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"Seit Jahrzehnten wird darüber diskutiert, ob Karl Marx in seiner Kritik der kapitalistischen Produktionsweise moralische Maßstäbe wie Gerechtigkeit oder Selbstverwirklichung in Anspruch nimmt. Es ist offensichtlich, dass Marx keine ausgearbeitete Moralphilosophie hat. Aber auch wenn er nicht ausdrücklich moralisch argumentiert, so lässt sich immerhin die Frage stellen, ob er nicht doch wenigstens implizit moralische Gesichtspunkte geltend macht, die seiner kritischen Argumentation eine Grundlage geben. Dieses Problem ist keineswegs ein akademisches Problem, sondern betrifft das Zentrum jeder Theorie, die auf die Emanzipation der Menschen zielt - und Marx spricht ja vom kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes, verlassenes Wesen ist." (Textauszug)

Der Autor zeigt in seinem Beitrag, dass es in der materialistischen Diskussion in den vergangenen Jahrzehnten tiefe Korrekturen am Begriff und Imaginären des Sozialismus gegeben hat. Die kapitalistische Akkumulationsdynamik hat zu einem immer komplexeren Verständnis von Natur und der Verfügungsweise über sie geführt: Die Inwertsetzung wird vertieft und gleichzeitig kommt es zu einem größeren Bewusstsein der langfristigen wirtschaftlichen Folgen. Wird das Ganze als ein gesellschaftliches Naturverhältnis verstanden, rückt damit ein doppeltes Herrschaftsverhältnis in den Blick: Herrschaft von Menschen über Menschen, die gezwungen werden, die Natur zu beherrschen, um sich selbst unter Bedingungen von Herrschaft zu erhalten. Aufgrund eines solchen Verständnisses, das nicht länger Gesellschaft und Natur oder Ökologie einander gegenüberstellt, sondern den Begriff des gesellschaftlichen Naturverhältnisses ins Zentrum stellt, können auch die gesellschaftlichen Herrschafts- und Machtbeziehungen in der Aneignung von (menschlicher und außermenschlicher) Natur dechiffriert werden. In diesem Begriff des gesellschaftlichen Naturverhältnisses ist die Überwindung der Herrschaft durch Vergesellschaftung und allgemeine Selbstbestimmung impliziert. Ein neues Verständnis des Sozialismus erfordert nach Meinung des Autors eine Erinnerung an die verleugnete Natur, mit dem lange Zeit die Erwartung verbunden war, dass sich die Gesellschaft in einer einmal hergestellten rational geplanten Totalität abschließen würde, anstatt in einen offenen geschichtlichen Prozess hinauszutreten. (ICI2)

Antonio Gramsci, 1891 auf Sardinien geboren, war lange Zeit Mitglied der Sozialistischen Partei Italiens, nach seinem Engagement für die Turiner Rätebewegung dann einer der führenden Personen der 1921 gegründeten kommunistischen Partei, und arbeitete eine Weile für die Kommunistische Internationale in Moskau. Nach seiner Rückkehr ins faschistische Italien 1924 übernahm er die Leitung der Partei und wurde Parlamentsabgeordneter. Ende 1926 verhaftet, verbrachte Gramsci nahezu elf Jahre im Gefängnis, wo er im April 1937 starb. In dieser Zeit entstanden die so genannten "Gefängnishefte", in denen Gramsci seine Überlegungen zu Problemen der Politik, Philosophie, des Staates etc. notierte. Der Beitrag widmet sich Gramscis Überlegungen zur bürgerlichen Herrschaft. Zunächst geht der Beitrag auf den werk- und lebensgeschichtlichen Hintergrund Gramscis ein. Im Anschluss daran wendet sich der Beitrag Gramscis Analyse von Macht- und Herrschaftsverhältnissen zu. Abschließend fragt der Beitrag, welches Anregungspotenzial Gramsci für die heutige Diskussion bietet. (ICB2)

Der Beitrag gibt im Rahmen des Sammelbandes "Theoriearbeit in der Politikwissenschaft" eine Einführung in die Kritische Gesellschaftstheorie im Rahmen der politischen Wissenschaften. Nach einleitenden Anmerkungen zum Gegenstand und Gegenstandsbereich der Kritischen Sozialwissenschaft skizziert der Beitrag die Aufgaben einer kritischen Politikwissenschaft. Des Weiteren wirft der Beitrag einen Blick auf die Konzeptionen des Staates aus dem Blickwinkel der Kritischen Gesellschaftstheorie und geht anschließend den Fragen zur Demokratie aus dieser Theorieperspektive nach. Abschließend wendet sich der Autor in seinem Beitrag der Analyse der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse aus der Sicht Kritischer Gesellschaftstheorie zu. (ICA2)

