"Die neuen digitalen Technologien werden Konsequenzen für industrielle Arbeitsprozesse haben. Welche dies sein werden, ist nicht eindeutig prognostizierbar, zumal die Diffusion der Technologien im industriellen Sektor erst am Anfang steht." (Autorenreferat)
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die bisher wenig untersuchte Frage, in wie weit sich die Kurzfristorientierung einiger Finanzmarktakteure auf langfristig ausgerichtete Suchprozesse zur Herstellung neuer Produkte und Produktionsstrukturen auswirken. mit dem Einfluss finanzmarktorientierter Unternehmenseigner und der Durchsetzung neuer Steuerungselemente in Unternehmen ist auch eine Veränderung der Innovationsdynamik verbunden. In Branchen wie der Pharma- und Automobilindustrie, in denen börsenorientierte Firmen dominieren, Unternehmensanteile im Streubesitz vieler Einzelaktionäre sind oder der Einfluss von Private-Equity-Investoren zunimmt, zeigt sich dieser Wandel am zunehmenden Druck zur Verkürzung von Innovationszyklen und der Fokussierung auf hochtechnologische Innovationen. Dagegen sind Industriesegmente und Unternehmen, die Innovationen durch organisationsinterne Ressourcen oder Bankkredite finanzieren, von den Anforderungen des Finanzmarktes und dem Druck zu kurzfristigen Innovationszyklen teilweise ausgenommen. Für die Innovationsneigung dieser Firmen spielen weiterhin regionale Zentren mit vernetzten Akteurbeziehungen zwischen Banken und Unternehmen eine tragende Rolle. Die kapitalistische Dynamik technologischer Innovation kann nicht kausal aus einer abstrakten Kapitalmarktlogik heraus erklärt werden, sondern verweist auf spezifische Akteurkonstellationen, die sowohl durch finanzökonomische als auch industriepolitische und netzwerkförmige Aspekte charakterisiert sind. (ICE2)
Der Fokus staatlicher Forschungs- und Innovationspolitik richtet sich traditionell auf Spitzentechnologien. Die Prämisse dieser Politik ist, dass sich im Zeitalter der Globalisierung und der sich verschärfenden Innovationskonkurrenz das hiesige Wohlstands-niveau allein über die forcierte Entwicklung von Technologien höchster und besonderer Qualität auf Dauer halten lässt. Dieser innovationspolitische Ansatz wird im vorliegenden Papier einem kritischen Resümee unterzogen. Es wird gezeigt, dass erstens der innovationspolitische Fokus auf Spitzentechnologie mit den gegebenen Wirtschafts- und Industriestrukturen in Deutschland kaum kompatibel ist, dass zweitens die häufig unterstellten eindeutigen Zusammenhänge zwischen einer forcierten Entwicklung von Spitzentechnologien und ökonomischen Wachstum nur schwer erkennbar sind und, dass drittens dieser innovationspolitische Ansatz hinter wesentliche Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen Innovationsforschung zurückfällt. Basis der Argumentation sind Ergebnisse und Überlegungen aus einem abgeschlossenen internationalen Forschungsprojekt über Innovationsverläufe im nicht-forschungsintensiven Industriesektor sowie konzeptionelle Überlegungen aus dem Kontext der evolutions- und institutionentheoretischen Innovationsforschung. ; Research and innovation policy focuses traditionally on high-technologies. The premise of this policy is that an intensified development of high-technologies is the indispensable prerequisite to secure the already reached level of economic wealth due to the intensified globalised competition. This concept of innovation policy will be critically reviewed in this paper. It will be shown that firstly the high-tech focus is not compatible with the traditional structures of the German economic and industrial structures, secondly, that the widely assumed strong connection between the development of high-technologies and economic growth is not at all clear and, thirdly that this policy focus neglects convincing findings of socio-scientific innovation research. Basis of the paper are findings stemming from an international research project on innovations in non-research intensive industries and conceptual findings and considerations from evolutionary and institutional approaches of innovation research.
