Aus der Einleitung: (1) Problemstellung: Zunehmende Branchenkonzentration und hohe Dynamik führen zu einer Intensivierung des Wettbewerbs im Handel. Ein erfolgreiches Bestehen am Markt wird für Unternehmen immer schwieriger. Parallel dazu befinden sich die Welt sowie die Art und Weise des Wirtschaftens am Anfang eines grundlegenden Veränderungsprozesses hin zur nachhaltigen Entwicklung. Nachhaltigkeit ist das Schlagwort der heutigen Zeit. Auch die marktgetriebenen Handelsunternehmen versuchen sich in diesem Bereich zu engagieren. Inzwischen hat fast jedes Unternehmen im Rahmen seiner Internetpräsenz einen Abschnitt über Verantwortung, Corporate Social Responsibility, Nachhaltigkeit o. Ä., der über entsprechende Initiativen berichtet - sei es allein aus dem Grund, keine Wettbewerbsnachteile zu erleiden. Diese Initiativen werden gerne als Nachhaltigkeitsstrategien propagiert, können aber dennoch primär operativ oder einseitig ausgerichtet sein. Hierbei besteht die Gefahr, dass die Öffentlichkeit die Maßnahmen trotz hohem Einsatz für unglaubwürdig erachtet und das Unternehmen des Greenwashings bezichtigt. Dies kann zu einem enormen Imageverlust führen. Damit Unternehmen dies nicht nachgesagt wird, darf Nachhaltigkeit nicht nur durch zeitlich begrenzte Projekte oder punktuelle Initiativen umgesetzt werden, sondern muss langfristig in das Kerngeschäft bzw. auf strategischer Ebene verankert werden. Im Hinblick auf die herausfordernde Situation im Handel könnte Nachhaltigkeit für das zukünftige Überleben eines Handelsunternehmens von elementarer Bedeutung sein, wobei insbesondere ihre strategische Verankerung eine entscheidende Rolle spielt. (2) Zielsetzung und Gang der Arbeit: Ziel und Inhalt der vorliegenden Arbeit sollen deshalb sein, ein Konzept für die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Handel zu erarbeiten sowie die Rahmenbedingungen, Motivationen und Wirkungen der handelsspezifischen Nachhaltigkeit zu erläutern. Darüber hinaus soll beurteilt werden, ob und inwiefern das neue Leitbild zur Profilierung und zum Überleben innerhalb der prekären Handelsbranche geeignet ist. Daher wird im ersten Teil der Arbeit zunächst ein Bezugsrahmen erstellt (Abbildung 1 im Anhang verdeutlicht den Aufbau der Arbeit). Dazu gehört die Darstellung der derzeitigen Wettbewerbsbedingungen im Handel (Abschnitt I.1), welche die Dringlichkeit neuer Ansätze deutlich werden lässt. Da die Basisbegrifflichkeiten des Nachhaltigkeitskonzeptes im Allgemeinen nicht klar definiert und trennscharf sind, soll hier versucht werden, diese für die vorliegende Arbeit sowohl zu definieren als auch von ähnlichen Konzepten wie z. B. Corporate Social Responsibility abzugrenzen (Abschnitt I.2). Der zweite Teil der Arbeit stellt die Anwendung und Konkretisierung des Vorhergehenden dar und behandelt Nachhaltigkeit im Handel als Managementaufgabe. Dahingehend werden als Erstes die strategische Ausgangslage sowie die Zukunftsfähigkeit derzeitiger Handelsstrategien im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen der Branche ermittelt (Abschnitt II.1). Ausgehend davon, dass Nachhaltigkeit zuerst in Form von punktuellen Initiativen Eingang in das operative Handelsmanagement findet, werden in Abschnitt II.2 die verschiedenen branchenspezifischen Handlungsfelder und Schlüsselthemen auf funktionaler bzw. operativer Ebene identifiziert. Darüber hinaus gilt es u. a. zu klären, welche treibenden Kräfte existieren, warum Nachhaltigkeit im Vergleich zu anderen Branchen besonders herausfordernd ist und wie sich der Status quo darstellt. Im letzten Abschnitt der Arbeit (Abschnitt II.3) wird die handelsspezifische Nachhaltigkeit aus der strategischen Perspektive betrachtet. Nachhaltigkeit könnte einen Ansatz zur Profilierung darstellen, sofern sie sich mit den Anforderungen des Marktes und bereits existierenden Strategien vereinen lässt sowie strategisch verankert ist. Das kontrovers diskutierte Thema über die Wirkung von Nachhaltigkeit auf den Unternehmenserfolg wurde in der Wissenschaft bereits auf konzeptioneller und empirischer Ebene umfassend bearbeitet. Daher werden die durch Nachhaltigkeit beeinflussbaren ökonomischen Erfolgsgrößen aufgezeigt sowie die Gründe des Handels für Nachhaltigkeit dargelegt. Aufbauend darauf werden zwei handelsspezifische Strategie-Typologien sowohl vorgestellt als auch deren Eignung zur Profilierung innerhalb der Branchensituation aufgezeigt. Im Anschluss wird ein erarbeitetes Konzept zur strategischen Verankerung präsentiert. Darüber hinaus sollen die Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit sowohl mit Unternehmenszielen als auch mit den in Abschnitt II.1 analysierten Strategien überprüft und die Ausgestaltungsmöglichkeiten erörtert werden.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: MANAGEMENT SUMMARYII INHALTSVERZEICHNISIII ABKÜRZUNGSVERZEICHNISVIII EINLEITUNG1 TEIL I:GRUNDLEGENDER BEZUGSRAHMEN FÜR NACHHALTIGKEIT IM HANDEL3 I.1Einblick in die Handelsbranche3 I.1.1Grundlegende Begrifflichkeiten und Abgrenzungen4 I.1.2Herausfordernde Rahmenbedingungen5 I.1.2.1Informations- und Kommunikationstechnologien6 I.1.2.2Permanenter Wandel im Kundenverhalten7 I.1.2.3Hohe Wettbewerbsintensität13 I.1.2.4Notwendigkeit neuer Strategieansätze14 I.2Das Leitbild Nachhaltigkeit15 I.2.1Entwicklung des Konzeptes Nachhaltigkeit15 I.2.2Nachhaltigkeit in Unternehmen18 I.2.2.1Definitorische Grundlagen von unternehmerischer Nachhaltigkeit18 I.2.2.2Abgrenzung zu Corporate Social Responsibility20 I.2.2.3Die Relevanz der strategischen Verankerung von Nachhaltigkeit21 TEIL II:NACHHALTIGE UNTERNEHMENSENTWICKLUNG IM HANDEL22 II.1Strategische Ausgangslage und Zukunftsfähigkeit ausgewählter Handelsstrategien22 II.1.1Strategieverständnis und Managementperspektive22 II.1.2Wettbewerbsstrategische Positionierung- und Profilierungsstrategien23 II.1.2.1Kosten- oder Preisführerschaft24 II.1.2.2Differenzierung und Retail Branding25 II.1.2.3Mischstrategien28 II.1.2.4Konzentration auf Schwerpunkte28 II.1.2.5Bedeutung und Zukunftsfähigkeit von Wettbewerbsstrategien29 II.1.3Vertikalisierung31 II.1.3.1Vorteile und Eignung der Vertikalisierungsstrategie32 II.1.3.2Relevanz von Handels-/ Eigenmarken33 II.1.4Kooperationsstrategien als Alternative zur Vertikalisierung oder Akquisition34 II.1.4.1Allianzen auf Handelsstufe35 II.1.4.2Partnerschaften zwischen Handel und Industrie36 II.1.4.3Hinweise zum Kooperationsmanagement36 II.1.4.4Bedeutung und Zukunftsfähigkeit von Kooperationsstrategien37 II.1.5Zwischenfazit38 II.2Nachhaltigkeit im operativen Handelsmanagement39 II.2.1Nachhaltigkeitstreiber40 II.2.1.1Außermarktliche Nachhaltigkeitstreiber40 II.2.1.2Marktliche Nachhaltigkeitstreiber43 II.2.2Der Handel als 'Gatekeeper' der Nachhaltigkeit45 II.2.3Handlungsfelder und Schlüsselthemen46 II.2.3.1Lieferkettenverantwortung und nachhaltige Beschaffung47 II.2.3.2Arbeitsbedingungen in den Standorten49 II.2.3.3Ökologisch nachhaltiger Geschäftsbetrieb49 II.2.3.4Sortimentsgestaltung und Produktverantwortung50 II.2.3.5Kommunikation51 II.2.4Nachhaltigkeit in den Handelssegmenten52 II.2.4.1Lebensmittelhandel53 II.2.4.2Fachmärkte für Unterhaltungselektronik54 II.2.4.3Baumärkte54 II.2.4.4Modehandel55 II.2.5Status quo55 II.3Nachhaltigkeit im strategischen Handelsmanagement59 II.3.1Nachhaltigkeit als strategischer Erfolgstreiber60 II.3.2Handelsspezifische Nachhaltigkeitsstrategien61 II.3.2.1Wettbewerbsstrategien der Nachhaltigkeit nach Kriener, Grimm und Berg62 II.3.2.2Nachhaltigkeitsstrategien nach Zentes, Bastian und Lehnert66 II.3.3Strategische Verankerung69 II.3.3.1Analyse von Nachhaltigkeitsherausforderungen69 II.3.3.2Normative Verankerung70 II.3.3.3Zielbildung71 II.3.3.4Strategieformulierung73 II.3.3.5Strategieimplementierung76 II.3.3.6Strategiecontrolling78 II.3.4Strategische Ausgestaltungsmöglichkeiten79 FAZIT UND AUSBLICK81 ANHANGX LITERATURVERZEICHNISXXIIITextprobe:Textprobe: Kapitel II.2.1.1, Außermarktliche Nachhaltigkeitsreiber: Gesellschaftliche und globale Nachhaltigkeitsprobleme: Im Jahre 2050 werden knapp neun Milliarden Menschen auf unserer Erde leben, was einen vierfachen Anstieg der Weltbevölkerung innerhalb von hundert Jahren bedeutet. Konsum, Nahrungsbedarf und Verkehr bedrohen Natur und Artenvielfalt. Die Verknappung verursacht steigende Rohstoffpreise und soziale Missstände, weshalb letztendlich die Beschaffung für den Handel erschwert wird. Vor allem international agierende Handelsunternehmen sind aufgrund ihrer globalen Wertschöpfungsketten, ihrer vielen nationalen und internationalen Mitarbeiter und ihrem großen Einfluss auf eine breite Masse an Menschen von den aufgezeigten Problemen betroffen und somit zur Verantwortung verpflichtet. Transparenz, öffentlicher Druck und Non-Governmental Organizations: Handelsunternehmen sind nicht nur direkt von Nachhaltigkeitsproblemen betroffen, sondern auch indirekt über das gestiegene Nachhaltigkeitsbewusstsein der Öffentlichkeit. In der Wahrnehmung der Öffentlichkeit trägt der Handel Mitverantwortung für die ökologischen und sozialen Effekte der von ihm auf den Markt gebrachten Produkte. Transparente und korrekte Berichterstattung über Unternehmensaktivitäten wird gefordert. Wenn Unternehmen dies nicht tun, übernehmen es soziale Netzwerke und anderen Medien. Sie informieren die Öffentlichkeit und andere Stakeholder schonungslos über unverantwortliche Geschäftspraktiken von Unternehmen, so dass auch der Handel diesen schwer überschau- und kontrollierbaren meinungsbildenden Medien ausgeliefert ist. Außerdem steigt die Anzahl der direkten Anfragen von Non-Governmental Organizations (NGO), die ebenfalls den Druck nachhaltig zu handeln erhöhen. Vorgaben von Gesetzgebern und supranationale Institutionen: Nationale und supranationale Gesetzgeber drängen den Handel ebenfalls in Richtung Nachhaltigkeit. Regierungen, die sowieso seit Jahren Interesse daran haben, die negativen Effekte von Unternehmen, Produkten und deren Verpackungen zu reduzieren, nehmen das gestiegene Nachhaltigkeitsinteresse der Öffentlichkeit wahr und treiben sowohl nachhaltige Produktion als auch nachhaltigen Konsum voran. Für den Handel haben Gesetzesvorgaben zu CO2-Emissionen und der Abfallwirtschaft große Relevanz. Der Handel soll seinen Carbon Footprint verringern sowie Waren unter der Berücksichtigung von nachhaltigen Prinzipien produzieren, verkaufen und entsorgen. Auf staatlicher Ebene gibt es neben Abfallrichtlinien weitere Verordnungen, wie beispielsweise die Verpackungsordnung oder die Batterieverordnung, für die der Handel Lösungen entwickeln muss. Management und Arbeitnehmer: Das Management von Handelsunternehmen kann aus subjektiven Gründen oder aus ökonomischen Prinzipien Nachhaltigkeit vorantreiben (vgl. Abschnitt II.3.1). Letztere beziehen sich auf die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen durch Nachhaltigkeit. Das Personal eines Handelsunternehmens und seine Lieferanten fordern ebenfalls faire Arbeitsbedingungen, Mitarbeiterentwicklung sowie Gesundheitserhaltung und -vorsorge. Aber auch Arbeitsschutz- und Sicherheitsaspekte, eine gerechte Entlohnung, die Einhaltung von Verträgen und Gesetzesvorgaben gehören dazu. Besonders internationale Handelsunternehmen stehen der großen Herausforderung gegenüber, globale Standards für Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu implementieren. II.2.1.2, Marktliche Nachhaltigkeitstreiber: Kapitalmärkte, Investoren und Banken: Nachhaltigkeit ist inzwischen ein Investitionskriterium für Kapitalmärkte und institutionelle Investoren geworden. Die Aufnahme in einen der Nachhaltigkeitsindizes ist eine zusätzliche Möglichkeit finanzielle Mittel zu beschaffen. Die Aufnahme gleicht einem Zertifizierungsprozess und stellt eine Zusatzinformation für die Kapitalmarktbewertung bzw. zur Verringerung des Investmentrisikos dar. Dementsprechend fördern Kapitalmärkte die Nachhaltigkeitsberichtserstattung, nachhaltige Investitionen und damit auch den Fortschritt der Nachhaltigkeit im Handel. Konkurrenz und Wettbewerbsdruck: Andere Branchen weisen bereits seit längerer Zeit und im größeren Ausmaß Nachhaltigkeitsengagement auf. Einzelne Vorreiter-Unternehmen im Handel haben mit ihren öffentlich kommunizierten Nachhaltigkeitszielen und -engagement einen Antriebseffekt für die ganze Branche erzeugt. Insgesamt werden nicht-nachhaltige Unternehmen verstärkt unter Druck gesetzt und erfahren durch fehlendes Engagement Wettbewerbsnachteile. Steigendes Kundeninteresse: Der Handel wird zunehmend von seinen Kunden zum nachhaltigen Wirtschaften gezwungen. Umwelt- und Sozialskandale haben in den vergangen Jahren nicht nur mehr Aufmerksamkeit geschaffen, sondern auch zu einem verstärkten Bewusstsein für den Zustand der Erde geführt. Verbraucher werden nicht nur immer kritischer und sensibler, sondern haben zuweilen das Vertrauen in Hersteller und Handel gänzlich verloren. Umwelt- und Sozialbedingungen werden deshalb im Vergleich zu traditionellen Faktoren wie Marke, Preis oder Leistung zunehmend Beachtung finden. Nachhaltige Produkte werden verstärkt nachgefragt und somit wird Nachhaltigkeit zum Kaufkriterium. Infolgedessen werden nachhaltige Unternehmen vom Kunden durch seinen Kauf unterstützt und nicht-nachhaltige durch seine Ablehnung bestraft. Auch die gegenwärtigen Nachfragetrends (z. B. Bio-/Ökoorientierung, Wellness und Gesundheit) spiegeln sich im neuen Kaufkriterium wider, da die Konsumtrends eng miteinander verknüpft sind. Das nachhaltigkeitsorientierte Kundeninteresse variiert je nach Produktkategorie. Bei Produkten, welche die Gesundheit betreffen oder einen emotionalen Kauf darstellen (z. B. Nahrungsmittel oder Spielwaren), ist das Involvement höher als bei weniger emotionalen Gütern (z .B. Elektronikartikel). Die Struktur dieser nachhaltig orientierten Konsumenten ist im Hinblick auf Einstellung und Vertriebskanalvorliebe abermals heterogen.
Einsatz von digitalen Lernformen und Lernkonzepten in der Weiterbildung. Bewertung des digitalen Lernens. Strategische Einschätzungen zur Digitalisierung des Weiterbildungssektors. Digitales Lernen für bestimmte Zielgruppen. Herausforderungen. Qualifizierungsmaßnahmen für den Einsatz digitaler Medien.
Der Datensatz ´Monitor Digitale Bildung - Lehrende Weiterbildung´ besteht aus zwei Datensets - einer Langversion sowie einer kurzen Befragungsversion. Fragen, die nicht im Kurzfragebogen (KF) enthalten sind, werden entsprechend markiert.
Themen: 1. Fragen zur Durchführung von Weiterbildung: Häufigkeit der Durchführung von Weiterbildungsveranstaltungen; Themenbereiche; institutioneller Kontext; Art der Lehrformen, Durchführung von Online-Angeboten.
2. Technische Ausstattung und Organisation: Nutzungshäufigkeit der für die Vor- und Nachbereitung der Weiterbildungsveranstaltungen genutzten Medientechnik bzw. Hardware (Smartphone, Tablet, Kindle/E-Book-Reader, Notebook, Laptop, stationärer Computer, Fernseher mit Internetverbindung, SmartTV, Sonstiges - offen) (nicht im KF enthalten); Nutzungshäufigkeit der Geräte während der Weiterbildungs-Veranstaltungen (Smartphone, Tablet, Kindle/E-Book-Reader, Notebook, Laptop, stationärer Computer, Fernseher mit Internetverbindung, SmartTV (nicht im KF enthalten), Interaktives Whiteboard, Beamer, Dokumentenkamera/Visualizer, Overheadprojektor, Sonstiges - offen).
3. Geräteausstattung der Lernenden, Einsatz privater mobiler Geräte: Bewertung der Nutzung mobiler Geräte durch Teilnehmer in Weiterbildungsveranstaltungen (wirkt störend, gut einsetzbar, z.B. für Recherchen, wirkt sich negativ auf die Konzentration aus, erhöht die Beteiligung); persönliche Haltung hinsichtlich der Nutzung privater mobiler Geräte durch Teilnehmende (Nutzung ignorieren, aktives Einbeziehen von Smartphones etc.in die Schulung, grundsätzliche Empfehlung an die Teilnehmer Geräte nicht zu nutzen).
4. Einsatz von digitalen Lernformen und Lernkonzepten: Nutzung verschiedener digitaler Technologien und Anwendungen während einer Weiterbildungsveranstaltung, zur Vor- und Nachbereitung, zur Kommunikation (nicht im KF enthalten), keine Nutzung, nicht bekannt (nicht im KF enthalten): Chat-Dienste, z.B. WhatsApp, Snapchat, Präsentationsprogramme, z.B. PowerPoint, Elektronische Texte (z.B. E-Books, PDF-Dokumente), Digitale Lernspiele, Simulationen, Elektronische Tests oder Übungen, Foren, Communities, Blogs, Lern-Apps, Lernmanagementsystem, z.B. Moodle, MOOCs, WBT, Webbasiertes Lernen, DVD´s, CD´s, Soziale Netzwerke, z.B. Facebook, Twitter, Instagram, Cloud-Dienste , z.B. Google Drive, Dropbox, Video-Angebote, z.B. YouTube, Mediathek, Wikipedia oder andere Wikis, Webseiten mit fachlichen Inhalten, z.B. digitale Fachzeitschriften, Webinar, Sonstige Anwendungen - offen.
5. Angebotsformen von Lerninhalten: Nutzung von Materialien und Anwendungen kostenlos über den Weiterbildungsträger oder als freie Version, kostenpflichtig, keine Nutzung: CD-ROMs/DVDs, Lern-Apps, E-Books und Lernprogramme, Lernvideos, z.B. YouTube, kostenpflichtige Videoportale, Lernplattform, LMS, Office-Programme, z.B. Word, Excel, Open-Office, Geräte und Programme für kreatives Arbeiten, z.B. Grafikprogramme, Video-Produktion, Musik, Digitale Prüfungen oder Tests, E-Assessmentsysteme, Software, z.B. Statistik- und Kalkulationsprogramme (Frage nicht im KF enthalten).
6. Open Educational Resources: Bewertung Statements: Qualität zu beurteilen fällt schwer, OER entlasten in der Lehrvorbereitung, es fehlt die Zeit, passende OER-Angebote zu suchen, OER bereichern Veranstaltung, im Fachgebiet gibt es keine passenden OER-Angebote, OER wird als unseriös empfunden, kostenloses Schulungsmaterial von Herstellern /Firmen wird gut gefunden (Frage nicht im KF enthalten). selbst erstellte Formen von Trainings- bzw. Schulungsmaterialien unter Angabe des Lizenzmodells: Schulungsunterlagen, Bücher, E-Books, Videos, Filme, Bild- und Grafikmaterialien, Prüfungsunterlagen, Sonstige Materialien - offen (Frage nicht im KF enthalten).
