Die "Nationalsozialistische Revolution"
In: Kommunikation und Revolution, S. 335-358
Am 30. Januar 1933 wurde in Deutschland der nationalsozialistische Machtapparat etabliert. Die revolutionäre Qualität dieses Vorgangs wird hinterfragt. Ausgangspunkt ist der Befund, dass unterschiedliche konkurrierende Trägergruppen des gesellschaftlichen Umbaus über mehrere Monate hinweg die Vorgänge um den 30. Januar öffentlich zur Revolution erklärten. Es wird untersucht, welche Gruppeninteressen sich in dieser Kommunikation artikulierten und welche Politik mit dem Verständnis von "Revolution" durchgesetzt werden sollte. Dazu wird die SA als revolutionäre Basis überprüft. Die Reaktion der nationalsozialistischen Führung auf das Verhalten der SA wird in mehreren Stufen und hinsichtlich verschiedener Bedürfnisse bestimmt. Dabei zeigt sich, wie der Revolutionsbegriff von der SA zur Selbststilisierung gebraucht, dann von der Parteiführung der NSDAP bzw. durch Propagandaminister Goebbels übernommen und entwertet wurde. So wurden die reale Ebene des Staatsstreichs und die fiktionale Ebene der "nationalsozialistischen Revolution" zu einer Einheit zusammengeführt. (BB)