Den globalen Wandel durch globale Strukturpolitik gestalten
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 52/53, S. 3-11
ISSN: 0479-611X
"Bis in die Neuzeit hat die menschliche Zivilisation 'nur' einzelne Arten, Gewässer oder Böden geschädigt. Seit Beginn der industriellen Revolution wurden jedoch ganze Ökosysteme vernichtet und planetarische Regelkreisläufe gestört. Dadurch können Dynamiken angestoßen werden, die die gesamte 'Betriebsweise' des Systems Erde gefährden. Diese globale Umwelttransformation ist eng verknüpft mit dem Wachstum der Weltbevölkerung, den weltweiten Lebensstiländerungen, mit dem weiter anwachsenden Nord-Süd-Gefälle und mit der ökonomischen Globalisierung - dieser Gesamtprozeß wird als 'Globaler Wandel' bezeichnet. Mit ihm sind Risiken (und Chancen) assoziiert, mit denen sich die Staatengemeinschaft dringend auseinandersetzen muß. Dazu sollten u. a. die 1992 auf dem Erdgipfel von Rio vereinbarten Maßnahmen der Agenda 21 umgehend konkretisiert und verstärkt umgesetzt werden. Darüber hinaus müßte jedoch über eine perspektivische 'planetarische Raumordnung' nachgedacht werden, welche es zuläßt, daß die stofflichen und energetischen Ressourcen der Erde am richtigen Ort durch den richtigen Nutzer ausgeschöpft werden. In diesem Zusammenhang ergäbe sich auch ein Konzept für den überfälligen Nord-Süd-Ausgleich. Für das Konzept und die Implementierung einer solchen Neuordnungsvorstellung leistet die aktuelle Debatte um eine 'globale Strukturpolitik', welche verstärkt auf die internationalen Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Entwicklung blickt, wertvolle Beiträge. Eine solche Politik kann aber nur erfolgreich sein, wenn sie hinreichende finanzielle Unterstützung erhält, wobei nicht nur die 'klassischen' Forderungen nach einer Aufstockung der Mittel für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit ins Auge zu fassen sind, sondern auch innovative Aquirierungsverfahren, wie etwa Steuern auf den internationalen Devisenhandel oder den Luftverkehr." (Autorenreferat)