Restauration oder Neubeginn?: Deutschland 1945-1949
In: L 76: Demokratie und Sozialismus, Band 4, Heft 11, S. 112-136
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In: L 76: Demokratie und Sozialismus, Band 4, Heft 11, S. 112-136
Der Glücksspielmarkt in Österreich hat sich in den letzten Jahren aufgrund neuer Medien, modernster Technik und Elektronik sehr stark verändert. Auch grenzüberschreitende Aktivitäten sowie Richtlinien der Europäischen Union haben das Glücksspiel stark beeinflusst. Daher wurden die glücksspielrechtlichen Regelungen den Anforderungen nicht mehr gerecht und eine Reformierung des Glücksspielgesetzes wurde notwendig.Am 13.04.2010 passierten die Regierungsvorlagen den Ministerrat und wurden diese der parlamentarischen Behandlung zugewiesen. Sie wurden im Plenum des Nationalrats am 16.06.2010 beschlossen. Am 01.07.2010 und am 22.07.2010 hat sodann der Bundesrat den Beschluss gefasst, gegen die Beschlüsse des Nationalrats keinen Einspruch zu erheben. Formell und inhaltlich umfasst die Neuordnung des Glücksspielrechts zwei Novellen, die einander ergänzen und welche in den Jahren von 2008 bis 2010 entstanden sind. Da bereits Teile der Novelle dem Notifikationsverfahren unterzogen wurden, konnte dem Parlament jedoch keine konsolidierte Fassung vorgelegt werden.In der vorliegenden Arbeit wird auf die Ziele der Novellen eingegangen sowie eventuelle Kritik an diesen Zielsetzungen erläutert. Den Kernpunkt der Arbeit stellt die Gegenüberstellung der wichtigsten Änderungen des Glücksspielgesetzes dar, in dem die alte Rechtslage der neuen gegenübergestellt wird. An dieser Stelle soll auch veranschaulicht werden, welche Schwierigkeiten sich im Hinblick auf das Gemeinschaftsrecht ergeben könnten. Auch werden die Änderungen anderer Gesetze aufgrund der Glücksspielgesetz-Novellen 2008 und 2010 dargelegt. Ebenso wird auf Themen ?rund um das Glücksspiel? eingegangen, da diese in glücksspielrechtlicher Hinsicht von großer Relevanz erscheinen. Auch in diesem Zusammenhang werden europarechtliche Aspekte berücksichtigt. ; In the last years the market of games of chance in Austria has changed extremly because of new media, modern technology and electronics. Activities across national boundaries and EU-Directives influenced the game of chance intensively. As the existing policies concerning the games of chance could not make the grade anymore, a reformation became necessary. On 13.04.2010 the government bills passed the council of ministers and became enacted in the plenum of the National Assembly on 16.06.2010. On 01.07.2010 and 20.07.2010 the ?Bundesrat? decided not to appeal against the enactments of the National Assembly. Formally and with regards to content the realignment of gambling law includes two amendments that complete each other, which arised in the years 2008 till 2010. In this diploma thesis the aims of the amendments and possible criticism are being discussed and explained. The quintessence of the diploma thesis describes the comparison of the most important modifications of the gambling law by comparing the old legal position with the new one. Also difficulties that may surrender concerning European Community Law are being exemplified. In addition modifications of other laws due to the gambling law-amendments 2008 and 2010, are being presented. Also different topics around the game of chance are being discussed, because they have a high relevance in relation to the gambling law. In this context aspects of European Community Law are considered again. ; von Antonia Slavnitsch ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2011 ; (VLID)215945
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Online-Auktionen sind ein interessanter Vertriebsweg, der aber durch Rechtsunklarheiten belastet ist. Im Gegensatz zum einfachen Internet-Vertrieb muss der Anbieter auf einer Auktionsplattform faktisch mit einer Widerrufsfrist des Verbrauchers von einem Monat rechnen. Er ist dadurch gegenüber anderen Anbietern benachteiligt. Nach dem am 10.6.2010 in Kraft tretenden Gesetz zur Umsetzung der Verbraucherkreditrichtlinie, des zivilrechtlichen Teils der Zahlungsdiensterichtlinie sowie zur Neuordnung des Widerrufsrechts werden Unternehmer erstmals eine Widerrufsbelehrung auch auf der Website vornehmen können, wenn sie sofort eine Belehrung per E-Mail nachschieben. Gewerbliche Anbieter von Waren auf Auktionsplattformen erhalten dadurch Rechtssicherheit, denn sie litten unter Rechtsunklarheit hinsichtlich der Länge der Widerrufsfrist und des Beginns derselben. Ausgelöst worden war die Unsicherheit durch zwei Argumentationsstränge der Rechtsprechung. So ließen die Gerichte zum einen eine Widerrufsbelehrung auf einer Internetseite nicht ausreichen und nährten zum anderen Zweifel an der Gesetzeskonformität der durch Rechtsverordnung eingeführten Musterwiderrufsbelehrung. Im Extremfall konnte das dazu führen, dass Verbraucher, die von gewerblichen Anbietern auf Auktionsplattformen etwas erwerben, eine unendlich dauernde Widerrufsfrist gewährt erhielten: Die auf der Anbieterplattform dargelegte Widerrufsbelehrung genügte der Textform nicht, war also wirkungslos. Eine formgemäße Belehrung vor Vertragsschluss war nicht möglich. Die mit einer bestätigenden EMail-Nachricht nach Vertragsschluss übermittelte Widerrufsbelehrung setzte eine einmonatige, nicht eine zweiwöchige Widerrufsfrist in Gang. Für die Folgen des Widerrufs ändert sich an der Rechtslage nichts, insbesondere ist die Neuregelung nicht auf die Belehrung über die Pflicht zum Wertersatz, wenn die Sache in Gebrauch genommen wird, ausgeweitet worden. Hier bleibt es daher auch weiterhin bei der Benachteiligung des Unternehmers, der Waren mittels Online-Auktionen anbietet. Mit den Einzelheiten der Rechtsregeln zum Widerruf von bei Online-Auktionen abgeschlossenen Verträgen befasst sich der vorliegende Beitrag. ; The importance of the internet as a means for the distribution of goods cannot be underestimated. This is especially true for sales via auctions. German legislation has - in accordance with EUregulations - created rules for consumer protection in this area. The new law on the rescission of contracts concluded in the internet is a reaction on a number of uncertainties that have arisen after the last reforms in this area. The cancellation period for consumers is one of the most important problems: It was a period of two weeks only if the consumer had received proper information on his rights before the conclusion of the contract and in a special form called Textform which can, under german law, not be fulfilled by information given on a web page. This meant a massive discrimination of any sale via auction, because the consumer cannot be contacted via letter or e-mail before the conclusion of the contract. As a result, the cancellation period for these contracts was at least one month, often it lasts even infinitely. The new legislation which will enter into vigour in June 2010 is to end this undesirable situation. This working paper shows the impact of the new legislation on sales via auctions in the internet and discusses, whether the aim of simplifying sales via internet will be met.
