Politische Freiheit und gutes Leben: John Stuart Mills "teleologischer" Liberalismus
In: John Stuart Mill und der sozialliberale Staatsbegriff, S. 43-59
Obwohl John Stuart Mill die Demokratie vorbehaltlos unterstützte und sich ihr in seiner politischen Tätigkeit verschrieb, durchzieht sein gesamtes Denken die Sorge um gehaltvolle Individualität in einem Zeitalter der Gleichheit, um die geistige Freiheit des Einzelnen unter den Bedingungen politischer Freiheit für alle. Das noch heute Inspirierende an Mills Liberalismus ist, dass er dabei die Frage nach der Freiheit mit der nach dem Guten zu verbinden verstand - ohne den postmetaphysischen Abschied vom Absoluten rückgängig zu machen. Mills "teleologisches" Konzept gehaltvoller Freiheit und Individualität bleibt auch für den heutigen politischen Liberalismus unverzichtbarer Bezugspunkt. Von ihm erfährt er, worin die politische Gerechtigkeit ihr "Gutes" findet. Das gilt auch unverändert dann, wenn sich der historische Kontext erheblich geändert hat. Dann gilt es, die bleibenden Gehalte der Mill'schen Idee von Freiheit vom Viktorianischen Kontext zu lösen und soziologisch mit der veränderten modernen Gesellschaft in Beziehung zu setzen. (ICF2)