"Die AutorInnen zeigen, dass das selbst verdiente einkommen von Frauen keineswegs einfach als 'eigenes Geld' Einzug in die Paarbeziehung und Familie hält und durch eine gleichsam automatische Reduktion von Abhängigkeit die Egalisierung von Geschlechterverhältnissen im Privaten befördert. Bei dem hier vermittelten Blick auf die alltagspraktische Organisation des Umgangs mit Geld bei Doppelverdienerpaaren werden im Text zunächst die wichtigsten Eckpfeiler der modernen Ordnung von 'Geld' und 'Liebe' in Ehe und Familie einschließlich aktueller Veränderungstendenzen ausgewiesen. Im nächsten Schritt skizzieren die AutorInnen eigene Befunde zur alltagspraktischen Organisation des Umgangs mit Geld bei solchen Paaren, in denen Frauen über selbst verdientes einkommen verfügen und diskutieren damit einhergehende Individualisierungseffekte. Abschließend interpretieren sie die gewonnenen Ergebnisse im Hinblick auf Ungleichheitsfolgen und daraus zu ziehende geschlechterpolitische Konsequenzen." (Autorenreferat)
Dominant cultural representations of 'the typical benefits recipient' – notably in reality television and the tabloids – have been marked by an increasing focus on the character and alleged moral defects of individuals. Drawing on interviews from a large-scale German qualitative longitudinal study, this article explores how benefits recipients respond to such negative media images. Our analysis of interviewees' 'identity work' finds that they have internalised and replicate negative public discourses to a surprising extent. The figure of the 'typical' benefits recipient constructed in the media emerges as both a threat to recipients' self-identities, and as a central reference point in the strategies through which they attempt to defend their respectability. The article concludes with some thoughts on the relationship between such negative representations and the political legitimacy of welfare reform.
Arbeitsmarktteilhabe spielt eine zentrale Rolle für gesellschaftliche Integration und soziale Anerkennung von Geflüchteten. Die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit führt häufig zunächst nicht in stabile, existenzsichernde Vollzeitarbeitsverhältnisse, sondern in ›prekäre‹ Randgebiete des Arbeitsmarkts. Angesichts der Unterschiede der Bildungsbiographien wird in dem Beitrag untersucht, wie verschiedene Gruppen von Geflüchteten in Herkunftsländern erworbenes formelles und informelles Kapital nutzen, um Arbeit in Deutschland zu finden. An zwei Teilsamples (N=14 aus Eritrea und N=23 aus Syrien) einer laufenden Studie wird gezeigt, wie Herkunftssituationen, soziale und ethnische Zugehörigkeiten die Konvertierbarkeit ›mitgebrachten‹ und den Erwerb neuen Kapitals im Zielland moderieren können. Interviews mit arbeitsmarktbezogenen Akteur*innen beleuchten institutionelle und strukturelle Aspekte der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Es zeigt sich, dass neben der Relevanz einer Anerkennung von Zertifikaten aus den Herkunftsländern auch anderes (soziales, symbolisches und inkorporiertes kulturelles) Kapital für das Übergangsgeschehen und die weiteren Erwerbsverläufe von Bedeutung sind.
Über die erfolgreiche Vermittlung von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt und die Bedingungen gelingender, bedarfsdeckender und nachhaltiger Übergänge in Arbeit für diese Gruppe in Deutschland liegen bislang kaum Erkenntnisse vor. Doch welche Faktoren erleichtern oder behindern die Übergänge in Erwerbsarbeit entscheidend? Als besondere Herausforderungen in diesem Kontext stellt dieser einführende Beitrag zum Themenheft die ausgeprägte Heterogenität der Gruppe der Schutzsuchenden, die Vielzahl an arbeitsmarktrelevanten Akteuren und Perspektiven sowie Fragen von gelungener Sozialintegration heraus, welche neben der betrieblichen Integration auch die gesellschaftliche Teilhabe vor Ort umfasst. Des Weiteren werden die Ziele des Themenheftes erläutert und die interdisziplinären wissenschaftlichen Artikel, Praxisberichte und Rezensionen vorgestellt.
