Soziale Indikatoren: Ein neues Zielsystem?
In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 4, Heft 4, S. 134-139
ISSN: 0340-2304
Soziale Indikatoren (SI) sind neue Maße, mit denen die Qualität der Wirtschaftspolitik gemessen und tunlichst auch erhöht werden soll. Bis in die späten 60-er Jahre stand das Bruttosozialprodukt (BSP) im Mittelpunkt des Interesses. Das BSP erfaßt jedoch eine Reihe von Größen nicht (Einkommensverteilung, Arbeitszeit, u.a.). Bedingung für ein sinnvolles SI-System ist: Benutzung von Output-Indikatoren, es muß das ganze Zielsystem abgedeckt sein, die Verteilungsaspekte müssen erfaßt werden. Ist das BSP eine handliche aggregierte Maßzahl, so handelt es sich bei den SI um ein vieldimensionales System von Maßzahlen. Die Aggregation dieser Maßzahlen zu einem einzelnen Indikator ist ein bislang ungelöstes Problem. Im Ansatz existieren Modelle, aus denen die Entwicklung der SI im Zeitverlauf und international vergleichend ersichtlich wird. Für die Gestaltung politischer Maßnahmen ist das allerdings noch nicht ausreichend. Ist bei den Ökonomen der BRD ein gewisses Festhalten am Bewährten und trotz Dringlichkeit etwa ökologischer Probleme eine Distanz gegen ein noch unbewährtes Instrumentarium unverkennbar, so sehen nach Kaufmann umgekehrt die Soziologen in den SI ein Mittel, um die bisherige praktische Irrelevanz der Sozialwissenschaften zu überwinden. Voraussetzung für die praktische Arbeit mit SI sind entsprechende, sozialökonomische Datensammlungen. Anfänge von problembezogenen Datensammlungen liegen in den "Gesellschaftlichen Daten 1973" und in den "Basisdaten - Zahlen zur sozio-ökonomischen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland" vor. (KS)