7. Einsatz von digitalen Lernformen und Lernkonzepten: Präferenzen beim Einsatz von digitalen Lernformen und Lernkonzepten: Internetnutzung, um mit Teilnehmenden Inhalte zu recherchieren.; Nutzung von Lernvideos oder Präsentationstools, Nutzung von Texten, z.B. pdf-Dokumente oder E-Books im Seminar, Bearbeitung spezifischer Aufgabenstellungen mit bestimmten Programmen bzw. Software durch die Teilnehmer, Einsatz digitaler Medien zur kreativen Arbeit um z.B. Musik, Videos selbst zu erstellen, gezielter Einsatz von Social Media (z.B. WhatsApp, Facebook) für Vor- und Nachbereitungen, Selbstlernprogramme, z.B. Lern-Apps, Lernspiele oder Simulationen, Anleitung der Teilnehmer zur Nutzung digitaler Medien zur Vor- und Nachbereitung, um eigenen Unterricht darauf aufzubauen (Flipped Classroom), Organisation von Stationenlernen/ Zirkeltraining mit digitalen Medien, Anleitung der Teilnehmenden zum Erstellen von Projektarbeiten oder Referaten mit digitalen Medien, Verwendung von Blended Learning-Konzepten, das Lernen findet z.T. vor Ort und online statt, Durchführung von E-Learning-Veranstaltungen, Sonstiges - offen.; Beurteilung, wie gut sich die vorgenannten Lernformen bewährt haben (Frage nicht im KF enthalten).
8. Zielgruppen und Förderbedarfe: Teilnehmendengruppen in den eigenen Kursen/Schulungen (leistungsschwache Teilnehmende, leistungsstarke Teilnehmende, geistig beeinträchtigte Teilnehmende, körperlich beeinträchtigte Teilnehmende, Teilnehmende mit anderer Muttersprache als Deutsch, teilnehmende Muttersprachler mit Schreib- und Leseschwäche, Ältere (65 Jahre und älter), Berufstätige, Eltern in Elternzeit, Arbeitslose/Arbeitssuchende, Wiedereinsteiger/innen, keine dieser Gruppen, eine andere Teilnehmendengruppe - offen) (Frage nicht im KF enthalten).; Digitales Lernen für bestimmte Zielgruppen: eingesetzte bzw. nicht eingesetzte Formen der Unterstützung von Teilnehmern mit besonderem Förderbedarf (assistive Systeme zum Ausgleich körperlicher Handicaps, an mentale und psychische Handicaps angepasste Inhalte (z.B. Texte in leichter Sprache), motivierende spielerische Angebote, Einsatz kleiner Evaluationen, verbunden mit kurzen Aufgaben (Quests), Unterstützung des selbstbestimmten Lernens, Videoangebote, die komplexe Sachverhalte und Prozesse demonstrieren, Texte, die die muttersprachliche Kompetenz berücksichtigen, Eignungsberatung und Tests mithilfe digitaler Medien, andere Unterstützungsformen - offen) (Frage nicht im KF enthalten).
9. Bewertung des Einsatzes von digitalen Medien, um die Arbeit zu unterstützen: Kontexte in der Weiterbildung, die durch digitale Medien erleichtert bzw. erschwert werden: (Fremdsprachenunterricht, Deutsch als Zweitsprache, Informatik, Naturwissenschaftliche / mathematische Themen, Verwaltungsaufgaben von Lehrer/innen, Vor- und Nachbereitung von Schulungen, Förderung leistungsschwacher Teilnehmer, Förderung leistungsstarker Teilnehmer, Individualisierung, Kommunikation mit Teilnehmenden, Förderung von Lernprozessen zwischen Lernenden (Peer to Peer), Selbstgesteuertes Lernen, Ausbalancieren heterogener Lerngruppen, Sonstiges - offen); Bewertung des digitalen Lernens allgemein: Bewertung des Digitalen Lernens (motivierend, teuer, verbessert die Lernergebnisse, schwer auf seinen Erfolg hin zu überprüfen, entlastet das Lehrpersonal, erleichtert sozial benachteiligten Lernenden den Zugang zum Lernen, erleichtert körperlich beeinträchtigten Lernenden den Zugang zum Lernen, erleichtert individuelle Förderung, verbessert die Lernqualität, erleichtert den Zugang im ländlichen Raum, fördert die Attraktivität der Bildungseinrichtung).
10. Herausforderungen: Schwierigkeiten hinsichtlich des Digitalen Lernens: zu hohe Kosten für die Beschaffung der Lerninhalte und für die technische Ausstattung (Hard-& Software), zu teure Wartung der Geräte und Anwendungen, technische Geräte und Systeme funktionieren nicht immer zuverlässig, Bedenken wegen gesundheitlicher Auswirkungen, z.B. WLAN, Bedenken wegen mentaler Auswirkungen, z.B. kognitive Entwicklung, Internetsucht, andere Dinge/Aufgaben lassen den Teilnehmern nur wenig Zeit zum digitalen Lernen, rechtliche Fragen, z.B. zu Urheberrechten, Datenschutz, stellen ein Problem dar, fehlende professionelle Betreuung der digitalen Infrastruktur beim Bildungsanbieter, Angebot zum digitalen Lernen zu unübersichtlich, fragwürdige Qualität der digitalen Lernangebote, fehlende Medienkompetenz der Teilnehmer, fehlende Medienkompetenz der Lehrenden/Trainer, erhöhter persönlicher Aufwand beim Einsatz von digitalen Medien wird nicht honoriert, im Rahmen der Vorgaben der Auftraggeber nur wenig Spielräume beim Einsatz digitaler Medien, fehlende beispielhafte Konzepte zum didaktischen Einsatz digitaler Medien, andere Herausforderungen -offen (Items zu gesundheitlichen und mentalen Auswirkungen sowie wenig Zeit sind nicht im KF enthalten).
11. Test- und Prüfungskonzepte: Nutzungshäufigkeit der eingesetzten digitalen Prüfungsformate (in Prozent): Prüfung oder Test als Aufnahmeprüfung für eine Weiterbildung, Aufgaben und Tests als Prüfung zwischendurch zur Optimierung des Kurses, Aufgaben und (Selbst-)Tests zur Differenzierung der Teilnehmenden (Individualisierung), Prüfung oder Test als Abschlussprüfung einer Lehrveranstaltung, Prüfungen und (Selbst-)Tests, deren Ergebnis nur der Lerner selbst sieht, Prüfungen und Tests, deren Ergebnisse durch den Lehrenden bewertet werden (Frage nicht im KF enthalten).
12. Qualifizierung: durchgeführte Qualifizierungsmaßnahmen: Angebote in der Erstausbildung (Studium, Berufliche Ausbildung), Fort- und Weiterbildungskurse externer Anbieter, Inhouse-Schulungen; Qualifizierungsangebote der Weiterbildungsinstitution, informeller Austausch (z.B. unter Kollegen), Selbststudium, andere Möglichkeiten - offen); Impulsgeber für den Einsatz digitaler Medien (Befragter, Teilnehmende, Kollegen, Bildungsanbieter, Auftraggeber, Andere - offen); Standards des Arbeitgebers hinsichtlich der Nutzung digitaler Medien (offen), Anmerkungen zum Thema Weiterbildung mit digitalen Medien (offen).
Demographie: Geschlecht; Alter (gruppiert); Tätigkeitsdauer als Lehrende/r; beruflicher Status; Tätigkeitsbereich.
Aus der Einleitung: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den spezifischen Problemlagen von psychisch kranken Frauen in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe. Sie handelt ferner von den Sozialpädagoginnen, die dort arbeiten und in zunehmendem Maße mit diesen Klientinnen, ihren typischen Verhaltensweisen und Problematiken konfrontiert sind. Durch die Befragung von fünf Expertinnen aus frauenspezifischen Einrichtungen der Münchner Wohnungslosenhilfe wird untersucht, welche zentralen Herausforderungen sich im Hinblick auf eine adäquate Betreuung psychisch kranker Frauen ergeben und welche Forderungen an das Hilfesystem sich hieraus ableiten lassen. Dazu werden nach der Einleitung zunächst themenrelevante Begriffe erörtert und einige Studien, die Berührungspunkte mit dieser Arbeit aufweisen, vorgestellt. Im methodischen Teil der Arbeit wird das Vorgehen bei der Datenerhebung und Auswertung der Interviews beschrieben. Diese Interviews werden im vierten Kapitel durch die Verknüpfung von Theorie und Praxis diskutiert. Im Fazit werden dann die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst, bevor abschließend die zentralen Forderungen an das Hilfesystem formuliert werden. Durch die Auswertung der Interviews wurde deutlich, dass psychisch kranke Frauen in zunehmendem Maße die Dienste von Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in Anspruch nehmen. Ursachen dafür sind u.a. die meist unangemessenen Versorgungsstrukturen fachpsychiatrischer Einrichtungen - und hier insbesondere die hohen Zugangsvoraussetzungen. Hinzu kommen Probleme der KlientInnen auf der Individualebene wie Furcht vor Stigmatisierung, mangelnde Krankheitseinsicht und Kommunikationsfähigkeit aber auch negative Vorerfahrungen. Die Wohnungslosenhilfe ist jedoch den Anforderungen, die sich aus der Betreuung ergeben, weder konzeptionell noch hinsichtlich ihrer Ressourcen gewachsen. Das, von Zurückgezogenheit und geringem Hilfesuchverhalten geprägte, krankheitsspezifische Verhalten der Klientinnen erfordert intensivere und zeitaufwendigere Betreuung. Verschärft wird diese Situation durch fehlende Unterstützungsinstrumentarien, unzureichende Ausbildung des Personals sowie mangelnde Infrastruktur. Dies bedeutet hohe Belastungen für die MitarbeiterInnen und führt nicht selten auch zu Überforderung. Eine zentrale Forderung zur Lösung dieser Probleme für den Bereich der Wohnungslosenhilfe ist die Überprüfung ihrer fachlichen und quantitativen Ressourcen. Im Einzelfall werden Erhöhungen des Personalschlüssels erforderlich sein. Darüber hinaus müssen seitens der Träger die Rahmenbedingungen für die Einführung regelmäßiger Supervisionen geschaffen werden sowie auch die zeitlichen und finanziellen Voraussetzungen für intensive und umfassende Schulungen und Fortbildungen. Es bedarf genereller Regelungen hinsichtlich der Unterstützung der Mitarbeiterinnen durch fachpsychiatrisches Personal - ob durch temporäre psychiatrische Sprechstunden oder ein dauerhaftes interdisziplinäres Team - und einer weitestgehenden Flexibilisierung bei der Festlegung der Betreuungsintensität. Zudem sind durch verbindliche Übereinkünfte verlässliche, effektive und fachübergreifende Netzwerke aufzubauen, auf die im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann. Ergänzend dazu sind qualitativ und quantitativ neue Angebote, wie gemischtgeschlechtliche Einrichtungen, frauenspezifische niederschwellige Tagesstätten und gestaffelte Betreuungsangebote innerhalb der Einrichtungen zu schaffen. Auch die Fachpsychiatrie muss ihre bislang starren und hochschwelligen Konzepte den speziellen Bedürfnissen und Kompetenzen wohnungsloser Frauen anpassen, indem Zugangsvoraussetzungen und Therapieziele neu definiert werden. Zum Ausbau des ambulanten Hilfesystems sind Voraussetzungen zu schaffen, die wohnungslosen Frauen den Zugang zu niedergelassenen PsychiaterInnen und PsychologInnen erleichtern. Zur Realisierung dieser Forderungen bedarf es zunächst der Anerkennung der Problematik durch die Verantwortlichen und der Bereitschaft, gemeinsam an diesem Ziel zu arbeiten.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.EINLEITUNG1 2.THEORETISCHER TEIL4 2.1THEMENRELEVANTE BEGRIFFSERLÄUTERUNGEN4 2.1.1Wohnungslosigkeit - die Entwicklung eines Begriffs4 2.1.2Wohnungslosigkeit bei Frauen5 2.1.3Alleinstehende wohnungslose Frauen6 2.1.4Wohnungslosenhilfe - Geschichte und rechtliche Grundlagen7 2.1.5Psychische Krankheiten8 2.2KURZDARSTELLUNG AUSGEWÄHLTER EMPIRISCHER STUDIEN9 2.2.1Psychische Erkrankungen bei alleinstehenden wohnungslosen Frauen -eine epidemiologische Untersuchung von Annette Greifenhagen, 199510 2.2.2Psychisch Kranke in der Wohnungslosenhilfe - eine qualitative Studie von Rolf Romaus und Beate Gaupp, 200311 2.2.3Bedarfslage und Struktur wohnungsloser Frauen in München - Ergebnisse einer Verlaufsstichprobe von Rolf Romaus und Ruth Weizel, 200512 3.METHODISCHER TEIL13 3.1DATENERHEBUNG13 3.1.1Untersuchungsdesign14 3.1.2Untersuchungsmethode15 3.1.3Erhebungsinstrument16 3.1.4Zugang zum Untersuchungsfeld und Stichprobenziehung18 3.1.5Feldphase19 3.2DATENANALYSE20 3.3GÜTEKRITERIEN DER PRAXISFORSCHUNG24 4.DARSTELLUNG UND DISKUSSION DER INTERVIEW-ERGEBNISSE25 4.1DIE EXPERTINNEN25 4.2DARSTELLUNG DER AUSGEWÄHLTEN FRAUENSPEZIFISCHEN EINRICHTUNGEN26 4.3DISKUSSION DER ERGEBNISSE28 4.3.1Problembewusstsein der Sozialpädagoginnen29 4.3.2Psychiatrische Versorgung für wohnungslose psychisch kranke Frauen35 4.3.3Besonderheiten der Interaktion zwischen Sozialpädagoginnen undpsychisch kranken Klientinnen41 4.3.4Arbeitssituation der Sozialpädagoginnen55 4.3.5Handlungsziele der Wohnungslosenhilfe75 4.3.6Netzwerkstrukturen und Kooperation mit fachpsychiatrischen Einrichtungen81 4.3.7Möglichkeiten und Grenzen der Wohnungslosenhilfe89 4.3.8Kriterien für die Entwicklung bedarfsgerechter Wohnformen97 5.FAZIT103 6.FORDERUNGEN AN DAS HILFESYSTEM106 7.SCHLUSSBEMERKUNG111 LITERATURVERZEICHNIS114 ANHANG 1 - INTERVIEW LEITFADEN123 ANHANG 2 - KURZFRAGEBOGEN125 ANHANG 3 - SCHAUBILD QUALIFIZIERTE ANGEBOTE FÜR WOHNUNGSLOSE FRAUEN INNOTSITUATIONEN126 ANHANG 4 - SCHAUBILD KONTAKTHÄUFIGKEIT NACH BEDARFSLAGE127 ANHANG 5 - SCHAUBILD VERMITTLUNG IN WOHNFORM NACH BEDARFSLAGEGRUPPEN128 ANHANG 6 - SCHAUBILD WEITERVERMITTLUNG INS HILFESYSTEM, EXTERNEKONTAKTE, KOOPERATION NACH PROBLEMBEREICHEN129Textprobe:Textprobe: Probleme auf institutioneller Ebene. - Fachleute der Wohnungslosenhilfe sehen die Gründe für die mangelnde Inanspruchnahme psychiatrischer Dienste und therapeutischer Einrichtungen vor allem in deren hohen Zugangsvoraussetzungen, den starren Konzepten und in den hohen Anforderungen an die sprachliche und soziale Kompetenz der potentiellen PatientInnen. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass insgesamt weitaus mehr psychisch Kranke durch niedergelassene Allgemeinmediziner als durch Fachärzte oder -kliniken betreut werden. Dies hängt teilweise mit der größeren Mobilität dieser Ärzte, vor allem aber mit den geringeren Zugangshemmnissen zusammen. Die befragten Sozialpädagoginnen berichten ebenfalls über die, für wohnungslose Klientinnen oft unüberwindbare Hochschwelligkeit von Facheinrichtungen: '(Es ist so, dass) die fachpsychiatrischen Einrichtungen (.) so hochschwellig sind, dass man da nur hingeht, wenn man krankheitseinsichtig ist'. Der Arbeitskreis Wohnungsnot weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass seitens der psychiatrischen Fachbereiche noch immer Defizite bestehen, die Mitwirkungsgrenzen der psychisch kranken Wohnungslosen zu erkennen und ihre begrenzte Kontaktfähigkeit zu würdigen. Behandlungsmotivation, so Rauchfleisch, sollte als Behandlungsziel und nicht als Zugangsvoraussetzung gewertet werden, zumal verschiedene Untersuchungen die Vermutung zulassen, dass Wohnungslosigkeit Krankheitseinsicht negativ beeinflusst. Vertreter der Wohnungslosenhilfe kritisieren außerdem, dass die Bedürfnisse der PatientInnen häufig den Interessen der MitarbeiterInnen der Psychiatrie entgegenstehen - beispielsweise das 'In-Ruhe-gelassen-Werden' - und diesen daher zu wenig Beachtung beigemessen werden. Des Weiteren entsprechen vorhandene Konzepte - hier sei insbesondere die verpflichtende Teilnahme an Gruppenangeboten genannt - und die hohe soziale Dichte in den Hilfeeinrichtungen häufig nicht den Möglichkeiten und Bedürfnissen der KlientInnen. Diese Faktoren werden auch von den Sozialpädagoginnen als Stressoren für die Klientinnen wahrgenommen: 'Da gibt es die Gravelottestraße, die sind so auf unserer Ebene (.) und dann haben die fast nur Doppelzimmer. Es ist einfach so: für psychisch kranke Frauen, zum Beispiel eine Zwanghafte oder eine mit Wahnvorstellungen, die lassen sich nicht in ein Doppelzimmer unterbringen'. Neumann de Zavala weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass manche Anforderungen oder Zugangsvoraussetzungen selbst für gesunde Menschen unzumutbar seien. Eine der Sozialpädagoginnen ist derselben Meinung: 'Man muss die Leute nicht gemeinschaftsfähig machen. Ich mach' auch keinen Töpferkurs, keinen Tangokurs oder Schreitherapie. Und ich möchte auch nicht haben, dass das sein muss. Und warum man denkt, dass gerade Leute, die psychisch krank sind, die Gruppensituation ständig aushalten müssen, das finde ich.(stöhnt auf)'. Des Weiteren, so Schild, fühlen sich Einrichtungen mit psychiatrischem Behandlungsauftrag von wohnungslosen PatientInnen missbraucht: man geht davon aus, dass diese ihre Dienste lediglich als eine Form der Unterkunft (be-)nutzen, ohne dabei wirkliche Bereitschaft zur Veränderung zu zeigen (vgl. ebd. 2000, 99). In Folge dessen entwickeln fachpsychiatrische Dienste Taktiken, um 'sich vor solchen 'Kunden' zu schützen oder sie baldmöglichst wieder loszuwerden' (ebd., 2000, S.99 - Hervorhebung durch den Verfasser). Dies wiederum verschärft das Phänomen der mangelnden Inanspruchnahme durch wohnungslose psychisch Kranke zusätzlich. Eine der Sozialpädagoginnen umschreibt die Situation folgendermaßen: '.und wo die Psychiatrie natürlich schon viel früher einen Schnitt macht, eine Zäsur macht: `Ja, bei uns ist jetzt Ende. Wir haben alles gemacht was wir konnten, wir haben medikamentös eingestellt und jetzt schauen Sie, wie Sie zurechtkommen, wie Sie etwas finden, was Ihnen eine Hilfe ist´'. Zusammenfassung und Schlussfolgerung. - Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe fungieren als Auffangbecken für die 'ungeliebte und schwierige Patientengruppe', die häufig vorzeitig aus der stationären Behandlung entlassen und für die oft kein Nachsorgeprogramm vorbereitet wird. Gründe dafür sind mangelnde Krankheitseinsicht und negative Vorerfahrungen seitens der Klientinnen. Demgegenüber stehen hohe konzeptionelle Anforderungen der Facheinrichtungen, die häufig nicht den Möglichkeiten der Klientinnen entsprechen und diese damit von vorne herein von der Behandlung ausschließen. Ein Umstand, auf den in den Interviews nicht eingegangen wurde, sind ungeklärte Kostenträgerschaften und fehlende Meldeadressen, wodurch der Zugang zusätzlich erschwert wird. Resümierend kann festgestellt werden, dass ungeachtet aller Versorgungshindernisse psychisch kranke Frauen ein sehr hohes Hilfesuchverhalten aufweisen. Dieses Verhalten ist bei Frauen grundsätzlich ausgeprägter als bei Männern. Meine Hypothese dazu ist, dass die Frauen Hilfen zwar in Anspruch nehmen, dies jedoch verdrängen oder aus Scham und/oder aus Angst vor negativen Konsequenzen vor ihrer betreuenden Sozialpädagogin verschweigen. Dies könnte die Ursache für die oben genannten Widersprüche sein. Darüber hinaus wurde deutlich wie wichtig es ist, den Zugang zu therapeutischen Einrichtungen und zur Psychiatrie zu erleichtern. Dazu müssen vorhandene Konzepte überdacht werden. Es sollte über Sonderregelungen für wohnungslose, krankheits-uneinsichtige Klientinnen diskutiert werden, anstatt sie von vorne herein von Behandlungen auszuschließen. Auch der Vorschlag von Gaupp, psychiatrische Betten in Allgemeinkrankenhäusern einzurichten, weil die Hemmschwelle für das Aufsuchen einer solchen Klinik für psychisch kranke Frauen wesentlich geringer sei als eine Fachklinik aufzusuchen, ist in diesem Zusammenhang eine mögliche Option. Eine völlig andere Möglichkeit wäre, für Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe Konzept-Erweiterungen in Zusammenarbeit mit den Kostenträgern auszuhandeln. In München existiert bereits ein breites Angebot an frauenspezifischen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe. Mit entsprechender personeller Erweiterung - auch aus dem Fachbereich Psychiatrie - könnte eine, den Bedürfnissen der psychisch Kranken entsprechende Betreuung in diesen Einrichtungen stattfinden. Für den bestehenden Personalstamm würde dies sicherlich eine Entlastung in ihrer Alltagsarbeit bedeuten und zu größerer Zufriedenheit führen. Die Klientinnen könnten auf diese Weise der gefürchteten Stigmatisierung durch die Unterbringung in einer psychiatrischen Facheinrichtung entgehen. Dieser Punkt darf nicht unterschätzt werden, da viele Klientinnen Wohnungslosigkeit noch immer weniger diskriminierend als psychische Erkrankungen empfinden.
