Utopie und Parodie bei Musil, Broch und Thomas Mann: der Mann ohne Eigenschaften ; die Schlafwandler ; der Zauberberg
In: Bonner Arbeiten zur deutschen Literatur 19
32 Ergebnisse
Sortierung:
In: Bonner Arbeiten zur deutschen Literatur 19
In: Vernunft - Entwicklung - Leben: Schlüsselbegriffe der Moderne ; Festschrift für Wolfgang Eßbach, S. 73-96
Alfred Sohn-Rethel versuchte den Dualismus von "wahrer" Naturwissenschaft und nichtmaterialistischer falscher Historiographie mit der These zu unterlaufen, "dass im Innersten der Formstruktur der Ware - das Transzendentalsubjekt zu finden sei". Der vorliegende Beitrag entwickelt diese These mit Sohn-Rethel und unterzieht sie dann im Vergleich mit der historisch-genetischen Erkenntnistheorie (Dux) einer Kritik. Zuvor werden einige Daten zur Biographie vorgestellt, die ein gutes Stück weit die intellektuelle Isolation (Zauberberg) erklären, in welcher Sohn-Rethel sich die längste Zeit seines Lebens befand. Sohn-Rethel wollte Kant nicht "überwinden", sondern dem Kantianismus seine eigene verborgene Geschichte beigesellen. Wie Lukacs und Heidegger geht es Sohn-Rethel um die Radikalisierung der Erkenntniskritik zur Ontologie, mit dem Unterschied freilich, dass er sich von der Einsicht in die gesellschaftlichen Grundlagen der Kantschen Verstandeskategorien die Umwälzung nicht der Erkenntnisformen, sondern der Gesellschaft versprach. Was ihn mit Heidegger verbindet, ist sein Versuch, die Philosophie des Bewusstseins in Richtung auf eine Philosophie des Seins zu überwinden, und das heißt auf die ursprüngliche Verschlingung von Geist und Natur, von Denken und Ding, von Selbstbewusstsein und Weltverständnis hinzuweisen. Was ihn von Heidegger trennt, ist die Historisierung noch des Seins selbst. (ICA2)
In: Die politische Meinung, Band 45, Heft 367, S. 78-82
ISSN: 0032-3446
"Womit beschäftigt sich die medizinische Wissenschaft? Ich verstehe ja natürlich nichts davon, aber sie beschäftigt sich doch mit dem Menschen. Und die Juristerei, die Gesetzgebung und Rechtsprechung? Auch mit dem Menschen. Und die Sprachforschung … die Theologie, die Seelsorge, das geistige Hirtenamt? Alle mit dem Menschen, es sind alles bloß Abschattierungen von ein und demselben … Interesse, nämlich dem Interesse am Menschen." So lässt Thomas Mann seinen Hans Castorp im "Zauberberg" die Humaniora konkretisieren. Herausgeber und Autoren ehren mit dieser eben diesem Interesse dienenden Festsc
Cover -- Title Page -- Copyright -- Table of Contents -- Body -- 1. Zur Fragestellung -- 1.1 Über Kulturreflexion: theoretisch, literarisch -- 1.2 Romankunst und Kultursemantik -- 1.3 Gattungsreferenz und Wissensbildung -- 2. Goethes Wahlverwandtschaften und Stifters Nachsommer -- 2.1 Vergleichende Lektüre -- 2.1.1 Startdifferenz Natur - Kultur: Titelmetaphern und Narrative -- 2.1.2 Kulturtechniken, Leitpraktiken -- 2.1.3 Kunst vs. Medien: kulturreflexives Erzählmodell -- 2.2 Konzeption -- 2.2.1 Von historischer Systematik zur Kulturologie -- 2.2.2 Narrative Typologie für die Klassische Moderne -- 3. Der klassisch moderne Kulturroman -- 3.1 Am Beispiel der Blendung -- 3.1.1 Kampf der Kulturbegriffe: Zur Dynamik des ersten Buches -- 3.1.2 Abwege der Dialektik -- 3.2 Drei Sprünge zur Transgression: Wang-lun -- 3.2.1 Grenze - Überschreitung - Kulturtheorie -- 3.2.2 Transgressive Rituale und Repräsentationen -- 3.2.3 Spuren epischer Transformation -- 3.3 Paradigma -- 3.3.1 Einführende Ethnologien: Zauberberg, Döblins »Zueignung«, Titel Tropen -- 3.3.2 Parallelaktion: K(ultur) und k(ultur) im Mann ohne Eigenschaften -- 3.3.3 Medien/Wissen: Durchgängerei statt geistige Einheit im Zauberberg -- 3.3.4 Liminalität als episches Prinzip -- 3.3.4.1 Liminale Schreibpassagen: Malte Laurids Brigge, Tod des Vergil -- 3.3.4.2 Von Schwelle zu Schwelle: Perrudja, Trilogie Fluß ohne Ufer -- 3.3.5 Alles im Kleinen: Setting des Kulturromans -- 4. Diskussion -- 4.1 Kulturkritische Perspektiven der Epoche -- 4.1.2 Warum Die Schlafwandler fehlen -- 4.1.3 Wertorientierung und Gesamtgefüge -- 4.2 Kanon-Grenzen -- 4.2.1 Vergleichsfeld Großepik -- 4.2.2 Dauer der Textformation: Vorläufer, Nachfolger -- 4.3 Cultural turns voraus: Wissen des modernen Romans -- 5. Literaturverzeichnis -- 5.1 Primärliteratur -- 5.2 Kulturreflexion -- 5.3 Romanrezeption.
