Das Luxemburger Telefonsystem. Auf welche Arten wir großtechnische Systeme reparieren und instandhalten
In: Technikgeschichte: tg, Band 90, Heft 4, S. 305-328
ISSN: 0040-117X
Die Geschichte großtechnischer Systeme fokussierte sich lange Zeit auf das Entstehen und den Aufbau solcher Infrastrukturen, während ihre Wartung und Reparatur wenig Berücksichtigung fanden. In den Science and Technology Studies wurden zwar Reparatur und Wartung von Infrastrukturen thematisiert, aber es ging dabei meist um die Stabilisierung eines vermeintlichen Augangszustands, sowie die dazu erforderliche, im Hintergrund stattfindende 'invisible work' des Reparierens. Der folgende Beitrag zeigt anhand des Luxemburger Telefonsystems, dass ein erweiterter Reparaturbegriff sich auch auf die Funktionalität und Funktionsbeschreibung einer Infrastruktur erstreckt. In erster Linie geht es dabei um die Frage, wie viel Kapazität das Telefonnetz zur Verfügung stellen sollte, um den Bedürfnissen der Nutzer zu entsprechen. Die Reparatur der als zu gering erachteten Kapazität für Hausanschlüsse und Vermittlungsstellen bevorzugte den Einsatz neuer Techniken, die eine rasche Abhilfe der Engpässe versprachen. Die Reparatur der Kapazität stabilisierte so nicht einen Ausgangszustand, sondern veränderte die Nutzungsweise und die Struktur des Netzes: So führte beispielsweise die Automatisierung der Vermittlung zu einer Veränderung des Wahlvorgangs sowie zur Dezentralisierung des Netzaufbaus.