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In: Historische Zeitschrift , 287 (1) 61 - 89. (2008)
Anhand einer Untersuchung von Konflikten um das Theater im liberalen Italien diskutiert der Aufsatz den Einfluß der Eliten des Ancien Régime auf die Stadt- und Kulturverwaltung Bolognas, der ehemaligen Hauptstadt der Päpstlichen Legationen im untergegangenen Kirchenstaat. Ausgangspunkt der Fallstudie sind Reaktionen auf die Musik Giuseppe Verdis. Nicht nur die Idee Verdis als des Barden der italienischen Einigung erweist sich als eine spätere Konstruktion des Komponisten und seiner Anhänger. Darüber hinaus zeigt sich auch, daß viele seiner Werke, die nach 1848 zu Nationalopern wurden, auf Ablehnung stießen. Durch den Wandel des Repertoires im 19. Jahrhundert und auf Grund der städtischen Finanzen nach der italienischen Einigung konnten sich die Theater zudem immer seltener leisten, der Tradition entsprechend, innerhalb eines Opernabends sowohl eine Opera seria als auch ein Ballett zu geben. Das Opernhaus war nicht mehr die Bühne zur Selbstinszenierung des Patriziats, sondern wurde eine Institution der liberalen städtischen Kulturverwaltung. Auch wenn sie sich dem liberalen Italien nicht grundsätzlich entgegenstellten, setzten sich die aus den besten Adelsfamilien der Stadt stammenden Logenbesitzer gegen diese gesellschaftliche Neuordnung mit juristischen und finanziellen Maßnahmen zur Wehr. In Anbetracht dieser Reaktionen stellt sich die Frage, wie solide die liberale Bürgergesellschaft im ehemaligen Kirchenstaat verwurzelt war oder ob sich mit Arno Mayer nicht doch von einem Beispiel der "Persistence of the Old Regime" sprechen läßt. / Since the eighteenth century theatre and opera were in centre of cultural self-representation in Italy. This article examines societal and political conflicts around Italy's municipal theatres after Unification, based on the example of Bologna, the former capital of the Papal Legations in the lands of St. Peter. The article starts from the analysis of local reactions to the operas of Giuseppe Verdi. Initially, many of his works were not well received in Italy and occasionally they were even rejected on patriotic grounds. Other conflicts also characterised Italy's opera houses after Unification. As a consequence of the changing repertoire and the crisis of municipal finance many Italian theatres had to abolish the ballet during the intervals and after the performance of opera seria. Increasingly, the theatres lost their function as the backdrop for the self-representation of the urban patricians. Instead, for Italy's municipalities they became an important instrument of cultural policy, for the representation of cultural status and political values. Although they were not necessarily opposed to the idea of the liberal nation state, the aristocracy in the theatres' private boxes opposed the societal change affecting "their" old theatres. Their reaction to the changing repertoire and to the transformation of public theatres after Unification poses the question to what extent Italy had become a liberal civil society or if it is perhaps appropriate to analyse this case as an example for the "Persistence of the Old Régime" in the sense of Arno Mayer's influential thesis.
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Innerhalb der Verkehrsinfrastrukturen ist das Straßenwesen mit seinen individualistischen und flexiblen Kraftfahrzeugen der große Gewinner des letzen Jahrhunderts. Trotz seines individualistischen Nutzungscharakters und privatwirtschaftlichen Beispielen in anderen Ländern ist in Deutschland heute keine andere Verkehrsinfrastruktur so weit von einer Deregulierung entfernt wie die Straßen. Den Ausgangspunkt der Erklärung dieser Rigidität bildet eine Situationsaufnahme der bestehenden Marktorganisation. Prägnant erweist sich die tiefe Integration der Straßenbereitstellung in die öffentliche Verwaltung und Entscheidungen über den politischen Prozess unter Beteiligung aller Gesellschaftsgruppierungen. Fragen wirft dabei unter anderen die kontroverse Diskussion um die Externalitäten der Straßen und ihres Verkehrs auf. Die Klärung verweist auf eine Effizienzbetrachtung des bestehenden Bereitstellungssystems. Problematisch zeigt sich hier aufgrund der politischen Heterogenität der Gesellschaftsgruppierungen insbesondere der politische Entscheidungsprozess. Die Suche nach einer Lösung verweist auf privatwirtschaftliche Bereitstellungsalternativen. Es zeigt sich, dass hierfür sowohl in rechtlicher wie auch technischer Hinsicht die notwendigen Rahmenbedingungen für eine privatwirtschaftliche Organisation ebenso bestehen wie auch erhebliche Effizienzgewinne zu erwarten wären. Als eigentliches Hindernis identifiziert sich auch hier eine Neuordnung, die notwendigerweise über den politischen Prozess stattfindenden muss. Der eigene Erfolg der Straßen mit seiner gewachsenen verkehrs- und fiskalpolitischen Bedeutung blockiert damit heute mehr denn je Hoffnungen auf eine Lösung der aufgelaufenen Probleme im Straßenwesen. ; Among the various transportation infrastructures it is the roadways which represent the great success story of the last century, allowing flexible and individual use of motor vehicles. Despite the empowerment of the individual and private-sector examples in other countries, no other part of the transportation infrastructure is so far removed from achieving deregulation as the roadways of today. Forming the starting point of any explanation of this rigidity is a consideration of the existing market organization. Proving to be of great significance is the fact that the provisioning of roadways has traditionally been deeply integrated within public administration and decision making by the political process with participation of all public groups. The question thereby raised is the controversial discussion of externalities in connection with roadways and motor vehicles. Clarification of this issue requires an efficiency analysis of the current system. Manifesting itself as particularly problematic is the political decision making process due to heterogeneous social groups. The attempt to localize a solution leads to the possibility of a private economic reorganization. It becomes apparent that the necessary juristic and technical frameworks for private reorganization exist and that significant gains in efficiency could be expected. The effective obstacle proves to be the necessary reorganisation by the political process. It is the very success itself of the roadway networks, with their ever growing transportation and fiscal-political importance, which hinders prospective solutions to the accrued problems of the road-based infrastructure.
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In der Debatte über die Neuordnung der Einkommensbesteuerung in Deutschland gilt die Steuervereinfachung als eines der zentralen Reformziele. Das liegt nicht nur daran, dass das bestehende komplizierte System den Steuerpflichtigen und den Finanzbehörden hohe Verwaltungskosten aufbürdet. Die Komplexität des Steuersystems wird auch als eine Ursache für mangelnde Steuergerechtigkeit angesehen. Von komplizierten und intransparenten Steuergesetzen, so die verbreitete Einschätzung, werden vor allem Steuerzahler mit hohen Einkommen begünstigt, weil sie in der Lage sind, findige Steuerberater zu engagieren, Ausnahmetatbestände zu nutzen und so ihre Steuerlast zu mindern. Die These, dass Steuervereinfachung zu mehr Steuergerechtigkeit führt, ist indessen nicht unumstritten. Steuergesetze werden auch dadurch kompliziert, dass die Steuerpolitik versucht, Umstände, welche die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Steuerzahler beeinflussen, im Einzelfall möglichst umfassend zu berücksichtigen. Das scheint dafür zu sprechen, dass ein Steuersystem ohne einen gewissen Grad an Komplexität nicht gerecht sein kann. Dieses Argument wird von Befürwortern einer Vereinfachung des Steuersystems jedoch bestritten. Kirchhof (1994) spricht gar von einem "verfassungsrechtlichen Auftrag zur Steuervereinfachung" und argumentiert in der Einleitung zu seinem Einkommensteuergesetzbuch: "Je trennschärfer ein Einzeltatbestand gefasst ist, desto eher verfehlt er die Realität des Wirtschaftslebens und desto leichter wird er durch steuerbewusste Sachverhaltsgestaltung in seinem gleichheitsrechtlichen Anspruch widerlegt werden können." Nach dieser Auffassung ist der Versuch, der Vielfalt der Einzelfälle durch ein hochgradig differenziertes Steuersystem gerecht zu werden, zum Scheitern verurteilt. ; The simplification of the tax system is a key objective of many income tax reform proposals. This is not only because complexity leads to high compliance costs for taxpayers. The complexity of income tax systems is also seen as an obstacle to achieving a fair distribution of the tax burden. According to a widespread view, complexity allows taxpayers with high incomes to use tax loopholes and reduce their tax burden. The present paper investigates the distributional impact of tax simplification empirically, for the case of Germany. Our analysis is based on a simulation model for the German tax and transfer system (FiFoSiM) using income tax and household survey microdata. We model tax simplification as the abolition of a set of controversial deductions from the tax base included in the German income tax system. We find that this form of tax base simplification leads to a more equitable income distribution and, not surprisingly, an increase in tax revenue. If these measures are combined with a reduction of income tax rates to preserve revenue neutrality, the distributional impact depends on the type of rate schedule adjustment. The combination with a flat rate tax would imply that the reform redistributes in favour of the very high incomes, and overall income inequality increases. The combination with a less radical rate schedule adjustment, which preserves the directly progressive rate schedule, yields a tax reform which reduces the inequality of after tax incomes.
