Alte Eliten in jungen Demokratien und neuen Autokratien: zur Rolle alter und neuer Führungsgruppen in den Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas
In: Res publica semper reformanda: Wissenschaft und politische Bildung im Dienste des Gemeinwohls ; Festschrift für Heinrich Oberreuter zum 65. Geburtstag, S. 149-157
Der Beitrag rekapituliert den Stand der Eliteforschung in den jungen Demokratien der postkommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas. Generell sind die Transformationsprozesse dort vielfach noch nicht abgeschlossen, die politisch-parlamentarischen und rechtsstaatlichen Institutionen noch nicht überall fest etabliert, vielmehr oft defizitär. Die freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Strukturen sind noch keineswegs gesichert, eine demokratische politische Kultur ist weithin noch nicht eingespielt und institutionalisiert, auch wenn die Oberflächen der Systeme so erscheinen. Stattdessen sind altes Denken, autoritäre Verhaltensmuster von oben und unten, Verharmlosung oder gar Verklärung der kommunistischen Diktatur und nicht zuletzt alte Seilschaften noch vielfach virulent. Der Beitrag beschreibt in knapper Form, welche Art Eliten die Führung in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft wahrnehmen und in welchem Geiste die neuen demokratisch-marktwirtschaftlichen Ordnungen implementiert werden. Eliteforschung wird so in den jungen Demokratien zur vorausschauenden Demokratieforschung. Letztlich geht es ihr um die Frage: Tragen die gegenwärtigen Eliten in den jungen Demokratien, alte oder neue oder beide zusammen, dazu bei, dass diese sich demokratisch und rechtsstaatlich konsolidieren - oder dazu, dass sich in ihnen neben demokratischen Oberflächenstrukturen traditionelle, oligarchische oder autoritäre Grundstrukturen erhalten? (ICA2)