Der Beitrag untersucht die Politik in zusammengesetzten Politien, also multiple Jurisdiktionen in derselben territorialen Einheit, beispielsweise föderale Systeme mit ausgeprägter politischer Handlungsfähigkeit der Gliedstaaten sowie regionale Systeme mit beträchtlicher Autonomie der Provinzen bzw. Regionen. Die Analyse erfolgt aus der Perspektive der Organisationstheorie und greift dabei auf den Transaktionskostenansatz zurück. Im Folgenden wird am Beispiel von drei Problembereichen die Nützlichkeit des theoretischen Ansatzes für die Analyse der Organisation der Politik in zusammengesetzten Politien illustriert, wobei auch einige Hinweise zur Verbesserung der politischen Praxis gegeben werden. Die Untersuchungsgegenstände sind (1) die Diskussion über die Reform des deutschen Föderalismus, (2) die Debatte um die Zukunftsfähigkeit des deutschen Verbändekorporatismus vor dem Hintergrund zunehmender europäischer Integration und schließlich (3) die Befürchtung des politischen Bedeutungsverlustes der Parlamente als Kerninstitutionen der repräsentativen (parlamentarischen) Demokratie. Die Studie macht deutlich, dass die Qualität der Politik in zusammengesetzten Politien einen doppelten Verlust verzeichnet: einerseits durch zunehmende Ineffektivität der Regierungsarbeit aufgrund horizontaler Verflechtungen mit anderen Verfassungsinstitutionen bei gleichzeitig unterdefinierten vertikalen Agenturbeziehungen und andererseits durch steigenden parlamentarischen Kontrollverlust. Die politische Kette der Prinzipal-Agenten-Beziehungen weist damit sowohl im Verhältnis Parlament-Regierung als auch in der Beziehung Regierung-Verwaltung erhebliche Schwachstellen auf, die sowohl die Effektivität der Politik als auch deren demokratische Legitimation beeinträchtigen. (ICG2)
Als Kontrapunkt zum "vielstimmigen Lobgesang auf die Kontinuität unserer Republik" vertritt der Verfasser die These, die materielle Politik nach der Wiedervereinigung 1989 spiegele den Wandel zu einer "anderen Republik" wider. Er sieht die Wiedervereinigung als Beschleuniger oder Katalysator für einen grundlegenden politischen Wandel, den er vor allem in drei Bereichen verortet: der Wirtschafts- und Sozialverfassung (Abschied vom "alten" Sozialstaatsmodell), der föderalen Struktur der Bundesrepublik (Finanzausgleich) und der politischen Kultur (Ost-West-Spaltung). (ICE)
Seit 1991 werden durch das NIFA-Panel die technischen und organisatorischen Veränderungen in den Betrieben des deutschen Maschinenbaus durch eine jährliche Wiederholungsbefragung erhoben. Auf dieser empirischen Grundlage lassen sich auch der Verlauf der Krise in den Jahren 1992-94 und deren Überwindungsstrategien nachzeichnen. Im Gegensatz zur Automobilindustrie sind dabei keine einheitlichen Muster erkennbar. Während die Automobilhersteller sich bei der Umgestaltung vorwiegend an der "Lean"-Philosophie orientiert und arbeitsorganisatorisch auf das Konzept der Gruppenarbeit in unterschiedlichen Varianten gesetzt haben, haben sich solche Umstrukturierungskonzepte im Maschinenbau nicht flächendeckend durchgesetzt. Verantwortlich sind dafür die Produkt- und Produktionsstrukturen im Maschinenbau, die überwiegend durch Unikat- und Kleinserienfertigung gekennzeichnet sind. Für diese Strukturen ist offensichtlich das "Lean"-Konzept nur sehr eingeschränkt brauchbar. Diese transaktionskostentheoretisch begründbare Feststellung wird durch die Beobachtung unterstützt, daß Betriebe mit Massenfertigung in weit größerem Umfang dieses Konzept umgesetzt haben. Für die große Zahl der Unikat- und Kleinserienfertiger ergeben sich deshalb weiterhin Produktivitätsdilemmata und Ineffizienzfallen, die sich in exzessiver Produktdifferenzierung, überzogener Spezialisierung und zunehmender Marktschrumpfung äußern. In diesem Sinne ist die Krise zwar ökonomisch überwunden, aber die strukturellen Probleme sind bei einem großen Teil der Branche nicht beseitigt. (WSI-Mitteilungen / FUB)
