Fahnen, Bilder und Medaillen: Medien politischer Kommunikation im 19. Jahrhundert
In: Sozialwissenschaftliche Informationen: Sowi, Band 15, Heft 3, S. 17-27
ISSN: 0932-3244
"Symbole als Träger nichtsprachlicher Mitteilung sind so alt wie die uns bekannte Menschheitsgeschichte: 'Alles, was wir über das Ausdrucksbedürfnis des Menschen von der Anthropologie erfahren, deutet auf dessen Unersättlichkeit' (Pross 1974, S. 18). Dieser Eigenschaft sind die großen Weltreligionen mit Stiftung sinnträchtiger Symbole entgegengekommen - das christliche Kreuz mag dafür stehen. Fahnen begleiteten die Heere der Römer, Germanen, Araber und des Mittelalters. Seit der Erfindung des Buchdrucks trat zu den gegenständlichen Informationsträgern - abgezogen vom Hochschnitt oder Kupferstich - das vervielfältigte Bild hinzu, das in den polemischen Einblattdrucken und Flugschriften des Reformationszeitalters erstmals ein Massenmedium fand. Die große Französische Revolution 1789 bedeutete in der Entwicklung nichtsprachlicher Kommunikation Zäsur, Höhepunkt und Paradigma in einem: Sie schuf in Gestalt von blau-weiß-roten Fahnen, Abzeichen in Rosettenform (Kokarden), Sansculotten, Jakobinermützen, Medaillen und Anstecknadeln visuelle politische Symbole, die in bisher nicht gekanntem Maße das gesamte gesellschaftliche Leben durchzogen, und das - ungeachtet ihres nationalen Ursprungs - mit universalem Anspruch." (Autorenreferat)