Verschwindenlassen
In: Gewalt: ein interdisziplinäres Handbuch, S. 170-175
Im Rahmen des interdisziplinären Handbuchs zur Gewalt betrachtet der Beitrag das Phänomen des Verschwindenlassens. Die UN-Konvention gegen das erzwungene Verschwindenlassen definiert dieses Verbrechen als die Festnahme, Gefangenhaltung, Entführung von Personen oder jede andere Form von Freiheitsentzug durch einen Vertreter des Staates oder durch eine Person oder eine Gruppe von Personen, welche mit Ermächtigung, Unterstützung oder Duldung des Staates handeln, gefolgt von der Weigerung, diese Freiheitsberaubung anzuerkennen oder Auskunft über das Schicksal oder den Verbleib dieser Personen zu erteilen, was zur Folge hat, dass diese Person längere Zeit dem Schutz des Gesetzes entzogen wird. Die Opfer dieser Praktik der Gewalt sind somit nicht wirklich verschwunden, sondern Opfer einer systematischen Menschenrechtsverletzung geworden. Der Beitrag erläutert zunächst die Definition von "Verschwindenlassen" und die Kontexte ihrer Anwendung und wendet sich dann historischen Vorläufern und Fallbeispielen des Verschwindenlassens zu. Anschließend geht der Beitrag auf die psychosozialen Effekte des Verschwindenlassens ein und fragt abschließend nach Widerstandsmöglichkeiten und legalen Instrumenten gegen das Verschwindenlassen. (ICA2)