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In: Geschichte
Inhaltsangabe:Einleitung: Als "Prager Frühling" bezeichnet man den tschechoslowakischen Versuch vom Frühjahr 1968, einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" durchzusetzen. Es war der Versuch einer umfassenden friedlichen Systemreform, eines kommunistischen Regimes sowjetischen Typs. Ziel war eine Staats- und Gesellschaftsordnung, die sich vom sowjetischen Modell des Sozialismus befreit hat und eine Synthese von Sozialismus und Demokratie herbeiführt. Die Reformbewegung wurde getragen von leitenden Parteifunktionären der KPC (Kommunistische Partei der Tschechoslowakei) und einer Schicht von Intellektuellen. Mit der Aufhebung der Zensur im März 1968 wurde die breite Öffentlichkeit informiert und für die Ziele der Reformer, die vor allem politische, gesellschaftliche und ökonomische Umstrukturierungen und Neuordnungen forderten, gewonnen. Die Sowjetunion, vornehmlich die KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion), sah in der tschechoslowakischen Entwicklung eine Gefahr für den Marxismus-Leninismus und für das Bündnis der sozialistischen Länder unter ihrer Führung. Die Reformer stellten die Führungsautorität der KPdSU ideologisch und politisch in Frage, der Sozialismus als Gesellschaftsalternative sollte nicht mehr russisch oder sowjetisch definiert werden, sondern europäische Leseart bekommen. Die unüberbrückbaren Gegensätze in den Ansichten der Tschechoslowakei und der Sowjetunion und den Bruderparteien mussten eine gewaltsame Lösung finden, da beide Seiten aufgrund der jeweiligen Verstrickungen in ihren Denkmuster und Prinzipien verbal nicht mehr zueinander finden konnten. In der revolutionären Theorie und Praxis des Kommunismus wurde die Verteidigung des Sozialismus immer als höchste Pflicht der "Arbeiterklasse" und ihrer Partei anzusehen. Dementsprechend ordnete sich der Stellenwert der Armee als spezifisches militärisches Instrument des sozialistischen Staates ein. Die Funktion der Streitkräfte bestand in erster Linie zum Schutz gegen eine Aggression von außen und in der Sicherung innerer friedlicher Aufbau- und Entwicklungsbedingungen. Die früheren Militärs der Sowjetarmee und –flotte genossen nicht zuletzt aufgrund ihrer Verdienste im 2. Weltkrieg großen Einfluss in entscheidenden Bereichen der sowjetischen Gesellschaft. Ihre Geltung war nach dem Kriege weiter gestiegen, da sie einen bedeutenden Beitrag zum Aufstieg der UDSSR in den Rang einer atomaren Weltmacht geleistet hatten. In diesem Sinne, geprägt von einer grundsätzlich konservativen Denkhaltung, fühlten sich die Marschälle und Generäle der Sowjetarmee offenbar in besonderen Maße für die Geschicke des Sozialismus in der Welt verantwortlich. An vorderster Stelle ihrer Bemühungen lagen dabei die Erhaltung und der Ausbau der bisher erreichten politischen und militärischen Machtposition des sowjetischen Imperiums, die sie ständig bedroht sahen. Mit der Abschaffung der Zensur und der Rehabilitierung der in den Schauprozessen verurteilten Kommunisten vermehrte Alexander Dubcek den Kreis seiner Anhänger mit reformistischen Gedankengut. Außenpolitisch versuchte er die Beziehungen zu den westlichen Nachbarn zu verbessern und dadurch den Handel zu intensivieren. Nicht zuletzt deshalb fürchtete man ein Ausbrechen der CSSR aus dem östlichen Bündnis. Ein weiteres Indiz dafür war, dass mit der Verfassung von 1960 aus der CSR die CSSR wurde ("S" für Sozialistische). Zweifellos führte das Politbüro der kommunistischen Partei die Streitkräfte und erteilte dem Militär Anweisungen. Im Selbstverständnis gingen jedoch die Armeeführer davon aus, dass die sowjetische Militärmacht auch eine eigene "historische Mission" zu erfüllen habe, nämlich als "Verteidigerin aller Fortschrittlichen gegen die Kräfte der Reaktionen und der Aggressionen." Diese "edle humanistische Mission" beschränkte sich ausdrücklich nicht nur allein auf das eigene Volk und das eigene Land. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung und Stand der Literatur3 2.Wie kam es zum "Prager Frühling?"5 3.Pressestimmen zum Prager Frühling27 4.Die NATO37 5.Der Warschauer Pakt51 6.Österreich63 7.Wie reagierte die NATO auf den "Prager Frühling" und dessenNiederschlagung?77 8.Welche Folgen und Veränderungen gab es für Österreich durch die Niederschlagung des "Prager Frühlings"?97 9.Verhältnis der NATO zu Österreich vor, bei und nach der Intervention des Warschauer Paktes in die CSSR105 10.Veränderungen bei der NATO durch die Niederschlagung des "Prager Frühlings."112 11.Was bedeutete die Reaktion der NATO, während des "Prager Frühlings" und dessen Niederschlagung, für Österreich und sein Handeln?121 12.Gegenüberstellung von Ausgangsthesen und Analyseergebnissen130 13.Literaturverzeichnis133
1. Durch die modernen Methoden der Informations- und Kommunikationstechnologie haben sich in den letzten Jahren neue, ergänzende Wege für die Erstellung und Distribution wissenschaftlicher Erkenntnisse herausgebildet. Die Universität in ihrer Gesamtheit als Produzent von Wissen muss sich im weltweiten Wettbewerb der Hochschulen positionieren. Die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) in der Bibliotheken, Medien- und Rechenzentren sowie die IuK-Initiative der wissenschaftlichen Fachgesellschaften zusammenarbeiten, legt mit dieser Schrift Empfehlungen zum elektronischen Publizieren an Hochschulen vor. 2. Die Hochschulen mit ihren Wissenschaftlern, die sowohl als Produzenten, als Hauptakteure des Refereesystems und als Konsumenten auftreten, können durch eine zielgerichtete Politik ihrer Infrastruktureinrichtungen eine aktive und gestaltende Rolle in der Distribution durch ein Netzwerk von universitätsübergreifenden Dokumentations- und Publikationsservern spielen. Auch in den Hochschulen entstehende Texte und Dokumente wie Abschluss- und Qualifizierungsarbeiten, Forschungsberichte, Preprints, Skripte zu Vorlesungen o. ä., vielfach als "graue Literatur" bezeichnet, von denen nur ein sehr geringer Teil in Verlagen veröffentlicht und durch den Buchhandel vertrieben wurde, können so kostengünstiger produziert, besser verbreitet und systematischer Erschließung und Nutzung zugeführt werden. 3. Das Netzwerk der Dokumenten- und Publikations-Server bildet das technologische Kernstück innerhalb des Publikationsprozesses. Durch die Hochschule ist eine Policy zu erarbeiten, aus der die Grundzüge der technischen und langfristigen Herangehensweise mit den zu publizierenden Dokumenten ablesbar sind. In Anlehnung an die Erwerbungspolitik der jeweiligen Hochschule ist insbesondere festzulegen, welche Dokumente in den Server aufgenommen werden und welchen Kriterien der Behandlung, z. B. der Langzeitarchivierung, sie unterliegen. In der vorliegenden Schrift sind hierzu Empfehlungen gegeben, die sich an internationalen Standards ausrichten: • Sicherung des Zuganges zum Server • Gewährleistung der Authentizität und Integrität der gespeicherten Dokumente • Festlegungen zu den Kriterien der Langzeitarchivierung • Festlegungen der zugelassenen Dateiformate und ihrer Konvertierungstools, wobei insbesondere hier auf langfristige Standards wie SGML und XML orientiert wird • Festlegungen zum Metadatensatz (Ausrichtung nach Dublin Core) und seine Erfassung • Auswahl der Suchmaschine und damit der Retrievalmöglichkeiten 4. Die Nutzung und Bereitstellung wissenschaftlicher Dokumente in digitaler Form über das Internet stellen im Vergleich zur konventionellen Publikation über Printmedien eine verbesserte Form der wissenschaftlichen Kommunikation dar. Notwendig ist dafür jedoch, dass alle Beteiligten ihre Arbeitsweisen diesen neuen Möglichkeiten anpassen. Das beginnt beim Autor, der durch eine gezielte Strukturierung des Textes wesentlich zu einem qualitiativ verbesserten Retrieval beitragen kann und verlangt von den Infrastruktureinrichtungen eine Neuordnung der Arbeitsgänge und der Verantwortlichkeiten. Nötig ist eine neue "Kultur des elektronischen Publizierens". 