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"Gewaltkonflikte in vielen Teilen der Welt und ein verändertes Risiko- und Bedrohungsspektrum, augefällig beim Zusammenbruch Jugoslawiens, stellten die deutsche, europäische und internationale Politik nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation vor neue Herausforderungen. Nicht nur die Bundeswehr erhielt einen anderen Stellenwert, vor allem mussten neue zivile Fähigkeiten der Krisenbewältigung entwickelt und ausgebaut werden. Aus der Sicht des politischen Praktikers resümiert Winfried Nachtwei, sicherheitspolitischer Sprecher und außenpolitischer Koordinator der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in der rot-grünen Regierung, die bisherigen Erfahrungen der Terrorbekämpfung, Stabilisierung und Friedensförderung mit deutscher Beteiligung. Der Autor kommt dabei zu dem Schluss, dass die bisherigen Schritte notwendig und richtig, aber noch keineswegs ausreichend sind." (Autorenreferat)

Der Beitrag beschreibt die Entwicklung der Friedensbewegung bzw. die Friedens- und Sicherheitspolitik in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1980er Jahren, wobei die Aktivitäten bzw. Positionen der Bündnisgrünen im Mittelpunkt stehen. Nach einer einführenden Begriffsbestimmung des Pazifismus gliedern sich die weiteren Ausführungen in folgende Abschnitte: (1) die Ausgangspositionen der deutschen Friedensbewegung in den 1980er Jahren, (2) die neuen Herausforderungen ab dem Ende des Ost-West-Konfliktes 1989, (3) der Streit um die humanitär begründeten UN-Militäreinsätze im Balkankrieg mit deutscher Beteiligung, (4) die deutsche Außenpolitik im multilateralen Verbund als Mitglied von UNO, NATO, EU, OSZE usw. seit Beginn des 21. Jahrhunderts sowie (5) die Wandlung der Militärpolitik. Angesichts des Paradigmenwechsels kriegerischer Gewalt (weg von zwischenstaatlichen zu innerstaatlichen Kriegen) in den 1990er Jahren entbehrt ein pazifistisch motiviertes Wegschauen der internationalen Gemeinschaft jeglicher Rechtfertigung, und die Bündnisgrünen sehen sich gezwungen, ihr Verständnis zur Gewaltfreiheit neu zu überdenken. Dem unbedingten Vorrang der Gewaltprävention bleibt man zwar stets treu. Jedoch führen die parteiinternen Debatten zum Zugeständnis, dass zur Eindämmung, Beendigung und Verhütung illegitimer Gewalt rechtsstaatlich legitimierte und begrenzte Gewalt notwendig sein kann. (ICG2)