In: Publications de la Faculté des Lettres de l'Université de Strasbourg 124
Die Dissertation "Sorgenkinder des Lebens – Königskinder der Moderne. Liebe als Bewältigungskonzept für Modernisierungsprozesse in der Literatur des frühen 20. Jahrhunderts am Bespiel von Heinrich, Thomas und Klaus Mann", rückt einen Kernbereich der literaturwissenschaftlichen Forschung in den Fokus: Liebe als Gesellschaft stiftendes und Handlung motivierende Konzept, vorgestellt an bedeutenden Autoren des frühen 20. Jahrhunderts. Die Arbeit geht der Fragestellung nach, ob Liebe zur Findung einer erfolgreichen Bewältigungsstrategie beitragen kann, mit der sich die Herausforderungen, die durch gesellschaftlichen Veränderungen an das Individuum gestellt werden, erfolgreich bewältigen lassen. Am Beispiel der Romane "Professor Unrat", "Der Zauberberg", "Der fromme Tanz" und "Treffpunkt im Unendlichen", wird dem Thema auf der Grundlage eines lebensweltlichen und literarischen Konzeptes nachgegangen. Die Arbeit verweist in einem ersten Schritt auf die historische Situation des frühen 20. Jahrhunderts im Modernisierungsprozess der europäischen Industriestaaten und die Funktion, die "Liebe" als soziales Handlungsmuster darin einnimmt. "Liebe" wird in diesem Zusammenhang als Kommunikationsmedium verstanden. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den Untersuchungen der literarischen Texte und der These, dass das Liebeskonzept bei allen drei Autoren eine zentrale Rolle spielt: bei Heinrich Mann als Regulativ für politisches Handeln, bei Thomas Mann als Medium und Katalysator, als Anstoss dafür ein neues Weltverständnis zu entwickeln und bei Klaus Mann als Begehren, das die Befreiung des Subjekts einerseits seine soziale Eingebundenheit andererseits verdeutlicht und damit den zentralen Widerspruch individueller Existenz im 20. Jahrhundert kennzeichnet. Deutlich wird, dass alle drei Konzepte spezifisch für das frühe 20. Jahrhundert sind und unterschiedliche Module des Modernisierungsprozess kennzeichnen. Der Schwerpunkt der Studie liegt in der Entwicklung der Romankonzepte und ihres direkten Vergleichs. Die Romane werden im ...
BASE
Thomas Mann und Otto Dix hätten die Kriegsjahre von 1914 bis 1918 nicht unterschiedlicher erleben können: Der Schriftsteller Mann, der mit 25 schon nach kurzer Zeit wegen eines Plattfußes und einer Sehnenscheidenentzündung aus dem Pflichtwehrdienst entlassen wurde, meldete sich 1914 zum Landsturm, wurde aber 1916 endgültig wegen Magenproblemen und Nervosität für untauglich erklärt und war so nie an der Front. Der Künstler Dix hingegen wurde als Ersatz-Reservist schon drei Wochen nach Kriegsausbruch zur Ausbildung eingezogen und kämpfte von September 1915 bis zum Kriegsende an der West- und Ostfront. Als Schütze und Führer eines Maschinengewehrzuges stand er dabei immer an vorderster Front. Während der Kriegsjahre und der Weimarer Republik spielten der Konflikt und seine Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft eine zentrale Rolle in den Werken von Dix und Mann. Ein Vergleich von Dix' Triptychon 'Der Krieg' (1928-1932, Staatliche Kunstsammlungen Dresden) und der Kriegsszene am Ende von Manns Roman 'Der Zauberberg', die der Autor erst kurz vor dessen Veröffentlichung 1924 schrieb, zeigt, dass die beiden Werke sowohl in der Motivik als auch in dem die Darstellungen bestimmenden Verständnis von Krieg als einem Phänomen der menschlichen Existenz übereinstimmen. Beide Werke werden gewöhnlich als realistische Schilderungen der grausamen, entindividualisierenden und entmenschlichenden Kräfte des Krieges verstanden.