Alleinerziehende - mehrheitlich handelt es sich um Mütter - sind eine wichtige Zielgruppe in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Eltern, die den Lebensunterhalt der Familie und die Versorgung der Kinder allein schultern müssen, können oft nur in begrenztem Umfang erwerbstätig sein und geraten oftmals in eine prekäre materielle Lage. Dies kommt in einer hohen SGB-II-Hilfequote von Ein-Eltern-Familien zum Ausdruck, die knapp das Vierfache des Durchschnitts aller Haushalte beträgt. Auf der Grundlage von aktuellen Studien untersucht der vorliegende Forschungsbericht die Erwerbs- und Lebenssituation von alleinerziehenden Müttern, insbesondere von Bezieherinnen von Arbeitslosengeld II. Im Kontext des Grundsicherungssys-tems sind vor allem der Umfang der Erwerbstätigkeit, die Erwerbsmotivation und die Faktoren von Interesse, die eine Erwerbsaufnahme und die Beendigung des Grundsicherungsbezugs verzögern oder beschleunigen. Insgesamt ist eine hohe Erwerbsorientierung von Alleinerziehenden festzustellen. Im Bereich des SGB II nehmen diese Mütter häufiger eine Beschäftigung auf und suchen auch häufiger nach Arbeit als solche mit einem Partner im Haushalt. Eine Erwerbstätigkeit ist ein fester Bestandteil ihres Lebensentwurfs. Die Erwerbsziele können jedoch vor dem Hintergrund von strukturellen Einschränkungen wie einer oft unzureichenden Infrastruktur für die Kinderbetreuung und einer begrenzten Arbeitsnachfrage als auch einer oftmals noch erforderlichen Konsolidierung der privaten Lebensverhältnisse nicht immer im gewünschten Umfang realisiert werden. Bei den ausgeübten Beschäftigungsformen handelt es sich am häufigsten um Minijobs. Diese tragen eher selten - bei alleinerziehenden noch weniger als bei gemeinsam erziehenden Müttern - dazu bei, den Leistungsbezug zu beenden. Neben formaler Qualifikation und Berufserfahrung beeinflussen die Anzahl und auch das Alter der Kinder maßgeblich die Erwerbschancen. Ein bedarfsgerechtes Kinderbetreuungsangebot, bedarfsgerechte Unterstützung der Arbeitsmarktintegration wie auch eine familienkompatible Arbeitswelt sind wesentliche Voraussetzungen für die Aufnahme einer Beschäftigung, für die Ausweitung der Arbeitszeit, wie auch für die Teilnahme an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik. ; From a social policy perspective, single parents - for the most part single mothers - are an important target group. Being solely in charge of both providing for the family´s livelihood as well as parental care, the extent to which they can be gainfully employed is often restricted. Their financial situation is often precarious, which is reflected by a four times higher welfare benefit rate of single parent households compared to average households. Based on recent research, the report at hand examines employment and living conditions of single mothers, in particular of recipients of unemployment benefit II (Arbeitslosengeld II). Focusing on this group of single mothers receiving basic income support for needy jobseekers, their labor market participation, work motivation as well as factors associated with the duration of benefit receipt is of paramount interest. Overall results indicate a high labor market orientation of single mothers. Compared to partnered mothers dependent on welfare, single mothers more frequently seek for a job and take up employment. Being employed is an essential aspect of their personal conception of life. Due to various factors though, like a shortage of childcare services, limited demand for labor, or a need to stabilize the family´s living conditions, occupational aspirations often cannot be realized. Single mothers most frequently take up marginal jobs, which rarely - even less so compared to partnered mothers - enable them to exit welfare. Besides occupational qualification and expe-rience, the number and age of children significantly impact employment prospects. Adequate childcare services, support of labor market integration as well as family-compatible working conditions are important prerequisites for taking up work, in-creasing working hours as well as participating in active labor market programs.
