Effektiver Multilateralismus und prekäre Staatlichkeit: die Europäische Union als Modell und Akteur
In: Prekäre Staatlichkeit und internationale Ordnung, S. 471-495
Die EU-Mitgliedstaaten sind sich bewusst, dass sie ihr übergeordnetes strategisches Ziel, eine Weltordnung auf der Grundlage eines wirksamen Multilateralismus zu schaffen, nur näherkommen können, wenn sie ihre außen- und sicherheitspolitischen Bemühungen darauf ausrichten, die vielfältigen Formen prekärer Staatlichkeit zu überwinden. Aus diesem Blickwinkel wird auch deutlich, wieso die EU in ihrer Sicherheitsstrategie das Scheitern von Staaten gleichrangig neben dem Terrorismus, der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, Regionalkonflikten und der organisierten Kriminalität zu den Hauptbedrohungen zählt. Es kommt dabei darauf an, nicht nur die Menschenrechte zu achten und für die Grundbedürfnisse der Menschen zu sorgen, sondern sich für die Wahrung und Weiterentwicklung des Völkerrechts und der es tragenden Institutionen - allen voran der Vereinten Nationen - so einsetzen, dass eine multilaterale Weltordnung Wirklichkeit werden kann. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass für die Staatenwelt überhaupt nur dann Erfolgsaussichten bestehen, wenn alle Staaten tatsächlich in der Lage sind, das staatliche Gewaltmonopol im Inneren "bis in den letzten Winkel" ihres Territoriums auszuüben und sich vor diesem Hintergrund verbindlich bereit erklären können, international zu kooperieren. (ICA2)