5. Das elektronische Publizieren steht am Anfang seiner Entwicklung. Gerade deshalb kommt der Entwicklung und der breiten Anwendung von Standards und Prinzipien eine besondere Bedeutung zu. Mit den Spezifikationen des W3C-Konsortiums, den Festlegungen zum Dublin Core Metadatensatz, der Open Archives Initiative u. ä. gibt es weltweit Bemühungen zur Vereinheitlichung. DINI unterstützt diese Aktivitäten und trägt mit seinen Empfehlungspapieren und Veranstaltungen zur Verbreitung in Deutschland bei. Die deutschen Hochschulen sollten alles tun, um ihre schnelle Umsetzung zu gewährleisten. 6. Innerhalb der Hochschule sind die rechtlichen, finanziellen, personellen und materiellen Voraussetzungen zu schaffen, um den elektronischen Publikationsprozess zu unterstützen. • Die rechtlichen Voraussetzungen sind Vereinbarungen zur Wahrung der Urheberrechte und ihrer geregelten Verwertung sowie die Anerkennung ausschließlich elektronisch vorliegender Abschlussarbeiten. • Die finanziellen und materiellen Voraussetzungen werden im Wesentlichen beinflusst durch - Kosten für die Computerhard- und -software, - Kosten für den Personaleinsatz zur Pflege der Systeme und andererseits durch - Einsparungen durch Rationalisierungen gegenüber bisherigen Publikationsmethoden sowie - Einnahmen aus dem Verkauf von Veröffentlichungen an Dritte. • Personelle Aufwendungen innerhalb der Hochschule bestimmen sich in Abhängigkeit von den gewählten Technologien, d. h. durch die Intensität der Betreuung potentieller Autoren, den angestrebten Grad der Aufbereitung der Publikation für eine Langzeitarchivierung und die Integration des elektronischen Publikationsprozesses in den technologischen Ablauf der Infrastruktureinrichtungen Bibliothek und Rechenzentrum. 7. Innerhalb der Hochschulen Deutschlands wurden verschiedene Varianten im Umgang mit elektronischen Hochschulschriften realisiert. Die bestimmenden Ansätze werden in der vorliegenden Schrift dargestellt und in den entscheidenden Punkten vereinheitlicht. Die Spezifikationen der Open Archives Initiative bilden die Grundorientierung.
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In: Springer eBook Collection
1 Vor- und Entstehungsgeschichte -- 1.1 Industrialisierung — Menetekel oder Verheißung? -- 1.2 Arbeitsteilung — physische Kasteiung und geistiger Ruin? -- 1.3 Autonomes Vorspiel: Einzelbetriebliche Fürsorge am Beispiel Krupp -- 1.4 RevolutionÃre Antworten auf die Arbeiterfrage -- 1.5 Reformistische Antworten auf die Arbeiterfrage -- 1.6 Sozialreform und Staatssozialismus -- 1.7 Allgemeinpolitische Ausgangslage und Bismarcks Intentionen -- 1.8 Soziale Botschaften und parlamentarische Auseinandersetzungen -- 1.9 Rückblick I: Kollektive Selbsthilfe und kommunale Statuten -- Leseempfehlung -- 2 Sozialpolitik im Kaiserreich -- 2.1 Die Bismarcksche Sozialgesetzgebung -- 2.2 Versuch einer EinschÃtzung der Bismarckschen Sozialpolitik -- Einfügung II: Egoismus, Altruismus, Utilitarismus und Moral -- 2.3 Sozialpolitik 1890 bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges -- 2.4 Sozialpolitik im 1. Weltkrieg -- 2.5 Resümee und Ausblick -- Leseempfehlung -- 3 Sozialpolitik in der Weimarer Republik -- 3.1 Sozialpolitik in der Anfangszeit -- 3.2 Die Weimarer Reichsverfassung -- Einßgung III: Frauenwahlrecht und Sozialdemokratie -- 3.3 Die Weimarer Republik als "Wirtschaftsdemokratie†-- 3.4 Der (VorlÃufige) Reichswirtschaftsrat -- 3.5 Der Ausbau der klassischen Sozialversicherung -- 3.6 BekÃmpfung der Arbeitslosigkeit in den Nachkriegsjahren -- 3.7 Das AVAVG von 1927 -- 3.8 Der Abbau von Sozialleistungen -- 3.9 Resümee -- Leseempfehlung -- 4 Sozialpolitik im Nationalsozialismus -- 4.1 GrundsÃtzliches zur Einordnung des Nationalsozialismus -- Einfügung IV: Zur Hypothese der Verführung -- Einfügung V: Der "Aufstand gegen die Moderne†-- 4.2 Der Weg in den Führerstaat -- 4.3 Nationalsozialistische Programmatik und Ideologie und Sozialpolitik -- 4.4 Neuordnung der Arbeits- und Betriebsverfassung -- 4.5 BekÃmpfung der Arbeitslosigkeit, ArbeitskrÃftelenkung und Arbeitsschutz -- 4.6 Maßnahmen im Bereich der Sozialversicherung -- Exkurs: Daten zur Lebenslage der abhÃngig BeschÃftigten -- 4.7 Sonstige sozialpolitische Maßnahmen -- 4.8 Grenzüberschreitungen -- Einfügung VI: "Lebensunwertesâ€Leben -- 4.9 Schlußbemerkung -- Leseempfehlung -- 5 Sozialpolitik in der Bundesrepublik Deutschland I: Rahmenbedingungen und Ausbau der Sozialversicherung -- 5.1 Ökonomische und politische KontinuitÃt -- 5.2 Verfassungsrechtliche Grundentscheidungen -- 5.3 Gestaltungsformen sozialer Sicherungspolitik: (Sozial)Versicherung, Versorgung, Fürsorge -- 5.4 Erste Periode: Aufarbeitung der Kriegshinterlassenschaft -- 5.5 Das Fundament des Sozialstaats: Rentenpolitik 1957 – 1997 -- 5.6 Soziale Sicherung de luxe: die gesetzliche Unfallversicherung -- 5.7 Die gescheiterte Sozialreform: die gesetzliche Krankenversicherung -- 5.8 Arbeitsbeschaffung oder Verwaltung der Arbeitslosigkeit: die gesetzliche Arbeitslosenversicherung -- 5.9 Die fünfte SÃule der Sozialversicherung: die Pflegeversicherung -- Leseempfehlung -- 6 Sozialpolitik in der Bundesrepublik Deutschland II: Jenseits der Sozialversicherung -- 6.1 Der Ausgleich der Familienâ€lasten†-- 6.2 Wohnen als sozialpolitischer Tatbestand -- 6.3 Auffangnetz oder HÃngematte: die Sozialhilfe -- Exkurs: Das Sozialgesetzbuch -- 6.4 Hinterlassenschaft des Krieges: die Kriegsopferversorgung -- 6.5 Einübung in Demokratie: die soziale Selbstverwaltung -- 6.6 Volksnahe Rechtsprechung: die Sozialgerichtsbarkeit -- 6.7 Grundzüge der Arbeits-, Betriebs- und Wirtschaftsverfassung -- 6.8 Soziale Sicherung von Nicht-Arbeitnehmern — am Beispiel von Bauern und Beamten -- Leseempfehlung -- 7 Sozialpolitik in der DDR -- 7.1 Sozialökonomische und politische DiskontinuitÃt in der DDR -- 7.2 Sozialversicherung in der DDR -- 7.3 Sonstige Sozialleistungen -- 7.4 "Selbstverwaltung†und "Sozialgerichtsbarkeit†-- 7.5 Kritische Würdigung -- Leseempfehlung -- 8 Sozialpolitik als Gesellschaftspolitik — Kritik eines (verfehlten) Ansatzes -- 8.1 Vorbemerkung -- 8.2 Sozialpolitik als Gesellschaftspolitik — die Folgen der Umdeutung durch Achinger -- 8.3 Korrekturversuche — und Reaktionen -- 8.4 SolidaritÃt — mit wem? -- 8.5 Die "Neue Soziale Frage†-- 8.6 "System und Lebensweltâ€, Anti-Etatismus und neue SubsidiaritÃt -- 8.7 Die Grundsicherungsdebatte -- 8.8 "Konservative†und "fortschrittliche†Sozialpolitik -- Leseempfehlung -- 9 Die Zukunft des Sozialstaats -- 9.1 Die historische Dimension -- Einfügung VII: Sozialstaatliches Kontinuum in Person: E. R. Huber -- 9.2 Sozialstaat, Demokratie und Arbeitnehmerschaft -- 9.3 ErgÃnzende Anmerkungen zur gegenwÃrtigen Sozialstaatsdiskussion -- 9.4 Schlußbemerkung -- Leseempfehlung -- Literatur -- Abkürzungen.
