Körperlichkeit in Interaktionsbeziehungen
In: Soziologie des Körpers, p. 166-188
Auf den allseits konstatierten und beklagten Bedeutungsverlust des Körpers, auf sein von "kulturwissenschaftlicher Ignoranz" begleitetes Verschwinden im Prozess der Modernisierung, folgt in letzter Zeit seine "Wiederentdeckung", die sich gegenwärtig zu einem regelrechten "Boom" ausgeweitet hat. Die schwankenden Ab- und Aufwertungen des Themas und die Fragmentierungen, Inbezugsetzungen und Vervielfältigungen des Körpers in den kulturwissenschaftlichen Konzeptionen lassen jedoch zwei grundlegende Aspekte unberührt. Erstens, das gebrochene Verhältnis des Menschen zur Natur im allgemeinen und zu seinem Körper im besonderen; und zweitens, die unhintergehbare Anwesenheit und umfassende Wahrnehmbarkeit der Körper in Face-to-face-Situationen. Beide Aspekte stellen die Handelnden vor ein ständig zu bewältigendes Problem. Aus der Thematik der Körperlichkeit in Interaktionssituationen diskutiert der vorliegende Beitrag ein zentrales Moment: Die Thematisierung der Körperlichkeit in Interaktionsbeziehungen muss sich auf die mit dem Körper und auf seiner Oberfläche sich der Deutung darbietenden Zeichen richten: auf die von der aktuellen Körpersoziologie bislang vernachlässigten Fragen nach dem Entwerfen und Darstellen, Deuten und Verstehen von Körperbildern in Interaktionssituationen. Die Autoren setzen am Ursprungsort der Körperbilder an: bei ihrer Bedeutung für die Positionierung, Bewegung und "Gesamtversetzung" der Handelnden; ihren eigentlichen Austragungsort; ihrer Darstellung, Deutung und Typisierung in Face-to-face-Situationen. Die Ausführungen schließen mit einem Ausblick auf die Bedingungen der Veränderung von Körperbildern durch deren zunehmende Präsentation in den audiovisuellen Massenmedien. (ICA2)