Antonio Gramsci, 1891 auf Sardinien geboren, war lange Zeit Mitglied der Sozialistischen Partei Italiens, nach seinem Engagement für die Turiner Rätebewegung dann einer der führenden Personen der 1921 gegründeten kommunistischen Partei, und arbeitete eine Weile für die Kommunistische Internationale in Moskau. Nach seiner Rückkehr ins faschistische Italien 1924 übernahm er die Leitung der Partei und wurde Parlamentsabgeordneter. Ende 1926 verhaftet, verbrachte Gramsci nahezu elf Jahre im Gefängnis, wo er im April 1937 starb. In dieser Zeit entstanden die so genannten "Gefängnishefte", in denen Gramsci seine Überlegungen zu Problemen der Politik, Philosophie, des Staates etc. notierte. Der Beitrag widmet sich Gramscis Überlegungen zur bürgerlichen Herrschaft. Zunächst geht der Beitrag auf den werk- und lebensgeschichtlichen Hintergrund Gramscis ein. Im Anschluss daran wendet sich der Beitrag Gramscis Analyse von Macht- und Herrschaftsverhältnissen zu. Abschließend fragt der Beitrag, welches Anregungspotenzial Gramsci für die heutige Diskussion bietet. (ICB2).

"Social Movements have during the recent decades challenged the priority of the labor movement. Not only the liberation from wage labor is on the agenda of social movements and the left but also the overcoming of racism and sexism, equality of sexual orientations or the reconciliation of the social relation to nature. This is what Marx claimed when he spoke about the categorical imperative to overthrow all relations in which man is a debased, enslaved forsaken, despicable being. But the question arises as to how to bring these different perspectives together and whether the Marxian project of a critique of political economy is appropriate to its own claim or tends to reduce the whole of emancipation to only some limited goals. The author proposes making use of Marx' conceptualization of structure and superstructure and elaborating this distinction with further arguments from Althusser, Adorno and Gramsci in order to conceive of the superstructures as a strategic means of differentiating the bourgeois society as a complex whole of social relations." (author's abstract)

The historical context of discussions about materialist state theory in (West)Germany since the l970s is considered, the main lines of this discussion are reconstructed. With this background shortcomings in the analytical approach of Agnoli and Jan Schlemermeyer's attempt to refresh this background are discussed. Adapted from the source document.

Die gegenwärtige Wirtschaftskrise ist nach der These des Autors auch eine politische Krise, deren Dynamik keineswegs gebrochen ist. Denn die Rettung des finanzmarktdominierten Akkumulationsmodells hat zur Verschuldung der öffentlichen Haushalte beigetragen. Nach derselben neoliberalen Logik wird auch die Bereicherung durch die Vermögensbesitzer fortgesetzt: Die Inwertsetzung der Unternehmen für den Shareholder Value, geringe Investitionen, Spekulationen, Rentengewinne aus der hohen Staatsverschuldung, sowie Umverteilung der Lasten auf die Mehrheit der Steuerzahler und Lohnabhängigen. Die Handlungsspielräume staatlicher Politik für Kompromisse und Allianzen mit Teilen der Subalternen werden geringer, die Belastungen und damit die politischen Widersprüche größer. Krisendiagnostisch ist zudem von Bedeutung, dass neben den ökonomischen auch keines der anderen relevanten gesellschaftlichen Probleme gelöst wird. Dies betrifft zum Beispiel die ungerechte Besteuerung, die Entwicklung des Klimas, die Umstellung auf erneuerbare Energie, eine Veränderung der Mobilität, eine nachhaltige Ressourcennutzung auf der Grundlage veränderter Lebensstile und damit verbunden eine Abkehr von der Logik des Wachstums und vom Extraktivismus, der Ausbau der Bildungseinrichtungen und die Verbesserung der Forschungsmöglichkeiten. Die herrschende Produktionsweise und Politik können somit der Komplexität der Vielfachkrise nicht entsprechen. (ICI2)