Globalisation and a significant drop in transportation costs have been associated with a vast increase in passenger transport. The resulting individual mobility has become a prerequisite for economic development, leading to various benefits for residents. Conversely, this vast increase in mobility comes with numerous externalities and various challenges, such as noise and environmental pollution but also accident- and congestion-induced costs. As a result, policymakers all around the world face issues stemming from a growing passenger transport sector. Options for responding to these challenges are manifold, including institutional reforms, technological developments, and policy measures focussed on behavioural change. However, the specific selection of policy measures encompasses a trade-off and, ultimately, a dilemma. Some policies may be better suited than others to achieve their respective policy goals. If, however, these policies do not receive substantial public backing in the form of popular support, they lack democratic legitimacy. In other words, insufficient support often results in electorates' views of policy illegitimacy. This results in problems for input legitimacy as those being governed oppose a particular policy solution. As a result, enacting and implementing such policies is exceptionally challenging within developed democracies. Far-reaching policies are critical to solving severe problems, but if they fail to garner sufficient public support, the dilemma leads policymakers to implement policies that are accepted by a majority of citizens while failing to effectively address the challenges. This dissertation aims to address two main goals. The first goal is to assess public opinion of potentially effective policy measures against the adverse effects induced by increased mobility. Second, if this first assessment reveals low levels of support for those policies, the dissertation will focus on identifying ways to improve policy feasibility, specifically by implementing policies within packages. This dissertation will contribute to the current literature through its analysis of policy legitimacy relating to problems of increased personal mobility, and of the potential increase in political feasibility for such policies within designed packages. Within the framework of policy challenges, legitimacy, and design, the dissertation puts forth five individual papers. Each paper tackles a different aspect regarding the trade-off between input legitimacy and problem-solving effectiveness in the case of mobility-induced issues such as local institutional legitimacy, disruptive technology uptake, and impacts on the environment and global climate. The first paper aims to answer whether altered social networks resulting from increased mobility affect preferences regarding institutions at the municipality level. It thus explores the question of whether residents' spatial mobility affects their municipal attachment, service satisfaction, and set of preferences concerning local governance. Contrary to existing research, results show that larger spatial mobility is associated with higher municipal attachment and that spatially more mobile individuals do not have different preferences for local institutional reforms. The second paper focuses on public acceptance of disruptive technologies and how individual attitudes drive this assessment. As disruptive technologies are more and more associated with proposed solutions for currently pressing problems, the paper follows the question of how technology commitment affects acceptance of – and willingness to use – disruptive technologies such as self-driving vehicles, within the realistic setting of a self-driving shuttle trial. The results indicate that general technology acceptance is a robust predictor for the willingness to use a self-driving bus. The third paper assesses whether preferences regarding disruptive technologies and government regulations, necessary for a technology transition, change over time while residents experience a trial and the first fatal accident with the technology at hand. The paper aims to answer the question of how familiarity and fatal accidents affect attitudes towards disruptive technologies in the case of self-driving vehicles. While familiarity does not seem to increase acceptance for self-driving vehicles, the first fatal accident with high media attention suppressed public opinion, but only temporally. The fourth paper assesses public support of policies that aim at greening the transport sector and are bundled into policy packages. It measures how this approach affects public opinion in three major economies. Results indicate that carefully combined policy measures can increase public support by overcoming the adverse effects of single policies. Finally, paper five investigates whether the inclusion of ancillary measures with policy packages can increase public support for costly policies. It focusses on means of mitigating adverse effects in primary policy measures. The paper concludes that ancillary measures can indeed increase the support for the overall policy package and thus aid in enhancing political feasibility. Overall, the results in this dissertation demonstrate the dilemma of legitimacy for apparently obvious solutions in policy and technology, given their potential effectiveness for increased passenger transport and reduced mobility issues. However, policy legitimacy, in terms of both public support and the attendant political feasibility, can be increased by carefully designing and implementing policies. This design and implementation can proceed, for example, by combining individual policy measures into packages that also present welcome ancillary measures. ; Die Globalisierung und ein drastischer Rückgang der Transportkosten sind mit einem starken Anstieg des Personenverkehrs verbunden. Die daraus resultierende individuelle Mobilität hat sich einerseits zu einer Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum entwickelt, von welchem gerade auch die Bevölkerung profitiert. Andererseits führt die enorme Zunahme der individuellen Mobilität zu zahlreichen negativen Externalitäten und unterschiedlichen Herausforderungen wie Lärmbelastung, Umweltverschmutzung, sowie Unfall- und Staukosten. Folglich sehen sich politische EntscheidungsträgerInnen weltweit mit Problemen konfrontiert, welche sich aus einem wachsenden Personenverkehrssektor ergeben. Es gibt zahlreiche politische Handlungsmöglichkeiten, um auf diese Herausforderungen zu reagieren. Dazu zählen institutionelle Reformen, technologische Entwicklungen und verhaltensverändernde Massnahmen. Für die Auswahl von spezifischen Politikmassnahmen muss jedoch ein Kompromiss eingegangen werden, welcher ein Dilemma darstellt: Während gewisse Politikmassnahmen zwar besser geeignet sind, um die jeweiligen politischen Ziele zu erreichen, erhalten diese oftmals nicht ausreichend öffentliche Unterstützung. Dadurch fehlt ihnen die demokratische Legitimation. Mit anderen Worten führt unzureichende Unterstützung oft dazu, dass WählerInnen Politikmassnahmen als politisch nicht legitim erachten und sich bestimmten politischen Massnahmen widersetzen, was zu einem Legitimitätsproblem führt. Daher stellt die Umsetzung und Implementation solcher Politikmassnahmen in etablierten Demokratien eine besondere Herausforderung dar. Weitreichende Politikmassnahmen sind entscheidend für die Lösung schwerwiegender Probleme. Erhalten diese Politikmassnahmen aber nur unzureichende öffentliche Unterstützung, führt dieses Dilemma dazu, dass politische EntscheidungsträgerInnen Politiken umsetzen, welche zwar von einer Mehrheit der BürgerInnen akzeptiert werden, die Herausforderungen aber nicht effektiv adressieren können. Diese Dissertation verfolgt zwei wesentliche Ziele. Erstens soll die Legitimität von potenziell wirksamen Politikmassnahmen, welche die Folgen des individuellen Mobilitätswachstums adressieren, untersucht werden. Zweitens soll geprüft werden, ob unzureichend unterstützte Politikmassnahmen innerhalb sorgfältig entwickelter Politikpakete eine breitere öffentliche Unterstützung und somit höhere Input-Legitimität erhalten. Der Beitrag dieser Dissertation zur aktuellen Literatur liegt somit einerseits darin, die politische Legitimität in Form der öffentlichen Akzeptanz von Politikmassnahmen zu messen. Andererseits soll untersucht werden, inwiefern die politische Machbarkeit für solche Politikmassnahmen im Rahmen von Politikpaketen gesteigert werden kann. Diese Dissertation besteht aus fünf wissenschaftlichen Einzelbeiträgen mit Bezug auf die Herausforderungen, die Legitimität und das Design von Politikmassnahmen. Jedes Kapitel befasst sich mit einem anderen Aspekt von Input-Legitimität und Problemlösungseffektivität von Politikmassnahmen zu mobilitätsinduzierten Themen wie institutioneller Legitimität, disruptiver Technologie sowie Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima. Das erste Kapitel geht der Frage nach, ob sich veränderte soziale Netzwerke, die sich aus der zunehmenden Mobilität ergeben, auf die Präferenzen zu Institutionen auf Gemeindeebene auswirken. Dabei wird untersucht, ob sich die räumliche Mobilität der BewohnerInnen auf die Bindung zu Ihrer Wohngemeinde, die Zufriedenheit der Dienstleistungen Ihrer Gemeinde und eine Reihe von Präferenzen in Bezug auf die kommunale Verwaltung auswirkt. Im Gegensatz zur bisherigen Forschung zeigen die Ergebnisse, dass eine grössere räumliche Mobilität mit einer höheren lokalen Bindung verbunden ist und dass räumlich mobilere Personen keine unterschiedlichen Präferenzen für lokale institutionelle Reformen haben. Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die öffentliche Akzeptanz von disruptiven Technologien und wie individuelle Ansichten diese Bewertung beeinflussen. Da disruptive Technologien häufig als potentielle Lösungsvorschläge für aktuell drängende Probleme diskutiert werden, geht das Kapitel der Frage nach, wie sich das technologische Engagement auf die Akzeptanz und Nutzungsbereitschaft disruptiver Technologien wie selbstfahrende Fahrzeuge im Rahmen eines selbstfahrenden Shuttleversuchs auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass die allgemeine Technologieakzeptanz ein robuster Indikator für die Bereitschaft zum Einsatz eines selbstfahrenden Busses ist. Das dritte Kapitel untersucht, ob sich die für einen Technologiewechsel notwendige öffentliche Akzeptanz in Bezug auf disruptive Technologien und deren Regulierung durch das Erleben eines Pilotprojekts sowie medialer Aufmerksamkeit durch den ersten tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Fahrzeug verändern. Das Kapitel geht der Frage nach, wie sich Vertrautheit und tödliche Unfälle auf die Einstellung zu disruptiven Technologien bei selbstfahrenden Fahrzeugen auswirken. Während die Erfahrung die Akzeptanz für selbstfahrende Fahrzeuge nicht zu erhöhen scheint, hat der erste tödliche Unfall mit hoher Medienaufmerksamkeit die öffentliche Meinung negativ beeinflusst, aber nur vorübergehend. Das vierte Kapitel untersucht die öffentliche Unterstützung von Politikmassnahmen innerhalb von Politikpaketen, die auf eine umweltfreundliche Verkehrspolitik abzielen. Es misst, wie sich die Bündelung von Massnahmen auf die öffentliche Meinung in drei grossen Volkswirtschaften auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass sorgfältig kombinierte politische Massnahmenpakete die öffentliche Unterstützung erhöhen können, indem sie die negativen Auswirkungen einzelner Politiken überwinden. Schliesslich untersucht Kapitel fünf, ob die Einbindung von Begleitmassnahmen in die Politikpakete die öffentliche Unterstützung für kostspielige Politikmassnahmen erhöhen kann. Sie konzentriert sich auf die Mittel zur Minderung schädlicher Auswirkungen bei primärpolitischen Massnahmen. Das Papier kommt zu dem Schluss, dass flankierende Massnahmen tatsächlich die Unterstützung für das gesamte Politikpaket erhöhen und somit zur Verbesserung der politischen Durchführbarkeit beitragen können. Die Ergebnisse dieser Dissertation zeigen insgesamt auf, dass sich für vermeintlich effektive Politikmassnahmen tatsächlich ein Dilemma ergibt, da es ihnen an öffentlicher Unterstützung und damit an Legitimität fehlt. Die politische Legitimität, sowohl im Hinblick auf die öffentliche Unterstützung als auch auf die damit verbundene politische Machbarkeit, kann jedoch durch eine sorgfältige Gestaltung und Umsetzung von Politikmassnahmen erhöht werden. Ein Beispiel dafür ist, einzelne politische Massnahmen zu Paketen zusammenzufassen, welche auch Begleitmassnahmen enthalten können.
Das Verständis der Komplexität der gegenwärtigen Lage von Kleinbauern stellt eine große Herausforderung dar, nicht nur, weil sie mit mehrfachen Problemen konfrontiert sind, sondern eine klare öffentliche Politik fehlt, die Lösungsansätze für diese Probleme aufzeigt. Dies ist eine gemeinsame Charakteristik in vielen Entwicklungsländern. Andererseits würden präzisere Diagnosen der Lage von Kleinbauern zweifellos erheblich zur Verbesserung der Eingriffe der öffentlichen Hand hinsichtlich der Gestaltung neuer und der Anpassung existierender Politikinstrumente beitragen.Diese Froschungsarbeit konzentriert sich auf die Produktionskapazität von Kleinbauern, wobei sie Wichtigkeit weiterer Faktoren neben der Erzeugung landwirtschaftlicher Güter, wie z.B. Kultur, Werte, Armut oder soziale Netzwerke, anerkennt. Die Arbeit untersucht die mehrfachen Faktoren, die die Produktion von Kleinbauern beeinflussen können. Im Speziellen werden die Auswirkungen des formellen Kreditmarktes, des außer-landwirtschaftlichen Arbeitsmarkets und der Produktionsdiversifizierung auf die landwirtschaftliche Erzeugung. Für die Analyse wird eine landesweite Stichprobe von Kleinbauern herangezogen, die 2004 von INDAP, einer öffentlichen Institution in Chile, die Kredite und Beratung an Kleinbauern bereitstellt, gesammelt wurde. Die ökonometrische Untersuchung berücksichtigt verschiedene Gruppen von Erzeugern, die entweder spezialisiert und nichtspezialisiert sind. Die Methoden der Stochastic Frontier Analysis und der Switching Regressions Models werden zur Analyse der 835 Kleinbauern der Stichprobe basierend auf Haushaltsmodellen benutzt. Außerdem werden in den ökonometrischen Schätzungen die Heterogenität unter den Landwirten und Endogenitätsprobleme in Verbindung mit dem Auswahlprozeß berücksichtigt.Die Hauptergebnisse dieser Forschungsarbeit zeigen die Existenz verschiedener Produktionsstrukturen in den analysierten Produktionssektoren. Der formelle Kreditmarkt spielt eine Rolle hinsichtlich der Erklärung von Unterschieden in Produktionsniveaus von Kleinbauern sowohl relativ (Effizienzanalyse) als auch absolut (Regimeänderungsanalyse). Weiterhin konnten basierend auf einem theoretischen Rahmen keine Anhaltspunkte für die Hypothese eines Liquiditätseffektes in den berücksichtigen Gruppen von Kleinbauern gefunden werden. Andererseits kommt die Analyse zu dem Schluß, daß sowohl die Diversifizierung landwirtschaftlicher Produktion als auch die Teilnahme in außer-landwirtschaftlichen Tätigkeiten von nichtspezialisierten Landwirten die Produktionseffizienz aller Kleinbauern reduziert. Außerdem wird festgestellt, daß im Allgemeinen das Eingreifen der öffentlichen Hand nicht zu den erwarteten Ergebnissen hinsichtlich der Erzeugung geführt hat. Die Beratungspraktiken haben unabhängig von der Finanzierungsquelle (privat oder öffentlich) nicht in eine Erhöhung des Produktionsniveaus gemündet. Faktoren, die verbunden sind mit der Lage, der Bewässerung, demographischen Charakteristika und direkten Entscheidungen der Landwirte hinsichtlich der Betriebsverwaltung, der Teilnahme an außer-landwirtscahftlichen Tätigkeiten, des Spezialierungsgrades des Betriebes und der Abhängigkeit des landwirtschafltichen Einkommens vom Gesamteinkommen sind Schlüsselelemente für das Verständis der betrieblichen Effizienzniveaus.Diese Ergebisse zeigen, daß analytische Methoden existieren, die die Verbesserung der Diagnose der Lage von Kleinabuern ermöglichen. Die Herausforderung besteht in der Überzeugung von privaten und öffentlichen Institutionen, diese zu benutzen, um ihre Politiken und Handlungsrichtlinien zu verbessern. Schlußendlich erscheint es angemessen, den Einfluß von Politikmaßnahmen und landwirtscahftlicher Beratung auf die Produktivität basierend auf einer systematischeren und ausführlicheren Datengrundlage zu untersuchen, was in der gegenwärtigen chilenischen institutionellen Landschaft von INDAP federführend durchgeführt werden sollte in den kommenden Jahren. ; Understanding how complex the small farmers situation is today is a great challenge, because not only do they face multiple problems, but also there is not a clear public policy concerning how those problems can be solved in the near future, a common characteristic in most developing countries. On the other hand, there is no doubt that more precise diagnosis of the small farmers situation would significantly contribute to improve the public intervention in both the design of new instruments and the adjustment of existing ones.This research focuses on the small farmer s production capacity, recognizing that there are other factors as important as production such as culture, values, poverty, and social networks. We analyzed the multiple factors that can affect small farmers production. In particular, we studied the effects of the formal credit market, the off-farm labor market and production diversification on the agricultural production. To do that, we used a country-wide sample of small farmers collected in 2004 by INDAP, a public institution that provides credit and extension services to small farmers, and we studied different groups of producers, specialized and non-specialized, by conducting econometric analyses. The techniques of Stochastic Frontier Analysis and Switching Regressions Models were the methodological frameworks used to analyze a sample of 835 farmers, and the analyses were carried out based on household models. Additionally, the econometric results took into account the heterogeneity among farmers, and the endogeneity associated with selectivity processes.The main results of this research show that there are different production structures among the production sectors analyzed. The formal credit market plays a role in explaining differences in production levels among farmers both in relative (efficiency analysis) and absolute (regime change analysis) terms. In addition, based on a theoretical framework, we could not find evidence to support the hypothesis of Liquidity in the farmer groups analyzed. On the other hand, in the case of non-specialized farmers, we found that both on-farm production diversification and participation in off-farm activities decrease efficiency among small farmers. Moreover, the results would suggest that, in general, the intervention of public policy has not produced the expected outcomes in terms of production, and the practices of extension, independently of who finances them (publicly or privately), have not been successful in producing changes in production levels. Factors related to localization, irrigation, demographical characteristics and direct decisions of farmers with regard to management on-farm, participation in off-farm activities, specialization on farm, and dependence of on-farm income on total income are key elements to understanding what is going on at the efficiency level.From those results, it has been shown that analytical tools are available to advance towards better diagnosis in small farmers. The challenge is to encourage public and private institutions to use them in order to improve their policies. Finally, it would seem pertinent to investigate in more detail the impact of public policy and extension services on productivity, based on a more systematic and detailed database, a task that in the current institutional-political structure should be led by INDAP in the next few years.