"Ein Überdenken der bisherigen Instrumente der Arbeitsmarktpolitik ist notwendig. Obwohl die Zahl der Erwerbstätigen kräftig steigt, ist die Zahl der Arbeitslosen in den alten Bundesländern (ca. 1,7 Mio.) nicht entsprechend gesunken. Diese Tatsache verlangt nach einer Erklärung, die möglicherweise die Theorien des segmentierten Arbeitsmarktes liefern können. Die Segmentationsprozesse am Arbeitsmarkt stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Analyse. Nachdem zunächst die im Zeitverlauf steigende Zahl von sog. Problemarbeitslosen belegt wird, wird die 'Erfolgsbilanz' der Bundesanstalt für Arbeit auf dem Gebiet der aktiven Arbeitsmarktpolitik kritisch kommentiert. Es zeigt sich, daß vor allem das Auseinanderfallen zwischen angebotener und nachgefragter Qualifikation bei den Problemgruppen die segmentierten Strukturen des dualen Arbeitsmarktes verstärkt. Folglich werden Qualifizierungsmaßnahmen gefordert, die möglichst betriebsnah durchgeführt werden sollten. Hierzu müßten die entsprechenden institutionellen Voraussetzungen durch Kooperation von Bundesanstalt, Wirtschaft (Betrieben) und Gewerkschaften geschaffen werden. Die bisherigen Aktivitäten auf diesem Gebiet wurden durch institutionelle Barrieren behindert. Dazu gehört der 'budgetäre Verdrängungsmechanismus' zu Ungunsten der aktiven Arbeitsmarktpolitik im Haushalt der Bundesanstalt ebenso wie die einschlägigen Verbote der Förderung betrieblicher Maßnahmen im Arbeitsförderungsgesetz. Für eine Steigerung der Maßnahmeneffizienz scheint eine integrierte Kostenrechnung für alle Träger und Aktivitäten unerläßliche Voraussetzung zu sein. Als Fazit wird festgehalten, daß eine Qualifizierungsstrategie des geschilderten Typs zur Lösung der Arbeitsmarktprobleme politisch vernünftiger ist als weitgehende Lohn- und Beschäftigungsflexibilisierungen." (Autorenreferat)
"Die Segmentationsprozesse am Arbeitsmarkt stehen im Mittelpunkt der Analyse. Nachdem zunächst die im Zeitverlauf steigende Zahl von sog. Problemarbeitslosen belegt wird, wird die 'Erfolgsbilanz' der Bundesanstalt für Arbeit auf dem Gebiet der aktiven Arbeitsmarktpolitik kritisch kommentiert. Es zeigt sich, daß vor allem das Auseinanderfallen zwischen angebotener und nachgefragter Qualifikation bei den Problemgruppen die segmentierten Strukturen des dualen Arbeitsmarktes verstärkt. Folglich werden Qualifizierungsmaßnahmen gefordert, die möglichst betriebsnah durchgeführt werden sollten. Hierzu müßten die entsprechenden institutionellen Voraussetzungen durch Kooperation von Bundesanstalt, Wirtschaft (Betrieben) und Gewerkschaften geschaffen werden. Die bisherigen Aktivitäten auf diesem Gebiet wurden durch instutitionelle Barrieren behindert. Dazu gehört der 'budgetäre Verdrängungsmechanismus' zuungunsten der aktiven Arbeitsmarktpolitik im Haushalt der Bundesanstalt ebenso wie die einschlägigen Verbote der Förderung betrieblicher Maßnahmen im Arbeitsförderungsgesetz. Für eine Steigerung der Maßnahmeneffizienz scheint eine integrierte Kostenrechnung für alle Träger und Aktivitäten unerläßliche Voraussetzung zu sein. Als Fazit wird festgehalten, daß eine Qualifizierungsstrategie des geschilderten Typs zur Lösung der Arbeitsmarktprobleme politisch vernünftiger ist als weitgehende Lohn- und Beschäftigungsflexibilisierungen." (Autorenreferat)