Um Geschichte zu verstehen gilt es vergangene Gesellschaften in ihrer Komplexität zu erfassen und die Bedeutung der Region anzuerkennen. Durch die Analyse v. mikroregionalen demografische Gegebenheiten kann gezeigt werden in welche Richtung sich eine Bevölkerung entwickelt bzw. kann der Vorgang, od. die Periode der Veränderung von einem Zustand in einen anderen, punktuell beschrieben werden. Üblicherweise erfolgt dies in einem überregionalen Kontext. Dies war Ausgangspunkt für die Arbeit. Es galt darzulegen, ob und wie exogene Faktoren wie etwa pol. Veränderungsprozesse, Verbesserungen der Infrastruktur und Versorgung od. die eintretende und fortschreitende Industrialisierung usw., Einfluss auf die demograf. Entwicklung einer Kleinregion nahmen. Oft bringt der regionale Vergleich weitaus größere Erkenntnis als eine zu grobflächige, abstrahierende Betrachtung. Mit der Themenstellung dieser Arbeit wurde versucht Entwicklungsprozesse einer Bev. innerhalb eine abgegrenzten, regionalspezifischen Rahmens darzustellen, räumliche Differenzierung herauszuarbeiten, um diese mit übergeordneten Entwicklung in Zusammenhang zu bringen. Ausgangspunkt stellte die Ober-Stmk. in einer Zeitperiode des Umbruchs und der Neuordnung der Strukturen dar. Als Untersuchungsgegenstand wurden die Gemeinden Neumarkt und Eisenerz im Zeitrahmen von 1835 ? 1937 gewählt, um diese einer regional-historischen Analyse zu unterziehen. Ziel war, die demograf. Entw. zweier charakteristisch unterschiedlicher obersteirischer Orte darzustellen und in Verbindung zu bringen. Das Gemeindegebiet von Neumarkt, als agrarisch dominierter Raum, und die Stadt Eisenerz, als eine sich industrialisierende Region, wurden anhand von Fertilitäts-, Nuptialitäts- und Mortalitätsmaßen sowie ergänzenden Merkmalen über den gewählten Zeitraum näher beschreiben und verglichen, um auf mögl. Hintergründe dieser Entwicklungen rückzuschließen und die Ergebnisse in einen gesamtgesellschaftlichen und historischen Kontext zu stellen. ; To conceive and apprehend historical conditions and the relevance of individual regions, previous socities and communities have to be covered in all their complexity. By analysing the local demographic circumstances, the populations progression, as well as the transition from a former status could be descriped in detail. Usually this is delinated and developed for an overall context. This was the initial reason for the present research. The research tried to point out, if exogenous factors like political change processes, improvement of infrastructure and provision of necessities as well as progressive industrialisation and so forth take place, how these factors will influence demographic development in individual regions. Betimes more significant cognition could be gathered by comparising local conditions/data, as by prescind and extensive observation. The illustration of population development (processes) within a delimited, local and in this case specialised area was the task. To generate a local-historical analysis two communities in upper-styria have been choosen, to reflect the period from 1835 to 1937. The two characteristic differentially communities, Neumarkt typified as a rural, agrarian region and Eisenerz as an urban, industrialised district, should be illustrated and related. The research is concentrating on the factors and progress of natality (frequency, fertilityrate, ?), of marriages (frequency, rate, age, profession, ?), mortality (frequency, rate, infant mortality, cause of death, ?) and further criteria, to descripe the selected period, to deduce/infer individual processes from potential background and to regard the results in a historical, economical and social context. ; Martina Kühberger ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in engl. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2011 ; (VLID)215671
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Die Bundesregierung will mit ihrem Gesetzentwurf zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt (Bundestagsdrucksache 17/6277) die Integration in Arbeit oder Ausbildung beschleunigen und den Bereich der öffentlich geförderten Beschäftigung neu ordnen. Die Absicht der Bundesregierung, die Effektivität und Effizienz der Arbeitsmarktpolitik durch mehr Dezentralität, Flexibilität, Individualität, Qualität und Transparenz zu sichern, schlägt sich in einer Vielzahl von Einzelregelungen und einer Neuordnung des Instrumentenkastens nieder. Die Veränderungen betreffen sowohl Leistungen der aktiven Arbeitsförderung (Sozialgesetzbuch Drittes Buch) als auch Eingliederungsleistungen in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Sozialgesetzbuch Zweites Buch). In ihren Anträgen kritisieren die Fraktionen von SPD (Arbeitsmarktpolitik an den Herausforderungen der Zeit orientieren - Weichen für gute Arbeit, Vollbeschäftigung und Fachkräftesicherung stellen, Bundestagsdrucksache 17/6454), Bündnis 90/Die Grünen (Arbeitsmarktpolitik - In Beschäftigung und Perspektiven investieren statt Chancen kürzen, Bundestagsdrucksache 17/6319) und Die Linke (Arbeitsmarktpolitik neu ausrichten und nachhaltig finanzieren - Bundestagsdrucksache 17/5526) dagegen eine einseitige Konzentration auf den arbeitsmarktnahen Personenkreis und fordern eine stärkere Beachtung von Menschen mit verfestigten Vermittlungshemmnissen. Das IAB geht in seiner Stellungnahme auf die Intention des Gesetzesvorhabens ein und äußert sich aufgrund der vorliegenden Forschungsbefunde zu ausgewählten Aspekten des Gesetzentwurfs der Bundesregierung sowie der einzelnen Anträge der Oppositionsfraktionen. ; With its draft law on improving integration opportunities on the labour market (parliamentary printed document 17/6277), the Federal Government is intending to speed up the process of integration into work or training and reorganise the area of publicly subsidized employment. The intention of the Federal Government of securing the effectiveness and efficiency of labour market policies through a higher degree of decentralisation, flexibility, meeting individual needs, quality and transparency. This intention is reflected in a great variety of individual regulations and the reorganisation of the range of instruments available. The changes affect both active employment promotion (Book III of the Social Code) as well as specific instruments that aim at improving the labour market prospects of job-seekers receiving welfare benefit (Book II of the Social Code). In their motions, the parliamentary groups of the Social Democratic Party, SPD (Orientating labour market policy on the current challenges - Setting the course for gainful work, full employment and maintaining a sufficient supply of skilled workers, parliamentary printed document 17/6454), Alliance 90/The Greens (Labour market policy - Investing in employment and perspectives instead of diminishing opportunities, parliamentary printed document 17/6319) and The Left (Giving labour market policy a new direction and financing it sustainably, parliamentary printed document 17/5526) criticise that the reform is rather concerned with improving policies and prospects of persons that are relatively easy to place. They demand from the Federal Government to pay more attention to needs of people with considerable placement impediments. In its comment, IAB responds to the intention of the proposed legislation and offers its opinion on the basis of existing research findings on selected aspects of the draft law of the Federal Government as well as of the individual motions of the opposition parties.