Water is vital for live as such including a wide range of livelihood activities including domestic and productive needs. Access to adequate water supply would significantly contribute to poverty alleviation, whereas lack of sufficient and reliable water will trigger poverty. In mixed crop-livestock systems, livestock is an integral part of the system and a basic asset for rural livelihoods. Water is an essential input for crop and livestock production in these systems. However, water scarcity is the day to day experience of many rural livelihoods, which, among other factors, is caused by mismanagement in livestock keeping, climate change and increasing demand pressure. Therefore, appropriate and targeted intervention in the water sector is of paramount importance to address such problems related to rural poverty and thereby bring about economic, social and environmental improvements. This could be through improving water availability and its use efficiency and integration with livestock management. In this connection, improving Livestock Water Productivity (LWP) through the Multiple Use Service (MUS) approach can considerably contribute such improvements. The study examines LWP from gendered livelihood perspectives in order to fill the social-ecological as well as culturally linked gap of the LWP framework, which in general and up to now mainly reflects the biophysical aspect. The empirically based study was carried out at two exemplary sites (Kuhar Michael Kebele and Lenche Dima Watershed) in the Amhara region, Ethiopia. Qualitative and quantitative data were collected between June 2008 and February 2010. A participatory gendered livelihood and poverty analysis was made using the Gendered Sustainable Livelihoods Framework (GSLF on the theoretical side) and PRA as the methodological equivalent. Multiple use technology options were identified and targeted in an effort to suggest better ways to improve productivity, livelihoods with emphasis on women headed households, environmental wellbeing and to ultimately alleviate poverty. The study also explores socio-economic and institutional gaps and solution options. In order to link technological options with socio-economic and institutional interventions, targets for LWP improvement programs are identified and characterized. The findings of the comparative analysis reflect the common knowledge of necessary targeted approaches and indicate distinct livelihood wellbeing characteristics with respect to poverty status and access to resources. Poor households, especially women-headed households and young farmers' households are found to be a suitable target group for LWP improvement programs. Nonetheless, a number of challenges are identified in relation to the implementation of such programs. Access to and ownership of basic resources like livestock, the capability both in financial as well as technical terms, government and non-government institutions, and last but not least, cultural preferences and perceptions are among the major limitations. On the other hand, absence of appropriate, cost-effective, and labor-saving technologies in relation to water and feed access, improper targeting of participants in livestock and water development programs, poor integration of diversified productive livelihood activities by households, limited awareness of the community with respect to the different services provided by governmental and non-governmental institutions are the other barriers identified in connection with keeping livestock and investing in LWP improvement programs for the poor farmers in general at the community level. In recognition of the aforementioned challenges and limitations, it is vital for the target groups to have access to multifunctional animals to be watered in sufficient ways. Likewise, intervening in improving awareness, resource access like livestock inputs, technical support for diversified livestock and water-related activities, and improving institutional networks at both local and communal levels are necessary to improve the livelihoods of the poor and marginalized groups. Generally, an integrated and well targeted approach needs to be exercised in order to effectively implement LWP programs and successfully achieve the intended objectives. ; Verbesserung der Wasserproduktivität (LWP) in der Viehhaltung im gemischten Ackerbau-Viehhaltungssystem im äthiopischen Hochland, Amhara Region: ein geschlechtsspezifischer Ansatz zur nachhaltigen Existenzsicherung durch zielgerichtete LWP Maßnahmen zur Armutsminderung Wasser ist lebensnotwendig für viele Aktivitäten zur Sicherung der Lebensgrundlage, unter anderem für den Haushalts- und Produktionsbedarf. Der Zugang zu einer ausreichenden Wasserversorgung würde deutlich zur Armutsbekämpfung beitragen; eine nicht ausreichende und unzuverlässige Wasserversorgung kann in vielen Fällen Armut auslösen. In gemischten Ackerbau-Viehhaltungssystemen ist die Viehhaltung ein integraler Bestandteil des Systems und die Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung. Von gleicher Bedeutung ist Wasser, das ein entscheidender Input für die Produktion in diesem System darstellt. Wasserknappheit ist jedoch charakteristisch für viele ländliche Lebensbedingungen, u.a. verursacht durch schlechtes Viehhaltungsmanagement, auch den Klimawandel sowie zunehmenden Bedarfsdruck im Zuge immer weiter ausgedehnter und weiterer Wasser konsumierender Maßnahmen. Daher sind geeignete und zielgerichtete Maßnahmen von überragender Bedeutung, um die ländliche Armut zu bekämpfen und dadurch wirtschaftliche, soziale und umweltrelevante, das heißt ökologisch nachhaltige Verbesserungen zu erzielen. Dies kann durch Verbesserungen in der Wasserverfügbarkeit und -nutzungseffizienz erreicht werden, die dann in die Viehhaltungssysteme integriert werden. In diesem Zusammenhang kann die Verbesserung der Wasserproduktivität in der Viehhaltung (LWP) durch den Ansatz 'Dienstleistung zur Mehrfachnutzung von Wasser' (Multiple Use Service - MUS) deutlich beitragen. Die Studie untersucht die LWP aus der Genderperspektive, um die sozio-wirtschaftlichen Lücken des LWP-Rahmens, der sich bisher hauptsächlich auf den biophysischen Aspekt bezieht, zu schließen. Die Studie wurde in zwei Gebieten (in der Gemeinde Kuhar Michael und im Wassereinzugsgebiet Lenche Dima) in Amhara, einer der zentralen Regionen, Äthiopiens, durchgeführt. Qualitative und quantitative Daten wurden zwischen Juni 2008 und Februar 2010 erfasst. Für eine nach Zielgruppen, das heißt Armutsgruppen, differenzierte Analyse unter besonderer Beachtung der von Frauen geführten Haushalte wurden die Instrumente ″Gendered Sustainable Livelihoods Framework″ (GSLF) und Partizipative Erhebung (PRA) eingesetzt. Es wurden Technologieoptionen für eine ´vielschichtige Nutzung von Wasser ermittelt, um Maßnahmen zur Verbesserung der Viehhaltung unter besonderer Berücksichtigung der von Frauen geführten Haushalte unter ökologisch nachhaltigen Bedingungen mit dem Ziel Armutsminderung zu entwickeln. Diese Maßnahmen werden betont an bisherigen Initiativen zur Produktions- wie Lebensverbesserung gespiegelt. Um die technologischen Optionen mit sozial-ökonomischen Interventionen zu verbinden, werden Ziele für LWP-Verbesserungsprogramme analysiert. Die Ergebnisse der vergleichenden Analyse verdeutlichen einmal mehr, dass es verschiedene Gruppen von Farmerhaushalten gibt, die unterschiedliche Merkmale in Bezug auf ihre Lebensgrundlage (Armutsstatus) aufweisen. Die armen Haushalte, insbesondere die von Frauen geführten, zeigen sich besonders geeignet für Maßnahmen zur Verbesserung der LWP. Jedoch ergeben sich eine der Herausforderungen hinsichtlich der Umsetzung bei dieser Zielgruppe. Der Zugang zu bzw. Besitz von grundlegenden Ressourcen wie Vieh, Interessen der Haushalte, Fähigkeiten finanziell sowie technisch, der Einfluss von Institutionen sowie soziokulturelle Aspekte sind die wichtigsten Einschränkungen. Weitere Hindernisse bei der Umsetzung der Maßnahmen zur LWP-Verbesserung bei den armen Farmern auf der Gemeindeebene sind der Mangel an geeigneten, kosteneffektiven und arbeitssparenden Technologien für den Zugang zu Wasser und Viehfutter, die ungünstige Auswahl der Teilnehmer in den Förderungs-Programmen (politische Präferenzen), die schlechte Integration diversifizierter Produktionsaktivitäten der Haushalte sowie eingeschränkte Kenntnis auf Seiten der Gemeinden hinsichtlich der verschiedenen Dienstleistungen der Regierungs- bzw. Nicht-Regierungsinstitutionen, und schließlich auch kulturell definierte Präferenzen und Werte bezüglich der Präferenzen im Hinblick auf Tierhaltung. Unter Berücksichtigung der obengenannten Herausforderungen und Einschränkungen ist es außerordentlich wichtig, den Zugang der Zielgruppen zu multifunktionalen Nutz-Tieren sicherzustellen. Gleichzeitig sind Maßnahmen erforderlich zur Verbesserung von Kenntnissen und Ressourcenzugang wie zum Beispiel verbesserte Tiere, verbessertes Futterangebot etc., technische Unterstützung für diversifizierte viehhaltungs- bzw. wasserbezogene Aktivitäten sowie institutionelle Netzwerke sowohl auf der lokalen als auch der Gemeindeebene, um die Lebensgrundlagen der armen und marginalisierten Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Im Allgemeinen ist ein integrierter und zielgerichteter Einsatz erforderlich, um solche Programme effektiv zu implementieren und die Ziele erfolgreich umzusetzen.
Unlike many areas of the world where agricultural producers exhibit the physical, economic and social resources to moderate, or adapt, subsistence agriculture in the Sudano-Sahel region of Cameroon is seem to be particularly vulnerable to the impacts of climatic variability. This is in part due to the fact that the majority of the population depends on rain-fed agriculture for their livelihood. Adapting to climate change in the subsistence agricultural sector is therefore very imperative in providing food security and concomitantly protecting the livelihood of rural communities. This study examined the patterns of current climatic variables on some selected subsistence staple crops namely; millet and sorghum in the Cameroon´s Sudano-Sahel. It also valorized and documented the community based adaptation strategies used by local farmers to cope with current climate change, explored the constraints and opportunities in adaptation and mitigation that could facilely be integrated and incorporated into policies and programs. The guiding premises were that climatic change impacts subsistence crop yields as the lower the rainfall, the higher the vulnerability of the yields of staple crops. It also hypothesized that the present community-based strategies used by the local farmers are relevant and crucial to the present day quest for climate change adaptation strategies. Analyses of agricultural droughts using the Standardized Precipitation Index (SPI), spatio-temporal land use and land cover dynamics via remote sensing were utilized as well as the application of statistical tools for the investigation of pressure and state indicators. A participatory research approach was used in exploring adaptation patterns perceived by the ruralites in the face of variable climatic condition via administered questionnaires. The results suggested critical impact asymmetries due to climatic and socio-economic factors affected subsistence crops in the Sudano-Sahel of Cameroon. Furthermore, SPI results indicated incidences of droughts; with the Multilinear Regression (MLR) models showing temperature and rainfall to an extent determined agricultural crop productivity in the Sudano-Sahel. However, other factors such as population growth have undoubtedly caused enormous impacts on the agricultural system as seen in remote sensing analyses. Questionnaire survey findings also connoted that subsistence farming communities have a rich repertoire of strategies ranging from changing of planting dates, changing of crop varieties, switching from crops to livestock, use of local indicators, movement from rural to urban areas, increment in cultivated lands, irrigation soil conservation practices among many others as they perceive varying climatic conditions. Additionally, some of these indigenous strategies are inherent in ecological agricultural practices that offer a win-win scenario for the simultaneously tackling of climate change adaptation and mitigation and hence meeting the development goals. The results further highlighted the lack of money, poor access to climate information, the encroachment of desert and shortage of man power as some of the factors hindering subsistence farmers' ability to adapt. The study concluded that adaptation measures in subsistence agriculture were highly significant for poverty reduction, thus improving on the well-being of the ruralites. The key to the ability of farmers to adapt would be access to relevant knowledge and information. Following the rich repertoire of strategies by local farmers, adaptation needed to be mainstreamed and institutional networks strengthened in order for effective community based adaptation. ; Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen der Erde, in denen sich landwirtschaftliche Erzeuger physikalische, ökonomische und soziale Ressourcen zu Nutze machen, um die Subsistenzlandwirtschaft an klimatische Veränderungen anzupassen, ist Kameruns Sudan-Sahelzone gegen die Auswirkungen klimatischer Veränderungen offenbar besonders schlecht gewappnet. Das beruht zum Teil darauf, dass die Existenz der überwiegenden Bevölkerung vom Regenfeldbau abhängt. Die Anpassung an den Klimawandel ist deshalb im Subsistenzlandwirtschaftssektor zur Ernährungssicherung und Sicherung der Existenzgrundlage von Landgemeinden zwingend erforderlich. Diese Studie untersucht den Einfluss aktueller Klimavariablen auf ausgewählte Grundnahrungsmittel, die im Rahmen der Subsistenzwirtschaft in der Sudan-Sahelzone erzeugt werden, nämlich Hirse und Sorghum. Sie beurteilt und dokumentiert zudem die gemeindebasierten Anpassungsstrategien, die von einheimischen Bauern als Reaktion auf den aktuellen Klimawandel angewandt werden, erforscht Grenzen und Chancen, die bei der Anpassung und Abmilderung der Folgen bestehen und untersucht, welche Aspekte leicht in politische Maßnahmen und Programme implementiert und integriert werden können. Leitprämisse war die Tatsache, dass der Klimawandel die Erträge der Subsistenzwirtschaft beeinflusst: je geringer die Niederschlagsmenge desto stärker sind die Erträge der Grundnahrungsmittel gefährdet. Zudem wird die Hypothese aufgestellt, dass die gegenwärtig von den einheimischen Bauern angewandten gemeindebasierten Strategien für die aktuelle Suche nach Anpassungsstrategien an den Klimawandel relevant und sogar von entscheidender Bedeutung sind. Es wurden Analysen von Dürreperioden mit Hilfe des Standardisierten Niederschlagsindexes (SPI) und Analysen von räumlich-zeitlicher Landnutzung und Landnutzungsdynamik mittels Fernerkundung verwendet, zudem wurden statistische Werkzeuge zur Untersuchung von Belastungs- und Zustandsindikatoren angewendet. Zur Untersuchung der Anpassungsmuster, welche die Landgemeinden angesichts der unbeständigen klimatischen Bedingungen wahrgenommen haben, wurde ein partizipativer Forschungsansatz in Form von Fragebögen gewählt. Die Ergebnisse lassen aufgrund der klimatischen und sozio-ökonomischen Faktoren, welche die durch Subsistenzlandwirtschaft erzielten Ernteerträge in der Sudan-Sahelzone Kameruns beeinträchtigen, Asymmetrien bei den maßgeblichen Einflüssen erkennen. Darüber hinaus weisen die SPI-Ergebnisse auf Dürreperioden hin, wobei Multilineare Regressionsmodelle (MLR) zeigen, dass Temperaturen und Regenmengen Werte erreichen, welche die landwirtschaftliche Produktivität beeinträchtigen. Wie aus Fernerkundungsanalysen hervorgeht, haben jedoch auch andere Faktoren wie beispielsweise das Bevölkerungswachstum das Agrarsystem zweifellos enorm beeinflusst. Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass Gemeinden, in denen Subsistenzlandwirtschaft praktiziert wird, angesichts der Klimaveränderungen ein umfangreiches Repertoire an Strategien entwickelt haben. Dieses reicht von veränderten Pflanzzeiten, Anpflanzung anderer Kulturpflanzen, Wechsel von Ackerbau zu Viehzucht, Nutzung lokaler Indikatoren, Abwanderung aus ländlichen Gebieten in Stadtgebiete, Ausdehnung des Kulturlands, bis hin zu Bewässerungs- und Bodenerhaltungsmethoden, um nur einige Beispiele zu nennen. Darüber hinaus finden einige dieser indigenen Strategien Anwendung in ökologischen Agrarpraktiken; diese schaffen durch die gleichzeitige Bewältigung der Themen Anpassung an den Klimawandel und Abmilderung der Folgen und somit Erfüllung von Entwicklungszielen eine Win-win-Situation. Ferner heben die Ergebnisse den bestehenden Geldmangel, den mangelnden Zugang zu Klimainformationen, das Vordringen der Wüste und den Mangel an Arbeitskräften deutlich hervor, um nur einige einschränkende Faktoren für die Anpassungsfähigkeit der Subsistenzbauern zu nennen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Anpassungsmaßnahmen in der Subsistenzlandwirtschaft von erheblicher Bedeutung für die Armutsbekämpfung und damit für die Steigerung des Wohlergehens von Landgemeinden sind. Die wichtigste Voraussetzung für die Anpassungsfähigkeit der Bauern ist der Zugang zu entsprechendem Wissen und Informationen. Basierend auf dem umfangreichen Strategierepertoire der einheimischen Bauern müssen institutionelle Netzwerke gestärkt und die Anpassung vorangetrieben werden, um eine effektive gemeindebasierte Anpassung zu erzielen.
Inhaltsangabe:Einleitung: Die immer wiederkehrende politische und öffentliche Debatte um die Qualität in Alten- und Pflegeheimen wird seit 2004 durch die dreijährig erscheinenden Prüfberichte des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen der Spitzenverbände (MDS) weiter angeheizt. Nach dem Erscheinen der Prüfberichte sind Pressemiteilungen, wie folgende, in den verschiedensten Tages- und Wochenzeitungen zu lesen: Prüfbericht offenbart katastrophale Zustände bei der Pflege. Jeder dritte Heimbewohner bekommt nicht genug zu essen, Bettlägerige liegen sich wund, Verwirrte werden vernachlässigt - der Prüfbericht der Krankenkassen deckt laut Bild-Zeitung dramatische Defizite bei der Altenpflege auf. In vielen Heimen sei die Versorgung noch immer gesundheitsgefährdend. Dass diese Pressemeldung nicht wirklich dem Bild der Realität entspricht, wird bei dem Lesen der Berichte des MDS sehr schnell deutlich. Was eine Gute Pflegerische Qualität auszeichnet, oder wie diese erfasst werden kann, darüber gibt es selbst in der Fachwelt verschiedene Auffassungen. Wird diese Diskussion dann öffentlich, prallen sehr viele verschiedene Meinungen aufeinander, und das Spektrum ist kaum noch zu überschauen. Um für diese Arbeit eine einheitliche Diskussionsgrundlage zu schaffen, wird auf das Qualitätsverständnis des MDS zurückgegriffen. Problemstellung: Die durch den Demographischen Wandel hervorgerufene Alterung der Gesellschaft wird nach verschiedensten Meinungen bis zum Jahre 2050 dazu führen, dass die Zahl der Hochaltrigen (mindestens 80 Jahre) von Heute 3.680.820 auf ca. 9,1 Mio. ansteigen wird.Diese neun Millionen Menschen werden künftig ca. 14 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland ausmachen. Da sich die Pflegequote von den unter 80 jährigen zu den über 80 jährigen fast verdoppelt, ist mit einem enormen Anstieg der Pflegebedürftigen im Jahr 2050 zu rechnen. Des Weiteren wird die Umkehrung der Bevölkerungspyramide dazu führen, dass auf einen über 80 jährigen nur 4 Menschen im Alter von 20-60 komme. Dies kann dazu führen das die Pflege von alten und pflegebedürftigen Menschen nicht mehr großteils von Familienangehörigen oder sozialen Netzwerken erledigt werden kann, sondern die Nachfrage nach professionellen Pflegekräften steigt. Eine Herausforderung wird darin bestehen diese neu entstehende Nachfrage auf einem qualitativ hochwertigen Level zu halten. Gleichzeitig bietet dies beschäftigungspolitische Chancen, die es zu Nutzen gilt. Vor diesem Hintergrund muss die Quelle qualitativ hochwertiger Pflege genauer untersucht werden, um systematische Vorteile nutzen zu können. Ziel dieser Arbeit ist, den Begriff Qualität in der Pflege mit seinen Facetten zu erläutern, und einen Überblick über die aktuelle Lage auf dem deutschen Pflegemarkt zu geben. Aufbauend auf dieser Grundlage sollen die verschiedenen institutionellen Träger von Pflegeeinrichtungen auf grundlegende Unterschiede untersucht werden. Aufgrund dieser Unterschiede werden Arbeitshypothesen erstellt welche am Ende dieser Arbeit überprüft werden, um etwaige Rückschlüsse auf die Träger ziehen zu können. Mit diesen Rückschlüssen können komparative Vorteile einzelner Träger aufgezeigt werden, um etwaige Empfehlungen für Alten- und Pflegeheime auszusprechen. Gang der Untersuchung: Um eine Diskussionsbasis zu schaffen wird ein kurzer historischer Abriss über die Entstehung der Institution Alten- und Pflegeheim gegeben. Anschließend wird die aktuelle Lage des Pflegemarkts in Deutschland, mit einem Ausblick in das Jahr 2050, und den damit verbundenen Chancen und Risiken beschrieben. Weiter wird der Begriff der Qualität näher beleuchtet und die verschiedenen Formen wie Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität werden erläutert. Bei den Merkmalen dieser werden erste Unterschiede der Träger deutlich und zu Hypothesen zusammengefasst. Es ist unumgänglich in diesem Kontext auch die verschiedenen Qualitätssicherungssysteme zu betrachten und deren Nutzen zu hinterfragen. