Zuflucht Europa: Oder wie die Suche nach europäischer Identität die Verständigung über Politik in Europa verstellt
In: Europäische Integration als Prozess von Angleichung und Differenzierung, S. 291-320
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In: Europäische Integration als Prozess von Angleichung und Differenzierung, S. 291-320
In: Prokla: Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Band 24, Heft 96, S. 378-399
ISSN: 2700-0311
In mehreren Schritten wird die Semantik kollektiver Identität mitsamt ihren politischen Implikationen historisch entwickelt. Die dabei diskutierten Autoren reichen von Carl Schmitts über Lukacs, Bloch bis Huxley, Freud und Maurice Halbwachs.
In: Prokla: Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Band 96, S. 378-399
ISSN: 0342-8176
In: Prokla: Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Band 20, Heft 80, S. 40-70
ISSN: 2700-0311
Im folgenden Beitrag wird die Geschichte der SED als Abfolge unterschiedlicher Generationenbiindnisse dargestellt. Dabei zeigt sich, daß sich die SED nur zu einem geringen Teil aus der Arbeiterklasse selbst rekrutiert und zum größeren Teil aus aufgestiegenen Mitgliedern, die ihre Prägung nicht zuletzt im Nationalsozialismus e1fuhren.
In: Der Marshall-Plan und die europäische Linke, S. 575-600
In dem Beitrag soll die Entwicklung der Arbeiterbewegung in Europa zwischen 1945 und 1949 geschildert und die Bedeutung des Marshall-Plans hierfür herausgearbeitet werden. Hierzu wurden die Einzelanalysen des Sammelbandes zusammenfassend herangezogen. Auf dieser Basis wurden die organisationsspezifischen Orientierungs- und Verhaltensmuster der Linken dargestellt. Dabei wird bei den Kommunisten die größte Einheitlichkeit festgestellt. Bis Mitte 1947 wurde von ihnen der antifaschistische Konsens aufrechterhalten und erst nach der sowjetischen Überreaktion auf den Marshall-Plan aufgegeben, wodurch sie in Isolation gerieten. Bei den Sozialdemokraten wird ein allgemeiner Wandel des Reformismus festgestellt. So wurden 1945 von ihnen Strukturreformen verlangt, während später nur mehr - beschleunigt durch den Marshall-Plan - Reformen in der Sozialpolitik gefordert wurden. Bezüglich der Gewerkschaften wird der Marshall-Plan als Katalysator des Zerfalls der einheitsgewerkschaftlichen Bewegung bezeichnet, gegen den sich die kommunistischen Gewerkschaften vergeblich wandten. Da die Ursachen für diese Entwicklungen bereits vor dem Marshall-Plan entstanden waren, wird der Marshall-Plan nicht als Auslöser, sondern als Verstärkungsmoment dieser Prozesse angesehen. (AR)
In: Prokla: Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Band 15, Heft 60, S. 105-124
ISSN: 2700-0311
Ein alter Klempner, 1900 in einer streng katholischen Arbeiterfamilie geboren, Metaller seit 1919, Gewerkschaftsfunktionär seit den 50er Jahren, seit 1928 und dann wieder seit seiner Pensionierung Ende der 60er Jahre Mitglied der KP, hat sein ganzes Leben in Kleinbetrieben der Metallbranche gearbeitet, im letzten 32 Jahre lang. Im Interview erinnert er sich auf die Frage, ob er in der »Blitzkriegsphase« an einen deutschen Sieg geglaubt habe, an die Hitlerrede, die den deutschen Angriff auf Polen bekanntgab, und erzählt: »Da hatte ich einen Kollegen, der war bei der SA, aber wir verstanden uns. Er wußte genau, daß ich frei eingestellt war. Und auf einmal hörten wir von dem Krieg. Der lebt aber auch heut nicht mehr: ist verunglückt, vom Dach gestürtzt. Da hörten wir, daß Krieg ist. 'Ja', sag' ich, 'Jupp' - Joseph hieß er, wir sagten Jupp, Abkürzung hier- 'ja, Jupp, der Krieg ist schon verloren', sagte ich zu dem SA-Mann. 'Mensch', sagt der, 'wie kannst Du sowas sagen!' 'Jupp', sag ich, 'wir werden uns nachdem wiedersprechen'. Nicht daß der mir was gemacht hätte oder so, das hat er nicht. Der kannte mich, wußte, daß ich ein guter Kollege war und alles, auch behilflich gern zu jemandem und so weiter.
