Wie ist Globalisierung möglich? Zur Entstehung globaler Vergleichshorizonte am Beispiel von Wissenschaft und Sport
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 63, Heft 3, S. 359-394
ISSN: 0023-2653
Der Aufsatz geht von der Prämisse aus, dass Globalisierung ein unwahrscheinliches Phänomen ist und fragt, unter welchen historischen Konstellationen diese Unwahrscheinlichkeitsschwelle dennoch überwunden werden konnte. Der Erklärungsgegenstand ist nicht faktische Globalisierung im Sinne einer räumlich verstandenen weltweiten Ausdehnung, sondern die Formation potenziell globaler Vergleichszusammenhänge. Wir beantworten diese Frage am Beispiel von (Natur-)Wissenschaft und Sport. Dazu stellen wir in Abschn. 2 ein allgemeines Erklärungsmodell vor, das sich auf die Entstehungsbedingungen von Globalisierungsdynamiken bezieht. Ausgehend von der Unterscheidung zwischen einer Vernetzungs- und einer Beschreibungsdimension von Globalisierung rückt dieses Modell die Bedeutung öffentlicher Vergleichsdiskurse in den Vordergrund. In Abschn. 3 wenden wir das Erklärungsmodell auf die beiden Fallbeispiele an und zeigen, dass und weshalb der Schwerpunkt der Entstehung potenziell globaler Vergleichszusammenhänge in beiden Feldern im späten 19. Jahrhundert lag. In Abschn. 4 formulieren wir einige Vermutungen darüber, inwieweit sich das Modell auch auf andere Felder übertragen lässt und welches Licht es auf faktische globale Expansionsprozesse wirft.