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Systeme, welche Vor- und Nachteile diese haben soll untersucht werden. Abschließend sollen die Arbeitshypothesen auf ihre allgemeine Gültigkeit hin überprüft werden, um Aussagen über die Träger und deren komparativen Vor- und Nachteile treffen zu können. In Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen Hessen (MDK-Hessen) sollten die Hypothesen anhand der vom MDK erhobenen Qualitätsberichte über stationäre Einrichtungen überprüft werden. Trotz der Tatkräftigen Unterstützung von Herr Dr. Gaertner und Dipl. Kaufmann Herr Jansen (Mitarbeiter des MDK-Hessen), war es leider nicht möglich die Träger des MDK von dem Nutzen dieser Untersuchung zu überzeugen. Somit schied für die Überprüfung der Hypothesen eine statistische Auswertung aus. Es fanden sich Experten im Bereich Pflege (Heimleitung / Pflegedienstleitung / Qualitätsbeauftragte), welche bereit waren im Rahmen eines Interviews Aussagen zu den aufgestellten Hypothesen zu geben. Anhand dieser Experteninterviews wurden die aufgestellten Hypothesen überprüft und ließen einen Rückschluss auf komparative Vorteile der Träger zu. Abschließend werden Forschungsimplikationen gegeben, um offene Fragestellungen in dem Bereich der Pflege möglichst schnell zu beantworten.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbbildungsverzeichnisIV TabellenverzeichnisV AbkürzungsverzeichnisVI 1Einleitung1 1.1Problemstellung1 1.2Zielsetzung der Arbeit2 1.3Verlauf der Arbeit3 2Historischer Hintergrund und aktueller Stand4 2.1Altenpflege im Wandel der Zeit4 2.2Die aktuelle Pflegesituation und deren Struktur7 2.2.1Die Pflegebedürftigen8 2.2.2Das Personal13 2.2.3Die Einrichtungen14 2.2.3.1Stationäre Einrichtungen15 2.2.3.2Ambulante Einrichtungen16 2.3Pflege in 30 bis 40 Jahren – Ein Ausblick18 2.3.1Demographischer Wandel18 2.3.2Herausforderungen einer alternden Bevölkerung20 2.3.3Chancen - Beschäftigungspotenziale21 3Qualität in der Altenpflege22 3.1Komplexität des Qualitätsgedankens22 3.1.1Strukturqualität23 3.1.2Prozessqualität24 3.1.3Ergebnisqualität25 3.2Qualität in der Pflege – empirische Ergebnisse25 3.2.1Strukturqualität26 3.2.2Prozessqualität27 3.2.3Ergebnisqualität29 3.3Qualitätssicherung30 3.3.1Qualitätsmanagementsysteme mit Gesamtkonzept32 3.3.2Qualitätsmanagementsysteme mit Teilkonzept34 3.3.3Qualitätssiegel und Zertifikate36 3.3.4Resident Assessment Instrument (RAI)39 3.4Ausarbeitung der zu überprüfenden Hypothesen40 4Analyse der Hypothesen41 4.1Vorgehensweise42 4.2Vorstellung der Experten43 4.2.1Bias in der Expertengruppe44 4.3Auswertung der Hypothesen anhand der Experteninterviews44 4.3.1Hypothese 145 4.3.2Hypothese 246 4.3.3Hypothese 347 4.3.4Hypothese 448 4.3.5Hypothese 549 4.3.6Hypothese 650 4.3.7Hypothese 751 4.3.8Weitergehende Fragen51 4.4Rückschlüsse auf die Träger52 5Schlussbetrachtung55 5.1Zusammenfassung55 5.2Implikationen für die Forschung57 5.3Kritische Würdigung58 6Anhang59 6.1Experteninterview 163 6.2Experteninterview 270 6.3Experteninterview 373 6.4Experteninterview 476 Literaturverzeichnis79Textprobe:Textprobe: Kapitel 2.1, Altenpflege im Wandel der Zeit: Der erste dokumentierte Fall von Altenpflege, stammt aus dem Jahre 46.000 v. Chr.. In Kurdistan wurden Skelette aus dieser Zeit gefunden, die so massive Schäden aufwiesen, dass diese Person damals nur durch organisierte Hilfe der Gemeinschaft ein hohes Alter erreichen konnten. Man kann allerdings davon ausgehen, dass diese frühe Form der Altenpflege eher zu den Ausnahmen gehört hat. So zeigt Beauvoir (1977), dass es in der Regel bei Urvölkern (Indianerstämmen, Eskimos und ähnliche) durchaus üblich war die Alten zum Sterben wegzubringen. Sobald die Alten also zu einer Belastung für die Gemeinschaft wurden, war ihr Schicksal vorbestimmt. In der Antike änderte sich die grundlegende Wertschätzung der Alten. Die mit dem Alter einhergehende Erfahrung und Weisheit steigerte ihr Ansehen. Sie fanden große Beachtung von allen Seiten des alltäglichen Lebens. Mitte des zweiten Jahrhunderts, wurde auch von Galen die Altenpflege (Geriokomie) zu einem eigenen Fachgebiet der Medizin erklärt und umrissen. Zu dieser Zeit lag die Fürsorgepflicht in fast allen Fällen bei der Familie, nur einige wenige Legionäre bekamen durch Landzuweisungen eine Art Altersvorsorge vom Staat. Durch die Urbanisierung und Ablösung der Großfamilie als versorgende Institution der Alten änderten sich die Rahmenbedingungen im frühen Mittelalter. Ältere waren in den urbanen Gebieten oft aufgrund ihrer wirtschaftlichen und körperlichen Situation gezwungen ihren Lebensunterhalt durch betteln zu bestreiten. Dieser sozial schwachen Klientel gehörten vor allem Witwen und Waisen an. In dieser Zeit war die Kirche die einzige Institution, welche im direkten Umfeld von Kirchen und Klöstern Spitäler für die Bedürftigen einrichtete. Diese stellten einen Schlafplatz und eine gewisse Versorgung bereit. Jene kann man als Wurzeln der heutigen Alten- und Pflegeheime bezeichnen. Borscheid legt nahe, dass die Pfründerverträge als eine zweite Wurzel der Alten- und Pflegeheime anzusehen sind. Diese ermöglichten einer gehobenen Klientel durch Zahlung eines gewissen Betrags den Einzug in ein Stift oder Domkapitel. Dort konnten sie, schon bevor sie arbeitsunfähig wurden, ein sorgenfreies Leben führen. Im Zuge der Reformation und dem Wandel einiger Grundwerte, galt diese Art der Lebensführung allerdings weitgehend als anrüchig und verlor an Bedeutung. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich wenig an der Art der Einrichtungen. Alte wurden mit Siechen und Armen zusammen unter einem Dach versorgt. Angeregt von dem Versorgungswesen des Militärs entstanden Ende des 18. Jahrhunderts private Einrichtungen. Diese erlaubten es der besser gestellten, wirtschaftlich unabhängigen Schicht, ähnlich den Pfründerverträgen, nach ihrer Berufstätigkeit ein angemessenes Leben zu führen. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden zusätzlich staatliche und kirchliche Heime, welche nur für alt und bedürftig. Durch die gestiegene Lebenserwartung und das Bevölkerungswachstum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Alter für die damaligen Verhältnisse zu einem Massenphänomen. Die Antwort des Reichstages war 1889 das Gesetz zur Einführung einer Invaliditäts- und Altersversicherung. Durch dieses, wenn auch sehr bescheidene, Einkommen alter Menschen traten, durch den finanziellen Anreiz, neben den Kirchen und dem Staat, verstärkt private Träger auf, welche Altenheime errichteten. Durch dieses Gesetz wurde die erste kalendarische Altersgrenze eingeführt. Noch im Mittelalter war es üblich das Alter an den individuellen Erscheinungsbildern fest zu machen, was eine Spanne von 30-75 Jahren zur Folge hatte. Durch das Gesetz wurde die Altersgrenze auf 70 Jahre gelegt. Somit galt man, unabhängig von der körperlichen Verfassung, erst als alt, wenn man diese Grenze überschritten hatte. Somit sind die Wurzeln der Alten- und Pflegeheime zwar im frühen Mittelalter zu sehen. Die Dreiteilung der Trägerschaft, wie wir sie heute vorfinden, ist allerdings ein relativ junges Gebilde welches Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Auch ist der Ursprung der Ambulanten Versorgung Älterer erst um 1850 zu finden. Durch den ersten Weltkrieg und die folgende Inflation kam es zu einer Notsituation vieler älterer Menschen in der Weimarer Republik. Die Familien waren zerrissen und die Ersparnisse verloren ihren Wert. Dies führte dazu, dass die Alten nicht mehr in den Familien versorgt werden konnten. Aufgrund dessen kam es zu einem massiven Ausbau der Institution Altenheim. 1920 wurden erstmals von kirchlichen und staatlichen Trägern so genannte Musteranlagen erbaut, welche für ärmere und ältere Menschen gedacht waren. Der Standard dieser Einrichtungen orientierte sich an den gehobenen Einrichtungen der Privaten Träger. Dies ermöglichte erstmals für schlechter gestellte Schichten einen vergleichsweise hohen Lebensstandard im Alter. Für die Struktur der Altenheime an sich war die Zeit des dritten Reichs kein eigentlicher Bruch. Ihnen wurde weniger Aufmerksamkeit zuteil, sodass sie sich nur in geringem Maße weiterentwickelten. Ab den 50er und 60er Jahren erfolge ein regelrechter Bauboom im Bereich der Altenheime. Laut Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) lassen sich diese Bauten in drei Generationen unterscheiden: 1. Generation (bis zu Beginn der 60er Jahre) – Diese Heime waren von einfachster sanitärer Ausstattung und dienten vor allem der Versorgung alter Menschen. Ein ausgeprägtes Merkmal dieser Generation waren die Mehrbettzimmer. 2. Generation (60er und 70er Jahre) – Diese Heime waren stark an Krankenhäusern orientiert, was eine hohe Gewichtung der Technik und Hygiene zur folge hatte. 3. Generation (ab den 80er Jahren) – Diese Heime waren die ersten welche die aus Sicht der Pflege erforderlichen, mit den realen Bedürfnissen der Bewohner versuchten zu verbinden. Dies ging mit der Schaffung für Individualität und Privatsphäre einher. Mit der Einführung der Pflegeversicherung 1995 änderten sich die Bedingungen für die Alten- und Pflegeheime. Durch die Einteilung der Pflegestufen entstand ein verstärkter Wettbewerb der verschiedenen Einrichtungen und Dienste. Seit der Einführung der Pflegeversicherung ist auch die Zahl der privaten ambulanten Dienste erheblich gestiegen. Durch die Expansion der ambulanten Dienste sowie die Etablierung neuer Wohnformen wie z.B. betreutes Wohnen oder die sog. Senioren-WGs, ist bei den meisten Altenheimen ein Trend hin zu reinen Pflegeeinrichtungen zu erkennen. Da sich nun die Möglichkeit bietet länger in der vertrauten Wohnung zu bleiben kann das Leben selbst im hohen Alter größtenteils in Eigenregie geführt werden. Erst im Fall der Pflegebedürftigkeit ziehen die Menschen dann in ein Heim. Somit steigt das Durchschnittsalter und die Pflegebedürftigkeit der Heimbewohner.
"As historical evidence shows, there are multiple roads to such different forms of capitalism as 'traditional commercial capitalism' and 'political capitalism'. And, following Weber, not all of these forms can trigger the long term stable economic growth associated with Western rational capitalism. Although previous sociological analyses have improved our understanding of post-socialism, they have generated more controversy than theoretical convergence. This is because, the author contends, many sociological studies have neglected the political and historical aspects involved in the construction of markets in the former communist bloc. In this paper the author discusses the features of political capitalism in post-communist Romania, a case that has been infrequently addressed by mainstream analyses of Central and Eastern Europe. Specifically, the author analyzes the rise of political capitalism as an effect of Romania' s communist and post-communist political-institutional histories." (author's abstract)
New industries are recognized as new impetus to national wealth. At the same time, they are increasingly becoming geographically concentrated in some well defined areas. But current studies on the emergence of industrial clusters tend to analyze favorable driving factors. This dissertation takes the example of a Chinese endogenous industrial cluster, the traditional Chinese medicine (TCM) cluster at Tonghua, a small peripheral city in Northeastern China, to contribute to the theoretical understanding of the emergence of industrial cluster as a co-evolutionary process of organizations, institutions and firms, or, to put it more broadly, as economic evolution embedded in complex socio-economic contexts. The recent advance in evolutionary and co-evolutionary economics which considers the economy and economic landscape as dynamic process instead of equilibrium can be regarded as a part of broader and more intellectual turn of quest for history in social sciences. Although the principle of "history matters" is widely acknowledged, it tends to be reduced to a quite simple concept of "path dependence". However, path dependence cannot offer space for new path creation, except from an external shock. Accordingly, the role of human conscious action or Schumpeterian innovation should be added to path analysis through the concept of path creation. Furthermore, and more importantly, history should be understood as context, and historical context can be explored through the understanding of multi-paths and interaction among them over time. So path inter-dependence (co-evolution between paths) would be useful to better understand the complexity of real history. Since the industrial cluster is composed of interconnected firms and is also subject to changes in institution and technology, I will focus on the multi-way causal relationship between firm, institution and technology. The theorizing is not entirely new, but most of the theoretical and empirical discussions are at the national or industrial level, not regional or local one. A competitive cluster can be regarded as a co-evolutionary hotspot in which multiple populations actively interact and are interconnected. Co-evolution itself is a dynamic and evolutionary process. So I will adopt a dynamic and evolutionary view to examine co-evolutionary degree or co-evolutionary effects in the Tonghua pharmaceutical cluster through time. After a brief introduction which deals with the national institutional changes that are highly associated with new venture creation, entrepreneurship, and innovation, with registrations on drug and healthcare system, and with changes in market demand of China's pharmaceutical industry and geographical distribution, I will collect evidences from three aspects based upon field survey and second hand data, i.e., the history of the enterprises, the origin of entrepreneurship, and the knowledge of evolution, linking their respective generative relationships through the genealogical method. In this volume, the evolution of the Tonghua pharmaceutical firm organization, the formation of local entrepreneurship, historical accumulation of knowledge, and particular knowledge of transfer among generations of firms will be discussed, then I will probe into co-adaption and co-evolution between local formal and informal institutions and organizations in Tonghua's TCM industry. In addition, I will try to understand the co-evolutionary process at different geographical levels (namely, national and local). In summary, my main findings include the following several points. Firstly, in the course of the emergence of Tonghua's pharmaceutical industry, local social networks and the traditional alliance between enterprises and government have played important roles. Secondly, the most important factor that influences the evolution of endogenous industrial clusters such as the Tonghua pharmaceutical industry in transitional countries is not the change in technology, but the change in fundamental national institutions. Thirdly, the success of the Tonghua pharmaceutical industry can be ascribed to the creation of multiple paths largely based on initial conditions, which implies that economic policy should have historical consciousness, namely, new economic innovation should make full use of both historical legacies and existing assets. Finally, it is co-adaption and co-selection of firm organization, institution, and technology that have jointly made Tonghua's pharmaceutical industry become highly competitive, which means that whether one region can grasp new opportunities partially depends on its capabilities to coordinate a varity of development agents. ; Neue Industrien werden im Allgemeinen als Impuls der Entwicklung zu nationalem Wohlstand verstanden. Zugleich sind sie überwiegend an einigen geographisch genau definierten Orten konzentriert. Aktuelle Studien zur Emergenz dieser Industrie-Cluster neigen dazu, entsprechende begünstigende Faktoren zu analysieren. Mit dem Beispiel eines endogenen Clusters in China, dem Cluster der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) in Tonghua, will diese Dissertation zum theoretischen Verständnis der Emergenz von Industrie-Clustern unter der Perspektive eines ko-evolutorischen Prozesses von Form der Organisation, Institutionen und Unternehmen beitragen. Oder, um es etwas breiter auszudrücken, diese Emergenz als ökonomische Evolution zu verstehen, die in einen komplexen sozio-ökonomischen Kontext eingebettet ist. Obgleich der Vorstellung, Geschichte habe eine Bedeutung ("history matters"), überwiegend in der Forschung zugestimmt wird, bleibt diese oft auf das Konzept der Pfadabhängigkeit beschränkt. Das aber eröffnet keinen Raum für die Betrachtung endogener Pfad-Bildung. Dem Konzept der Pfad-Bildung entsprechend sollte jedoch die Pfadanalyse ergänzt werden um bewusste Handlungen des Menschen oder auch um Innovationen im Schumpeterschen Sinn. Wichtiger ist außerdem, dass Geschichte als ein Kontext verstanden werden sollte, in dem mehrere Pfade ko-existieren und im Zeitverlauf auch interagieren. So wäre ein Konzept der Pfad-Interdependenz (oder der Ko-Evolution von Pfaden) nützlich zum besseren Verständnis der Komplexität "wirklicher" Geschichte. Weil das Industriecluster sich aus untereinander verflochtenen Unternehmen zusammen setzt und zugleich Gegenstand von Änderungen in den Institutionen und der Technologie ist, konzentriert sich die Dissertation auf vielseitige kausale Beziehungen von Unternehmen, Institutionen und Technologie. Ein wettbewerbsfähiges Cluster kann aus geographischer Sicht als ein "hot spot" der Ko-evolution betrachtet werden, in dem verschiedenartige Populationen aktiv untereinander agieren und daher miteinander verflochten sind. Ko-Evolution selbst ist dann ein dynamischer und evolutorischer Prozess. Die Arbeit wählt diese Perspektive, um das Maß und die Wirkungen der Ko-Evolution im Pharma-Cluster von Tonghua im Zeitverlauf zu analysieren. Die Dissertation fußt auf empirischen Erhebungen, ergänzt um eine Dokumenten-Analyse, zur Geschichte der Unternehmen, der Herkunft der Unternehmerschaft sowie der Evolution von Wissen. Sie diskutiert die Evolution in den Organisationsformen der Pharma-Unternehmen in Tonghua, die Bildung einer lokalen Unternehmerschaft, die historische Akkumulation von Wissen und den besonderen Wissenstransfer zwischen Generationen von Unternehmen. Schließlich untersucht sie die Ko-Adaption und Ko-Evolution von lokalen formalen und informellen Institutionen und Organisationen der TCM-Industrie in Tonghua. Die folgenden Punkte betreffen die wichtigsten Ergebnisse der Dissertation: Erstens haben sehr langfristige und dichte lokale soziale Netzwerke eine erhebliche Rolle im Lauf der Emergenz der Pharma-Industrie in Tonghua gespielt. Zweitens ist der wichtigste Faktor in der Pharma-Industrie nicht im technologischen Fortschritt durch Anstrengungen bei Forschung und Entwicklung (FuE) zu sehen, sondern im institutionellen Wandel sowohl auf nationaler als auch auf lokaler Ebene. Drittens kann der Erfolg der Pharma-Industrie in Tonghua der Bildung multipler Pfade zugeschrieben werden, die auf bestimmten Anfangsbedingungen gründen. Das bedeutet, dass die neue ökonomische Entwicklungspolitik sowohl das historische Erbe als auch bestehende Aktivposten in vollem Umfang nutzen sollte. Schließlich ist festzustellen, dass Ko-Adaption und Ko-Selektion der Unternehmens-Organisation, von Institutionen und Technologie zusammen die Pharma-Industrie von Tonghua in hohem Maße wettbewerbsfähig gemacht haben. Ob eine Region neue Gelegenheiten ergreifen kann, hängt folglich teilweise von ihrer Fähigkeit ab, eine Vielfalt von Entwicklungs-Agenten zu koordinieren.
"Was leisten die Medien?" So lautet die prägnante Leitfrage, der sich Claudia Mast in ihrer Habilitationsschrift zuwandte. 1986 im Fromm-Verlag erschienen, analysierte der Band den funktionalen Strukturwandel in den Kommunikationssystemen jener Jahre – und legte den Grundstein für drei Jahrzehnte der Forschung und Lehre am Fachgebiet für Kommunikationswissenschaft, insb. Journalistik der Universität Hohenheim. Anlässlich dieses Jubiläums diskutieren die ehemaligen Doktorandinnen und Doktoranden des Fachgebiets die Kernideen ihrer Dissertationsthemen. Der Band "Was leisten die Medien – revisited" bündelt erstmals die Themen der "Hohenheimer Schule" rund um die Frage nach Leistungen der Medien und von Kommunikation.