In: "Wir kriegen jetzt andere Zeiten": auf der Suche nach der Erfahrung des Volkes in nachfaschistischen Ländern, S. 392-433
Der vorliegende Beitrag befaßt sich zusammenfassend mit methodologischen Erfahrungen aus der Arbeit am Projekt "Lebensgeschichte und Sozialkultur im Ruhrgebiet 1930-1960" (LUSIR). Zwei Aspekte der "Oral History", einer Forschungstechnik, die sich des Erinnerungsinterviews bedient, werden herausgegriffen: "Kritik des Erinnerungsinterviews" und "Intervention des Gedächtnisses in die historische Forschung". Die Abgrenzung des Interviews im Rahmen der "Oral History" gegenüber seinem Gebrauch in anderen Wissenschaftsdisziplinen (Soziologie, Psychologie) wirft weniger Probleme auf, als die Konstitution eines mit dem spezifischen Wissenschaftsverständnis des "Oral-History"-Forschers verbundenen Erkenntnismodells. Weniger die von Max Weber geprägte "verstehende Soziologie" als die Nähe zur Ethnologie und zur Ethnomethodologie scheint hier maßgebend zu sein. "Oral History" richtet die Aufmerksamkeit auf die Lebenspraxis des Volkes und leistet dadurch einen Beitrag zur "qualitativen Sozialgeschichte". (KF)
In: Gewerkschaftliche Monatshefte, Band 1983, Heft 4/5, S. 277-285
ISSN: 0016-9447
Niethammer geht von der Prämisse aus, daß in gesamtgesellschaftlichen Krisenzeiten die Stellung und gegebenenfalls - wie die Erfahrungen des Dritten Reiches zeigen - sogar die Existenz von Gewerkschaften in Frage gestellt werden. Niethammer fordert, aus der raschen Zerschlagung der Gewerkschaften im Dritten Reich Lehren für eine in Zukunft widerstandsfähigere Gewerkschaftspolitik zu ziehen. In vier Thesen legt der Autor dar, daß neben einem organisatorischen Rahmen auch immer ein Bewußtsein von der gesamtpolitischen Funktion der Gewerkschaften vorhanden sein müssen. Ein Rückzug auf die ausschließliche Verteidigung von Mitgliederinteressen erweise sich als schädlich. Die Gewerkschaften müßten sich zudem als zentrales Element ihrer Politik die Freiheit zum fundamentalen Widerspruch erhalten. Gewerkschaften haben nach Niethammer einen komplexen qualitativen Auftrag zur Sicherung der Arbeitsbedingungen und es sei gesellschaftspolitisch bedenklich, wenn sie diesen Auftrag lediglich als 'Tarifmaschinen' betrieben. Als letzte These fordert Niethammer die Arbeiter und ihre Organisationen dazu auf, gegen die gesellschaftliche Etablierung von Auslesetheorien anzukämpfen. (KF)
In: Erinnerungsarbeit: Geschichte und demokratische Identität in Deutschland, S. 55-70
Der Autor beschreibt die Schwierigkeiten, in der deutschen Geschichte "unbelastete" historische Daten festzustellen, an denen sich eine nationale Identität festmachen läßt. Grundlegend stellt er fest, daß der Faschismus die nationale Kontinuität abgebrochen und zerstört hat. Die Identifikationsprozesse verlaufen heute auf der Ebene kleiner Einheiten wie Regionen, Schichten und Geschlechtern. (TM)
In: Erinnerungsarbeit, S. 55-69
In: Gewerkschaftliche Monatshefte, Band 32, Heft 8, S. 446-462
ISSN: 0016-9447
Die Gewerkschaften sind heute in die Probleme der internationalen Arbeitsteilung in einer Weise verwickelt, die eine Versöhnung ihrer solidarischen und emanzipatorischen Grundwerte mit den unmittelbaren Wirtschaftsinteressen ihrer Mitglieder schwierig erscheinen läßt. Der Aufsatz charakterisiert die Phasen der Beziehung zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern und die Konzepte der Entwicklungspolitik - Kolonialismus, Übertragung industriestaatlicher Entwicklungsmodelle auf die ehemaligen Kolonien, "Dritte-Welt-Konzept" als Modell der politischen Verselbständigung der Entwicklungsländer. Seit Anfang der 70er Jahre steht das wachsende wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd im Mittelpunkt der entwicklungspolitischen Diskussion. Die Gewerkschaften sind von den Veränderungen im Verhältnis zwischen Nord und Süd direkt betroffen - etwa von der wachsenden Zahl der Wanderarbeiter, dem Entstehen der "Weltmarktfabriken" und der Konkurrenz der