"Rationalisierung des Privatlebens": Betriebssozialpolitik und Betriebssozialarbeit am Beispiel der Firma Siemens, Berlin (1918-1945)
In: Politische Formierung und soziale Erziehung im Nationalsozialismus, S. 226-250
Am Beispiel der Firma Siemens und ihrer Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Machtapparaten wird gezeigt, "welche gesellschaftspolitischen Leitbilder der Rationalisierung des Privatlebens zugrunde gelegt und welche Methoden zu ihrer Umsetzung entwickelt wurden". Hierzu wird zunächst betriebliche Sozialpolitik als Familienpolitik und Geschlechterpolitik analysiert, der Zusammenhang von Rationalisierung und Privatleben skizziert, die exemplarische Bedeutung der Firma Siemens begründet und die Rolle der Deutschen Arbeitsfront (DAF) als Gegenspielerin des Unternehmens skizziert. Im folgenden wird anhand von Beispielen aus der Siemensschen Sozialpolitik die "familien- und geschlechterpolitische Bedeutung sozialer Rationalisierung" herausgearbeitet. Als Schnittstellen zwischen Betrieb und Familie werden hierbei angesprochen: (1) das Wohnen und seine Strukturierung durch den Werkswohnungsbau; (2) die Freizeit und ihre Ausgestaltung durch betriebliche Freizeitangebote; (3) betriebliche Gesundheitspolitik; (4) Werksfamilienfürsorge ("Siemens-Betriebspflege"). Konflikte zwischen Siemens und der DAF werden auf die unterschiedlichen Leitbilder eines fordistischen und eines nationalsozialistischen Rationalisierungsmodells zurückgeführt. (ICE)