Menschenrecht als Bürgerrecht
In: Frankfurter Hefte: Zeitschrift für Kultur und Politik, Volume 34, Issue 4, p. 44-49
ISSN: 0015-9999
Die Entspannungspolitik der SPD/FDP-Koalition hat günstige Voraussetzungen für eine Verbesserung der Menschenrechtssituation in Osteuropa geschaffen. Menschenrechte und Erleichterungen durch staatliche Konzessionen dürfen nicht in eins gesetzt werden. Die Entspannungspolitik hat den Spielraum für oppositionelle Gruppen in Osteuropa erweitert. In den Oppositionsgruppen verbinden sich verschiedenste Kräfte unter dem gemeinsamen Nenner der Erweiterung der Freiheitsrechte. Dabei sind die Menschenrechte z. T. ein Instrument für diejenigen geworden, die das politische System in Osteuropa beseitigen wollen. Besonders hilfreich für die Menschenrechtsgruppen sind die Stellungnahmen eurokommunistischer Parteien, die einen inneren Druck auf die kommunistischen Regimes ausüben. Für eine Fortsetzung der Politik, die für die Durchsetzung der Menschenrechte in Osteuropa nützlich ist, gibt es kein allgemeines Rezept, hier muß man zugleich druckvoll und flexibel reagieren. Nicht angebracht ist eine Politik des Alles oder Nichts. Glaubwürdig sind Bemühungen um Menschenrechte nur dann, wenn überall die Menschenrechtsverletzungen angeprangert werden, also auch in der BRD. Gleichzeitig muß die enge Verbindung von Menschenrechten und Abrüstung deutlich gemacht werden. Für die Menschen in den Entwicklungsländern heißt Recht auf Leben vor allem Möglichkeit zum Überleben. Diese Staaten brauchen dazu die Hilfe der Industrienationen, dies ist ein Feld ost-westlicher Zusammenarbeit für die Verwirklichung der Menschenrechte. (BG)