Zukunftsbranche Lebensqualität: ökonomische und soziale Herausforderungen
In: SPW: Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft, Heft 3, S. 13-17
Der vorliegende Beitrag beleuchtet die Zukunftsbranche Lebensqualität. Zu den Hauptträgern des Beschäftigungswachstums haben in den letzten Jahren Branchen wie Gesundheit, Bildung und Erziehung, Sport oder Freizeit und Kultur gehört. Die Analyse des sozialen Wandels und die Auseinandersetzung mit dem Innovationsgeschehen in diesen auf die Lebensqualität bezogenen Bereichen lassen die Prognose zu, dass sich die Wachstumstrends fortsetzen werden. Der Bedarf an Produkten und Dienstleistungen aus den genannten Angebotsfeldern wird steigen. Die Anbieter können mit organisatorischen und technischen Innovationen auf wachsende Aufmerksamkeit stoßen. Skeptische Analysen gehen davon aus, dass die Grundlagen für den Ausbau dieser Branchen äußerst problematisch seien, da mit wachsendem Druck auf die öffentlichen Mittel insbesondere für die "staatsnahen" Lebensqualitätsbranchen (v. a. Gesundheit, Bildung, Kultur) zu rechnen sei. Es ist aber auch erkennbar, dass zunehmend mehr Menschen bereit sind, für "mehr Lebensqualität" private Mittel aufzuwenden, um damit Dienstleistungen zu beziehen, die über ihre durch den Staat oder die Sozialversicherungen getragenen Ansprüche hinausgehen. Eine Wachstumsstrategie für die Zukunftsbranche Lebensqualität tut deshalb gut daran, dem Sozialabbau entgegenzutreten und zugleich zusätzliche private Kaufkraft für diesen Wirtschaftsbereich zu aktivieren. Es gibt gute Chancen, den Lebensstandard breit anzuheben, aber auch die Gefahr, dass mehr private Mittel für Lebensqualität die Ungleichheit steigern - zwischen denen, die sich nur auf ihre öffentlich verbrieften Ansprüche verlassen und denen, die zusätzliche private Mittel ausgeben wollen und können. Der Autor geht davon aus, dass die Linke gefordert ist, ihre Politik zur Verbesserung der Lebensqualität zu überdenken. Bislang hieß diese, ausschließlich auf öffentliche oder solidarisch getragene Finanzquellen zu setzen. Für die Zukunft ist ein produktives Zusammenspiel von öffentlichen und privaten Quellen gefordert. Darüber hinaus sind anspruchsvolle Mindeststandards zu definieren und gesetzlich zu verankern. Gelingt dies, könnte am Ende nicht nur mehr (bezahlbare) Lebensqualität, sondern auch mehr Beschäftigung stehen. Die Bewältigung ökonomischer und sozialer Herausforderungen erscheint so als komplementäre Gestaltungsaufgabe. (ICD)