In: Integration: Vierteljahreszeitschrift des Instituts für Europäische Politik in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Europäische Integration, Band 28, Heft 2, S. 150-161
"'Soziale Marktwirtschaft' ist eines der vielen Ziele, auf die die Europäische Union im neuen Verfassungsvertrag verpflichtet wird. Es mag scheinen, als habe damit der nationale Sozialstaat endlich seine begriffliche Entsprechung auf der europäischen Ebene gefunden. Aber der Begriff der 'sozialen Marktwirtschaft' hat eine bundesdeutsche Geschichte. Ruft man diese in Erinnerung, werden die Verkürzungen sichtbar, die mit der verfassungsrechtlichen Verpflichtung auf eine 'soziale Marktwirtschaft' gegenüber derjenigen auf einen 'sozialen Staat' verknüpft sind. Zudem hat der Verfassungsvertrag keine Instrumente schaffen können, derer sich eine europäische Politik im Dienste 'sozialer Marktwirtschaft' bedienen könnte, wenn sie denn wollte. Schließlich können auch zwei andere Innovationen im Verfassungsvertrag, die sozialen Grundrechte und das offene Koordinierungsverfahren in der Sozialpolitik, keine neue Basis einer europäischen "sozialen Marktwirtschaft' liefern." (Autorenreferat)
Transnationalization of popular sovereignty is Jürgen Habermas' answer to the "postnational constellation". His position of a supranational constitutionalization has been critized from the perspective of popular sovereignty by political theorist Ingeborg Maus. Although from the view of democratic theory of highest interest, this debate has so far focused primarily on articulating prospective institutional and procedural designs or criticizing existing ones but has neglected to sufficiently address the problem of effective democratic access to the economic sphere. The aim of this paper is to strengthen popular sovereignty theory by confronting the two competing positions with insights from political economy on the background of the "new constitutionalism". We show that Maus' idea to cut back "new constitutionalism" to the form of international agreements without supranational institutions runs into the same problems of equality between states that Habermas faces with his idea of "global governance without government". We show also that a further unification of Europe as envisioned by Habermas is undermined by structural obstacles of capitalist economy that Habermas does not take into account. Therefore, both models, although contrary positions, share similar problems. It is our result that popular sovereignty theory must counter legitimatory and socioeconomic challenges simultaneously. --- This manuscript has been presented at the Research Seminar of ARENA, Centre for European Studies in Oslo. We are grateful for comments by the participants, especially Erik O. Eriksen and John Erik Fossum, and for comments on earlier drafts by Hans-Jürgen Bieling and Martin Höpner. Translated by Daniela Serra. ; A transnacionalização da soberania popular é a resposta de Jürgen Habermas para o fenômeno da "constelação pós-nacional". A posição de Habermas sobre a constitucionalização supranacional foi criticada, sob a perspectiva da soberania popular, pelo teórico da ciência política Ingeborg Maus. Até agora, na visão da "teoria democrática de maior interesse" esse debate se manteve focado em articular propostas de designs institucionais ou procedimentais, ou em criticar articulações já existentes. No entanto, a discussão acabou negligenciando o aspecto fundamental do acesso democrático efetivo à esfera econômica. Esse artigo tem por objetivo fortalecer a teoria da soberania popular ao tratar das duas posições concorrentes, sob a visão da econômica política, em um contexto do "Novo Constitucionalismo". Mostramos que a ideia de Maus para restringir o "Novo Constitucionalismo" aos acordos internacionais, sem instituições supranacionais, acaba se deparando com as mesmas questões de igualdade entre Estados com que Habermas lida em seu projeto de "Um governo global sem governante". Nós mostramos também, que uma unificação mais profunda da Europa, como Habermas idealizou, acaba enfraquecida por obstáculos estruturais da Economia capitalista, que o autor não leva em conta. Portanto, os dois modelos, mesmo que em posições contrárias, possuem problemas em comum. A conclusão que obtivemos é a de que a teoria da soberania popular precisa opor, ao mesmo tempo, desafios de cunho "legitimador" e "sócio-econômicos". --- Artigo apresentado no Seminário de Pesquisa ARENA, do Centro de Estudos Europeu em Oslo. Somos gratos aos comentários dos participantes, especialmente Erik O. Eriksen e John Erik Forssum, assim como os comentários em versões prévias de Hans-Jurgen Bieling e Martin Höpner. Tradução de Daniela Serra.
