Der Beitrag unternimmt eine Analyse des Einflusses der Politikdarstellung der Massenmedien auf die Rezipientenurteile über Politik. Zwischen März 1998 und Mai 2001 wurde eine sechswellige telefonische Panelbefragung von wahlberechtigten Mainzer Bürgern durchgeführt, an denen zwischen 450 und 506 Befragte teilnahmen. Gefragt wurde zu politischen Einstellungen, darunter der Demokratiezufriedenheit. Des Weiteren wurde die Nutzungshäufigkeit einzelner Fernsehnachrichtensendungen detailliert erhoben. Zur Ermittlung der Politikdarstellung wurde die Darstellung einzelner Politiker und Parteien - gemessen auf fünfstufigen Skalen - herangezogen. Es zeigt sich, dass die Politikdarstellung der Nachrichtensendungen von ARD ("Tagesthemen"), ZDF ("Heute-Journal"), RTL ("RTL-Aktuell") und SAT1 ("18:30"), kurzfristigen Schwankungen unterworfen war, wobei sich jedoch langfristige Trends erkennen lassen: An nahezu allen Zeitpunkten berichteten die "Tagesthemen" am negativsten, das "Heute-Journal" am positivsten über Politik. Die Nachrichtensendungen der Privatsender lagen jeweils dazwischen. Hier wird deutlich, dass unterschiedliche Selektionskriterien oder Darstellungsweisen der Redaktionen wirksam waren. Die Demokratiezufriedenheit nahm deutlich zu, was mit dem so genannten vier-Jahres-Hoch vor Bundestagswahlen zu erklären ist. An allen Zeitpunkten änderte aber ca. ein Drittel der Befragten seine Urteile über das Funktionieren der Demokratie. Fazit: Die Veränderung der Rezipientenurteile über Politik wird durch die Tendenz der individuell genutzten Politikdarstellung beeinflusst und negative Informationen wirken stärker als positive Informationen. Aber selbst positive Beiträge in den Massenmedien mobilisieren die Rezipienten nicht und negative Beiträge haben erst recht keine mobilisierende Wirkung. (RG)
Recently, several studies suggested that the amount of online search queries can be used as an indicator of the public agenda. Based on former research by the authors, this article discusses the role of public uncertainty as another factor influencing search queries. Therefore, the influence of media coverage on Wikipedia searches concerning two issues is compared: one issue with uncertainty (the Enterohaemorrhagic Escherichia coli [EHEC] epidemic), and one without uncertainty (unemployment). Analyses show much stronger correlations in the case of EHEC, which suggests that online search behavior may especially be used as an indicator of the public agenda in case public uncertainty exists.
Der Beitrag untersucht die Berichterstattung sechs regionaler Tageszeitungen über 25 Wahlkreiskandidaten in den letzten sechs Wochen vor der Bundestagswahl 2005 mithilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse. In einer vorgeschalteten Studie wurde die physische Attraktivität der 25 Kandidaten ermittelt. Die Analysen zeigen, dass die Zeitungen über attraktive Wahlkreiskandidaten deutlich häufiger und deutlich positiver berichtet haben als über unattraktive. Dies gilt auch dann, wenn man andere für die Berichterstattung relevante Kandidatenmerkmale (Parteizugehörigkeit, Rolle als Amtsinhaber oder Herausforderer usw.) kontrolliert. Die Befunde deuten darauf hin, dass Journalisten denselben Attraktivitätsstereotypen unterliegen wie andere Menschen. Dies hat jedoch vermutlich weitreichende Folgen, weil politische Kandidaten ihre Wahlchancen durch häufige und positive Berichterstattung erheblich verbessern. Die Ursachen und Konsequenzen der Befunde werden diskutiert.