Konzepte des nationaljüdischen Körpers in der frühen Weimarer Republik
In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft: ZfG, Band 56, Heft 1, S. 30-54
ISSN: 0044-2828
Im Mittelpunkt des Beitrags steht eine Analyse jüdischer Körpervorstellungen, wie sie in den Jahren 1918 bis 1925 von nationaljüdisch und zionistisch eingestellten Juden im deutschsprachigen Raum propagiert wurden. Neben programmatischen Schriften aus dem Umfeld des Zionismus wird vor allem die jüdische Publizistik ausgewertet. Hintergrund solcher körperpolitischen Positionen war die Befürchtung, eine unreflektierte und umfassende Assimilation werden das "wahre Judentum" in Mitteleuropa zum Verschwinden bringen. Auf die von antisemitischer Seite erhobenen Vorwürfe einer "Verweiblichung" reagierten Teile der jüdischen Gemeinschaft mit einer gesteigerten Maskulinisierung. Zudem waren die frühen Zionisten über eine vermeintlich anhaltende "Degeneration" ihres Volkes besorgt. Der sozialdarwinistische Diskurs um Körper, Geschlecht und Degeneration wurde nicht grundsätzlich abgelehnt. (ICE2)