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Aceh befindet sich seit der Dezentralisierungspolitik Indonesiens Ende der 1990er Jahre, der Tsunamikatastrophe 2004 und der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding (MoU) 2005 in einer politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Transformation. Die Situation der Frauen in Aceh ist geprägt durch Repressionen aufgrund der Einführung der Scharia, durch Einflussnahme von internationalen Hilfsorganisationen nach dem Tsunami und durch die Neuordnung der Region Acehsseit den Autonomieverhandlungen. Der Transformationsprozess bringt große Herausforderungen für die Frauen in Aceh mit sich und beinhaltet zugleich die Chance zur Mitgestaltung. So entwerfen Frauenaktivistinnen innerhalb des Spannungsfeldes islamische Religiosität, traditionell-kulturelle Strukturen und westliche Wertevorstellungen, Positionen und Strategien, um ihren Wunsch nach Geschlechtergerechtigkeit durchzusetzen. Mein Artikel beleuchtet die Frage, welche Rolle Frauenaktivistinnen innerhalb des Transformationsprozesses einnehmen und welche Chancen, Möglichkeiten und Hindernisse es gibt, um Einfluss auf politische und gesellschaftliche Prozesse zu nehmen. ; Aceh, Indonesia's westernmost province is in a process of political, social and cultural transformation, which is caused by three main factors. First, the process of decentralisation, launched by the government of Indonesia starting from the end of the 1990s and as a consequence of the implementation of sharia bylaws since 2001, second, the tsunami calamity 2004 and third, the peace process starting with the signing of the Memorandum of Understanding (MoU) 2005 between representatives of the Government of Indonesia and the Acehnese freedom movement GAM (Gerakan Aceh Merdeka). Today's situation of women in Aceh is influenced by repressions due to a conservative interpretation of Islam, by the impact of international aid organisations, which entered Aceh after the tsunami and by the political, social and cultural reconstruction of Aceh since the beginning of the peace process. The transformation process causes huge challenges for women and at the same time provides a wide range of opportunities for participation and modelling the new province Aceh. In this vibrant atmosphere, where tensions between Islamic religiosity, traditional-cultural structures and Western values are immense, women activists design positions and strategies to aim their desire of gender justice, equity and women's rights. The present impact of the multiple efforts of women activists to take influence in the political and socio-cultural area can be described as opening a window of opportunities. They could benefit from emancipative objectives of international organisations and from the national and international monetary funds. Women activists could develop capacity and raise their bargaining power through the networks with international organisations. Hurdles in the long-term success of implementing the aims of woman activists are the short time-frames of the aid-programmes and the top-down approach of most programmes. The power of the political elite in Aceh and of religious leaders is strong and the agendas of woman activists are constrained by socio-political and religious acceptance.
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In: Sport
Inhaltsangabe:Einleitung: Seit Beginn der neunziger Jahre hat sich in den professionellen Ligen des Teamsports in Europa eine neue Form des Sportsponsoring entwickelt, die als Ligasponsoring bezeichnet wird. 1993 war es zunächst das englische Brauereiunternehmen Carling, das für den Betrag von 3 Millionen Pfund jährlich das Titelsponsoring der F.A. Premier League übernahm. Im Laufe der letzten zehn Jahre wurde auch von anderen Fußballligen in Europa das Ligasponsoring eingeführt. So z.B. in Irland, Österreich, Schottland und der Schweiz, wo die Ligen zum Teil auch den Namen des Sponsors übernommen haben. Das Ligasponsoring ist im europäischen Profifußball damit zu einer zusätzlichen Finanzierungsquelle für die Vereine, Ligaorganisationen und Verbände geworden. Die Summen, die mittlerweile für solche Sponsorings aufgebracht werden sind erheblich: für den aktuellen Drei-Jahres-Vertrag mit der Kartengesellschaft Barclaycard erhält die F.A. Premier League Limited 16 Millionen Pfund pro Jahr. Zusätzlich hat das Ligasponsoring sich zu einer attraktiven Werbeplattform für die beteiligten Unternehmen entwickelt. Die errechneten Werbewerte der österreichischen max.Bundesliga belegen, dass in der Saison 2000/2001 für das Titelsponsoring von max.mobil. ein Werbewert von über 187 Millionen Schilling erzielt wurde. Das Sponsorship kostete max.mobile. für diesen Zeitraum dagegen nur 40 Millionen ÖS. Aufgrund der erfolgreichen Entwicklung in anderen europäischen Ligen sind auch die Vertreter des deutschen Profifußballs auf diese Form des Sponsoring aufmerksam geworden. Die ersten Spekulationen über ein Titelsponsoring für die höchste deutsche Spielklasse im Fußball begannen mit der Einführung eines einheitlichen Auftrittes der deutschen Fußball-Bundesliga zu Beginn der Saison 1996/97. Am 30. September 2000 wurde vom außerordentlichen Bundestag des DFB in Mainz die Neuordnung der 1. und 2. Bundesliga beschlossen. Diese Umstellung gab den Medien erneut Anlass zu Spekulationen über einen Titelsponsoring für die Fußball- Bundesliga. Obwohl das Thema Ligasponsoring im Laufe der neunziger Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, wurde es bisher nicht eingehend wissenschaftlich bearbeitet. Die Hauptaufgabe der vorliegenden Arbeit ist es einen Überblick über das Ligasponsoring anhand der höchsten Fußballligen in den Ländern Irland, Schottland, England, Österreich und der Schweiz, sowie der Basketball Bundesliga in Deutschland zu geben. Hierbei soll nicht nur die Umsetzung des Ligasponsorings der betreffenden Ligen beobachtet werden. Vielmehr sollen auch die Rahmenbedingungen dieser Form des Sportsponsorings erörtert werden. Dies sind beispielsweise die Organisationsform der Ligagesellschaft, die Einbindung der Vereine und Clubs in die Entscheidungen der Liga oder die sportliche Bedeutung der Ligen im Vergleich. Abschließend beschäftigt sich die Arbeit mit folgenden Fragen: Inwiefern steht das Ligasponsoring in Konkurrenz zu den anderen Sponsoringformen im Profifußball? Ist das Ligasponsoring automatisch mit einem Titelsponsoring des Hauptsponsors verbunden? Welche wirtschaftliche Bedeutung hat das Ligasponsoring für die beteiligten Vereine und Clubs? Kann aufgrund der Erkenntnisse in anderen europäischen Ligen ein Ligasponsoring in der Bundesliga erwartet werden? Wenn ja, wie könnte dies unter Berücksichtigung der Besonderheiten des deutschen Profifußballs aussehen? Gang der Untersuchung: Im Bereich des Ligasponsoring liegen, wie o.a. bisher noch keine wissenschaftlichen Arbeiten vor, was eine rein theoriebezogene Bearbeitung des Themas ausschließt. Lediglich für die theoretischen Grundlagen und die spätere Einordnung des Ligasponsoring in das Sportsponsoring wurden die m.E. wichtigsten Veröffentlichungen der betreffenden Themenbereiche eingebracht. Im Wesentlichen basiert diese Arbeit auf einer empirischen Untersuchung verschiedener Ligasponsorings in Profifußballligen in Europa und in der Basketball Bundesliga in Deutschland. Die vorliegende Arbeit ist in vier Teile aufgegliedert: Der erste Teil der Arbeit dient der Einführung in die Thematik. Hierbei soll neben der Problemstellung auch die methodische Vorgehensweise und der Aufbau der Arbeit beschrieben werden. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen, die den Rahmen dieser Arbeit bilden. Nach einer Einführung in das Sponsoring im allgemeinen, wird in diesem Teil der Arbeit das Sportsponsoring ausführlich beschrieben. Anschließend werden die sportlichen und ökonomischen Merkmale des Ligasports betrachtet. Der dritte Teil dient der Darstellung der Untersuchungsergebnisse. Hierbei wird zunächst der Verlauf der zugrundeliegenden empirischen Untersuchung ausführlich vorgestellt. Anschließend werden in Kapitel 6 die sportlichen und organisatorischen Strukturen der betreffenden Ligen vorgestellt. In Kapitel 7 wird dann auf die einzelnen Ligasponsorings der untersuchten Ligen eingegangen. Am Ende beider Kapitel werden die Ergebnisse zusammengefasst und verglichen. Der vierte und letzte Teil der Arbeit dient einer abschließenden Diskussion der ermittelten Ergebnisse. Hierbei soll auch ein Ausblick auf die weitere Entwicklung des Ligasponsoring versucht werden.
Am 3. Oktober 1990 hörte die DDR auf zu bestehen. Die der staatsrechtlichen Vereinigung beider deutscher Staaten vorangehenden Umbrüche gingen unter dem Etikett friedliche Revolution in die jüngste Geschichte ein. Sie waren Teil der Transformation der mittel- und osteuropäischen Staaten, die schließlich zur Auflösung der sozialistischen Staatengemeinschaft führte. Der im Herbst 1989 in der DDR einsetzende radikale Veränderungsprozeß endete nicht mit dem 3. Oktober 1990. Er setzte sich in den ostdeutschen Ländern fort und dauert bis heute an. Das einheitliche sozialistische Bildungssystem der DDR gehörte zu denjenigen staatlichen Handlungsfeldern, deren umfassende Erneuerung die Protestbewegung des Herbstes 1989 als besonders dringlich angemahnt hatte, wie auch insgesamt bildungspolitische Reformforderungen im Rahmen der Proteste gegen das SED-Regime einen hohen Stellenwert aufwiesen. Die Reform des Bildungssystems galt als wesentliches Element, ja als Bedingung gesellschaftlicher Erneuerung. Sowohl hinsichtlich der Themenvielfalt als auch hinsichtlich des Spektrums der beteiligten Akteure überraschte die enorme Breite der bildungspolitischen Reformdiskussion. Im Zentrum der Kritik standen der Vorschulbereich, das allgemeinbildende Schulwesen und die Hochschulen, der Erziehungsanspruch des Staates und die ihn bestimmende marxistischleninistische Ideologie. Die Zurückdrängung des allgegenwärtigen Einflusses der SED aus den Erziehungs- und Bildungseinrichtungen war die vorrangige Forderung nahezu aller beteiligten Akteure. Die Veränderungsvorschläge und Diskussionsbeiträge basierten zum Teil auf Vorarbeiten, die schon in den siebziger und achtziger Jahren durchgeführt worden waren, z.B. von kirchennahen Gruppen oder den (evangelischen) Kirchen in der DDR selbst. Aber erst nachdem die SED im November 1989 ihre Stellung als allein bestimmende Kraft verloren hatte, waren substantielle Veränderungen in Bildung, Erziehung, Wissenschaft und Forschung möglich. Die bis zum Oktober 1990 im Bildungssystem der DDR vollzogene Umgestaltung erfolgte insbesondere in bezug auf die inhaltliche Gestaltung der Bildungs- und Erziehungsprozesse, aber auch in den die Arbeit in den Bildungsund Erziehungseinrichtungen prägenden inneren Verhältnissen. Der Umbau des strukturellen Gefüges von Bildung, Wissenschaft und Forschung schien in dieser Phase von nachgeordneter Bedeutung. In den Jahren 1989/90 ging es vorrangig um die Entfernung der ideologischen Elemente, die Bildung und Wissenschaft in der DDR über vierzig Jahre geprägt hatten und die für eine Vielzahl von Deformationen und Defiziten verantwortlich waren. Die aus dem politischen Umbruch des Herbstes 1989 resultierenden und bis zum Oktober 1990 erfolgten personellen, strukturellen, rechtlichen und sonstigen Veränderungen betrafen alle Ebenen von den Ministerien und Verwaltungen bis hin zu einzelnen Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen. Parallel hierzu erfaßten die Verhandlungen zur deutschen Einheit die Politikfelder Bildung und Wissenschaft. Der sich seit der Vereinigung vollziehende Umbau des Bildungsund Wissenschaftssystems in den ostdeutschen Ländern führte zu einem weitgehenden Bruch mit den bis 1990 in der DDR vorherrschenden rechtlichen, strukturellen, institutionellen und inhaltlichen Bedingungen. Der Neugestaltung von Bildung, Wissenschaft und Forschung in den ostdeutschen Ländern lagen folgende Rahmenbedingungen zugrunde: die Zeit- und Finanzknappheit der Länder; Vorgaben, z.B. die KMK-Vereinbarungen und die Verträge zur deutschen Einheit; Personalprobleme, insbesondere beim Aufbau der Verwaltungen, sowie ein allgemein hoher öffentlicher Erwartungsdruck. Nach der Etablierung der Parlamente, Regierungen und Verwaltungen der ostdeutschen Länder stand die rechtliche, strukturelle und organisatorische Neugestaltung des Bildungs- und Wissenschaftssystems im Vordergrund. Die bildungspolitische Diskussion verlagerte sich nun im wesentlichen auf die Länderebene. Und wie schon 1989 standen wiederum der Vorschulbereich, das allgemeinbildende Schulwesen und die Hochschulen im Mittelpunkt bisweilen kontroverser Auseinandersetzungen zwischen Regierungen, Parlamenten, Gewerkschaften, Verbänden, Interessengruppen und einer bildungspolitisch interessierten Öffentlichkeit. Als die DDR am 3. Oktober 1990 aufhörte zu bestehen, war die strukturelle Gestalt ihres Bildungssystems noch weitgehend erhalten. Das Bildungs- und Wissenschaftsrecht, aber auch die methodische und didaktische Gestaltung des schulischen Unterrichts hatten sich jedoch bereits substantiell verändert. Die besonders idiologiebelasteten Fächer wie Staatsbürgerkunde und Geschichte waren entweder aus dem Fächerkanon entfernt worden, oder es waren neue Lehrpläne erschienen, auf deren Basis der Unterricht durchgeführt werden konnte. Als bildungspolitische Richtungsentscheidungen erwiesen sich die Landtagswahlen vom Oktober 1990. Schon bald danach war erkennbar, dass die Länderregierungen und deren Verwaltungen ihre Vorstellungen zur Neuordnung des Schulwesens weitgehend durchzusetzen vermochten. Sie besitzen seither die Gestaltungsmacht insoweit, als sie in dem durch die bestehende Rechtslage, aber auch durch die Vereinbarungen z.B. der Kultusministerkonferenz (KMK) und durch ihre finanziellen Spielräume vorgegebenen Rahmen die strukturelle, organisatiorische und inhaltliche Neugestaltung des Bildungssystems weitgehend zu beeinflussen vermögen.