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"Taking the popular music business in the US, the UK and West Germany as an example, this article Shows how the value of cultural content is generated and negotiated in fields and that these values in turn shape the performance of cultural markets to a great extent. While in Western Germany a functional understanding of music persistently dominated, the participants of the music field in Britain in the 1960s began to orient their decisions toward what became defined as the artistic value of popular music. In contrast to Europe, where music producers and their values dominated the field, the US example is characterized by the fact that market research and its methods to quantify popularity played a central role in the production and dissemination of pop music early on. Comparing three distinct cases, the paper suggests employing the field concept to analyze both the change and the embeddedness of markets." (author's abstract)
ZUSAMMENFASSUNG: DEUTSCHES REICH IM IMPERIALEN KONTEXT DER WESTLICHEN KONSULARGERICHTSBARKEIT IN JAPAN UND KOREADie westliche Extraterritorialität in Ostasien ist heute ein Symbol asymmetrischer Machtverhältnisse und der Einschränkung der Souveränität Chinas, Japans und Koreas. Die damalige Begründung der ausländischen Mächte, sie benötigten ein rationales und humaneres Rechtssystem, welches in asiatischen Ländern noch nicht existiere, wird inzwischen häufig als reine Legitimationsstrategie für eine imperialistische Machtausübung verworfen. Wissenschaftler zeichneten in den letzten Jahren ein differenzierteres Bild einer komplexeren Rechtsordnung, in der unterschiedliche Interessen vertreten waren. Die internationale Forschung hat sich überwiegend mit der Extraterritorialität der angelsächsischen Länder, vor allem Großbritanniens, beschäftigt, die das größte System westlicher Konsulatsgerichte unterhielten. Die Konsulatsgerichte des deutschen Kaiserreichs in Japan und Korea waren bisher noch nicht beachtet worden. Anhand diplomatischer Quellen und Presseberichte rekonstruiert dieser Artikel die Praktiken der deutschen Konsulatsgerichte. Die Studie untersucht drei chronologisch zusammenhängende Themen: den Aufbau eines deutschen Systems der Konsulatsgerichte durch internationale bilaterale Verträge und deutsche Gesetze, die Funktionsweise der deutschen Konsulatsgerichte in Japan und Korea und die japanischen Verhandlungen, die die deutschen extraterritorialen Privilegien im eigenen Land und in Korea beendeten.Das deutsche Kaiserreich war in der extraterritorialen Gerichtsbarkeit in Japan und Korea eine der wichtigen Mächte, welches auch zeitweise die Gerichtsbarkeit für andere Staaten wie die Schweiz, Schweden-Norwegen oder Dänemark ausübte. Es bewahrte seine Rechte und Privilegien in Kooperation mit und manchmal in Konkurrenz zu den anderen Westmächten. Auch wenn Großbritannien und die Vereinigten Staaten bei der Anzahl der geschätzten und dokumentieren Gerichtsfälle weit vorne lagen, kann man von einer geschätzten Gesamtzahl von über 2.000 deutschen Konsulargerichtsfällen ausgehen. In Korea waren dies hingegen weniger als 30 im Zeitraum der deutschen Extraterritorialität. Anhand von Statistiken, diplomatischen Quellen und Presseberichten scheint es, als ob dieses Rechtswesen einigermaßen effektiv funktionierte trotz nationaler und sprachlicher Barrieren. Ein japanischer Arbeiter konnte bei Misshandlung durch seinen deutschen Arbeitgeber genauso eine Kompensation erhalten wie ein japanisches Kindermädchen, das eine vertraglich vereinbarte Schiffsreise aus Europa zurück in sein Heimatland bezahlt bekam. Trotzdem könnte es Ungerechtigkeiten gegeben haben, wenn beispielsweise das Wort eines "christlichen Ehrenmannes", der vereidigt werden konnte, mehr zählte als dasjenige eines "Heiden", insbesondere wenn es sich um eine Frau handelte. Allerdings gab es auch vor japanischen Gerichten Grenzen für Ausländer, wenn beispielsweise die Klage eines Deutschen mit der Begründung abgewiesen wurde, die verklagte Regierungsbehörde weigere sich, mit dem Gericht zu kommunizieren. Unterschiedliche Rechtsnormen und Gesetze wurden in Yokohama für vergleichbare Vergehen angewandt. Zwei Männer, die beim Diebstahl der Zeitung Japan Gazette erwischt wurden, erhielten von unterschiedlichen Gerichten jeweils Gefängnisstrafen von 7 Tagen (Deutsches Konsulargericht) und 1 Jahr (lokales japanisches Gericht) nach den Strafgesetzen ihrer jeweiligen Heimatstaaten.Man würde vermuten, dass ein deutsches Konsulatsgericht deutsches Recht angewandt hätte, jedoch scheint es eher, als ob das Gericht einem ungeschriebenen Rechtsbrauch gefolgt wäre, welchen man als "Vertragshafengesetzesbrauch" bezeichnen könnte, und welcher weder deutsch noch japanisch geprägt war. Das deutsche Konsularrecht von 1879 erlaubte in Handels- und Kommerzangelegenheiten, das übliche lokale Recht anzuwenden, was insofern ironisch ist, als die Westmächte forderten, dieses zu ändern. Deutsche Konsulatsrichter und auch diejenigen anderer Staaten beachteten die juristischen Implikationen ihrer eigenen Handlungen. Bei einem Präzedenzfall zum Markenschutz des Flaschenetiketts der Flensburger Brauerei fragte der zuständige Richter nach den Gesetzen und Vorschriften der jeweiligen Länder der Prozessbeteiligten und Japan, um mit einem Kompromissvorschlag den Fall zu beenden. Manchmal endschied sich ein Gericht für die Vertagung einer Entscheidung aus Respekt vor einem anhängigen Verfahren im gleichen Streitfall vor dem Gericht einer anderen Nation. Auch wenn die vorliegende Studie sich vor allem mit der Institution des deutschen Konsulatsgerichts in Yokohama beschäftigt, so wird, wenn man die Aktionen "deutscher Reichsbürger" als Kläger und Zeugen in anderen Gerichten verfolgt, ein transkulturelles Netzwerk von Sozial- und Wirtschaftsbeziehungen sichtbar, welches nationale und institutionelle Grenzen überschritt. In Gegensatz zu dem weit verbreiteten Bild, welches auch durch den Begriff der "Ungleichen Verträge" propagiert wurde, handelte es sich bei der Mehrheit der Gerichtsfälle, sowohl in Zivil- als auch in Strafsachen, um Streitfälle innerhalb der westlichen Fremdenkolonie, und man könnte durchaus argumentieren, dass die Konsulatsgerichte die Ausbreitung des westlichen Imperialismus durch eine Art Selbst- Regulierung der Ausländer gebremst habe.Die westliche Extraterritorialität verschwand, als Japan die ausländischen Mächte von der Effektivität seiner Rechtsreformen überzeugte, welche sich an westlichen Gesetzen und Prozeduren ausrichteten. Auch schon vorher hatte japanischer Patriotismus in der öffentlichen Meinung und durch politische Handlungen dazu geführt, die Auswirkungen der Extraterritorialität auf die Konsulargerichtsbarkeit im engeren Sinne zu beschränken. Die Anwendung von japanischen Verwaltungsvorschriften wie Quarantäneregeln, Jagdverordnung, Zoll- oder Pressevorschriften waren kontroverse öffentliche Themen im Verlauf der Vertragsrevisionsverhandlungen. Auch wenn das Deutsche Reich an einigen dieser Zwischenfälle beteiligt war, gehörte es zu einer der ersten westlichen Mächte, die zu einer Aufgabe ihrer rechtlichen Privilegien in Japan bereit waren. Eine Serie von diplomatischen Konferenzen und bilateralen Konsultationen brachte schließlich alle westlichen Staaten dazu, einem Ende der Konsulatsgerichtsbarkeit zum Juli 1899 zuzustimmen. Mehr noch als in Japan war die Extraterritorialität in Korea breiter definiert, sodass sowohl Landbesitz von Ausländern vor koreanischem Zugriff geschützt war als auch kaum Reisebeschränkungen im Inland existierten. Wegen der verschwindend geringen Anzahl Deutscher in Korea war diese Gruppe eine unbedeutende Größe im Vergleich zu den ins Land strömenden Japanern. Allerdings gehörte ein Deutscher zu den größten westlichen Grundbesitzern Koreas, und deutsche Diplomaten befürchteten wirtschaftliche Nachteile durch die Änderung im Rechtsstatus seiner Ländereien. Als Japan einseitig die internationalen Verträge Koreas bei der Annexion des Landes im August 1910 kündigte, bezweifelte der deutsche Konsul die Rechtmäßigkeit dieser Handlung und bestand ohne Erfolg darauf, dass die Verträge weiterhin bestünden. In einem langwierigen Verhandlungsprozess mit Japan unter deutscher Koordination wurde ein Abkommen mit Japan unterzeichnet, welches auch formal die Konsulargerichtsbarkeit im April 1913 beendete. Nachdem die westlichen Mächte ihre entsprechenden Rechte in Japan aufgegeben hatten, konnten sie nun nicht mehr argumentieren, dass sie den japanischen Gesetzen nicht vertrauten, wenn diese auf Korea angewandt würden, und ihnen blieb nichts anderes übrig, als über den Mangel an kompetenten Richtern und modernen Gefängnissen in Korea zu klagen.Es ist unstrittig, dass die Existenz der westlichen Extraterritorialität den rechtlichen Modernisierungsprozess in Japan beschleunigte. Die westlichen Mächte hatten ja genau diese Veränderung zur Vorbedingung einer Revision der "Ungleichen Verträge" gemacht, und die Beteiligung der ausländischen Mächte an japanischen Gesetzgebungsverfahren war einer der Streitpunkte in den späten 1880er Jahren. Insofern hatte Japan einen Anreiz, sein Rechtssystem formal anzupassen. Die entsprechende Transfergeschichte des kontinentaleuropäischen Rechts nach Japan ist auch schon in vielen Dimensionen untersucht und beschrieben worden. Das Beispiel sowohl westlicher Gerichte und ihrer Funktionsweise als auch die Anwendung westlicher Gesetze in Yokohama oder in Hyogo-Osaka scheint hingegen in Japan keinen Modellcharakter für die weitere Entwicklung des Rechts in Japan gehabt zu haben.109 Weder beeinflusste es den Kodifikationsprozess spezifischer Gesetzeswerke noch die lokale Rechtsprechung. So wichtig das Beispiel in der Ferne war, so wenig zählte die gewonnene Erfahrung durch die praktische Interaktion vor Ort. Die Konsulargerichtsbarkeit hat im japanischen Recht so geringe Spuren hinterlassen, dass sie heute völlig in Vergessenheit geraten ist. ; SUMMARYWestern extraterritoriality in East Asia has long been considered a symbol of asymmetrical power relations and criticized as an infringement of the sovereignty of China, Japan and Korea. By contrast, imperial powers justified their need to maintain "the rule of law" in an uncivilized East Asian region lacking rational and humane ways of justice. Recent scholarship paints a more balanced and nuanced picture of a system that was more complex with multiple stakeholders. Most international research, however, focused on the interaction of the major Anglo-Saxon states, especially Great Britain, with China and Japan. Little attention has so far been paid to Imperial Germany and its system of consular jurisdiction in Japan and Korea. This article is the first study of its kind and therefore it relies heavily on unpublished primary sources from diplomatic archives and on late nineteenth century press reports. Its aim is to recreate the German consular court experience and contextualize it in the broader framework of Western extraterritoriality and of German legal history. It narrates three interrelated chronological stories, how international bilateral treaties and German laws formed the backbone of the system, how the German consular courts worked in practice, and finally how Japan terminated the German and Western consular court system in her own country and in Korea. Imperial Germany was one of the major players in operating extraterritorial jurisdiction in Japan and Korea. It guarded its rights and privileges with caution, sometimes in cooperation and sometimes in competition with the other European powers. Lagging behind the UK and the US in the total number of judgments, especially due to fewer criminal cases, it can be estimated that the German consular courts in Japan conducted about 2,000 trials whereas their counterpart in Korea barely decided less than thirty cases over the years of extraterritoriality. As seen through the statistics and extant records of decisions it appears to have been a reasonably well-functioning system of justice administration across national and language barriers. A Japanese coolie or a local maid could successfully sue their German employers for damages or could enforce contracts. Nevertheless, elements of an "unfair system" may still have existed in terms of the willingness to admit oral evidence when the counterpart was not "a Christian gentleman". Conversely a Japanese Court rejected a case by a German plaintiff merely on the formal grounds that the Japanese government refused to communicate with its court. Different laws applied to similar crimes when committed in Yokohama. Two individuals who had cooperated in stealing newspapers were sentenced by different national courts to jail sentences ranging between 7 days (German) and one year (Japanese) according to the criminal codes of their respective countries that were then in force. Theoretically expected to apply German law, in many of the trade and commercial affairs the German consular court followed what one could call "treaty port customary law", which was neither strictly German nor Japanese. In fact the German law of consular jurisdiction of 1879 explicitly permitted such a use of local customary law in commercial affairs. One does see consular court judges, Germans and others, considering the wider community implications of their actions and asking questions about the laws and regulations of countries of the parties and Japan and finally settling the case by proposing a compromise. Sometimes a court would simply defer a decision altogether in respect to law suits in other national courts within the same litigation complex of suits and countersuits. Although the scope of this study was mostly confined to the German consular court as an institution of justice, tracing some of the cases involving German speakers in other courts as plaintiffs and witnesses shows an intricate web of transcultural social and economic relations across national and institutional boundaries. Contrary to the popular image evoked by the term "unequal treaties" the majority of law suits, civil as well as criminal, in both the German and other consular courts stayed within the parameters of the Western community and this study argues that they may have contained the further spread of Western imperialism through legal self-regulation. Extraterritoriality receded when Japan had convinced foreign powers of the reliability of her new justice system modeled after Western laws and procedures. Previously, nationalist fervor, through public opinion and administrative action, also helped in confining the "midas touch of extraterritoriality" to stretch beyond the legal defense of individuals in the consular courts of their own nations. The application of Japanese administrative laws such as quarantine, firearm, custom and press regulations became contested ground in the process leading up to revising the unequal treaties. Although Imperial Germany was involved in some of these controversial incidents, together with the United States, she was one of the first Western powers willing to give up her extraterritorial privileges in Japan to the chagrin of the British diplomats. In a series of diplomatic conferences and consultations all Western powers agreed to a settlement that ended the consular court system in Japan by July 1899. In contrast to Japan, the initial unequal treaties with Korea had extended the scope of extraterritoriality to land acquired by foreigners and gave foreigners broad travel permissions in the country at large. Due to the small number of German residents in Korea these treaty stipulations were not a core issue except that a German subject was one of the largest foreign landowners benefitting from extraterritorial stipulations. When Japan unilaterally cancelled Korea´s international treaties with the annexation of Korea in August 1910, the German Consul to Korea questioned the legality of the Japanese action and insisted on the continuation of Western extraterritorial rights. In a process of multilateral negotiations Japan then addressed the legal and commercial concerns of Western diplomats and by April 1913 signed an agreement mutually ending Western consular jurisdiction in Korea. After all Western nations had already agreed that Japanese laws where in principle on par with their own, it was difficult on this ground to maintain consular court privileges in Korea and oppose the extension of Japanese laws Korea.
Overview and introduction "Which organizational forms produce science? Expansion, diversity, and cooperation in Germany's higher education and science system embedded within the global context, 1900-2010". Already the title of my dissertation manifests an approach that examines the topic of the development of scientific productivity in the German higher education and science landscape from different perspectives: levels, dimensions, and an extensive timeframe. Deriving from and contributing to the international research project "Science Productivity, Higher Education, Research and Development, and the Knowledge Society" (SPHERE), my research focuses on the investigation of the influence of higher education development and science capacity-building on scientific knowledge production, globally, comparatively, and considerable depth for Germany, a key science producer for well over a century. Focusing mainly on the different structures and institutional settings of the German higher education and science system, the dissertations shows how these affected and contributed to the long-term development of scientific productivity worldwide. The historical, comparative, and in-depth analyses are especially important in light of advancing globalization and internationalization of science, stronger networks of scientists worldwide, and the emergence of the "knowledge society". The research design combines macro- and meso-level analyses: the institutionalized and organizational settings in which science is produced. Since information about single authors was limited in availability, extensive micro-level analyses were not possible here, yet the research articles analyzed were all written and published by individuals working in organizations, which are in the center of analysis here. By reference to the dimensions expansion, diversity, and cooperation, I elaborated the frame of my investigation, and sorted my research questions, including country, organizational field and form, and organizational levels. The structure of this work (see outline) addresses these themes and the observed timeframe spans the years from 1900 to 2010 – more than a century (see section 1.2). My main goal was to investigate how and why scientists publish their research results in peer-reviewed journal articles. The point is to emphasize the importance of scientific findings/discoveries, because non-published results are non-existent for the scientific community. From the ways and in which formats scientists publish their work, we can deduce how science is organized (within and across disciplines). My dissertation analyzes publications in peer-reviewed journals, because they are the most important format – alongside patents in applied fields – to disseminate new knowledge in science, technology, engineering, mathematics, and health (hereafter STEM+ fields). Articles not only record new knowledge, but also contribute to the reputation of researchers and their organizations. Journal publications in reputable journals with peer-review have become the "gold standard" measure of scientific productivity. Within the last several decades, the scientization of many dimensions of societal life proceeded, and the generation of new knowledge increasingly became the focus of political, economic, and social interests – and research policymaking. Therefore, it is important to identify the institutionalized settings (organizations/organizational forms) in which science can best be produced. Here, the diverse types of organizations that produce science – mainly universities, research institutes, companies, government agencies and hospitals – were identified and differences and similarities of these organizational forms were analyzed on the basis of their character, goals, tasks, and the kinds of research their members produce. In a first step, I show why I structured my work at the interface of higher education research, science studies, and bibliometrics (see chapters 2 and 5). Analyzing publications is still the key task of bibliometrics, but the results are used by many other actors as well: higher education managers, politicians, and scientists themselves to make claims about the quality of science, to compare each other, or to influence the structure, organization, and output of the higher education and science system. While it is difficult to make direct statements about the quality of research on the basis of simply counting the number of research articles a scientist publishes, the quality of journals is used as a proxy to compare across disciplines. To measure quality, other parameters are necessary. Thus, here statements focus on the quantity of science produced, not on the intrinsic quality of the analyzed research articles, the specific research achievements of individual scholars, organizations or organizational forms, or even countries. Nevertheless, output indicators elaborated here definitely show the huge expansion of scientific production and productivity, the stability of the research university over time as the most important science producer in Germany, but also rising differentiation and diversification of the organizational forms contributing to overall scientific output. Furthermore, the start of a considerable and on-going rise in national and international collaborations can be dated to the early 1990s. The chapter about the multidisciplinary context (see chapter 2) discusses the relationship between higher education research and science studies in Germany as well as the special position of scientific knowledge in comparison to other forms of knowledge. Scientific knowledge is generated, distributed, and consumed by the scientific community. To get an overview about the most important studies in the field, and to contextualize my work within the already existing empirical studies, I describe the current state of research in chapter 3. Research questions Section 1.2 provides a detailed description of my research questions: Which organizational forms produce science? 1. How has worldwide and European scientific productivity developed between 1900 and 2010 in comparison? 2. How has the German higher education and science system been embedded in the global developments of higher education and science over time? 3. How has scientific productivity in Germany developed between 1900 and 2010? 4. Among all science-producing organizational forms, what do the key organizational forms contribute to scientific productivity? 5. Which organizational forms provide the best conditions for scientific productivity? 6. Which single organizations produce the most research in Germany? 