In Abgrenzung zu traditionellen Kulturimperialismus-Konzepten sowie der kulturellen Konvergenztheorie rückt der Beitrag die Ambivalenzen der Globalisierung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Die Globalisierung führt keineswegs zu einer unilinearen Integration gesellschaftlicher Funktionssysteme. Im Gegenteil: Globalisierungsprozesse verlaufen asymmetrisch und widersprüchlich; kulturelle Konflikte stellen eher die Regel als die Ausnahme dar. Daher wächst die Relevanz der transkulturellen Kommunikationsforschung. In dem Beitrag analysiert der Autor das komplexe Beziehungsquadrat der transkulturellen Krisenkommunikation, dessen Analyse die politischen, ökonomischen und kulturellen Konsequenzen der Globalisierung transparenter macht. (RG)
Ausgehend von der Berichterstattung über den Golfkrieg wird die Frage behandelt, inwieweit Journalismus und Krisenjournalismus im besonderen zur Selbstbeobachtung fähig ist, unter welchen Strukturen journalistische Selbstreflexion erfolgt und welche Konzepte (z.B. Kommerzialisierung) sie behindern oder beeinflussen. "Selbstbeobachtungen und damit mögliche Reflexionen von Journalisten über Journalismus erfüllen Leistungen für die Stabilisierung oder Transformation des Journalismus." Journalistische Selbstreflexion wird dahingehend charakterisiert, daß Journalismus sich beobachtet, "ohne über hinreichende Fähigkeiten zur Reflexion zu verfügen." Die Schlußfolgerungen werden in vier Punkten zusammengefaßt. "1. Der Journalismus beobachtet sich eher individuell als strukturell. 2. Der Journalismus verfügt über eine geringe strukturelle Resistenz gegenüber der wachsenden Kommerzialisierung der Medienkommunikation. 3. Die Selbstbeobachtung des Journalismus dient deshalb primär der Legitimation dysfunktionaler Leistungen. ... 4. Journalistische Selbstreflexionen sind heterogen und keineswegs widerspruchsfrei, was ihre reflexive Nutzung zur Steuerung systeminterner Operationen gravierend erschwert." (UN)
Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Globalisierung geht es in der Diskussion um "Kultur und Kommunikation" nicht mehr nur um internationale oder interkulturelle Fragen, da kulturelle Differenzen und kulturelle Konflikte durch Gesellschaften und Staaten hindurchgehen. Neben der internationalen und interkulturellen Perspektive ist eine neue Orientierung der Auseinandersetzung notwendig - die transkulturelle Perspektive. Vor diesem Hintergrund wird in dem einleitenden Beitrag eine Begriffsbestimmung zur "transkulturellen Kommunikation" ausgehend von Gerhard Maletzkes Aufsatz "Interkulturelle Kommunikation und Publizistikwissenschaft" aus dem Jahre 1966, und der Begriffserläuterungen der "transkulturellen Kommunikation" von Wolfgang Welsch und Stuart Hall vorgenommen. In diesem Diskussionsrahmen kann auch die Entwicklung der transkulturellen Perspektive in der deutschsprachigen Medien- und Kommunikationswissenschaft gesehen werden. Hier kristallisiert sich heraus, dass eine durch verschiedenste Kommunikationstechnologien vernetzte Welt die Vorstellung von separierten und autonomen Kulturen als irreal ausweist. "Entsprechend greifen die eindimensionalen Ansätze der internationalen und interkulturellen Kommunikationsforschung zu kurz: Dependenztheorie, Kultur- oder Medienimperialismusansatz begreifen Kulturen als geschlossene Zusammenhänge, auf die global übertragene Medieninhalte 'wirken', worauf die jeweiligen Kulturen wiederum 'reagieren'." Eine kulturtheoretisch begründete, transkulturelle Medienforschung lenkt die Aufmerksamkeit auf die Transformationsprozesse und versteht die Beziehung zwischen Kultur bzw. Individuum und der Kulturindustrie als Interaktionsprozess und kulturellen Wandel. Kulturen werden als mediatisiert, multiethnisch und stark differenziert nach Milieus, Lebensformen und Lebensstilen begriffen, die über Lokalitäten hinweg bestehen. (RG)
Die Beschreibung des politischen Journalismus hat sich grundlegend gewandelt von einer eher individuumszentrierten zu einer vermehrt systemischen Sichtweise. Die neuere empirische Journalismusforschung wird ausgewertet. Dabei werden u.a. Befragungsergebnisse von 1992/93 und 1994 wiedergegeben. Auf dieser Grundlage wird ein differenziertes Bild gezeichnet von den Rollenselbstverständnissen, politischen Einstellungen und der konkreten Arbeit politischer Journalisten in der Bundesrepublik Deutschland. Es zeigt sich, dass die Ökonomisierung des Journalismus, der Zwang zur Befriedigung individualistischer Bedürfnisse und Ansprüche, die neuartigen Präsentationsformate und die medienspezifischen Rationalisierungen nur begrenzt Raum lassen für einen kontrollierenden Journalismus im Sinne einer "vierten Gewalt". (BB)