Möglichkeiten für Sozialwissenschaften in der Technologiepolitik
In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Band 12, Heft 4, S. 438-451
Das Hauptanliegen dieses Beitrags ist eher die soziale Kontrolle der Technik und weniger die soziale Kontrolle durch die Technik. So darf Sozialforschung auf dem Gebiet der technischen Entwicklung sich nicht nur auf die sozialen Folgen konzentrieren. Sie hat sich ebenso mit dem komplexeren Problem der Wirkungen von ökonomischen, politischen und kulturellen Bedingungen des sozialen Systems auf Technik zu beschäftigen. Zudem ist zu beachten, daß heutzutage die Wissenschaft selbst - ebenso wie die Technik - zu einem Gegenstand der Kritik geworden ist. Und tatsächlich zeigen die öffentliche Meinung und die zunehmend kontroverse Selbsteinschätzung von Wissenschaftlern ernst zu nehmende Änderungen der Stellung der Wissenschaft und der Technik in der Gesellschaft. Unter diesen Umständen wurden neue Instrumente nötig, um den Rahmen von hochspezialisierter Technik und von industriellen Großprojekten innerhalb einer zukunftsorientierten Technologiepolitik mit enger Verbindung zur Sozialpolitik zu definieren. In diesem Sinne wird Technikbewertung und -folgenabschätzung (TA) empfohlen als eine Methodologie für Forschungsprogramme zur Entscheidungsunterstützung unter Einschluß von Akteuren aus entsprechenden verschiedenen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Gruppen. Die Diskussion des gesamten "nationalen TA-Systems" ist in vier Abschnitte gegliedert: Die Auswahl der TA-Probleme und die Ziele von Forschungsprojekten; der analytische - d.h. vorwiegend wissenschaftliche - Teil von TA; der Prozeß der Entscheidungsfindung sowie das Kontrollsystem. Schließlich wird ein kurzer Ausblick auf die multidisziplinären Methoden gegeben, welche für die Forschung geeignet sind, um die Technikbewertung voranzutreiben. (OHÜbers)