Billiglohnländer. Den meisten Vorschlägen zur Lösung des Nord-Süd-Konflikts liegt die Vorstellung einer weltweiten Sozialpolitik zugrunde. Für die Gewerkschaften birgt ein solches Weltmodell eine nicht akzeptable Rollenzuweisung. Modelldiskussionen, in denen die reichen Länder als Kolonisator, Modernisator und schließlich als Sozialtechnokrat auftreten, können die Orientierungskrise der Gewerkschaften im Nord-Süd-Konflikt nicht lösen. Der Autor schlägt vor, daß die Gewerkschaften in den Entwicklungsländern gewerkschaftliche und andere Partner ihrer Solidarbeziehungen suchen und einen weiter gefaßten Begriff vom "guten Leben" und der "Humanisierung der Arbeit" entwickeln, der sie aus der doppelten Defensive gegen das Kapital und die Konkurrenz der ärmeren Kollegen herausführt. (KA)
In: Aus der Geschichte lernen - die Zukunft gestalten: 30 Jahre DGB ; Protokoll der wissenschaftlichen Konferenz zur Geschichte der Gewerkschaften vom 12. und 13. Oktober 1979 in München, S. 224-234
Der Beitrag hat die politische Geschichte der Gewerkschaften im ersten Nachkriegsjahrzehnt zum Gegenstand. Dabei werden zunächst wesentliche Erkenntnisse gebündelt, die die Erforschung der Wiederanfänge der Gewerkschaften unter dem Besatzungsregime erbracht hat. Im Mittelpunkt steht die Frage: Welche Ursachen und Folgen hatte die in der Gründungsphase der Bundesrepublik unterschiedliche Haltung der Sozialdemokratie und der mehrheitlich sozialdemokratisch geführten Gewerkschaften? Im letzten Teil wird die gewerkschaftliche Rolle in der ersten Phase der Bundesrepublik behandelt. Die Ausführungen enden mit der Feststellung: Unbeschadet parteipolitischer Opposition hat die Entscheidung der Gewerkschaften der Westintegrationspolitik Adenauers erst jenen gesellschaftlichen Konsens verschafft, der sie trotz ihres Scheiterns in der EVG-Frage langfristig ohne wirksame Alternative ließ und den sozialen Sprengstoff aus der Oppositionspolitik nahm. (RW)
In: History workshop: a journal of socialist and feminist historians, Band 7, Heft 1, S. 176-186
ISSN: 1477-4569
In: Die Bundesrepublik Deutschland: Entstehung, Entwicklung, Struktur, S. 47-59
Nachdem Hitler dem deutschen Beamtemtum das Rückgrat gebrochen hatte, sei ihm von den Besatzungsmächten das Haupt abgeschlagen worden. Diese Einschätzung Arnold Brechts teilt der Autor in seiner Analyse der Chancen einer grundlegenden Neuordnung des öffentlichen Dienstes in der deutschen Nachkriegszeit. Die Gründe für das Scheitern der amerikanischen Reformziele sieht der Autor darin, daß auf deutscher Seite keine gleichgerichteten Partner gefunden werden konnten, daß die Ziele der Reformbemühungen spezifisch amerikanischen Traditionen entstammten und daß, drittens, die Ansätze zur Reform des Verwaltungsapparats bereits 1945/46 in Widerstreit zu anderen Zielen der Rekonstruktionspolitik in der US-Zone gerieten. (KA)
In: Gewerkschaftliche Politik: Reform aus Solidarität ; zum 60. Geburtstag von Heinz O. Vetter, S. 567-596
Der Autor stellt die Entwicklung und Funktion des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) dar. Die wirtschaftlichen Verflechtungen forderten und fordern den verstärkten Ausbau des EGB, der bislang noch eine schwerfällige Struktur aufweist und in der Öffentlichkeit unterrepräsentiert ist. Die Problematik, genaue Programmvorstellungen mit einer geeigneten Organisationsstruktur zu verbinden, ist noch ungelöst. Zielkonflikte bei der Programmerstellung bestehen in der Erarbeitung von Form und Perspektive gewerkschaftlicher Partizipation im Unternehmen und an der gesamtwirtschaftlichen Steuerung, in der Festlegung des politischen Handlungsraums der Gewerkschaften und in der Harmonisierung der sogenannten vertikalen Arbeitsteilung, der regionalen Differenzierung im Lebens- und Arbeitsniveau der Arbeiter und Angestellten. Um eine durchsetzungsfähige Interessenvertretung zu erreichen, müßten die politischen Funktionen der Gewerkschaften von der lokalen bis zur europäischen Ebene verstärkt werden. (HD)