BASE
Jedes Zeitalter hat seine Krankheit. Und keine Krankheit prägte das 19. und frühe 20. Jahrhundert so sehr wie die Tuberkulose, damals bekannt als Schwindsucht. Ulrike Moser wirft anhand des zeitgenössischen politischen, medizinischen und kulturellen Umgangs mit dem Lungenleiden, das Tausende dahinraffte, einen neuen Blick auf die deutsche Gesellschaftsgeschichte. Dabei rekonstruiert sie anschaulich, wie die Schwindsucht zunächst als schicksalhafte Krankheit der Genies, der Künstler und der Bohème verklärt wurde, deren Individualismus man damals wertzuschätzen begann. Sie lässt die dazu erschaffene Welt der Sanatorien wieder auferstehen und schildert ihren Niedergang, der mit der Massengesellschaft eintritt. So wird die Schwindsucht während der Industrialisierung zur Krankheit der zu Sauberkeit zu erziehenden "schmutzigen Proletarier" abgewertet. Angesichts der am Horizont stehenden Radikalisierung dieses Kampfes um den gesunden Volkskörper, der später im Nationalsozialismus zu Internierungslagern und Tötungen führte, kann Thomas Manns Schwindsucht-Roman "Der Zauberberg" als letzter Auftritt der morbiden Romantik des Einzelgängers und der Schwindsucht gelten
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 29, Heft 3, S. 293-303
ISSN: 0340-0425
World Affairs Online
The article aims to discuss the socio-political action of two contemporary musical performances produced in Poland. In particular, the author questions the specific function of the space, created by the visual artist Mirosław Bałka, in relation to the compositions by musician Paweł Mykietyn. In both cases they are adaptations of literary works (Pan Tadeusz by Adam Mickiewicz, 1834, and Der Zauberberg by Thomas Mann, 1924) and in both cases it is the process of media transposition that rewrites the terms of cultural and identity discourse. Balka's design proposes, in a non-didactic way, traumatic images that are already well established and codified in the European collective memory and creates, in the fleeting time of the performance, a democratic and open structure, in which the memory of the defeated also participates. ; L'articolo si propone di discutere l'azione socio-politica di due performance musicali contemporanee prodotte in Polonia. In particolare, l'autore si interroga sulla funzione specifica dello spazio, creato dall'artista visivo Mirosław Bałka, in relazione alle composizioni del musicista Paweł Mykietyn. In entrambi i casi si tratta di adattamenti di opere letterarie (Pan Tadeusz di Adam Mickiewicz, 1834, e Der Zauberberg di Thomas Mann, 1924) e in entrambi i casi è il processo di trasposizione mediatica a riscrivere i termini del discorso culturale e identitario. Il progetto di Balka propone, in modo non didascalico, immagini traumatiche già consolidate e codificate nella memoria collettiva europea e crea, nel tempo fugace della performance, una struttura democratica e aperta, alla quale partecipa anche la memoria degli sconfitti.
BASE
Dalla seconda metà degli anni Sessanta, Visconti ragiona e lavora su un corpus di film di ispirazione e di ambientazione germanica. Questa mancata tetralogia (per la quale venne a lungo immaginato un adattamento di Der Zauberberg di Thomas Mann) si concretizza in una trilogia, composta da La caduta degli Dei (1969), Morte a Venezia (1971) e Ludwig (1974). Comunemente considerate come punto apicale del decadentismo di Visconti e dell'allontanamento da quella riflessione politico-ideologica che caratterizza i primi vent'anni della sua produzione filmica, queste tre opere propongono, a ben vedere, una estetica rinnovata, ma soprattutto una riflessione di ampio respiro sui temi della storia e della politica.