7. What is the impact of increasing internationalization of research on national and international cooperation, measured in publications in scientific journals? Theoretical framework Theoretically (see chapter 4), I apply a neo-institutional (NI) framework to explore and explain both the tremendous expansion of higher education and science across the world and considerable differences across time and space in the institutional settings, organizational forms, and organizations that produce scientific research in Germany. Sociological NI focuses on understanding institutions as important in guiding social action and shaping processes of social development. Such an approach emphasizes the development, functioning, and principles of institutions. Milestones in NI describe the nexus of organization and society supposing that organizational structures express myths and reflect ideals institutionalized in their environment. While capturing, copying, and asserting these, structural similarity (institutional isomorphism) between organizations in society will be established. The concept of "organizational field" emphasizes relationships between organizations within an environment. Organizational fields (communities) consist of all relevant organizations. In section 4.1.2 I discuss the differences between institutions and organizations and the difficulty of a distinction of the terms, especially in German-speaking sociology, which does not distinguish clearly between these terms. Fundamentally, NI approaches differ in the dimensions or pillars and levels of analysis they privilege (see figure 5, p. 80), but they share fundamental principles and the theoretical framework. Thus NI is particularly suitable for a multi-level analysis of scientific productivity across time and space. The historical development of the German higher education and science system must analyzed considering also global developments, because on the one hand it had an enormous impact on the development of other systems worldwide, and, on the other hand, global trends affect the on-going institutionalization and organization(s) of science in Germany. Intersectoral and international cooperation is growing and becoming increasingly important, leading to diverse networks within and between higher education and science systems worldwide. The classical, national case study is hardly longer possible, because macro units like countries are highly interdependent, embedded in global, regional and local relationships, such that borders between the global and the national dimension are increasingly blurred. Nevertheless, countries are units with clearly defined boundaries and structures, thus they can be handled as units to compare. The theoretical perspectives and different levels of analysis addressed here are displayed in Figure 5. I apply the "world polity" approach as a broader lense with which to make sense of the truly global arena of higher education and science (macro level). The focus of this perspective is on global and international structures and processes, which developed over time. Through this perspective, I explore global diffusion and formal structures of formal principles and practical applications. Combining historical and sociological institutionalism helps to focus on developments and processes over time on the meso level, to explain how institutions have developed and change(d). The concepts of "critical junctures" and path dependencies are useful to explain these processes over time. To describe the transformation of knowledge production over the entire twentieth century, and to analyze different organizational forms that produce science in Germany, two prevalent theoretical concepts are discussed: Mode 1 versus Mode 2 science, and the Triple-Helix model to describe the relationship between science, industry and state. In "The New Production of Knowledge" Michael Gibbons and his colleagues describe the transformation of knowledge from an academic, disciplinary, and autonomous – "traditional" – organization of science (Mode 1) with a focus on universities as the key organizational form, to a more applied, transdisciplinary, diverse, and reflexive organization of science (Mode 2) that features a more diverse organization of science, relying on a broader set of organizations producing knowledge. Within the literature, debates center on whether this new model has replaced the old, and which of these models best describes the contemporary organization of science (here: the STEM+ fields). In turn, the Triple-Helix model preserves the historical importance of the universities. This approach assumes that future innovations emerge from a relationship between universities (production of new knowledge), industry (generation of wealth), and state (control). Data and methods In these analyses, only peer reviewed journal publications were used – as the best indicator for measuring the most legitimated, authoritative produced science. This focus enabled an investigation of publications in-depth and over a 110 year timeframe. Research articles in the most reputable, peer-reviewed, and internationally reputable journals are the gold standard of scientific output in STEM+. The data I used is based on a stratified representative sample of published research articles in journals in STEM+-fields. My measure relies on the key global source for such data, the raw data from Thomson Reuters' Web of Science Science Citation Index Expanded (SCIE) (the other global database is Elsevier's Scopus, which also indexes tens of thousands of journals), which was extensively recoded. Methodologically, my approach is based on a combination of comparative institutional analysis across selected countries and historically of the German higher education and science system, and the systematic global evaluation of bibliometric publication data (see chapter 6). The SCIE includes more than 90 million entries (all types of research), mainly from STEM+-fields. I focus on original research articles, because this type of publication contains certified new knowledge. The SPHERE dataset covers published research articles from 1900 to 2010. From 1900 to 1970, we selected data in 5-year-steps in the form of a stratified representative sample. From 1975 onwards full data is available for every year. Depending on the research question, either five or ten-year steps were analyzed. A detailed description of the sampling and weighting of the data can be found in chapter 6. In consideration of the criteria above, I analyzed 17,568 different journals (42,963 journals were included into the database if we count the same journals in different years), and a total of 5,089,233 research articles. To prepare the data for this research, it had to be extensively cleaned and coded. Very often our international research team found missing information on the country level and/or on the level of organizations/organizational forms. From June 2013 to December 2015, research in the archives of university libraries was necessary to manually add missing information, particularly organization location and author affiliations. In the field of bibliometrics, we find different methods to count publications. In this work, I mainly apply the "whole count" approach (see table 1, p. 126). This decision is based on the assumption that every author, organization, or country contributed equally to a publication. An overestimation of publications can't be precluded, because research articles are counted multiple times, if a paper is produced in co-authorship, which has been rising worldwide over the past several decades. The absolute number of publications (worldwide, Europe, Germany) is based on a simple counting of research articles (without duplicates, in cases of co-authored articles). Summary of the most important results The empirical part of my work is divided into three parts. In the following sections, I will present the most important findings. The global picture – higher education and science systems in comparison The central question of my research project was "which organizational forms produce science"? For a better understanding and classification of the results of my case study, I embedded the German higher education and science system into the European and global context. I answered the questions "how did the worldwide and European scientific productivity developed between 1900 and 2010 in comparison", and "how was/is the German higher education and science system embedded in global developments of higher education and science over time" as follows: First, I show that the worldwide scientific growth followed a pure exponential curve between 1900 and 2010 (see figures 3 and 10; pp. 50, 147) – and we can assume that this strong upward trend continues today. The massive expansion of scientific production had and still has a tremendous influence on societal developments, beyond simply economic and technical developments, but rather transforming society. I show that higher education and science systems worldwide exhibit communalities, which have led to similar developments and expansion of scientific productivity. The comparison of important European countries (Germany in comparison with Great Britain, France, Belgium and Luxembourg) uncovered the contribution of the development and spread of modern research universities and the extraordinary and continued rise in publication output (see section 7.2; Powell, Dusdal 2016, 2017a, 2017b in press). Within the global field of science, three geographical centers of scientific productivity have emerged over the twentieth century: Europe, North America, and Asia. Their relative importance fluctuates over time, but today all three centers continue to be the key regions in the production of scientific research in STEM+ journals. Especially in Asia, the growth rates have risen massively in recent years (Powell et al. 2017 in press). Second, I investigated that all countries worldwide invest more into research and development (R&D) (figure 9, p. 140). These investments have a clear impact on the scientific productivity of nations, yet there are important differences between countries in absolute production and productivity rates. Alongside direct investments in R&D or the application of patents in STEM+-fields that influence the expansion of science, the capacity for producing more knowledge fundamentally depends on rising student enrolments, a growing number of researchers, the widening of research activities into various arenas of society, the development of products, and the (re-)foundation of universities (Powell, Baker, Fernandez 2017 in press). As part of the higher education expansion and massification during the 1960s and 70s, the numbers of researchers and students rose tremendously. The growth of scientific publications thus results from the on-going institutionalization of higher education and science systems worldwide. The growth of publications is also explained by the steady growth in the number of researchers working within these growing – and increasingly interconnected – systems. Third, I could reject the argument of Derek J. de Solla Price that the pure exponential growth of scientific literature has to flatten or would slow-down several decades after the advent of "big science" (see paragraph 2.4; figure 4 and 10; p. 53, 147). Although radical historical, political, economical, and technical events (see figure 11, p. 150) led to punctual short-term decreases in publication outputs, the long-term development of universities and other organizational forms producing science led to sustained growth of scientific publications, with the numbers of publications rising unchecked over the long twentieth century. In 2010, the worldwide scientific productivity in leading STEM+ journals was about one million articles annually. Fourth, I could show that the absolute numbers have to be put into perspective and standardized in relation to the investments in R&D, the size of the higher education and science systems, the number of inhabitants (see figure 12, p. 159), and the number of researchers (table 3, p. 162; figure 13, p. 164). The initial expansion of scientific publications in STEM+-fields is based on a general growth of higher education and science systems. The different institutional settings and organizational forms that produce science have an impact on scientific productivity. The selected country case studies – Germany, Great Britain, France, Belgium and Luxembourg – demonstrate that systems with strong research universities are highly productive; they seem to provide conditions necessary for science. As a result, not only the number and quality of researchers is important, but also the institutional and organizational settings in which they are employed. Fifth, in international comparison, Germany continues to contribute significantly to scientific productivity in STEM+ fields. With an annual growth rate of 3.35%, Germany follows the United States and Japan. In 2014, German governments invested €84.5 billion in R&D – 2.9% of overall GDP. The EU-target of 3% by 2020 was barely missed. In 2010, Germany produced 55,009 research articles (see table A5). In comparison to Great Britain, France, Belgium and Luxemburg, Germany still leads in scientific output in Europe –comparing just the absolute numbers. The size of the country itself and the institutionalization of the higher education and science systems influence publication outputs, of course, with these absolute numbers in relation to other key indicators showing a different picture. Standardized by the number of inhabitants, Germany published less articles per capita than Belgium and Great Britain. The number of researchers amounted to 327,997 (FTE) in 2010. The ratio of inhabitants to scientists was 1,000:4. Among these countries studied in-depth, Luxembourg and Great Britain had more researchers per capita than did Germany. The interplay of the organizational forms of science in Germany between 1900 and 2010 On the basis of the analysis of the global and European contexts, and development of worldwide scientific productivity over time in chapter 7, I started the in-depth case study of Germany. Bridging this overview and the following in-depth analyses is a chapter on the institutionalization of the German higher education and science system (see chapter 8). Here, I described the most important institutions and organizations and the organizational field – universities, extra-university research institutes and universities of applied sciences. Furthermore, I discussed the differences between West and East Germany during their division (1945–1990). Summarizing the most important results shows that the development of publications in Germany follows global and European trends (on a lower scale) (see figure 16, p. 208). Over time, Germany experienced pure exponential growth of scientific publications and a rising diversity of organizational forms that contribute to scientific productivity (see sections 9.1 and 9.3). I answered the following three research questions: "how has the scientific productivity in Germany developed between 1900 and 2010", "among all science producing organizational forms, what do the key organizational forms contribute to scientific productivity", "which organizational forms provide the best conditions for scientific productivity", and "which single organizations are the most research intense in Germany"? First, the growth curve of scientific publications in Germany turns out as expected – it shows pure exponential graph, comparable with the worldwide and European development of scientific productivity between 1900 and 2010. Here, too, cataclysmic events such as the two world wars and the Great Depression as well as reunification had only short-term (negative) impact (figure 11, p. 150) on scientific productivity, without even a medium-term slow-down or flattening of the curve. By 2010, the total number of publications in STEM+ fields by researchers in German organizations topped 55,000 in one year alone. Second, a detailed examination and comparison of the development of scientific productivity in West Germany and East Germany between 1950 and 1990 showed that the growth rate of Germany (altogether) was based mainly on steady growth of scientific publications in West Germany (see figure 17, p. 211). The growth curve of the former GDR was quite flat and proceeded on a very low level. As a result, I conclude that the GDR's higher education and science system, based on its academy model, did not provide conditions for scientific productivity as optimally as did the BRD. Third, a detailed analysis of the "key classical" organizational forms of science – universities and extra-university research institutes – show that universities were and are the main producers of scientific publications in STEM+ from 1975 to 2010 (see figure 18, p. 217). On average, university-based researchers produced 60% of all articles and defended their status against other organizational forms, which leads to the rejection of the Mode 2 hypothesis. Non-university publications reached an average of 40%. But that does not mean that other organizational forms were not producing science as well. The percentage share of articles is ultrastable and shows only marginal variations. The thesis that the proportion of university publications should decrease over time can be rejected for the period from 1975 to 2010. This suggests that scientific productivity of universities is actually rising, since despite decreasing financial support (R&D) in favor of extra-university research institutes, the universities produced more research articles with less resources over time. Fourth, although not only scientists within universities and research institutes publish their research in scientific journals, jointly these organizational forms have produced more than three-quarters of all research articles since 1980. Already in the earlier years, they produced a large number of scientific articles. Other organizational forms also generate scientific knowledge (for an extensive description of the organizational form matrix, see table 4, pp. 222f.). Especially scientists in firms, government agencies, and hospitals publish articles in peer-reviewed journals in STEM+ (see figures 19 and 20; pp. 220, 246). Indeed, the universities have been the driving force of scientific productivity for more than a century. With their specific orientation to basic research and their linkage of research and teaching, they provide conditions that facilitate the production of science. Universities are among the oldest institutions with a high degree of institutionalization. All other organizational forms (academies, associations, infrastructures, laboratories, military, museums and non-university education) were identified in the dataset played only a minor role and were summarized in the category "further types". Fifth, the analysis of the ten most research-intensive single organizations in Germany in the year 2010 confirmed the results. Only universities and institutes were part of this group. A summary of publications of single institutes under their umbrella organizations shows that the institutes of the Max Planck Society and of the Helmholtz Association are the leading science producers in Germany, outpacing the scientific productivity of universities, but only when aggregating the contributions of dozens of individual institutes (see table 5, p. 259f). An analysis of single institutes shows that these research institutes cannot compete with universities, because of their size and the number of researchers. The Charite – Universitätsmedizin Berlin, a hybrid organization, is another leading science producer in Germany. National and international cooperation of scientific research Finally, increasing internationalization of research has impacted on national and international cooperation. leading to collaboratively-written publications in scientific journals. Through advancing globalization, national and international scientific cooperation increased in volume and importance. International cooperation in STEM+ is facilitated by the reputation of the research organization and of the co-authors, higher visibility within the scientific community and more possibilities for interdisciplinary research as well as better or more specialized facilities. Today, more than a third of all research articles worldwide are produced in scientific collaboration; only around a quarter are single-authored articles. In contrast to Humboldt's principle "in Einsamkeit und Freiheit" (in loneliness and freedom), research is no longer done by one scientist, but is much more likely the result of collaboration. Research networks are increasingly important, and researchers share their common interests on a research question, publishing their results in joint publications. Researchers, organizations, and indeed countries differ in the ways they organize their research and thus how they enable research and collaboration. This depends on location, size, higher education and science system, the organizational field and organizations. Here, varying patterns of scientific cooperation were presented, showing a massive increase in scientific collaboration in (inter)national co-authorships over time. Until the 1990s, researchers in all investigated countries (France, Germany, Great Britain, USA, Japan, China, Belgium, Luxembourg) published their research articles mainly as single-authored papers. Only since the 1990s have co- and multi-authored publications risen (considerably): In 2000, only a third of all publications were published by one author. In 2010, the proportion reached its lowest level with only one-fifth of all papers single-authored (see table 6, pp. 279f). Countries differ considerably in their amount of collaboratively-written research articles. References Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2016). Europe's Center of Science: Science Productivity in Belgium, France, Germany, and Luxembourg. EuropeNow, 1(1). http://www.europenowjournal.org/2016/11/30/europes-center-of-science-science-productivity-in-belgium-france-germany-and-luxembourg/. Last access: 13.12.2016. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017a): Measuring Research Organizations' Contributions to Science Productivity in Science, Technology, Engineering and Math in Germany, France, Belgium, and Luxembourg. Minerva, (). Online first. DOI:10.1007/s11024-017-9327-z. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017b in press). The European Center of Science Productivity: Research Universities and Institutes in France, Germany, and the United Kingdom. IN Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (2017 in press). The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Fernandez, F., Crist, J. T., Dusdal, J., Zhang, L. & Baker, D. P. (2017 in press). The Worldwide Triumph of the Research University and Globalizing Science. IN Powell, J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. ; Überblick und Einleitung Bereits der Titel meiner Dissertation "Welche Organisationsformen produzieren Wissenschaft? Expansion, Vielfalt und Kooperation im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem im globalen Kontext, 1900-2010" verspricht, dass sich dem Thema der Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität in Deutschland aus verschiedenen Perspektiven (Analyseebenen, Dimensionen und Zeitrahmen) genähert werden soll. Eingebettet in das international vergleichende Forschungsprojekt Science Productivity, Higher Education, Research and Development, and the Knowledge Society (SPHERE) rückt meine Dissertation die Analyse des Einflusses der Hochschulentwicklung und der wissenschaftlichen Kapazitätsbildung auf die wissenschaftliche Wissensproduktion in den Vordergrund. Es interessiert mich, wie die im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem vorherrschenden Strukturen und institutionellen Settings die langfristige Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität beeinflusst und verändert haben. Besonders vor dem Hintergrund einer voranschreitenden Globalisierung und Internationalisierung der Wissenschaft, einer weltweiten Vernetzung von Wissenschaftlern und der Herausbildung einer Wissensgesellschaft. Die Annäherung an den Forschungsgegentand erfolgt auf der Makro- und Mesoebene: den institutionalisierten und organisationalen Settings, in denen Wissenschaft produziert wurde und wird. Da Informationen zu einzelnen Autoren nicht zur Verfügung standen, können keine Aussagen auf der Mikroebene getroffen werden, wenngleich Publikationen natürlich immer von Individuen verfasst werden und nicht von den hier untersuchten Ländern oder Organisationsformen und Einzelorganisationen. Anhand der Dimensionen Expansion, Vielfalt und Kooperation wird der Untersuchungsrahmen abgesteckt und eine Ordnung der Fragestellung vorgenommen, an denen die Struktur der Arbeit ausgerichtet ist. Der Zeitrahmen der Arbeit umfasst die Jahre 1900 bis 2010, also mehr als ein Jahrhundert (siehe Abschnitt 1.2). Ziel dieser Arbeit ist es darzulegen, warum Wissenschaftler ihre Ergebnisse in Form von Zeitschriftenartikeln publizieren. Es geht unter anderem darum, die Wichtigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse hervorzuheben, da nicht publizierte Ergebnisse für die Wissenschaft nicht existieren und sich aus der Art und Weise, wie publiziert wird, die Organisation der Forschung innerhalb und übergreifend einer Disziplin oder eines Fachs ableiten lässt. In den in dieser Arbeit untersuchten Fächergruppen Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie Medizin (im Folgenden angelehnt an die englische Abkürzung STEM (Science, Technology, Engineering and Mathematics) plus Medicine als STEM+ bezeichnet) spielen Publikationen in peer reviewed Zeitschriften eine wichtige Rolle – neben Patenten in den angewandteren Fächergruppen sind sie heutzutage das wichtigste Publikationsformat. Sie dienen nicht nur der Dokumentation generierten Wissens, sondern sind auch ein Anzeiger für die Reputation eines Forschers und dienen der Messung wissenschaftlicher Produktivität. Zeitschriftenpublikationen in hochklassigen Zeitschriften, die einem peer review Verfahren unterliegen, können als gold standard zur Messung wissenschaftlicher Produktivität herangezogen werden. In den letzten Jahrzehnten kam es zu einer zunehmenden Verwissenschaftlichung vieler gesellschaftlichen Teilbereiche und die Generierung wissenschaftlichen Wissens rückte immer weiter ins Zentrum des politischen und wirtschaftlichen Interesses, unabhängig davon, wo es produziert wurde. Aus diesem Grund werden die Orte und institutionellen Settings (Organisationen, Organisationsformen) wissenschaftlicher Produktivität (hauptsächlich Universitäten, außeruniversitäre Forschungsinstitute, Unternehmen, Behörden und Ressortforschungseinrichtungen und Krankenhäuser) identifiziert und voneinander abgegrenzt. Indem ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede anhand ihrer Aufgaben und Ziele sowie der Art der Forschung diskutiert werden. In einem ersten Schritt lege ich dar, warum ich diese Arbeit an der Schnittstelle zwischen Hochschul- und Wissenschaftsforschung und der Bibliometrie angelegt habe (siehe Kapitel 2 und 5). Publikationsanalysen werden zwar immer noch als Hauptaufgabe der Bibliometrie gesehen, aber ihre Ergebnisse werden auch von anderen Akteuren wie Hochschulmanagern, Politikern und Wissenschaftlern genutzt, um einerseits Aussagen über die Qualität der Wissenschaft zu treffen, aber auch um sich miteinander zu vergleichen oder steuernd in die Struktur und Organisation einzugreifen und Aussagen über den Output des Hochschul- und Wissenschaftssystems zu treffen. Direkte Aussagen über die Qualität der Forschung auf Basis der Anzahl an Zeitschriftenartikeln, die ein Wissenschaftler publiziert, können nicht getroffen werden, es kann aber über die Qualität einer Zeitschrift (Impactfactor) ein Proxi gebildet werden, mit dessen Hilfe Vergleiche zwischen Disziplinen getroffen werden können. Um wissenschaftliche Produktivität zu messen, müssten ergänzende Parameter hinzugezogen werden. Aus diesem Grund werden in dieser Arbeit lediglich Aussagen über die Quantität wissenschaftlicher Produktivität getroffen, nicht aber über die Qualität der untersuchten Zeitschriftenartikel, die Forschungsleistung einzelner Wissenschaftler, Organisationen oder Organisationsformen und einzelner Länder. Nichtdestotrotz zeigen Indikatoren zur Messung wissenschaftlichen Outputs eine große Expansion wissenschaftlicher Produktivität, eine Stabilität der Universitäten im Zeitverlauf und die Wichtigkeit Deutschlands als Wissensschaftsproduzent sowie eine steigende Differenzierung und Diversifizierung der Organisationsformen. Zudem können die 1990er Jahre als Startpunkt steigender nationaler und internationaler Kooperationen gesehen werden. In Kapitel 2 zum multidisziplinären Kontext der Arbeit zeige ich, in welcher Beziehung sich die Hochschul- und Wissenschaftsforschung in Deutschland zueinander befinden. Wissenschaftliches Wissen nimmt eine Sonderstellung im Vergleich zu anderen Wissensformen ein, da es unter bestimmten Bedingungen, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft selbst bestimmt werden, generiert und verbreitet wird. Um einen Überblick über die wichtigsten Studien innerhalb meines Feldes zu bekommen, und um meine Arbeit in den empirischen Kontext zu rücken, beschreibe ich in Kapitel 3 dieser Arbeit den aktuellen Forschungsstand. Forschungsfragen Abschnitt 1.2 stellt einen detaillierten Überblick über die dieser Arbeit zugrunde liegenden Forschungsfragen bereit: Welche Organisationsformen produzieren Wissenschaft? 1. Wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität weltweit und im europäischen Vergleich zwischen 1900 und 2010 entwickelt? 2. Wie war/ist das deutsche Hochschul- und Wissenschaftssystem in die globalen Entwicklungen der Hochschulbildung und Wissenschaft im Zeitverlauf eingebettet? 3. Wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität in Deutschland zwischen 1900 und 2010 entwickelt? 