Der Staat Utopias in der Renaissance
In: Das Staatsdenken der Renaissance: vom gedachten zum erlebten Staat, S. 237-258
Die Autorin zeigt in ihrem Beitrag, dass die Renaissance-Utopie ihre Inspirationen vorrangig aus der klassischen Antike und dem Humanismus schöpft. Einflüsse aus dem mittelalterlichen Denken sind, wenn auch weniger augenfällig, ebenfalls vorhanden. Die Vorbildfunktion Platos ist im utopischen Genre am deutlichsten ausgeprägt. Insbesondere Thomas Morus zollt sowohl Platos "Politeia" als auch seinen "Nomoi" Tribut. Platos "Politeia" ist in zwei Hauptteile gegliedert und als Dialog über die Gerechtigkeit konzipiert, wobei sich ein langer Exkurs mit der bestmöglichen Polis befasst. Dieser Exkurs bildet zwar den wichtigsten Abschnitt im Buch, er wird aber von Platon als erweiterte Veranschaulichung zum eigentlichen Thema der Gerechtigkeit präsentiert. Auch wenn die "Utopia" nicht bloß eine Nachahmung von Platos "Politeia" ist, sondern vielmehr ein originelles Werk politischer Philosophie, das den Anstoß für die Entstehung eines ganzen Genres gab, so lässt sich diese Schrift zweifelsohne auf einen Dialog mit dem klassischen Griechenland allgemein und mit Plato im Besonderen ein. Freilich ist der direkte Dialog zwischen den Renaissance-Autoren und den Klassikern eine in der Renaissance weitverbreitete Denkfigur, wie die Autorin näher erläutert. (ICI2)