgang der MA Aktivitäten zurückzuführen ist. Portfolioinvestitionen betrugen von 1999-2004 im Durchschnitt 125 Mrd. EUR pro Quartal, wobei das Kapital sich auf Investitionen in Aktien und Anleihen in gleichem Ausmaß verteilte. Seit 2001 ist ein Rückgang auf 40% des zuvorigen Ausmaßes erfolgt. In den 8 MOE-Staaten372 wurden 2004 15 Mrd. Euro investiert, ein Zuwachs gegenüber 2003 um 50%; der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in Osteuropa betrug Ende 2004 284 Mrd. Euro, eine Zunahme von 14% gegenüber 2003. Der Großteil des Investitionsbestandes findet sich im Dienstleistungsbereich (60%), der Anteil der Sachgüterproduktion ging auf unter 40% zurück. Besonders Ungarn (44 Mrd. Euro, +15%), Tschechien (41 Mrd. Euro, +16%) und Polen (49 Mrd. Euro, +11%) konnten im Ende 2004 den höchsten Stand an ausländischen Direktinvestitionen verbuchen, die baltischen Staaten Estland (7 Mrd. Euro, +35%), Lettland (3,3 Mrd. Euro, +27%) und Litauen (4,7 Mrd. Euro, + 18%) weisen hohe Wachstumsraten an Direktinvestitionen auf. Gemessen am pro-Kopf Direktinvestitionsbestand wiesen 2004 Estland (5.200 Euro), Ungarn (4.300 Euro), Tschechien (4.000 Euro) und Slowenien (2.800 Euro) die höchsten Bestände auf. 61% aller ADI in den mittel- und osteuropäischen Ländern kommen aus der EU 15.
Social Europe is back on the political agenda - as a result of severe economic crises, prior austerity policies and a change in the European discourse framework. Six years after being announced, the European Pillar of Social Rights - although legally non-binding - has become the central reference point for social policy projects at the EU level. Slowly but steadily, the EU's social situation is improving, although major divergences remain. In the Member States, the Pillar and its accompanying Social Scoreboard are used only erratically. Social investments and reforms financed through the Recovery and Resilience Facility are only partly oriented towards social deficits. At the same time, European crisis management during the pandemic contributed to the implementation of the Pillar of Social Rights. This success was made possible by financially supported instruments such as the SURE short-time working scheme loans. The implementation of the Pillar could be stabilised through a series of measures. It would be advisable to use the indicators of the Scoreboard in a more targeted way at the national level, to develop SURE into a European unemployment insurance scheme, to set up a procedure on social imbalances and to create scope for social investments in the Stability and Growth Pact. (author's abstract)
Das Soziale Europa ist zurück auf der politischen Agenda - als Folge schwerer Wirtschaftskrisen, der einstigen Austeritätspolitik und eines Wandels im europäischen Diskursrahmen. Fünf Jahre nach ihrer Proklamation ist die Europäische Säule sozialer Rechte - obwohl rechtlich unverbindlich - zum zentralen Bezugspunkt sozialpolitischer Vorhaben auf EU-Ebene geworden. Langsam, aber stetig verbessert sich die soziale Situation der EU, wobei es weiterhin große Divergenzen gibt. In den Mitgliedstaaten werden die Säule und das sie begleitende Social Scoreboard nur erratisch genutzt. Sozialinvestitionen und reformen, die mithilfe der Aufbau- und Resilienzfazilität finanziert werden, orientieren sich nur in Teilen an sozialen Defiziten. Zugleich hat das europäische Krisenmanagement in der Pandemie dazu beigetragen, die Säule sozialer Rechte umzusetzen. Mit ermöglicht haben diesen Erfolg finanzunterlegte Instrumente wie das Kurzarbeitergeld SURE. Durch eine Reihe von Maßnahmen ließe sich die Umsetzung der Säule stabilisieren. Zu empfehlen wäre, die Indikatoren des Scoreboards gezielter auch auf nationaler Ebene zu nutzen, SURE zu einer Europäischen Arbeitslosenversicherung weiterzuentwickeln, ein Verfahren zu sozialen Ungleichgewichten einzurichten sowie Freiräume für Sozialinvestitionen im Stabilitäts- und Wachstumspakt zu schaffen. (Autorenreferat)
Dieser Forschungsbericht liefert einen umfassenden Überblick über die relevanten theoretischen Debatten zur Erklärung geschlechtsspezifischer Bildungsungleichheiten und fragt, welche Schlüsse sich aus diesen für die Fragestellung nach der regionalen Variation und der historischen Entwicklung von Geschlechterungleichheiten in Bildungsverhalten und Bildungserfolg in Deutschland ergeben. Aus diesen Überlegungen werden forschungsleitende Hypothesen abgeleitet und mit den vorliegenden empirischen Evidenzen aus der nationalen und internationalen Forschungsliteratur abgeglichen.
