Globalisierungskritik und Weltkultur
In: Die Globalisierung und ihre Kritik(er), S. 75-93
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In: Die Globalisierung und ihre Kritik(er), S. 75-93
In: Soziopolis: Gesellschaft beobachten
In: Edition zweite Moderne
Verlagsinformationen: Jedermann in der Politik und am Intellektuellenstammtisch redet seit Jahren über Weltkultur. Die Arbeiten jenes Soziologen, der die diesem Begriff möglicherweise entsprechende Radikalität am genauesten untersucht hat, sind im deutschsprachigen Raum jedoch beinahe unbekannt und bisher nicht übersetzt. Der vorliegende Band versammelt zum ersten Mal die wichtigsten Arbeiten von John W. Meyer. Trotz nationaler Grenzen und kultureller Unterschiede ist auf der globalen Ebene eine erstaunliche Gleichförmigkeit der Konzepte von Staatlichkeit, Organisation und Individualität zu beobachten. Wie läßt sich dieses Phänomen erklären? Für John W. Meyer stellt die sich entwickelnde Weltgesellschaft allgemeine Handlungsmodelle zur Verfügung, wie sich Staaten, Organisationen und Individuen als zentrale Akteure der Moderne zu verhalten haben, um gesellschaftliche Anerkennung zu finden. Die Modelle sind ebenso wie die Weltgesellschaft selbst in der Kultur der Moderne begründet. Ihre Genese, Strukturmerk male und Folgen werden theoretisch hergeleitet und empirisch an unterschiedlichen Beispielen (Staatsaufgaben, Bildung, Umweltschutz) aufgezeigt. Damit stellen John W. Meyers Thesen einen originellen Beitrag zur gegenwärtigen Globalisierungsdiskussion dar, der sich von ökonomischen Verengungen und der Vorstellung eines grundlegenden Kulturkonflikts gleichermaßen abgrenzt.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2839-2849
"Bourdieu vertritt die 'linke' Auffassung vom Wohlfahrtsstaat als Verteidigung der Autonomie der Politik gegenüber der Wirtschaft und ihrem neoliberalen Expansionismus, Luhmann die 'rechte' Auffassung vom Wohlfahrtsstaat als Überdehnung der Zuständigkeit der Politik und Eingriff in die Autonomie anderer Bereiche. Dieser Unterschied in den politiknahen und common-sense-nahen Auffassungen soll auf tieferliegende Theoriestrukturen zurückgeführt werden. Bei Bourdieu spielt hier die grundsätzlich asymmetrische Anlage seiner Theorie eine Rolle, die der Wirtschaft sowohl analytisch als auch real einen Primat zuweist. Die anderen Bereiche der Gesellschaft können dann eine relative Autonomie gewinnen durch Absetzung von der dominierenden Logik der Wirtschaft. Jedoch kann Bourdieu von dieser Theorieanlage aus keinen Sinn für die Autonomie der Wirtschaft mehr haben, und deshalb sieht er den Wohlfahrtsstaat ausschließlich als Autonomieverteidigung (der Politik) und nicht etwa als Autonomieeinschränkung (etwa der Wirtschaft). Luhmanns Theorie enthält nun nicht etwa eine umgekehrte Asymmetrie (etwa mit einem Primat der Politik). Vielmehr legt Luhmann Wert auf Symmetrie und auf die Aussage, dass keinem Teilbereich der modernen Gesellschaft eine Zentralstellung zukommt. Gerade dieses Bemühen um Symmetrie hindert Luhmann aber daran, eine systemtheoretisch eigentlich nahe liegende und weniger politiknahe Deutungsmöglichkeit zu wählen: Der Wohlfahrtsstaat schützt andere Bereiche (Bildung, Wissenschaft, Gesundheit etc.) vor einer Punkt-zu-Punkt-Kopplung an Wirtschaft, indem er Bildungs-, Wissenschafts-, Gesundheitsleistungen von der Notwendigkeit unmittelbarer, punktueller Zahlungen entlastet und die für diese Leistungen nötigen Zahlungen auf eine höhere Generalisierungsebene hebt. Weil diese Interpretation dem Staat bzw. der Politik eine gewisse Zentralstellung in der Gesellschaft gibt, kann Luhmann sie gerade wegen seines Bemühens um Symmetrie nicht wählen und verfällt stattdessen in die theoretisch weniger anspruchsvolle, politisch 'rechte' Auffassung des Wohlfahrtsstaates." (Autorenreferat)