Umgang mit Jugenddelinquenz
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 52, Heft 1, S. 132-141
ISSN: 0023-2653
Für den 24. Deutschen Jugendgerichtstag 1998, veranstaltet von der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e.V., erstellte das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN) eine Studie 'Ausgrenzung, Gewalt und Kriminalität im Leben junger Menschen — Kinder und Jugendliche als Opfer und Täter', die einen umfangreichen Literaturüberblick mit reichhaltigen eigenen Auswertungen verbindet. In ihrer Zusammenfassung nimmt sie geradezu den Charakter eines autoritativen Gutachtens für den Jugendgerichtstag an. Die Studie bezieht klare rechtspolitische Stellung: Jugenddelinquenz nimmt nach Häufigkeit und Deliktschwere ab, entgegengesetzte Beobachtungen beruhen auf statistischen Verzerreffekten. Die Politik der Entkriminalisierung von Jugenddelinquenz soll entsprechend unbeirrt fortgesetzt werden. Die Lektüre zeigt einen großen Reichtum an statistischem Material, und einen ebenso großen Reichtum an schweren, zum Teil unverzeihlichen methodischen Auswertungsfehlern. Zu mehreren Gelegenheiten werden möglicherweise unerwünschte Befunde explizit nicht mitgeteilt. Die Zusammenfassung der Studie für den eiligen Leser weicht erheblich vom Haupttext ab, was das Vertrauen in die wissenschaftliche Solidität der Untersuchung weiter untergräbt.