"Obwohl oftmals vorhergesagt, sind die Erwerbsarbeit, soziale Klassen und die Arbeiterbewegung bis heute nicht verschwunden. Gleichwohl haben sie sich in ihrer Entwicklung - wie der Kapitalismus auch - vielfach gewandelt." (Autorenreferat)
"Das Szenario des 'Endes der Arbeitsgesellschaft' und das Leitbild der prekären Vollbeschäftigungspolitik sind gescheitert. Faire Löhne, sichere Beschäftigung, Bildungsinvestitionen und humane Arbeitsbedingungen weisen die richtige Richtung." (Autorenreferat)
Unter Rückgriff auf die Gewerkschaftskonzeption Wolfgang Abendroths setzt sich der Beitrag mit der Gewerkschaftspolitik kapitalistischer Demokratien auseinander. Nach einem Blick auf die Gewerkschaften im Finanzmarkt-Kapitalismus und auf die neuere Gewerkschaftsforschung wendet sich der Beitrag der Abendrothschen Gewerkschaftskonzeption zu, skizziert Abendroths Raster von Anforderungen an eine linke, klassenpolitisch orientierte Gewerkschaftsbewegung und zeichnet Abendroths demokratiepolitische Aufgabenbestimmung der Gewerkschaften nach. Als Fazit für das Denken Abendroths lässt sich festhalten: Abendroth bestimmt die generelle Gewerkschaftsfunktion in kapitalistischen Demokratien in einer marxistischen Traditionslinie. Der anschließende Teil des Beitrags geht auf die Aktualität Abendroths ein und betrachtet neuere Konzeptionen in diesem Bereich. Zunächst steht die gewerkschaftliche Interessenpolitik in der kapitalistischen Postdemokratie im Mittelpunkt der Überlegungen. Neben Crouchs Diskurs um die Postdemokratie verweist der Beitrag auch auf das Konzept und die Strategie einer Neuen öko-sozialen Wirtschaftsdemokratie. Auf eine Diskussion um Mitbestimmung und die Demokratisierung von Arbeit folgt ein Ausblick auf die Entwicklungen der Gewerkschaftspolitik in kapitalistischen Demokratien. (ICA2)
Der Beitrag diskutiert das Verhältnis von Sozialkritik und Gewerkschaften. Die Argumentation erfolgt dabei in folgenden Schritten: Zunächst (1) wird dem Zusammenwirken von Sozialkritik und der machtpolitischen Entwicklung der Gewerkschaften nachgespürt, um daraufhin nach den Revitalisierungsimpulsen der wissenschaftlichen und gewerkschaftsstrategischen Arbeit am Reformkonzept der "neuen Wirtschaftsdemokratie" für Sozialkritik und Gewerkschaftspolitik zu fragen (2). Daran schließend sich Überlegungen zur Rolle von Gewerkschaften bei der Implementierung wirtschaftsdemokratischer Konzepte an (3). Am Ende des Beitrags schließlich erfolgen Anregungen für die Gewerkschaftspolitik und Gewerkschaftsforschung (4). (ICB2)
"Das Szenario des 'Endes der Arbeitsgesellschaft' und das Leitbild der prekären Vollbeschäftigungspolitik sind gescheitert. Faire Löhne, sichere Beschäftigung, Bildungsinvestitionen und humane Arbeitsbedingungen weisen die richtige Richtung." (Autorenreferat, IAB-Doku)
In der Nach-Krisen-Ära kommt es zu einer arbeitspolitischen Problemzuspitzung. Die Akteure reagieren mit verschiedenen Strategieansätzen auf die veränderten Kontextbedingungen. Dabei können unterschiedliche Typen identifiziert werden. Der Cost-Cutting-Ansatz läuft im Kern auf eine Strategie hinaus, die mehr Wettbewerbsfähigkeit durch weniger Kosten, insbesondere Arbeitskosten, zu realisieren sucht. Demgegenüber teilt der innovations- und wettbewerbsorientierte Ansatz die Verbesserung der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit als Ziel, wählt jedoch einen anderen Weg zu dessen Erreichung. Statt Kostenwettbewerb dominiert der Blick auf Innovationen. Aber auch innovative Arbeit kann schlechte Arbeit sein. Deshalb kann idealtypisch eine weitere Variante beschrieben werden, die als arbeitskraftzentrierter Ansatz den Schutz und die Profilierung der Interessen der abhängigen Arbeit in den Mittelpunkt stellt. Innovationsorientierter und arbeitskraftzentrierter Ansatz weisen deutliche Überschneidungen auf. Beide lehnen quantitative Kostensenkungsstrategien ab und setzen auf die Produktivitätspotentiale innovativer Arbeitspolitiken. In der betrieblichen Realität sind sie in der Regel als Mischformen anzutreffen. ; An escalation of problems in the policy of work design is peaking in the after-crisis-era. The players are reacting with different strategies to the changed context conditions. Herein different types can be identified: The cost cutting approach aims at realizing a strategy of higher competitiveness through lower costs, especially in aspects of labour costs. On the other hand the goal of the innovative and competitive party is to improve the operational competitiveness, but chooses different means in achieving their goal. Instead of competition by pricing, the main aspect is innovation. But even innovative work can be bad work. Which is why another model can be described which puts the protection and bolstering of interests of the workers in a workforce centred context. Innovation oriented and labour centred approaches show considerable overlaps. Both reject quantitative cost cutting strategies and attach more importance to the potential of productivity in innovative work policies. In the operational environment you usually find hybrid forms implemented and in use.
