Die Revolution in der DDR: eine strukturell-individualistische Erklärungsskizze
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 43, Heft 2, S. 291-301
ISSN: 0023-2653
Der Aufsatz liefert ein Erklärungsmodell für die Revolution in der DDR mittels eines strukturell-individualistischen Ansatzes. Es wird festgestellt, daß Ereignisse auf der Makroebene nicht unmittelbar andere Ereignisse auf dieser Ebene nach sich ziehen. "Vielmehr müssen dem strukturell-individualistischen Ansatz zufolge Einflüsse beachtet werden, die von der Makroebene (etwa Gorbatschows Kursänderung...) auf die Mikroebene (die Handlungsaussichten der DDR-Bürger) wirken. Dies führt zu bestimmten Verhaltensweisen (die DDR-Bürger wählen Protest), die wiederum einen Rückkopplungseffekt auf die Makroebene (Revolution und Regierungssturz) ausüben." Dabei spielen die Verknüpfungsregeln von Präferenzen eine wesentliche Rolle: es genügt nicht, die individuellen Präferenzen der Akteure zur Vorhersage kollektiver Ereignisse zu addieren. Diese Aussagen werden belegt, indem zunächst mittels eines nutzentheoretischen Modells die Entscheidungssituation der Akteure abgebildet wird. In einem zweiten Schritt wird die Frage nach geeigneten Verknüpfungsregeln der Präferenzen anhand des Schwellenwertmodells erörtert. (pag)