Der Beitrag gibt einen - nicht an statistischer Repräsentativität sondern an exemplarischen Einzelfällen orientierten - empirischen Einblick in den Beziehungsalltag und in die Geldarrangements von Doppelverdienerpaaren, um die private Ordnung des Geldes in intimen Paarbeziehungen aus Sicht der Lebenspartner zu rekonstruieren. An Doppelverdienern lässt sich exemplifizieren, ob das eigene weibliche Einkommen zu einer anderen Ordnung des Geldes jenseits des männlichen Ernährermodells führt. Es wird untersucht, auf welche Alltagswirklichkeiten von intimen Paargemeinschaften institutionelle Rahmenbedingungen, die der Geschlechterlogik des bürgerlichen Ehe- und Familienmodells folgen, derzeit treffen und welche Folgen sich hieraus für eine an den Lebenswirklichkeiten heutiger Paare orientierte Gestaltung dieser Rahmenbedingungen ergeben. Es zeigt sich, dass die gelebte Alltagswirklichkeit der Akteure nicht mehr durch die entlang der Geschlechtergrenze institutionell sichergestellte Gegensätzlichkeit von Geld und Liebe im männlichen Ernährermodell gerahmt wird. Die Fallbeispiele zeigen, dass gegenwärtige Paarbeziehungen weniger durch ein subsidiär interpretiertes 'Recht auf (wechselseitige) Unterstützung' zusammengehalten werden, sondern für die Vergemeinschaftung der Lebenspartner tendenziell 'eigenes Geld' beider Partner voraussetzen. Diese Ergebnisse stellen das Konzept der Bedarfsgmeinschaft, dem eine Subsidaritätsideologie zugrunde liegt, infrage. Eine auf die Stabilisierung von intimen Zweierbeziehungen angelegte Sozialpolitik müsste sich nach Ansicht der Autoren am Prinzip eines 'Rechts auf eigenes Geld' ausrichten. (IAB)
Der Beitrag gibt einen - nicht an statistischer Repräsentativität sondern an exemplarischen Einzelfällen orientierten - empirischen Einblick in den Beziehungsalltag und in die Geldarrangements von Doppelverdienerpaaren, um die private Ordnung des Geldes in intimen Paarbeziehungen aus Sicht der Lebenspartner zu rekonstruieren. An Doppelverdienern lässt sich exemplifizieren, ob das eigene weibliche Einkommen zu einer anderen Ordnung des Geldes jenseits des männlichen Ernährermodells führt. Es wird untersucht, auf welche Alltagswirklichkeiten von intimen Paargemeinschaften institutionelle Rahmenbedingungen, die der Geschlechterlogik des bürgerlichen Ehe- und Familienmodells folgen, derzeit treffen und welche Folgen sich hieraus für eine an den Lebenswirklichkeiten heutiger Paare orientierte Gestaltung dieser Rahmenbedingungen ergeben. Es zeigt sich, dass die gelebte Alltagswirklichkeit der Akteure nicht mehr durch die entlang der Geschlechtergrenze institutionell sichergestellte Gegensätzlichkeit von Geld und Liebe im männlichen Ernährermodell gerahmt wird. Die Fallbeispiele zeigen, dass gegenwärtige Paarbeziehungen weniger durch ein subsidiär interpretiertes 'Recht auf (wechselseitige) Unterstützung' zusammengehalten werden, sondern für die Vergemeinschaftung der Lebenspartner tendenziell 'eigenes Geld' beider Partner voraussetzen. Diese Ergebnisse stellen das Konzept der Bedarfsgmeinschaft, dem eine Subsidaritätsideologie zugrundeliegt, infrage. Eine auf die Stabilisierung von intimen Zweierbeziehungen angelegte Sozialpolitik müsste sich nach Ansicht der Autoren am Prinzip eines 'Rechts auf eigenes Geld' ausrichten. (IAB)
Der vorliegende Beitrag gibt einen Einblick in die (bis Herbst 2002 laufende) Projektarbeit. Gezeigt wird, wie entlang einer auszuweisenden theoretisch-methodologischen Orientierung an dem Programmkonzept durch die Kombination verschiedener methodischer Zugriffe das Problem einer Wirkungsanalyse zur Evaluation solcher Programme bearbeitet werden kann. Dazu erfolgt im ersten Teil nach einer kursorischen Diskussion des Toleranzbegriffs und der damit verbundenen aktuellen gesellschaftlichen Problematik eine kurze Vorstellung des zu evaluierenden Programms "Achtung und Toleranz", beides zusammengenommen die Grundlage für die Darstellung des darauf bezogenen multimethodischen Evaluationskonzepts. Im Anschluss daran werden in einem zweiten Teil erste ausgewählte empirische Ergebnisse aus dem laufenden Evaluationsprojekt vorgestellt, die demonstrieren, wie es möglich ist, mittels der unterschiedlichen eingesetzten Verfahren im Sinne einer "Tiefenbohrung" zu unterschiedlichen Wirkungsebenen solcher Programme vorzudringen und damit die verschiedenen Wirklichkeiten von Effekten zu diskutieren. (ICA2)
Der vorliegende Beitrag gibt einen Einblick in die (bis Herbst 2002 laufende) Projektarbeit. Gezeigt wird, wie entlang einer auszuweisenden theoretisch-methodologischen Orientierung an dem Programmkonzept durch die Kombination verschiedener methodischer Zugriffe das Problem einer Wirkungsanalyse zur Evaluation solcher Programme bearbeitet werden kann. Dazu erfolgt im ersten Teil nach einer kursorischen Diskussion des Toleranzbegriffs und der damit verbundenen aktuellen gesellschaftlichen Problematik eine kurze Vorstellung des zu evaluierenden Programms "Achtung und Toleranz", beides zusammengenommen die Grundlage für die Darstellung des darauf bezogenen multimethodischen Evaluationskonzepts. Im Anschluss daran werden in einem zweiten Teil erste ausgewählte empirische Ergebnisse aus dem laufenden Evaluationsprojekt vorgestellt, die demonstrieren, wie es möglich ist, mittels der unterschiedlichen eingesetzten Verfahren im Sinne einer "Tiefenbohrung" zu unterschiedlichen Wirkungsebenen solcher Programme vorzudringen und damit die verschiedenen Wirklichkeiten von Effekten zu diskutieren. (ICA2). Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 200 bis 2002.