Punk als politische Provokation: Mit den Chaos-Tagen in Hannover zur Politik des ‚gesunden Volksempfindens‘
In: Jugendkulturen, Politik und Protest, S. 165-182
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In: Jugendkulturen, Politik und Protest, S. 165-182
"Auch die im Übergang von den 1960er zu den 1970er Jahren angesiedelte Studentenbewegung ist nicht davon verschont geblieben, als Teil des westdeutschen '68er-Mythos abgehandelt zu werden. Wie in jeder idealisierenden Geschichtsbetrachtung ranken sich um den Mythos von 1968 wichtige Ereignisse, große Namen, Opfer und Verfolger und, nicht zuletzt wegen des lokalen Bezugs, immer wieder aufgelegte Kolportagen voller Klatsch und Tratsch. Zwar mag es Geschichten um vermeintliche Helden und Schurken sowie um Erfolge und verratene Ideale auch in Hannover gegeben haben, doch müssen solche unweigerlich ressentimentgeleiteten Bewertungen sich immer dann verflüchtigen, wenn über kleinmütige Perspektiven hinaus weiterreichende Fragestellungen und gesellschaftstheoretische Erklärungen sozialer und politischer Bewegungen angestrebt werden. In diesem Sinne will ich hier die Studentenbewegung der 1960er Jahre zur vorangegangenen Bewegung der Halbstarken in Beziehung setzen. Beide rekrutierten sich aus der Generationenkohorte der Jahre 1938 bis 1948: die einen als proletarischer Teil mit entsprechend verkürzter Jugendphase in den 1950er Jahren, die anderen als der in den 1960er Jahren an die Hochschulen strebende Teil der Angehörigen bürgerlicher Schichten. Mit dieser vergleichenden Perspektive will ich den Rahmen einer Theorie sozialer Verkennung skizzieren, einer Theorie, die in klassenkultureller Differenzierung die generelle Konfliktdynamik sozialer Bewegungen zu erklären verspricht. Zunächst jedoch sollen einige Anmerkungen zu Hannover vorangestellt werden, um so den gesellschaftlichen Hintergrund lokaler Öffentlichkeit verständlich zu machen." (Textauszug)
In: Masse - Macht - Emotionen: zu einer politischen Soziologie der Emotionen, S. 271-283
"Mit Hilfe soziostruktureller und soziokultureller Analysen vermag die politische Soziologie, im Grenzfeld von Soziologie, Politikwissenschaft und Sozial-psychologie angesiedelt, Korrekturen an immer noch gängigen Elite-Masse-Dichotomien vorzunehmen. Der Zusammenhang von gesellschaftlichem Wandel und der Formation sozialer Bewegungen, Mentalitäten und politischer Deutungsmuster lässt sich durch eine Sozialstrukturanalyse jenseits herkömmlicher Klassen- und Schichtenmodelle in den Blick nehmen. Eine derartige Mentalitätsanalyse, im Blickpunkt von Heiko Geilings Ansatz, verbindet die Ebenen von Alltagskultur, Ökonomie und Politik und analysiert vertikale (Rangempfindungen, Bewertungen sozialer Ungleichheit) und horizontale (Normorientierungen, Autonomiebestrebungen) Gliederungen des sozialen Raums. Das Bedürfnis nach sozialer Abgrenzung erweist die Elite-Masse-Dichotomie als einen wirksamen Bezugspunkt von soziokulturellen Distinktionsbemühungen. Die Mentalitätsstrukturen der neuen sozialen Bewegungen lassen sich in ausdifferenzierten sozialen Milieus verorten, die sich in den siebziger und achtziger Jahren ausgebildet haben. Aus diesen Milieus, die durch horizontale, ökonomische und vertikale, kulturelle Stufungen im sozialen Raum voneinander geschieden sind, entstand angesichts gemeinsamer politischer Gegnerschaft ein milieuübergreifendes gesellschaftlich-politisches Lager. Dessen interne Heterogenität kam erst in der den gesellschaftlich-politischen Mobilisierungen folgenden Veralltäglichung ehemals alternativer Politik- und Lebensstile zu Bewusstsein." (Textauszug)
In: Masse — Macht — Emotionen, S. 271-283
In: Integration und Ausgrenzung: Hannoversche Forschungen zum gesellschaftlichen Strukturwandel, S. 45-67