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In der zweiten Hälfte des Ersten Weltkrieges sah sich die Schweizer Bevölkerung mit einer Ernährungskrise konfrontiert. Besonders in den stark gewachsenen Städten wurden Nahrungsmittel knapp und waren für die Lohnempfänger teuer zu erstehen. Die Situation führte zu sozialpolitischen Verwerfungen und brachte das Land an den Rand eines gesellschaftlichen Kollapses. Es war das Ziel der Dissertation, die Ursprünge dieser Ernährungskrise darzustellen und dabei die im Moment der Krise angedachten Überwindungs- und Lösungsstrategien zu identifizieren und vorzustellen. In einem ersten Teil, welcher die soziale Frage und die Agrarfrage vor 1914 in den Blick nimmt, wird herausgearbeitet, wie die Industrialisierungsprozesse des 19. Jahrhunderts in den verdichteten Schweizer Städten zivilisationskritische Haltungen hervorgebracht hatten, die in dem Bedürfnis nach einer Harmonisierung von Stadt und Land resultierten. Dabei erfreute sich auch in der Schweiz das englische Konzept der Gartenstadt grosser Beliebtheit. Die Landwirtschaft ihrerseits verlor Arbeitskräfte an die Städte, wurde im Zuge der Industrialisierung modernisiert und rationalisiert und an einer globalen, arbeitsteiligen Marktlogik ausgerichtet. Die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln fusste um 1900 auf einem funktionierenden globalen Handelssystem. Im zweiten Teil der Arbeit werden die kriegs- wirtschaftlichen Anpassungen im Hinblick auf die Ernährungsversorgung thematisiert. Während in den Jahren 1914–1916 ein komplexes Kompensationssystem mit den kriegführenden Mächten ausgehandelt werden konnte, was die Aufrechterhaltung des Handels auch in Kriegszeiten ermöglicht hatte, bekam diese Versorgungsstrategie in den Jahren 1916 – 1918 aufgrund einer Verschärfung des Wirtschaftskrieges und witterungsbedingten Missernten immer tiefere Risse. In den Jahren 1917 und 1918 sah sich die Schweizer Bevölkerung schliesslich einem Mangel an Lebensmitteln gegenüber. Die Behörden waren überrascht ob dieser Entwicklung und wurden von der krisenhaften Zuspitzung zu einem ad-hoc Handeln gezwungen. Ab 1917 rückte die Ausweitung der Inlandsversorgung in den Fokus der Versorgungspolitik. Die Nahrungsmittelknappheit führte zudem zu einer starken Zunahme an sozialpolitischen Spannungen. In den letzten beiden Kriegsjahren wurde deutlich, dass die volkswirtschaftliche Stabilität der Schweiz aus den Fugen geraten war und es setzte eine Suche nach einer entsprechenden Korrektur ein. Während der Ausbau des inländischen Nahrungsmittelanbaus als Sofortmassnahme propagiert wurde, erdachten einzelne Akteure längerfristige Massnahmen, um die Bedürfnisse einer Industriegesellschaft mit den Produktionsmöglichkeiten der Landwirtschaft besser koordinieren zu können. Von dieser Suche nach einer neuen Ordnung ist im dritten Teil der Arbeit die Rede. Geoarchitekten, Industrielle, Agronomen, Konsumentenvertreter, Bäuerinnen und linke Siedlungsenthusiasten entwarfen Ansätze zur Neuordnung der Beziehung von Industrie und Landwirtschaft, von Stadt und Land, von Konsumenten und Produzenten. In einer Verschmelzung von sozialer Frage und Agrar- frage wurden vielerlei komplementäre Ansätze zur nachhaltigen Ausgestaltung der Ernährungsfrage in einer Industriegesellschaft vorgeschlagen. Am umfassendsten war schliesslich das Projekt der Innenkolonisation, das von der Schweizerischen Vereinigung für Industrielle Landwirtschaft und Innenkolonisation (SVIL) angedacht worden war und durch eine Verschränkung der Siedlungsplanung und des Meliorationswesens eine frühe Form der Raumplanung zu realisieren beabsichtigte. Um das zentrale Konzept der Innenkolonisation besser in seinem internationalen und zeit- geistlichen Kontext verorten zu können, werden in einem vierten Kontextteil verwandte Projekte aus den Niederlanden, Italien und dem Deutschen Reich, insbesondere aus Preussen, vorgestellt. Es wird dabei ersichtlich, dass das Phänomen der Innenkolonisation in der Zeit zwischen 1880 und 1930 unterschiedlichste Erscheinungsformen annahm. Die Schweizer Innenkolonisation kann dabei als weiteres Fallbeispiel eines internationalen Phänomens zur Ausgestaltung der Beziehung von Industrie und Landwirtschaft in modernen Gesellschaften erachtet werden. Entsprechend wird im fünften und letzten Teil die Innenkolonisation in der Schweiz unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg im Kontext der Ernährungskrise besprochen und dabei auch die langfristigen Lösungsansätze der SVIL zur besseren Schaffung von Nähr- und Siedlungsraum thematisiert. Dabei werden die zentralen Topoi der Innenkolonisation nach deren Fürsprecher Hans Bernhard sowie deren versuchte Institutionalisierung diskutiert und schliesslich im Hinblick auf ihre langfristige Wirksamkeit im Rahmen der schweizerischen Agrar- und Versorgungspolitik verortet. Der Arbeit liegen primär ein breites Korpus an qualitativen Quellen (Jahresberichte, Protokolle, Propagandaschriften, Zeitungsartikel) sowie eine für die Erschliessung der jeweiligen Kontexte unerlässliche breite Auswahl an Sekundärliteratur zugrunde. Es bestand für die Arbeit die Gefahr, durch die thematische Breite inhaltlich zu breit zu mäandrieren. Dieser Gefahr wurde durch die theoretische Ausrichtung am Konzept des social engineering nach Thomas Etzemüller entgegenzuwirken versucht. Die theoretischen Grundlagen Etzemüllers wurden als Leitfaden zur Analyse der einzelnen Zwischenschritte genutzt, um der Arbeit die nötige Stringenz zu verliehen. So kann das Konzept der Innenkolonisation als Fallbeispiel in einem internationalen Kontext in der Zeit einer krisenhaften Moderne verortet werden, gleichzeitig aber finden auch die offenen und dennoch interventionistischen Lösungsansätze zur Krisenüberwindung Eingang in die Analyse.
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