"Die drastischen Reaktionen der Nationalstaaten auf die Finanz- und Schuldenkrise haben in der EU ein Stabilitätsregime begründet, das einer harten Grammatik des Autoritären folgt. Der Autor kritisiert den politischen Umgang mit der wirtschaftlichen Krise als zutiefst undemokratisch. Will Europa der Negativspirale durch Legitimationsverlust entgegenwirken, muss diese Entwicklung dringend korrigiert werden." (Autorenreferat)
In: AIS-Studien: das Online-Journal der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), Band 4, Heft 1, S. 48-57
In der Nach-Krisen-Ära kommt es zu einer arbeitspolitischen Problemzuspitzung. Die Akteure reagieren mit verschiedenen Strategieansätzen auf die veränderten Kontextbedingungen. Dabei können unterschiedliche Typen identifiziert werden. Der Cost-Cutting-Ansatz läuft im Kern auf eine Strategie hinaus, die mehr Wettbewerbsfähigkeit durch weniger Kosten, insbesondere Arbeitskosten, zu realisieren sucht. Demgegenüber teilt der innovations- und wettbewerbsorientierte Ansatz die Verbesserung der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit als Ziel, wählt jedoch einen anderen Weg zu dessen Erreichung. Statt Kostenwettbewerb dominiert der Blick auf Innovationen. Aber auch innovative Arbeit kann schlechte Arbeit sein. Deshalb kann idealtypisch eine weitere Variante beschrieben werden, die als arbeitskraftzentrierter Ansatz den Schutz und die Profilierung der Interessen der abhängigen Arbeit in den Mittelpunkt stellt. Innovationsorientierter und arbeitskraftzentrierter Ansatz weisen deutliche Überschneidungen auf. Beide lehnen quantitative Kostensenkungsstrategien ab und setzen auf die Produktivitätspotentiale innovativer Arbeitspolitiken. In der betrieblichen Realität sind sie in der Regel als Mischformen anzutreffen.
"Auch in Deutschland haben Wohlfahrtsstaat und Gewerkschaften im Übergang zum Finanzmarkt-Kapitalismus grundlegende Veränderungen durchgemacht, die trotz der Ansehensgewinne infolge sozialpolitischer und gewerkschaftlicher Beiträge zur Krisenbekämpfung nicht vernachlässigt werden sollten. Gestützt auf einen machtressourcen-theoretischen Ansatz formuliert der Beitrag in der These von der Downsizing-Spirale die Auffassung, dass die Liberalisierung wohlfahrtsstaatlicher Sektoren im konservativ-korporatistischen Wohlfahrtsregime die Erosion gewerkschaftlicher Macht deutlich befördert hat, während der Verlust der Gewerkschaften an Arbeitsmarkt-, Organisations- und institutioneller Macht ihre Fähigkeit begrenzte, dem Ab- und Rückbau des Wohlfahrtsstaates entgegenzutreten. Da den gewerkschaftlichen Machtverlusten die Transformation des Wohlfahrtsregimes zugrunde liegt, dürfte eine Revitalisierung der Gewerkschaften nicht ohne eine erneuernde Reform des Wohlfahrtsstaates zu haben sein. Das spricht, so eine zentrale Schlussfolgerung, für ein verstärktes sozialpolitisches Engagement der Gewerkschaften." (Autorenreferat)
"Wollen die Gewerkschaften in der Kapitalismuskrise als konstruktive Vetospieler zur Krisenbewältigung beitragen, sind die Stabilisierung ihrer Organisationsmacht und die Demokratisierung des Wirtschaftlichen unverzichtbar." (Autorenreferat)