Das angesichts der immer geringer werdenden Wahlbeteiligung gegenüber dem Souverän bzw. den Massen ausgesprochene Verdikt der Politikverdrossenheit nimmt der Autor zum Anlaß einer akteursorientierten Gesellschaftsanalyse. Er kritisiert zunächst die politische und mit kurzfristigen Interessen verbundene Funktionalisierung der häufig sozialphilosophisch begründeten Verlust- und Anomiethesen, wie sie in Gestalt von Klagen über den Wertezerfall, die Auflösung der Familie oder die tendenzielle Unregierbarkeit der Städte zum Ausdruck kommen. Daran anknüpfend greift er den demokratietheoretisch bedenklichen Versuch etablierter Politikwissenschaft auf, gesellschaftliche Steuerungsprobleme entlang strukturkonservativer Konzepte der politischen Elite bzw. der politischen Klasse zu lösen. Er konfrontiert sie mit seiner Analyse modernisierter politischer Handlungsmuster und Orientierungen, wie sie nicht allein in den letzten 20 Jahren zum Ausdruck gekommen sind. Dabei verdeutlicht er, daß die konservativ-rückwärtsgewandte, für eine Restituierung hierarchischer gesellschaftlicher Strukturen und restriktiver Werte plädierende Perspektive die gewachsene Partizipationsbereitschaft sozialer Akteure abseits etablierter Institutionen immer noch abwertend als Ausdruck von Kontingenz, Auflösung und Chaos wahrnimmt. Diese elitäre Verlust- und Anomieperspektive gilt nicht minder für die avantgardistische, in ihrer sich selbst idealisierenden Rhetorik einzig die Tendenz sozialer Desintegration bzw. sozialer Verelendung vermutenden Interpretation von gesellschaftlicher Entwicklung. (prb)
In: Integration und Ausgrenzung: Hannoversche Forschungen zum gesellschaftlichen Strukturwandel, S. 237-257
Am Beispiel der Comicfigur "Werner" entwirft der Autor entlang ihrer Konstruktion und Rezeption eine politische Soziologie des Geschmacks. Dabei kommt er in der Kritik des intellektuellen "Reflexionsgeschmacks" zu dem Ergebnis, daß das über Geschmack operationalisierte und legitime wie profane Kultur durchdringende Elite-Masse-Schema trotz aller Dementierungen nach wie vor als zentrale Scheidelinie zwischen ansonsten durchaus unterschiedlichen Klassifizierungen und Deutungsmustern wirkt. (prb)
In: Sozialwissenschaftliche Informationen: Sowi, Band 24, Heft 4, S. 265-272
ISSN: 0932-3244
"Der mittlerweile nicht nur für Deutschland unterstellte Befund allgemeiner Politikverdrossenheit geht davon aus, ein Großteil der Bevölkerung mit Politik nur noch Unwillen, Langeweile und Überdruß verbinde. Er konvergiert dabei mit unzähligen Kommentaren und Diskussionen in Feuilletons und zeitgenössischen wissenschaftlichen Analysen über zunehmende soziale Fragmentierungen und Verluste, über mangelnde Identifikation mit dem demokratischen Gemeinwesen, über Gruppenegoismen und über gesellschaftliche Individualisierungstendenzen, die Solidarität und bürgerliche Gemeinwohlorientierung verhinderten." (Autorenreferat)
In: Forschungsjournal Neue soziale Bewegungen, Band 3, Heft 3, S. 46-56
ISSN: 0933-9361
Aufgabe des hier vorgestellten Forschungsprojektes war es, in ausgesuchten Regionen außerhalb der "Metropolen" Entstehungszusammenhänge der "neuen sozialen Bewegungen", soziale Binnenstrukturen und Muster sozialer Kohäsion sowie regionale Besonderheiten herauszuarbeiten. Mit Reutlingen, Oberhausen und Hannover wurden dabei drei in Wirtschaft, Region und Größe unterschiedliche Städte ausgewählt. Gemeinsam ist den Städten die Präsenz der "Alternativen" in den Kommunalparlamenten sowie eine Infrastruktur "alternativer" Politik- und Lebensstilelemente. Gemeinsam sei den neuen Bewegungsmilieus in den drei Städten, daß sie ihre Existenz und Identität gegen die örtlichen hegemonialen Milieus entwickelten und dabei vom bereits existierenden Oppositionsmilieu beeinflußt wurden. Die Ausprägung des Habitus der neuen Bewegungsmilieus sei von der sozialen Rekrutierung abhängig, die auch die Praxisformen der Bewegungen beeinflusse. Der Beitrag analysiert die Entwicklung in den drei Städten seit den sechziger Jahren. (pka)
In: Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur, S. 335-359
In: Edition 266
In: Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel 1