4. Unter allen Wissenschaft produzierenden Organisationsformen, was tragen die "klassischen" Formen zur wissenschaftlichen Produktivität bei? 5. Welche Organisationsformen stellen die besten Bedingungen für wissenschaftliche Produktivität bereit? 6. Welche Einzelorganisationen gehören zu den forschungsstärksten in Deutschland? 7. Welchen Einfluss hat die zunehmende Internationalisierung der Forschung auf nationale und internationale Kooperationen in Form von Publikationen in Zeitschriftenartikeln? Theoretischer Rahmen Theoretisch (siehe Kapitel 4) basiert meine Arbeit auf einem neu-institutionellen (NI) Ansatz zur Untersuchung und Erklärung der Expansion des Hochschulwesens und der Wissenschaft weltweit. Trotz des allgemeinen Wachstums wissenschaftlicher Produktivität bestehen beträchtliche Unterschiede zwischen den institutionellen Settings, Organisationsformen und einzelner Organisationen, die maßgeblich zur wissenschaftlichen Produktivität beitragen. Der soziologische NI konzentriert sich auf das Verständnis von Institutionen und Organisationen. Institutionen sind ein wichtiger Baustein, um soziales Handeln und Prozesse der Gesellschaftsentwicklung zu verstehen. Organisationen und Institutionen stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander. Die zentralen Annahmen des NI wurden von Walter Powell, Paul DiMaggio und Richard Scott formuliert. Meilensteine: der Zusammenhang von Organisation und Gesellschaft und die Annahme, dass formale Organisationsstrukturen Mythen zum Ausdruck bringen, die in ihrer gesellschaftlichen Umwelt institutionalisiert sind. Indem Organisationen diese Mythen erfassen, kopieren und zeremoniell zur Geltung bringen, werden Strukturähnlichkeiten (Isomorphien) zwischen Organisationen und der Gesellschaft hergestellt. Das Konzept der "organisationalen Felder" dient der Beschreibung der Beziehung zwischen verschiedenen Organisationen und beinhaltet alle relevanten Organisationen, die sich mit ihrer gesellschaftlichen Umwelt auseinander setzen. In Abschnitt 4.1.2 werden die Unterschiede zwischen den Begriffen Institutionen und Organisationen diskutiert, da diese besonders in der deutschsprachigen Soziologie nicht trennscharf genutzt werden. Grundsätzlich unterscheiden sich Ansätze institutioneller Theorie in ihrer Anwendungsebene, sie sind aber durch ihren Überbau miteinander verschränkt. Folglich ist der NI als theoretische Basis besonders gut geeignet, um eine Mehrebenenanalyse der wissenschaftlichen Produktivität zeit- und ortsübergreifend durchzuführen. Die historische Entwicklung des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems kann nicht ohne eine Berücksichtigung der globalen Entwicklungen durchgeführt werden, da es einerseits einen enormen Einfluss auf die Entwicklung anderer Systeme weltweit hatte/hat und andererseits globale Entwicklungen die Institutionalisierung und Organisation der Wissenschaft in Deutschland beeinflussen. Intersektorale und internationale Kooperationen sind im Zeitverlauf angewachsen, werden immer wichtiger und führen zu ausgeprägten Netzwerken innerhalb und zwischen Hochschul- und Wissenschaftssystemen weltweit. Aufgrund einer zunehmenden Verzahnung einzelner Länder und den damit einhergehenden Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Analyseebenen (makro, meso, mikro) ist eine klassische, nationalstaatliche Analyse nicht mehr zielführend. Nichtsdestotrotz können Länder als vergleichbare Einheiten gesehen werden, da sie über klar definierte Grenzen und Strukturen verfügen. Die unterschiedlichen theoretischen Perspektiven und Analyseebenen werden in Abbildung 5 genauer beschrieben. Der theoretische Ansatz der "Weltkultur" bietet eine breitere Linse des soziologischen NI auf die globale Arena. Der Fokus liegt auf globalen und internationalen Strukturen und Prozessen, die sich über lange Zeit entwickelt haben. Mit Hilfe dieser Perspektive können globale Diffusion und formale Strukturen der Entkopplung von formalen Grundsätzen und praktischer Anwendung erklärt werden. Zusammen nehmen der historische und soziologische Institutionalismus zeitliche Entwicklungen und Prozesse in den Blick, die erklären, wie Institutionen entstehen und sich verändern. Die Konzepte critical junctures und Pfadabhängigkeit sollen helfen diese Prozesse auf der Mesoebene zu verstehen. Um die Transformation der Wissensproduktion im Zeitverlauf des 20. Jahrhunderts zu verstehen und um zu analysieren, welche Organisationsformen an der Produktion wissenschaftlichen Wissens beteiligt waren, werden zwei theoretische Konzepte herangezogen: Modus 1 versus Modus 2 Wissenschaft und das Triple-Helix Modell zur Beschreibung der Beziehung zwischen Wissenschaft, Industrie und Staat. In The New Production of Knowledge beschreiben Michael Gibbons und seine Kollegen den Wandel der Wissenschaft von einer akademischen, disziplinären und autonomen, traditionellen, Organisation der Wissenschaft (Modus 1) mit einem Schwerpunkt auf Universitäten als wichtigste Organisationsform, hin zu einer anwendungsorientierteren, transdisziplinären, diversen und reflexiven Organisation der Wissenschaft (Modus 2), die eine diversere Organisation der Wissenschaft unterstützt und auf einem breiteren organisationalen Setting der Wissensproduktion beruht. Innerhalb der Literatur wird diskutiert, ob das neue Modell das alte ersetzen soll und welches der Modelle die gegenwärtige Organisation der Wissenschaft am besten beschreibt. Im Gegensatz hierzu bleibt beim Triple-Helix Modell die historische Rolle der Universitäten erhalten. Der Ansatz geht davon aus, dass zukünftige Innovationen aus einer Beziehung von Universitäten (Wissensproduktion), Industrie (Generierung von Wohlstand) und dem Staat (Kontrolle) resultieren. Daten und Methoden In dieser Arbeit werden ausschließlich Publikationen in peer reviewed Zeitschriften als Kennzeichen wissenschaftlicher Produktivität herangezogen. Dieser Schwerpunkt ermöglicht mir eine tiefgreifende Analyse von Publikationen über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert. Zeitschriftenartikel in hochklassigen und möglichst internationalen Journalen bilden den gold standard wissenschaftlichen Outputs in den hier untersuchten Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin (STEM+). Meine Daten basieren auf einem stratifizierten, repräsentativen Sample (siehe ausführlich Kapitel 6) publizierter Zeitschriften, die als Rohdaten aus Thomson Reuters Web of Science Science Citation Index Expanded (SCIE) zur Analyse zur Verfügung stehen (eine vergleichbare Datenbank stellt Elseviers Scopus bereit). Methodologisch wird eine Kombination aus einer vergleichenden institutionelle Analyse ausgewählter Länder, eine historische Untersuchung des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems und eine systematische, globale Auswertung bibliometrischer Publikationsdaten angestrebt. Der SCIE umfasst mehr als 90 Millionen Einträge (gespeichert werden nahezu alle Typen wissenschaftlichen Outputs), hauptsächlich aus den oben genannten Fächergruppen. Diese Arbeit beschränkt sich auf originale Zeitschriftenartikel (Originalmitteilungen), da lediglich dieser Publikationstyp zertifiziertes und neues Wissen enthält. Der SPHERE Datensatz umfasst publizierte Zeitschriftenartikel aus den Jahren 1900 bis 2010. Von 1900 bis 1970 wurden die Daten in 5-Jahres-Schritten mittels einer geschichteten Zufallsstichprobe ausgewählt. Ab 1975 stehen die Daten vollständig und ab 1980 in Jahresschritten zur Verfügung. Abhängig von der untersuchten Fragestellung werden die Daten in 5-Jahres- oder 10-Jahres-Schritten analysiert. Eine detaillierte Beschreibung des Samplings und der Gewichtung der Daten kann den Abschnitten 6.2.2 und 6.8 entnommen werden. Unter Berücksichtigung dieser Kriterien werden 17.568 unterschiedliche Zeitschriften (42.963 Zeitschriften, wenn dieselbe Zeitschrift in unterschiedlichen Jahren mehrfach berücksichtigt wird) und 5.089.233 Forschungsartikel untersucht. Um die Daten für die Analyse aufzubereiten muss eine intensive Vorarbeit geleistet werden. Sie werden umfassend (nach-)kodiert und bereinigt. Besonders häufig sind Fehler oder fehlende Informationen auf Ebene der Länder und/oder der Organisationen/Organisationsformen, in denen die Forschung betrieben wurde. Im Zeitraum von Juni 2013 bis Dezember 2015 habe ich die Originalzeitschriften und -artikel in Online-Zeitschriftendatenbanken oder Archiven verschiedener Universitätsbibliotheken eingesehen, begutachtet und mit Hilfe einer Excel-Tabelle katalogisiert und fehlende Informationen, wenn vorhanden, ergänzt. In der Bibliometrie werden verschiedene Vorgehensweisen diskutiert, wie Publikationen gezählt werden können. Die Analysen dieser Arbeit basieren hauptsächlich auf der whole count Methode (siehe Tabelle 1). Die Entscheidung basiert auf der Annahme, dass jeder Autor, jede Organisation, oder jedes Land gleichermaßen zu einer Publikation beigetragen hat. Folglich kann es zu einer Verzerrung bzw. Überschätzung der Ergebnisse kommen, da Zeitschriftenartikel mehrfach gezählt werden, wenn sie in Form von Forschungskooperationen publiziert wurden. Um die absolute Anzahl an Publikationen (weltweit, Europa, Deutschland) zu ermitteln, wird die Gesamtzahl an Artikeln pro Jahr (ohne Duplikate) berechnet. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse Der empirische Teil meiner Arbeit ist in drei Teile untergliedert. Die folgenden Abschnitte fassen die jeweils wichtigsten Ergebnisse zusammen. The Global Picture – Hochschul- und Wissenschaftssysteme im Vergleich Im Mittelpunkt meiner Dissertation steht die Frage, welche Organisationsformen Wissenschaft produzieren. Um die Ergebnisse der detaillierten Fallstudie einordnen und bewerten zu können, erfolgt zunächst eine Einbettung in den globalen und europäischen Kontext. Die forschungsleitenden Fragen, wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität weltweit und im europäischen Vergleich zwischen 1900 und 2010 entwickelt und wie war/ist das deutsche Hochschul- und Wissenschaftssystem in die globalen Entwicklungen der Hochschulbildung und Wissenschaft im zeitverlauf eingebettet, wird folgendermaßen beantwortet: In einem ersten Schritt wird gezeigt, dass das weltweite wissenschaftliche Wachstum zwischen 1900 und 2010 exponentiell verlief und dieser Trend vermutlich bis heute anhält (siehe Abbildungen 3 und 10, S. 50, 147). Die massive Ausdehnung wissenschaftlichen Wissens hatte und hat auch heute noch einen großen Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen, die nicht auf den wirtschaftlichen und technischen Fortschritt beschränkt sind. Ich werde darstellen, dass Hochschul- und Wissenschaftssysteme weltweite Gemeinsamkeiten aufweisen, die zu einer ähnlichen Entwicklung und Ausweitung wissenschaftlicher Produktivität geführt haben. Im Vergleich wichtiger europäischer Länder (Deutschland im Vergleich mit Großbritannien, Frankreich, Belgien und Luxemburg), kann gezeigt werden, dass zwischen der weltweiten Ausweitung der Wissenschaft, dem Anstieg an Publikationen und der Expansion von modernen Forschungsuniversitäten ein Zusammenhang besteht (siehe Abschnitt 7.2; Powell, Dusdal 2016, 2017a; 2017b im Druck). So wurde ein globales Feld der Wissenschaft aufgespannt, das als übergeordneter Rahmen fungiert. Drei geografische Zentren wissenschaftlicher Produktivität werden im Zeitverlauf identifiziert: Europa, Nordamerika und Asien. Sie haben zu unterschiedlichen Zeitpunkten an Bedeutung gewonnen oder verloren, doch zum heutigen Zeitpunkt tragen sie alle zur wissenschaftlichen Produktivität in den untersuchten Fächergruppen bei. Allerdings sind besonders in Asien die Wachstumsraten massiv angestiegen (Powell et al 2017 im Druck). Zweitens investieren alle Länder weltweit in Forschung und Entwicklung (FuE) (siehe Abbildung 9, S. 140). Diese Investitionen haben einen Einfluss auf ihre wissenschaftliche Produktivität. Zwischen einzelnen Ländern sind zum Teil große Unterschiede in der absoluten Publikationszahl und der relativen wissenschaftlichen Produktivität feststellbar. Nicht nur Investitionen in FuE tragen zur Expansion der Wissenschaft bei, sondern auch die Anmeldung von Patenten, höhere Studierendenzahlen, eine gestiegene Anzahl an Forschern, die Ausweitung von Forschungsaktivitäten in viele gesellschaftliche Teilbereiche, die Entwicklung von Forschungsprodukten und Neugründungen von Universitäten (Powell, Baker, Fernandez 2017 im Druck). Im Zuge der Hochschulexpansion und der Massifizierung der Hochschulbildung in den 1960er und 70er Jahren sind besonders die Studierendenzahlen und die Anzahl der Wissenschaftler extrem angestiegen. Es kam also zur Ausweitung des kompletten Hochschul- und Wissenschaftssystems und nicht nur zu einer Erhöhung der Anzahl an Publikationen. Im Umkehrschluss kann ein Teil des Anstiegs wissenschaftlicher Publikationen auf eine steigende Anzahl an Wissenschaftlern zurückgeführt werden. Drittens kann die von Derek J. de Solla Price aufgestellte These, dass das exponentielle Wachstum wissenschaftlicher Literatur irgendwann abflachen müsse, wiederlegt werden (siehe Abschnitt 2.4; Abbildungen 4 und 10, S. 53, 147). Obwohl einschneidende historische, politische, wirtschaftliche und technologische Ereignisse sowie Ereignisse bezogen auf die Hochschulen und Wissenschaft (siehe Abbildung 11, S. 150) kurzfristig zu einer Verringerung der Publikationszahlen geführt haben, wurde die Wachstumskurve nicht nachhaltig beeinflusst. Im Jahr 2010 wurden weltweit fast eine Million Zeitschriftenartikel in den Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin publiziert. In Abschnitt 7.2.2 zeige ich, dass die Anzahl der publizierten Zeitschriftenartikel im Verhältnis zu den Ausgaben für FuE, der Größe der Hochschul- und Wissenschaftssysteme und der Anzahl der Einwohner (siehe Abbildung 12, S. 159) und Wissenschaftler (siehe Tabelle 3, S. 162; Abbildung 13, S. 164) relativiert werden müssen. Die anfängliche extreme Expansion der wissenschaftlichen Publikationen in den Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin basiert auf einem allgemeinen Wachstum der Hochschul- und Wissenschaftssysteme (siehe oben). Unterschiedliche institutionelle Settings und Organisationsformen, in denen Wissenschaft produziert wird, haben einen Einfluss auf die wissenschaftliche Produktivität. Anhand der ausgewählten Fallbeispiele (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien und Luxemburg) werde ich darlegen, dass Hochschul- und Wissenschaftssysteme, die über forschungsstarke Universitäten verfügen, höchst produktiv sind. Es kommt also nicht nur darauf an, wie viele Wissenschaftler innerhalb eines Systems beschäftigt werden, sondern auch darauf, in welchen institutionellen Settings sie arbeiten. Fünftens, im internationalen Vergleich trägt Deutschland immer noch erheblich zur wissenschaftlichen Produktivität in den untersuchten Fächern bei. Mit einer Wachstumsrate von 3,35% Prozent folgt Deutschland den USA und Japan. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 84,5 Mrd./€ für FuE von der Regierung bereitgestellt. Dies entspricht einem Anteil von 2,9 Prozent des BIP. Somit wurde der EU-Richtwert von 2020 von 3 Prozent lediglich knapp verfehlt. Im Jahr 2010 wurden in Deutschland insgesamt 55.009 Zeitschriftenartikel in den STEM+-Fächern publiziert (siehe Tabelle A5 im Anhang). Im Vergleich der absoluten Zahlen mit Großbritannien, Frankreich, Belgien und Luxemburg nimmt das Land die Spitzenposition ein. Die Größe des Hochschul- und Wissenschaftssystems hat somit einen Einfluss auf die Publikationsleistung. Werden die Zahlen in einem nächsten Schritt mit anderen Schlüsselindikatoren in Beziehung gesetzt, verändert sich die Leistung der miteinander verglichenen Systeme zum Teil erheblich. Gemessen an der Einwohnerzahl werden in Deutschland weniger Zeitschriftenartikel publiziert als in Belgien oder Großbritannien. Die Anzahl der beschäftigten Wissenschaftler betrug in Deutschland im selben Jahr 1000:4. Nur in Luxemburg und Großbritannien ist das Verhältnis von Wissenschaftlern zur Einwohnerzahl größer. Das Zusammenspiel der Organisationsformen der Wissenschaft in Deutschland von 1900 bis 2010 Auf Basis der Analysen zum globalen und europäischen Kontext der Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität im Zeitverlauf (siehe Kapitel 7) folgt eine tiefgreifende, institutionelle Analyse des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems (siehe Kapitel 8). Sie dient als Ein- und Überleitung zur detaillierten empirischen Auswertung der Daten zum deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem. Hier werden die wichtigsten Institutionen und Organisationen sowie das organisationale Feld der Wissenschaft (Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen) vorgestellt. Zudem diskutiere ich die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland zur Zeit des geteilten Deutschlands (1945-1990). Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse zeigt, dass die Entwicklung der Publikationszahlen in Deutschland dem weltweiten und europäischen Trend (im kleineren Umfang) folgt (siehe Abbildung 16, S. 208). Es kam sowohl zu einer Expansion des wissenschaftlichen Wissens in Form eines exponentiellen Anstiegs an Publikationen, als auch zu einer Erhöhung der Vielfalt wissenschaftlicher Produktivität im Zeitverlauf (siehe Abschnitte 9.1 und 9.3). Die folgenden vier Forschungsfragen werden beantwortet: Wie hat sich die wissenschaftliche Produktivität in Deutschland zwischen 1900 und 2010 entwickelt? Unter allen Wissenschaft produzierenden Organisationsformen, was tragen die "klassischen" Formen zur wissenschaftlichen Produktivität bei? Welche Organisationsformen stellen die besten Bedingungen für wissenschaftliche Produktivität bereit? Welche Einzelorganisationen gehören zu den forschungsstärksten in Deutschland? Wie oben beschrieben, verläuft das Wachstum wissenschaftlicher Produktivität in Deutschland zwischen den Jahren 1900 und 2010 exponentiell. Die Kurve ist vergleichbar mit der weltweiten und europäischen Entwicklung, wenn auch in kleinerem Umfang. Zwar hatten auch hier verschiedene Ereignisse, wie der Zweite Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise oder die Wiedervereinigung, einen kurzfristigen Einfluss, allerdings kam es zu keiner Verlangsamung oder Abflachung des Wachstums (siehe Abbildung 11, S. 150). Bis ins Jahr 2010 wuchs die Anzahl der publizierten Zeitschriftenartikel in Deutschland auf 55.009 an. Zweitens, zeigt eine detaillierte Betrachtung der wissenschaftlichen Produktivität Westdeutschlands im Vergleich zu Ostdeutschland, dass der Anstieg der gesamtdeutschen Publikationszahlen auf einem Anstieg der Zahlen in Westdeutschland basiert (siehe Abbildung 17, S. 211). Zwischen 1950 und 1990 verlief die Kurve der wissenschaftlichen Produktivität in der DDR flach und auf einem niedrigen Niveau. Hieraus kann geschlossen werden, dass das Hochschul- und Wissenschaftssystem der DDR, aufbauend auf seinem Akademiemodell, keine guten Bedingungen für wissenschaftliche Forschung bereitgestellt hat. Drittens, zeigt die detaillierte Analyse der "klassischen" Organisationsformen der Wissenschaft, Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitute, dass Universitäten im Zeitraum von 1975 bis 2010 in den STEM+-Fächern die Hauptproduzenten wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel waren und sind (siehe Abbildung 18, S. 217). Im Untersuchungszeitraum beträgt der prozentuale Anteil der universitätsbasierten Forschung im Mittel 60 Prozent. Somit verteidigen sie ihren Status als wichtigste Organisationsform gegenüber anderen. Die Modus 2 Hypothese, dass es im Zeitverlauf zu einem Absinken des prozentualen Anteils der Universitäten kommen muss, wird verworfen. Der Anteil der Nicht-Universitäten liegt hingegen im Durchschnitt bei 40 Prozent. Obwohl die Richtigkeit der folgenden Aussage nicht empirisch überprüft werden kann, wird davon ausgegangen, dass es sich tatsächlich sogar um einen Anstieg wissenschaftlicher Produktivität der Universitäten im Zeitverlauf handelt. Unter Berücksichtigung einer Verschiebung der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel für FuE zugunsten der außeruniversitären Forschungsinstitute haben die Universitäten im Zeitverlauf mit weniger Forschungsgeldern immer mehr wissenschaftliche Zeitschriftenartikel publiziert. Viertens, obwohl nicht nur Wissenschaftler innerhalb von Universitäten und Forschungsinstituten Zeitschriftenartikel veröffentlichen, haben diese beiden Organisationsformen zusammen mehr als drei Viertel aller Publikationen seit den 1980er Jahren verfasst. Aber auch schon in den Jahren zuvor ist ihr gemeinsamer Anteil sehr hoch. Zu den wichtigsten Wissenschaftsproduzenten gehören neben ihnen die (Industrie-)Unternehmen, Behörden und Ressortforschungseinrichtungen und Krankenhäuser (für eine ausführliche Beschreibung der Matrix der Organisationsformen siehe Tabelle 4, S. 222f und Abbildungen 19 und 20, S. 220, 246). Dennoch sind die Universitäten die treibende Kraft wissenschaftlicher Produktivität seit mehr als einem Jahrhundert. Mit ihrer speziellen Ausrichtung auf Grundlagenforschung stellen sie die besten Bedingungen für wissenschaftliche Forschung bereit und gehören zu den ältesten Institutionen mit einem hohen Institutionalisierungsgrad. Universitäten sind widerstandsfähig gegenüber Veränderungen und critical junctures haben keinen negativen Einfluss auf ihre wissenschaftliche Produktivität. Alle anderen im Datensatz gefundenen oder aus der Theorie abgeleiteten Organisationsformen (Akademien, Vereine/Gesellschaften, wissenschaftliche Infrastrukturen, Laboratorien, Militär, Museen und nichtuniversitäre Bildungseinrichtungen) spielen nur eine untergeordnete Rolle und wurden in der Gruppe "sonstige" Organisationsformen zusammengefasst. Fünftens, eine Auswertung der zehn forschungsstärksten Einzelorganisationen Deutschlands im Jahr 2010 bestätigt die oben beschriebenen Ergebnisse, da lediglich Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitute dieser Spitzengruppe zugehören. Eine Zusammenfassung der Publikationen der Institute unter ihrer Dachorganisation zeigt, dass die Institute der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft maßgeblich zur Produktion wissenschaftlichen Wissens in Deutschland beitragen. Sie übertreffen zusammengezählt die Publikationstätigkeit einzelner Universitäten bei weitem (siehe Tabelle 5, S. 259f). Eine Einzelauswertung der Institute zeigt aber auch, dass sie allgemein genommen, aufgrund ihrer Größe und der Anzahl der Wissenschaftler, nicht mit den Universitäten konkurrieren können. Zudem gehört die hybride Organisation, die Charité – Universitätsmedizin Berlin zu den führenden zehn Wissenschaftsproduzenten im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem. Nationale und internationale Kooperationen wissenschaftlicher Forschung Im letzten empirischen Kapitel der Arbeit wird auf der Makroebene die Frage beantwortet, welchen Einfluss die zunehmende Internationalisierung der Forschung auf nationale und internationale Kooperationen in Form von Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften hat. Durch die voranschreitende Globalisierung und Internationalisierung haben nationale und internationale Kooperationen stark zugenommen. Zu den wichtigsten Gründen für (internationale) Kooperationen in den Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin zählen unter anderen die Reputation der Forschungsorganisation und der Mitautoren, eine höhere Sichtbarkeit innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft, mehr Möglichkeiten für interdisziplinäre Forschung oder auch eine bessere Ausstattung der Labore. Heute sind bereits ein Drittel aller Forschungsartikel weltweit das Ergebnis wissenschaftlicher Kooperationen und lediglich ein Viertel wird von einem Autoren verfasst. Übertragen auf die Organisation der Forschung bedeutet der von Humboldt geprägte Leitsatz "in Einsamkeit und Freiheit", dass wissenschaftliche Forschung nicht mehr in alleiniger Verantwortung eines Wissenschaftlers durchgeführt wird, sondern das Ergebnis von Kooperationen ist. Netzwerke werden immer wichtiger, um gemeinsame Interessen zu teilen, an einer Fragestellung zu arbeiten sowie die aus der Forschung gewonnenen Erkenntnisse gemeinsam zu publizieren. Wissenschaftler, Organisationen und Länder unterscheiden sich dahingehend, wie sie ihre Forschung organisieren und folglich auch darin, wie sie ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit gestalten. Diese Wege sind abhängig von der geografischen Lage und Größe des Hochschul- und Wissenschaftssystems, dem organisationalen Feld und den Einzelorganisationen. In dieser Arbeit werden unterschiedliche Muster wissenschaftlicher Zusammenarbeit präsentiert. Die Ergebnisse zeigen einen massiven Anstieg wissenschaftlicher Kooperationen in Form von gemeinsamen Publikationen im Zeitverlauf. Bis in die 1990er Jahre hinein publizierten die Wissenschaftler in den hier untersuchten Länder (Frankreich, Deutschland, Großbritannien, USA, Japan, China, Belgien und Luxemburg) hauptsächlich in Alleinautorenschaft. Erst danach kam es zu einem Anstieg an Kooperationen: Im Jahr 2000 wurden lediglich 37 Prozent aller Artikel von einem Autor verfasst. Im Jahr 2010 erreichte der Anteil einen Tiefststand von lediglich einem Fünftel Alleinautorenschaften (siehe Tabelle 6, S. 279f). Allerdings unterschieden sich die Länder hinsichtlich ihres Anteils an Ko-Autorenschaften zum Teil deutlich voneinander. Literatur Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2016). Europe's Center of Science: Science Productivity in Belgium, France, Germany, and Luxembourg. EuropeNow, 1(1). http://www.europenowjournal.org/2016/11/30/europes-center-of-science-science-productivity-in-belgium-france-germany-and-luxembourg/. Zugriff: 13.12.2016. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017a): Measuring Research Organizations' Contributions to Science Productivity in Science, Technology, Engineering and Math in Germany, France, Belgium, and Luxembourg. Minerva, (). Online first. DOI:10.1007/s11024-017-9327-z. Powell, J. J. W. & Dusdal, J. (2017b im Druck). The European Center of Science Productivity: Research Universities and Institutes in France, Germany, and the United Kingdom. IN Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (2017, im Druck). The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing. Powell, J. J. W., Fernandez, F., Crist, J. T., Dusdal, J., Zhang, L. & Baker, D. P. (2017, im Druck). The Worldwide Triumph of the Research University and Globalizing Science. IN Powell, J. W., Baker, D. P. & Fernandez, F. (Hg.) The Century of Science: The Worldwide Triumph of the Research University, International Perspectives on Education and Society Series. Bingley, UK, Emerald Publishing.