Das deutsche Arbeitsrecht enthält Regelungen über Mindeststandards, die nicht zuletzt einer Unterbindung transnationaler Lohnkonkurrenz dienen sollen. Einige dieser Regelungen (ArbZG, AÜG, AVE-Tarifnormen) können jedoch durch tarifliche Regelungen unterboten werden. Von anderen Regelungen (AEntG, MiArbG) wird behauptet, die Zulassung ihrer tariflichen Unterbietung sei verfassungsrechtlich geboten. Aufgrund der Laval-Entscheidung des EuGH muss jedoch jede Möglichkeit zur tariflichen Unterbietung auch U-ausländischen Tarifverträgen eröffnet werden. Das Gutachten analysiert zunächst kritisch diesen wenig beachteten Aspekt der Laval-Entscheidung. Anschließend werden ihre rechtlichen Auswirken im deutschen Arbeitsrecht aufgezeigt. Im dritten Teil werden rechtliche Möglichkeiten diskutiert, im Gegenzug zur Gleichbehandlung den Inhalt EU-ausländischer Tarifverträge oder die Tariffähigkeit EU-ausländischer Gewerkschaften zu kontrollieren. Beide Ansätze erweisen sich als allenfalls eingeschränkt tauglich. Am Schluss werden Empfehlungen für staatliche und gewerkschaftliche Politik skizziert.
Investigates how the values of the rule of law, solidarity and democracy can be understood in the European Union in order ensure the sustainability of the European political order.
Der aktuelle Band zur europäischen Gesellschaftsverfassung fokussiert den durch Privat-, Arbeits- und Wirtschaftsrecht strukturierten gesellschaftlichen Bereich als Gegenstand von Verfassungsrecht und Verfassungspolitik. Die Idee, dass die Verfassung eine "gesellschaftliche Verfassung" darstellt, ist heute durch die Prozesse weitreichender gesellschaftlicher Transnationalisierung und durch eine Fokusverschiebung auf Ausdifferenzierungsprozesse aus dem Blick geraten. Das gilt gerade im Bereich der Europäisierung des Rechts. Die Disziplinen des Verfassungs-, Privat-, Arbeits- und Wirtschaftsrechts haben allenfalls spezialistisch ihre eigene Europäisierung bearbeitet. Auf nationaler Ebene hat das Bundesverfassungsgericht im Urteil zum Vertrag von Lissabon lediglich negativ Kontrollbefugnisse des nationalen Parlaments eingefordert, die Dimension des europäischen Gesellschaftsverfassungsrechts dagegen ignoriert. Der neue Band sucht diese Lücke zu schließen. Die einzelnen Beiträge stellen die rechtspolitischen Auseinandersetzungen in den genannten Bereichen in ihrem gesellschaftlichen Kontext dar und konturieren die Möglichkeiten eines demokratischen und sozialen Gesellschaftsverfassungsrechts in Europa
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Die Eurokrise hat tiefgreifende Veränderungen im Gefüge von Institutionen und Kompetenzen in der Europäischen Union angestoßen, dafür stehen der 'Fiskalpakt' und die 'excessive imbalance procedure'. Ein effi zientes Governance-System hat sich aber bisher nicht herausgebildet. Die einzelnen Politikbereiche sind zudem innerhalb der EU unterschiedlich stark integrierbar. Zwischen Bereichen, in denen Zentralisierungstendenzen wünschenswert sind und solchen, in denen das Subsidiaritätsprinzip angemessen ist, muss klar unterschieden werden. Bei der Krisenbewältigung müssen demokratische Prinzipien dringend stärker beachtet werden.