"Im Beitrag wird nach der Bedeutung von 'Low-Tech-Industrien', das heißt Branchen mit nur wenig Aufwand für Forschung und Entwicklung, für die zukünftige ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung hin zur Wissensgesellschaft gefragt. Im Gegensatz zum Mainstream der innovationspolitischen und wissenschaftlichen Debatte wird gezeigt, dass solche Industriezweige neben ihrer quantitativen Bedeutung über spezifische Innovationspotenziale verfügen und das Label 'Low-Technology' im Grunde missverständlich ist. Im Beitrag wird dabei zwischen verschiedenen Unternehmenstypen unterschieden, die unterschiedliche Innovationsschwerpunkte aufweisen. Als Voraussetzung hierfür werden ein hohes Maß an praktischem Wissen und eine spezifische strategische Innovationsfähigkeit angesehen. Damit, so die innovationspolitische Schlussfolgerung, verbinden sich aussichtsreiche Ansatzpunkte zur Unterstützung und Verbesserung der Standortsituation von Low-Tech-Unternehmen in High-Tech-Ländern wie Deutschland." (Autorenreferat)
Gegenstand des Beitrags sind Entwicklungsbedingungen und chancen eines industriellen Sektors, der aufgrund der hier produzierten einfachen Produkte als "Low-Tech"-Sektor bezeichnet werden kann. In der aktuellen wissenschaftlichen und politischen Debatte über die zukünftige industrielle Entwicklung wird dieser Sektor weitgehend ausgeblendet, da allein Hochtechnologien und wissensintensiven Wirtschaftsbereichen Zukunftschancen eingeräumt werden. Im vorliegenden Beitrag wird demgegenüber gezeigt, dass es sich bei dem Low-Tech-Sektor um einen Wirtschaftsbereich handelt, der durchaus auch in einem hoch industrialisierten Land wie Deutschland Entwicklungschancen aufweist. Diese basieren auf einer spezifischen industriellen Kompetenz, die als praktische im Anschluss an die wissens- und industriesoziologische Debatte begriffen werden kann. Um ihre jeweils verfügbare praktische industrielle Kompetenz zu mobilisieren, müssen Unternehmen spezifische Rationalisierungs- und Innovationsstrategien verfolgen. Wie anhand einer Reihe von Unternehmensfällen gezeigt werden kann, richten sich diese vor allem auf den nachhaltigen Wandel der in den Low-Tech-Unternehmen vielfach eingefahrenen Personal- und Organisationsstrukturen. Ausgehend von diesen empirischen Befunden werden in dem Beitrag abschließend einige Überlegungen zum derzeit viel diskutierten Begriff des Wissens und der Wissensarbeit skizziert. ; This contribution focuses on the conditions and developmental perspectives of an industrial sector which can be termed as "low-tech" because of the simplicity and maturity of the products manufactured there. In the current scientific and political debate on future industrial development, this sector is being largely neglected. At the present stage only high-technologies and knowledge-based economic sectors have a future. However, this contribution shows that an industrial low-tech sector has developmental opportunities even in a highly industrialized country like Germany. These chances are based on industrial practical know-how which has come to light following the sociological debate on the relevance of knowledge and experience in modern production processes. To mobilize their practical industrial competence, companies have to introduce specific rationalization and innovation strategies. On the basis of several case studies it can be shown that these strategies are mainly aimed at changing their traditional organizational and personnel structures. Finally some critical arguments will be presented concerning the current debate on the importance of knowledge and knowledge work for future development.
Der Beitrag greift die kontroverse Debatte um das Konzept des Shareholder Value auf. Dieses Managementkonzept zielt auf die Steigerung des Marktwertes von Unternehmen durch die verstärkte Rückbindung von Managemententscheidungen an die Renditeerwartungen der Aktionäre. Der Beitrag umfaßt drei Argumentationsschritte: erstens wird dieses Konzept in seinen Grundzügen skizziert, zweitens werden mögliche Konsequenzen für Managementautonomie und Unternehmensstrukturen herausgearbeitet und drittens werden die dahinterstehenden Strukturveränderungen des Kapitalmarktes analysiert. Es wird gezeigt, daß das Shareholder Value-Konzept einerseits auf durchaus langfristig ausgerichtete Unternehmensstrategien abstellt, sofern ihre Resultate kalkulierbar und renditeträchtig sind. Andererseits aber stehen einer solchen Langfristorientierung die Bedingungen des Kapitalmarktes entgegen, die kurzfristige und spekulative Anlageinteressen fördern. (WSI-Mitteilungen / FUB)
Der Beitrag diskutiert die Frage, inwieweit Globalisierung und Regionalisierung miteinander verwobene, aber widersprüchliche Effekte der gegenwärtigen ökonomischen Umbruchsituation sind. Dazu werden zunächst neuere Ergebnisse insbesondere der Regionalforschung resümiert, die den wechselseitigen Zusammenhang zwischen Globalisierung, Regionalisierung und Lokalisierung thematisieren. Davon ausgehend wird die Entwicklung global orientierter wie aber auch regional gebundener Industrien analysiert. Die empirische Basis der Studie bezieht sich auf eine Reihe von Untersuchungen über die Globalisierung der industriellen Produktion, die im Lichte der Fragestellung reinterpretiert werden. Die grundsätzliche Widersprüchlichkeit des Globalisierungsprozesses wird in der gegenwärtigen Forschung mit der Formel "Globalisierung" zusammengefaßt und vom Autor unter diesem Etikett diskutiert. (pre)
Der Beitrag greift die aktuelle Globalisierungsdiskussion auf und thematisiert die in der Regel übersehenen Widersprüche und Grenzen des Globalisierungsprozesses. Empirische Basis der Argumentation sind neuere Befunde über die Internationalisierung der industriellen Produktion. Einerseits ist die Internationalisierung der Industrie durch die Bildung "transnationaler" Produktionsnetzwerke gekennzeichnet, in die sich zunehmend auch mittelständische Unternehmen einklinken. Andererseits entstehen Widerstände und Beharrungskräfte gegen die fortschreitende Produktionsverlagerung, es treten unerwartete Managementprobleme auf und es muß von grundlegenden organisatorischen Grenzen der Internationalisierung der Produktion ausgegangen werden. Nicht zuletzt aus diesen Gründen sind die industriellen und beschäftigungspolitischen Folgen der Internationalisierung differenziert zu sehen und es ist keineswegs von einer bloßen Subsumtion der inländischen Industrie unter die Bedingungen des Weltmarktes auszugehen. (WSI-Mitteilungen / FUB)