In: L' homme: European review of feminist history : revue europénne d'histoire féministe : europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft, Band 21, Heft 1
Das Ziel des Themenheftes ist es, den Konsum als Gegenstand und Mittel politischer Kommunikation zu untersuchen und dadurch Grenzziehungen und -verschiebungen zwischen den gesellschaftlichen Handlungsfeldern des Konsums und des Politischen in Ost- und Westeuropa seit der Frühen Neuzeit vergleichend zu beleuchten. Die versammelten Beiträge setzen einen umfassenden Konsumbegriff voraus, welcher den Verbrauch an Lebensmitteln und Waren aller Art ebenso einbezieht wie die Freizeitgestaltung, die Nutzung kommunaler Leistungen, z. B. im Bereich Wohnen, Infrastruktur und Gesundheit oder die Inanspruchnahme öffentlicher Transferleistungen. Damit werden die Quantität und Qualität der Konsumangebote zu relativen, historisierbaren und dekonstruierbaren Größen, die nicht auf die Konsumgesellschaften westlich-neuzeitlicher Provenienz festgelegt sind. Zugleich rücken kulturelle Aneignungen, Konsumpraktiken der Akteure sowie kommunikative Aushandlungsprozesse in den Blick. Von Interesse ist die interpersonale und besonders die medial vermittelte Kommunikation über Konsum. Damit werden schriftliche und bildliche Kommunikationsweisen betrachtet, welche Bürger, politische Systeme und gesellschaftliche Ordnungen in Beziehung setzten. Diese soziokulturellen Aushandlungen um Versorgungsregime sind nicht von der seit der Frühen Neuzeit entstehenden massenmedialen Öffentlichkeit zu trennen. (ICI2)
Im sozialistischen Osteuropa rückte ab den 1950er-Jahren mit der allmählichen Abkehr von utopischen Zielvorgaben für die nahe Zukunft die gegenwartsbezogene Konsolidierung der politischen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse ins Zentrum politischen Handelns. Diese Phase des »entwickelten Sozialismus« gehört zu den dynamischsten Feldern der Osteuropaforschung. Sie löst sich zunehmend von Denkmustern des Kalten Krieges und nimmt vermehrt Fragen nach einem gemeinsamen oder geteilten Erbe postsozialistischer Gesellschaften und nach Ähnlichkeiten zwischen Ost- und Westeuropa in den Fokus. Die vorliegenden Beiträge setzen hier an und untersuchen in den Bereichen Arbeit, Konsum und Öffentlichkeit die Funktionsweise sozialistischer Gesellschaften. Dabei werfen sie die Frage nach der Erklärungskraft und Reichweite des Analysekonzepts »Sozialismus« auf: Reicht der Verweis auf die sozialistische Gesellschaftsordnung aus, um die beschriebenen Entwicklungen zu verstehen und zu erklären? / »›Mature Socialism‹ in Eastern Europe: Work, Consumption, and Public Space« -- Since the 1950s, actual political and social issues shaped the political agenda in socialist Eastern Europe. The present volume addresses issues of shared experience within East European societies and converging developments in East and West. By focussing on such realms as work, consumption, and public space, the contributions seek to explain socialist societies' functioning and to address analytical potentials of »Socialism« as a concept
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Die neue Politikgeschichte hat die enge Definition von "Politik" hinter sich gelassen. Die Autorinnen und Autoren des Bandes verstehen das Politische als einen dynamischen Kommunikationsraum, dessen Grenzen und Inhalte beständig ausgehandelt werden - durchverbale, symbolische und teils auch gewalthafte Kommunikation. Diese Grenzziehungen und Kommunikationsformen werden an ausgewählten Beispielen dargestellt, um schließlich die Frage zu beantworten, was auf der Agenda einer künftigen historischenPolitikforschung stehen sollte. Biographische InformationenWillibald Steinmetz ist Professor für mod.