Gewalt- und Friedensforschung: funktioniert der entwicklungstheoretische Kompass?
In: Friedens- und Konfliktforschung, S. 139-182
Die Verfasserin thematisiert die Bedeutung von Entwicklungstheorien für die Gewalt- und Friedensforschung. Ein Beispiel hierfür ist Senghaas' Dependenztheorie, die Eingang in die Entwicklungstheorie gefunden hat. Die Verfasserin postuliert, dass sich entgegen den Annahmen der entwicklungstheoretisch begründeten kritischen Friedensforschung Gewalthandeln unter gewissen Bedingungen einhegen lässt. Auch die Forschung zu den "neuen Kriegen" blickt zu einseitig auf das Phänomen der Gewalt. Die Verfasserin sieht die Zukunft der Entwicklungsforschung in einem holistischen Ansatz der Gewaltanalyse und bringt den Rentenansatz als möglichen makrotheoretischen Ansatz der Entwicklungsforschung ins Spiel. Ihrer Meinung nach muss das Phänomen der Gewalt stärker ins Verhältnis zu sozioökonomischen Strukturfaktoren gesetzt werden. Der rentenökonomische Ansatz bietet sich auch deshalb an, weil durch ihn der historisch lange und gewaltsame Weg zur kapitalistischen Vergesellschaftung nachgezeichnet werden kann. Kriegerische Gewalt in Entwicklungsländern ist an alte Agrar- und Rohstoffrenten und heutige Gewaltkriminalität an neue, mit der Globalisierung verbundene Drogen-, Finanz- und Gastarbeiterrenten gebunden. Die Zukunft der Entwicklungsforschung als Friedensforschung liegt in solchen Ansätzen, die mittels mikrosoziologischer oder ethnografischer Methoden die Gewalttäter stärker ins Blickfeld rücken. (ICE2)