Über das Konzept der Civil Association: Ein Dialog zwischen Chantal Mouffe und Michael Oakeshott
In: Zeitschrift für Politikwissenschaft: ZPol = Journal of political science, Band 25, Heft 4, S. 439-468
ISSN: 2366-2638
"In ihrer politischen Theorie sucht Chantal Mouffe eine Antwort auf die Frage, wie politische Gemeinschaft angesichts eines unaufhebbaren gesellschaftlichen Pluralismus und den damit verbundenen Konflikten sowie der Forderung individueller, durch persönliche Rechte garantierter Freiheit überhaupt möglich ist. Bei ihrer Suche stößt sie in den frühen 1990er Jahren auf Michael Oakeshott und dessen Konzept der civil association. Mouffe greift dieses Konzept einerseits als überzeugende Antwort auf ihre Frage auf, kritisiert es aber andererseits, weil sie es für ein konservatives Konzept hält, in dem namentlich die für Politik konstitutive Bedeutung von Konflikt und Kampf nicht angemessen berücksichtigt werde. Der vorliegende Beitrag rekonstruiert zunächst Mouffes Auseinandersetzung mit Oakeshott, stellt sodann Oakeshotts Überlegungen ausführlicher dar und bringt beide Ansätze miteinander ins Gespräch. Dabei wird im Ausgang von Mouffes Kritik an Oakeshott verfolgt, ob nicht Oakeshotts Sichtweise auf die politischen Bedingungen der Möglichkeit auskömmlichen Zusammenlebens Schwachpunkte in Mouffes Argumentation offenbart. Aus Oakeshotts Perspektive erweist sich die konstitutive Rolle, die nach Mouffe Konflikt und Kampf für Politik spielen, als letztlich fragwürdig. So mag Oakeshotts civil association tatsächlich, wie Mouffe 1993 selbst feststellte, die Frage nach der Gemeinschaft vor dem Konflikt beantworten." (Autorenreferat)