BASE
Sowohl im Gesamtwerk Robert Musils als auch in dem von Thomas Mann spielen homoerotische Beziehungen zwischen Männern eine nicht unwesentliche Rolle. Gefährliche Spiele mit den Faktoren Macht und Sexualität bilden den erzählerischen Kern von Musils Erstlingswerk 'Die Verwirrungen des Zöglings Törleß'. Erotik wird auch später ein zentraler Angelpunkt in Musils Schreiben bleiben, in der Novellensammlung 'Drei Frauen' ebenso wie im Monumentalroman 'Der Mann ohne Eigenschaften'. Das Thema Homosexualität wird nach dem 'Törleß' aber nicht mehr explizit abgehandelt, sondern in unterschwellige Textschichten verdrängt. Ganz anders Thomas Mann, den die homoerotische Problematik zeitlebens nicht losließ, da sie aufs engste mit seiner Lebensgeschichte verschränkt war, und dies nicht nur in seinem eigenen Werdegang, sondern auch durch die viel offenere und eindeutigere Homosexualität seines Sohnes Klaus, der 1926 im Alter von zwanzig Jahren einen autobiographisch getönten Roman veröffentlichte. Thomas Mann selbst rückte das Thema nur in der Erzählung Der Tod in Venedig in den Mittelpunkt des erzählerischen Interesses. Andererseits tauchen Spuren und Ahnungen, Anspielungen und Transformationen homoerotischer Erzählelemente in vielen seiner Werke auf, von 'Tonio Kröger' bis 'Mario und der Zauberer', vom 'Zauberberg' bis zu 'Doktor Faustus' und 'Felix Krull' und auch in Beiträgen zur politischen Diskussion riskierte er hin und wieder ein offenes Wort. Thomas Manns Biographen wissen von einer unausgelebten Homosexualität zu berichten, mit einem allenfalls 'zaghaften Coming out', wie Hermann Kurzke es nennt. Musil erscheint demgegenüber als typischer Vertreter der heterosexuellen Spezies. Ulrich, sein Alter-Ego im 'Mann ohne Eigenschaften', ist unter anderem - denn tatsächlich hat Ulrich viele Eigenschaften und Facetten - ein Frauenheld mit diversen machohaften Zügen. Es sind also zwischen den beiden Romanciers, vergleicht man sie unter dem hier gewählten Aspekt, sowohl Berührungspunkte als auch wesentliche Unterschiede zu erwarten.
BASE
Martin Maria Schwarz: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt"; die Utopie der Klöster - Hans-Jürgen Goertz: Die Frömmigkeit der Radikalen; Geist der Utopie im Täufertum - Inken Heeb: Narren Gottes? Von Amish, Hutterern und Shakern - Dieter Hildebrandt: Die Uhren Voltaires oder: Die Stunde Europas - Michael Niedermeier: Der Garten der Liebe und der Garten der Naturgeheimnisse; Die Gartenentwürfe des Fürsten Franz von Dessau in Wörlitz und des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg in Gotha - Richard Saage: Vom Elend der Zivilisation zum kollektiven Glück der Genossenschaft; Die Sozialutopien des Charles Foruier - Dorothea Schuler: "Nach Ikarien, Brüder, nach Ikarien!" Robert Owen, Etienne Cabet, Giovanni Rossi; Experimente für eine bessere Gesellschaft - Joachim Meißner: "nur einmal das menschliche Dasein, ohne falschen Beigeschmack, durchaus rein zu genießen" Lebenstraum Südsee - Conrad Lay: Sehnsucht nach einer neuen Welt; Landkommunen als alternative Sozialisation - Ute Steinbicker/ Hans Jürgen Schmitt: Expressionismus der Liebe; Heinrich Vogeler und die Kommune Barkenhoff in Worpswede - Heiner Boehncke: Der Zauberberg der Gegenkultur; Monte Verità - Ruth Fühner: Oase in der Ödnis; die Utopie Kibbuz - Michaela Wunderle: Hoffnung auf eine Weltrevolution; Die Münchner Räterepublik - Dorothee Meyer-Kahrweg: Ein Ort für eine Schule; Alexander S. Neill und Summerhill - Joachim Meißner: Natürliche Wirtschaftsordnung? Die Utopie der geldlosen Gesellschaft - Steffen Graefe: Auroville; ein globales Dorf in Südindien - Ulrich Sonnenschein: "Idealisten, Dealer und Verrückte" Im Zentrum Kopenhagens lebt der Freistaat Christiania nach eigenen Regeln - Andrea Gerk: "Diktator, König oder Kaiser oder sag einfach Otto" Die "Aktions-Analytische Organisation" des Otto Mühl û Peter Kemper: Den Gegner umarmen, Blumen ins Haar; Flower-Power-Pazifisten; Die Hippies