Kritische Theorie und solidarische Ökonomie: Von den Frankfurter Schulen zu den Epistemologien des Südens
In: Forschungsjournal Soziale Bewegungen: Analysen zu Demokratie und Zivilgesellschaft, Band 29, Heft 3, S. 203-217
ISSN: 2365-9890
Abstract
Im Laufe der Zeit löste sich der Zweifel der kritischen Theorie am Sinn von Empowerment und Widerstand als einer blo ßen Illusion, die nur dazu führe, das existierende System zu akzeptieren, auf. Die ursprüngliche Beurteilung der sozialen und solidarischen Ökonomie seitens der kritischen Theorie stimmte paradoxerweise mit der reaktionären Rhetorik überein, die jeden Wunsch nach Veränderung als vergeblich ansieht. Die zweite Frankfurter Schule versuchte diese Sackgasse zu vermeiden, indem sie sich nicht mehr vor allem auf die Analyse von Herrschaft konzentrierte, sondern den Spannungen zwischen Kapitalismus und Demokratie mehr Aufmerksamkeit widmete. Obwohl diese Konzeptionalisierung Neuerungen bringt, löst sie sich nicht komplett von der klassischen kritischen Theorie. Es ist daher zentral, auf eine öffentliche Soziologie zuzusteuern und dabei die Perspektiven und Epistemologien des Südens aufzugreifen. Zusammen genommen können diese Ansätze zu einem Forschungsprogramm führen, das der kritischen Theorie eine Wendung gibt.
Along with time, critical theory went away from its original questioning the conditions of empowerment, confusing any resistance with an illusion leading to accept the existing system. The example of social and solidarity economy shows that the approach, which aims to be critical, is paradoxically close to the reactionary rhetoric of the futility of any wish of change. The second school of Frankfurt tries to avoid this deadlock dealing with tensions between capitalism and democracy more than concentrating on domination. Nevertheless, its conceptualizations, even if bringing renewal, are not totally emancipated from classic critical theory. Thus, it is important to head toward a public sociology and to address epistemologies from the south, committed to a hermeneutics of absences and emergences. If aggregated, these approaches can contribute to draw a research program providing a turn of the critical theory.