Zur politischen Ökonomik des Vollgeldkonzepts
Der augenfälligste Widerspruch der Ökonomik ist der: ohne Geld gibt es keine Wirtschaft; aber in der Wirtschaftstheorie spielt Geld keine Rolle. Ein ordnungspolitischer Ansatz, wie der des Vollgeldkonzepts, hängt daher, was seine theoretische Begründung betrifft, in der Luft. Um ihm diese zu verschaffen, formuliere ich "first principles" des Geldes, in welcher die Tauschmittelfunktion des Geldes im Vordergrund steht. Sie sollen der geldtheoretischen Diskussion um die Funktionen des Geldes in der Wirtschaft einen neuen Impuls geben. Es lässt sich zeigen, dass der Vollgeldansatz diesen "first principles", d.h. der Natur des Geldes, in vollem Umfang entspricht. Die "first principles" machen aber auch die Absurdität der jetzigen Geldordnung als auch die Abwegigkeit anderer Ansätze, etwa der Modern Money Theory, sichtbar. Eine Neuorientierung ist möglich, wenn die Ökonomik die Theorie der Wirtschaft von einer Güterwirtschaftslehre (und Gleichgewichtsökonomik) auf eine Theorie der Wirtschaft als Katallaktik (commodity economy, exchange economy) umstellt. Geld ist nicht nur eine besonders liquide Ware, sondern die Ware schlechthin, die alle Güter in Waren verwandelt. Wenn wir den Warenbegriff im Sinne von Georg Simmel (Philosophie des Geldes, 1900) reformulieren, können wir den unnützen Streit über die Herkunft des Geldes – den Streit zwischen der traditionellen Waren- und Staatstheorie des Geldes (hinter dem der ideologische Kampf zwischen Neoliberalen und Etatisten tobt) – zugunsten einer funktionellen Theorie auflösen, die zeigt, dass sowohl die Entwicklung von Märkten als auch von Staaten nur durch Geld ermöglicht wurde und ein Vollgeldregime nahelegt. Die Kredittheorie des Geldes muss aber auf alle Fälle abgelehnt werden. Sie ist logisch inkonsistent und steht einer Ordnung des Geldwesens im Wege.