Die Darstellung von Protesten in ausgewählten deutschen Tageszeitungen
In: Protest in der Bundesrepublik: Strukturen und Entwicklungen, S. 275-311
Der Beitrag thematisiert die Medienselektivität in der Protestereignisanalyse und untersucht die Berichterstattung zu Protestereignissen in der Bundesrepublik bei der "Frankfurter Rundschau" (FR), der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) und der Berliner "tageszeitung" (taz), um aus den Gemeinsamkeiten und Unterschieden auf den jeweiligen Selektionsgrad sowie auf allgemeine und zeitungsspezifische Auswahlkriterien zu schließen. Damit versteht sich der Beitrag sowohl als Studie zum Selektionsverhalten unterschiedlicher Tageszeitungen als auch als Methodenevaluation der Zeitungsauswahl des "Prodat"-Projekts (Dokumentation und Analyse von Protestereignissen in der Bundesrepublik Deutschland, 1950-1994), da festgestellt werden soll, welcher Zusatznutzen durch die Erfassung einer zweiten bzw. dritten Zeitung erzielt wird bzw. welche Verzerrungen die Beschränkung auf eine dieser Zeitungen mit sich bringen würde. Der Beitrag gliedert sich in zwei Teile: Zunächst wird die Tragfähigkeit allgemeiner Befunde zur Medienselektivität für die Protestforschung diskutiert und auf die spezifischen Erkenntnisse der Protestereignisanalyse bezogen. Anschließend werden einige Erwartungen hinsichtlich der Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den untersuchten Medien formuliert, die im zweiten Teil anhand der vorliegenden Daten aus dem Prodat-Datensatz und der zusätzlichen taz-Erhebung überprüft werden. Es wird also untersucht, welchen Protesten die jeweilige Zeitung überregionale Bedeutung zumisst, wobei der Untersuchungszeitraum auf das Jahr 1993 beschränkt wird. (ICI2)