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"In Afghanistan the 'women's question' has always been of great significance for state-building and anti-state resistance. By using gender policies and regulating family laws, the state has attempted to intervene into familial, tribal and religious communities and to impose state control and hegemony over the society. Local communities have, however, defended their autonomy from the state, as well as their control over 'their women'. In modified forms, the structural contradictions of the past are affecting and shaping gender politics in the 'new Afghanistan'. The externally dependent and internally fractioned Afghani state, which lacks legitimacy and capacity, is being confronted by strong social and political forces that use the 'women's question' as a powerful symbol for upholding and legitimising resistance to central government. Consequently, today's Afghan women are striving for empowerment in a complex legal setting, which sees the interaction of formal and informal, global and local, gender norms." (author's abstract)

"Frauenrechte sind heute im Kontext widerstreitender Rechtssysteme gesellschaftlich und machtpolitisch umkämpft. Für die meisten Frauen stehen sie nur auf dem Papier. Sie sind existenziell auf die patriarchalen Gemeinschaften angewiesen." (Autorenreferat)

"Angesichts sozialer Restriktionen und politischer Repression verabschieden sich in Iran zahlreiche junge Menschen in die innere oder äußere Emigration oder rebellieren durch nonkonformes Alltagsverhalten. Gleichwohl vermag das Regime viele von ihnen ideologisch und materiell an sich zu binden." (Autorenreferat)

Die Verfasserin setzt sich zunächst auf theoretischer Ebene mit der Frauenfrage im Spannungsfeld von Staat und Gemeinschaften auseinander. Sie weist dann auf die Bedeutung der Frauenfrage im historischen Staatsbildungsprozess hin und diskutiert die komplexe Beziehung von Gender und Macht im Irak nach dem Sturz Saddam Husseins. Nach dem Einmarsch der USA, so die Verfasserin, hat sich die Lage der Frauen nicht verbessert, in mancher Hinsicht sogar verschlechtert. Dies ist hauptsächlich darauf zurück zu führen, dass die USA in ihrem Bemühen um eine Aufrechterhaltung der politischen Kontrolle und im Rahmen ihres "nation building"-Projektes eine traditionalistische und kommunalistische Gesellschaftsordnung förderten. Neben einer allgemeinen Islamisierung des Legitimationsdiskurses des irakischen Widerstands haben die Auflösung des irakischen Staatsapparates, eine neoliberale Wirtschaftspolitik und die Einführung des islamischen Rechts in die Verfassung zur Verschlechterung der Situation der Frauen im Irak beigetragen. (ICE2)

Eine sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit den islamistischen Bewegungen und den Geschlechterverhältnissen im Orient sollte sich nach Meinung der Autorin von der Einschließung der Region in ein imaginiertes religiös-kulturelles Ghetto und eine damit einher gehende Aussperrung aus der Geschichte verabschieden und die Region gleichsam "normalisieren". Dies bedeutet die Anwendung soziostruktureller Kategorien auf die dortigen politischen Geschlechterverhältnisse und die Wahrnehmung von "Islam" und "Kultur" als historisch und sozial vermittelte Bestimmungsfaktoren. Die Autorin analysiert vor diesem Hintergrund die konstitutive Bedeutung der Geschlechterordnung für die islamistischen Bewegungen in den letzten 30 Jahren. Am Beispiel Irak zeigt sie auf, wie es islamistischen Bewegungen und Parteien unter den Bedingungen von gesellschaftlicher Desintegration und Bürgerkrieg gelingt, eine bis vor kurzem weithin säkular orientierte Gesellschaft "moralpolitisch" zu unterwerfen und die Rechte und Handlungsspielräume von Frauen zu minimieren. Die Autorin versucht, die Anziehungskraft der islamistischen Bewegungen auf Frauen zu erklären und die widersprüchlichen Auswirkungen islamistischer Geschlechterpolitik auf die Stellung der Frauen zu beleuchten. Im Sinne einer theoretischen Verortung ihrer Ausführungen skizziert sie vorab einige allgemeine Überlegungen zur strukturellen Bedeutung der Geschlechterordnung im Orient im Spannungsfeld von Globalisierung und identitätspolitischer Fragmentierung von Staat und Gemeinschaften. (ICI2)

Der Krieg gegen das Afghanistan der Taliban wurde vom Westen weithin als Mission zur Befreiung der afghanischen Frauen legitimiert. Die Autorin zeigt, dass die geschlechterpolitischen Maßnahmen der Regierung Karsai demgegenüber auf Gegenkräfte stoßen, die die Kontrolle über "ihre Frauen" vehement verteidigen.So wurden mittlerweile koedukative Schulklassen verboten, und im November 2003 wurde ein Gesetz aus den 1970er Jahren reinstalliert, das verheirateten Frauen den Besuch der höheren Schule verbietet. Auch das aus der Taliban-Zeit berüchtigte Ministerium "Zur Förderung der Tugend und zur Verhinderung des Lasters" wurde als "Ministerium für Religiöse Angelegenheiten" wiederbelebt. Angestellte des Ministeriums sprechen Frauen auf der Straße an und fordern sie auf, sich "korrekt" zu kleiden, d.h. Kopftuch und dunkle lange Mäntel oder Röcke zu tragen, die Handgelenke und Knöchel zu bedecken und die Form des Körpers nicht zu zeigen. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass in der segmentär differenzierten Gesellschaft Afghanistans zentral verordneten Reformen enge Grenzen gesetzt sind. (ICA2)