Ein halber Held: mein Vater und das Vergessen
Bewegend, fast literarisch und oft auch komisch dokumentiert Andreas Wenderoth das Leben seines demenzkranken Vaters: eine sehr persönliche Art des Abschiednehmens, zugleich auch eine Liebeserklärung an den Kranken. Mit 87 Jahren wird dem ehemaligen Journalisten beim RIAS Berlin, Horst Wenderoth, und seiner Familie endgültig bewusst, dass er sich "im Kriegszustand mit sich selbst" befindet. Sohn Andreas, selbst Journalist, hat den Demenzkranken ein knappes Jahr lang mehrmals wöchentlich besucht und mit ihm den Alltag geteilt. Daraus ist ein Buch entstanden: eine sehr persönliche Art des Abschiednehmens vom Vater, zugleich auch eine Liebeserklärung an ihn. So schmerzlich der Verfallsprozess auch ist, so intensiv erlebt der Sohn auch Momente des Glücks und der geteilten Heiterkeit. Denn anders als bei Alzheimer ist sich der Kranke mit "vaskulärer Demenz" viel länger seines Zustands bewusst. So reflektiert er lange Zeit noch den eigenen geistigen Verfall mit einem Schuss Selbstironie: "Entschuldige mich bitte für meine Inhaltslosigkeit, aber ich bin nur noch ein halber Held". Ein subtiler, fast literarischer und oft auch komischer Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt von Menschen mit Demenz. Mehrfach ausgezeichnet. Gleichrangig mit A. Geiger (ID-A 51/10), D. Sieveking (ID-A 8/13), B. Spinnen (ID-A 16/16). (1)