"Die Auflösung traditioneller Sozialmilieus stellte die klassischen Schichtkonzepte in Frage und begründete eine 'kulturelle' Wende der Sozialstrukturanalyse. Der Zusammenhang von räumlichen Situationen und Lebensstilen wurde bisher kaum thematisiert, gewinnt jedoch angesichts der Auseinanderentwicklung der verschiedenen Siedlungsräume an Bedeutung. Der Anstieg der Einkommen in den Nachkriegsjahrzehnten, der Wandel der Wirtschaftsstruktur und die Verkürzung der Arbeitszeiten beinhalteten eine zunehmende Differenzierung der Verwirklichungsmöglichkeiten außerhalb der Arbeitswelt. Auch die Familienkonstellationen unterlagen einem Pluralisierungsprozess. Paarhaushalte ohne Trauschein, Alleinerziehende, homosexuelle Lebensgemeinschaften und Wohngemeinschaften traten als Lebensform zur Ehe und Familie mit Kindern hinzu und sind heute eine Selbstverständlichkeit. Die Anhebung des Bildungsniveaus führte zu einer Steigerung von Kompetenzen und Ansprüchen, Geschmacksvarianten und Erlebensformen. Vervielfacht haben sich die Konsumgütermärkte und der Freizeitsektor, die nicht nur in der Stadt die unterschiedlichen Betätigungsmöglichkeiten bereithalten, sondern auch die Modernisierung in den Dörfern begleiten. Im Ergebnis weist die Gesellschaft eine größere Vielfalt von Lebensbereichen und Mitteln auf, mit denen Menschen sich von anderen unterscheiden und umgekehrt sich Gruppen zuordnen können, denen sie sich verbunden fühlen. In dem vorliegenden Beitrag werden Lebensstile empirisch ermittelt, und es wird untersucht, inwieweit regionsspezifische Besonderheiten des Wohnortes neben sozialstrukturellen Merkmalen als Kennzeichen von Lebensstilen zu identifizieren sind." (Autorenreferat)
Die Geschichte der Kolonisierung Rhodesiens wird unter dem Gesichtspunkt der Arbeit, namentlich der Maßnahmen und Mechanismen, mittels derer die Kolonisatoren die afrikanischen Bewohner nach der militärischen Unterwerfung zur Lohnarbeit zwangen, untersucht. Die Zurichtung eines Reservoirs schwarzer Arbeitskräfte wird in zwei Komponenten beschrieben: Die erste ist die Erzeugung von Bedürftigkeit. Durch die Untergrabung der Subsistenz der bestehenden Gemeinschaften wurde der Zwang zum Geldverdienen und damit zur Lohnarbeit hergestellt. Die zweite Komponente ist die Disziplinierung der afrikanischen Arbeitskräfte durch Strafgesetze und Erziehungsversuche. Am Beispiel der Zeitorientierung wird gezeigt, dass die Arbeitsgewohnheiten der in Subsistenzgemeinschaften lebenden Afrikaner nicht mit den Rhythmen industriekapitalistischer Produktion kompatibel waren. Beschrieben wird auch die Rolle der Ideologie vom "faulen Neger" bei der Rechtfertigung der Zwangsmaßnahmen. Es zeigt sich, dass die puritanische Arbeitsauffassung der Siedler ihrer Wahrnehmung ein Gefängnis errichtete, so dass sie den Lebensformen der Afrikaner, die keiner hektischen Produktivität verpflichtet waren, mit Unverständnis und Wut begegneten. Den Abschluss bilden Überlegungen zur auch heute noch wenig hinterfragten allgemeinen Akzeptanz des abstrakten und normativen Arbeitsbegriffs und der an ihm ausgerichteten Arbeitsdisziplin. Letztere wird verdächtigt, untrennbar mit Aggressivität verknüpft zu sein, da es ihr unmöglich scheint, alternative Lebensformen wahrzunehmen, ohne sie abzuwerten.