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Es wurde gezeigt, daß mit jedem neuen Schub gesellschaftlicher Differenfierung und Integration ein neuer, zumindest beabsichtigter Zugriff auf das Verhalten der Menschen über den Wert "Gesundheit" einhergeht. Gesundheit ist folglich kein primärer, sondern ein sekundärer Wert. Die primären Werte werden jedoch durch den Grad der gesellschaftlichen Integration und den entsprechenden Grad der Rationalisierung bestimmt. Der Gesundheitserziehung fällt damit die Aufgabe zu, die Menschen im Zusammenwirken mit anderen Institutionen der sozialen Disziplinierung in dieses Wertesystem einzuführen. Über das sekundäre Ziel der Gesundheit liefert die Medizin folglich ein in seinem Begründungszusammenhang beliebig austauschbares theoretisches Argumentationsinventar. Dieses rationalisiert einen gesellschaftlich gesetzten Anspruch an ein bestimmtes Handeln und Verhalten. Ärzte und andere medizinische Berufe schlüpfen dabei in die Rolle des Vermittlers von gesellschaftspolitischen Zwecksetzungen über das Ziel der Gesundheit. Kontrolle durch Schutz, Schutz durch Kontrolle, so könnte der grundlegende Mechanismus benannt werden. Heute scheinen individuelles Gesundheitsideal und propagierte Gesundheit zusammenzufallen, ohne daß jedoch die notwendigen Entscheidungs- und Handlungsräume entsprechend verteilt wurden. (SJ)

Dieser Buchtitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieser Titel erschien in der Zeit vor 1945 und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.